Zusammenfassung. Ziai. Postkoloniale Perspektiven auf Entwicklung PDF

Title Zusammenfassung. Ziai. Postkoloniale Perspektiven auf Entwicklung
Course Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten
Institution Humboldt-Universität zu Berlin
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WiSe,Hoffmann...


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Semester: WS 15/16! Institut: IAAW! Veranstaltung: Regionalwissenschaftliche Debatten ! Dozent: Stefan Hoffmann 11.12.2015

Zusammenfassung: „Postkoloniale Perspektiven auf „Entwicklung““, Prof. Dr. Aram Ziai

Der Text von Prof. Dr. Aram Ziai, einem Professor für Gesellschaftswissenschaften, erschien 2010 und analysiert den Begriff der „Entwicklung“ und die damit zusammenhängende Entwicklungstheorie. In seiner Einleitung macht Ziai auf ein Zitat von Christine Sylvester aufmerksam, die das Verhältnis von Entwicklungsforschung und postkolonialen Studien erklärt. Zusätzlich geht er auf die zwei Ziele seiner Analyse ein. Zum einen soll sein Artikel einen kurzen Überblick über einige Arbeiten über „Entwicklung“ im Bereich der postkolonialen Studien geben und zum anderen untersucht er den Vorwurf gegenüber den postkolonialen Studien, die materieller Praktiken vernachlässigen sollen. Dabei geht er näher auf Fragen wie: „Was sind postkoloniale Studien?“ und „Was ist „Entwicklung“? Im weiteren Verlauf seiner Arbeit, beschäftigt sich Professor Ziai mit der Analyse postkolonialer Arbeiten einiger Autoren. Im ersten Kapitel seiner Arbeit, erläutert Ziai, dass eine zu große Palette an Definitionen für den Begriff „Entwicklung“ existiert und es daher keine einstimmige Definition gibt. Gründe dafür sind zum Teil evolutionäre Prozesse des sozialen Wandels und zum anderen gezielte politische Interventionen dieses Wandels. Von der „Entwicklung“ betroffene Staaten waren vor allem Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und die Karibik. Zu der Definition dieses Begriffs gehören z.B. der Wirtschaftswachstum und die Industrialisierung. Ziai bezieht die Definition von Ulrich Menzel mit ein, ihm nach stellt die „Entwicklung“ miteinander verflochtene Prozesse dar, die in einigen Gebieten einsetzten und in anderen nicht. Diese These sieht Ziai einerseits als Arbeitsgrundlage, mit der man arbeiten könne, doch gleichzeitig auch als ein Magnet für postkoloniale Kritik. Solche Prozesse, die in Europa und europäischen Kolonien stattfanden, wurden, trotz ihrer Unvollständigkeit als historische Norm akzeptiert und damit zur Basis einer wissenschaftlichen Disziplin erklärt, wobei andere Gesellschaften als unterentwickelt galten. Dabei macht Ziai auf zwei auftretende Probleme aufmerksam. Zum einen macht der Eurozentrismus bemerkbar und zum anderen sei dies ein zu simples entpolitisierendes Wahrnehmungs- und Erklärungsmuster für jegliche gesellschaftliche Prozesse.!

Beim fehlen der „Entwicklung“ in einigen Regionen sieht Ziai ein strukturelles Problem, dass durch die Konfrontation von Geberinstitutionen, Planungsministerien, den betroffenen Völkern und Nichtregierungsorganisationen verursacht wird. Der Mangel an Kapital, Technologien oder Expertenwissen sorgen für „Entwicklungsprobleme“, die eine Kritik an der „Entwicklung“ ausüben. Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich dem Prinzip der Treuhandschaft. Dieser Theorie nach verfügen Experten tieferes Wissen darüber, wie gesellschaftliche Wandlungsprozesse vorangetrieben werden können, wodurch sozialtechnologischen Eingriffe als sinnvoll angesehen werden und legitimiert werden. Solche Eingriffe fanden oft ohne die Einwilligung der Betroffenen statt. Aus diesen Gründen benutzt der Autor den Begriff „Entwicklung“ nur in Anführungszeichen. Beim zweiten Kapitel seiner Arbeit versucht Ziai den Begriff postkoloniale Studien zu erklären. Dabei bezieht er sich auf mehrere Autoren, mit den unterschiedlichsten Meinungen. Für einige beschreibt dieser Begriff unter Anderem die „Thematisierung des Fortbestehens und Nachwirkens einer Vielzahl von Beziehungsmustern und Effekten kolonialer Herrschaft“, sowie den Prozess der Kolonisierung, Dekolonisierung und Rekolonisierung. Im weiteren Verlauf geht Ziai auf die „Konzeptionalisierung“ der „Nachwirkungen des Kolonialismus“ im Hinblick auf die postkolonialen Studien ein. Diese Konzeptionen unterscheiden sich anhand ihrer erkenntnistheoretischen Grundlagen und im Fokus der Arbeiten von postkolonialen Theoretikern, wodurch Ziai zwei Arten von Ansätzen ausarbeitet: die postund antikolonialen. Um diese Analysestrategien zu verdeutlichen, geht Ziai auf die Begriffe Orientalismus und Othering ein, die von Edward Said geprägt wurden. Said unterscheidet in seinen Forschungen zwischen dem „Orient“ und „Okzident“, die den Osten und Westen kontrastieren sollen. Aus eurozentrischer Sicht gilt der Westen, dem Orient gegenüber, als überlegen. Zudem schafft Said mit dem Begriff „Othering“ eine Abgrenzung zwischen der „Wir-Gruppe“ und „andersartigen“ Gruppen. Im nächsten Aspekt konzentriert sich Professor Ziai auf den Text von Gayatri Spivak, die sich mit den Unterdrückten und ihrer Fähigkeit, für sich selbst zu sprechen, beschäftigt. Sie kritisiert, dass die Unterdrückten keine Möglichkeit haben ihre Interessen zu vertreten und diese zu äußern. Spivak macht demnach auf die Verantwortung der Intellektuellen aufmerksam. Laut Spivak unterscheidet man bei den Unterdrückten zwischen der „Rasse“, der Klasse und dem Geschlecht. Einfache Unterdrückte seien schon benachteiligt, weil sie ihrer Stimme beraubt wurden, doch unterdrückte Frauen seien erst recht im Nachteil. ! In diesem Kapitel konzentriert sich Ziai auf das Konzept der Hybridität von Homi Bhabha. Dieses bezieht sich auf die Vermischung zweier Kulturen und ein das Ergebnis von

Kolonisierungsprozessen. Die Hybridität beinhaltet zusätzlich die Produktivität kolonialer Diskurse, wodurch es zur Nichtanerkennung des Anderen kommt und dies zur Destabilisierung der Indentität der kolonialen Autorität führt. Dipesh Chakrabarty stellte „Europa“ als theoretisches Subjekt dar und prägte damit den Begriff der „Provinzialisierung Europas“. An dieser Stelle wird kritisiert, dass in der Vergangenheit, trotz fehlender Kenntnisse über nichtwestliche Kulturen, oft universell geltende Theorien formuliert wurden. Das Ziel postkolonialer Arbeiten sei die vorherrschende eurozentrische Prägung aufzulösen und andere Möglichkeiten zu suchen. An dieser Stelle macht Ziai auf die Unterschiede zwischen der Entwicklungsforschung und den postkolonialen Studien aufmerksam, indem er diese Unterschiede in drei Unterpunkte unterteilt. Dabei beginnt er mit der Anwendungsorientierung der Entwicklungsforschung, die besagt, dass sich neu entwickeltes Wissen erst einmal in der Umsetzung bei der Suche nach Problemlösungen beweisen muss. Dem Wissen der postkolonialen Studien hingegen wird des öfteren nur Kritik entgegengebracht. Den nächsten Unterpunkt stellt die theoretische Zielsetzung dar. Innerhalb der Entwicklungsforschung ist man auf die Umgestaltung der Gesellschaften anhand universeller Vorbilder fixiert. Die postkolonialen Studien hingegen hinterfragen diese universellen Vorbilder, aufgrund des Verdachtes des Eurozentrismus. Den letzten Unterpunkt stellt der methodische Fokus dar. Die Entwicklungsforschung ist darauf bedacht sozioökonomische Veränderungen zu vernehmen, während postkoloniale Studien sich mit kulturellen Fragen, Darstellungen und Identitäten beschäftigen. In seinem nächsten Kapitel bezieht Ziai sich auf mehrere Autoren die sich zu postkolonialen Theorien und und postkoloniale Wissenschaftler äußern. Um die postkolonialen Theorien zu verdeutlichen, dient Maria Eriksson Baaz als Beispiel. Sie untersucht, wie Identitäten innerhalb des Entwicklungsdiskurses geschaffen werden und legt das Hauptaugenmerkmal besonders auf das zentrale Prinzip der Partnerschaft. Baaz definiert Diskurs als Repräsentationsstruktur und die Identität als einen doppelten Prozess, bei dem das Subjekt eine bestimmte Position einnimmt. Abhängig vom diskursiven Kontext und dem diskursiven Feld in dem wir uns laut Baaz befinden, bestimmte Identitäten „aktiviert“ werden. Sie liefert bedeutende Belege für die Aktualität postkolonialer Thesen über die Beschaffenheit des aufgeklärten westlichen Selbst und des unterentwickelten nichtwestlichen Anderen. Aus diesem Grund übt sie gleichzeitig Kritik an diesen Thesen aus. Zu letzt stellt Ziai fest, dass zu wenig materielle Praktiken vorhanden sind, wodurch Baaz sich nur auf die Konstruktion von Identitäten konzentriert.

Im letzten Teil seiner Analyse fasst er seine untersuchten Ansätze nochmals zusammen und geht auf die Beantwortung der Fragen aus der Einleitung ein. Dabei kommentiert er, dass die postkolonialen Analysestrategien enorm ergebnisreich und produktiv sind, wenn sie denn mit Analysen zu politischen und ökonomischen Prozessen kombiniert werden....


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