Zusammenfassung Sozialpsychologie VL 1-8 PDF

Title Zusammenfassung Sozialpsychologie VL 1-8
Author Lena Bartsch
Course Sozialpsychologie
Institution Freie Universität Berlin
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Warning: TT: undefined function: 32 Warning: TT: undefined function: 32Zusammenfassung SozialpsychologieVorlesung 1: Einführung und MethodenSozialpsychologie = „Sozialpsychologie ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch die tats...


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Zusammenfassung Sozialpsychologie Vorlesung 1: Einführung und Methoden

Sozialpsychologie = „Sozialpsychologie ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch die tatsächliche, vorgestellte oder implizite Anwesenheit anderer Personen beeinflusst werden.“ Abgrenzung Zur Persönlichkeitspsychologie PS = Eigenschaften des Individuums SP = Merkmale der sozialen Situation und deren Einfluss

Zur Soziologie Soziologie =soziales Verhalten wird auf strukturelle Variablen zurückgeführt z.B. Normen, Rollen, soziale Schicht SP = soziales Verhalten wird auf individuelle Variablen und Gruppenvariablen zurückgeführt

Aufgaben der Sozialpsychologie - Laientheorien kritisch testen (können, müssen aber nicht zutreffen) - Wissenschaftliche Theorien testen - Neue Phänomene entdecken und erklären - Antworten auf Probleme aus der Praxis finden

Historie Bsp. Erste sozpsy Experimente Soziale Erleichterung (SocialFacilitation): Leistungsverbesserung bei gut gelernten/leichten Aufgaben bzw. Leistungsverschlechterung bei schlecht gelernten/schwierigen Aufgaben infolge der Anwesenheit anderer Personen. - Kinder rollen Angelschnur auf; Beobachtung: mit Konkurrenten schneller als allein Zweiter Weltkrieg -

Interesse an sozpsy Forschung steigt (Studie US Army: Einfluss von Armee Propagandafilme auf Moral der Soldaten) Nazi-Regime zwingt viele Wissenschaftler zur Emigration in die USA (Kurt Lewin, Leon Festinger) Themen nach 2.WK: Gehorsam, Autoritätshörigkeit (vgl. Milgram 1962)

Krise der Sozialpsychologie (ab 1960er) -

Kenneth Gergen (1973): Zwei kritische Thesen über die Sozialpsychologie o Wissen über sozialpsychologische Prinzipien könnte Verhalten auf eine Weise ändern, die diese Prinzipien wieder aufheben würde o Unwahrscheinlich, dass die in sozialpsychologischen Theorien angenommenen grundlegenden Motive genetisch determiniert sind, wodurch nicht ausgeschlossen

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werden kann, dass sie sich durch kulturelle Veränderungen selbst verändern bzw. über Kulturen hinweg divergieren Alan Wicker (1969): Kritik an zentralem Konzept der Einstellungen o „[...] dass es sehr viel wahrscheinlicher ist, dass Einstellungen nicht oder nur leicht mit offenem Verhalten zusammenhängen [...]“ Rosenthal-Effekt – auch: Pygmalion-Effekt (Rosenthal & Fode, 1963) o Versuchsleiter*inneneffekte und sog. „demand characteristics“

➔ Der Weg aus der Krise - wichtige Beiträge bei der Entwicklung von Anwendungsfeldern o z. B. Gesundheitspsychologie als Anwendung der Sozialpsychologie: gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensmuster in der Gesellschaft verändern - Grund für viele Studien ohne signifikante Ergebnisse wahrscheinlich zu kleine Stichproben (Effekte jedoch in erwartete Richtung) o Verfahren der Meta-Analyse ermöglicht zu prüfen, ob Befunde zu einem Thema über verschiedene Studien hinweg reliabel sind - Nach Ajzen& Fishbein(1977) sind Einstellungen prädiktiv für Verhalten, wenn beides mit Instrumenten erfasst wird, die reliabel (>1 Item) und kompatibel sind o Kompatibel: Soll aus der Einstellung das Verhalten „körperliche Aktivität“ vorhergesagt werden, muss die Einstellung zur körperlichen Aktivität gemessen werden und nicht die Einstellung etwa zu Gesundheitsverhalten - Experimentelle Manipulationen können so geplant werden, dass die Effekte von Versuchsleitererwartungen auf ein Minimum reduziert werden

Sozialpsychologie in Europa European Association of Social Psychology (EASP): 1966 durch europäische Forscher gegründete Vereinigung, um die Sozialpsychologie in Europa voranzutreiben; ursprünglich European Association of Experimental Social Psychology Heute: Technische Weiterentwicklungen: Sozialpsychologie verwendet Vielzahl von Methoden, z.B. auch aus dem Bereich der Neurowissenschaften (Soziale Neurowissenschaft: Untersuchung der neuronalen Korrelate sozialpsychologischer Phänomene)

Wichtige Personen der Sozialpsychologie Floyd Henry Allport (1890–1978): Social Psychology(1924) erstes umfassende Lehrbuch, Besonderes Augenmerk auf der experimentellen Sozialpsychologie Theodore Newcomb (1903–1984): Langzeitstudien zu Einstellungen; Zusammenspiel zwischen individuellen und Gruppenprozessen Kurt Lewin (1890–1947): Experiment zum Einfluss autokratischer und demokratischer Führung (Lewin et al., 1939) Leon Festinger (1919–1990): kognitiven Dissonanz (1957); Theorie der sozialen Vergleichsprozesse (1954)

Fritz Heider (1896–1988): Attributionstheorie; Balancetehorie (1946): für spätere Konsistenztheorien zentrale Annahme: Inkonsistenz zwischen unseren Einstellungen/Meinungen ruft Spannung in unserem kognitiven System hervor und erzeugt eine Tendenz, Konsistenz herzustellen Stanley Milgram (1933–1984): Experiment zur Autoritätshörigkeit Alice Eagly (geb. 1938): Forschung zu Vorurteilen, Geschlechterunterschieden, Führungsstilen sowie Einstellungen; Rollen(in)kongruenztheorie Amelie Mummendey (1944–2018): Forschung zu Toleranz zwischen Gruppen sowie zu den Determinanten negativen Verhaltens gegenüber Fremdgruppen wie soziale Diskriminierung, Eigengruppenfavorisierung und Fremdgruppenabwertung; Eigengruppenprojektionsmodel

Methoden der Sozialpsychologie ! Korrelationen implizieren keine Kausalitäten

Zentrale wissenschaftliche Methode = Experiment -

Wichtigste Merkmale: 1. Möglichkeit zur Manipulation der Versuchsbedingungen (Experimental- und Kontrollbedingungen) 2. Manipulierbarkeit UV (um Kausalschlüsse in Bezug auf AV ziehen zu können) 3. Randomisierte Zuteilung Versuchspersonen in Experimental- und Kontrollgruppe (sonst: Quasi-Experiment) 4. Kontrolle von Störvariablen

Klassische Experimente Sozialpsychologie 1. Solomon Asch: Konformitätsexperiment (1951) 2. Stanley Milgram: Obedience to Authority (1961) 3. Philip Zimbardo: Stanford Prison Experiment

(1971)

Vorlesung 2: Soziale Wahrnehmung und Attribution

Soziale Wahrnehmung = Prozess des Sammelns und Interpretierens von Informationen über Merkmale oder Eigenschaften einer anderen Person Einflüsse auf soziale Wahrnehmung - beobachtbare Merkmale (z.B. das Äußere) - das Verhalten anderer - Voreinstellungen bzw. Vorurteile des*der Beurteiler*in - der jeweilige soziale Kontext Implizite Persönlichkeitstheorie = Vorstellungen von Betrachtern darüber wie Persönlichkeitsmerkmale innerhalb einer Person organisiert sind Konfigurationsmodell = Annahme: Betrachter konstruieren aktiv tiefergehende Bedeutungen aus den einzelnen Informationen über andere Menschen. (Bsp: Dem Türsteher werden aufgrund seines Aussehens eher Eigenschaften zugeschrieben, die in der Referatsgruppe unpassend wären)

Wärme und Kompetenz als universale Dimensionen sozialer Wahrnehmung / Wärme als zentraler Einflussfaktor Fiske, Cuddy& Glick (2007) - Zwei fundamentale Dimensionen sozialer Kognition bzw. sozialer Wahrnehmung: a) Wärme b) Kompetenz - Evolutionärer Ursprung: Zwei zentrale überlebenswichtige Fragen: - Hat die andere Person gute oder schlechte Absichten? Ist sie Freund oder Feind (Wärme)? - Könnte die andere Person diese Absichten auch tatsächlich umsetzen (Kompetenz)?

➔ Wärme ist wichtiger als Kompetenz („primacy of warmth judgments“) ➔ Wärme als sog. zentrales Persönlichkeitsmerkmal: Ein dispositionales Merkmal, das bei Betrachtern den Gesamteindruck von der Persönlichkeit maßgeblich beeinflusst. (Gegenteil: peripheres Persönlichkeitsmerkmal → kein bedeutsamer Einfluss, z.B. Höflichkeit)

Primacy Effecte: Früh dargebotene Informationen beeinflussen soz. Wahrnehmung und Interpretation stärker als später dargebotene. Insbesondere unter Zeitdruck und bei hohem Need for Cognitive Closure (starkes Bedürfnis nach einem abschließenden Urteil)

Attributionstheorie 1. Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen 2. Die Kovariationstheorie 3. Attributionsverzerrungen „Vater“ der Attributionstheorie: Fritz Heider (1958) (vgl. auch Försterling, 2001; Kelley, 1972) Kausalattribution = Prozess, durch den Betrachter*innen zu Schlussfolgerungen über die Ursachen des Verhaltens einer anderen Person gelangen

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Attribution: Ursachenzuschreibung Tendenz, Motive und Dispositionen hinter menschlichen (menschlich anmutenden) Handlungen zu erkennen scheint so automatisch, dass es schwer sein kann sie zu überwinden, obwohl sie nicht zur Situation passt Bewegungsmuster, die typischerweise belebtes oder intentionales Verhalten implizieren, werden vermutlich vom Temporoparietalen Übergang (temporal parietal junction, TPJ), einer speziellen Hirnregion am Übergang von Temporal- und Parietallappen, erkannt

Gründe für Attribution Handlungsdispositionen (Informationen über Ursachen von Handlungen) helfen Beobachter*innen: 1. Ermöglichen Zusammenführung vieler unstrukturierter Informationen über Handelnde zu einem schlüssigen Bild o Wenn wir „erkennen“, dass die große Lampe mütterliche Gefühle für die kleine Lampe hat, ergeben ihre Handlungen deutlich mehr Sinn, als wenn wir keinerlei Handlungsintention unterstellen. 2. Erlauben Vorhersage über zukünftiges Verhalten o Dadurch wird gewisses Ausmaß an Kontrolle ermöglich

1. Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen „Theory of correspondent inference” (Jones und Davis, 1965) Beobachter*innen schließen - unter bestimmten Umständen - aus einem beobachteten, absichtlichen Verhalten - auf entsprechende (korrespondierende) Absichten und Dispositionen der handelnden Person Bsp.: Beobachten Person X hilft Person Y über die Straße → Schluss: Person X hatte die Absicht zu helfen → Einschätzung der Person X als hilfsbereit -

Das beobachtete Verhalten korrespondiert mit den vermuteten Eigenschaften und Dispositionen der handelnden Person

Aus Verhalten wird besonders dann auf Absichten geschlossen, wenn: -

ein Verhalten nicht sozial erwünscht ist ein Verhalten frei gewählt ist die Konsequenz nur an eine bestimmte Verhaltensalternative gebunden ist (non-common effects) ein Verhalten nicht Teil einer sozialen Rolle ist ein Verhalten direkten Einfluss auf uns hat (hedonische Relevanz)

2. Kovariationstheorie (Kelley, 1967) Nimmt an: Beobachter ziehen kausale Schlüsse über Verhalten, indem sie Daten über vergleichbare Fälle sammeln -

Liefert Erklärung dafür, wie Menschen mögliche Ursachen einer beobachteten Handlung gegeneinander abwägen Beobachter sammeln/verarbeiten dazu systematisch zusätzliche Informationen der drei folgenden Arten: 1. Distinktheit: Unterscheidet sich das Verhalten eines*einer Handelnden unter ähnlichen Umständen über unterschiedliche Entitäten (d.h. Objekte) hinweg? 2. Konsistenz: Unterscheidet sich das Verhalten eines*einer Handelnden gegenüber einer Entität in verschiedenen Situationen/ zu verschiedenen Zeitpunkten? 3. Konsensus: Unterscheidet sich das Verhalten unterschiedlicher Handelnder gegenüberderselben Entität

Kovariationsprinzip: -

als Verhaltensursache wird vom Beobachter diejenige Person, Entität oder Situation angesehen, die mit dem beobachteten Effekt kovariiert. Wahrscheinlichste Ursache ist die, die: o meistens vorhanden ist, wenn das Ereignis auftritt o UND meistens nicht vorhanden ist, wenn das Ereignis nicht auftritt

Kovariationstheorie (Kelley, 1967) – Kausalschemata Wie attribuieren wir, wenn keine volle Kovariationsinformation zugänglich ist? ➔ Laut Kelley füllen wir die fehlenden Informationen mit Hilfe unserer bestehenden Vorstellungen darüber auf, wie Effekte zustande kommen (kausale Schemata) 1. Abwertungsprinzip (Discounting Principle) - Aus dem Vorhandensein eines kausalen Faktors, der auf einen beobachteten Effekt hinwirkt, ergibt sich, dass andere potenzielle Faktoren weniger Einfluss ausüben (und deshalb tendenziell unterschätzt werden) 2. Aufwertungsprinzip (Augmenting Principle) - Aus dem Vorhandensein von Faktoren, die gegen einen beobachteten Effekt arbeiten, schließen Beobachter*innen tendenziell, dass andere Kausalfaktoren stärker sein müsse

Attribution von Erfolg und Misserfolg (vgl. Weiner, 1979; 1985) Erfolg/Misserfolg werden attribuiert als Funktion von... -

Lokation: Ist die Leistung auf den*die Akteur*in (internal) oder auf die Situation (external) zurückzuführen? Stabilität: ist der internale/externale Grund (über die Zeit) stabil oder variabel? Kontrollierbarkeit: Inwieweit ist die zukünftige Leistung unter der Kontrolle des Akteurs?

Attribuierung von Erfolg/Misserfolg kann Auswirkungen auf den eigenen Selbstwert haben Effekte über die Zeit hinweg – Entwicklung allgemeiner Denkweisen bzw. Selbstkonzepte in Bezug auf die Ursachen von Erfolg (Dweck, 2006): 1. -

Statisches Selbstkonzept (fixed mindset): Attribution von eigenem Erfolg als internal stabil unkontrollierbar → keine Motivation zur Weiterentwicklung

2. Dynamisches Selbstkonzept (growth mindset): Fähigkeiten und Fertigkeiten - Variabel - Kontrollierbar → Motivation sich zu verbessern, Begabungen zu entwickeln

Implikationen für das Verständnis klinischer Störungen -

Attributionstheoretische Neufassung von Seligmans Theorie der erlernten Hilflosigkeit (1975) in Bezug auf Depression o Hilflosigkeit macht Menschen nur dann depressiv, wenn diese internal attribuiert wird (Abramson, Seligman & Teasdale, 1978) o Erweiterung der Klassifikation um die Globalitätsdimension (spezifisch vs. Global) ➔ Attributionen, die Depression fördern, sind: intern, stabil, global bei Misserfolg

3. Attributionsverzerrungen Attributionsverzerrungen = Systematische Verzerrungen bei der Sammlung von Daten bzw. Verarbeitung von Informationen über die Ursachen eines bestimmten Verhaltens • • • •

Correspondence bias (Korrespondenzverzerrung; früher auch als “fundamentaler Attributionsfehler” bezeichnet) False consensus bias (“falscher Konsensus”-Fehler) Actor-observer difference (Unterschied zwischen Handelndem und Beobachter) Self-serving biases (Selbstwertdienliche Attributionsverzerrungen)

Korrespondenzverzerrung: Personen sehen oft Dispositionen als Ursache für Verhalten (→ Korrespondenz von Verhalten und Disposition). Unterschätzung des situationalen Einflusses; Ursachen für fremdes Verhalten werden eher internal als external attribuiert)

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Einige situative Einflussfaktoren sind subtil und schwer festzustellen → Beobachter sind sich solcher Einflüsse gar nicht bewusst → werden nicht einbezogen Erwartungen, wie andere sich verhalten werden, verzerren Interpretationen → “Falscher Konsensus”-Fehler: Annahme, dass andere Personen die eigenen persönlichen Einstellungen und Überzeugungen teilen. z.B. Person spricht ruhig vor großem Publikum (würde uns selbst Angst einjagen) → Person ist selbstbewusste Persönlichkeit Dispositionale Schlussfolgerung ist automatischer (unaufwendiger) Prozess → passiert bei Attribution immer Situationsbezogene Korrektur ist kontrollierter (aufwendiger) Prozess → abhängig von kognitiven Ressourcen

Actor-observer difference = Hypothetische allgemeine Neigung von Menschen, ihr eigenes Verhalten eher mit der Situation, das Verhalten anderer jedoch eher mit deren Dispositionen zu erklären. Wie kommt es dazu? → Attributionen, die Menschen in Bezug auf andere vornehmen, werden mit denen verglichen, die sie übersich selbst abgeben

Warum sollte es einen Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Attribution geben? 1. Handelnden haben Zugang zu einer größeren Vielfalt von Informationen über Faktoren, die zu eigenen Handlungen führen o Ihr eigenes, z.B. sehr lebhaftes Verhalten auf einer Party mag konsistenter auf andere wirken als es tatsächlich ist, weil diese anderen sie nicht in verschiedenen Situationen erlebt haben. 2. Ausrichtung der Aufmerksamkeit Beobachter*innen fokussieren ihre Aufmerksamkeit typischerweise auf Handelnde und nicht auf die Situation. Wenn wir selbst handeln, dann ist unsere Aufmerksamkeit gewöhnlich nach außen gerichtet (d.h. auf die Situation). Experiment von Taylor und Fiske (1975): Beobachter*innen saßen so um zwei diskutierende Personen, dass sie entweder nur der einen, nur der anderen Person oder beiden gleich gut ins Gesicht sehen konnten. Ergebnis: Wer nur einer Person (ins Gesicht) sehen konnte, beschrieb diese Person anschließend als die Person, die die Gesprächsthemen bestimmt und die Diskussion dominiert habe.

Selbstwertdienliche Attributionsverzerrungen Self-serving attributional biases = motivierte Attributionsverzerrungen; dienen dazu eigenen Selbstwert zu schützen oder zu erhöhen. Beispiel: Sie kommen 30 min. zu spät zu einem Treffen mit einer guten Freundin. Sie begründen dies nicht damit, dass Sie zu spät aus dem Haus gegangen sind, sondern damit, dass die U-Bahn ungünstig getaktet ist. Motivationaler oder kognitiver Effekt? -

Miller & Ross (1975): Menschen unterliegen selbstwertdienlichen Verzerrungen nicht nur, um ihren Selbstwert zu schützen (moti-vational), sondern auch, da sie kognitive Faustregeln benutzen, die zu falschen Schlussfolgerungen führen (kognitive Erklärung) - Beispiel Faustregel: Anstrengung kovariiert mit Erfolg, aber nicht mit Misserfolg. → Wenn die Leistung durch mehr Anstrengung nicht besser wird, dann liegt es nahe, daraus zu schließen, dass die Aufgabe selbst ein Hindernis darstellt. - Korrektheit von Attributionen (Nisbett& Ross, 1980): viele Verzerrungen werden durch die Anwendung von kognitiven Faustregeln verursacht, die typischerweise zu richtigen, im Ausnahmefall aber zu falschen Schlussfolgerungen führen - Neurowissenschaftliche Studien: Aktivierung von Motivations- und Belohnungszentren im Gehirn im Zusammenhang mit selbstwertdienlichen Verzerrungen stützt die motivationale Sicht (Blackwood et al., 2003) ➔ Viele scheinbar kognitive Erklärungen können in motivationale übersetzt werden und umgekehrt

Soziale Wahrnehmung und soziale Wirklichkeit -

Viele verschiedene Modellvorstellungen wie Menschen sozial wahrnehmen Trotzdem: keine Freiheit, jede beliebige Interpretation zu konstruieren, die momentanem Zweck dient → Grenzen durch die Realität 1. Menschen haben keine unendlich flexiblen kognitiven Ressourcen dafür, andere Menschen zu verstehen: ▪ Biologisch: Automatismen, wie zum Beispiel Intentionalität aus bestimmten Bewegungsmustern erkennen (vgl. LuxoJr.) ▪ Kulturell: Sozialisation determiniert persönliche Interpretationen der Welt 2. Andere Menschen stellen soziale Realitäten in Frage, wenn diese nicht mit ihren eigenen Vorstellungen einhergehen. Folge: bei regelmäßigem Kontakt entwickelt sich zwischen Menschen ein gewisses Maß an Konsens 3. Menschen haben im Alltag Zugang zu einer dynamischen multimodalen Präsentation (wie z.B. zu sehen, worauf das Gegenüber seine Aufmerksamkeit richtet), die auf ihr eigenes Verhalten reagiert. Es macht einen Unterschied, ob ich mir einen Eindruck anhand einer Wortliste bilde oder nonverbale Information etc. miteinbeziehen kann. (Unterschied zur Forschung!)

Zusammenfassung ▪ ▪ ▪ ▪ ▪





Soziale Wahrnehmung beschreibt den Prozess des Sammelns und Interpretierens von Informationen über die Merkmale bzw. Eigenschaften einer anderen Person Das Konfigurationsmodell der Eindrucksbildung nimmt an, dass Betrachter aktiv aus den einzelnen Informationen über andere Menschen tiefergehende Bedeutungen konstruieren. Wärme und Kompetenz sind zwei universelle Dimensionen der sozialen Wahrnehmung. Wärme ist dabei der wichtigere Faktor. Attributionstheorien beschäftigen sich damit wie Menschen aus beobachtetem Verhalten auf ursächliche Absichten und Dispositionen schließen. Die Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen von Jones und Davis (1965) geht davon aus, dass Beobachter*innen o unter bestimmten Umständen o aus einem beobachteten, absichtlichen Verhalten o auf entsprechende (korrespondierende) Absichten und Dispositionen der handelnden Person schließen Kovariationstheorie (Kelley, 1967): Beobachter*innen sammeln und verarbeiten systematisch zusätzliche Informationen der drei Arten: o Distinktheit (über Objekte/Entitäten hinweg) o Ko...


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