Graphematik und Orthographie PDF

Title Graphematik und Orthographie
Author Laura Chittaro
Course Fachwissenschaft Deutsch
Institution Fachhochschule Nordwestschweiz
Pages 3
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Summary

Herbst und Frühlingssemester
Zusammenfassung für Prüfung...


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Graphematik und Orthographie

Lisa Locher

Graphematik und Orthographie Hahnemann/Philippi: (S. 50 u. S. 59-66) 1. Graphematik (geschriebene Sprache) Kehrseite der Phonologie (gesprochene Sprache) Graphematik ist die Lehre von der Schrift. Untersucht werden die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten eines Schriftsystems. Es geht nicht um die individuellen Schriftzeichen (Graphe), sondern um Abstraktionen von Schriftzeichen (Grapheme). 2. Graph: kleinste schriftlich realisierte Einheit  Buchstabe Graphem: kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit der SCHRIFTsprache.  werden beide in spitzen Klammern geschrieben: < > 3. Allographen: Graphe die für das selbe Graphem stehen. Machen nicht die Unterschiede der Buchstaben aus, sondern deren Schreibweise: klein/gross oder Schriftart -> sau - Sau, rot – rot z.B.: a / aa / ah sind Allographen des Phonems /a/ und das Phonem /f/ kann auch durch das Allograph /v/ wiedergegeben werden. Die Vertauschung der Allographen führt nicht zu einer Bedutungsänderung. 4. Phon – Graph: Phon = jeder Laut / Graph = jedes Schriftzeichen Phonem – Graphem: Bestimmten Phonemen (Lauten) werden bestimmte Grapheme (Zeichen) zugeordnet. Das Wort „schön“ besteht z.B. aus drei Phonemen: /∫ø:n/. Dabei wird /∫/ mit dem Graphem wiedergegeben, für /ø:/ steht das Graphem und für /n/ . Die Zuordnung eines Graphems zu einem Phonem ist aber nicht immer ganz einfach. Wann ein steht, ein steht lässt sich nicht allein aus der Lautung ableiten. So gibt es Schreibzeichen für einfache Schreibungen und Schreibzeichen für schwierige Schreibungen. Allophon – Allograph: Die Aussprache des Lautes „rot“ mit Zungenspitzen- oder Zäpfchen-(r) unterscheidet sich erheblich ein Bedeutungsunterschied entsteht dabei aber nicht. Bei den beiden (r)-Lauten handelt es sich also um zwei Variante ein und desselben Phonems, um zwei Allophone.  Schreibtechnische Varianten eines Graphems. Z.B.: Druckbuchstabe vs. Schreibschrift , aber auch die Varianten einer graphematischen Form z.B. Orthographie vs. Orthografie. Auch die Gross- Kleinschreibung wird dazugerechnet. 5. Um schreiben und lesen zu lernen. 6. GPK (Graphem-Phonem-Korrespondenz): Idealfall: Jedem Phonem/ jeder Phonemfolge der gesprochenen Sprache wird ein Graphem/ eine Graphemfolge der geschriebenen Sprache zugeordnet. /e:/ → /ve:k/  /u:/ → /hu:t/  Probleme der GPK: - Anzahl der Phoneme ≠ Anzahl der Grapheme Phoneme: 38-40 (je nach Zählung) 1

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Grapheme: 29 – 30  Mehr Phoneme als Grapheme: Mehrere Grapheme müssten ein Phonem bilden. „ch“ = ein Laut und ein Graphem „sch“ = ein Laut und ein Graphem - Ein Graphem für verschiedene Phoneme: Dach /X/ Lerche /ç/ Christ /k/ Charme /ʃ/ Chip /tʃ / bzw. /t/ + /ʃ/ -Ein Teil der fehlenden Grapheme wird durch Graphemfolgen (Buchstabenfolgen) realisiert: / ʃ / /ç / -Unterschiedliche Grapheme für ein Phonem: /i:/ mir Liebe ihre - Grapheme ohne entsprechendes Phonem: /hǿ:ər/ ohne /h/  höher

7. Welches sind nun die einfachen und welches die schwierigen Grapheme? Grapheme werden in zwei Gruppen geteilt: Basisgrapheme und Orthographeme. Als Basisgrapheme bezeichnet man diejenigen Grapheme, die statistisch gesehen ein Phonem am häufigsten repräsentieren (Verschriftlichung). Alle statistisch seltenen Grapheme (weitere Varianten), die sich auf dasselbe Phonem beziehen, werden als Orthographeme gesehen. Die meisten Grapheme sind schon an ihrer äusseren Form zu erkennen. Hierzu zählen Konsonanten- und Vokalverdoppelungen , , , , ... so wie die Erweiterung durch das sogenannte Dehnungs-h , , ... Basisgraphem Kuchen Othographem Kuh 8. Es gibt aber auch Grapheme die erst unter Berücksichtigung des Phonems, für das sie stehen zum Orthographen werden. Das ist z.B. in Garten ein Basisgraphem, in Berg aber ein Orthographem weil es hier das Phonem /k/ repräsentiert.

9. Die Orthographie greift bei diesen Schwierigkeiten mit den Prinzipien der Orthographie ein. Die Prinzipien der Orthographie sind nicht als Regeln zu verstehen. Sie sagen nicht wann welches Basisgraphem und wann welches Orthographem verwendet wird. Sie helfen lediglich die Regeln der deutschen Rechtschreibung bzw. die Ausnahmen von diesen Regeln zu verstehen.

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10. Prinzipien: allgemeine Grundkonzepte Regeln: setzten Prinzipien in konkrete Schreibanweisungen um Erst wenn etw. geschrieben ist, weiss ich nach welcher Regel es geschrieben wurde. 11. Phonetisches Prinzip: „Schreibe, was du hörst!“ /kʊnst/  Wichtigstes Prinzip der deutschen Rechtschreibung. Es besagt, dass jedes Phonem durch ein bestimmtes Graphem (sein Basisgraphem) wiedergegeben wird. Morphematisches Prinzip: "Schreibe Wortstämme möglichst gleich!" fahren, Fahrrad, Gefährt, Gefährte Wald /t/ - Wälder /d/, Balg /k/ – Bälger /g/ gleich, trotz Auslautverhärtung Das Prinzip besagt, dass die Schreibweise von Morphemen – und in diesem Fall die Schreibung des Wortsatemmes – in den Ableitungen konstant bleibt. Die Faustregel „einmal so“ = „immer so“ (einmal d immer d) ist in diesem Prinzip begründet. Syllabisches Prinzip (Konsonanten im Silbengelenk werden verdoppelt): „Achte auf die Silben im Wort!“ Silbengelenk (Silben verdoppelt) /halle/  Dehnung (mit „h“) /Ruhe/  Diesem Prinzip zufolge kennzeichnet der Buchstabe „h“ die Silbengrenze zwischen zwei Vokalen (z.B. in „sehen“) und die Worttrennung am Zeilenende erfolgt meist nach Sprechsilben. (Weitere Prinzipien: Semantisches Prinzip  „Schreibe Ungleiches ungleich!“ Grammatisches Prinzip  „Schreibe Nomen gross!“ „Schreibe nach Punkt gross!“ „Schreibe Satzanfänge gross!“ Herkunftsprinzip  Originalschreibung übernehmen. Empfehlenswert: Spaghetti und nicht Spagetti Restaurant und nicht Restorant)

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