Genette- Discours vs. histoire (Erzähltextanalyse) PDF

Title Genette- Discours vs. histoire (Erzähltextanalyse)
Course Einführung in die germanistische Literaturwissenschaft
Institution Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Pages 2
File Size 119.1 KB
File Type PDF
Total Downloads 34
Total Views 124

Summary

Unterscheidung zwischen Discours und Histoire nach Gérard Genette zur narratologischen Analyse eines Erzähltextes....


Description

Genette

Discours

Histoire

WIE wird der Inhalt erzählt? Das Erzählen, erzählerische Gestaltung

WAS ist der Inhalt? Das Erzählte, Struktur des Erzählten

1) Stimme: Wer spricht? / Wer sagt ich? / Wer könnte ich sagen? a) Stellung des Erzählers zum Geschehen → Heterodiegetischer Erzähler: - Nicht Teil der erzählten Welt - 3.Person (Erzähler kann als „Ich“ hervortreten, um seine Meinung zu äußern) → Homodiegetischer Erzähler: - Teil der erzählten Welt - Entweder unbeteiligter Beobachter, Nebenfigur oder Hauptfigur → kann seine Position im Laufe der Handlung ändern → Autodiegetischer Erzähler: - Hauptfigur - V.a. in autobiographischen Texten b) Ebene der erzählerischen Kommunikation → Extradiegetische Ebene - Erzähler wendet sich an einen Erzähladressaten (impliziten Leser) - Standpunkt außerhalb der erzählten Welt - Rahmenerzählung → Intradiegetische Ebene - 1. Handlungsebene - Oft noch einmal der Erzähler der extradiegetischen Ebene (homo- oder autodiegetisch) - Erzählendes Ich (Gegenwart) vs. Erzähltes Ich (Vergangenheit) → Intradiegetischer narrativer Diskurs: - Erzählung in einer Erzählung (Binnenerzählung) --> Geschichte ist situiert auf Hypo/Metadiegetischer Ebene (dort kann wieder der intradiegetische Erzähler auftreten) → Metalepse: Normalerweise wissen die intradiegetischen Erzähler nicht, dass sie Teil einer erzählten Geschichte sind: Bei Überschreitung dieser Grenze --> Zerstörung einer Illusion

1) Figuren: Fiktive Personen, die zur Handlung beitragen → Charakterisierung: Implizit (Kommentare des Erzählers) vs. Explizit (Rekonstruktion aus dem Verhalten einer Figur) -Blick auf Stoffgeschichte, wenn die Figur eine literaturhistorische Vergangenheit hat -Selbst- vs. Fremdcharakterisierung → Figurenkonstellation: Bedeutung der Figur im Figurengeflecht, Übersicht über Konflikte und Allianzen -Leitfragen: Welche Figuren gibt es und auf welcher Ebene (wirtschaftlich, emotional…) stehen sie zueinander? Beruhen die Beziehungen auf Gegenseitigkeit? Welchen Wert haben sie füreinander und wie beeinflussen sie sich? Gibt es Oppositionen?

2) Zeit a) Ordnung: Reihenfolge der Erzählung → Anachronie: Überbegriff für den Bruch der chronologischen Ordnung

2) Handlungselemente: Zerlegung der Handlung in Motive, deren Beziehung untereinander macht die Handlung aus → Motive: kleinste Handlungseinheiten a) Arten der Beziehungen → Chronologische Beziehung: Motive in ihrer zeitlichen Abfolge → Geschehen → Kausale Beziehung: Bestimmte Motive werden durch andere, frühere Motive ausgelöst und sind verknüpft → Freie Motive: Sie hängen kausal nicht mit anderen Motiven zusammen, sondern dienen der Gestaltung und können die Plausibilität erhöhen (Realitätseffekt) b) Plot: Eine bzw. mehrere Ketten von Ereignissen innerhalb des Geschehens, die zueinander in einem Verhältnis von Ursache und Wirkung stehen → Strukturanalyse: Ziel ist die Herausarbeitung des Plots: - Leitfragen: Wie ist die Gesamtgestalt (linear, zirkulär, episodisch…)? Bei mehreren Handlungslinien: Sind sie abhängig voneinander? Wo sind die Wendepunkte/ Wo

→ Analepse: Nachträgliche Darstellung des Früheren → Prolepse: Vorschau, Vorwegnahme des Späteren b) Verhältnis von Erzählzeit und erzählte Zeit → Erzählte Zeit: Ereignisse der erzählten Welt → Erzählzeit: Zeitraum des Vorgangs des Erzählens bzw. Lesens c) Dauer → Zeitdeckendes Erzählen: Zeiten sind gleich lang → Zeitraffung: Erzählzeit ist kürzer --> Extremfall Ellipse: Vorgänge in der erzählten Welt werden ausgelassen → Dehnung: Erzählzeit ist länger --> Extremfall Pause: Erzählerrede, die keine Vorgänge der erzählten Welt beschreibt

verändert sich der Konflikt? Wie ändern sich die Figurenkonstellationen?

3) Modus a) Distanz: Grad der Mittelbarkeit (verschiedene Präsenz des Erzählers) → Direkte Rede: unmittelbarste Form der Redewiedergabe --> Figuren dominieren → Indirekte Rede: berichtende, distanzierte Redewiedergabe → Erlebte Rede: Erzählerbericht in der 3. Person → Resümierende Rede: Erzähler dominiert b) Fokalisierung: Blickwinkel auf das Geschehen, „Wer sieht?“ → Externe Fokalisierung: Außenansicht, Wissen des Erzählers < Figur → Interne Fokalisierung: Aus dem Blickwinkel einer Figur, Wissen des Erzählers = Figur → Nullfokalisierung: Einblick in die Gedankenwelt und Wahrnehmung, Wissen des Erzählers > Figur

Gröne, Maximilian/ Reiser, Frank (2012): Französische Literaturwissenschaft. Eine Einführung. Dritte Auflage. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag, S. 135-148....


Similar Free PDFs