Title | 8 - Emotionstheorien |
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Course | Grundlagen der Klinischen Psychologie |
Institution | Universität Kassel |
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Emotionstheorien
Grundlagen der Klinischen Psychologie Allgemeine Emotionstheorien ___________________________________________________________________________
4.1 Traditionen der Emotionspsychologie Die klinischen Emotionskonzepte greifen in unterschiedlichem Maße auf diese Traditionen zurück. Evolutionsbiologische Tradition
Emotionen als Ergebnis von Selektionsprozessen Emotionen sind Bestandteile von Instinkten und stehen somit im Dienst des Überlebens und der Reproduktion, werden aber durch Erfahrung modifiziert und haben eine kommunikative Funktion ( Suche nach Universalität) Emotionen als ordnungsstiftende Metaprogramme, die zu einer adaptiven Verhaltensgenerierung beitragen Theorie der Preparedness (Seligman, 1971): Spezifische phylogenetisch relevante Reize werden besonders effektiv gelernt und haben eine erhöhte Extinktionsresistenz (z.B. Angst vor Spinnen, Geschmacksaversionen)
Physiologische Tradition
Untersuchung der physiologischen, neurobiologischen und neurochemischen Prozesse ( Suche nach Mustern) Emotionen als physiologische Prozesse, wie in der James-Lange-Theorie der Körperreaktionen (1884/1885), Facial-Feedback-Hypothese (Strack et al., 1988) und der Zwei-Faktoren-Theorie (Schachter & Singer, 1962)
Appraisal-Tradition (Einschätzung)
Kognitive Bewertungsprozesse bei der Auslösung von Emotionen: Die individuellen, subjektiven Bewertungsprozesse sind entscheidend dafür, wann welche Emotionen in einer Person entstehen. Das heißt, die Art und Intensität der von einem Objekt hervorgerufenen Emotion hängt davon ab, wie die Person das Objekt hinsichtlich ihrer Wünsche und Ziele bewertet (Arnold, 1960). Fragestellung: Lösen Kognitionen Emotionen aus oder umgekehrt? (Ungeklärt, teils als überflüssig angesehen) Pro Menschliche Emotionen sind sehr differenziert Dasselbe objektive Ereignis kann unterschiedliche Emotionen auslösen Dieselbe Emotion kann durch unterschiedliche Ereignisse ausgelöst werden Contra Bestimmte Emotionen entstehen grundsätzlich nicht kognitiv (z.B. sensorische Lust-Unlust-Gefühle) Theorie kann irrationale Gefühle nicht erklären (z.B. Phobien) Bewertungsprozesse (Appraisals) sind zu schnell, automatisch und unbewusst und werden nachträglich konstruiert, um die emotionale Reaktion zu erklären (Ekman, 1994) Transaktionales Stressmodell von Lazarus & Folkmann (1984) Stresssituationen als komplexe Wechselwirkungsprozesse zwischen den Anforderungen der Situation und der der handelnden Person. Menschen können für einen Stressor höchst unterschiedlich anfällig sein. Das Modell ist transaktional, da zwischen Stressor und Stressreaktion ein Bewertungsprozess geschaltet ist. (siehe 4.3.1 Auslöser von Emotionen)
Sozial-konstruktivistische Tradition
Emotionen sind kulturell geprägte Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster, die wichtige Funktionen im Zusammenleben der sozialen Gemeinschaft erfüllen und deshalb durch ein System von (unbewussten, impliziten) Normen und Regeln kontrolliert werden. Emotionen sind in Form von Skripten, Schemata oder Rollen definiert. Aktive Konstruktionsleistung im Vergleich zu evolutionär gebildeten Funktionen Kulturabhängige Regeln Feeling rules: welche Emotionen in welcher Intensität sozial angemessen und erwartet sind (Authentizität?) Display rules: welche Emotionen dürfen und sollen in welcher Intensität und Situation wem wie gezeigt werden
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Korrespondenzregeln: mit welcher korrespondierenden Emotion sollte auf das Zeigen einer Emotion des Interaktionspartners reagiert werden Angehörige einer Kultur haben diese Regeln via Sozialisation internalisiert Erleichterung der Kommunikation Patienten mit psychischen Störungen reagieren häufiger mit Emotionen, die von den kulturell erwarteten Emotionen abweichen, und daher für die soziale Umwelt oft nicht nachvollziehbar sind Implikationen des sozial-konstruktivistischen Ansatzes Emotionen sind kultur- und epochenabhängig Emotionen werden gelernt (z.B. Stewardessen) Abweichendes emotionale Verhalten und Erleben wird sanktioniert
4.2 Definitionen von Emotion Begriffserklärungen „Jeder weiß, was eine Emotion ist, bis er gebeten wird, eine Definition zu geben“ – Fehr & Russel
Emotion: Oberbegriff für alle (auch unbewussten) Aspekte, Komponenten und Varianten emotionaler Prozesse Gefühl: bewusst erlebte Emotion Stimmung: Zustand von längerer Dauer, niedrigerer Intensität und geringerer Objektbezogenheit Affekt: oft synonym zu Emotion, wird aber eher für unbewusste Prozesse gebraucht und Emotion als Oberbegriff
Erweiterte Definition [ ]
„Eine Emotion wird üblicherweise dadurch verursacht, dass eine Person – bewusst oder unbewusst – ein Ereignis als bedeutsam für ein wichtiges Anliegen (ein Ziel) bewertet.“ „Der Kern einer Emotion sind Handlungsbereitschaften (readiness to act) und das Nahelegen (prompting) von Handlungsplänen; eine Emotion gibt einer oder wenigen Handlungen Vorrang, denen sie Dringlichkeit verleiht. So kann sie andere mentale Prozesse oder Handlungen unterbinden oder mit ihnen konkurrieren.“ „Eine Emotion wird gewöhnlich als ein bestimmter mentaler Zustand erlebt, der manchmal von körperlichen Veränderungen, Ausdruckserscheinungen und Handlungen begleitet oder gefolgt wird.“ (Oatley & Jenkins, 1996)
Komponenten des Affektsystems/Emotionssystems (Krause et. al, 1992; Krause, 1997)
„Affekt“: Occuring emotions 1. Neuro-physiologische Komponente 2. Motorisch-expressive Komponente 3. Motivationale Komponente (Handlungsbereitschaft in Willkürmotorik) „Gefühl“: Experienced emotions 4. Die Wahrnehmung der körperlichen Korrelate 5. Die Benennung und Erklärung der Wahrnehmungen 6. Die Wahrnehmung der situativen Bedeutung Erlebtes Gefühl: Wahrnehmung der Bedeutungsstruktur Ermöglicht Unterscheidung von Affekt (1-3), Gefühl (4) und Selbst- bzw. Fremdempathie (5) Affekt bedarf keiner selbstreflexiven Anteile (Komponenten 1-3) Mit Hinzunahme der Wahrnehmungs- und Erlebenskomponente (4) wird der Affekt zum Gefühl Selbst-/Fremdempathie entsteht mit realem Wissen über den Verursacher und Erleber des Affekts (5) Bei gesunden Erwachsenen besteht keine Kongruenz der verschiedenen Bereiche. Eine voll bewusst erlebte Emotion benötigt daher alle Komponenten und die Unbewusstheit des Emotionsprozesses ist demnach der Normalfall.
im Durchschnitt dauert es sieben Jahre eine Angststörung zu diagnostizieren, weil man Ursachen immer physiologisch oder extern sucht (und nicht psychologisch, bzw. bei sich selbst
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4.2.1 Basisemotionen und Emotionsdimensionen Insgesamt sprechen mehr empirische Belege für die Basisemotionen als für Emotionsdimensionen. Dimensionaler Ansatz
Zwei fundamentale Dimensionen (Circumplexmodelle), aus deren Mischung sich die spezifischen Emotionen ergeben: Aktivierung: erregt/ruhig Erhöhte Hautleitfähigkeit, veränderte EKPs Valenz: positiv/negativ bzw. Lust/Unlust Annäherungs- oder Vermeidungsreaktionen (z.B. Schreckreflex) Weitere genannte Dimensionen: Potenz – stark vs. schwach, Intensität (nicht gleichzusetzen mit Aktivierung) Empirische Belege emotional shifts: es ist leichter, die Kategorie zu wechseln (z.B. von Angst zu Wut) als die Intensität
Kategorialer Ansatz
Kulturuniversale Basisemotionen, angeborene motorische Programme differenzieren Emotionen und lösen diese aus
Kriterien für Basisemotionen (Ekman, 1992a) [ ]
1. Emotionsspezifische universelle Zeichen 2. Auch bei Primaten beobachtbar 3. Emotionsspezifische Physiologie 4. Universelle und emotionsspezifische Auslöser 5. Kohärenz zwischen emotionalen Reaktionssystemen (Ausdruck & Physiologie) 6. Schneller Beginn 7. Kurze Dauer 8. Automatische Bewertung 9. Unerbetenes Auftreten (unkontrolliertes Geschehen) Basisemotionen: Ärger, Ekel, Angst, Trauer, Überraschung, Freude (erfüllen laut Ekman die Kriterien) Bei Izard (1977) zusätzlich: Verachtung, Interesse, Scham & Schuld Sekundäremotionen (Plutchik, 1980) verlangen die Entwicklung bestimmter sozialer Fähigkeiten Selbstbewusste Emotionen I: Verlegenheit, Einfühlung, Neid Fähigkeit zum selbstbezogenen Verhalten Selbstbewusste Emotionen II: Stolz, Scham, Schuld zusätzlich Fähigkeiten, Standards und Regeln zu verstehen Empirische Belege Kulturuniversalität (Ekman, 1992a+b) Ontogenetisch frühe und kulturübergreifende Entwicklung des mimischen Ausdrucks der diskreten Basisaffekte Neurobiologie: Dominanz bestimmter Hirnareale bei der Verarbeitung bestimmter Emotionen Klinische Relevanz: Sowohl Emotionsdimensionen als auch Listen von Basisemotionen und Emotionskategorien unbefriedigend, da sie z.B. nur eine sehr geringe Differenzierung von verschiedenen Angstzuständen ermöglichen. Weiterhin kommen klinisch relevante Zustände wie Hilflosigkeit, Verzweiflung, Demütigung und Leere selten vor. Benecke: 20 Emotionskategorien mit klinisch relevanten emotionalen Erlebenszuständen. Drei übergeordnete Emotionsgruppen: 1. Positive Emotionen (Freude, Liebe Interesse, etc.) 2. Aktiv-negative Emotionen (Wut, Verachtung, Reizbarkeit etc.) 3. Passiv-negative Emotionen (Trauer, Angst, Scham, Schuld, Hilflosigkeit, etc.)
4.2.2 Emotionsausdruck
Der sprechende Körper Nonverbales Verhalten
Vokal (von den Sprechwerkzeugen abhängig)
Zeitabhängige Aspekte (Sprechdauer) Stimmabhängige Aspekte (Stimmqualität) Kontinuitätsabhängige Aspekte (Versprecher)
Nonvokal (von den Sprechwerkzeugen unabhängig)
motorische Kanäle: Mimik, Gestik, Blickkontakt, Körperhaltung physiochemische Kanäle: olfaktorisch/gustatorisch, taktil, thermal ökologische Kanäle: Territorialverhalten, interpersonale Distanz, Haare, Sitzverteilung
Emotionstheorien
Emotionsausdruck vor allem über Mimik, Stimme und übrige Motorik (vor allem Körperhaltung) Mimisches Ausdrucksverhalten lässt sich im Wesentlichen mit Muskelaktivität gleichsetzen Im Gegensatz zur übrigen Muskulatur ist die Funktion der mimischen Muskulatur weitgehend die des Emotionsausdrucks Trotzdem die Muskelkontrolle über den mimischen Ausdruck in der Kindheit entwickelt wurde, besteht ein facial leakage, d.h. Teile des kontrollierten Affekts finden in Mikro-Expressionen Ausdruck Methode zur Erfassung mimischen Verhaltens: Facial Action Coding System – FACS (Ekman & Friesen, 1978) Man orientiert sich dabei an der sichtbaren Aktivierung der Gesichtsmuskulatur = höhere Objektivität Über ein sogenanntes »Lexikon« werden Zuordnungen der Mimikkodierungen zu den Affektkategorien vorgenommen Man fühlt empathisch mit seinem Gegenüber mit und „spiegelt“ Gesichtsausdruck Spiegelneurone: Mechanismus der „Empathie“ im Hirn „Die Spiegelaktivität von Nervenzellen für die Vorstellung von Empfindungen erzeugt im Beobachter ein intuitives, unmittelbares Verstehen der Empfindungen der wahrgenommenen Person.“ – Bauer Mimikforschung Enkodierstudien: Untersuchung der Fragestellung, ob das Ausdrucksverhalten Aussagen über intrapsychische emotionale Zustände erlaubt Dekodierstudien: Untersuchung der Fragestellung, zu welchen Schlüssen über das innere Erleben eine außenstehende Versuchsperson aufgrund eines Ausdrucksverhaltens kommt und welche Rolle verschiedene Kontextinformationen dabei spielen (fehlerhafte Emotionserkennung bei psychisch Kranken) Interaktionsstudien: Untersuchung des affektiven Verhaltens innerhalb realer Interaktionen, z.B. Gesprächssituationen zwischen Ehepartnern, Eltern und Kindern, Patienten und Therapeuten Empirische Belege Mimik bei blind geborenen Kindern These der angeborenen motorischen Systeme (Galati et al., 2001) Aber: negative Emotionen sind im Säuglingsalter nicht analog zu den Erwachsenen ausgebildet (BabyDACS) Übereinstimmung bei Schimpansen bei Ärger, Freude und Trauer (Vick et al., 2007) Aber: Frauen erkennen Emotionen besser, vor allem schneller (Merten, 2005)
Mimisch-affektives Verhalten von Patienten
Psychisch Gestörte können Mimiken oft nicht richtig deuten, was zur Folge hat, dass das Verhalten nicht zielbringend darauf abgestimmt werden kann Patienten machen spezifische Beziehungsangebote Mimisch-affektives Verhalten ist Teil dieses Angebotes; ist ein „Werkzeug“ der Beziehungsgestaltung Es „provoziert“ spezifische innere Reaktionen (Gegenübertragungsagieren) Alltagsinteraktionspartner reagieren meist in „provozierten“ Weise, was zu einer Stabilisierung der maladaptiven Muster führt Therapeut muss sich anders als der Alltagsinteraktionspartner verhalten!
4.3 Anlass und Funktionen von Emotionen 4.3.1 Auslöser von Emotionen
Keine Stimulus-Spezifität: Emotion als Produkt eines mehrdimensionalen Bewertungsprozess anstatt einer einfachen ReizReaktionszuordnung. Generell können Emotionen physikalische, physiologische und mentale Auslöser haben. Bei internalen oder externalen Zustandsänderungen: kognitive Bewertungsprozesse setzen ein (appraisals) Sind extrem schnell, automatisch und unbewusst Nicht nur reale Stimuli, sondern auch Vorstellungen/Phantasien können Emotionen auslösen Verursacher von Emotionen: Das Selbst, andere und natural agents Andere lösen beim Subjekt Emotionen aus durch ihr Verhalten und denen ihnen zugeschriebenen Intentionen. Emotionsauslösende Stimuli sind also im Wesentlichen (realer oder phantasierte) Beziehungskonstellationen im zwischenmenschlichen Bereich bzw. deren subjektive Interpretation. Intentionalität des Verursachers als eine wichtige Einflussvariable
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Zusammenhang mit Motiven: Auslösende Stimuli, Reize oder Ereignisse müssen als wichtig für wesentliche Bedürfnisse und Ziele bewertet werden Gesetz der subjektiv wahrgenommenen Bedeutung: „Emotionen werden durch den Bedeutungsgehalt eines Ereignisses ausgelöst, und eine spezifische Emotion ist die spezifische Antwort auf einen spezifischen Bedeutungsgehalt. Welche Emotion auftritt, ist durch den Bedeutungsgehalt streng determiniert.“ (Frijda, 1996) Drei entscheidende Bewertungsschritte der Kognitiv-transaktionalen Stresstheorie (Lazarus & Folkmann, 1984), welche hochgradig von der individuellen Lebensgeschichte abhängig sind (Erfahrungen, Überzeugungen und Ziele) Primary Appraisal (Primäre Bewertung): Bewertung der aktuellen Situation hinsichtlich Relevanz für die Person und möglicher Beeinträchtigungen von Zielen (Herausforderung, Bedrohung, Schaden/Verlust) Secondary Appraisal (Sekundäre Bewertung): Analyse der möglichen Folgen eines Ereignisses, Bestimmung des Verursachers sowie Prüfung von Copingstrategien/Ressourcen, die zur Bewältigung zur Verfügung stehen Re-Appraisal: Neubewertung der aktuellen Situation auf Basis der ersten beiden Bewertungsschritte, wodurch sich die in einer spezifischen Situation anfänglich ausgelöste Emotion grundlegend verändern kann, weswegen Re-Appraisal als eine der wichtigsten Emotionsregulierungsmaßnahmen gilt Die ersten beiden Bewertungen müssen nicht zeitlich hintereinander ablaufen, können auch gleichzeitig erfolgen Gefühlsregeln Feelings rules: kodifizieren, welche Emotion (und in welcher Intensität) für einen bestimmten Situationstyp als für die betroffene Person angemessen gilt und sozial erwartet wird Display rules: regeln, in welcher Situation welches Gefühl (und wie intensiv) zum Ausdruck gebracht werden darf und soll Korrespondenzregeln: legt fest, mit welcher Emotion und/oder Manifestation auf die einem Interaktionspartner zugeschriebene Emotion reagiert werden sollte Drei Ebenen der Antezedenzien eine universelle, kulturübergreifende Ebene (z.B. Bedrohtsein als Angstauslöser) eine kulturspezifische Ebene (z.B. Gefühlsregeln, Bedrohung wird mit verschiedenen Ereignissen verbunden) die Ebene des Individuums (z.B. subjektive Bewertung von Bedrohung, individuelle Angstauslöser bei Phobien) kulturelle emotionale Skripts (Wissen) individuelle emotionale Skripts (Erfahrungen) In der normalen Entwicklung würden beide Skript-Arten weitgehend übereinstimmen. Weichen die individuellen Emotions-Skripts grundlegend von den kulturellen ab, wäre dies ein Störungsindikator, ebenso wie die Fragmentierung kultureller Skripts.
4.3.2 Motive und Emotion
Diese Kernbeziehungsthemen beschreiben also mehr oder weniger komplexe Auslösekonfigurationen
Bewertungsschritte als Kombination aus mehreren Einzelschritten
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Emotionen sind auf das Engste mit Motivation verkoppelt 1. Motive bestehen im Kern aus bestimmten emotionalen Zielzuständen, meist in Form positiver Emotionen, letztere zeigen die aktuelle Erfüllung des Motivs and und sind Ziel motivorientierten Handelns. 2. Bei einer Diskrepanz zwischen aktueller Situationsbewertung und aktuell vorherrschendem Motiv werden andere, meist negative Emotionen ausgelöst Wenn ein Motiv dauerhaft nicht oder nur sehr ungenügend realisiert wird, kommt es auch zu dauerhafter Aktivierung von Emotionen. Die basalen Motive müssen hinreichend erfüllt werden. Bei defizitären Erfahrungen wird das jeweilige Motiv-System daueraktiviert und bestimmt auch dauerhaft das psychische Geschehen. 3. Emotionen als Handlungsbereitschaft: Emotionen motivieren zu bestimmten Handlungen und geben (oft drängende) Handlungsempfehlungen Furcht – sich schützen Ärger – zerstören Freude – sich fortpflanzen Traurigkeit – sich reintegrieren Ekel – zurückweisen Überraschung – sich orientieren
Dynamische Motivsysteme im Züricher Modell (Bischof, 2009; Bischof-Köhler, 2011a) Funktionale Verknüpfung von Motivation und Emotionen Fünf Motivsysteme: Bindung/Sicherheit, Exploration/Erregung, Autonomie (Verselbständigung: Dominanz, Geltung, Eigenwert), Sexualität, Fürsorge Aus dem gerade aktivierten Motiv (Soll-Wert) eines Motivsystems und der Wahrnehmung der Umwelt (Ist-Wert) ergibt sich die jeweilige Lage, die wiederum Antriebe (Appetenz oder Aversion) und Emotionen hervorbringt, aus welcher sich die Handlungsbereitschaft (action-readiness) ergibt wechselnde Intensitäten im Verlauf der Ontogenese sowie situativ bedingte Aktivierungen und Hemmungen Motive sind stark vernetzt und abhängig voneinander, z.B. hinreichende Sicherheit als Voraussetzung für Explorationsverhalten, hoher Autonomieanspruch reduziert Sicherheitsbedürfnis ( aversive Reaktion auf Bindungsverhalten anderer) Bereiche menschlicher Spezifika: motivationaler Neuerwerbe und kognitiver Neuerwerb (u.a Modul zur Reflexion auf Bezugssysteme) Coping Strategien
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Coping wird durch Emotionen ausgelöst, die bei Störungen von direkten motivdienlichen Handlungen auftreten. „Die Funktion des Coping ist in erster Linie instrumentell. Wenn der Einsatz von Strategien längerfristig nicht zum Erfolg führt und der Stress deshalb anwächst, kann es zu palliativen Verhaltensweisen kommen, die zwar nichts nützen, aber wenigstens die Spannung etwas reduzieren.“ (Bischof-Köhler, 2011a) Coping-Strategien, die sich instrumentell bewähren, tragen die Tendenz oder zumindest die Bereitschaft in sich, eine funktionelle Autonomie zu erlangen und damit selbst zu Antrieben zu werden. palliativ = schmerzlindernd, aber nicht die Ursache bekämpfend ( klinische Phänomene als palliatives Coping) Allopastisches Coping: Invention / Aggression / Supplikation Autoplastisches Coping: Akklimatisation / Revision
4.3.3 Funktionen von Emotionen
Drei zentrale Funktionen von Emotionen [ ] Emotionen versetzen den Organismus in Handlungsbereitschaft (readiness to act) Emotionen sind Signale nach innen, sie informieren den Organismus über die a...