6 Drama und Poetik - Seminarsitzung 6 - Aufklärung PDF

Title 6 Drama und Poetik - Seminarsitzung 6 - Aufklärung
Author Klara Brill
Course Einführung in die Literaturgeschichte - Gegenwartsliteratur
Institution Universität Leipzig
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Seminarsitzung 6 - Aufklärung...


Description

13.05. Drama+Poetik Tragödie: Bürgerliches Trauerspiel Gottsched (Critische Dichtkunst); Lessing (HD, 17. Literaturbrief) Lessing: Miß Sara Sampson -

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Bisher haben wir uns bei der Dramatik nur mit den Stücken selbst und grob mit sozialund ideengeschichtlichen Hintergründen beschäftigt. Nun fehlt noch die Dramentheorie, die von großer Bedeutung für die Entwicklung des Dramas in der deutschen Literatur ist, samt wiederum ihrem philosophischen Hintergrund. Ich gebe Ihnen zuerst einen Überblick über Gottscheds Auffassung vom Wesen der Dichtkunst und speziell der Dramen und von Lessings Widerspruch dagegen. Wie tief Sie in die philosophischen Zusammenhänge einsteigen wollen, bleibt Ihnen überlassen. Aufgabenstellung für die Lektüre der „Miß Sara Sampson“ ist es, das Stück in Bezug auf diese Dramentheorie zu betrachten: Arbeiten Sie aufgrund der Lessingschen Kriterien einen Interpretationsansatz heraus. Die „Stimmigkeit“ der „mittleren Charaktere“ können sie wieder mit dem Pfisterschen Ansatz der Figurencharakterisierung zeigen. Bitte suchen Sie sich den Text diesmal selbst, egal in welcher Ausgabe.

Gottsched: Versuch einer Critische Dichtkunst vor die Deutschen (1730), 1. Teil, Kap. 4; 2. Teil Kap. 10 https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10109571_00156.html https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10109571_00686.html -

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Gottscheds Denken in der Dichtungstheorie beruht auf der Leibniz-Wolffschen Philosophie. Wenn er dem Dichter Regeln zur Verfertigung ihrer Poesien geben will, dann tut er das aus seinem Wissen heraus, dass die Welt überhaupt in einer bestimmten Ordnung, die einen „zureichenden Grund“ und eine erkennbare Regel hat, erschaffen ist – und dem folgt die Dichterin bei der Erschaffung ihrer eigenen poetischen Welt. (vgl. ganz unten die Zusätze aus Wolffs und Gottscheds Philosophie) Der „zureichende Grund“ für die Gestaltung des Dramas liegt für Gottsched als Aufklärer in der Wirkungsästhetik, die am Nutzen der Dichtung für die Vervollkommnung (also Erziehung) des Menschen orientiert ist. Gottscheds Critische Dichtkunst (1730) ist also der Versuch, auf der Grundlage Wolffs die Poesie in ein lückenloses System zu bringen, woraus eine philosophisch begründete Regelpoetik wird. Er erschafft damit ein dem Wolffs ebenbürtiges System. 1. Kap.: Das wahre Wesen der Poesie Die Herkunft der Poesie als natürliche Evolution erklärt, ihre Existenz wird als ebenso selbstverständlich wie die der Naturgenommen. Damit wird sie indirekt der Religion gleichgesetzt, deren Entstehung auch als natürliches Bedürfnis aufgefasst wird. Herkunft der Gattungen aus dieser Evolution abgeleitet: Lieder für Götter und Helden werden zu Epos, aus Satire und Dithyrambos werden Komödie und Tragödie, aus

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Liebesliedern Schäfergedichte usw. Jede einzelne Gattung wird deduktiv aus dem Vorherigen abgeleitet – das Vorgehen ist ein verschleiertes Musterbeispiel der mathematischen Methode, da es für jede einen zureichenden Grund gibt. Als erster Zweck der Poesie wird der Ruhm genannt: Erzählung des Wunderbaren, das nur anzieht, dann erst als Zweites Formschönheit, ergo poetische Sprache, und drittens (und höchstens) kommt das Einflechten der Sittenlehre und damit der moralische Zweck. Aus den Absichten sollen wir das wahre Wesen der Poesie erkennen: historischer Hintergrund: der Dichter als Weltweiser, barocke Phrase mit neuem Sinn: in der Weltweisheit, 122f., §3 ist die Weltweisheit die Wissenschaft von der Glückseligkeit des Menschen, der Dichter als Weltweiser will diese Wissenschaft vermitteln, dadurch erhält jede Dichtung Lehrcharakter damit ist die Absicht der Dichtung klar: Sie selbst ist eine Lehre zur Erlangung der Glückseligkeit, was all ihre verschiedenen Erscheinungsformen bedingt und zusammenhält, denn: das zusammengesetzte Ding besteht aus Teilen, die zusammenwirken und daher wohl nicht beliebig zusammengesetzt werden dürfen, ein Ding ist nur dann Eins (eine Einheit), wenn seine Absicht aus ihm hervorgeht, daher ist eine willkürliche Zusammensetzung keine Einheit Wolff: alle Dinge außer uns sind zusammengesetzt (§51), die Art dieser Zusammensetzung ist sein Wesen (§59), die Kraft, die die Verknüpfung der Teile bewirkt (die es zusammenhält!!), ist die Ordnung, die Teile sind beim Gedicht die verschiedenen Wörter, (also ist Interpretation als Suche nach dem Wesen die nach dem speziellen Ordnungsprinzip eines Textes) man muß bei der Untersuchung darauf achten, ob der Ordnungsgrund immer derselbe bleibt oder wechselt, dadurch findet man Regeln und kann umgekehrt auch welche anwenden (§140f.), daraus ergeben sich die Arbeitsfelder des Kritikers und des Poeten in einem Ding können verschiedene Ordnungen nebeneinander bestehen, die wiederum einem höheren Ordnungsprinzip unterliegen wird eine Regel aufgehoben, wird die Ordnung gestört und damit die Kraft, die das Ding zusammenhält, dann hört das Ding auf zu exisiteren IV. Kap.: 3 Arten der Nachahmung, Fabel Kern der Gottschedschen Poetik ist die Fabel, die mögliche Geschehnisse in einer poetischen Welt wiedergibt; sie ist Seele und Ursprung der Dichtung (IV/7), besteht aus moralischem Lehrsatz und Einkleidung einer allgemeinen Begebenheit, danach erst wird die Form (Gattung) festgelegt, womit gleichzeitig erwiesen ist, daß die Fabel zum unveränderlichen Wesen gehört nach dieser Festlegung entspricht sie dem Begriff „Stoff“, ergänzt um den Lehrsatz als inneren Halt – aus ihr können nun alle möglichen Gattungen entwickelt werden am wichtigsten ist der § 21, denn wenn die Fabel die Seele des Gedichts ist (I/33), dann ist diese Anleitung die ganze Gottschedsche Poetik in nuce und die Anleitung zur Gottartigkeit des Dichters Fabel selbst muß als Nachahmung einer Naturwahrheit ewig sein, darum ist sie allen Völkern zu allen Zeiten verständlich, die Einkleidung der Wahrheit in eine Allegorie

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verhüllt dem Rezipienten, dass sie zur Belehrung dient und macht sie dadurch verdaulicher bzw. erhält die Bereitschaft des Rezipienten für die Naturnachahmung muss der Dichter zuerst die Natur erkennen, dann nachahmen: um ein zusammengesetztes Ding herzustellen, muß er die Regeln für die Ordnung seiner Zusammensetzung verstehen und anwenden, die er der Anschauung der Natur entnimmt die wichtigste Regel ergibt sich aus dem Hauptzweck des Werks, wenn die Nebenabsichten zur Regel des Hauptzwecks stimmen, dann ergibt sich Vollkommenheit als Übereinstimmung des Mannigfaltigen (Weltweisheit, Theorie, 253-60), Hauptzweck ist die Belehrung zur Erreichung der Glückseligkeit Vollkommenheit ist damit objektiv im Werk vorhanden (bedarf nicht des anschauenden Subjekts), fällt sie sofort in die Augen, heißt sie Schönheit, diese braucht also das sinnlich wahrnehmende Subjekt, bewirkt das delectare (Wolffs Lust) für die Tragödientheorie Gottscheds heißt das: sie hat eine Wirkungsabsicht: moralische Erziehung, Wahrheiten lehren, dazu muss der Dichter: Katharsis erregen, dazu: die Regel befolgen und durch geeignete Fabel (einfache oder verworrene mit Glückswechsel bzw. Wiedererkennung) Schrecken und Mitleid erregen, dazu braucht er: Charaktere, die weder recht gut noch recht schlimm sind (stimmige, in sich widerspruchsfreie Gemütsdarstellung), und er muss bei der Wahrscheinlichkeit bleiben, deswegen: Aristotelische Einheiten, v. a. der Handlung, aber auch des Ortes und der Zeit geeigneter Stil (Naturnachahmung in Bezug auf Affekte) wenig Zierrath an Musik und Maschinen, der Historie angepaßte Kostüme

Zusatz Wolf § 59: Ein zusammengesetztes Ding ist dadurch möglich, daß gewisse Theile auf eine gewisse Art können zusammengesetzet werden. In der Art und Weise, wie etwas möglich ist, bestehet das Wesen eines Dinges. Derowegen bestehet das Wesen eines zusammengesetzten Dinges in der Art der Zusammensetzung, und wer demnach diese sich vorstellen kann, der verstehet sein Wesen. § 61: […] Da nun ein jedes zusammengesetztes Ding seine gewisse Theile hat, und die in einer gewissen Ordnung zusammengesetzet sind, so muß es auch dadurch eine gewisse … Größe bekommen. § 140: Wenn man demnach eine Ordnung erkennen will, so muß man den Grund untersuchen, warum mannigfaltige Dinge auf diese Art neben einander sind, oder auf einander folgen, und dabey acht geben, ob er einerley ist, oder auf einerley Art abwechselt. §141: Auf solche Weise findet man in jeder Ordnung allgemeine Regeln, daraus sie beurtheilet wird. Und wo man demnach ordentlich verfähret, richtet man sich nach Regeln. § 142: Weil alles seinen zureichenden Grund hat, warum es ist, so muß es auch beständig einen zureichenden Grund haben, warum […] in zusammengesetzten Dingen die Theile so und nicht anders neben einander stehen, auch ihre Veränderungen so und nicht anders auf einander erfolgen. […] Und ist demnach die Wahrheit nichts anders als die Ordnung in den Veränderungen der Dinge […].

Zusatz Gottsched „Weltweisheit“ § 3: Die Weltweisheit nenne ich eben die Wissenschaft von der Glückseligkeit der Menschen […]. § 403: Natürlich nennet man in der Welt alles das, was in dem Wesen und in der Natur derselben seinen Grund hat. Nun bestehet das Wesen der Welt in der Art ihrer Zusammensetzung, und in der Vermischung ihrer Theile; und die Natur derselben in der wirkenden Kraft: die aus den Elementen und andern einfachen Sunstanzen, die darinnen vorhanden sind, ihren Ursprung hat […]. [Der Weltweise] ist also ein Mensch, der die Wissenschaft der Glückseligkeit, so viel ihm immer möglich ist, zu erlangen und auszuüben bemühet ist.

Lessing Briefe, die neueste Literatur betreffend, 17. Brief vom 16. Februar 1759; Hamburgische Dramaturgie, 19. ,34., 44.−46., 70. und 74.−78. Stück http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/lessing_dramaturgie01_1767?p=159 http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/lessing_dramaturgie01_1767?p=279 http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/lessing_dramaturgie01_1767?p=359 http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/lessing_dramaturgie02_1767?p=143 http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/lessing_dramaturgie02_1767?p=175 -

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Äußerungen Lessings über Gottsched sind nicht restlos nachvollziehbar; er versteht Gottscheds Absicht nicht, will ihn wohl nicht verstehen, warum mit dieser Aggressivität, weiß man nicht seine Gottsched-Schelte im 17. Literaturbrief bildet einen Paradigmenwechsel vom Vorbild Frankreich zu England Hamburgische Dramaturgie: Verriß der französischen Klassik und Gottscheds, stattdessen Shakespeare als Vorbild, aber keine sklavische Anlehnung, Ablehnung des Alexandriners, stattdessen natürlicher Sprachfluß drei Einheiten: Neuinterpretation des Aristoteles, wonach die totale Einheit von Zeit (24h, 45. St.) und Ort (44. St.) zu unwahrscheinlichen Verrenkungen der Handlung führen − also bleibt nur die Einheit der Handlung relevant (46. St.), die dann die beiden anderen wahrscheinlich macht Argumentation stützt sich unausgesprochen auf das Argument der Wahrscheinlichkeit − und bleibt damit unmittelbar bei Gottsched soweit der Kampf gegen traditionelle Einschränkungen, nun der neue Schwerpunkt: 19. St.: Wahrscheinlichkeit der Fabel und ihre Eignung für die Zwecke des Dichters sind wichtiger als die historische Wahrheit Stimmigkeit der Charaktere (Ende 46. St.) 34. St.: Stimmigkeit der Charaktere: dürfen nicht in sich widersprüchlich sein, weil sie sonst nicht unterrichtend sind und Absicht: unterrichten, belehren, erziehen warum sind sie das nicht? Theorie der Furcht für sich selbst: 74. St.: mittlere Charaktere, die erst Mitleid ermöglichen statt Heroen, die uns fern und unantastbar sind (Hintergrund ist ein anderes Weltverständnis: Schuld an der Tragödie ist in der Antike das Schicksal, vielleicht einzelne Götter, aber nicht die Menschen, die nur Spielball sind; in der Aufklärung Ideal des moralisch erziehbaren Menschen, nun liegt die Schuld in den handelnden Personen - eigentlich tugendhafte Identifikationsrollen, die durch kleine Fehler die große Katastrophe auslösen − das bewegt zum Mitleid) während der Schrecken beim Leid eines anderen Mitleid auslöst, legt Lessing den Schwerpunkt auf die Furcht für sich selbst, die das Mitleid erst erzeugt (ihm geht es um die Gestaltung von Identifikationsfiguren, weil er nur so die beabsichtigte erzieherische Wirkung erreichen zu können glaubt, ohne daß er das sagtt) 77. St.: Katharsis: Reinigung der Leidenschaften Furcht und Mitleid in ihrem weitesten Sinne als Menschenliebe, jedoch nicht alle dargestellten (das können nämlich auch die anderen Gattungen der Poesie)

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78. St.: reinigende Funktion der Tragödie: sie speziell soll zum Mittelmaß von Mitleid und Furcht reinigen (bei allen, die davon zuviel oder zuwenig haben); damit wird die Wirkung der Tragödie ziemlich konkret und hier sagt Gottsched tatsächlich etwas anderes, denn bei ihm geht es noch um die Reinigung von allen Leidenschaften bei einem Vergleich mit Gottsched zeigt sich: einerseits Übereinstimmung in allen wesentlichen formalen Forderungen (nur die Einheiten bei Gottsched stärker betont, aber gleich begründet) andererseits Abweichung: die Funktion der Tragödie hat sich verändert, weil die Erklärung der menschlichen Seele sich weiterentwickelt hat: bei Gottsched geht es darum, die Seele von allen dargestellten schädlichen Leidenschaften zu reinigen (sagt er klar in seiner Bestimmung der Fabel: unmittelbare Belehrung an einem konkreten Punkt), bei Gellert ging es um die Beschäftigung aller Seelenkräfte, die Sättigung und dadurch Schutz vor Lastern bietet, Lessing nun arbeitet die Besonderheit der erzieherischen Wirkung einer Gattung heraus, legt also Wert auf die Verschiedenheit der Poesie-Gattungen und betont damit stärker den Kunstcharakter dieser Form: Gottsched ist ihm zu eng und zu simpel

Interpretationsaspekte zu Lessing: Miß Sara Sampson -

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die Analyse der Figurencharakterisierung zeigt (verkürzt, Eigen- und Fremdkommentare) … William Sampson: ist emotional, will die Liebe seiner Tochter, ist fähig zu verzeihen, rechtschaffen, „zu spät streng“ (damit auch einsichtsvoll), zärtlich, menschenfreundlich; statisch, geschlossen, mehrdimensional i. S. seines Fehlers: war aus Liebe erst zu nachsichtig und dann zu streng Sara Sampson: wird von anderen mehrfach unschuldig und zärtlich genannt, sie wurde verführt, ist aber großer Liebe fähig, sie liebt aber auch ihre eigene Tugend, verliert sich in Selbstanklage und wird in der Verurteilung Marwoods hochmütig (sie hat mit dem Verzeihen ebenso große Schwierigkeiten wie damit, sich verzeihen zu lassen): statisch, geschlossen, mehrdimensional – Fehler: nimmt Tugend als Selbstzweck und überhebt sich damit Mellefont: böse, liederlich, treu, großmütig, mehr unglücklich als lasterhaft, vor allem unbeständig; statisch, geschlossen, mehrdimensional: sowieso ambivalent, dazu sein Fehler der Scheu vor Bindung Marwood: buhlerisch, unwürdig, großzügig, leidenschaftlich liebend, stolz, hat keine moralischen Grenzen; statisch, geschlossen, mehrdimensional: ambivalent in ihrer Liebe, benutzt das eigene Kind als Mittel, tötet Waitwell: alt, ehrlich, Betrüger? lebensklug, könnte die Leitfigur für die Perspektivenstruktur sein, da er auch Saras Fehler erkennt … dass hier die mittleren oder gemischten Charaktere zweifelsfrei umgesetzt sind: Alle Figuren haben positive Eigenschaften, aber alle haben auch einen Fehler; die Fehler aller führen schließlich zur Katastrophe die Aristotelischen Einheiten bleiben gewahrt, Mitleid und Furcht werden über die Identifikation mit den mittleren Charakteren erreicht es gibt keinen hervorstechenden Lehrsatz wie bei Gottsched, trotzdem mehrere belehrende Gedanken (Fähigkeit des Verzeihens, Maß der Liebe), aber die Absicht des Stückes ist das Erzeugen von Emotionen an sich (aufkommende Empfindsamkeit, bestärkt durch das Insistieren auf dem „Herzen“ I, 4, 7 u. a.) Auch Ehre und Tugend spielen wiederum eine Rolle: Sara geht es nicht um die Wiederherstellung ihrer äußeren Ehre, ihres gesellschaftlichen Rufes, sondern um ihr inneres Gewissen (I, 7); Marwood argumentiert genau umgekehrt: ihre Tugend i. S. v. Keuschheit war verloren, was sie nicht weiter gestört hat, bis genau dieser Umstand durch Mellefont öffentlich bekannt wurde und sie damit auch ihre Ehre, ihr Ansehen verloren hat (II, 7). Im Grunde werden hier ein bürgerliches gegen ein adeliges Wertesystem gestellt – und Mellefont steht dazwischen, da ihn das bürgerliche zwar (als ehrlicheres) anzieht, er aber für sein eigenes Handeln die Freiheit des adeligen vorzieht....


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