Zusammenfassung Kapitel Mentzos zum Thema Konflikte PDF

Title Zusammenfassung Kapitel Mentzos zum Thema Konflikte
Course Tiefenpsychologische Interventionen
Institution MSB Medical School Berlin
Pages 9
File Size 438 KB
File Type PDF
Total Downloads 24
Total Views 128

Summary

Zusammenfassung Kapitel von Mentzos zum Thema Konflikte (prüfungsrelevantes Kapitel bei Dr. König) als Ergänzung zu den Vorlesungen...


Description

S. Mentzos (2015): Der Konflikt als die zentrale Achse der Psychodynamik

Konflikt als zentrale Achse der Psychodynamik ➢ Warum stellt die psychoanalytisch inspirierte Psychodynamik den intrapsychischen Konflikt so sehr in Vordergrund? ➢ → klinisch: man tut dies, weil man in Praxis immer wieder feststellt, dass nicht irgendwelche Belastungen schlechthin, sondern die innere Reibung, die intrapsychischen Gegensätzlichkeiten es sind, die sich besonders pathologisch auswirken ➢ → evolutions-/ kulturtheoretische Aspekte: Mensch ist bipolar aufgebaut – d.h. er wird von potenziell zunächst gegensätzlichen Tendenzen getrieben und bewegt ➢ Entwicklung des Einzelnen stellt dialektischen Prozess dar, innerhalb dessen diese potenziell unvereinbar erscheinenden Gegensätzlichkeiten immer wieder ausbalanciert werden, wodurch Erneuerung, Dynamik, Fortschritt, Differenzierung gewährleistet sind ➢ Solche dynamischen Prozesse implizieren auch Risiken → Konfliktisierungsgefahr, Gefahr einer Blockierung des dialektischen Prozesses durch Bildung von bleibenden rigiden und nur nach Prinzip eines Entweder-Oder zu entscheidenen Konflikts ➢ Bei Tieren ist diese Gefahr sehr gering, weil Ausbalancierung/ Integration der entgegengesetzten Tendenzen durch festgelegtes instinktives Verhalten geregelt ist → Instinktives Verhalten sorgt dafür, dass die „Kinder“ nicht in unlösbare Ambivalenzen geraten oder dazu gezwungen werden, sich eine einseitige/ inadäquate Lösung zu eigen machen und „neurotisch“ zu werden ➢ Diese Gefahr ist beim Menschen sehr groß → geschwächte Instinkte, Freiheit, ungeahnte Horizonte der Fantasie und des Handelns ➢ Verschiedene Kulturen versuchen verschiedene, rituelle Lösungen bei Ambivalenzen für Angehörige zu finden, indem z.T. bestimmte Lösungen vorschreiben ➢ Es gibt demnach gewichtige Gründe dafür, dass (intrapsychische) Konflikte zu den wichtigsten & meist verbreiteten pathogenen Konstellationen bei Entstehung psychischer Störungen gehören ➢ Qualitative und quantitative Unterschiede von Kultur zu Kultur und Familie zu Familie innerhalb einer Kultur stehen außer Frage

Die Variationen von Konflikten ➢ Die Bipolarität zwischen den selbstbezogenen und den objektbezogenen Tendenzen (also zwischen Tendenz zu autonomer Identität, Autarkie, Selbstständigkeit einerseits und Tendenz zu Bindung, Kommunikation, Solidarität, Vereinigung mit „Objekt“ andererseits) ➢ Diese Bipolarität führt normalerweise zu Bereicherung und Differenzierung ➢ Oft kommt es durch Blockierung dieser Prozesse (ungestörte dialektische Aufhebung & Ausbalancierung der Gegensätze) zur Entstehung einer psychischen Störung → hängt vorwiegend von psychosozialen Dingen ab (teilweise auch von biologischen Besonderheiten) ➢ Akzeptiert man Vorhandensein dieser Bipolaritäten & den daraus erwachsenden Grundkonflikt, bietet sich an, die in gestörter Entwicklung auftauchende Konflikte als Variationen dieses Grundkonflikts anzusehen ➢ Man kann Liste (siehe Tabelle unten) der klinisch beobachtbaren Konflikte aufstellen, die These stark unterstützt 1

➢ Man kann immer leicht erkennen, dass es sich um eine jeweils neue Version - auf einer höheren Ebene- desselben Grundkonflikts handelt (zwischen selbstbezogenen und objektbezogenen Tendenzen) ➢ Die drei letzten in der Tabelle aufgeführten Konflikte lassen sich zwar nicht so leicht in Schema des Selbstbezogenen vs. Objektbezogenen unterbringen, da es sich um Gegensätzlichkeiten innerhalb eines dieser Pole handelt → Innerhalb des Selbstpols: Sehe ich mich mehr als Mann oder Frau an? → Innerhalb des Objektpols: Liebe ich mehr männliche oder mehr weibliche Objekte? Liebe ich meine Familie mehr oder meine Nation? Liebe ich meine Familie mehr oder arme leidende fremde Menschen? Stehe ich mehr zu meinem Chef oder zu meinen Kollegen? (alles Beispiele für Loyalitätskonflikte innerhalb Objektpol) ➢ Loyalitätskonflikte ebenfalls als Variationen des Grundkonflikts & dies dem Bipolaritätskonzept zuordnen, wenn man den einen Pol des Loyalitätskonflikts mehr dem Selbst & den anderen Pol mehr dem Objekt näherstehend betrachtet ➢ Beispiel: wenn man Loyalitätskonflikt zwischen Familie und beruflichen Verpflichtungen hat, kann man berufliche Verpflichtungen mehr selbstbezogen (eigener beruflicher Erfolg) und familiäre mehr objektbezogen (aus emotionaler Verbindung hervorgehend) erleben

Die Besonderheiten des ödipalen Konflikts ➢ Ödipaler Konflikt: Rivalitätskonflikt des Jungen mit Vater in Bezug auf Mutter oder Konkurrenzkonflikt des Mädchens mit Mutter in Bezug auf Vater ➢ Es geht aber bei Mädchen nicht nur um Konkurrenz, sondern auch um Liebe zur Mutter & bei Brüdern, die Vater umbringen nicht nur Angst, sondern auch Schuldgefühle gebildet wurden (haben Vater beneidet, gefürchtet, gehasst und geliebt)

2

➢ Ginge es beim Ödipalen um Konkurrenz, wäre es äußerer und nicht innerlicher, intrapsychischer Konflikt → aber gerade intrapsychischer Konflikt ist für Psychopathologie & Psychodynamik psychischer Störungen relevant ➢ Junge gerät in ödipaler Phase in intrapsychischen Konflikt: er möchte denjenigen besiegen & vernichten, den er gleichzeitig besonders liebt und als Vorbild/ männliches Identifikationsobjekt ansieht und braucht → Entwicklungsphase (4-5-jährig) nicht nur wichtiges Stadium der Reifung der Sexualität, sondern entscheidender und schwieriger Schritt in allgemeiner Differenzierung und Reifung der Beziehungen ➢ Freud begriff Liebe zum Vater (Mutter) als Folge der Homosexualität = Einengung und unnötiger Reaktionismus auf Sexualität ➢ Sexualtrieb und seine Verknüpfungen mit Affekten & Gefühlen stellen eine der wichtigsten Motivationsquellen dar und bestimmen maßgebend unser Leben ➢ Selbstpsychologie, Objektbeziehungstheorie, intersubjektive Psychoanalyse haben unseren Blick auf andere Aspekte & Bedeutung der dyadischen prägenitalen Beziehungen erweitert ➢ Wichtigste, ungelöste Aufgabe = Dyadische & Triadisches (ödipal) zu integrieren

➢ Beispiel zeigt, auf welche Weise Zweierkonflikt (dyadisch) innerhalb einer dreier Konstellation (triadisch) entsteht → Besiegen des Rivalen steht im Gegensatz zu Liebe zu ihm ➢ Dyadischer Konflikt auch unter zwei Männern (wer ist stärker/ besser) → narzisstisches Messen oder triadischer Konflikt wegen Eifersucht (dyadisches steht im Vordergrund) ➢ Beispiel siehe oben: objektbezogene liebende Tendenz steht im Gegensatz zu selbstbezogener, egoistischer Motivation, Vater zu besiegen ➢ Bipolaritätskonflikte des Jungen/ Mädchens in ödipaler Phase erklärt Freud dadurch, dass alle Menschen bisexuell seien ➢ Latente homosexuelle Anteile führen dazu, dass Vater nicht nur gehasst, sondern auch geliebt würde ➢ Homosexuelle Tendenzen führen zu Verkomplizierungen innerhalb der ödipalen triadischen Konstellation (negativer Ödipuskomplex) → diese Ambivalenz bei allen Beziehungen werden normalerweise dialektisch überwunden ➢ Annahme der Bisexualität sehr eingeengte Sicht des Problems → Annahme der Bisexualität jedes Menschen wahrscheinlich richtig, aber deckt nur kleinen Teil dessen ab, was mit Begriff Bipolarität gemeint ist ➢ Konflikt in ödipaler Phase braucht dyadischer nicht triadischer zu sein ➢ Sogar die triadischen Konflikte der ödipalen Phase können teilweise als Variationen des Grundkonflikts verstanden werden ➢ Diese Überlegungen wichtig für Verständnis der real vorkommenden Beziehungskomplikationen & für Therapie

3

Stellenwert und Rolle der Angst innerhalb des Konflikts ➢ Angst = primär vorgegebener & für Überleben wichtiger Affekt ➢ Angstreaktion bei äußeren und inneren Gefahren & erfüllt Funktion eines Signals, welches das Ich zu entsprechenden Maßnahmen zwecks Begegnung der Gefahr veranlasst (Flucht/ Kampf) ➢ Diese Auffassung war innerhalb Psychoanalyse anfangs nicht so selbstverständlich → ursprünglich Angst als Umwandlungsprodukt aufgestauter Triebe ➢ dann 1926: Angst sei nicht verwandelte Triebenergie, sondern Signalisierung der Gefahr → sie entstehe im Ich und nicht im Es ➢ unter normalen Bedingungen sinnvolle Reaktion, hört aber auf sinnvoll zu sein, wenn zu große und unkontrollierte Intensität das Ich überflute & dadurch das Ich paralysiere statt mobilisiere ➢ Angst signalisiere zudem nicht die eigentliche, sondern verschobene quasi künstlich vorgeschobene Gefahr ➢ Alle vorher beschriebenen Konflikte sind meistens in ihrer Psychodynamik sehr eng mit antizipierten Gefahren & somit mit Angst und daraus entstehender Reaktion verbunden ➢ Intrapsychische Spannung bei Konflikt besteht darin, dass Verwirklichung jeder der im Konflikt implizierten entgegengesetzten Tendenz mit Gefahr und mit einer durch sie mobilisierten Angst verbunden ist ➢ Angst lässt jede der beiden im Konflikt enthaltenden Alternativen subjektiv inakzeptabel erscheinen → in beiden Fällen muss man mit jeweils anderer, entgegengesetzter Gefahr & mit einer damit zusammenhängenden Angst rechnen ➢ Angst taucht auch bei Gefahren ohne Konflikt auf (z.B. vor einer Erkrankung) → häufiger Fall von Angstzuständen, die zu integralem Bestandteil des Konflikts werden, weil solche Konflikte & Ängste besonders pathogen sind → Zwickmühle → doppelseitige Angst ist Grund für die beim Konflikt auftretende unerträgliche intrapsychische Spannung (Zwickmühlenkonstellation = schreckliche Ausweglosigkeit) Tabelle (siehe oben) ➢ Linke Seite: Konflikt; rechte Seite: damit korrespondierende Gefahren/ Ängste ➢ Erster Konflikt: schreitet man zu autistischem Rückzug droht Objektlosigkeit (Verlust des Objekts); bewegt man sich Richtung Vereinigung mit Objekt läuft man Gefahr in Verschmelzung mit Objekt seines Selbst verlustig zu werden → in beiden Fällen wird extreme Angst mobilisiert → im Hinblick auf Ausmaß = adäquate Angst

Schamgefühle, Neidgefühle, Schuldgefühle ➢ Neben Angst sind noch andere Affekte und Gefühle bedeutsam in Dynamik der Psychopathologie ➢ Schamgefühle: signalisieren herabgesetztes/ bedrohtes Selbstwertgefühl & entstehen z.B. in Situation, wo etwas bekannt wird, was wir vor Welt verbergen möchten, weil es uns subjektiv gesehen bloßstellt/ lächerlich macht ➢ Unangenehmes, unlustvolles Gefühl → es soll uns veranlassen, Umstand, der unsere Wertigkeit/ Selbstachtung gefährdet zu vermeiden/ rückgängig zu machen (Signalschamgefühl) → normale, ungestörte Funktion des Schamgefühls → motiviert zu Korrektur der Umstände/ des eigenen Verhaltens (Wertigkeit bewahren) 4

➢ Störung der Funktion = Scham wird unangemessen erzeugt/ persistiert/ wächst → nun muss Scham verborgen/ abgewehrt werden ➢ Soziale Phobie: große Angst vor Blick der Anderen, weil man dann von Scham überschwemmt wird → Phobie sorgt dafür, dass es zu solchen Situationen nicht kommt → intrapsychischer Konflikt: das natürliche Bedürfnis, Sozialkontakte und Bindungen aufzubauen gerät in Gegensatz zu Bedürfnis nach Selbstschutz durch Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls & Selbstsicherheit ➢ Konflikt wird pseudogelöst → Selbstschutz wird auf Kosten der Bindungs-/ Kontaktbedürfnisse gesichert ➢ Schuldgefühle: signalisiert stattgefundene/ bevorstehende Verletzung der Rechte und Bedürfnisse der Anderen ➢ Schuldgefühl als Signalschuldgefühl führt zu von reifem Gewissen veranlasster Korrektur und Wiedergutmachung ➢ Oft fehlt angemessenes Signal (strenges Über-Ich) = subjektiv unerträgliche Last → muss abgewehrt/ verdrängt werden oder durch Gegenreaktion (Selbstschädigung) ausgeglichen werden ➢ Subjektiv entstandener Konflikt (zwischen egoistischem Interesse und Rechten & Bedürfnissen der Anderen) nicht realistisch geprüft/ korrigiert, sondern mithilfe masochistischer Strategie quasi aufgewogen worden → quälende Schuldgefühle werden dadurch eliminiert/ gemindert (meistens nur vorübergehend) ➢ Neidgefühle: Indikatoren & Reaktionen auf als Minderung des eigenen Selbstwerts empfundener Vorteil/ Vorzug/ Erfolg des Anderen → Ansporn zur Verstärkung eigener Bemühungen ➢ Neid verliert Signalfunktion und wird zu feindseligem Gefühl mit eventuell schädigenden Folgen für Andere ➢ Diese selbstbezogene Einstellung & Handlungsbereitschaft stehen in krassem Gegensatz zu eigenen prosozialen Tendenzen und sozialen Normen →peinliches Neidgefühl muss verdrängt/ versteckt/ verleugnet werden → produktive Lösung des Konflikts wird unmöglich gemacht zugunsten krankhafter Einengung und Einschränkung eigener Entwicklung ➢ Diese Gefühle/ Affekte können durch unlösbare Konflikte zu Verzögerung/ Sistieren der normalen psychischen Entwicklung beitragen

Konfliktmodell vs. Stressmodell ➢ Man könnte anführen, dass seelische und körperliche Überanstrengung (Stress) am häufigsten Anpassungsmöglichkeiten des psychophysischen Organismus übersteigen & dadurch Dysfunktionalitäten hervorrufen ➢ Klinische Beobachtung zeigt aber, dass die durch Konflikt hervorgerufene intrapsychische Spannung eine der schwersten & häufigsten Stressformen darstellt, während Mensch bis zu gewissem Maße in der Lage ist, auch große Überlastungen relativ gut zu überstehen, sofern sie nicht Konflikte implizieren ➢ Konflikt erzeugt immer Stress, Stress für sich ist aber (sofern nicht konfliktbedingt) relativ leicht zu bewältigen ➢ Meistens auch objektiv nicht mehr kompensierbare Überforderungen/ Erschöpfungszustände das Resultat von chronischen Erlebens- und Verhaltensmustern (neurotische Konfliktverarbeitung), welche zu viel Energie verbrauchen 5

→ ständige Unterdrückung von Bindungswünschen & Sehnsüchten aus Angst vor zu großer Abhängigkeit

Konfliktmodell vs. Traumatisierung ➢ Traumatisierung während früher Kindheit hauptsächlicher Grund für psychische Störungen ➢ Überforderung und Überwältigung des Reizschutzes bei seelischen Traumata als Ursache für spätere Störung ➢ Man muss aber berücksichtigen, dass nicht Trauma selbst & nicht dadurch erzeugter traumatische Affekt für sich allein primär pathogen wirkender Moment sind, sondern Verhinderung der Abreaktion und/ oder das Ausbleiben adäquater, empathischer Begleitung bei Verarbeitung des Traumas ➢ Oft sind sexuell missbrauchte kleine Mädchen nicht nur durch ängstigendes schockierendes Erlebnis geschädigt, sondern häufiger durch indifferente/ ablehnende, nicht empathisch begleitende Mutter nachhaltig geschädigt

➢ Psychisches Trauma wirkt nicht vorwiegend direkt, sondern durch Reaktion, die es hervorruft & insbesondere dadurch, dass es defensive und kompensatorische Mechanismen mobilisiert & auf Dauer installiert ➢ Diese haben Vermeidung erneuter Traumatisierung zum Ziel, aber führen auch zu Vermeidung neuer, positiver Erfahrungen & zu Blockierung des dialektischen Entwicklungsprozesses ➢ Massiv traumatisiertes Kind wird kaum jemals dazu in der Lage sein, ohne zusätzliche Begleitung/ Hilfe, die in früher Entwicklung gestellte Aufgaben zu erfüllen (adäquate Balance zwischen selbstbezogenen & objektbezogenen/ narzisstischen & objektalen Tendenzen herzustellen) → es wird entweder narzisstischen Rückzug antreten oder sich dem Objekt masochistisch unterwerfen → beides denkbar ungünstig & hinderlich bei Versuch, Balance zwischen Selbst und Objekt herzustellen ➢ Trauma wirkt sich vorwiegend darüber aus, dass es optimale Überwindung der Grundkonflikte verunmöglicht 6

Konfliktmodell vs. Erlerntes Verhaltensmuster (behaviorale Annahme) ➢ Sind psychische Störungen nicht einfach erlernte Denk-, Erlebens- und Verhaltensmuster (wie Verhaltenstherapie und kognitive Therapie behaupten)? ➢ Auch in Psychoanalyse geht es um Lernen und Umlernen ➢ Einsicht, durch Aufhebung der Verdrängung oder neue Beziehungserfahrungen innerhalb therapeutischer Beziehung stellt Umlernprozess dar → was bei Entstehung „gelernt“ wurde, sowie das was in Therapie umgelernt/ verlernt werden soll steht in engem Zusammenhang mit Konflikt und seiner Abwehr ➢ Damit verbundene Lernprozesse beruhen nicht nur auf bloßer Konditionierung & sind keine zufällig gelernten Denk- und Verhaltensmuster → dafür sind sie zu systematisch & weisen oft typische und charakteristische Besonderheiten auf ➢ Depressiver Patient: Tendenz, sich und seine Leistungen systematisch negativ zu beurteilen, beruht nicht auf zufällig entstandenem „basic concept“/ von Anderen vorgelebtem Pessimismus, sondern Tendenz hat defensive Funktion → dient pathologischer Pseudolösung des Konflikts, dem Ausgleich von Schuld, Versöhnung & Beschwichtigung des Über-Ichs → wird deswegen nicht so leicht vom Patienten aufgegeben ➢ Verhaltenstherapeutischer Ansatz kann wirksam sein bei Depressionen → dann ist ursprünglich dahinter gestandene konfliktuöse Dynamik inzwischen schwächer/ irrelevant geworden → das, was zurückgeblieben ist lediglich Automatismus/ Gewohnheit (dagegen ist VT sehr wirksam) ➢ Darüber hinaus bei Anwendung der VT kann therapeutische Beziehung therapeutisch wirksam sein → sofern Therapeut in der Lage ist, sachliche Techniken anzuwenden & gleichzeitig Patient emotional positiv zu begegnen und ihn zu bestärken, macht Patient neue Beziehungserfahrung, bei der respektvolle Distanz & sachliche Übungsarbeit sowie empathische Begleitung kombiniert werden ➢ Analog psychoanalytisches Verfahren: Kombination von Abstinenz und Empathie → bewirkt Lockerung der festgefahrenen pathologischen rigiden Haltung dem Grundkonflikt gegenüber ➢ VT und ihre Erfolge bedeuten keine Relativierung oder Infragestellung des Konfliktmodells → man könnte an partielle Integration der beiden Modelle denken

Konflikt vs. Struktureller Mangel ➢ Entwicklung sieht Schwerpunkt der Pathogenese in mangelnder Bemutterung, Mangel in empathischer Begleitung des Kleinkindes und psychosozialen & biologischen Defiziten ➢ Muss Bedeutung der Konflikte demnach relativiert werden? ➢ Konfliktkonzept wird weiterhin sein Primat aufrechterhalten → chronifizierte Abwehr des Konflikts und chronifizierte Schutzmechanismen nach Traumatisierung bestimmen entscheidend die dabei entstehenden und bleibenden Defizite und Charakterzüge ➢ Defizite und Mängel resultieren oft erst sekundär aus inadäquaten pathologischen Pseudolösungen von primär vorgegebenen intrapsychischen Gegensätzlichkeiten (primäre Konflikte und Dilemmata) ➢ Solche inadäquaten Lösungen der Grundkonflikte beruhen auf vorgegebenen Mängeln und Vulnerabilitäten

7

➢ Vielfalt der möglichen Konstellationen vor Augen führen → einige psychische Störungen beruhen nicht so sehr auf einem Zuwenig (Defizite), sondern vielmehr auf einem Zuviel (Übersensibilität), wodurch sich Herstellung der Balance zwischen selbstbezogenen und objektbezogenen Tendenzen schwierig gestaltet ➢ man muss sich davor hüten, Störung des konkreten Patienten unbedingt in strukturelle Kategorie einzuzwängen & dadurch noch vorhandene Konfliktdimension und -dynamik zu übersehen

Die Entstehung der Aggression – die innere Aggressionsquelle ➢ Aggression ist KEIN Trieb, eher mit Angstreaktion vergleichbar ➢ Evolutionstheoretisch entstand Reaktionsmuster als notwendiges Mittel zur Durchsetzung von Interessen/ Bedürfnissen, sofern sie auf Widerstand stoßen/ frustriert werden (äußerer Konflikt) ➢ Intrapsychische Konflikte machen scheinbar grundlose Aggression verständlich ➢ Bei primären Konflikten entsteht grundsätzlich Frustration, weil meistens eine der zwei Pole vernachlässigt wird (so wird entweder Liebesbedürfnis oder Autonomiebedürfnis frustriert/ Bindungs- oder Freiheitsbedürfnis zurückgestellt) → Dadurch entstehen Unlust, Gereiztheit, Aggression → dies macht Hauptquelle der scheinbar spontan & grundlos entstehenden Aggression aus ➢ Biologisch lediglich Aggressions-Reaktions-Muster → Mobilisierung durch äußere & innere Frustration → auf diese Weise produzierte Aggression = reaktiv/ sekundär, aber trotzdem große Verbreitung & Bedeutung → trägt erheblich zu Entstehung von sekundären intrapsychischen & äußeren Konflikten bei ➢ Geschieht dadurch, dass Aggression oft zurückgestellt/ zurückgedrängt werden muss (aufgrund Über-Ich-Verbote oder weil sie zu Beschädigung/ Vernichtung des Objekts führen könnte) ➢ Alltäglich wird Befriedigung von Wünschen/ Bedürfnissen von außen verhindert = von außen veranlasste Frustaggression → muss ebenfalls zurückgestellt werden aus Angst vor Gegner/ Unterdrücker (äußere Konflikte → alltägliche Konkurrenzkonflikte/ Sozialkonflikt)

Äußere Konflikte als externalisierte innere Konflikte ➢ Unterteilung in äußere und intrapsychische Konflikte nützlich, aber in Realität Zusammenhänge viel komplizierter, wei...


Similar Free PDFs