Die Bedrohung urbaner Riesen Vulnerabilität und Resilienz PDF

Title Die Bedrohung urbaner Riesen Vulnerabilität und Resilienz
Author Johannes Rotter
Course Humangeographie I
Institution Universität Augsburg
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Universität Augsburg Fakultät für Angewandte Informatik Institut für Geographie

Die Bedrohung urbaner Riesen: Vulnerabilität und Resilienz Hauptseminar: Megastädte, WS 2017/2018 Leitung: Dr. Karin Thieme

Rotter, Johannes Matrikelnummer: 1222399 Lehramt Gymnasium, Fachsemester: 11 E-Mail: [email protected] Abgabetermin: 09.10.2017

Abstract This century is the ‚century of the city’, more than any other. Rapid urbanization and growing global connectedness are presenting multifarious urban challenges. This increased urbanization also concentrates risk in megacities making them increasingly vulnerable to an array of shocks and stresses. Under such circumstances the government of the city needs to invest a lot effort to find plans in this situation of risk, crisis and uncertainty (Coaffee, Lee 2016:3). Urban vulnerability is connected tightly with the term of urban resilience. In this term paper it should be presented the different characteristics of urban vulnerability. More precisely: vulnerability and resilience are multi-dimensional terms which are so important in our time of daily natural disasters, terrorism, extreme poverty and the giant globalization progress. We have to find concepts to face these problems, also considering the climate changing progress. The situation is not hopeless at all, we just have to find effective solutions for the numerous problems in this so fast changing century of the city. Some ideas therefore are presented in the text below.

II

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis......................................................................................................V Tabellenverzeichnis...........................................................................................................V 1

Wachsende Herausforderungen für urbane Riesen.....................................................1

2

Vulnerabilität als vielschichtiger Begriff....................................................................2

3

4

2.1

Definitionsversuche von ‚Vulnerabilität‘............................................................2

2.2

Dimensionen der Vulnerabilität..........................................................................3

2.2.1

Politische Dimension..................................................................................3

2.2.2

Die sozio-ökonomische Dimension............................................................4

2.2.3

Die ökologische Dimension........................................................................6

2.3

Ungleiche Verteilung von Naturkatastrophen...................................................12

2.4

„Indirekte“ Vulnerabilität.................................................................................13

Resilienz als Mittel der Gegensteuerung..................................................................14 3.1

Begriffsdefinition.............................................................................................14

3.2

Unterschiedliche Ansätze der Resilienz urbaner Riesen...................................15

3.2.1

Anpassung an den Klimawandel...............................................................15

3.2.2

Dimensionen von sozialer Resilienz.........................................................18

Fazit.........................................................................................................................20

Literaturverzeichnis.........................................................................................................21

III

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Risikodreieck nach Crichton……………………………………..…………2 Abbildung 2: Auswirkungen der Bodenversiegelung auf den Wasserhaushalt……...……7 Abbildung 3: Städtewachstum und Gefahr durch Naturkatastrophen weltweit……...……9 Abbildung 4: Von Naturgefahren bedrohte Megastädte…………………………………10

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Die größten Städte in Naturgefahren-Regionen………………………………11 Tabelle 2: Strategien zum Umgang mit Unsicherheit und zur Stärkung der Resilienz..…17

IV Quelle: verändert nach Breuste et al. 2016: 172f.

1

Wachsende Herausforderungen für urbane Riesen

Ob eine Megastadt einer Metropole, und diese wiederum einer Global City entspricht, soll in dieser Arbeit nicht näher thematisiert werden. Jedoch steht eine Tatsache eindeutig fest: die Bedeutung dieser urbanen Riesen, als solche die drei Stadttypen hier zusammengefasst werden, steigt stetig an. Dabei spielt neben der extremen Bevölkerungskonzentration auch der ausgesprochen rasante Entwicklungsprozess dieser Städte eine wichtige Rolle. Nicht nur in Industriestaaten, sondern auch in den Entwicklungsländern reifen diese im Zuge der Globalisierung zu Knotenpunkten von politischen und wirtschaftlichen Prozessen (Kraas, Mertins 2008:4). Unabhängig von der geographischen Lage und der sozialökonomischen Situation einer Großstadt lassen sich fünf Kategorien feststellen, in denen urbane Riesen ähnliche Merkmale und Strukturen aufweisen: soziale Ungleichheit und Lebensverhältnisse, städtische Ökonomien, lokale Politik und Verwaltung, (Un-)Sicherheit und Vulnerabilität, wobei sich die einzelnen Faktoren noch gegenseitig beeinflussen oder gar verstärken (Hoerning 2016:44). Die Risiken, welche eine permanente Bedrohung der urbanen Riesen darstellen, können sehr vielseitig sein. Neben der erhöhten Anfälligkeit für Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Überschwemmungen) sind es vor allem anthropogene Faktoren, die für eine Gefährdung der

Megastädte

sorgen.

Umweltverschmutzung,

Überlastungserscheinungen,

Ressourcenverbrauch, Wirtschaftskrisen, Industrieunfälle oder gar ethnisch-religiöse Konflikte sind nur einige mögliche Ereignisse, die sich für einen urbanen Riesen als problematisch erweisen können und welche die Regierung und die Bevölkerung vor große Herausforderungen stellen. In der vorliegenden Arbeit soll besonders diese Vulnerabilität der urbanen Riesen im Fokus stehen. Jedoch stehen Bewohner und die Verwaltungsorgane diesen Bedrohungen nicht hilflos gegenüber. In gemeinsamer Zusammenarbeit können Strategien erarbeitet werden, die eine Bewältigung dieser Probleme ermöglichen. Diese Widerstandsfähigkeit wird auch als ‚Resilienz‘ beschrieben, welche im zweiten Teil dieser Arbeit eingehend thematisiert wird.

1

2

Vulnerabilität als vielschichtiger Begriff

Nach einer kurzen Begriffsdefinition soll die Vieldimensionalität und Individualität der Vulnerabilität thematisiert werden. Dabei soll die Thematik in ihrer Komplexität dargestellt und die Theorien durch einige Grafiken und Karten veranschaulicht werden.

2.1 Definitionsversuche von ‚Vulnerabilität‘ Laut Duden (2017) darf der Terminus ‚Vulnerabilität‘ als Synonym zu ‚Verwundbarkeit‘ oder ‚Verletzlichkeit‘ angesehen werden. Demnach kann der Begriff selbstverständlich auch in den unterschiedlichsten Fachbereichen Anwendung finden. Im hier thematisierten Kontext wird Vulnerabilität als „Anfälligkeit bzw. Gefährdung einer Gesellschaft durch soziale und/oder natürliche interne wie externe Ereignisse verstanden“ (Kraas, Mertins 2008:6). Dabei stehen vor allem die Folgen und Auswirkungen des jeweiligen Ereignisses im Vordergrund. Entscheidend hierfür ist eine Bestandsaufnahme, inwiefern ein System oder ein Raum mit Stressfaktoren konfrontiert wird und für daraus resultierende negative Folgen anfällig ist. Robert Chambers brachte erstmals im Jahr 1989 diesen Begriff in die wissenschaftliche Diskussion ein (Endlicher 2012:236). Im Jahr 2001 beschrieb David Crichton das Risiko einer Stadt als Funktion von der Vulnerabilität, der städtischen Exposition und der Naturgefahren (Stärke und Häufigkeit), wobei die Vulnerabilität wiederum von mehreren Einflussfaktoren abhängig ist. In diesem Risikodreieck (Abb. 1) können also die Zusammenhänge von natürlichen und anthropogenen Gegebenheiten veranschaulicht und deren Einfluss auf das jeweilige spezifische Risiko einer Stadt verdeutlicht werden.

Abbildung 1: Risikodreieck nach Crichton Quelle: Endlicher 2012: 236.

2

Bereits bei der Betrachtung dieses Modells lässt sich erahnen, dass Vulnerabilität über mehrere Dimensionen verfügt und eine einfache Übersetzung mit dem Begriff ‚Verwundbarkeit‘ zu kurz greift: So darf neben dieser ‚Anfälligkeit‘ und der bereits im Risikodreieck

aufgegriffenen

‚Exposition‘

keineswegs

der

Aspekt

der

‚Bewältigungskapazität‘ vernachlässigt werden (Birkmann 2008:7). Im folgenden Teil soll nun diese Vielschichtigkeit dieses Begriffs näher erläutert und die oft sehr abstrakt anmutenden Definitionsversuche veranschaulicht werden.

2.2 Dimensionen der Vulnerabilität Verwundbare oder vom Risiko stark beeinflusste Bevölkerungsgruppen sind unter Anderem oft ökologischen Stressfaktoren ausgesetzt, deren Bewältigung meist schwierig oder manchmal gar unmöglich ist. Hitze, Trockenzeiten, Überschwemmungen, Tsunamis oder sonstige Naturkatastrophen sind nur einige Beispiele für Ereignisse, die eine Bevölkerung oder eine ganze Region vor riesige Herausforderungen stellen. Dabei fehlt es den Betroffenen oft an materiellen Ressourcen, um diese erfolgreich meistern zu können. Auch eine gleichberechtigte Verteilung von Wohlstand und Einkommen ist oftmals nicht gegeben, was wiederum eine schlechte soziale Vernetzung zur Folge haben kann. Vulnerabilität ist also ein äußerst komplexes Phänomen, das aus verschiedenen Dimensionen besteht, die wiederum allesamt miteinander in Verbindung stehen (Breuste et al. 2016:166). Bei einer Untersuchung der Vulnerabilität von urbanen Riesen fällt auf, dass die einzelnen Dimensionen, welche nun näher betrachtet werden, in großen Ballungsräumen noch deutlich intensiver auftreten. 2.2.1

Politische Dimension

Dabei ist zunächst die politische Dimension zu berücksichtigen. Selbstverständlich liegt es im Interesse der Regierung der jeweiligen Stadt/Region, seine Bürger möglichst effizient und sicher vor möglichen Gefahren und Bedrohungen zu schützen. In diesem Zusammenhang steht vor allem die Frage im Vordergrund, „wie der Schutz für die potentiell von Schadereignissen Betroffenen verbessert werden kann“ (Breuste et al. 2016:166). So werden Überlegungen angestellt, inwiefern Schutzeinrichtungen geschaffen werden können, welche die Bewältigungs- und Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung fördern (Birkmann 2008:8).Die Schaffung sicherer Orte, die Zahlung finanzieller Ausgleichsleistungen oder das Ableisten von Hilfe vor Ort sind mögliche Reaktionen der Politik auf eine permanente Risikosituation einer Stadt. Die Notwendigkeit eines guten Katastrophenmanagements der Politik wird durch die Erkenntnis deutlich, dass Opferzahlen durch Naturkatastrophen weniger mit der Exponiertheit und der Intensität des Schadensereignisses in Zusammenhang stehen als mit der Effizienz und der Organisation der verantwortlichen Institutionen (Kraas 3

2016:32). So kann die Politik bereits einen ungemein wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung und zur Resilienz, die später noch ausführlich thematisiert wird, leisten. Jedoch verbirgt sich genau hinter dieser Erkenntnis bei der Betrachtung urbaner Riesen im Vergleich zu kleineren Städten eine große Schwierigkeit. Im Zuge der Diskussion über die Problemfelder von Megastädten wird oft die mangelnde Kontrollierbarkeit thematisiert. Der verhältnismäßig hohe Grad an informellen Strukturen und die teils unklaren Kompetenzzuweisungen in diesen Agglomerationsräumen macht es politischen Instanzen sehr schwer, gezielte Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu initiieren. In diesem Zusammenhang spielen neben der hohen Arbeitslosenquote auch schlechte Wohnbedingungen, Gesundheits- und Ernährungsprobleme, eine mangelhafte Wasserversorgung, Umweltverschmutzung und steigende Kriminalität eine gewichtige Rolle (Hoerning 2016:44). An dieser Stelle lässt sich bereits der fließende Übergang zur folgenden Dimension erahnen, die sich auf die wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung bezieht. 2.2.2

Die sozio-ökonomische Dimension

Es herrscht in der Forschungsliteratur ein weitgehend einheitlicher Konsens darüber, dass mit zunehmender Stadtgröße eine gleichermaßen ausgeprägte Differenzierung von Wohlstand und Armut einhergeht. Dieser Zustand führt wiederum zu einer sozialen Polarisierung, die folglich in Megastädten extremer ausgeprägt ist als in kleineren Agglomerationen. Ob sich diese Entwicklung ausschließlich mit der Stadtgröße erklären lässt oder ob dabei auch die Einbindung in globale Kontexte eine Rolle spielt, darf zumindest diskutiert werden (Hoerning 2016:45). Unstrittig ist hingegen, dass mit zunehmender Stadtgröße sowohl positive als auch negative Prozesse korrelieren: Das Arbeitsplatzangebot, das Einkommensniveau, sowie die Ausstattung von Infrastrukturen und Dienstleistungseinrichtungen nehmen zu, wenngleich die individuellen Zugangsmöglichkeiten stark differieren. Doch mit diesen Agglomerationsvorteilen gehen selbstverständlich auch Nachteile einher. So ist die Kriminalitätsrate in Großstädten beispielsweise eindeutig höher als in Kleinstädten. Ebenso stellt sich die Verkehrs- und Wohnsituation oft problematisch dar (Hoerning 2016:45f.). Die hohe Bevölkerungsdichte und die damit verbundene riesige Nachfrage nach Wohnraum in Megastädten führt zu einem Preisanstieg, der sich wiederum für die finanzielle Situation der Mitglieder ärmerer Bevölkerungsschichten als starke Beeinträchtigung erweist. Jedoch würde eine Vereinheitlichung der Wohnbedingungen in Megastädten zu kurz greifen. Diese variieren sehr stark zwischen den einzelnen Städten, und dies bereits oft innerhalb der Staatsgrenzen. So können beispielsweise bei der Analyse

der

Bevölkerungszahlen

von

brasilianischen

Großstädten

gravierende

Unterschiede bei der Anzahl der Favela-Bewohner festgestellt werden (Hoerning 4

2016:46). Analog dazu ist auch der direkte Zusammenhang zwischen der Stadtgröße und der Verkehrsbelastung umstritten, wenngleich dabei festgehalten werden muss, dass die große Anzahl an Menschen, die täglich die Hauptverkehrswege in den Megastädten passieren müssen, ein erhöhtes Staurisiko und verlängerte Pendelzeiten zur Folge haben (Hoerning 2016:47). Ein weiterer wichtiger Aspekt hinsichtlich der sozio-ökonomischen Perspektive von Vulnerabilität urbaner Riesen ist der Faktor Armut. Auch wenn, wie manchmal fälschlicherweise praktiziert, ‚Armut‘ keinesfalls mit ‚Vulnerabilität‘ gleichgesetzt werden darf, so übt die problematische finanzielle Lage eines Teils der in einer Megastadt lebenden Menschen zweifellos einen großen Einfluss auf die allgemeine soziale Situation innerhalb des jeweiligen urbanen Riesens aus (Dietz 2006:19). Wie bereits oben erwähnt werden mit steigender Stadtgröße auch die Disparitäten zwischen arm und reich zunehmend stärker. Die Armutssituation innerhalb einer Stadt kann als Indikator für die Intensität der anthropogen bedingten Vulnerabilität angesehen werden (Kraas, Mertins 2008:6f.). Doch auch hier ist es nötig, auf die verschiedenen Facetten des Armutsbegriffs näher einzugehen: Ein erster Gesichtspunkt, der bei der Analyse dieses Terminus betrachtet werden muss, ist das Einkommen. Armut ist geprägt durch ein niedriges und oft auch unregelmäßiges Einkommen. Selbstverständlich ist Armut ein relativer Begriff, der sich nicht weltweit generalisieren lässt. Dennoch ist es möglich, einen groben Orientierungspunkt zu liefern, ab welchem täglichen Einkommen ein Mensch offiziell als extrem arm angesehen wird. Die Weltbank legt ein finanzielles Minimum von 1,90 US-Dollar als Grenze fest. Stehen also einem Menschen pro Tag nicht ausreichend Mittel zur Verfügung, um Güter zu kaufen, die in den USA für 1,90 Dollar erworben werden können, so gilt dieser unabhängig von seinem Wohnort auf der Erde als extrem arm (BMZ 2017). Doch nicht nur das Einkommen spielt bei der Armutsanalyse eine Rolle. Ebenso bedeutend ist das meist damit einhergehende geringe Humankapital. In einem Großteil der Fälle ist es den Betroffenen nicht möglich, eine Schule oder sonstige Bildungseinrichtungen zu besuchen um ein ausreichendes Bildungsniveau zu erreichen. Schlechte medizinische Betreuung oder eine unbefriedigende Ernährungssituation verstärken diesen Effekt. Des Weiteren ist auch die Berücksichtigung des Sozialkapitals bei einer Präzisierung des Armutsbegriffs notwendig. Die mangelnde Integration in soziale Netzwerke und das oftmalige Fehlen von Arbeitstarifen oder Sozialversicherungen in informellen Arbeitsverhältnissen, bergen die Gefahr, dass die Betroffenen ohne Rückhalt in eine finanziell und sozial ausweglose Situation geraten. 5

Zu guter Letzt fehlt es der armen Bevölkerung an eigenem Finanzkapital. Es ist ihnen aufgrund ihres verschwindend geringen Einkommens nicht möglich, Ersparnisse zu erwirtschaften oder Investitionen zu tätigen, die ihre Lebenssituation verbessern könnten. Äußerst

problematisch

dabei

ist

die

Tatsache,

dass

sich

dieser

Prozess

generationsübergreifend fortsetzt, da auch den eigenen Kindern meist keine Schulbildung ermöglicht werden kann (Kraas, Mertins 2008:7). Natürlich sind diese Probleme in Megastädten in Entwicklungs- und Schwellenländern deutlich gravierender ausgeprägt als in den urbanen Riesen der Industriestaaten. An dieser Stelle kann wiederum auf die politische Dimension verwiesen werden und hoffentlich der unmittelbare Zusammenhang deutlich gemacht werden: Versucht die Politik durch eindimensionale, lediglich der Einkommensverbesserung dienende Maßnahmen die Armut zu reduzieren, so wird durch dieses Vorgehen die Vulnerabilität möglicherweise gar weiter verstärkt. Diese Aussage möge auf den ersten Blick etwas verwirrend klingen. Anders gesagt: Um Vulnerabilität wirklich effektiv einschränken zu können, müssen sämtliche Dimensionen in die Überlegungen miteinbezogen werden. Es ist demzufolge sinnlos, lediglich das Einkommen einer Bevölkerungsgruppe zu erhöhen, da diese Maßnahme möglicherweise fatale negative Folgen als Rückkopplungseffekte in anderen Dimensionen nach sich ziehen kann. Ein veranschaulichendes und oft verwendetes Beispiel hierfür sind die in Küstenregionen eingerichteten Shrimpsfarmen in den Küstenregionen (bspw. in Thailand), die zur regionalen Wirtschaftsförderung und zur lokalen Einkommensgenerierung errichtet wurden. Zunächst mag dieses Projekt durchaus positiv erscheinen. Doch Anspruch und Wirklichkeit driften hier stark auseinander: Auch wenn das Einkommen der Bevölkerung sich durch diesen Eingriff erhöht haben möge, so stehen dieser Entwicklung fatale ökosystemare und naturräumliche Zerstörungen entgegen. Die Schutzfunktion der natürlichen Küstenregion ging verloren und das Hochwasserrisiko steigt. In diesem Fall wurde also die sozio-ökonomische Dimension zu Lasten der nun zu thematisierenden ökologischen Dimension minimiert: Die Vulnerabilität gegenüber Überflutungen steigt (Dietz 2006:19). 2.2.3

Die ökologische Dimension

Somit steht nun auch die dritte Komponente fest, der bei der Thematisierung von Vulnerabilität

allgemein und

insbesondere

von Vulnerabilität

urbaner

Riesen

mitberücksichtigt werden muss. Aufgrund der massiveren Infrastrukturen in Megastädten darf von einer prinzipiell größeren Verwundbarkeit gegenüber Umweltrisiken ausgegangen werden (Hoerning 2016: 325). Ein entscheidender Faktor ist dabei die Bodenversiegelung durch die dichte Bebauungsweise in den Städten, die in den 6

Megastädten natürlich noch ...


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