Film-Reflexion - Film Rexlexion von \"Der Rassist in uns\" PDF

Title Film-Reflexion - Film Rexlexion von \"Der Rassist in uns\"
Course Sozialpsychologie
Institution Universität Salzburg
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Film Rexlexion von "Der Rassist in uns"...


Description

Film-Reflexion: „Der Rassist in uns“ 1. Die Kontakthypothese Kontakthypothese ist die allgemeine Annahme, dass Vorurteilen und Feindseligkeit durch Intergruppenkontakt reduziert werden können. Dieser positive Effekt wird durch drei Bedingungen zusätzlich erleichtert bzw. verstärkt: (1) Statusgleichheit, das heißt alle Gruppenmitglieder sollten während des Kontaktes den gleichen Status erhalten und es sollte kein Hierarchiegefälle in irgendeiner Form geben. Außerdem sollten die (2) Kooperation und gemeinsame Ziele gefördert werden. Der Abbau von Vorurteilen wird also begünstigt, wenn die Gruppenmitglieder zur Zusammenarbeit gezwungen sind und sie somit voneinander abhängig sind. Der Vorurteilsabbau kann (3) durch Autoritäten oder Institutionen unterstützt werden, beispielsweise durch gezielte Maßnahmen von Lehrern an Schulen (Wert & Mayer, 2008). 2. Der Bezug zum Film Die Kontakthypothese spielt in „Der Rassist in uns“ nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der Fokus des Films liegt nämlich auf den Mechanismen, die Vorurteile entstehen lassen und weniger darauf, durch welche Strategien Vorurteile abgebaut werden können. Bei genauerem Hinsehen sind mir sogar Szenen aufgefallen, die eigentlich dagegen sprechen, dass Intragruppenkontakt Vorurteilen vorbeugt oder bereits bestehen Stereotypen vermindern kann: Zum einen darf einer der Blauäugigen, René (etwa bei 22:50) die Seiten wechseln. Obwohl er als Blauäugiger jetzt in die Gruppe der Braunäugigen „integriert“ wird, scheint es keinerlei Reduktion von Vorurteilen gegenüber den Blauäugigen zu geben. Allerdings wird der Kontakt vom Workshopleiter Jürgen auch gezielt eingesetzt, um die Vorurteil gegen Blauäugige noch zu verstärken. „Es ist der einzige [der Blauäugigen], der es vorhin geschafft hat, genau das zu tun, was verlangt war“ sagt Jürgen. Dieses in-Kontakt-Treten ist also grundsätzlich förderlich, nicht jedoch auf die Art und Weise, wie es im Film geschieht. Später im Film (etwa bei 1:08:36) erzählt René eine Erfahrung aus seinem Leben: Er war über zehn Jahre sehr aktiv in einer Fußballmannschaft, in der er auch im Vorstand war und selber Jugendliche trainierte. Nach seinem Outing, würde man ausgehend von der Kontakthypothese eigentlich erwarten, dass seine Mannschaftskollegen seine Homosexualität akzeptieren und ihn weiter als Teil der Gruppe wahrnehmen. Insbesondere weil sie ihn über so lange Zeit gut kennengelernt haben und ihn als Person schätzen, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung. Stattdessen grenzen ihn die Mannschaftskollegen aus und aufgrund der Diskriminierung, die er erlebt, bleibt für René persönlich keine andere Option, als das Fußballspielen aufzugeben. Auch hier widerspricht die Darstellung der

Kontakthypothese. Dies ist besonders erstaunlich, da größtenteils die Zusatzbedingungen gegeben sind, die den Effekt der Kontakthypothese verstärken: (1) Statusgleichheit: Zwar gibt es in einer Fußballmannschaft verschiedene Aufgaben, die oftmals mit den Spielpositionen zusammenhängen, welche die Spieler einnehmen, im Grundsatz sind jedoch alle Mannschaftsmitglieder gleichberechtigt und es gibt höchstens ein eher flaches Hierachiegefälle. (2) Kooperation und gemeinsame Ziele: Die Mannschaft verfolgt das gemeinsame Ziel, zu gewinnen. Der Erfolg der Mannschaft hängt von jedem einzelnen Spieler ab. Folglich müssen alle Mannschaftskollegen eng zusammenarbeiten und sind so stark voneinander abhängig. (3) Unterstützung durch Autoritäten und Institutionen: Aus Renés Schilderung geht hervor, dass sein Trainer kein Problem mit seiner sexuellen Orientierung hatte und einen toleranten Umgang mit Homosexuellen vorlebte. Trotzdem waren seine Mannschaftskollegen nicht bereit René weiter zu akzeptieren und ihn wie vor seinem Outing zu behandeln. Unklar bleibt jedoch, wie aktiv sich Trainer und weitere Autoritätspersonen den Intragruppenprozess gefördert haben: Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn der Trainer oder ein Vorstandsmitglied die Situation konkret angesprochen hätte und beispielsweise in einer Ansprache an die Mannschaft klargemacht hätte, dass Diskriminierung und Ungleichbehandlung nicht akzeptiert werden, dass sich dann die Mannschaft angeschlossen hätten und die Situation ganz anders verlaufen wäre. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass es sich bei der sexuellen Orientierung nicht um ein offensichtliches Merkmal einer Person handelt, wie das beispielsweise bei der Hautfarbe der Fall ist. 3. Die Kontakthypothese im großen Kontext Bezüglich der Kontakthypothese war für mich das interessanteste Phänomen, dass die AfD den größten Zuspruch in Regionen erhält, wo der Anteil von Menschen mit Migrationspolitik sehr gering ist. Zentrales Thema der AfD im Wahlkampf war die Migrationspolitik. Dabei spielt die rechtspopulistische Partei gezielt mit den Ängsten und Unsicherheiten der Menschen vor allem gegenüber der muslimischen Minderheit im Land und gegenüber den Schutzsuchenden aus Krisengebieten. Besonders gut anzukommen scheint diese Strategie bei Menschen mit bereits bestehenden Vorurteilen gegenüber Ausländern, die zusätzlich keinen Kontakt zu dieser Gruppe von Menschen haben. Genau das gleiche Bild ergibt sich auch in Österreich: Wien und Voralberg sind die beiden Bundesländer mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Genau hier schnitt die FPÖ, die ebenfalls gezielt Stimmung gegen Minderheiten macht, vergleichsweise schlecht ab, während liberalere Parteien in diesen Gebieten besser punkteten. Diese Ergebnisse stützen eindeutig die Kontakthypothese, die offensichtlich auch auf regionaler und nationaler Ebene zu funktionieren scheint.

4. Der Prozess hinter der Kontakthypothese und ein Anwendungsbeispiel Pettingrew und Tropp (2006) konnten in einer Meta-Analyse zeigen, dass die drei genannten Bedingungen (Statusgleichheit, Kooperation und gemeinsame Ziele, sowie Unterstützung durch Autoritäten) die Vorurteilsreduktion optimieren. Allerdings sind sie keine Voraussetzung. Allein der vermehrte Kontakt zu einer fremden Gruppe erzeugt mehr Vertrautheit und in der Folge steigt auch die Sympathie. Das ist durch den mere-exposure-Effekt erklärbar (Moreland & Beach, 1992), bei welchem die vermehrte Darbietung eines neutralen Stimulus zu eine positiveren Bewertung dieses Stimulus führt. Durch den Kontakt zu anderen werden Angstgefühle verringert. So wird die Unsicherheit reduziert, wie man beispielsweise mit Menschen einer anderen sexuellen Orientierung umgehen soll. Der vermehrte Kontakt verändert also die so wichtige affektive Komponente von Vorurteilen (Voci & Hewstone, 2003). Konkret anwendbar ist die Kontakthypothese beispielsweise durch die Methode „Jigsaw classroom“, entwickelt von Elliot Aronson. Dabei werden Schüler unterschiedlicher Herkunft in gemischte Gruppen eingeteilt. Sie erarbeiten hier den Unterrichtsstoff, wobei jeder der Teilnehmer einen kleinen Teil präsentiert und sich der Stoff somit wie ein Puzzle zusammensetzt. Dabei werden die drei optimierenden Bedingungen berücksichtigt und so wird der Vorurteilsabbau besonders effektiv. Walker und Crogan‘s (1998) Studie unterstützt die Hypothese, dass sich die Methode „Jigsaw calssroom“ positiv auf die Bewertung von In- und Outgroup-Peers auswirkte und Vorurteile bei den Schülern abgebaut werden.

Literaturverzeichnis Aronson, E. (2002). Building empathy, compassion, and achievement in the jigsaw classroom. Improving academic achievement: Impact of psychological factors on education, 209-225. Moreland, R. L. & Beach, S. R. (1992). Exposure effects in the classroom: The development of affinity among students. Journal of Experimental Social Psychology, 28, 255-276. Pettigrew, T. F., & Tropp, L. R. (2006). A Meta-Analytic Test of Intergroup Contact Theory. Journal of Peronality and Social Psychology, 90, 751-783. Voci, A. & Hewstone, M. (2003). Intergroup contact and prejudice toward immigrants in Italy: The mediational role of anxiety and the moderational role of group salience. Group Processes and Intergroup Relations, 6, 37-52. Walker, I., & Crogan, M. (1998). Academic performance, prejudice, and the jigsaw classroom: New pieces to the puzzle. Journal of Community & Applied Social Psychology, 8(6), 381-393.

Werth, L., & Mayer, J. (2008) Sozialpsychologie (p. 415-418). Berlin, Deutschland: Springer.

Weiter Quellen http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2017-kaum-auslaender-in-afdhochburgen-a-1169727.html https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2005/iv05-203.pdf https://de.statista.com/statistik/daten/studie/293111/umfrage/bevoelkerungsanteil-mitmigrationshintergrund-in-oesterreich-nach-bundeslaendern/ http://orf.at/wahlergebnisse/nr17/#ergebnisse/0 https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenpuzzle...


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