Schiff des Theseus - Hausarbeit zum Kurs Einführung in das Philosophische Denken aus dem Wintersemester PDF

Title Schiff des Theseus - Hausarbeit zum Kurs Einführung in das Philosophische Denken aus dem Wintersemester
Author Jasmin Kiechle
Course Einführung in das philosophische Denken
Institution Universität Augsburg
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Summary

Hausarbeit zum Kurs Einführung in das Philosophische Denken aus dem Wintersemester 2019/20, Benotung 1,7...


Description

Universität Augsburg Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Philosophie mit Schwerpunkt Ethik

Proseminar: Einführung in das philosophische Denken

Das Schiff des Theseus von Jasmin K

Wintersemester 2019/2020

Inhalt Das Schiff des Theseus .............................................................................................................. 3 Schiff X als das Schiff des Theseus .......................................................................................... 3 Das Schiff wurde lediglich erneuert ....................................................................................... 3 Das rekonstruierte Schiff ist lediglich eine Kopie ................................................................ 4 Der Faktor Zeit .............................................................................................................................. 4 Umlegung der Problematik auf andere Fälle ........................................................................... 5 Umlegung auf den Menschen ................................................................................................ 5 Intention als Entscheidungsfaktor .............................................................................................. 7 Weitere Herangehensweisen ..................................................................................................... 7 Konklusion ..................................................................................................................................... 7 Literaturverzeichnis ...................................................................................................................... 9

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Das Schiff des Theseus Das Schiff des Theseus behandelt eine philosophische Frage, in welcher besagtes Schiff identifiziert werden soll. Hierbei wird das Schiff in Reparatur gebracht, und sämtliche Planken werden ersetzt. Allerdings werden die alten Planken in ein neues, identisch konstruiertes Schiff verbaut. Nach Fertigstellung bestehen also zwei Schiffe, welche als das Schiff des Theseus in Frage kämen. Offen bleibt, welches Schiff tatsächlich das Schiff des Theseus ist. Die vorliegende Hausarbeit argumentiert für das Schiff, in welchem die neuen Planken eingesetzt wurden und legt auf, inwiefern dies schlüssig ist. Die genutzten Abkürzungen folgen Jay Rosenbergers Fallstudie zum Schiff des Theseus. Hierbei steht T für das Schiff, welches Theseus ursprünglich in Reparatur gab, X für das Schiff, welches mit neuen Planken ausgestattet wurde und Y für das Schiff, welches aus den alten Planken des Schiffes T errichtet wurde (Rosenberg 2006, 64f). Die Annahme, dass Schiff X hiernach Theseus Schiff ist wird Argument X genannt. Wird Schiff Y als Theseus Schiff angenommen, wird von Argument Y gesprochen (Rosenberg 2006, 71f). Die Planken werden dementsprechend Planken X und Planken Y genannt. Schiff X als das Schiff des Theseus Theseus Schiff T, welches im Hafen auf einem Dock abgestellt wurde und dort mit neuen Planken ausgestattet wird, ist das Schiff X. Schiff Y ist nur eine Reproduktion oder Kopie des selbigen und besteht aus alten Teilen davon. Jedoch wird es durch diese Bauteile nicht zu etwas. Theseus Schiff ist Theseus Schiff, weil es dazu ernannt wurde und sich in dessen Besitz befindet, nicht aber, weil es aus gewissen Bauteilen besteht. Folglich ist Schiff Y, von welchem Theseus nicht weiß und welches er nicht besitzt, nicht sein Schiff. Das Schiff wurde lediglich erneuert Das Schiff, welches aus den Planken des originalen Schiffes hergestellt wurde, ist lediglich eine Kopie dessen, was Theseus in Reparatur gab. Hätte Theseus die Planken nach und nach ersetzen lassen, und der Schiffsbauer die Teile gelagert, stände wohl außer Frage, welches der Schiffe nun das seine ist. Ob sich dieser Prozess über einen längeren Zeitraum hinauszögert oder innerhalb eines zeitlich beschränkten Rahmens abspielt, spielt keine Rolle (Hughes 1997, 53).

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1. Theseus besitzt ein Schiff T 2. Theseus bringt sein Schiff T zur Reparatur 3. Eine Planke von Schiff T wird ersetzt 4. Theseus holt sein repariertes Schiff T ab 5. Theseus bringt sein Schiff T erneut zur Reparatur 6. Eine andere Planke wird ersetzt 7. Theseus holt sein repariertes Schiff T ab 8. Dies wiederholt sich, bis alle Planken ersetzt sind 9. Theseus Schiff besteht nun vollständig aus neuen Planken 10. Schiff T = Schiff X Theseus hat bewusst entschlossen, die Planken seines Schiffes ersetzen zu lassen. Was mit den alten Planken geschieht ist für ihn irrelevant. Das rekonstruierte Schiff ist lediglich eine Reproduktion Die Fragestellung behandelt des Weiteren lediglich die Planken, nicht aber den Mast, das Segel und weitere Bauteile des Schiffes. Somit wurden nicht sämtliche Teile des Schiffes ersetzt. Des Weiteren entsteht mit Schiff Y ein gänzlich neues Schiff, welches aus den alten Planken eines anderen Schiffes gebaut wird. 1. Es existiert Schiff T 2. Sämtliche Planken des Schiffes T werden abmontiert 3. Die abmontierten Planken werden im Schiff Y verbaut 4. Schiff Y hat zuvor nicht existiert 5. Schiff Y ist nicht Schiff T Es ist völlig irrelevant, ob Schiff Y nun aus den alten Teilen von Schiff T besteht oder aus neuen Planken, welche nach Plan des Schiffes Y zusammengesetzt wurden, Schiff Y bleibt eine Reproduktion oder Kopie. Der Faktor Zeit Zudem ist der zeitliche Faktor nicht unwesentlich. Zwar waren sämtliche Planken, welche in Schiff Y verbaut wurden, einst Teil des Schiffes T, allerdings haben sie diese Eigenschaft verloren, als sie Teil des neu erbauten Schiffes Y wurden. Genauso wurden die

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Planken, welche neu im Schiff verbaut wurden, ein Teil von Schiff T. Daraus folgt, dass Schiff X Schiff T ist. 1. Schiff T existiert 2. Die Planken von Schiff T werden entfernt. 3. Schiff T erhält neue Planken X. 4. Dadurch werden die neuen Planken Teil von T. 5. Die entfernten Planken hören auf, Teil von T zu sein. 6. Um diese entfernten Planken zu kennzeichnen, werden sie Y genannt 7. Die Planken Y werden zu Schiff Y verbaut 8. Das Schiff mit den alten Planken Y ist Schiff Y 9. Das Schiff mit den neuen Planken X bleibt Schiff T Mittels dieser Herangehensweise wird deutlich, wann der Übergang von Schiff T zu Schiff Y geschieht und wann die Planken X Teil des Schiffes T werden. (Rosenberg 2006, 76f). Umlegung der Problematik auf andere Fälle Legt man die Fragestellung auf ein Haus auf einem Grundstück um ist die Besitzfrage schnell geklärt – das Haus, welches auf dem Nachbargrundstück aus Teilen des Hauses in identer Aufteilung gebaut wird, ist trotzdem nicht das Haus des ursprünglichen Besitzers. Rosenberger legt die Annahme, dass Argument X darin kritisiert werden könne, dass durch das Entfernen aller Haare eines Wuschelkopfs dieser zum Glatzkopf werde (Rosenberg 2006 75). Allerdings wird hierbei nicht in Betracht gezogen, dass in der ursprünglichen Form des Rätsels jeweils unverzüglich ein Ersatz für das entfernte erbracht wird. Somit ist diese Argumentationsreihe unvollständig. Umlegung auf den Menschen Wird die Identität des Schiffes als entscheidender Faktor herangezogen, ist fraglich ob eine solche existiert. Wird angenommen, dass das Schiff eine Identität hat, muss festgelegt werden woran diese haftet – am 'Körper' des Schiffes, also an den Planken, oder an etwas anderem. Völlig unabhängig davon, welche der beiden Varianten gewählt wird, legt dieser Gedanke nahe, dass die Identität eines Schiffes oder eines anderen unbelebten Gegenstandes, dem eines Menschen gleicht. Da ein Schiff allerdings keinen eigenen 5

Charakter oder eine eigene Identität hat, sondern ihm diese lediglich von Menschen zugesprochen wurde, kann die Identität nicht als eindeutiger Faktor zur Klärung angenommen werden. Jedoch lässt sich hierbei eine Umlegung auf den Menschen formulieren: 1. Es existieren ein Spender S und ein Empfänger E 2. Ein Spender S spendet Organe 3. Ein Empfänger E erhält diese Organe. 4. Spender S ist dadurch nicht zu einem anderen geworden. Hierbei besteht allerdings, wie auch bei dem von Rosenberger vorgestellten Vergleich zum Wuschelkopf das Problem, dass die von Spender genommenen Organe nicht ersetzt werden. Somit ist diese Formulierung ebenso nicht auf das Schiff des Theseus umlegbar wie Rosenbergers Gedankengang. Aus Sicht des Empfängers E verhält sich dies jedoch anders: 1. Es existieren ein Spender S und ein Empfänger E 2. Empfänger E wird ein Organ entnommen 3. Empfänger E erhält neue Organe von Spender S 4. Empfänger E wird dadurch nicht zu Spender S Spender S mag zwar keine 'Ersatzteile' bekommen wie das Schiff X, allerdings wird Empfänger E gleich wie das Schiff nicht zum Spender S, sondern bleibt er selbst. Mit Schiff T verhält es sich gleich, die neuen Planken verändern nicht dessen ihm zugesprochene Identität. Wie das Schiff durch die neuen Planken verändert wird, verändert sich auch der Mensch im Laufe seines Lebens. Dadurch ist fraglich, inwiefern die Identität eines jeden Menschen über die Jahre hinweg dieselbe bleibt oder ob sich die Identität verändert und somit der Mensch als ein anderer stirbt als er geboren wird (Dupré 2007, 41). Zwar mag sich sowohl der Körper als auch das Denken oder Verhalten eines Menschen ändern, jedoch ändert dies keineswegs, wer ein Mensch ist. Das Schiff T ist Theseus Schiff, unabhängig davon, wie es sich in seinem Aufbau verändert. Gleichwohl bleibt ein Mensch immer das

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leibliche Kind seiner Eltern, egal wie er sich in seinem Charakter oder äußeren verändern mag. Intention als Entscheidungsfaktor Zuletzt ist Intention der ausschlaggebende Punkt. Angenommen, Theseus wollte sein Schiff über den Landweg von einem Ort zum anderen transportieren und nahm es dazu auseinander, um es später wieder zusammenzusetzen. In diesem Fall ist das Schiff weiterhin sein Schiff T ist. Dies würde das Argument Y unterstützen. Allerdings war es Theseus Ziel, die Planken vor Ort durch neue zu ersetzen und somit die alten Planken aus seinem Eigentum ausscheiden zu lassen. Dadurch bleibt das Schiff, welches er mit neuen Planken ausstatten ließ, das Seine, selbst wenn es generalüberholt wurde. Dies unterstützt Argument X und macht die zuvor genannte Hinleitung zum Argument Y ungültig, da dies in der Fragestellung keine Rolle spielt. Weitere Herangehensweisen Neben den Optionen, Schiff X oder Schiff Y klar als Schiff T zu identifizieren, legt Rosenberger des Weiteren dar, dass es denkbar wäre, dass sowohl beides als auch keines der Schiffe X und Y das Schiff T seien. Er dementiert diese Herangehensweisen allerdings, indem er aufschlüsselt, dass Schiff T nur ein Schiff ist, nicht zwei. Dadurch wird ausgeschlossen, dass beide Schiffe das Schiff T sind. Da Theseus am Ende ein Schiff hat, ist auch ausgeschlossen, dass keines der Schiffe Schiff T ist. Jedoch ist dies keine Antwort, sondern vielmehr eine Erweiterung der Fragestellung, da hierbei auch geklärt werden muss, was mit Schiff T geschah und ob es schlicht aufhört zu existieren (Rosenberg 2006, 67). Konklusion Aus den vorangehenden Argumenten geht hervor, dass Schiff X das Schiff des Theseus ist. Auf welche Weise neue Planken an das in Reparatur gegebene Schiff gelangen und was mit den alten Teilen geschieht, tut hierbei nichts zur Sache. Weiters waren die Planken, aus welchen Schiff Y besteht zwar einst Teil von Schiff T, allerdings sind sie, nachdem sie entfernt wurden, nicht mehr Teil dieses Schiffes, sondern werden durch den Neuaufbau eines zweiten Schiffes Teil von diesem. Die Planken X hingegen beginnen durch das Einbauen, zu Schiff T zu gehören. 7

Die Umlegung der Schiffsfrage auf den Menschen deckt weitere Schwierigkeiten auf, jedoch lassen sich diese Argumentationen entkräften, indem man Objekte und Lebewesen, insbesondere Menschen, weitgehend voneinander differenziert. Schließlich liegt es an der Intention des Theseus, an was sich die Lösung der Fragestellung feststellen lässt. Da uns diese klar gegeben ist – ein vollständiges Erneuern der Schiffsplanken – ist ersichtlich, dass das Schiff X Theseus Schiff T entspricht.

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Literaturverzeichnis Dupré, Ben (2007): 50 Schlüsselideen Philosophie. Heidelberg. Hughes, Christopher (1997): Same-kind coincidence and the ship of Theseus. https://academic.oup.com/mind/article/106/421/53/1167215 Abgerufen am 07. 03 2020. Rosenberg, Jay (2006): Philosophieren: Ein Handbuch für Anfänger. Frankfurt am Main.

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