Sozialethnologie - Wintersemester; Prof. Dr. Thomas Reinhardt PDF

Title Sozialethnologie - Wintersemester; Prof. Dr. Thomas Reinhardt
Author Solvej Katzameier
Course Sozialethnologie
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Wintersemester; Prof. Dr. Thomas Reinhardt...


Description

Sozialethnologie VL1: Warum Verwandtschaft? -Verwandtschaft ist viel mehr ein kulturelles Phänomen, als ein biologisches -Verwandtschaft ist Kontingent Marshall Sahlins (2013:ix): „Mutuality of being“ „Kinfolks are persons who participate intrinsically in each other‘s existence; they are members of one another.“ (ebd.) -> man nimmt am Leben des anderen teil VL2: - Blutlinien werden konstruiert um körperliche Verwandtschaft herzustellen -> ob kulturelle Verwandtschaft (Genealogie) oder biologische Verwandtschaft (Genetik) zuerst da war ist die Frage - Verwandtschaft ist nicht auflösbar Verwandtschaftstermini: Referenzsystem vs Anredesystem Referenzsystem: Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Tante, Opa, Oma, etc. Anredesystem: Papa, Mama, Oma, Opa, -> es gibt Überschneidungen -> es gibt manchmal keine Entsprechung von Referenzsystem zu Anredesystem -> manche Verwandtschaftstermini werden benutzt ohne dass tatsächlich Verwandtschaft Ist Anrede- und Referenzsystem (Terminologie) das gleiche wie Bennenungs- und Haltungssystem -> Nein! Levi-Strauss unterscheidet hierbei zwischen zwei Wirklichkeiten. - die zwei Systeme bilden also zwei verschiedene Wirklichkeiten da das eine objektiv ist das andere aber von den Beziehungen des Individuums ausgeht (Benennungs- und Haltungssystem bei Levi-Strauss) -> es lässt sich nicht von dem einen System auf das andere schließen. Differenzierungen: - Generation - kollateral/linear - Geschlecht - relatives Alter - affin (angeheiratet) oder kognatisch (blutsverwandt) - tot/lebend - biologisch / sozial / juristisch - Ehe oder Sex - unilineares, bilineares oder ambilineares System - klassifikatorisch oder deskriptiv - klassifikatorisch oder denotativ  Früher waren die Verwandtschaftstermini im deutschen differenzierter: Onkel (Vetter, Oheim); Tante (Base, Muhme)  Darstellungskonventionen im Stammbaum: s. Folien  Radcliffe-Browns 8 primäre Verwandtschaftskategorien: F father; M mother; B brother; Z sister; D daughter; S son; H husband; W wife -> diese 8 Kategorien können zu 64 weiteren sekundären Unterkategorien zusammengenommen werden (FB; FS, MB; etc.) und vielen weiteren tertiären, quartären, quintären

-> das sind alles KINTYPEN = genau verortete Position im Verwandtschaftssystem KINKLASSE = Terminus welcher eine Gruppe von Verwandten zusammenfast (bei uns Onkel=MB; FB; woanders auch Vater=F; FB) KINDRED = Personengruppe von EGO ausgehend -> alle mit EGO verwandt aber nicht unbedingt miteinander Verwandtschaftsterminologie: klassifikatorisch = Kinklassen (Onkel) oder denontativ Kintypen (FB; MB unterschiedlich) Verwandtschaftssystem: klassifikatorisch (Irokesen) = kollateral und lateral vermischt (F=FB) Deskriptiv (Dtl.) = kollateral und lateral getrennt (F # FB) Agnaten/Kognaten: - Agnaten sind Verwandte die in ununterbrochener Linie (männlich) von einem einzelnen, gemeinsamen Vorfahren abstammen; kulturell begründet, juristisch legitimiert - Kognaten sind allg. Blutsverwandte; biologisch begründet Komplementäre Filiation: Bewusstsein über Verwandten mütterlicher Seite, bei Gesellschaften mit agnatischem Prinzip VL3: Verwandtschaft im Buch Genesis „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden zu einem Fleisch werden.“ - Wohnortwechsel nach Heirat - uxori-lokale (bei Frau) oder neolokale Residenz - patrilineare Deszendenz - aus väterlichen Abstammungslinie Noahs werden alle bekannten Völker der Erde hergeleitet Heiraten zwischen FWD (Halbschwester) und MHS (Halbbruder) [Abram-Sarai], bzw. zwischen BD (Nichte) und FB (Onkel) [Nahor- Milka] - Abra(ha)m baut politische Beziehungen auf durch die Gabe seiner „Schwester“ als Ehefrau („Frauentausch“) - Polygynie (die von der Ehefrau zu Abram gelegte Magd Hagar jedoch ohne vollen Gattinnenstatus) - Problematisierung der Primogenitur (Ismael kein legitimer Sohn) - virilokale postnuptiale Residenz - ein Brautpreis muss gezahlt werden - Parallelcousinenheirat - Im Lande Abimelechs gibt Isaak Rebekka als seine Schwester aus (in der Fremde stets „Frauengeber“) - Jakob soll nicht (wie sein Bruder Esau) in Kanaan heiraten, sondern eine Frau bei der Verwandtschaft in Ur suchen -> Endogamiegebot FAZIT: - Menschenbild (Mensch als Teil einer Kette aus Vorfahren und Nachkommen) - Primogenitur und Erbfolge als durchgängiges Problem - Variabilität der Inzestgrenzen (Lot / Ruben / Juda) - Frauen kehren bei kinderloser Witwenschaft zu ihren Eltern zurück - Frauen als „Tauschobjekte“ zur Aufnahme politischer/sozialer Beziehungen - ethnologisch gesehen ist Inzest nicht verbunden mit Blutsverwandtschaft

VL4: Evolutionismus Lewis Henry Morgan: Mitbegründer des Irokesengroßordens Grand Order of the Iroqouis und Bekanntschaft mit Ely Samuel Parker dem Sohn eines Senecahäuptlings, späteres Aufnehmen in Senecastamm - fand bei den Irokesen das tribale Prinzip: unilineare Deszendenz und Exogamie für gesellschaftliche Organisation - klassifikatorische Termini vs Terminologie im alten Testament -> Abstammung wird anders bewertet als andere Verwandtschaft - matrilineares System - (M=MB Kinklasse; F=FB Kinklasse) - Verwandtschaftssystem der OJibwa gleich mit dem der Irokesen - nachdem er herausfinden wollte anhand von Fragebögen, die er an Missionare gab, wie die indigenen Termini der ersten 5 kollateralen Linien sind, was scheiterte, fand er heraus, dass das Tamilsystem (Südindien) identisch mit dem der Irokesen ist - leitet von 130 gefunden Terminologien überall auf der Welt 5 sukzessive Formen von Terminologien ab - leitet hiervon die Einheit des Menschengeschlechts ab -> Perfektibilität = Möglichkeit aller Menschen sich gleichermaßen zu entwickeln (keine Rassenunterschiede) - zeitliche Verortbarkeit von Kulturen -> Entwicklung der Systeme vom einfachen zum Koplexen - Gesellschaften werden nach ihrer materiellen Kultur eingestuft - Niedere/mittlere/höhere Wildheit und Barbarei als Manifestationen materieller und technologischer Entwicklung - Survivals: Relikte von denen aus historisch Rekonstruiert wird KRITIK: Eurozentrismus, Deduktionismus (vernachlässigung der Empire), es gibt keine Fenster in die Vergangenheit 5 Sukzessive Familienformen: 3 Systeme der Konsanguinität - die konsanguine Familie Malaiisches System -> alle Verwandte sind entweder Eltern (P), Kind (C), Großeltern (PP), Kindeskinder (CC), Bruder (B), Schwester (Z) - die syndiastische Familie - die punaluanische Familie

- die patriarchale Familie - die monogame Familie

Konsanguine Familie: Gruppenehe zwischen Geschwistern Punaluanische Familie:

Turanisches/ganowanische System -> für Morgan keine bedeutenden biologisch verwandtschaftlichen Verhältnisse; entstanden aus malaiischem System nachdem die Ehe zwischen Geschwistern verboten wurde

Arisches System -> entstanden aus dem turanischen, nachdem Privateigentum eingeführt wurde

Gruppenehe zwischen Geschwistern gleichen Geschlechts mit Partnern welche nicht unbedingt verwandt sein müssen Syndiastische Familie: Ehe zwischen einzelnen Partnern aber ohne exklusiven Geschlechtsverkehr Patriachale Familie: Ehe bei welcher der Mann mehrere Frauen hat Monogame Familie: Ehe zwischen zwei Partnern mit exklusivem Geschlechtsverkehr - es gibt nur drei Systeme, weil laut Morgan ein sehr einschneidendes Ereignis eintreten muss um die sehr stabilen Verwandtschaftssysteme grundlegend zu verändern 1. Entstehen von Sippen = Verbot der Geschwisterehe 2. Einführung von Privateigentum = Erbe an eigene Kinder weitergeben - Terminologie wurde aber teilweise übernommen; Systeme sagen etwas über die Zeit ihrer Entstehung aus - heute werden Systeme auch unterschieden aber unter anderer Terminologie: Malaiisch = hawaiisystem -> klassifikatorisch ; Generation Syndiastisch = irokesensystem -> gemäßigt klassifikatorisch; Kreuz- oder Parallelverwandtschaft Turanisch = crow-system -> gemäßigt klassifikatorisch ; matri- oder patrilinie Ganowanisch = omaha-system -> gemäßigt klassifikatorisch ; Arisch = eskimosystem -> deskriptiv ; Kernfamilie Ausnahme: Sudansystem = unterschiedliche Bezeichnung für alle Verwandte -> deskriptiv Genaue Bedeutungen der einzelnen Systeme siehe Folien Fazit: - prägende Kenntnisse für politische Wissenschaft - Systemcharakter von Verwandtschaft - Unterscheidung von deskriptiv und klassifikatorisch -> Klassifikatorisch Gruppenzugehörigkeit statt Lineage, Blutsverwandtschaft wichtiger als Abstammung; deskriptiv: Abstammung wichtiger als Blutsverwandtschaft - versch. Verwandtschaftssysteme -> unterschiedliche politischer Organisation VL5: Lineagetheorien: Grundthese: die politische Organisation staatenloser Gesellschaften basiert auf verwandtschaftlichen Prinzipien (Klans, bzw. Lineages) Begriffsdefinitionen: Clan: in den USA wird unterschieden zwischen Klan und Gens. Klan ist eine auf eine mythische Ahnin zurückgehende matrilineare Deszendenzgruppe; Gens ist eine auf einen mythischen Ahnen zurückgehende patrilineare Deszendenzgruppe; Während in GB Klan einfach eine unilineare Deszendenzgruppe ist egal welchen Geschlechts; Zusammenfassung mehrerer Lineages, welche sich auf einen gemeinsamen Urahn beziehen, es muss keine historisch nachweisbare Genealogie vorliegen

Lineage: als Lineage wird eine unilineare Deszendenzgruppe beschrieben, welche auf einen realen Vorfahren zurückgeht und räumlich nah beieinander wohnt Corporate = gemeinsam; localized = örtlich festgelegt; exogamous; unilineal descent group - Vorteile einer unilinearen Deszendenz: Abstammung kann auf einen Ahnen/-in zurückgeführt werden, was viel eindeutiger ist als eine bilineare Deszendenz wo die Ahnen exponentiell Zunehmen Agnatisches Prinzip: Vererbung von Besitz und Status folgt unilinearer Deszendenz in väterlicher Linie (bzw. in „gentes“) Kognatisches Prinzip: Bilineare Deszendenz Komplementäre Filiation: Bewusstsein der Verbundenheit mit mütterlichen Verwandten in Gesellschaften, die dem agnatischen Prinzip folgen (und umgekehrt; teilweise festgelegte soziale Rollen der entsprechenden „Verwandten“) Geschichte: Morgan unterscheidet Gesellschaften danach ob sie sich verwandtschaftlich -> societas oder territorial -> civitas und auf Basis von Eigentum, organisieren Maine postuliert den Übergang von einer verwandtschaftlichen Organisation zu einer territorialen Ordnung; er sagt dass, Gesellschaften aus einzelnen patriarchalen Familien entstehen, wenn der Patriarch stirbt bleiben die Söhne zusammen und bilden ein „patriarchales Gemengsel“ woraus sich dann Staaten bilden; ABER ursprüngliche Familie war (laut Evolutionismus) nicht patriarchal organisiert sondern promisk und dann matriarchal und dann erst patriarchal Bachofen beschreibt die Entwicklung aus dem Naturzustand der Menschen heraus, welchen er Hetärismus (Promiskuität) zuordnet bei welchem Körperlichkeit eine große Rolle spielt, dann kommt die dadurch notwenige monogame Ehe durch die Frau (?) da auch sie durch das Gebären der körperlichen Seite entspricht, die Gynaikokratie (Matriarchat), dem späteren geistigen Prinzip der Paternität ist der Aufstieg der Menschheit zu verdanken Lineage-Theorien und Totemismus sind schwer voneinander zu trennen Durkheim: will herausfinden warum die Menschen trotz immer stärkerer Individualisierung so abhängig von der Gesellschaft sind -> moralisches Band Er hat zwei Solidaritäten entdeckt: früher mechanische Solidarität und der darauffolgenden organische Solidarität; während bei der mechanischen Solidarität das Band durch Ähnlichkeit entsteht und durch die Identifikation mit dem Kollektiv, wodurch Verbindung des Individuums mit der Gesellschaft unmittelbar geschieht, so wurde dann bei der organischen Solidarität die Gesellschaft durch Differenzierung aufrechterhalten, also durch Unterschiede (jeder hat eine Aufgabe im großen System der gesellschaftlichen Organisation), welche durch verschiedene Instanzen vermittelt werden. Dadurch kann der einzelne individueller sein. Heute durch die Schrift wird unsere Gesellschaft durch Territorialität und Bürokratie erhalten Staat = Territoriale Einheit mit administrativem System Staatenlos = loser Zusammenschluss, ohne Administration und Territorialer Einheit Akephal = staatenlose Gesellschaft ohne zentrale Organisation Beispiel Nuer: siehe Folien

- Prinzip des Fission and Fusion

Aufteilung des Klans in kleinste Einheiten (Haushalte): kleinste politische Einheit = Fission Zusammenschluss der Segmente zu größerem Segment bei Konfrontation mit anderen Segmenten = Fusion Minimal Lineages -> minor lineages -> major Lineages -> maximal Lineages -> Clan Kritik: - Nuer gelten als Paradebeispiel für die Lineage-Theorien, passen aber in dieses System nur zu bestimmtem Zeitpunkt - sind nicht immer Territorial gebunden -> weder ganz akephal noch territorial - haben Leopardenfellpriester als vermittelnde Instanz (keine exklusive Macht) - Lineage Theorien versuchen, die Ausbildung gesellschaftlicher Strukturen auf unilineare Deszendenzgruppen zurückzuführen -> empirisch (noch) nicht nachweisbar - Lineages sind nicht die einzigen (oder auch nur die wichtigsten) politischen Einheiten der staatenlosen Gesellschaft der Nuer; sondern z.B. auch Alter VL6: Strukturalismus: Levi-Straus nimmt an, dass alle Menschen die gleiche mentale Struktur haben, also auch ähnlich denken -> will Struktur aufdecken; er orientiert sich dabei nicht an realen Phänomenen sondern an Linguistik - Kultur ist Ausdruck von diesen Strukturen - die wahre Realität (Kultur) bestimmt die konkrete Realität (Struktur) -> das Denken bestimmt das Sein -> Sprache bestimmt unser Denken Bezug zu De Saussure: - Funktion der Sprache und dahinterliegende Struktur soll untersucht werden -> wie kommt man von der Vorstellung, dem Bild z.B. eines Baums (Signifikat) zur Bedeutung der Lautfolge B-A-U-M (Signifikant) -> Beziehung ist willkürlich -Sprache ist Verbindungsglied zwischen Denken und Laut - Übertragung auf Frage von Struktur hinter Kultur - viele verschiedene Zeichen ergeben ein Unterscheidungssystem, welches durch das NichtZusammenfallen von einzelnen Zeichen funktioniert -> die Einzelbedeutungen ergeben sich aus dem Kontext - sprachliches Zeichen ist die Verbindung der Vorstellung mit dem Lautbild Minimalpaaranalyse: Dank / Bank (alveolar vs. bilabial) Bank / Punk (stimmhaft vs. stimmlos) Punk / Pink (Niederzungenvokal vs. Hochzungenvokal)

- jeder Term eines Systems hat Wert nur durch seine Beziehungen zu den anderen, zu allen anderen Termen; kein Term hat Wert an sich, vielmehr geht der Wert aus der totalen Austauschbarkeit der Elemente hervor - durch Taxonomien werden Kategorien gebildet -> sind je nach Sprache anders Zu Levi-Strauss: - Allianzbeziehungen wichtiger als Deszendenz im Hinblick auf Verwandtschaft -> ist Akt der Kommunikation - nimmt nicht Kernfamilie als kleinsten Teil der Verwandtschaft, sondern Verwandtschaftsatom mit Mutter, Vater, Sohn, Mutterbruder -> Beziehungen sind vorhersagbar; Unterscheidung zwischen Benennungssystem/Haltungssystem - Exogamiegebot/Inzestverbot ist Schnittstelle zwischen Natur und Kultur -> ist kulturell codiert d.h. es ist kulturell verschieden was als Inzest gilt - ist wichtig für Allianzbeziehungen welche die Gesellschaft bilden, anderes ist sozial absurd - Heirat ist Tauschsystem (generalisiert/eingeschränkt) von Frauen unter Männern um Kommunikation zu anderer Gruppe aufrechtzuerhalten - eingeschränkt: paarweise Tauschverbände mit gerader Anzahl und max. 8 exogamen Gruppen - generalisiert: uneingeschränkte Anzahl an Tauschpartnern; verbindet potenziell ganze Gesellschaft (A->B->C->D->… ->A) - Frauentausch und Residenz Deszendenz / Residenz Ordnung 1. matrilinear / matrilokal (harmonisch) 2. matrilinear / patrilokal (disharmonisch) 3. patrilinear / matrilokal (disharmonisch) 4. patrilinear / patrilokal (harmonisch) -> harmonisch sowohl als disharmonisch: einer der Ehepartner lebt nicht bei eigenen Verwandten -> disharmonisch: Kinder leben auch nicht bei ihren Verwandten -> nur in Gesellschaften mit eingeschränktem Tausch - viele Gesellschaften haben Kreuzkusinenheirat um System zu erhalten s. Folien - patrilateral: Schuld nach zwei Generationen getilgt - matrilateral: Schuld fortwährend = andauernde Beziehungen Fazit: - Die Regelhaftigkeit von Verwandtschaft ist den Akteuren oft nicht bewusst - Die strukturale Verwandtschaftsanalyse konnte einige Regelhaftigkeiten zeigen und zuverlässige Vorhersagen treffen - sehr deduktiv VL7: David Schneider: das Ende der Verwandtschaft -> Feldforschung in Mikronesien SYMBOLISCHE ANTHROPOLOGIE - geht davon aus dass Kultur ein System von Symbolen welche mit Bedeutung aufgeladen sind, die interpretiert werden müssen -> Sinngebung der Gesellschaft um Idee und Handlungen bewerten zu können - Kultur soll verstanden werden nicht erklärt - basiert auf Strukturfunktionalismus:

Nicht Individuum gibt Normen und Regeln für Gesellschaft vor, sondern gesellschaftliche Erfordernisse -> Institutionen sind wie Organe sie erfüllen alle eine Funktion, System muss also flexibel sein um erhalten zu bleiben - Schneider, Turner, Geertz -> Unterschiedliche Forschungsschwerpunkte Talcott Parsons‘ AGIL-Schema -Verhaltenssystem fußt auf Bedürfnissen -Persönliches System fußt auf Motiven - Soziales System fußt auf sozialen Rollen - Kulturelles System fußt auf Wertvorstellungen

Verwandtschaftliche Klassifikation: - muss holistisch verstanden werden und einzelnen Elemente aus denen System besteht müssen erklärt werden - Abstraktion des zugrundeliegenden kulturellen Systems - nahe Positionen in Verwandtschaftssystem werden von Personen bekleidet die EGO unterschiedlich nahe stehen -> Verwandtschaft lässt sich nicht auf Biologie reduzieren, sondern klassifiziert Beziehungen - Kulturelle Gegebenheiten sind nicht einfach gegeben, sich werden geformt und können sich verändern Schneider in „american Kinship“: Es gibt zwei Definitionsweisen für Verwandtschaft: - „natural Substance“ = Blutsbande - „code of conduct“ = Verwandtschaft über Verhalten zueinander -Verwandtschaft ist ein Konglomerat aus mehreren Komponenten: z.B. Alter, Geschlecht, Klasse, etc. sowie z.B. auch Nationalität oder Religion -> es ist also auch schwer diese getrennt voneinander zu betrachten -> funktioniert nur wenn Gesellschaft selber es differenziert Fazit: - Verwandtschaft lässt sich also nicht in eine Kategorie packen -> es ist ein von Anthropologen gedachtes System - muss in jeder Gesellschaft einzeln geklärt werden was symbolisch als Verwandtschaft gesehen wird - Nicht alle Gesellschaften verfügen über Theorien der Fortpflanzung, die sich mit unseren Vorstellungen von biologischer Verwandtschaft decken -> kulturspezifische Vorstellungen müssen mitgedacht werden ( Kinder werden nicht durch Mann und Frau gemacht, sondern durch Befruchtung durch Ahnen; oder Kinder werden nicht gezeugt, sondern gemacht im nachhinein) - Nicht alle Gesellschaften privilegieren die Verbindung zwischen einem Paar als Reproduktionseinheit und den aus der Verbindung hervorgegangenen Kindern

VL8: Verwandtschaft und Substanz - welche Rolle spielt die Materialität bei Verwandtschaft? -> nur eine geringe - was gehört noch zu Körper? In manchen Kulturen sogar der Schatten Plessner: Unterscheidung zwischen belebten und unbelebten - Kategorien: Grenze, offene Organisation, Zentrisch, Exzentrisch -> unbelebtes hat keine Grenze: ein Blattpapier welches zerrissen wird ist immer noch ein Papier = keine Konsequenz -> wird bestimmt durch Umwelteinflüsse: Pflanzen, Steine -> Wahrnehmung der Welt aus der Ich-Perspektive -> zentrisch auch Tiere - Besonderheit am Menschsein: -> Wahrnehmung von sich selbst -> exzentrisch -> Leib + Körper = Materialität + Bewusstsein über eigene Materialität Verwandtschaft: wird gemeinsame Substanz benötigt? - Rückblick Schneiders Dualismus: Code of substance; Code of conduct -> Ausgangsbasis hiervon ist der sexuelle Dimorphismus bei höheren Tierarten => diese Basis vermischt aber naturwissenschaftliche und kulturelle Zeugungsmodelle Blutsbrüderschaft? -> durch Blutsverwandtschaft bei Geburt oder durch Ritual im nachhinein - macht also der Zeugungsakt Verwandtschaft aus? Nein, weil Substanz auch nach Geburt noch verändert werden kann. - außerdem ist Blut eine sehr unsichere Methode um Verwandtschaft festzustellen s. Blutgruppentabelle - Alternativen: Knochen, Sperma, Fleisch, Hirn, Milch, gemeinsame Nahrung ... - J. Carsten (2001:34): formbare „Su...


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