8 Humanistische Modelle PDF

Title 8 Humanistische Modelle
Author Celi G.
Course Grundlagen der Klinischen Psychologie
Institution Universität Kassel
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Summary

8. Kapitel; komplette Zusammenfassung; Klausurrelevant...


Description

8 Humanistische Modelle -

Humanistische Psychologie: eigenständige dritte Kraft neben der Psychoanalyse und dem Behaviorismus/Kognitivismus

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4 anthropologische Grundannahmen der Humanistischen Modelle:  Autonomie und soziale Interdependenz: 



Mensch strebt aus postnataler Abhängigkeit heraus nach Unabhängigkeit und Kontrolle, entwickelt ein aktives Selbst

Selbstverwirklichung:  Organismus ist aktiv und strebt nach Entfaltung, auch wenn alle primären Bedürfnisse befriedigt sind  Selbstaktualisierungstendenzen bzw. Wachstumsbedürfnisse als grundlegende Antriebskräfte des Organismus



Ziel- und Sinnorientierung: 



Handlungen sind grundsätzlich intentional, d.h. sinnstrukturierend und zielorientiert und inklusive einer Suche nach Sinn und Erfüllung über eigene Existenz hinaus (geprägt von humanistischen Wertvorstellungen wie Freiheit etc.)

Ganzheit:  menschlicher Organismus wird als Gestalt gesehen, Ganzheitlichkeit von Gefühl und Vernunft/Leib und Seele wird betont

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Carl Rogers (1902-1987): Gründervater der Gesprächspsychotherapie (auch Personenzentrierte Psychotherapie): für den Bereich der Klinischen Psychologie zentrale humanistische Modelle zu Persönlichkeit, psychischen Störungen und Psychotherapie)

8.1 Persönlichkeitstheorie der Gesprächstherapie -

Zentrale Begriffe des von Carl Rogers entworfenen Modells: Organismus, Selbst, Aktualisierungstendenz, In-/Kongruenz

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Organismus: Ausdruck für „das biologische Wesen“ bzw. „die menschliche Natur“ mit der Gesamtheit aller psychischen und physischen Funktionen  Organismus reagiert als „organisiertes Ganzes“, d.h.: jeder seiner Teile ist mit den anderen so verbunden, dass eine Änderung in ihm zu Änderungen in einer Vielzahl der anderen Teile führt und damit das ganze System betrifft  zentraler Begriff der Klientenzentrierten Theorie  alle anderen Begriffe sind ihm untergeordnet

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Aktualisierungstendenz:  jedem Menschen innewohnende konstruktive, zur ganzheitlichen Entfaltung aller Möglichkeiten drängende Lebenskraft (grundlegende menschliche Motivation)  Tendenz zur Differenzierung des Selbst, Suche nach Wachstum:  freudvolle Spannung; Kreativität; Neigung zur totalen, organisierten, zielgerichteten Reaktion  kann aber auch im Wachstum behindert/gänzlich zum Stillstand gebracht werden und „eher sozial destruktive als konstruktive Wege einschlagen“  subjektive Seite der Aktivierungstendenz: das organismische Erleben/Erfahren  bezieht sich bei Rogers auf die Gegenwart, das unmittelbare Hier und Jetzt

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Das Selbst:  fließende, wechselnde Gestalt  ein Prozess, der zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine spezifische Wesenheit ist (Rogers)  es wird von der Person oder der Sichtweise ihrer selbst gesprochen 

Drei Inhalte des Selbst (Höger,2006):  aktuelles Selbst, bestehend aus den Merkmalen, die eine Person zu besitzen meint  ideales Selbst, bestehend aus den Merkmalen, die eine Person besitzen möchte  erwartetes Selbst, bestehend aus den Merkmalen, die eine Person meint, besitzen zu wollen



Drei Funktionen des Selbst (Höger, 2006):



strukturierende Funktion: das Selbst als Schema im Sinne der Kognitionspsychologie, also eine mentale Struktur



emotionale Funktion: beispielsweise führen Vergleiche zwischen dem idealen und dem



handlungssteuernde Funktion: Inhalte des Selbst haben starken Einfluss auf Verhalten,

erwarteten Selbst zu Emotionen Entscheidungen und auch auf Zukunftspläne

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Inkongruenz (von Selbst und Erfahrung): Widersprüche zwischen dem wahrgenommenen Selbst und der tatsächlichen organismischen Erfahrung  weicht die tatsächliche Erfahrung offensichtlich vom Selbstkonzept ab, wird eine Abwehrreaktion immer schwieriger und es entsteht Angst (Angst als Antwort des Organismus auf die unterschwellige Wahrnehmung, eine solche Diskrepanz könne gewahr werden und eine Veränderung des Selbstkonzepts erzwingen)

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Selbst-Kongruenz: „gesunder“ Fall:  das Selbstkonzept ist mit dem organismischen Erleben im Einklang,  organismische Erfahrungen werden „exakt“ symbolisiert  Herstellung der Kongruenz zwischen Selbst und Erfahrung ist ein grundlegender Prozess in der Psychotherapie ( fully functioning person nach Rogers: völlige Übereinstimmung/ völlige Kongruenz)

8.1.1 Gesprächstherapeutische Entwicklungsmodelle - Rogers „Postulate über das Wesen des Kindes“: 1. Das Kind nimmt seine Erfahrungen als Realität wahr; seine Erfahrung ist seine Realität 2. Das Kind besitzt die Tendenz zur Aktualisierung seines Organismus 3. und interagiert mit seiner Realität im Sinne der Aktualisierungstendenz. 4. Dabei verhält sich das Kind als „organisiertes Ganzes“ 5. und vollzieht einen organismischen Bewertungsprozess, der die Erfahrung an der Aktualisierungstendenz misst. Den Organismus haltende/fördernde Erfahrungen werden positiv bewertet, schwächende/störende negativ. 6. Das Kind strebt die als positiv bewerteten Erfahrungen an und wendet sich von den als negativ bewerteten ab. -

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Kind lebt in einer Umgebung, die theoretisch betrachtet nur in ihm selbst existiert  die es sozusagen selbst geschaffen hat Soziale Bedürfnisse nach Anerkennung/positiver Beachtung (allgegenwärtiger Wesenszug des Menschen)  Bedürfnis nach Selbstbeachtung (Individuum wird sein eigenes Gegenüber) durch das Bedürfnis nach positiver Beachtung wird die Person offen für Einflussnahmen hinsichtlich der Entwicklung ihres Wertempfindens: Individuum richtet sich mehr nach positiver Beachtung anderer als nach den Erfahrungen, die von positivem Wert für die Aktualisierung des Organismus sind   

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im Laufe der Entwicklung kommt es also zu Inkongruenzen zwischen Selbst und Erfahrung, welche Auswirkungen auf das Verhalten haben:  

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Inkongruenz: organismisches Erleben wird von diesen fremden Wertsetzungen verstellt Selbstverborgenheit: die als negativ bewerteten Aspekte des organismischen Erlebens werden ausgeblendet oder nicht symbolisiert (Mangel an Selbsttransparenz und Kongruenz) Individuum entwickelt Bewertungsbedingungen

Die mit dem Selbstkonzept zu vereinbarenden Verhaltensweisen erhalten/ aktualisieren/fördern das Selbst: sie sind korrekt im Gewahrsein symbolisiert Andere Verhaltensweisen erhalten/fördern/aktualisieren jene Aspekte der Erfahrung des Organismus, die nicht Eingang in die Selbststruktur gefunden haben: Erfahrungen, die nicht in Übereinstimmung mit der Selbststruktur sind, werden (unterschwellig) als bedrohlich wahrgenommen, da das Selbstkonzept nicht länger seine geschlossene Gestalt behalten kann  Abwehrprozess: selektive Wahrnehmung/Entstellung/Verleugnung der Erfahrung vor dem Gewahrsein (Wahrnehmungsrigidität/ungenaue Realitätswahrnehmung)

Rogers‘ Vorstellungen decken sich in weiten Teilen mit psychodynamischen Modellen, aber auch wesentliche Elemente der Prozesse der Konsistenztheorie von Grawe sind hier beschrieben

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Existenz eines dynamischen Unbewussten im Sinne der Psychoanalyse wird zwar oft abgelehnt, aber: klassische Modellvorstellungen von Rogers implizieren bereits genau diese nicht-symbolisierten, dem Selbstkonzept widersprechenden und daher vom Gewahrwerden ausgeschlossenen organismischen Erfahrungen  diese sind laut Rogers nicht einfach nur deskriptiv unbewusst, sondern gegen ihre Symbolisierung/ Bewusstwerdung/Gewahrwerdung setzt Abwehr ein  Abwehrmechanismen (Rationalisierung, Projektion etc.) werden bei Rogers mehr oder weniger identisch zur psychoanalytischen Konzeption beschrieben

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neue, differenzierte Ausformulierungen der Klientenzentrierten Entwicklungslehre (z.B. von BiermannRatjen) nehmen starken Bezug auf moderne psychoanalytische Entwicklungstheorien Da das Selbst ein zentrales Konzept im klientenzentrierten Denken, konzentriert sich auch die Entwicklungstheorie auf das Selbst:  Die Klientenzentrierte Entwicklungstheorie ist keine allgemeine Entwicklungstheorie  Genau genommen ist sie eine Theorie der Entwicklung des Selbstkonzepts  insbesondere die Stadien der Selbstentwicklung von Daniel Stern finden dabei Beachtung

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8.1.2 Die „voll entwickelte Persönlichkeit“ - Fully Functioning Person nach Rogers:  Konzept der Höchstentwicklung der Aktualisierung des menschlichen Organismus  optimal entwickelte, hypothetische Persönlichkeit  Ziel der sozialen Evolution  Endpunkt einer optimal verlaufenen Therapie usw. - hierbei handelt es sich nicht um einen Zustand, den eine Person erreicht hat, sondern alle diese Charakteristika einer Person sind Prozessmerkmale: die fully functioning person ist eine Personim-Prozess, eine sich ständig verändernde Person -

Eigenschaften der fully functioning person:  Individuum ist offen gegenüber seinen eigenen Erfahrungen; er zeigt keine Abwehr  Alle Erfahrungen sind dem Gewahrsein verfügbar  Selbststruktur ist kongruent mit seiner Erfahrung  Selbststruktur ist eine fließende Gestalt, die sich im Prozess der Assimilation neuer Erfahrung verändert  Individuum erfährt sich selbst als Ort seiner Bewertung; Bewertungsprozess ist fortwährend ein organismischer  Individuum besitzt keine Beurteilungsbedingungen; es erlebt bedingungslose Selbstachtung  Jeder neuen Situation tritt das Individuum mit Verhalten gegenüber, das eine einmalige kreative Anpassung an das Neue des Augenblicks darstellt  Individuum wird in seinem organismischen Bewertungsprozess eine vertrauenswürdige Orientierung finden, weil    



alle erreichbaren Erfahrungswerte dem Gewahrsein verfügbar sind kein Erfahrungsaspekt entstellt ist oder dem Gewahrsein verleugnet wird die der Erfahrung zugänglichen Resultate des Verhaltens dem Gewahrsein zugänglich sind die bestmögliche Befriedigung nur wegen Informationsdefiziten nicht erreicht wird, und dies durch eine effektive Realitätsprüfung korrigiert wird

Individuum lebt wegen der fruchtbaren Eigenschaft der wechselseitigen positiven Beachtung in denkbar guter Harmonie mit anderen

8.1.2 Beziehungstheorie bei Rogers -

Allgemeine Theorie der zwischenmenschlichen Beziehung: es wird unterschieden zwischen „Bedingungen einer gestörten Beziehung“, „Prozess einer gestörten Beziehung“ und „Ergebnis einer gestörten Beziehung“ und außerdem Bedingungen, Prozess und Ergebnisse von „verbesserten Beziehungen“

Ausgangspunkt: - jeweilige Kongruenz bzw. Inkongruenz der Beziehungspartner, welche zu widersprüchlicher und schließlich fehlgeleiteter Kommunikation führt:

 

zentrale Bedürfnisse nach positiver Beachtung bleiben unerfüllt Abwehrprozesse und somit auch Inkongruenzen nehmen immer weiter zu

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Oder aber (im Falle hoher Kongruenz zumindest einer der Beziehungspartner) kann dieser Teufelskreis durchbrochen werden:  Erfüllung zentraler Bedürfnisse  Reduzierung der Abwehr  wiederum wachsende Kongruenz

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Bedingungen, Prozess und Resultat von sich verbessernden Beziehungen sind gleichzeitig Beschreibungen zentraler Veränderungsprozesse in der Therapie Bedürfnis nach positiver Beachtung nimmt in Rogers Menschenmodell neben der Aktualisierungstendenz ebenfalls eine sehr zentrale Position ein:  mit dem Beziehungskonzept wird die grundsätzliche Verwiesenheit der Person auf die Gemeinschaft hervorgehoben

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8.1.4 Emotionen im gesprächstherapeutischen Modell - Hoher Stellenwert von Emotionen in der Gesprächspsychotherapie, insbesondere in der Form des organismischen Erlebens:  unmittelbares Erleben sowie der zugehörige Ausdruck von Gefühlen ist ein Teilaspekt der Kongruenz - Unbewusstheit des organismischen Erlebens entsteht, wenn die Entwicklung des Selbstkonzepts sich stärker an übernommenen Werten/Wünschen des sozialen Umfelds orientiert als am organismischen Erleben  z.B.: Wer wütend ist, aber das Selbstkonzept eines friedfertigen Menschen aufrecht- erhalten will bzw. glaubt, nur als friedfertiger Mensch geliebt zu werden, wird die Wut nicht nur nicht zeigen, sondern nicht einmal erleben (dürfen)  Kongruenz führt zu Anspannung und Unsicherheit, widersprüchlichem Verhalten und Angst

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siebenstufiges Prozesskontinuum der Beziehungen zu Gefühlen und persönliche Bedeutungen nach Rogers (1958):  unterste Stufen: Gefühle werden überhaupt nicht wahrgenommen/als fremd oderder Vergangenheit angehörig beschrieben  oberste Stufe: Person hat so viel Vertrauen in sein Erleben, dass sie jedes neue Gefühl zulassen/ unmittelbar und undifferenziert erleben kann und neue Situationen aus dem gegenwärtigen Erleben heraus interpretiert

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Gefühle werden also als sinnvolle und nützliche Information für den Organismus begriffen sie helfen uns dabei, herauszufinden, was für uns persönlich bedeutsam/gut/schlecht ist  sich ihrer bewusst zu sein/sie erleben und ausdrücken zu können ist ein wichtiger Aspekt von Kongruenz und damit auch von psychischer Gesundheit

8.1.5

Das Emotionsmodell von Lesley Greenberg

Prozess-Erlebnisorientierter Ansatz (PEA): - Variante der humanistischen Therapie, in der klientenzentrierte mit gestalttherapeutischen Ansätzen verbunden werden - Erstellung einer detaillierteren Emotionstheorie, die auch den Kern des Störungsverständnisses ausmacht - diese Emotionstheorie besteht im Wesentlichen aus drei zentralen Konzepten bzw. Gruppen von Konzepten:  Emotionale Schemata  Formen emotionaler Reaktion  Emotionsregulation Emotionale Schemata: - dem Bewusstsein nicht unmittelbar zugänglich - an komplexen selbstorganisierenden Prozessen beteiligt

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werden von einem Moment zum nächsten konstruiert/rekonstruiert verfügen über fünf Haupttypen von Elementen: 1. perzeptuell-situative Elemente 2. körperlich-expressive Elemente 3. symbolisch-konzeptuelle Elemente 4. motivational-behaviorale Elemente 5. Kernprozess des Schemas (Emotionaler Schema-Kern)  organisiert alle verschiedenen Komponenten um eine spezifische Emotion und eine damit verbundene Gefühlsqualität 

emotionale Schemata können einzeln oder zusammen aktiviert werden, sie können sich im Einklang oder im Widerspruch befinden

Vier grundlegende Formen emotionaler Prozesse: blauer Kasten - primär adaptive emotionale Prozesse:  Emotion konsistent mit aktuelle Situation  ermöglicht eine adäquate Reaktion  diese schnellen, automatischen Prozesse sicherten das Überleben unserer Vorfahren  „normale menschliche Funktionsweise“ -

primäre maladaptive emotionale Prozesse:  primäre Reaktion auf Situation, die jedoch auf der Aktivierung von alten Schemata basiert (oft verbunden mit traumatischen Erfahrungen)  sind daher aktueller Situation nicht angemessen  erscheinen maladaptiv/dysfunktional  dysfunktional

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sekundäre reaktive emotionale Prozesse:  emotionale Reaktion auf eine initiale/primäre Reaktion  primäre Emotion wird durch eine andere Emotion ergänzt oder auch ersetzt/verschleiert  dysfunktional

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instrumentelle emotionale Prozesse:  simulierter Ausdruck emotionaler Zustände, um andere zu beeinflussen/zu kontrollieren  instrumentelle Emotionen erfolgen bewusst/ willkürlich oder aus Gewohnheit  wirken auf andere überzogen/aufgesetzt  dysfunktional

Emotionsregulation: Fähigkeit des Menschen, Emotionen zu tolerieren/sich ihrer gewahr zu sein/sie in Worte zu fassen und adaptiv zu nutzen, um emotionale Belastung zu regulieren und Bedürfnissen und Zielen gerecht zu werden -

adaptive Formen:  optimales emotionales Erregungsniveau  effektive Emotionsregulation erfordert sowohl die Fähigkeit, Zugang zu seinen Emotionen zu erlangen/verstärken/ tolerieren, als auch, sie zurückzuhalten und Distanz zu ihnen herzustellen

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dysfunktionale Formen: äußern sich sowohl in Unter- als auch Übererregung

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Eltern als Emotions-Coaches: Ursprung von Emotionsregulierungsfähigkeiten in frühen Beziehungserfahrungen Die Person bzw. das Selbst wird hier als dynamisches System betrachtet, in dem verschiedene Elemente interagieren, um Erfahrungen und Aktionen herzustellen:  die verschiedenen Elemente werden metaphorisch als Stimmen bezeichnet

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„Ich“ als agierender Selbstaspekt: er konstruiert durch die Integration verschiedener Aspekte von Erfahrungen in einer bestimmten Situation ein kohärentes Selbstgefühl  er hat aber keinen spezifischen Status als „ausführendes Selbst“: Das „Selbst“ kann als Konstruktion verschiedener Stimmen gesehen werden, die kontinuierlich neue Synthesen bilden, um mit einer Situation zurecht zu kommen

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zwei Klassen von „Stimmen“:  innere bzw. erlebnisorientierte Stimme  äußere bzw. konzeptuelle Stimme

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Das Modell, insbesondere die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Emotionen, wurde auch von Autoren anderer Verfahren übernommen (z.B. Lammers, 2007, für die Verhaltenstherapie)

8.2 Humanistische Störungstheorien 8.2.1 Gesprächstherapeutische Störungstheorien - Allgemein: basiert im Kern auf einer Inkongruenz zwischen Selbst und Erfahrung (Rogers, 1987), hier weitergeführt von Finke (2004) Neurosen: verinnerlichte, fremde Wertsetzungen haben sich auf Kosten der individuellen, organismischen Wertsetzungen durchgesetzt (aufgrund sozialer Bedürfnisse wie z.B. Bedürfnis nach Anerkennung) - organismische Wertsetzungen befinden sich in Konflikt mit fremden Wertsetzungen - Blockierung durch Überanpassung (meist unbewusst):  Identifikation mit fremden Wertsetzungen  Anpassung des Selbstkonzepts 

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eigentliche organismische Bedürfnisse werden nur noch verzerrt oder gar nicht mehr symbolisiert

Symptome der Neurose werden verstanden als  verzerrte Symbolisierungen der unterdrückten Gefühle und Wünsche  Versuch, den inneren Zwiespalt/die Inkongruenz zu bewältigen Inkongruenz bringt u.a. Blockade der Aktualisierungstendenz mit sich; für Neurosen charakteristisch

Persönlichkeitsstörungen: Defizit der Aktualisierungstendenz, verbunden mit einer Desorganisation des organismischen Erlebens - Traumatische Erfahrungen  Entkopplung von Gefühlen/Bedürfnissen aus dem Gesamtzusammenhang des Erlebens; Fixierung auf durchlittene Situation - Inkongruenz, die zu gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen führt  wesentlicher Aspekt von psychischen Störungen  Mensch neigt im Fall negativer prägender Beziehungserfahrungen dazu, diese auch in späteren Beziehungen zu erwarten/seine Interaktionen entsprechend zu strukturieren  solche maladaptiven Interaktionsmuster führen wieder zu neuen Enttäuschungen  unbefriedigtes Bindungsbedürfnis und negatives Selbstwerterleben  Ausdruck in Symptomen wie Depression und Angst Drei bedrohliche Konsequenzen von Inkongruenz (Höger, 2006): blauer Kasten 1. Die am Organismus orientierten Bewertungen setzen sich durch: Person widerspricht in Verhalten und Erleben ihrem Selbstbild  Kontrollverlust; Person versteht sich selbst nicht mehr  Irritation 2. Die am Selbst orientierten Bewertungen setzen sich durch: Erfahrung wird abgewehrt, Entwicklung der Person stagniert 3. Die beiden Bewertungen halten sich in ihrer Wirksamkeit die Waage: Person ist desorientiert/verwirrt  entsprechend handlungsunfähig -

In allen drei Fällen ist die Wahrscheinlichkeit für Stress erhöht: mit zunehmender Inkongruenz erhöht sich die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen

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Psychische Krankheit ist demnach also wesentlich als Beziehungsstörung zu verstehen

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Gesprächspsychotherapeutische Störungslehre: verschiedene Formen gestörter Beziehungen werden beschrieben 

beispielsweise liegen für Angststörungen und Depression störungsspezifische Formulierungen von Inkongru...


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