Perioden der Römischen Rechtsgeschichte PDF

Title Perioden der Römischen Rechtsgeschichte
Course Römische Rechtsgeschichte und ausgewählte Gebiete des Personen- und Familienrechts
Institution Universität Wien
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Summary

VO Römische Rechtsgeschichte
SoSe 2021
Königszeit
Perioden der Römischen Rechtsgeschichte...


Description

UNIV. PROF. PD. DR. PHILIPP SCHEIBELREITER INSTITUT FÜR RÖMISCHES RECHT UND ANTIKE RECHTSGESCHICHTE

Schenkenstraße 8 – 10, 1010 Wien Tel. 0043 - 1 - 4277/ 34443 [email protected]

030822 VO Römische Rechtsgeschichte – SoSe 2021 – Montag 13:30-15:00 Perioden der Römischen Rechtsgeschichte Publius Cornelius Tacitus (56 – ca. 118 n.Chr.), Annalen 1,1 Urbem Romam a principio reges habuere;

Die Stadt Rom beherrschten am Anfang Könige.

libertatem et consulatum L. Brutus instituit. dictaturae ad tempus sumebantur;

Die Freiheit und das Konsulat begründete Lucius Brutus. Auf Diktaturen wurde nur beizeiten zurückgegriffen.

neque decemviralis potestas ultra biennium, neque tribunorum militum consulare ius diu valuit. non Cinnae, non Sullae longa dominatio;

Und weder galt die Herrschaft der zehn Männer (decemviri) länger als zwei Jahre, noch galt die konsularische Macht der Kriegstribunen lange. Weder Cinnas noch Sullas Herrschaft war von Dauer;

et Pompei Crassique potentia cito in schnell ging die Macht des Pompeius und des Caesarem, Lepidi atque Antonii arma in Crassus auf Caesar, die Waffengewalt des Augustum cessere, Lepidus und des Antonius auf Augustus über, qui cuncta discordiis civilibus fessa nomine der jetzt alles zusammen – müde, wie es war von den Bürgerkriegen – unter dem Namen principis sub imperium accepit. Princeps unter seine Herrschaft nahm. Sed veteris populi Romani prospera vel adversa claris scriptoribus memorata sunt; temporibusque Augusti dicendis non defuere decora ingenia, donec gliscente adulatione deterrerentur. Tiberii Gaique et Claudii ac Neronis res florentibus ipsis ob metum falsae, postquam occiderant, recentibus odiis compositae sunt. inde consilium mihi pauca de Augusto et extrema tradere, mox Tiberii principatum et cetera, sine ira et studio, quorum causas procul habeo.

Die glückbringenden und die gegenteiligen Taten des alten römischen Volkes wurden von berühmten Schriftstellern für die Nachwelt überliefert. Und auch der Beschreibung der Zeit des Augustus ermangelte es nicht an vorzüglichen und begabten Männern bis diese durch glorifizierende Schmeichelei abgeschreckt wurden. Die Regierungszeiten des Tiberius und Gaius, des Claudius und Nero wurden aus Furcht verfälscht, solange sie selbst in der Blüte standen, und nachdem sie zusammengefallen waren, wurden sie noch mit aktuellem Hass gefüllt dargestellt. Daher mein Entschluss, wenig und nur die letzten Jahre über Augustus, dann über die Regierungszeit des Tiberius und das Übrige ohne Zorn und Übereifer zu berichten. Gründe für beides liegen mir fern. 1

1. Verfassungsrechtlich: orientiert sich an der Staatsform und ihren Institutionen a. Königszeit: 753 (21. April) – 510 v. Chr. b. Republik: 510 v. Chr. – 31 v. Chr. / 27 v. Chr. / 14 n. Chr. c. Prinzipat: 27 v. Chr. – 284 n. Chr. d. Dominat: 284 – 527 n. Chr. e. Justinianische Zeit: ab 527 n. Chr.

2. Privatrechtsgeschichtlich a. Altrömisches Recht: 753- 3. Jh. v. Chr. (Königszeit und ältere Republik) b. Vorklassisches Recht: 3 Jh. – 1. Jh. v. Chr. (Mittlere Republik) c. Klassisches Recht: 1. Jh. v. Chr. – 284 n. Chr. (Späte Republik und Prinzipat) d. Nachklassisches Recht: 284-527 n. Chr. (Dominat) e. Justinianisches Recht: ab 527 n. Chr. (Justinianische Zeit)

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Die Königsgesetze („leges regiae“) D. 1.2.2.2 (Pomponius libro singulari enchiridii) Et ita leges quasdam et ipse (sc. Romulus) curiatas ad populum tulit: tulerunt et sequentes reges. Quae omnes conscriptae extant in libro Sexti Papirii, qui fuit illis temporibus, quibus Superbus, Demarati Corinthii filius, ex principalibus viris. Is liber, ut diximus, appellatur ius civile Papirianum, non quia Papirius de suo quicquam ibi adiecit, sed quod leges sine ordine latas in unum composuit. Und so legte auch er (Romulus) einige Gesetze der Volksversammlung zum Beschluss vor: So taten es auch die nachfolgenden Könige. All diese Gesetze sind aufgezeichnet im Buch des Sextus Papirius, der zu Zeit lebte, als (Tarquinius) Superbus, der Sohn des Korinthers Demaratos, regierte, und aus der Oberschicht (dem Patriziat) war. Dieses Buch wird, wie wir bereits bemerkt haben, ius civile Papirianum genannt, nicht aber, weil Papirius irgendetwas hinzugefügt hätte, sondern weil er die Gesetze, welche ohne Ordnung verabschiedet worden waren, in eins zusammengefügt hatte.

Pontifikaljurisprudenz D. 1.2.2.6 (Pomp. ench.) 6. Deinde ex his legibus eodem tempore fere actiones compositae sunt, quibus inter se homines disceptarent: quas actiones ne populus prout vellet institueret certas solemnesque esse voluerunt: et appellatur haec pars iuris legis actiones, id est legitimae actiones. et ita eodem paene tempore tria haec iura nata sunt: lege duodecim tabularum ex his fluere coepit ius civile, ex isdem legis actiones compositae sunt. omnium tamen harum et interpretandi scientia et actiones apud collegium pontificum erant, ex quibus constituebatur, quis quoquo anno praeesset privatis. et fere populus annis prope centum hac consuetudine usus est. (6) Etwa zur gleichen Zeit wurden dann aufgrund dieser Gesetze Klagen geschaffen, mit denen die Bürger untereinander ihre Rechtsstreitigkeiten austragen sollten. Damit das Volk diese Klagen nicht nach Belieben erhob, wollten die Rechtsgelehrten, dass es nur bestimmte und an Formeln gebundene geben sollte. Dieser Teil des Rechts heißt Legisaktionen, das heißt, gesetzmäßige Klagen. Und so entstanden fast zur gleichen Zeit diese drei Teile des Rechts: Das Zwölftafelgesetz; aus seinen Vorschriften ging das Zivilrecht hervor; und aus denselben Vorschriften wurden dann auch die Legisaktionen geschaffen. Doch lag für alle diese Vorschriften sowohl die Auslegungszuständigkeit als auch die Formulierung der Klagen bei dem Priesterkollegium der pontifices, aus dem alljährlich jemand bestimmt wurde, der für die Rechtsangelegenheiten der Bürger zuständig war. Und das Volk lebte ungefähr hundert Jahre nach dieser Gewohnheit.1

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Übersetzung nach H.H. Seiler, in: O. Behrends / R. Knütel / B. Kupisch / H.H. Seiler (Hgg.), Corpus Iuris Civilis II, Heidelberg 1995.

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ius Flavianum – ius Aelianum D. 1.2.2.7 (Pomp. ench.) Postea cum Appius Claudius proposuisset et ad formam redegisset has actiones, Gnaeus Flavius scriba eius libertini filius subreptum librum populo tradidit, et adeo gratum fuit id munus populo, ut tribunus plebis fieret et senator et aedilis curulis. hic liber, qui actiones continet, appellatur ius civile Flavianum, sicut ille ius civile Papirianum: nam nec Gnaeus Flavius de suo quicquam adiecit libro. augescente civitate quia deerant quaedam genera agendi, non post multum temporis spatium Sextus Aelius alias actiones composuit et librum populo dedit, qui appellatur ius Aelianum. Als später Appius Claudius sich mit diesen Klagen befasst hat und sie in eine bestimmte Form gebracht hat, da übergab der Schreiber Gnaeus Flavius, sein Freigelassener, dem Volk das gestohlene Buch, und dieses Geschenk war dem Volk so zuträglich, dass er (Flavius) zum Volkstribun, zum Senator und zum kurulischen Ädil gemacht wurde. Dieses Buch, das die Klagen enthält, wird das Zivilrecht des Flavius (= ius civile Flavianum) genannt, so wie jener das ius civile Papirianum genannt hat: denn auch Gnaeus Flavius hat aus seinem Wissen nichts zu dem Buch beigetragen. Da nun, als die Gemeinde wuchs, schuf Sextus Aelius nicht viel Zeit später weitere Klagen und überantwortete dem Volk das Buch, das ius Aelianum genannt wurde.

Einzelne Leges regiae Gesetz über die Prostituierten (pelices) Festus 248 s.v. pelices Pelices nunc quidem appellantur alienis succumbentes non solum feminae, sed etiam mares. Antiqui proprie eam pelicem nominabant, quae uxorem habenti nubebat. Cui generi mulierum etiam poena constituta est a Numa Pompilio hac lege: “pelex aram Iunonis ne tangito; si tanget, Iunoni crinibus demissis agnum feminam caedito.” Als “pelices” werden heute ja nicht nur Frauen bezeichnet, welche mit Fremden sexuell verkehren, sondern auch Männer. Die Alten bezeichneten speziell die Frau als pelex, welche einem Mann beiwohnte, der verheiratet war. Dieser Sorte von Frauen ist von Numa Pompilius auch eine Strafe festgesetzt worden in dem folgenden Gesetz: „Die pelex darf den Altar der Juno nicht berühren; wenn sie ihn doch berührt, dann soll sie mit ungebundenem Haar der Juno ein weibliches Lamm opfern.“

Gesetz über unvorsätzliche Tötung Maurus Servius Honaratius (Servius Grammaticus), In Vergili buc. 4,43 In Numae legibus cautum est, ut si quis In den Gesetzen des Numa ist vorgesehen, imprudens occidisset hominem, pro capite dass, wer unwissend einen Menschen occisi agnatis eius in contione offerret getötet hat, für das Haupt des Getöteten den arietem. (…) Verwandten in der Versammlung einen Widder opfere. (…) 4

Verwandtenmord (parricidium) a. Festus 247 s.v. parricidi quaestores Parrici(di) quaestores appellabantur, qui solebant creari causa rerum capitalium quaerendarum. Nam parricida non utique is, qui parentem occidisset, dicebatur, sed qualemcumque hominem indemnatum. Ita fuisse indicat lex Numae Pompilii regis his composita verbis: “Si qui hominem liberum dolo sciens morti duit, parricidas esto”. Parrici(di) quaestores wurden die genannt, welche ausgesucht zu werden pflegten, um die Kapitalstrafsachen zu untersuchen. Parricida wurde nicht nur der bezeichnet, welcher seinen Vater getötet hatte, sondern jeder, welcher einen beliebigen, nicht (dazu) verurteilten Menschen tötete. Dass es sich so verhalten hat, legt auch das Gesetz des Königs Numa Pompilius nahe, welches aus den folgenden Worten bestand: „Wenn jemand einen freien Menschen vorsätzlich tötet, so soll er als parricida anzusehen sein“.

b. D. 48.9.9 pr. (Modestinus libro duodecimo digestorum) Poena parricidii more maiorum haec instituta est, ut parricida virgis sanguineis verberatus deinde culleo insuatur cum cane, gallo gallinaceo et vipera et simia: deinde in mare profundum culleus iactatur. hoc ita, si mare proximum sit: alioquin bestiis obicitur secundum divi Hadriani constitutionem. Als Strafe für Vatermord ist nach der Sitte der Vorfahren die folgende festgesetzt worden, dass der Vatermörder mit blutigen Zweigen gegeißelt hierauf in einen Sack eingenäht werde zusammen mit einem Hund, einem Hahn, einer Schlange und einem Affen: Daraufhin wird der Sack in der Tiefe des Meeres versenkt. So wird verfahren, wenn das Meer in der Nähe ist: Andernfalls wird der Mörder den wilden Tieren vorgeworfen gemäß dem Gesetz des vergöttlichten Hadrian.

Exkurs: Unvorsätzliche Tötung im archaischen Recht Aus dem Blutgesetz Drakons von Athen, 621 v. Chr (IG I 3 104, Zeile 11) καὶ ἐὰμ μὲ ’κ ἐκ [π]ρονοί[α]ς [κ]τ[ένει τίς Und wenn jemand nicht aus Vorsatz τινα, φεύγ]ε[ν· jemanden tötet, dann soll er verbannt sein. Zwölftafelgesetz 8,24a Si telum manu fugit magis quam iecit, arietem subicito.

Wenn ein Wurfgeschoß mehr aus der Hand entgleitet als dass es geworfen wird, dann soll ein Widder geleistet werden.

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