Title | Soziologie - Prof. Dr. Ludger Pries |
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Author | Li Li |
Course | Grundfragen und Hauptbegriffe der Soziologie |
Institution | Ruhr-Universität Bochum |
Pages | 35 |
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Prof. Dr. Ludger Pries ...
Einführung
1.1 Überblick, Begriffe, Positionen
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1.2 Anthropologische Grundlagen
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Individuum
Gesellschaf
Verflechtung
2.2 Werte, Normen, 2.1 Handeln, Sinn Präferenzen, rationale Rolle, Sozialisation Wahl
Soziale Ordnung
3.1 Identität, Habitus, Kultur, Soziale Gruppe
3.2 Gesellschaf, System, Institution
3.3 Lebenswelt, Praxis, 6 7 Netzwerk, 8 Organisation
Sozialer Wandel
4.1 Lebenslauf, Wertewandel
4.2 Gesellschafswandel: Formen und Theorien
4.3 soz. Konflikt, Macht/ Herrschaf, Soz. Bewegungen
Ausblick
2.3 (Symbolische) Interaktion, Kommunikation
3 4 5
Soziales Handeln
9 10 11
5.1 Denkschulen: Das Beispiel Soziale Ungleichheit
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5.2 Epistemologie, Methodologie, Methoden
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5.3 Herausforderungen und Chancen der Soziologie
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Soziologie bei Ludger Pries
Ziel: Vermittlung von Betrachtungsweisen und Perspektiven Des Individuums Der Gesellschaf Sozialer Verflechtungszusammenhänge Auf soziologische Schlüsselbegriffe wie Soziales Handeln Soziale Ordnungen Sozialer Wandel
1.1 Sitzung: Überblick, Begriffe, Positionen Soziologische Regel: Es geht um die alltägliche Lebenspraxis der Menschen, die als etwas Natürliches scheint, heute aber sehr stark sozial konstruiert ist. Der Mensch ist ausgerichtet auf Interaktionsbeziehungen mit anderen Menschen, sich selbst und der Natur. Diese Strukturierung wird kaum wahrgenommen und kann durch den soziologischen Blick auf Soziales und Vergesellschafung erlangt werden. Dieser kann aus drei Positionen erfolgen: von Einzelnen, von der Gesamtgesellschaf und von sozialen Verflechtungsbeziehungen.
Historische Entstehungsbedingungen der Soziologie als Wissenschaf Die Kriterien des Lehrstuhls, der Fachzeitschrif und der Berufsverbände, deutet auf Anfang des 20. Jhd. hin 1. Aufklärung, Positivismus Ursprungsidee: die „soziale Physik“ des Menschen untersuchen 2. Französische Revolution im Zuge der radikalen Veränderung gesellschaflicher Umstände, werden neue, stabilisierende und rational gestaltete, Ordnungsbezüge gesucht 3. Urbanisierung durch demographischen Wandel Lebenserwartung steigt und Kindersterblichkeit sinkt; Stadtzuwachs als zentraler Trend des 19. Jhd. 4. Kapitalistische Industriegesellschaf Aufhebung der Leibeigenschaf; neue Klasse entsteht
5. Modernisierung/ Individualisierung autonome, liberale Lebensformen ersetzen das Traditionelle 6. Nationalstaatenbildung neue Phänomene wie Patriotismus, Vaterland, Ehre etc.
Definitionen der Soziologie (lat. socius: Mitmensch; griech. logos: Rede, Vernunf) Generell: Hillmann (2007) „empirische Erforschung des sozialen Verhaltens, sozialer Gebilde, Strukturen und Prozesse, also das gesamte soziale Zusammenleben der Menschen, nicht nur bestimmte Aspekte, deswegen kann sie als die grundlegende Sozialwissenschaf bezeichnet werden“ Zum Begriff: „die Bezeichnung Soziologie wurde von Auguste Comte eingeführt, da der Begriff soziale Physik durch Adolf Quetelet missbraucht worden war, als einfache Statistik aufgefasst“ Auguste Comte: „Soziologie – die Wissenschaf, die sich auf das positive Studium der sämtlichen, den sozialen Erscheinungen zugrunde liegenden Gesetze bezieht.“ Geboren 1798 in Montpellier; stirbt 1857 ärmlich Besuch École Polytechnique/Paris 1817-1824 Sekretär des Industrialisten Saint-Simon (1760-1825) Ab 1830 Repetitor für Analytik und Mechanik Rangfolge der Wissenschaf gemäß ihrer Methode: 1. (abstrakte) Mathematik Logik 2. Geometrie/ Mechanik/ Astronomie Beobachtung 3. Physik Beobachtung + Experiment 4. Chemie Beobachtung + Experiment + Klassifikation 5. Biologie Beobachtung + Experiment + Klassifikation + Vergleich 6. Soziologie Beobachtung + Experiment + Klassifikation + Vergleich + historische Methoden Historische Methoden: wie konnte das entstehen, sozialer Wandel, Entwicklungen Dreistadiengesetz: Fortschritt von Wissen und Naturerkenntnis vollzieht sich in 3 Schritten 1. Theoretisch-fiktiv Götter, Geister als Erklärung für alles 2. Metaphysisch-abstrakt Ideen konzipieren über höheren Zusammenhang 3. Wissenschaflich-positiv empirische Belege und intersubjektive Nachvollziehbarkeit „die Begründung der Soziologie bringt das System der Wissenschafen zur Vollständigkeit“ Soziologischer Blick: Jenseits des „Alltagswissens“ werden soziale Phänomene und alltägliche Lebenswelt kritisch-wissenschaflich untersucht, d.h. unter Reflektion und Offenlegung des jeweiligen Entdeckungs-, Begründungs-, Interessenzusammenhangs Darlegung des theoretischen und begrifflichen Bezugsrahmens Mit expliziten Methoden und intersubjektiv überprüfbaren Ergebnissen
Gegenstand der Soziologie David Emile Durkheim (*1858 in Epinal – 1917) Besuch Ecole Normale Superieure/Paris Lehrt 1887-1902 in Bordeaux Pädagogik ab 1902 an Sorbonne/Paris Pädagogik und Soziologie erster Lehrstuhlinhaber der Soziologie wichtigster Mitbegründer der Soziologie
„Pflichten und Verbindlichkeiten außerhalb der Person und der Sphäre des Willens, sondern im Recht und in der Sitte begründet sind; sind etwas Objektives und mehr oder weniger festgelegte Art des Handelns, die äußeren Zwang ausübt. Die Erklärung des sozialen Lebens muss also in der Natur der Gesellschaf selbst zu finden sein. Sie überschreitet das Individuum über Zeit und Raum sowie sie Druck auferlegt. Dieser wird allerdings von allen auf den Einen ausgeübt“ Gegenstand Soziologische Tatbestände (fait social) als eherne Gesetze, die dem Einzelnen Menschen wie feste Strukturen gegenüberstehen und sein Handeln objektiv bestimmen Max Weber (*1864 in Erfurt bis 1920) Jura-Studium in Heidelberg, Berlin, Göttingen 1849-1903 Lehrstuhl Nationalökonomie in Freiburg und Heidelberg 1918 Heidelberger Arbeiter- und Soldatenrat 1918/20 Lehre in Wien und München Wichtigster deutscher Soziologe Werk „Wirtschaf und Gesellschaf“ (1922) wurde von Frau postum veröffentlicht „Soziologie will soziales Handeln deutend verstehen und ursächlich erklären. Handeln wird als solches mit subjektivem Sinn verstanden. Soziales Handeln bezieht sich dabei zusätzlich auf das Verhalten anderer.“ Gegenstand und Ausgangspunkt soziales Handeln, also subjektives Georg Simmel (*1858 in Berlin bis 1918) Zum Christentum konvertierte jüdische Familie, adoptiert Studierte Geschichte, Völkerpsychologie, und Philosophie, Kunstgeschichte, Altitalienisch Ab 1885 Privatdozent in Berlin 1900 außerordentliche Professur in Berlin wegen Antisemitismus 1908 Ruf Heidelberg – Antisemitisches Gutachten 1914 ordentlicher Lehrstuhl für Philosophie in Straßburg Werk „Philosophie des Geldes“ (1900) „Gesellschaf sind Wechselwirkungen unter Individuen. Aufgabe der Soziologie ist die Beschreibung der Formen dieser Wechselwirkung. Sie zieht aus den Erscheinungen das Moment der Vergesellschafung in Form universellen formalen Verhaltensweisen der Individuen zueinander, gelöst von Inhalten und Zwecken. Zu verstehen wie die Grammatik bezüglich der Sprache die Formen vom Inhalt sondert.“ Außerdem „Begriff der Gesellschaf wird als eine geschlossene Einheit definiert. Deswegen der Begriff der Vergesellschafung präferiert. Diese seien Verfestigungen von Wechselwirkungen zwischen Individuen.“ Formale Soziologie: es geht um Analyse der FORMEN der Wechselwirkungen unter Individuen Gegenstand und Ausgangspunkt Verflechtungsbeziehungen
Paradigmatische Positionen zu sozialem Handeln, Ordnung, Wandel Mikrotheorien Individuum, Handeln als Ausgangspunkt, Methodologischer Individualismus (Rational Choice, symbolischer Interaktionismus, Phänomenologie etc.) John Stuart Mill: Gesellschafliche Phänomene sind nichts anderes als die Gesetze der Handlungen der Menschen, die durch den gesellschaflichen Zustand miteinander verbunden sind Makrotheorien Gesellschaf, Struktur, System als Ausgangspunkt, Holismus (Systemtheorie, Kapitalismus-/Gender-Theorie etc.)
Karl Marx: Die (Produktions-) Verhältnisse sind unabhängig vom Willen der Menschen und bedingen dessen sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess
Mikro-Makro-Theorien Verflechtung als Ausgangspunkt (Strukturations-, Figurationstheorien, kommunikatives Handeln etc.) Norbert Elias: Figuration macht möglich, den Zwang zur Spaltung des Menschenbildes von Menschen als Individuen und von Menschen als Gesellschafen aufzuheben Widerschein verschiedener gesellschaflicher Glaubenssysteme und Ideale Die Figuration lenkt den Blick auf die Interdependenzen der Menschen und was sie aneinanderbindet, lässt sich nicht durch die Sicht auf Einzelnen herausfinden, denn Gesellschafen (Figurationen) interdependenter Menschen sind mehr als Häufungen individueller Atome Unterscheidet affektive, staatliche, berufliche Verflechtungszusammenhänge
1.2. Sitzung: Anthropologische Grundlagen Soziologische Regel: Der Mensch ist das Tier mit dem höchsten Anteil sozial-kulturell weitergegebener Lebensantriebe, er ist sich dessen in seiner alltäglichen Lebenswelt allerdings meistens unbewusst Nur graduelle Unterschiede zwischen Menschen und anderen Tieren, nicht prinzipiell Menschliche Entwicklung ist evolutionärer Prozess aus genetisch transportierter Natur-Phylogenese, durch Lernen weitergegebener Kultur-Phylogenese und Erfahrung bestimmter Ontogenese wie Dispositionen, Sozialisation Menschen sind einerseits natürliche Wesen mit Trieben, „Instinktstümpfen“ (Claessens) bzw. moral sentiments sowie einmaligen kognitiven Ressourcen, andererseits genuin soziale Wesen mit soziale vererbter Kultur, sozial geformten Gefühlen, Leidenschafen, Interessen sowie der Fähigkeit zur Selbst- und Fremdreflexion
Implizite und explizite Menschenbilder prägen soziologisches Denken und Theoriebildung
theoretische Ausgangspositionen, die sich aber nach unterschiedlichen Kriterien sortieren lassen sollten reflektiert und expliziert werden, denn Werturteilsfreiheit ist anders nicht gewährleistet
Homo hominis lupus est (Thomas Hobbes) soziale Ordnung durch Vertrag mit Drittem (Herrscher) Homo oeconomicus Mensch als individueller Nutzenmaximierer in Restriktionen Homo sociologicus (Ralf Dahrendorf) Menschen handeln entsprechend Rollen Normen, Regeln; ist leere Hülle, die durch Sozialisation gefüllt wird Homo interiunctus (Norbert Elias) der Mensch ist kein Ich im isolierten, verschlossenen Gehäuse, sondern immer Teil von Figurationen/Verflechtungszusammenhängen Karl Marx Das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaflichen Verhältnisse. Georg Phillip Friedrich von Hardenberg Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaf. Sigmund Freud jede Gesellschaf ist ein umfangreicher Mensch Vorstellungen von Individuum, Gesellschaf und Verflechtungszusammenhang fließen in Menschenbildern zusammen Individualität: nicht aus uns heraus kreiert, sondern der Input (nicht jeder), den wir spezifisch erfahren, zugelassen und betont haben
Anthropologische Grundannahmen der Soziologie Wodurch unterscheidet sich der Mensch von anderen Tieren? Aufrechter Gang, Werkzeuggebrauch, Dominanz von Auge-Hand-Feld (relativ) instinktverunsichert, instinktreduziert (relativ) hoher Anteil erlernten Verhaltens Nicht einfaches Reiz-Reaktions-Schema, sondern Lüke (Hiatus) zwischen Handlungsantrieb/ Handlungsbedingungen und Handlung „Auszugehen ist dabei von jener Eigenart des menschlichen Handelns, welche die moderne Anthropologie als die Weltoffenheit des Menschen bezeichnet. Damit ist vor allem eine Öffnung der Sinnesorgane gegenüber breiten Reiz- und Eindrucksfeldern gemeint, die sich mit einer Reduktion der Instinkte auf bloße Residuen (das, was den Rest erklärt) verbindet.“ Friedrich Tenbruck breites Spektrum an Sinnesorganen, das es ermöglicht in unterschiedlichen Bedingungen zu leben Mensch und Tier in behavioristischer Perspektive (Gegenteil der Soziologie) Reiz und Reaktion sind beobachtbar und messbar Was im Akteur vorgeht, wird durch Unterbewusstes und Instinktes (phylogenetische, angeborene Verhaltensprogramme, unbewusst, artspezifisch, ontogenetisch nicht beeinflussbar) erklärt Die Hierarchie der menschlichen Bedürfnisse (needs) nach Abraham Maslow humanistische Psychologie 5. Selbstverwirklichung: Kreativität, Potentiale ausschöpfen 4. Achtung: Stärke/Leistung, Geltung/Anerkennung 3. Zugehörigkeit: Liebe, Geborgenheit, Soziales 2. Sicherheit: vor Schmerz/Angst, Berechenbarkeit 1. Körperliche Bedürfnisse: Nahrung, Wärme, Schlaf, Sex
Mangelmotivationen: die ersten drei Stufen Wachstumsmotivationen: die letzten zwei Stufen
Modell sozialer Lebenspraxis: Bewusstes und Nicht-Bewusstes (Pries) Alles kann bewusst erlebt werden, vor allem wenn wir irritiert sind Subjektives Verhalten/Sinn wird beeinflusst durch:
ASPEKTE von Menschenbildern:
Evolutionäre Soziologie These: Menschen besitzen „artspezifische kognitive Anpassung, die den Prozess der kognitiven Evolution grundlegend verändert“ (Tomasello) Die Anpassung besteht daraus, „sich mit Artgenossen so zu identifizieren, dass sie diese Artgenossen als intentionale Akteure wie sich selbst mit eigenen Absichten und eigenem Aufmerksamkeitsfokus verstehen“ Dadurch entstand eine neue Art der Interaktion und somit des sozialen Lernens Sodass überlebenswichtiges Wissen und Fertigkeiten nicht über Gene, sondern über Sozialisation und Kultur weitergegeben werden: Lernen, Sprache, Artefakte, Werkzeuge und Symbole Diese werden immer weiter modifiziert und akkumuliert (Wagenhebereffekt) Menschen sind größtenteils gemein mit Primaten, nur jede Art hat besondere kognitive Ausprägungen, die den Prozess der Evolution grundlegend verändert, so auch der Mensch
Beispiel: Elaborierte Sprache setzt Atmungskontrolle voraus, hängt eng mit aufrechtem Gang zusammen und dieser ermöglicht ein breites Gesichtsfeld und freie Hände für Werkzeuggebrauch Aus metatheoretischer Perspektive müssen drei verschiedene Zeitskalen entfaltet werden, um menschliche Kognition im Ansatz zu verstehen: 1. Die Natur-Phylogenese: Menschliche Primaten entwickeln ihr spezifisches Verstehen von Artgenossen (kognitive Ressourcen, Triebe und Transzendenz) 2. Die Kultur-Phylogenese: dies führt zu kultureller Vererbung mit materiellen und symbolischen Artefakten, die Modifikationen über die Zeit hinweg akkumulieren (Symbolsysteme, Werte, Artefakte und Techniken) 3. Die Zeit der Ontogenese: Kinder nehmen individuell alles auf, was ihre Kultur zu bieten hat (Vorbewusstes, Erfahrung, Rationalität, Interesse)
Eisberg der Triebkräfe menschlichen Daseins Nicht-Bewusstes: Leidenschafen, Triebe, Transzendenzkraf/ Gefühle, Vorbewusstes/ Erlernte, vererbte Kultur Bewusstes: Rationalität, Interessen Was davon ist Teil der Soziologie?
2.1. Sitzung: Individuum – Handeln, Sinn, Rationale Wahl Soziologische Regel: Soziales Handeln vom Individuum aus zu untersuchen heißt nicht, den Einzelnen zum Urgrund menschlichen Seins zu machen. Soziales Handeln ist immer seinem subjektiven Sinn nach durch andere Handelnde geprägtes und auf solches, bezogenes Sich-Verhalten.
Soziales Handeln nach Weber (verstehende Soziologie) „Soziologie ist die Wissenschaf, die soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“
Handeln mit subjektivem Sinn verbunden Bewusst, reflexiv, selbstvergewissernd Intentional, nicht nur reflexmäßig Gegebene Situation transzendierend Soziales Handeln dem subjektiven Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen Sozial ist hier nicht gleich normativ Nicht-Handeln zählt allerdings auch (Dulden, Unterlassen) Sinn unverzichtbar für die Erklärung des sozialen Handelns Denn er hilf die Wahrnehmung über das Verhalten anderer zu kanalisieren Denn er macht über die Situation hinaus, die tragende Kultur sichtbar (Zusammenhang der Normen und Werte in Gesellschafssystem) Voraussetzungen und Annahmen des Begriffs Sinn Jedes Individuum ist zum Sinn-Verstehen in der Lage Es wird von vergesellschafeten, mit Normen und Werten ausgestatteten Individuen ausgegangen Kultur sei ein zusammenhängendes, für den Menschen verstehbares und sie leitendes Normen- und Wertsystem Menschen suchen nach Sinn und den sie leitenden Kulturwerten Verhalten instinktarm, umweltoffen Vier Idealtypen der Antriebe des sozialen Handelns 1. Zweckrationales Handeln: Erwartungen an andere werden als Bedingung oder Mittel genutzt, um Erfolg zu haben bzw. für eigene Zwecke 2. Wertrationales Handeln: Eigenwert des Verhaltens zählt, unabhängig von Erfolg 3. Affektuelles oder emotionales Handeln 4. Traditionales Handeln: durch eingelebte Gewohnheit Rationalistische Verkürzung von Webers Handlungstheorie nach Esser (Weber hat nicht zugestimmt!!!!)
Frame selection: der Situation einem Handlungsrahmen zuordnen, also gedankliches Muster, Modell, Rahmen von typischen Situationen (in Pries-Modell die Situationsdeutung) Script selection: mögliches Handeln einem Handlungsprogramm zuordnen, also gedankliches Muster, Modell, Rahmen für typischen Ablauf des der Situation angemessenen Handelns (Normen und Werte)
Rationalistisches Handlungsmodell Rationalistische Verengung des Handlungsmodells 1. Stabile, hierarchisch gegliederte Präferenzen 2. Bewusste Situationswahrnehmung und -deutung 3. Bewusste Abschätzung vorhandener Mittel
4. Bewusste Abschätzung möglicher Kosten und Risiken 5. Klare Eintrittswahrscheinlichkeit der Optionen Das Gefangenendilemma: rationale Wahl bei unsicheren Annahmen über Situation Individuell optimal ist, wenn der andere treu bleibt und ich selbst ihn verrate Insgesamt ist Kooperation zwischen den beiden am optimalsten Ausgang des Dilemmas hängt von Rahmenbedingungen ab Anfangsvertrauen und dann tit-for-tat bringen optimale Ergebnisse bei widerholten Spielen ohne ersichtliches Ende (bei Ende funktioniert es nicht, wegen Rückkopplung) Individuelles Handeln und Mikro-Makro-Link: James Colemans Badewanne
Grenzen des Modells „individuelles Handeln“ Kritik von Alfred Schütz an Max Weber: Vernachlässigt die besondere Konstitutionsweise des Sinnes für den Handelnden und die damit verbundenen Modifikationen, die der Sinn für den Partner in der Sozialwelt/Außenstehende erfährt Kompliziertes Verhältnis von Sozialwissenschaf zu ihrem Material wird deutlich Der Aufbau der Sozialwelt ist ein sinnhafer einmal für die in der Sozialwelt Lebenden, dann aber auch für die Sozialwissenschafen, welche die ihnen vorgegebene Sozialwelt deuten Subjektiver Sinn ist viel komplizierter als Weber sagt Kritik von Friedrich Tenbruck am Homo oeconomicus: Vernachlässigt Probleme der inneren Handlungsführung Das rationale Handlungsmodell bietet für gewisse Situationen einen erwünschten Leitfaden an Entscheidungen und hebt typisches Merkmal der Menschen hervor: welt- und zukunfsoffen Jedoch bleiben ganze Dimensionen des Handelns unbeachtet Leider übernehmen wir in der aufgeklärten, westlichen Welt, dieses Handlungsmodell als Selbstverständnis und sehen alles was nicht rationales Handeln ist, als Störung oder Abweichung vom Richtigen an (nicht einmal hinlängliches Verstehen dadurch ist möglich) Kritik am Modell individuellen sozialen Handelns: Der Fluss menschlichen Welterlebens wird zerlegt in einzelne isolierte Handlungsakte Diese werden häufig nach dem Grad ihrer Rationalität bzw. subjektivem und/ oder objektiven Logik als Bezugspunkt typisiert Häufig wird implizit oder explizit rationales Handeln als Entscheidungshandeln (rational-choicemodell) als Referenzmodell unterstellt, was zu eng ist Häufig verbunden mit dem methodologischen Individualismus (soziale Tatsachen durch individuelle Akteure erklären, Gesellschaf als Aggregation individueller Akteure) Gegenargumente und -modelle
Unterschied zwischen Handlung als Prozess und Handlung als Ergebn...