Thesen zu dem Text: Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz‘ Beitrag zur Writing Culture-Debatte von Volker Gottowik PDF

Title Thesen zu dem Text: Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz‘ Beitrag zur Writing Culture-Debatte von Volker Gottowik
Author Lea Hensch
Course Methoden der Feldforschung
Institution Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Thesen zu dem Text: Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz‘ Beitrag zur Writing Culture-Debatte von Volker Gottowik
Im Folgenden sollen die zentralen Thesen aus dem Text „Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz‘ Beitrag zur Writing Culture-Debatte von Volk...


Description

Goethe-Universität Frankfurt am Main Institut für Ethnologie SoSe 2017: Praxis Modul: Methoden II Dozentin: Dr. Jauernig Lea Hensch Matr.Nr.:6032674

Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz‘ Beitrag zur Writing CultureDebatte von Volker Gottowik Im Folgenden sollen die zentralen Thesen aus dem Text „Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz‘ Beitrag zur Writing Culture-Debatte von Volker Gottowik, welcher im Jahr 2007, in dem Buch „Theorien, Konzepte und Autoren der Kulturwissenschaften“ publiziert wurde, zusammengefasst

werden.

Die moderne Ethnologie wurde durch eine Fußnote, welche Clifford Geertz 1973 in seinem Essay „Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie der Kultur“ anmerkte, nachhaltig beeinflusst (Gottowik 2007: 119). In dieser Fußnote führt Geertz an, dass die Ethnologie sich bisher noch nicht mit Experimenten, Darstellungsweisen und Sprache, welche in Ethnographien verwendet werden, kritisch auseinandergesetzt hat. Als Reaktion hierauf wurde ein Seminar organisiert, welches dieses Thema behandelte und ethnographische Texte aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive untersuchte (Gottowik 2007: 120). Der Ausgangspunkt der „Writing Culture“ Debatte, welche bis 1995 andauerte, war die Erkenntnis, dass Kultur und Gesellschaft reine Erfindungen sind, welche allerdings ihre eigene Logik innehaben und daher nicht als zufällig zu bewerten sind. Eine Kultur wird erst durch deren Beschreibung konstruiert und somit im gewissen Grad erfunden, da sie durch das Beschreiben erst ins Bewusstsein gelangt (Gottwowik 2007: 121). Der Konflikt, welcher der Debatte vorrausgegangen ist, ist unteranderem die Ethnographie über Samoa von Magret Mead. In dieser stellt sie die Kultur nicht aus der Perspektive der Einheimischen dar und wird hierfür kritisiert. Dies führte zu der Frage, wie eine Ethnographie verfasst werden muss, um einerseits den wissenschaftlichen Ansprüchen zu entsprechen aber andererseits auch die Mitglieder einer anderen Kultur angemessen darzustellen (Gottowik 2007: 123). Zudem kam die Tatsache hinzu, dass sich nach der Kolonialzeit, ab circa 1960, die Beziehung zwischen erste und dritte Welt Ländern veränderte und viele ehemalige Kolonialstaaten nicht mehr zufrieden waren mit den Beschreibungen, welche über sie verfasst wurden (Gottowik 2007: 124). Innerhalb der Writing Culture Debatte gibt es verschiedene Positionen, eine vertritt Geertz mit seiner Konzeption einer dichten Beschreibung von fremden Kulturen. Einen anderen Standpunkt vertritt Vincent Crapanzano, welcher Überlegungen zu einer dialogischen Anthropologie verfasste (125). Der Begriff „dichte Beschreibung“, welcher durch Geertz in die Ethnologie eingeführt wurde, ist an den Sprachphilosophen Gilbert Ryle angelehnt, welcher ihn ursprünglich prägte. Geertz bringt das Beispiel, dass ein Zwinkern entweder als bewusstes Zwinkern oder als ein unabsichtliches Zucken des Lids wahrgenommen werden kann. Um das Zwinkern oder generell andere „symbolische“ Handlungen korrekt zu verstehen ist ein Kontextwissen notwendig. Die Schlussfolgerung die Geertz hieraus zieht ist, dass das Verstehen einer Handlung nicht nur auf Beobachtung und Kommunikation basiert, sondern auch auf Kontextualisierung. Der Kontext muss

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verstanden werden, um kulturelle Handlungen einordnen und verstehen zu können (Gottowik 2007: 129). Diese Überlegung führt er weiter und entwickelt das Konzept der dichten und dünnen Beschreibung. Bei der dünnen Beschreibung werden Handlungen oder andere Ereignisse lediglich beschrieben. Hingegen werden bei der dichten Beschreibung Ereignisse, welche vorher (also bei der dünnen Beschreibung) nur beschrieben wurden erklärt. Bei dieser Art der Beschreibung soll durch Kontextwissen der „symbolische Wert“ der Handlung erkannt und erläutert werden. Zudem führt er an, dass die Bedeutung der Handlung durch den Handelnden festgelegt wird. Aus diesen Überlegungen schlussfolgert Geertz, dass der Gegenstand der Ethnologie zwischen dünner und dichter Beschreibung liegt und nur dann vollständig zu erfassen ist, wenn Handlungen mit beiden Arten der Beschreibung erläutert werden. Zudem besteht laut ihm eine fließende Grenze zwischen den beiden Arten der Beschreibung und somit sind Beschreibung und Interpretation nicht als verschiedene Methoden zu betrachten (Gottowik 2007: 130). Geertz fordert zudem, dass fremde Kulturen aus der Perspektive der Einheimischen beschrieben und erklärt werden sollten und versucht dieser Anforderung in seinem Essay über den Hahnenkampf auf Bali gerecht zu werden. Allerdings kann er diesem Anspruch nicht vollständig gerecht werden. So wird er dafür kritisiert, dass er seine und die Interpretation der Einheimischen bezüglich des Kampfes zu stark vermischt und die Balinesen und den Hahnenkampf zu sehr generalisiert (Gottowik 2007: 134). Eine andere Position in der Writing Culture Debatte vertritt Crapanzano, welcher sich auf die „dialogische Ethnographie“ fokussiert. Bei dieser Methode sollen in Ethnographien Dialoge mit konkreten Individuen wiedergegeben werden und somit der Kritik entgegenwirken, dass in Ethnographien häufig der Ethnograph unsichtbar bleibt und ein statisches Bild von anderen Kulturen, Einheimischen und deren Sichtweise entwirft (Gottowik 2007: 136). Die „dialogische Ethnographie“ unterscheidet sich von dem „ethnographischen Realismus“ in den Punkten, dass sie keinen holistischen Anspruch erhebt, der Ethnograph nicht mehr als distanzierter Beobachter fremde Kulturen untersucht und Gesprächspartner als Individuen und Persönlichkeiten dargestellt werden und nicht mehr nur als dritte Person. Weitere Unterschiede sind, dass die dialogische Ethnographie versucht transparenter zu sein, welches unteranderem mit dem Aspekt einhergeht, dass nun dargestellt wird, ob beide Gesprächspartner bereit sind über ein bestimmtes Thema zu reden. Außerdem wird in dieser Methode der Beschreibung versucht nicht mehr zu generalisiert, es werden Terminologien einer klassifikatorischen Wissenschaft weggelassen und indigene Termini und Konzepte werden im Dialog mit Einheimischen erläutert (Gottowik 2007: 137-138). Aber auch an diesem Ansatz wird Kritik ausgeübt. So wird der Dialog in einer Ethnographie nicht wiedergegeben, sondern nur repräsentiert und kann zudem im Vorhinein über- oder bearbeitet wurden sein. Außerdem besteht ein ungleiches Verhältnis zwischen den beiden Dialogpartnern, da der Ethnograph bestimmen kann, welche Themen angesprochen werden und welche Dialoge er

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veröffentlicht. Zudem kann kritisiert werden, dass wenn nur Dialoge in einer Ethnographie wiedergegeben werden, dann die eigentliche Aufgabe, also das Erklären und Interpretieren einer fremden Kultur, übergangen wird und die Aufgabe nun der Ethnographierte oder Leser übernehmen muss (Gottowik 2007: 139). Auch Geertz ist gegen den Gedanken, dass das Problem einer angemessenen Beschreibung einer fremden Kultur so umgangen wird, dass der Ethnograph nur die Einheimischen reden und beschreiben lässt (Gottowik 2007: 141). Laut ihm soll in Ethnographien die Realität so dargestellt werden wie sie den Mitgliedern einer fremden Kultur erscheint. Um diesen Anspruch allerdings gerecht zu werden, braucht der Autor selber seine eigene Vorstellung von der untersuchten Kultur (Gottowik 2007: 142).

Literatur Gottowik, Volker (2007): „Zwischen dichter und dünner Beschreibung: Clifford Geertz' Beitrag zur Writing Culture-Debatte“. In: Därmann, Iris und Christoph Jamme (Hg.): Theorien, Konzepte und Autoren der Kulturwissenschaften. München: Fink: 119-142....


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