Zusammenfassung EWS Examen - Lernen und Lehren PDF

Title Zusammenfassung EWS Examen - Lernen und Lehren
Course Psychologie komPAkt
Institution Universität Passau
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Wintersemester...


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EWS Psychologie Zusammenfassung – Lernen und Lehren

Inhaltsverzeichnis 1. Lerntheorien………………………………………………………………………………………………2 2. Lernstrategien………………………………………………………………………………………….23 3. Lehren……………………………………………………………………………………………………..30 4. Selbstreguliertes Lernen…………………………………………………………………………..37 5. Problemlösen…………………………………………………………………………………………..43 6. Transfer…………………………………………………………………………………………………...48 7. Gedächtnis……………………………………………………………………………………………….49 8. Wissenserwerb…………………………………………………………………………………………68 9. Unterrichtsqualität…………………………………………………………………………………..73

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Operante Konditionierung = eine Lernform, bei der sich Wahrscheinlichkeit einer Reaktion aufgrund einer Veränderung ihrer Konsequenzen ändert. (Zimbardo 2008) Vertreter: Skinner Lernen durch Versuch und Irrtum (Thorndike): → entscheidend sind nicht Reize (wie bei kK), sondern Konsequenzen → Versuch: instrumentelle Konditionierung - Hungrige Katze wird in Käfig gesperrt, davor Futter - Katze zeigt spontane Verhaltensweise (trail & fail) - zufälliger Tritt auf Taste → Türe öffnet sich → Futter → unmittelbar vorausgehendes (zufälliges) Verhalten wird verstärkt → law of effect (Throndike 1898): Kraft eines Stimulus wird bei Geben einer Belohnung verstärkt, und geschwächt, wenn keine Belohnung folgt. Reaktion (Verhalten): befriedigende Konsequenz → Auftretenswahrscheinlichkeit der Reaktion steigt unbefriedigende Konsequenz → Auftretenswahrscheinlichkeit der Reaktion sinkt → Konsequenzen als entscheidende Determinante des Verhaltens → gelernt wird durch Stimuli-Reaktion-Verbindung ( kK: bestehendes Verhalten mit neuen Reizen verknüpfen) → Verhaltensweise wird so zum Instrument eine angenehme Konsequenz herbeizuführen und eine unangenehme zu vermeiden = Instrumentelles Konditionieren Skinner: → knüpft an Thorndikes Erkenntnisse an: Verhalten von Konsequenzen bestimmt → aber: nicht unter welchen Bedingungen lässt sich Verhalten ändern, sondern wie sich Verhalten durch vorausgegangene Reize unter Kontrolle bringen lassen kann → Versuch: Skinner-Box 1930 - Ratte in Käfig, wenn Hebel drücken + Licht an ist → Futter - Licht = diskriminativer vorausgehender Reiz → Ratte lernt, Hebel nur bei Licht zu drücken - Tauben picken gegen Scheibe + grünes Licht → Futter - grünes Licht = positiver diskriminativer Reiz - rotes Licht = negativ diskriminativer Reiz

Diskriminativer Reiz = Reize, die einer Situation vorangehen, erlangen durch Assoziation mit Verstärkung oder Bestrafung die Funktion, Verhalten festzulegen.

→ Lernen durch Konsequenzen → Verhalten ist durch vorangehenden Reiz (Licht) kontrollierbar Schema: Vorausgehender Reiz (S): Licht an

Verhalten (R): Hebel drücken

Nachfolgendes Reiz-Erlebnis (S+): Futter

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Grundprinzipien des Operanten Konditionierens → Voraussetzungen: dass Reaktion über diskriminatven Reiz und Konsequenz auf Reaktion kontrollieren kann • Kontiguität: zeitliche und räumliche Nachbarschaft von S-R-S+/S• Kontingenz: zuverlässige Beziehung zwischen Reaktion und Konsequenz • Informativität: diskriminativer Reiz hebt sich von Rest der Umwelt ab → Grundlegend: Prinzip der Verstärkung • Allg.: Verstärkung = Gabe/Entzug von Verstärkern Verstärker = jeder Reiz in der Folge eines Verhaltens, durch den sich Stärke des Verhaltens ändert (pos. und neg.), z.B: Lob, Anerkennung, Hausaufgabenfrei etc. → Wirksamkeit des Verstärkers erst später feststellbar

Prinzipien der Verstärkung und Bestrafung Verstärkung (= Ereignisse, die die Reaktion festigen können, wenn sie in kontingenter Beziehung auftreten) → Positive Verstärkung • Darbietung eines angenehmen Reizes nach Reaktion • z.B. Lob, Futter, Geld → Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion nimmt zu → Negative Verstärkung • Entzug eines negativen Reizes nach Reaktion • z.B. Hausaufgaben weg → Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion nimmt zu Bestrafung (= jeder Reiz, der die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion senkt) → Positive Bestrafung • Darbietung eines unangenehmen Reizes • Z.B. Bußgeld, Tadel, Verweis → Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion sinkt → Negative Bestrafung • Entzug eines angenehmen Reizes • z.B. Fernsehverbot, Taschengeldentzug, bei Token-System Punkt streichen → Auftretenswahrscheinlichkeit einer Reaktion sinkt Keine Konsequenzen: Löschung Schulbezug → richtiges Loben • ruhiges, persönliches Lob • Qualität des Lobs entscheidend: Fähigkeitserwerb und Entwicklung in Vordergrund stellen • Spontane, aufrichtige Stellungnahme zu Schülerleistungen → richtiges Strafen • SuS müssen genau wissen, wofür sie bestraft werden • Bestrafung erst, wenn SuS nicht mehr aufgeregt sind • Niemanden bloßstellen • Falsches Verhalten bereits in Anfängen unterbunden und mit Strafe unterlegt werden

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Diskriminative Reize und Generalisierung → Generalisierung • Verhaltensweise, die Organismus als Reaktion auf diskriminativen Reiz zeigt, wird auf andere Reize, die diskriminativen Reiz ähneln, generalisiert • SuS lernen, sich bei einer Lk zu brav zu verhalten → machen es bei anderen Lk auch • SuS stehen auf, wenn Lk Raum betritt → machen es bei anderen Lk auch → Diskriminativer Reiz • Man will Wahrscheinlichkeit einer Reaktion nicht für alle Umstände ändern, sondern nur in einem bestimmten Kontext • Lernende muss wissen, welche Konsequenzen eine operante Verhaltensweise unter bestimmten Bedingungen nach sich zieht: Info gibt diskriminativer Reiz • z.B. Kind soll im Unterricht (dR) ruhig sitzen, darf in Pause (dR) aber herumtoben Dreifachkontingenz (Skinner): • Positive/Negative Folge von diskriminativem Reiz, Verhalten und Konsequenz erklärt die meisten menschl. Verhaltensweisen • Nur bei Vorliegen des einen Reizes, nicht bei anderem Reiz → Verhalten hat Effekt auf Umwelt Schulbezug → Frage/Aufforderung: von Lk im UR hat Funktion eines diskriminativen Reizes → diskriminativer Reiz dann, wenn SuS Aufforderung nachkommen → Warum antwortet Klasse nicht, wenn sie Antwort kennt: • Lk hat nicht immer differentielle Verstärkung durchgeführt • Differentielle Verstärkung: Verstärkung nur dann, wenn auf positiven diskriminativen Reiz reagiert wurde, nicht wenn Verhalten zufällig passiert • Wenn SuS nicht ausreichend/angemessen auf diskriminativen Reiz reagiert, könnte es sein, dass er sich nicht ausreichend von anderen diskriminativen Reizen abhebt Experiment nach Tuckmann 1992: - SuS legt Hefte auf Tisch → loben - SuS schwätzt, legt Heft trz auf Tisch → nicht verstärken, da sich diskriminativer Reiz nicht ausreichend von anderen Reizen absetzt → für Unterscheidungslernen kann diskriminativer Hilfsreiz (prompts) helfen • Einsetzen zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass gewünschte Verhaltensweise nach Darbietung des normalen diskriminativen Reizes auftritt • Bsp.: Lehrerfrage unklar gestellt, Ist singen ein Verb? → diskriminativer Hilfsreiz: beschreibt es eine Tätigkeit? → SuS antworten richtig: Verstärkung • Diskriminative Hilfsreize so schnell wie möglich wieder ausblenden (faiding) • Ziel: gewünschte Reaktion direkt auf diskriminativen Reiz

Arten von Verstärkern → Primäre Verstärker • Biologisch begründete Verstärker, wie Nahrung und Wasser • Problem der Sättigung → Sekundäre Verstärker (schulisch bedeutsam) • Befriedigung von Bedürfnissen wie Sicherheit, Geborgenheit, soziale Anerkennung und Selbstverwirklichung

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• Z.B. Lob, gute Noten, Geld • Lk muss für SuS individuell passende Verstärker finden → Premack-Prinzip • Bevorzugtes Verhalten als effektiver Verstärker für ein weniger bevorzugtes Verhalten einsetzen • Z.B. erst Computerspielen, wenn HA gemacht wurden

Verstärkerpläne = Muster der Gabe oder Zurückhaltung von Verstärkern beim o.K. → kontinuierliche Verstärkungsprogramme • Verhalten wird immer oder nie verstärkt • Schneller Auf- und Abbau → intermittierende Verstärkungsprogramme • Zu lernendes Verhalten wird nicht jedes Mal verstärkt • Löschungsresistenter → je nach zeitl. oder anzahlbedingter Verstärkung unterscheidet man verschiedene Verstärkungspläne: Quotenplan = Verstärkung nach gewisser Anzahl von Reaktionen Fixierter Quotenplan • Verstärker wird nach fester Zahl von Reaktionen gegeben • Hohe Auftretenswahrscheinlichkeit von Reaktionen • Kirby und Shields: jede zweite richtige Rechenaufgabe loben → nachhaltige Verbesserung (auch als Lob nicht mehr gegeben wurde) • z.B. SuS, die mit Arbeitsauftrag fertig sind, dürfen mit Hausaufgabe beginnen Variabler Quotenplan • Verstärker wird nach variabler Zahl von Reaktionen gegeben (durchschnittliche Anzahl festlegen) • Höchste Reaktionsrate und größter Löschungswiderstand • z.B. Schüler aufrufen, der sich mehrmals vergeblich gemeldet hat, Glücksspiel Intervallplan = Verstärkung nach best. Zeitintervall (unabhäng. von Reaktion) Fixierter Intervallplan • gewünschte Verhalten nach festen Zeitschema verstärken • direkt nach Verstärkung nur wenige Reaktionen, wenn Zeit der Belohnung näher rückt → Reaktionsrate steigt • z.B. Vokabeltest immer am Ende der Woche (Gefahr: SuS lernen nur für diesen Tag) Variabler Intervallplan • Verhalten wird in einen bestimmten Zeitabschnitt zu einem unbestimmten Zeitpunkt verstärkt • Mäßige, aber sehr stabile Verhaltensrate • Löschung langsamer als bei fixierten Intervallplänen • z.B. SuS müssen jederzeit damit rechnen, eine Extemporale zu schreiben oder ausgefragt zu werden • Gefahr Prüfungsangst

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Shaping = Verhaltensformung • Kann Veränderung im Verhalten hervorrufen • Spontan gezeigtes Verhalten wird differentiell verstärkt, um es schrittweise dem gewünschten Verhalten anzunähern • Erst: jedes Element der erwünschten Leistung verstärken (z.B. th-Aussprache → Zungenspitze an obere Vorderzähne) • Dann: nur noch Verstärkung von zielnäheren Reaktionen Chaining = Verhaltensverkettung • Z.B. komplexes Problem in Mathe wird in Teilprobleme aufgeteilt: SuS suchen für Teilprobleme eine Lösung → jede Annäherung an richtige Lösung verstärkt → wenn alle Teilprobleme gelöst sind, werden sie zu der Lösung des Gesamtproblems zusammengefügt. → SuS lernen mit der Zeit, selbstständig komplexe mathematische Probleme zu lösen • Jedes Glied der Kette ist diskriminativer Reiz für nächste Reaktion

Möglichkeiten zum Verhaltensauf- und abbau Verhaltensaufbau (durch individuell angepassten Einsatz von neg. und pos. Verstärkern) → Soziale Verstärker/Verstärkung durch Personen • Menschen, zu denen pos. emotionale Beziehung besteht • Lob einer Person • Gemeinsame Zeit, Spielen • Tharp & Wetzel 1975: Brief der Lk an Vater → Vater spielt zur Belohnung mit Kind Kein Brief: Enttäuschungsdemonstration und Wut → Kontingenz (zuverlässige Beziehung zw. Verhalten und Reaktion) sehr wirksam: SuS bemüht sich um Brieferhalt, Rückgang der Aggressivität → Materielle Verstärker/Verstärkung durch Objekte • Süßigkeiten, Geld, Hausaufgaben weglassen • Token-Programme: symbolische Verstärker (Plastikmünzen) können in reale Verstärker (Bonbons) umgetauscht werden • Token können auch weggenommen werden • O`Leary & Drebmann 1971: Bedingungen - verständliche Erklärung, welches Verhalten verstärkt wird - für kontingent gezeigtes Zielverhalten werden Token verteilt • Gutes Lernverhalten in Klassenzimmer etablieren • V.a. bei aufmerksamkeitsgestörten, hyperaktiven Kindern einsetzen Verhaltensabbau → Positive Bestrafung (Darbietung unangenehmer Reize) • Wenig sinnvoll, muss aber manchmal eingesetzt werden, wenn andere Methode wirkungslos ist oder vereinbarte Regeln überschritten wurden • Grundregeln: o Milde Strafe gleich anfangs (sofortige Verhaltensunterdrückung) und in angemessener Stärke, bei guter Lk-SuS-Beziehung eher möglich (Drohung genügt) o Strafe begründen und gewünschtes Verhalten erklären o Aversive Reize variieren, sonst Gewöhnung o Kein Zielverhalten (z.B. Hausaufagben) als aversive Reiz einsetzen

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Problematik: Skinner war der Meinung, Strafen sind wenig nützlich, da sie 1. Eine Person nicht lehren, wie sie sich besser verhalten könnte, 2. beseitigen sie nicht das unerwünschte Verhalten und 3. könnten noch schlimmere Verhaltensweisen auftreten, als die bestraften sind. • Johnston jedoch ist der Meinung, dass keine andere Vorgehensweise eine so sofortige, andauernde und allgemeine Wirkung hat, wie das mit Vernunft angewandte Strafen. • Unerwünschte Nebeneffekte: o Auslösen von Gegenaggressionen, Angst, Verärgerung o Verletzung des Selbstbildes o Bestrafung ist mit Aufmerksamkeitszuwendung verbunden → kann zu Verstärker werden o O´Leary: SuS leise tadeln, wirkungsvoller als vor ganzer Klasse o Bandura: Bestrafung kann verstärkend wirken, wenn sie nicht konsequent eintritt o Interesse an Schule kann nicht durch Bestrafung von Desinteresse erzeugt werden o Bestrafung beeinflusst Lk-SuS-Beziehung negativ → wichtig: nach Bestrafung sollte auch wieder verstärkt werden → negative Bestrafung (Entzug positiver Konsequenzen) • Response-cost-Verfahren (Privilegienentzug) o Entzug erworbener Token nach festem Regelwerk o Vorteil: Wirksamkeit, keine emotionalen Nebenwirkungen • Time-out-Verfahren (sozialer Ausschluss) o SuS aus sozial verstärkender Situation herausnehmen und bleibt für 5-15Min in verstärkungsarmen Raum o In der Schule nur in Extremfällen möglich o Herausnehmen aus langweiligen UR kann verstärkend wirken → operante Löschung/Extinktion • Ignorieren eines auffälligen Schülers (Ermahnung ist oft Verstärkung) • Verminderung der Auftretenswahrscheinlichkeit vermindern •

Bei Beginn: Zunahme des Problemverhaltens möglich (Ausbleiben des Verstärkers → Frustration), dann aber langsamer Verhaltensabbau • Tempo der Löschung hängt von Lernvorgeschichte ab → kontinuierliche Verstärkung ist leichter zu löschen als partielle Verstärkung • Problem: o Ausbleiben des Verstärkers → SuS könnte Verhalten als toleriert betrachten o Ignorieren oft schwierig, da Mitschüler auf Störverhalten reagieren o Löschung alleine reicht nicht aus → zusätzlich pos. verstärken • Löschung nicht bei aggressiven Verhalten oder bei Selbstgefährdung • Vorteile: Verzicht auf aversive Kontrolle, langanhaltende Wirkung • Verhalten, das zuvor kontinuierlich verstärkt wurde, wird sehr schnell abnehmenn → Kombination mit Verstärkung für erwünschtes Verhalten sinnvoll • Stimuluskontrolle o Verhalten ist durch Hinweisreize steuerbar o Verzicht auf Hinweisreize, die zu unangemessenen, störenden Verhalten geführt haben (z.B. Lehrermonologe, Überforderung der SuS) o Hinweisreize schaffen, die zu erwünschten Verhalten führen o Vorteil: relativ schnell einsetzbar •

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Negative Praxis/Sättigung o Negative Verhaltensweise muss über längeren Zeitraum so lange gezeigt werden, bis sie nicht mehr verstärkend, sondern neutral/aversiv wirkt o Wiederholung → Ermüdung → Beendigung des Verhaltens (Erleichterung) o Blackham & Silberman 1975: SuS stört durch Tiergeräusche → musste in separatem Raum 10 min Tierlaute von sich geben → Beendigung des Verhaltens

Schulbezug operanten Konditionierens → Aufbau gewünschter Verhaltensweisen → Bestrafung (Strafarbeit, Tadel) als Beitrag zum Abbau von unerwünschten Verhalten Aber: Bestrafung führt nicht zu gewünschten Verhalten → Löschung wichtiger (Problem: Mitschüler reagieren auf Störverhalten → Schulangst wird erzeugt: Vermeidungsverhalten wird eingenommen → Bestrafung durch Kontiguität mit bestrafendem Lehrer assoziieren → richtiges Bestrafen: kann nur beteiligter SuS hören, Grund erläutern → Premack-Prinzip: Lk muss herausfinden, was SuS gefällt → Token-Programme und Kontingenzverstärker einsetzen (z.B. Schulausflug bei hohem Engagement im UR)

Kritik am operanten Konditionieren → ethische Probleme: gezielte Manipulation durch Hinweisreizen und Verhaltenskonsequenzen Gefahr: Mensch wird zu einer Lernmarionette

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Einflüsse behavioristisch orientierter Lernforschung auf Unterrichtsarbeit Konzentration auf beobachtbares Schülerverhalten •

Lernen ist eine relativ dauerhafte Verhaltensänderung als Ergebnis von Erfahrungen → Forderung nach operationalisierten Lernzielen als Grundlage von Verhaltensbeobachtung Operationalisierte Lernziele: welche Aktivitäten soll ein SuS nach Erreichen des Lernziels zeigen Ralph Taylor 1934: Lernziele sollen mit eindeutigen Begriffen beschrieben werden (Operatoren wie Auswählen, Unterscheiden etc.) → Ziel: sich verstärkt dem Schülerverhalten zu wenden und benennbare Zielkriterien nennen

Unterschiedlicher Zeitbedarf zum Erlernen Bloom 1976: Lk ordnet Einheiten oft nach Vorgaben im Buch → Wissenstest → Leistungsunterschiede auf Intelligenz zurückzuführen? • Carrol 1963: o SuS nicht nach Ausprägungsgrad ihrer Leistungsfähigkeit unterscheiden, sondern ob sie schneller/langsamer lernen o Jeder SuS soll genügend Zeit haben und Zeit auch nutzen → evtl. ZusatzUR → jeder SuS müsste somit in der Lage sein, ein Lernziel zu erreichen → Schülererfolge sind nicht von der Leistungsfähigkeit abhängig, sondern lediglich der Zeitbedarf, um Lernziele zu erreichen (Zeitbedarf ist unters) • Bloom: durch Vorgehen der Lk werden Wissensunterschiede nur noch verstärkt und Leistungsunterschiede hervorgehoben → Jeder SuS kann mit genügend Zeit alle Lernziele erfüllen → Zielinski 1980: Konzept des zielerreichenden Unterrichts (masterylearning) Problem: nicht genügend Zeit in Schule •

Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Beteiligung aktiv = Lernender tut etw., das für jeden Beobachter sichtbar ist passiv = SuS hört UR stillschweigend zu → SuS mit besseren Leistungen beteiligen sich intensiver am UR → Aktivität kann in unters. Fächern vers. sein → Ziel: ständig hohe Beteiligung der SuS zu erreichen → Wichtig: Aufgaben stellen, die Erfolg garantieren • Steigert Wahrscheinlichkeit, dass sich SuS melden • Differenzierung notwendig • Ziel aus behaviorist. Sicht: hohes Maß an aktiver Beteiligung von jedem SuS erreichen

Lob richtig einsetzen • • • •

Im richtigen Maß Muss klar sein, auf welche Verhaltensaspekte bezogen Hohe Glaubwürdigkeit der lobenden Person Persönlichkeitsmerkmale des Empfängers berücksichtigen

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Vergleich von klassischem und operantem Konditionieren Klassisches Konditionieren → beide sind Mittel zur Verhaltensänderung

Operantes Konditionieren

Reflexe und Reaktionen, die nach der Konditionierung auch durch einen zuvor neutralen Stimulus ausgelöst werden

Konsequenzen bzw. Verstärker die nach der Konditionierung eine Reaktion wahrscheinlicher machen

Ausgangspunkt des Lernens: Physiologische Reaktion, die durch einen bestimmten festgelegten Reiz ausgelöst wird

Ausgangspunkt des Lernens: Eine beliebige Reaktion, die ohne inhaltl. zwingenden Bezug zu vorangehenden Reizen ausgelöst wird

Prinzip: Kontiguität + Signalfunktion

Prinzip: Kontingenzen

Reiz-Reaktion: US -UR → CS - CR

Dreifachkontingenz: Reiz-Reaktion-Konsequenz

Handlung von spezifischem Reiz ausgelöst

Handlung nicht von spezifischem Reiz ausgelöst

Lernprozess zielt auf Reiz ab

Lernprozess zielt auf Reaktion bzw. Zielverhalten ab

Reaktion durch US bzw. CS hervorgerufen

Reaktion vom Organismus selbst hervorgebracht

Zentral für Lernen sind die dem Verhalten vorausgehenden Bedingungen

Zentral für Lernen sind die auf ein Verhalten folgende Bedingungen

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Gelernte/Erlernte Hilflosigkeit = Menschen, die die Überzeugung entwickeln, dass sie Ereignisse und Ergebnisse ihrer Bemühungen in Leistungssituationen nicht mehr kontrollieren können, befinden sich im Zustand der erlernten Hilflosigkeit. (Seligman 1979) → Person geht davon aus, keine Kontrolle über bedeutsame Lebensereignisse zu haben → Depression und Hilfslosigkeit als Folge → Psychologisches Konzept zur Erklärung von Depressionen Experiment mit Hunden (Seligman & Maier 1967) → Verknüpfung von Ideen des k.K. und o.K. Vortraining • Hunde in 2 Gruppen aufgeteilt • In Käfig mit elektrifizierbarem Bodengitter fixiert • Beide werden klassisch konditioniert: NS: Ton + US: Schock → UR: Furcht CS: Ton → CR: Furcht Gruppe 1: kann Schock nicht entgehen und ihn nicht beenden → Lernen Schock ist unvermeidbar und unkontrollierbar Gruppe 2: k...


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