VL 8 Historische Motivationstheorien PDF

Title VL 8 Historische Motivationstheorien
Author Alessandra Petracca
Course Emotion und Motivation
Institution Universität Bern
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Emotion & Motivation_VL_7 29.10.18 Prof. Dr. Barbara Studer

Prominente historische Motivationstheorien Ziele -

Verständnis der Unterscheidung intrinsische – extrinsische Motivation Verständnis der Unterscheidung implizite – explizite Motive Unterscheidung verschiedener theoretischer Fokusse (Motivation als Ursache/Folge von Emotion; Warum/Wie Frage) Kenntnis prominenter (historischer) Motivationstheorien Kenntnis physiologischer Motivationstheorien

Drei zentrale Themenkomplexe  Individuelle Präferenz für bestimmte Handlungsziele und spezifische handlungsbezogene Emotionen → Motiv  Auswahl und Setzten von Handlungszielen → Motivation  Ausführen und Regulieren von Handlungen → Volition

Rückblick „Emotion. Ein _________-gerichteter psychischer Zustand, der sich in Veränderung des __________, der ______________ und des __________ äussert.“ „Die Motivationspsychologie befasst sich mit... ...________________ Verhalten beim Menschen und analysiert die A_____________, A______________, I____________ beim Zielstreben.“

Definition Motivationspsychologie

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➔ Verhalten X ist eine Interaktion zwischen «Können» und «Wollen» ➔ «Wollen» ist eine Interaktion zwischen situationalen und personeninternen Variablen Intensität: - Verhaltensmobilisierung - Anstrengungserleben Ausdauer beim Handeln: Handeln wird fortgesetzt, trotz - Unterbrechungen - Ablenkung - Schwierigkeiten

Motivation als URSACHE UND FOLGE von Emotion

Motivation als FOLGE von Emotion Putchiks (1994) Modell der Basisemotionen Komplexe kette von Ereignissen, die eine Emotion definieren

Motivationsforschung 2

Erklärungsziel: Das Wozu und Wie zielgerichteten Handelns

Prominente Motivationstheorien Historische Motivationstheorien • Biologische Sicht: Triebtheorien o Freuds psychoanalytische Motivationstheorie o Hulls Triebtheorie • Persönlichkeitspsychologische Sicht: (Fokus: Bedürfnisse) o Maslows Bedürfnishierarchie o Lewins Feldtheorie o Murrays Theorie der PersonUmwelt-Bezüge • Kognitive Sicht (kognitivem Approach) o Achs Willenspsychologie

Aktuelle Motivationstheorien - Erwartungs-Wert Theorie - Attributionstheorie - Sozial-kognitive Theorie - Zielorientierung - Selbst-Determination

Inhalt 1. 2. 3. 4.

Definitionen Intrinsische –Extrinsische Motivation Implizite –Explizite Motive Historische Motivationstheorien • Freuds psychoanalytische Theorie • Hulls Triebtheorie • Lewins Feldtheorie • Murrays Person-Umwelt-Theorie • Achs Willenspsychologie 5. Physiologie von Motivation

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Definition Motivation • „Die Motivationspsychologie befasst sich mit zielgerichtetem Verhalten beim Menschen und analysiert die Ausrichtung, Ausdauer und Intensität beim Zielstreben.“ →Wie-Frage: Wie manifestiert sich Motivation? „Motivationspsychologie umfasst ... die Gesamtheit der Prozesse, die zielgerichtetes Verhalten auslösen und aufrechterhalten (Mook, 1987) – es geht darum, die Beweggründe und Ursachen für menschliches Handeln aufzufinden und Antworten auf die Frage „Warum verhalten sich Lebewesen (Menschen) so, wie sie es tun?“ zu suchen. →Warum-Frage: Was motiviert unser Verhalten? Warum führen wir bestimmte Verhaltensweisen aus? •

Wichtige Begriffe der Motivationspsychologie ❖ Bedürfnis: Mangelempfinden mit körperlicher oder mentaler Ursache ❖ Trieb: Inneren Antrieb, auf Befriedigung von Bedürfnissen ausgerichtet ❖ Anreiz: Antizipierte Wirkung eines Reizes/Ereignisses bei Ausführen einer bestimmten Handlung ❖ Ziel: Angestrebter Zustand; Erreichen führt zu Wohlbefinden (Emotion) ❖ Motiv: individuelle Präferenz für bestimmte ❖ Aktionstendenz: Handlungsimpuls

Intrinsische- Extrinsische Motivation Intrinsische Motivation: «… in der Person liegendes Interesse, Neugier oder Werte, die diese dazu bewegt, etwas zu tun. ... kein Steuerungsinstrument von aussen nötig, um eine Tätigkeit freudvoll und ausdauernd auszuüben. Die Tätigkeit wird um ihrer selbst willen ausgeführt.“

Extrinsische Motivation: «… durch äussere Faktoren, materielle Belohnungen und Bestrafung, Überwachung oder soziale Bewertungen angestoßen ... häufig unmittelbar abhängig von äusseren Steuerungsinstanzen und erlischt, wenn deren Kontrollinstrumente wegfallen.“

Bedingungen für intrinsische Motivation Intrinsische Motivation bezieht sich auf drei befriedigte Basisbedürfnisse: - Autonomie-Erleben: Sich als Verursacher eigener Handlungen erleben - Kompetenzerleben: Effizienz bzgl. Verfolgung eigener Ziele - Soziale Eingebundenheit: Zugehörigkeit und Verbundenheit Flow-Theorie von Csikszentmihalyi (1990) Merkmale von Flow-Erleben: - Tiefes Involviertsein in einer Behandlung - Verschmelzung von Handlung und Bewusstsein - Gefühl von Kontrolle - Verzerrte Zeitwahrnehmung Bedingungen: - Passung von Anforderungen und Fähigkeiten - Klare Zielsetzung - Unmittelbares Feedback Korrumpierungseffekt Intrinsisch motivierte Aktivitäten können durch äussere Einflüsse negativ beeinflusst werden: - Persistenz - Intensität 4

Beispiel: 1) Controlling Reward Mom: «I’ll give you 5$ for every A” 2) Extrinsic motivation Child: “As long as she pays, I’ll study” 1) Informative Reward Mom: “Your grades were great! Let’s celebrate by going out for dinner” 2) Intrinsic motivation Child: “I love doing well” Implizite – explizite Motive Definiton von McClelland et al., 1989 Implizite Motive Unbewusst und affektbasiert; sagen frei auftretendes Verhalten in strukturell offenen Situationen vorher. Motivtrias: - Leistungsmotiv: Machtmotiv - Anschlussmotiv →Streben nach bestimmten Gefühlen z.B. Stolz, Stärke, Glück/Zwischenmenschliche Wärme →Wo fühle ich mich wohl?

Explizite Motive Bewusst, motivationale Selbstbilder, in Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt erlernt; sagen Verhalten in stark strukturierten Situationen vorher

Seinem eigenem Selbstbild folgen z.B. Ich bin ein Mensch der Herausforderungen annimmt →Wer bin ich? Was erwartet man von mir? (Selbstbild der Person)

Messung expliziter Motive Explizite Motive sind bewusst → Selbstbericht Messung impliziter Motive - Implizite Motive sind bewusst → Messung durch projektive Verfahren - Thematischer Apperzeptionstest (TAT) o Aufgaben: Fantasiegeschichte zu Bildern verfassen o Leitfragen: ▪ Was spielt sich hier ab? – wer sind die Personen? ▪ Wie ist es zu der Situation gekommen was hat sich vorher zugetragen? ▪ Was denken und fühlen die einzelnen Personen auf dem Bild – was wollen sie? ▪ Wie wird es weitergehen – wie geht alles aus? 5

Zusammenhang zw. Expliziten und impliziten Motiven ➔ Häufig nur geringe Zusammenhänge

Motivkongruenz und Motivinkongruenz

Motivkongruenz und Motivinkongruenz Inkongruenz zwischen expliziten und impliziten Motiven →Bewusstes Selbstbild einer Person widerspricht seinen impliziten Motiven Folgen der Inkongruenz  Reduzierte Lebenszufriedenheit  Reduziertes psychisches Wohlbefinden ("hidden» stressor)  Anstieg psychosomatischer Beschwerden  Beeinträchtigung der Handlungsregulation  Erleben von Handlungskrisen Inkongruenz verringert U.a. bei gutem Zugang zum eigenen Körpergefühl (in sich hineinhorchen) sowie geringer Selbstüberwachung (z.B. hinsichtlich sozialer Normen; Selbstbild)

Historische Motivationstheorien Biologische Sicht: Triebtheorien Triebtheorien der Motivation Mechanisches Bild der Motivation und Verhaltensdetermination

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Freuds Triebkonzept • 2 Triebe: lebenstrieb und Todestrieb • Eigenschaften von Trieben o Appetitiv: führen auf Objekte zu o Intern: rühren von Stoffwechselprozessen her o Ziel: Befriedigung • Triebe als Energiequelle des Verhaltens o Wünsche (=mit Energie besetzte Vorstellungen) als kognitive Repräsentationen der vom Körper gestellten Triebforderungen o Wünsche setzen Handlungen in Gang • Triebe sind biologisch fundiert o Triebe als konstante Quelle der Erregung, Abbau durch Bedürfnisbefriedigung o Beispiel: Hunger, Durst, Schlafen, sexuelle Aktivierung etc. o Endziel des Triebes ist Bedürfnisbefriedigung, kann auf Umwegen geschehen o Triebhafte Ursprung der Handlungen ist nicht bewusst Freuds Modelle der Motivation

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Grundkonzepte von Hulls Theorie Bedürfnisse vs. Unspezifischer Trieb Aktuelle Triebstärke= Summe der Stärke der einzelnen Bedürfnisse

Triebreduktion nach Hull (1943, 1952)  17 Postulaten und 133 davon abgeleiteten Korollarien und Theoremen

D= Triebstärke (drive) H= Gewohnheitspotential (habit) E= Reaktionspotential (excitatory potential)

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Bewertung der Triebtheorien Kritik I: Bedürfnisse und Trieb o Beziehung zwischen Deprivationsdauer und Treibindikatoren ist erheblich komplexer ▪ Häufig auch kein Zusammenhang, Bsp. Sexualität Kritik II: Trieb ohne Bedürfniszustand o Experiment: Bezahlung von Probanden für das Nichtstun ▪ Essen und Trinken vorhanden, kein Mangel ▪ Vorhersage Triebtheorien: keine Verhaltenstendenz ▪ Aber: Probanden hatten nach 4-8 Stunden Bedürfnis nach Aktivität Kritik III: Triebreduktion ohne Bedürfnisreduktion o Experimentelle Befunde zeigen, dass Befriedigung des Triebes nicht unbedingt das Bedürfnis reduziert ▪ Bsp.: Zuckerersatzstoff Saccharin wirkt bei Ratten verstärkend, obwohl er keinen physiologischen Bedürfniszustand (nach Zucker) reduziert. ▪ Bsp.: «Selbststimulation» des Belohnungszentrum im Gehirn ▪ Andere Bedürfnisse (z.B. Essen, Trinken) werden vernachlässigt

Persönlichkeitspsychologische Sicht – Fokus: Bedürfnisse Die Bedürfnispyramide nach Maslow (1908-1970) → Vertreter der humanistischen Psychologie Annahmen über höhere und niedrigere Bedürfnisse: 1. Das höhere Bedürfnis stellt eine spätere stammesgeschichtliche Entwicklung dar. 2. Je höher das Bedürfnis, umso weniger dringlich ist es für das blosse Überleben. 3. Auf einem höheren Bedürfnisniveau zu leben, bedeutet längeres Leben, weniger Krankheit, besseren Schlaf, usw. 4. Befriedigung höherer Bedürfnisse schafft mehr an wünschbaren und persönlichen Ergebnissen →Grösseres Glück und inneren Reichtum.

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Klassifikation von Bedürfnissen nach Murray (1938)  13 viszerogene (primäre) Bedürfnisse: o Dem Überleben assoziert oder Resultat interner körperlicher Prozesse  20 psychogene (sekundäre) Bedürfnisse

Bedürfnisse der Person Need: Angestrebter Zielzustand  Murray geht von einer Bedürfnishierarchie bei Menschen aus.  Manche Bedürfnisse sind wichtiger als andere, wobei die Bedürfnisse nach Nahrung und Wasser die Wichtigsten sind.  Die Bedürfnisse werden in der Reihenfolge ihrer Priorität befriedigt; d.h. wenn zwei unvereinbare Bedürfnisse auftreten, wird das Stärkere zuerst erfüllt. Situationsmerkmale Press: Aufforderungscharakter der Situation (Verlockung/ Bedrohung) →Motivation ist demnach ein Ergebnis der kombinierten Wirkung von persönlichen Bedürfnisse und Charakteristika der Umwelt. Lewin Feldtheorie ❖ Gestaltpsychologische Sicht: Menschliches Verhalten im Gesamtzusammenhang analysieren. ❖ Grundannahme der Feldtheorie: Subjektive Wahrnehmung / Repräsentation der Situation massgeblich → Psychologische Realität Lewin Verhaltensformen Feld (f): Gesamtheit der Person (P)- und Situations- (S) variablen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Rolle spielen Spannung  Dynamische Grösse, Spannung drängt Person zur Handlung  Spannungszustand geht mit veränderter Wahrnehmung der Umwelt einher →Aufforderungscharakter (Valenz) der Situation (Umwelt)  Beispiel: Kind (K) möchte Schokolade (S) essen Hindernis vorhanden (Bsp.: böser Hund (H): Umweg nötig 10

 

Zielregionen mit positiver (können Bedürfnis befriedigen) und negativer Valenz (stehen Befriedigung entgegen) Kraft umso grösser, je grösser die Valenz und je geringer die psychologische Entfernung

Bewertung Lewins Theorie Anwendung: Unerledigte Aufgaben  Spannung drängt Person zur Handlung, um Spannung zu lösen  Spannung bleibt bei unerledigten Aufgaben erhalten  Experimentelle Studien: Unerledigte Aufgaben werden stärker erinnert als erledigte Aufgaben  Starke Tendenz, unerledigte Aufgaben wieder aufzunehmen Bewertung der Theorie  Subjektive Wahrnehmung/ Intentionen im Mittelpunkt  Hervorhebung von Kognition für Motivation  Verhalten entsteht durch Zusammenspiel aus Person und Umwelt  Experimentelle Überprüfung von Annahmen

Kognitive Sicht Achs Willenspsychologie Ausgangsfrage Wie gelingt es der handelnden Person, Widerstände bei der Verwirklichung einer Handlung zu überwinden? 

 

Deterministische Tendenz →Nachwirkung einmal gesetzter Handlungsabsicht o Funktion: das Handeln im Sinne des einmal gesetzten Ziels zu richten o Umso stärker, je grösser Assoziation zwischen Reiz & Aufgabe Funktion von Willensprozessen: innere Widerstände überwinden Phänomenologische Momente des Willensakts: o Zielvorstellung o Einsicht, dass man das Ziel erreichen möchte o Physiologische Spannungsempfindungen o Gesteigerte Anstrengung

Zusammenfassung der Konzepte Motivation durch «Druck» vs. «Zug» Druck - Innerorganismische triebe bauen als unangenehm erlebte Spannung auf, die abgeführt werden soll - Z.B. Freud, Hull, z.T. Lewin →Am ehesten zutreffend für physiologische Bedürfnisse (z.B. Hunger..) Zug Antizipation positiv bewerteter Endzustände (Anreize) steuert das Verhalten - Z.B. Lewin, Murray, Ach →Zutreffend für komplexeres zielgerichtetes Verhalten

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Physiologie von Motivation Hemisphärenlateralisation nach Davidson - Lateralisation von Motivationstendenzen (EEG-Studien, α-Frequenzband) - Bedeutsamkeit des präfrontalen Cortex

Motivationssysteme nach Lang (1994) Emotionen= Aktionsdispositionen, die auf der Aktivierung zweier Motivationssysteme (appetitiv vs. Aversiv) beruhen - Valenz eines Stimulus bestimmt, welches System aktiviert wird und somit, ob Annäherungs- vs. Vermeidungstendenzen vorliegen - Arousal/Erregung bestimmt Intensität der jeweiligen Systemaktivierung¨ Neurale Basis  Appetitives System: Belohnungssystem  Aversives System: u.a. Amygdala →Charakteristische Veränderungen im peripheren Nervensystem

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Motivationale Intensitätstheorie nach Brehm et al. (1983)  Anstrengungsmobilisierung= f(Subjektive Aufgabenschwierigkeit, Potentielle Motivation)  In der Peripherphysiologie abgebildet (Untersuchung von Richter et al.; 2008)

Untersuchung von Richter et al.; 2008 Kognitive Aufgabe: Angeben, ob ein Buchstabe in einer vorher präsentierten Buchstabenfolge enthalten war oder nicht 4 Schwierigkeitsgrade: unterschiedlich lange Darbietungszeit der Buchstabenfolgen (1000 ms, 550ms, 100 ms, 15 ms) AV: Kontraktilität des Herzens; systolischer Blutdruck

Zusammenfassung  Sehr unterschiedliche Definitionen von Motivation; kein allgemein gültiger Konsens  Motivation als Ursache oder Folge von Emotion (Warum/Wie-Fragen); Unterscheidung Motive/Bedürfnisse und Handlungsimpulse  Theorien mit verschiedenen Foki: z.B. Fokus stärker auf Bedürfnissen (Warum) oder stärker auf Handlungsimpulsen (Wie) → diese Theorien folgen in der nächsten Vorlesung

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