Prüfungsthema Bulimie und Magersucht PDF

Title Prüfungsthema Bulimie und Magersucht
Author Anonymous User
Course Grundlagen Erziehungswissenschaftlicher Praxisforschung
Institution Universität Paderborn
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Summary

Konzept für die mündliche Prüfung - a) Einleitung - Begründung zur Wahl des Themas ( nonverbale Signale!)
b) Historische Aspekte
c) Definition von Magersucht und Bulimie
d) Diagnosekriterien für Magersucht und Bulimie
e) Gründe für Magersucht und Bulimie, wie Familie, Persön...


Description

Konzept für die mündliche Prüfung in Erziehungswissenschaft zum Thema Magersucht und Bulimie

Magersucht und Bulimie Gliederung: a) Einleitung - Begründung zur Wahl des Themas ( nonverbale Signale!) b) Historische Aspekte c) Definition von Magersucht und Bulimie d) Diagnosekriterien für Magersucht und Bulimie e) Gründe für Magersucht und Bulimie, wie Familie, Persönlichkeit, Pubertät (evtl. Verweis auf Diplomarbeit) f) Funktionen von Magersucht und Bulimie g) Das Verhalten von Magersüchtigen und Bulimiekranken h) Organische Komplikationen i) Therapiemöglichkeiten Einleitung: …

b) Historische Aspekte: Magersucht: Bereits im Mittelalter soll es Magersucht gegeben haben. Ein Beispiel ist die 1245 geborene Margaret von Ungarn. Da sie von ihrem Vater erst zu den Nonnen gegeben wurde, später aber doch jemanden heiraten sollte, war sie sehr unglücklich und versuchte sich so unattraktiv wie möglich zu machen. Sie zeigte dabei die gleichen Verhaltensauffälligkeiten wie Magersüchtige: begann zu fasten, arbeitete bis zur Erschöpfung, schlief kaum und weigerte sich das Essen mit ihrer Familie zusammen einzunehmen. Trotzdem kochte sie gerne. Sie starb später an hohem Fieber. 1868 kam zum ersten Mal der Begriff „Anorexia nervosa“ auf. Dieser stammt von dem Internisten Sir William Gull. Früher wurde allerdings Nervosität als Ursache gesehen, aber weiter ist dieser Vermutung nicht nachgegangen worden. Es sind nur die organischen Folgen untersucht und behandelt worden. Erst Hilde Bruch begann dies weiter zu untersuchen. Obwohl bereits vor 100 Jahren eine ziemlich genaue Kenntnis über Magersucht vorlag, wurde in Deutschland davon kaum Notiz genommen. Dabei gab es dies auch in Deutschland schon. Beispiel: In dem Buch Struwwelpeter die Geschichte : Der Suppenkasper.

Bulimie:

Die Ursprünge dieser Krankheit sollen schon bis zur Antike zurückgehen. Im 6. Jahrhundert erwähnt Paulus von Ägina die Beobachtung der ständigen Wechsels zwischen Bulimie und Anorexie. Im 9. Jahrhundert wird zum ersten Mal ein großer Appetit als Symptom der Bulimie beschrieben. Bulimie bedeutete damals, dass Heißhunger mit Ohnmacht einhergeht und mit einem Verschlingen großer Essensmengen. Sie nannten es Kynorexie = Hundshunger. Bei den Römer wurde das Erbrechen sogar eingesetzt, um einfach zum wiederholten Male essen zu können. Im 17. Jahrhundert gab es z.B. die Bezeichnung Ochsenhunger. Dieser wurde besonders hysterischen Frauen zugeschrieben. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Bulimie differenzierter gesehen, und die verschiedenen Formen bekamen Namen. Ab dem 19. Jahrhundert ersetzte der Begriff Bulimie ganz den Begriff Kynorexie. Interessanterweise wurde bis zur Jahrhundertwende vorwiegend von Männern gesprochen, die diese Krankheit hatten.

c) Definitionen: 1. Essstörungen allgemein: Essstörungen werden als „multifaktoriell bedingte psychosomatische Syndrome mit süchtigen Verhaltensweisen“ bezeichnet. Gemeinsame Charakteristiken sind definitionsgemäß ein verändertes Essverhalten, eine intensive Furcht vor dem "Dickwerden" sowie eine Körperwahrnehmungsstörung. Gemeinsam ist den Erkrankungen auch ein gehäuftes Auftreten affektiver Störungen, wie depressive Symptome, Angst und Zwangsstörungen. Kombinationen und Übergänge – insbesondere zwischen den beiden Hauptformen Bulimie und Anorexie – sind möglich. 2. Fresssucht (kurz definiert, aber es wird nicht näher darauf eingegangen, nur da es zu Essstörungen gehört): Die Betroffenen leiden unter wiederholten Episoden von Fressanfällen (mind. an 2 Tagen/Woche über mind. 6 Monate), in denen sie größere Nahrungsmengen zu sich nehmen als andere Menschen in ähnlichen Intervallen. Sie haben meist keinen Hunger, leiden unter einem Gefühl des Kontrollverlustes und anschließenden Ekel- und Schuldgefühlen. Sie entledigen sich nicht der Nahrung durch selbstinduziertes Erbrechen oder Einnahme von Abführmitteln wie Bulimie-Patienten. Man geht davon aus, dass ungefähr 2 bis 5 Prozent der Bevölkerung vom Binge eating betroffen sind und etwa 30 Prozent der Übergewichtigen. Ihr Body Maß Index liegt bei über 40 oder 60.

3. Magersucht:

In medizinischem Sinn ist „Anorexia nervosa eine psychisch bedingte Essstörung mit selbstgewollter Nahrungsverweigerung, die zu einer starken Körpergewichtsabnahme führen kann.“1 Das zentrale Symptom ist die Abmagerung durch Verweigerung der Nahrung. „Magersucht verbirgt sich lange hinter allgemein akzeptierten Verhaltensweisen und favorisierten Idealen unserer Zeit. Sie äußert sich als konsequente Verwirklichung eines überall propagierten Gesundheits- und Schlankheitsideals. Anfänglich unterscheiden sich die Praktiken der später an Magersucht Erkrankten nicht von denen der unzähligen Menschen, die Schlankheitskuren machen, aber gesund bleiben oder sogar durch Fastenkuren etwas Gutes für ihre Gesundheit tun.“2 Das Problem ist, dass die Grenzen zur Magersucht fließend sind. Die meisten Menschen beenden ihre Diäten irgendwann – spätestens wenn das gewünschte Gewicht erreicht ist und essen wieder normal. Magersüchtige aber finden diesen Punkt nicht. Sie hungern weiter, es wird immer wieder ein neues niedrigeres Gewicht als Ziel gesetzt. Auch wenn durch das Untergewicht bereits Schwierigkeiten auftauchen wird weitergehungert. Magersüchtige nehmen sich nicht richtig wahr. Sie fühlen sich immer weiter zu dick, meistens stehen einzelne Körperteile im Vordergrund wie Bauch, Oberschenkel, Po und Hüften. Hier ist es nun so, dass dies für andere nicht mehr nachvollziehbar ist. 4. Bulimie: „Bulimia nervosa ist eine suchtartige Störung des Essverhaltens, bei der in kurzer Zeit große Mengen hochenergetische Nahrungsmittel verzehrt werden und anschließend Maßnahmen ergriffen werden, das Körpergewicht in einem (sub-)normalen Rahmen zu halten.“3 Sie kann entweder eigenständig auftreten oder aber im Zusammenhang mit der Magersucht erscheinen. Magersucht kann sich zur Bulimie ausweiten, wenn irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem das Hungern nicht mehr ausgehalten wird. Oder weil der Druck von außen nicht mehr ertragen werden kann. Oft fängt dies dann mit Heißhungerattacken an. Kleine Auslöser können dazu führen, dass die Kontrolle über das Essverhalten zusammenbricht und es zu den Heißhungerattacken kommt. „Einer Heißhungerattacke geht ein unwiderstehliches Verlangen bzw. eine Gier zu essen voraus, wobei Langeweile, Frustration, Ärger und Wut begünstigend wirken. Ebenso können aber auch Einsamkeit, Alleinsein oder Stress Auslöser sein.“ 4 Die Angaben über die Kalorienzahl bei einem Fressanfall variieren zwischen 2000 und 15000 Kalorien.5 Dabei dauern die Attacken jeweils zwischen 15 Minuten und 4 Stunden, bei mehreren Attacken pro Tag können die Pausen zwischen den Anfällen zwischen wenigen Minuten und einigen Stunden liegen.6 Es gibt welche, denen es nicht gelingt zu erbrechen. Sie nehmen dann Abführmittel, bei denen die Dosierung immer höher wird. 1 2 3 4 5 6

Leitzmann et al. 2001, S. 404 Dr. med. Gerlinghoff, Monika & Dr. med. Backmund, Herbert 1999, S. 10 Leitzmann et al. 2001, S. 411 Leitzmann et al. 2001, S. 411 Pudel und Westhöfer 1998, S. 166 vgl. Leitzmann et al. 2001, S. 412

Aber das Ziel ist dasselbe wie beim Erbrechen. Vielen erscheint dies als angenehme und einfache Art wieder essen zu können was sie wollen, denn sie nehmen ja nicht zu. Nach einiger Zeit vergeht aber dieses Gefühl und man fühlt sich einfach nur noch elend und deprimiert. Oft haben Bulimiker nach einiger Zeit ein planmäßiges Vorgehen. Je mehr sie zu Essanfällen neigen, umso mehr bemühen sie sich auch das Essen wieder loszuwerden – durch erbrechen und hungern – und so die hohe Kalorienaufnahme zu kompensieren. Dies ist dann ein Teufelskreis von kontrolliertem Essverhalten, Heißhungerattacken und Erbrechen.7 Die Bulimie kann natürlich auch ohne eine vorherige Magersucht auftreten, genauso wie nicht alle Magersüchtige in die Bulimie rutschen. Bulimikerinnen die nicht erbrechen haben weniger ausgeprägte Körperschematastörungen, Angst vor dem Essen und Tendenz zur Selbstverletzungen. Allerdings sind sie häufig übergewichtig. Die Bulimie lässt sich durch die Tatsache von der Magersucht unterscheiden, dass zwar auch Gewichtsschwankungen und Gewichtsverluste vorliegen können, das Gewicht aber nicht so niedrig ist wie bei der Magersucht. Bulimiker sind meistens normalgewichtig, viele aber haben schon enorme Gewichtsschwankungen erlebt.8

d) Diagnosekriterien für Magersucht und Bulimie 1. für Magersucht: 1. Das Körpergewicht wird absichtlich nicht über dem der Körpergröße oder dem Alter entsprechenden Minimum gehalten, d.h. Gewichtverlust auf ein Gewicht von 15 % oder mehr unter dem zu erwartenden Gewicht bzw. während der Wachstumsperiode Ausbleiben der zu erwartenden Gewichtzunahme mit der Folge eines Gewichts von 15 % oder mehr unter dem erwarteten Gewicht. 2. Starke Angst vor Gewichtszunahme oder Angst vor dem Dickerwerden, obgleich Untergewicht besteht. 3. Störung der eigenen Körperwahrnehmung hinsichtlich Gewicht, Größe oder Form, d.h. die Person berichtet sogar im kachektischen Zustand, sich „zu dick zu fühlen“, oder ist überzeugt, ein Teil des Körpers sei „zu dick“, obgleich ein offensichtliches Untergewicht besteht. 4. Bei Frauen Aussetzen von mindestens drei aufeinander folgenden Menstruationszyklen, deren Auftreten sonst zu erwarten gewesen wäre.9

2. für Bulimie 7 8 9

vgl. Leitzmann et al. 2001, S. 412 vgl. Leitzmann et al. 2001, S. 411 Dr. med. Gerlinghoff, Monika & Dr. med. Backmund, Herbert 1995, S. 5

1. Wiederholte Episoden von Fressanfällen (schnelle Aufnahme einer großen Nahrungsmenge innerhalb einer bestimmten Zeitspanne) 2. Das Gefühl, das Essverhalten während der Fressanfälle nicht unter Kontrolle halten zu können. 3. Um einer Gewichtszunahme entgegenzusteuern, greift der Betroffene regelmäßig zu Maßnahmen zur Verhinderung der Gewichtszunahme, wie selbstinduziertem Erbrechen, dem Gebrauch von Diuretika, strengen Diäten oder Fastenkuren oder übermäßiger körperlicher Betätigung. 4. Durchschnittlich mindestens zwei Fressanfälle pro Woche über einen Mindestzeitraum von drei Monaten. 5. Andauernde, übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht.10

e) Gründe und Ursachen für Magersucht und Bulimie 1. Allgemein: Essstörungen kommen fast nur in den Industriestaaten vor. Eine genaue Angabe über die Häufigkeit gibt es nicht, da viele nicht in Therapie sind, es viele nicht wahrhaben wollen, es einige gibt, die ein Leben lang eine Essstörung haben. Also einfach weil die Dunkelziffer sicher hoch ist, aber nicht richtig bestimmt werden kann. Man schätzt die Häufigkeit in der Altersgruppe der 15-25jährigen – in der die Häufigkeit am höchsten ist - bei den Magersüchtigen auf 0,5 – 1% und bei der Bulimie auf 2- 5 %.11 Die Ursachen sind immer noch nicht ganz geklärt, aber man hat viele Gemeinsamkeiten und Auslöser gefunden. Auf jeden Fall muss vieles zusammenkommen, damit jemand eine Essstörung wie Magersucht oder Bulimie entwickelt. Dafür verantwortlich sind sowohl biologische, familiendynamische als auch soziokulturelle Faktoren. Dabei liegen die Wurzeln dafür oft schon in der frühen Kindheit, manchmal auch in den Beziehungen der Eltern zu den Großeltern. Es können natürlich auch wichtige Ereignisse im Leben sein, wie z.B. der Verlust einer wichtigen Person oder ein neuer Lebensabschnitt - d.h. Veränderungen im Leben. Aber es müssen nicht unbedingt solche einschneidenden Erlebnisse sein, die zu einer Essstörung führen. 2. für Magersucht Zum einen wird vermutet, dass es biologische Ursachen gibt. Bei Magersüchtigen soll „eine Störung derjenigen Hirnregion vorliegen, die der Steuerung des Essverhaltens, der sexueller Aktivität und der Menstruation dient. Es ist allerdings auch möglich, dass die Funktionsstörung dieser Hirnregion erst im Laufe der Erkrankung, z.B. als Folge des Gewichtsverlustes, auftritt und zur Aufrechterhaltung der Störung beiträgt, aber nicht ihre eigentliche Ursache ist.“12 Es gibt Untersuchungen die zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit bei eineiigen Zwillingen etwa 50% beträgt, dass wenn ein Zwilling Magersucht hat der andere diese auch bekommt. Bei zweieiigen Zwillingen liegt diese Wahrscheinlichkeit bei unter 10%. 10

Dr. med. Gerlinghoff, Monika & Dr. med. Backmund, Herbert 1995, S. 7 vergl. Dr. med. Gerlinghoff, Monika & Dr. med. Backmund, Herbert 1999, S. 15 12 http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/anorexia.html 11

„Diese Ergebnisse belegen, dass eine genetische Veranlagung an der Entstehung der Anorexie beteiligt ist.“13 Die zweite Ursache wird in gesellschaftlichen Einflüssen gesehen. Vor allem bei Frauen „dick sein“ als negativ gesehen, während dies bei Männern toleriert und teilweise sogar gemocht wird. Auch in der Werbung und im Fernsehen sieht man zunehmend immer nur „sehr dünnen“ Frauen. Dies wiederum führt dazu, dass Frauen denken, dass man nur erfolgreich sein kann, wenn man schlank ist.14 Über die gesellschaftlichen Einflüsse habe ich auch einiges in meiner Diplomarbeit erfahren. Ich habe Interviews durchgeführt, und ich finde es wirklich erschreckend, wie sehr die Gesellschaft Einfluss hat auf die Menschen…. Die dritte Ursache wird in psychologischen Einflüssen gesehen. „Während der Pubertät entwickelt sich das Mädchen zur Frau und muss eine entsprechende neue Identität finden. Fühlt sich die Betroffene davon überfordert, entsteht ein tiefes Gefühl der Unsicherheit. Für viele Patientinnen scheint der Versuch, Kontrolle über ihr Körpergewicht ausüben zu können, ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Das Körpergewicht wird eine wichtige Quelle für ihr Selbstwertgefühl.“15 Familie: a) Leistungs- und Normorientierung: Nach außen ist es oft eine „Bilderbuchfamilie“. Alles scheint wunderbar zu sein, die Kinder sind lieb und hören auf die Eltern, man fällt nicht auf. Es herrscht ein starker Norm – und Leistungsdruck.16 b) Zusammenhalt der Familie: In vielen Familien gibt es ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch die Eltern haben oft noch ein sehr enges Verhältnis zu ihren eigenen Eltern. Man sieht sich sehr oft, viele wohnen in der Nähe ihrer Eltern. Die Familie hat oft große Trennungsängste. „Weggehen heißt auch, sich von den moralischen geboten der Familie entfernen, heißt der Welt und ihren Verlockungen ausgesetzt zu sein und ähnliches.“17 c) Überbehütung: In vielen Familien hat man festgestellt, dass alle Familienmitglieder unheimlich füreinander sorgen. Konflikte und Spannungen werden sofort bemerkt. Alles was getan wird, tut man nicht für sich, sondern für einen anderen aus der Familie. Dies führt oft zu einer Wachstumshemmung der Patientin in ihrer Autonomie, aber auch in ihren Freizeit, da die Familie Sicherheit bedeutet.18 d) Hohes Harmoniebewusstsein, Vermeidung von Konflikten: Harmonie wird in den Familien groß geschrieben. Konflikten wird aus dem Weg gegangen. Sie werden nicht gelöst, da sie nicht ausgetragen werden, und treten so mit auch immer wieder auf. Diese Kombination von Rigidität, Überfürsorglichkeit und verbindende Interessennahme führt dazu, dass die Konfliktschwelle oft sehr niedrig ist.19 13

http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/anorexia.html vgl. http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/anorexia.html 15 http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/anorexia.html 16 vgl. Cierpka/Reich, 1997, S. 134 17 Cierpka/Reich, 1997, S. 134 18 vgl. Cierpka /Reich, 1997, S. 135 19 vgl. Cierpka /Reich, 1997, S. 135 14

e) Grenzenlosigkeit: Da die Familien sehr eng miteinander verbunden sind, gibt es auch keine Grenzen innerhalb der Familie. Allerdings gibt es oft auch keine Grenzen zu den Ursprungsfamilien der Eltern. Die Großeltern mischen sich in das ganze Leben ein. Die Patientinnen haben oft das Gefühl, dass sie immer kontrolliert werden, dass sie keinen Freiraum haben.20 f) Aufopferung: Jeder in der Familie opfert sich für den anderen auf. „ Bei Konflikten scheinen sich die Familienmitglieder gegenseitig im Leid übertreffen zu müssen, um die oder den anderen in die Knie zu zwingen.“21 Eigene Interessen zu verkündigen ist demnach in vielen Familien ängstigend, da dies in der Familie immer mit der Beeinträchtigung der anderen einhergeht. g) Zusammenschlussprobleme: Man möchte den anderen nicht verraten, so darf es keine Zweierbeziehungen geben.22 h) Ehe der Eltern: Viele Eltern versuchen immer alles richtig zu machen, sie richten sich sehr nach gesellschaftlichen Normen und lassen zu, dass ihre eigenen Ursprungsfamilien sich in ihr Leben einmischen. Die Ehe scheint nach außen hin in Ordnung zu sein. Bei Auseinandersetzungen wird keine Lösung gefunden, da Konflikten aus dem Weg gegangen wird. Oft ist die Patientin ein Teil der Ehe. „Die Tochter... ist von Anfang an in einen potentiellen Elternkonflikt einbezogen und stabilisiert diesen. In dieser Triangulierung ist sie Trösterin und Stützerin für beide.“23 In den meisten Familien ist das Essen ein Kontrollaspekt. Eine Zurückweisung des Essens ist gleichzusetzen mit einer Zurückweisung der Beziehung.24

Bulimie: 1. Biologische Faktoren: „Ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung kann ein genetisch bedingter, relativ niedriger Energieverbrauch sein. In diesem Fall neigt die Person zu einem höheren Körpergewicht trotz normaler Nahrungsaufnahme. Das Erreichen einer schlanken Figur ist für die Betroffenen nur durch Maßnahmen der Gewichtskontrolle zu erreichen.“25 Oft kann man bei Bulimiekern einen „reduzierter Spiegel von Botenstoffen des Gehirns feststellen, die Einfluss auf das Sättigungsgefühl und die emotionale Befindlichkeit haben. “26 Bei vielen Betroffenen wird die Störung ausgelöst durch besondere Lebenssituationen, denen sie nicht gewachsen sind und fungieren somit als Auslöser. Es wird vermutet, dass die Aufrechterhaltung der Krankheit damit zu tun hat, dass „das veränderte Essverhalten zu biologischen und psychologischen Konsequenzen führt, die dazu beitragen, dass die Störung bestehen bleibt, auch wenn die an der Entstehung beteiligten Faktoren gar nicht mehr vorhanden sind.“27 2. Gesellschaftlichen Einflüsse: 20

vgl. Cierpka/Reich, 1997, S. 135 Cierpka/Reich, 1997, S. 136 22 vgl. Cierpka/Reich, 1997, S.136 23 Cierpka/Reich, 1997, S.136f 24 vgl. Cierpka/Reich, 1997, S.137 25 http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/bulimie.html 26 http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/bulimie.html 27 http://www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/bulimie.html 21

Hier liegen die gleichen Einflüsse vor wie bei der Magersucht. Bei diesem Aspekt unterscheiden sich die Ursachen nicht. 3. Familie: Man hat festgestellt, dass bestimmte familiäre Muster gibt: a) Familienkonflikte: Im Gegensatz zu den Familien magersüchtiger Patientinnen, werden Konflikte in vielen Familien bulimischer Patientinnen Konflikte offen ausgetragen.28 b) Affektive Resonanz: Hier liegt in vielen Familien eine Störung vor. „In den Familien fehlt häufig die Wärme und das gegenseitige freudige Widerspiegeln in den Interaktionen zwischen Eltern und Kind...“29 Dies ist wieder das Gegenteil von dem Verhalten in Familien mit anorektischen Töchtern. Oft findet man hier statt Überbehütung, wodurch die Bedürfnisse eingeengt werden, eher Vernachlässigung der Bedürfnisse und Wünsche. c) Impulsive Handlungen: In vielen Familien findet man die Neigung zu impulsiven Handlungen und Suchterkrankungen. Das Erbrechen und das Verschlingen von Lebensmitteln ist auch eine Impulshandlung. „ Dies ist etwa vergleichbar mit den Impulshandlungen bei Suchtkranken, z.B. Anfallsweise Trinken, Spielen, Gewaltdurchbrüchen,...“30 d) Triangulierung: Viele Patientinnen sind in einer Zwickmühle. Einerseits wollen sie die Zuneigung ihres Vaters und geraten dadurch in Rivalität mit ihrer Mutter. Andererseits aber sind sie mit ihren Müttern auch sehr eng verbunden, und versuchen sogar ihre Mütter gegen den Vater zu unterstützen. So mit stecken diese Patientinnen wirklich in einer Zwickmühle mit ihren Gefühlen.31 e) Grenzstörung: Dies ist genauso wie in den Familien vieler Magersüchtiger. Allerdings ist diese Grenzstörung (Cierpka 1996) offener. Es kann sein, dass es einen Wechsel gibt mit sehr starren Grenzen und Abweisung.32 f...


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