Grundlagen der Inklusion - Gesamtes Portfolio zu allen Aufgaben PDF

Title Grundlagen der Inklusion - Gesamtes Portfolio zu allen Aufgaben
Author Katharina Grisard
Course Aufbaumodul Grundschulpädagogik
Institution Universität Augsburg
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Hier fehlt: "2.4 Lernaufgabe 5: Grundlinien für eine inklusive Didaktik, Mindmap" da eine Aufgabe weggelassen werden durfte...


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Inhaltsverzeichnis 1 Herausforderungen der Inklusion, Einleitung und Einführung 2 Dokumentation der Wochenaufgaben 2.1 Lernaufgabe 2: Problemgeschichtliche Betrachtung des Umgangs mit Heterogenität, Entwicklungen im Schulsystem 2.2 Lernaufgabe 3: Systemisch- konstruktivistischer Ansatz vs. medizinischer Ansatz in der Pädagogik 2.3 Lernaufgabe 4: Merkmale inklusiver Schulen und Jakob Muth Preis [2.4 Lernaufgabe 5: Grundlinien für eine inklusive Didaktik, Mindmap] 2.5 Lernaufgabe 6: UN-Konvention und Capability Approach 2.6 Lernaufgabe 7: Index für Inklusion 2.7 Lernaufgabe 8: Inklusion in Bayern 2.8 Lernaufgabe 9: Schulische Inklusion in Österreich 2.9 Lernaufgabe 10: Empirische Studien zur Integration und Inklusion 2.10 Lernaufgabe 11: Praxisanforderungen und Rahmenbedingungen: Klassenraum 3 Zusammenfassende Reflexion und persönliche Stellungnahme

1. Herausforderungen der Inklusion, Einleitung und Einführung Inklusion trägt den Leitgedanken, allen Menschen, mit und ohne Behinderung, uneingeschränkte und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewährleistein. Einen bedeutenden Schritt dieses langjährigen Entwicklungsprozesses hin zur heutigen Etablierung des Leitbilds der Inklusion, stellt die Behindertenrechtskonvention (BRK) des Jahres 2009 dar. Letztlich ist die angestrebte Zielstellung der Inklusion, die Grenzen zwischen „Behinderten“ und „Nichtbehinderten“ aufzuheben. Inklusion stellt somit auch die Forderung nach umfassender, barrierefreier gesellschaftlicher Teilhabe, in dem einem jedem Menschen, sein ihm zustehendes Recht auf Bildung unter bestmöglicher Förderung geboten werden soll. Die Debatte der Inklusion und dessen Umsetzung stellt, durch dessen vielseitig aufkommende Fragen und Anforderungen nach einem unabdinglichen Wandel unseres Schulsystems, viele Herausforderungen für die Bildungspolitik. Dementsprechend verbleibt die Umsetzung der Inklusion bisher unzureichend. Der Wunsch nach einer allgemeinen Schule für alle, in der für jedes Kind ein justiziables Recht auf Bildung besteht, in der keiner ausgeschlossen wird, sondern Teil eines gemeinsamen Unterrichts individuellen Niveaus ist, und sich das System an individuelle Bedürfnisse der SchülerInnen anpasst, scheint noch länger ersehnt zu bleiben. Auch die vielen Vorteile und Möglichkeiten, die mit der Inklusion einhergehen, bleiben somit bisher zumeist unberührt. Erste Erfahrungen mit inklusiven Schulpraktiken und Umsetzungsmöglichkeiten machte ich in meinem Schulpraktikum vor Studienbeginn. Es war keine inklusive Grundschule, allerdings wurde sie von einem Kind mit starken körperlichen Beeinträchtigungen des Sehens und Hörens besucht. Die Förderung hinsichtlich seiner Bedürfnisse und Lernmöglichkeiten war recht begrenzt, da er außerhalb eines professionellen Hörgeräts und eines Computers, der u.a. die zu bearbeiteten Arbeitsblätter des Jungen vergrößern konnte, im Grunde nicht viel mehr sonderpädagogische Hilfe bekam. Bemerkenswert war jedoch das Engagement der Lehrerin, die sich, soweit ich mitbekam, mit viel Herz für die Thematisierung und Auseinandersetzung mit Inklusion an der Schule einsetzte.

2 Dokumentationen der Wochenaufgaben

Zur ausführlichen Beleuchtung der schulischen Inklusion wird im Folgenden anhand verschiedener Lernaufgaben ein ausführlicher Einblick in die Entwicklung sowie in die heutige Umsetzung der Inklusion aufgezeigt. 2.1 Problemgeschichtliche Betrachtungen des Umgangs mit Heterogenität - Entwicklungen im Schulsystem Das Ziel der Inklusion, Grenzen und Barrieren für beeinträchtigte Menschen aufzuheben, womit ihnen uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gewährleisten werden soll, ist begründet auf einem Entwicklungsprozess, dessen Weg hin zu einer solchen Inklusionsbewegung sich unter verschiedenen Entwicklungsstufen vollzog. 1 Somit bedarf es einer notwendigen Betrachtung der problemgeschichtlichen Perspektive, die im Folgenden gegeben wird. Zu Zeiten des Mittelalters, aber auch noch während des Nationalsozialismus, wurden Behinderten keine Rechte zugesprochen und sie wurden systematisch getötet. Diese anfängliche und zunächst zu erwähnende Stufe der Entwicklungen im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen, ist die der Extinktion, die also eine Zeit der „Auslöschung“ der Menschen mit Behinderungen bezeichnet.2 Die Exklusion hingegen umschreibt dann die Ausgrenzung der Menschen mit Behinderungen aus der Gesellschaft, indem sie auch aus dem Bildungs- und Erziehungssystem ausgeschlossen wurden, da sie als „bildungsunfähig“ und „invalid“ galten. Pflege und Förderung war somit, eine wohl meist nicht einfach zu bewältigende, Angelegenheit der Familienangehörigen. Die nachfolgende Separation beschreibt dann eine Aussonderung von Menschen mit Behinderungen. Da gesellschaftliche Einflüsse stets die Veränderungen der schulischen Rahmenbedingungen prägen und die Umbrüche im gesellschaftlichen Leben zu dieser Zeit einen Zeitgeist des Sozialdarwinismus hervorgerufen hatten, wurden im Zuge der Separation spezielle Institutionen zur Unterbringung, oder auch zur Förderung der Menschen mit Behinderung, gegründet. Diese sollten den Versuch anstellen, Menschen mit Behinderung zu einem „nützlichen Glied“ in der Gesellschaft zu erziehen, da eben der Nützlichkeitsaspekt des Menschen im Vordergrund stand und das utilitaristische Denken sie entweder als „hochwertig und nützlich“ oder als „minderwertig und unnütz“ für die Gesellschaft festsetzte. 3 Der Wert eines Menschen ließ sich demnach zu dieser Zeit mit seinem „Leistungswert“ verbinden. An dieser Stelle ist der 1 Pius, T./Rehle, C.: Inklusive Schule, Leben und Lernen mittendrin. Bad Heilbrunn, 2009. 2 http://www.refbejuso.ch/fileadmin/user_upload/Downloads/Katechetik/HP%20KUW/4_Moeglichkeiten_des_Zusammenlebens.pdf. 3 Pius, T./Rehle, C.: Inklusive Schule, Leben und Lernen mittendrin. Bad Heilbrunn, 2009.

Pädagoge Adolf von Strümpell zu nennen, denn auch bei dessen Verständnis für Bildung ging es vor allem um die spätere „gesellschaftliche Tauglichkeit“ eines Schülers. Im Jahre 1980 veröffentlichte er in seinem Werk „Pädagogische Pathologie oder die Lehre von den Fehlern der Kinder“ seine Auffassung, Kinder mit Behinderungen seien „pathologisch“ und diese würden nicht in die Pädagogik gehören, sondern seien in das Gebiet der Medizin auszusondern. Er trug mit seinem Werk dazu bei, dass Kinder schließlich unter „Defektblickwinkeln“ betrachtet wurden und schließlich lässt sich argumentieren, dass die Sonderpädagogik im Nachempfinden an Strümpells Auffassung erwachsen ist.4 Ein pädagogisches Beispiel für die beschriebene Separation ist das „Fallbeispiel Marie“ um 1900 von Hänsel und Schwager.5 Es wird beschrieben, dass das dreizehnjährige Mädchen Marie „so gut wie gar keine Erziehung“ genoss und ihre Familie „ebenso arm wie roh und sittlich verkommen war“. Wegen „wiederholter Erregung von öffentlichem Ärgernis“ wurde Marie aus der Schule verwiesen und in eine „Besserungsanstalt“ gebracht. Es wird erkannt, dass die familiären Umstände maßgeblichen Beitrag dazu getragen haben, in welche Lage das Mädchen geraten ist, jedoch scheint es den Pädagogen in keiner Weise zu interessieren. Die Bemerkungen und Bezeichnungen „der erste Anblick und Eindruck bei der Aufnahme war mehr abstoßend als mitleiderregend“ sowie „abstoßend“ ist wohl auch für die damalige Zeit ein wenig erschreckend. Denn es wird sichtbar, wie fremdartig Menschen mit Behinderungen der Gesellschaft erschienen und wie sehr es an Menschlichkeit ihnen gegenüber mangelte. Weiterhin fällt auf, dass die „Bildungsfähigkeit des Zöglings“ angezweifelt wird, was an die Exklusion und dessen Haltungen erinnert. Ihre unterdurchschnittlichen Schulkenntnisse sowie ihr „unpassendes Verhalten“ führt der Pädagoge nicht auf absichtlichen Widerstand des Mädchens, sondern mehr auf die geringe geistige Begabung zurück. Trotz dieser Erkenntnis wurden dem Mädchen Strafen angedroht. Der Beobachtungsprozess wird recht genau aufgeführt, es zeigen sich aber an keiner Stelle reflektierende Gedanken des Pädagogen. Weiterhin fiel mir die Aussage „…, dass Lesen und Schreiben nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck sind und dass darum der Unterricht von sehr schwachen Zöglingen sich in dieser Beziehung eine angemessene Beschränkung aufzuerlegen hat“ auf. Diese Aussage des Textes und auch der Umgang mit dem Mädchen spiegeln, ebenso wie die Schilderungen darüber, in welchen Bereichen sich das Mädchen als brauchbar erwies und in

4 PowerPoint: Exklusion – Separation – Integration – Inklusion. Und warum ist eine problemgeschichtliche Perspektive manchmal notwendig? 5 Hänsel, D./ Schwager, H.J.: Einführung in die sonderpädagogische Schultheorie, Weinheim 2003.

welchen nicht, die damalige Auffassung wider, dass der Wert des Menschen seiner Leistung zugrunde liegt. Diese Separationstendenzen, die vor allem auf dem Glauben an einen „Normalmenschen“ sowie auf der Behandlung der sogenannten „defizitären Symptome“ beruhen, reformierten sich im pädagogischen und politischen Diskurs und gerieten ab dann in den Hintergrund. Der Zeitgeist der Gesellschaft sorgte an dieser Stelle nun für eine Integrationsbewegung, in der Menschen mit Beeinträchtigungen nun gleiche Chancen erhalten sollten, insbesondere hinsichtlich ihrer Bildung. Ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen nach, sollen diese speziell gefördert werden, während sie nun Partizipation an der Gesellschaft erhalten sollen und nicht mehr aus ihr ausgeschlossen werden.6 Die Integration hebt damit den Zustand der Exklusion, und einen großen Teil der Separationsgedanken auf. Es entsteht nun zunehmend ein Gemeinschaftsgefühl, jedoch ist Integration noch immer eher ein „getrenntes zusammenfügen“ zweier Gruppen von Menschen, weshalb einige Separationstendenzen weiterhin vorhanden, und deutlich spürbar, sind. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden in der Integration außerdem lediglich in ein bestehendes System integriert, ohne dass sich dieses verändert und sich seinem System nach an den Förderungsbedarf des Kindes anzupassen versucht. Wie bereits beschrieben, ist die Inklusion nun der finale Schritt, das bestehende System an die individuellen sonderpädagogischen Förderungsbedürfnisse der Kinder anzupassen und somit auch die letzten Einschränkungen und Barrieren zur vollständigen Teilhabe an der Gesellschaft zu beseitigen. Auch dies lässt sich darauf zurückführen, dass der Zeitgeist und die Sichtweisen unserer Gesellschaft sich weiterhin verändert haben und inklusive Pädagogik zunehmend thematisiert wurde; „das Engagement für Inklusion ist die Folge eines demokratischen Ethos, das als Haltung die Würde aller Menschen und deren Gleichberechtigung radikal anerkennt.“7 Als Beispiel für die eben beschriebene Entwicklung zur Integration kann die Montessorischule des Kinderzentrums, unter der Leitung von T. Heilbrügge in den 1970er Jahren, herangezogen werden.8 In dieser Grundschule wurden erstmalig verschiedenartig behinderte Kinder zusammen mit nichtbehinderten und sogar hochintelligenten Kindern 6 Pius, T./Rehle, C.: Inklusive Schule, Leben und Lernen mittendrin. Bad Heilbrunn, 2009. 7 Pius, T./Rehle, C.: Inklusive Schule, Leben und Lernen mittendrin. Bad Heilbrunn, 2009. 8 Heilbrügge, T.: Gemeinsam leben – gemeinsam lernen. Behinderte Kinder in der Grundschule, Konzepte und Erfahrungen. Frankfurt am Main, 1995.

erzogen und unterrichtet. In jeder Klasse der Schule gibt es, neben einer Mehrzahl an nichtbehinderten Kindern, ein blindes, ein taubes, ein schwer körperbehindertes, ein geistig behindertes Kind, sowie ein bis zwei körperbehinderte Kinder. Unterrichtet wird nach dem bayerischen Lehrplan, was einen Zugang sowie auch den Abgang aus der Schule erleichtert. Hier wird wie ich denke direkt die erste Besonderheit im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen deutlich. Denn erst ab den 1960er Jahren sollte das „Ansehen der Sonderschulen in der Öffentlichkeit gehoben werden“ und Menschen mit Beeinträchtigungen wurden nicht mehr als „weniger wertvoll betrachtet“. Die Gründung der Grundschule ist eine, wie ich denke, recht schnelle Reaktion und Umsetzung auf die vorangegangenen Entwicklungen der Bildungspolitik und Pädagogik, in Hinsicht auf das Recht für alle Kinder auf angemessene Bildung und Erziehung. Es war, wie dem Text zu entnehmen ist, die erste Schule, die reformierte pädagogische Ansichten derart aufgriff. Es wird weiterhin beschrieben, dass es in der Schule keine Hausaufgabenpflicht gibt, sondern lediglich Anerkennung für Hausaufgabenleistungen, und nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause sollen die Schüler möglichst selbstständig arbeiten. Darüber hinaus werden sogar die ersten drei Jahrgänge gemischt, da das Prinzip der Jahrgangsklassen nicht befürwortet wird. Dies sind durchaus starke Formen der integrierten Erziehung. Die eben beschriebenen Aspekte der Struktur der Schule zeigen, dass die Schule nicht erwartet, dass sich die Schüler dem System der Schule anpassen, sondern die Schule passt sich den SchülerInnen an und gestaltet sein System völlig neu und losgelöst vom bestehenden, „normalen“ Schulsystem. Es ist an diesem Punkt festzustellen, dass die vorgestellte Schule deshalb auch nicht unbedingt nur ein gutes Beispiel für Integration ist, sondern, wie ich denke, sogar ein sehr frühes Beispiel für eine bemerkenswerte und erfolgreiche Umsetzung von Inklusion. Betrachtet man die Integrationspraxis im Vergleich zu den Zielvorstellungen schulischer Inklusion 9, wird deutlich, dass innerhalb der Schule aus dem Beispieltext mehr inklusive Schulpraktiken geschildert werden, als integrative. Zum ersten müssen Kinder im Rahmen der Integrationspraxis bevor sie in der Schule integriert werden, an Förderschulen unterrichtet werden. In der Inklusionspraxis hingegen gehören die Kinder, wie auch in dem Beispiel der Schule, von Anfang an dazu. Zudem wird in der Integrationspraxis verlangt, dass die Kinder eine „Integrationsfähigkeit“ beweisen müssen, um integriert und eingegliedert zu werden und auch dies ist bei der vorgestellten Schule nicht der Fall. Die Schule arbeitet nach der inklusiven Praxis, dass kein Kind ausgeschlossen wird. Weiterhin ist auch das System ein 9 https://www.youtube.com/watch?v=jnJraGZvsh8&t=107s.

umfassendes für alle Kinder, in der eine heterogene Gruppe mit ihren individuellen Bedürfnissen eine Gemeinschaft bildet. Auch der Unterricht der Schule ist so geschaffen, dass er gemeinsam stattfindet, aber auf individuellem Niveau gearbeitet werden kann. 2.2 Systemisch-konstruktivistischer-Ansatz vs. Medizinischer Ansatz in der Pädagogik Das oben angeführte „Fallbeispiel Marie“ um 1900 spiegelt den medizinischen Ansatz der Pädagogik wider. Hier werden die Ursachen von Fehlern und Defiziten in der Person selbst gesehen, währenddessen der gegebenen menschlichen Umwelt des Kindes wenig Beachtung geschenkt wird; wie auch im Beispiel um Marie. Dem entgegengestellt ist der systemischkonstruktivistische Ansatz, für das das Mehrebenenmodell von Urie Bronfenbrenner heranzuziehen ist. Bronfenbrenner war ein Psychologe, der den Ansatz seiner wertvollen Pädagogik in den 1960er Jahren entwickelte. Es bezeichnet sich als die Ökologie menschlicher Entwicklung und präsentiert ein differenziertes Schema, welches die Prozesse in der Umwelt in verschiedenen Ebenen zeigt, in welchem die Kinder heranwachsen und geformt werden. Seine Pädagogik bietet damit Ansätze, um das Verhalten von Kindern unter besonderer Berücksichtigung des Umfelds ressourcenorientiert nachzuvollziehen.10 Anhand des Filmes „Berg Fidel – Eine Schule für Alle“11 werde ich eine Konkretisierung des Mehrebenenmodells versuchen. Dazu ziehe ich die in der Dokumentation ersichtlich werdenden verschiedenen Ebenen und Lebensbereiche des Schülers David heran. David hat das Stickler-Syndrom, eine genetische Erkrankung, die bei ihm Augen- und Gehörprobleme verursacht. Er ist deshalb ein „Inklusionskind“ der Schule Berg Fidel. Zunächst ist an David selbst zu beschreiben, dass er ein sehr intelligenter, kreativer und wissbegieriger Junge ist. Er hat viele Interessen, erzählt gerne Geschichten und kann sich für sein Alter ausgesprochen gut ausdrücken. Im Film ist weiterhin zu beobachten, dass er in der Schule sehr konzentriert arbeitet und er ein sehr reifes, verantwortliches Handeln und soziales Verhalten zeigt. Er ist außerordentlich musikalisch und komponiert bereits eigene Lieder am Klavier, über die er in der Dokumentation, in einer sehr berührendenden Weise, erzählt. Das Mikrosystem: Im Film ist zu sehen, dass das familiäre Umfeld von David meines Erachtens nach ausgesprochen förderlich und fürsorglich ist, auch wenn kein großartiger finanzieller Luxus zu bestehen scheint. David hat einen jüngeren Bruder, der eine noch stärkere Behinderung hat. Es ist zu bemerken, dass David aufgrund dessen wohl besonders 10 PowerPoint: Das Mehrebenenmodell als Beispiel für einen systemisch-konstruktivistischen Ansatz. 11 https://www.youtube.com/watch?v=3zgumir9DFs.

reif und verantwortlich handelt und für sein Alter schon sehr erwachsen wirkt. Ansonsten wirken noch die unmittelbaren Klassenkameraden auf Davids Mikrosystem ein, sowie seine Lehrerin. Die „Rolle“ von David erscheint mir auch in der Klasse sehr erwachsen und verantwortlich. Das Mesosystem: Die Familie scheint sehr gut mit der Schule zusammenzuarbeiten und zu harmonieren, somit stellt sich die Beziehung der Lebensbereiche als sehr gut dar. Das Exosystem: Die Berufe der Eltern von David werden im Film nicht deutlich, die finanziellen Mittel der Familie scheinen allerdings in Ordnung zu sein und der zu bemerkende, gute Bildungsstand der Eltern, ist sehr förderlich für Davids Entwicklung und seine Fähigkeiten und Interessen. Das Makrosystem: David lebt in Deutschland und ist dort aufgewachsen. Demnach ist das Makrosystem, das seinen anderen Lebensbereichen gemeinsam ist und diese bestimmt, die Überzeugungen und Ideologien des deutschen politischen Systems und dessen Kulturen. Er besitzt die Möglichkeiten, Chancen und Rechte eines deutschen Staatsbürgers. Allerdings ist hier zu bemerken, dass im Film leider auch gezeigt wurde, dass David trotz seiner hohen Intelligenz und Wissbegierde keinen Platz an einem Gymnasium erhielt. Deshalb sind seine Möglichkeiten und Chancen leider dadurch begrenzt, dass er eine Behinderung hat und die immer noch existierenden Barrieren werden deutlich, die diese mit sich bringt. 2.3 Was ist eine gute inklusive Schule? - Merkmale inklusiver Schulen und Jakob Muth Seit 2009 werden jedes Jahr durch die Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, zusammen mit der Bertelsmann Stiftung und der deutschen UNESCO-Kommission, Inklusive Schulen mit dem Jakob Muth-Preis ausgezeichnet, die inklusive Bildung beispielhaft umsetzen. Der Namensgeber Jakob Muth leistete als engagierter Pädagoge Pionierarbeit bezüglich einer gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder, und er war überzeugt, „dass jedes gute Beispiel Früchte trägt.“ Damit gilt Muth als ein Vorkämpfer gemeinsamen Lernens, welches eines der Hauptziele inklusiver Schulen ist, und somit auch Grundgedanke des Jakob Muth-Preises. „Wie anders sollten Nichtbehinderte dazu kommen, ihr Vorwissen und ihre Vorurteile zu korrigieren und auch Behinderten gegenüber taktvoll zu sein, als im tagtäglichen Umgang von Kindesbeinen an? ...“ – Jakob Muth, 1986.12

12 PowerPoint: Was ist eine gute inklusive Schule? 7 Merkmale inklusiver Schulen- Jakob Muth Schulpreis.

Die konkrete Umsetzung von Inklusion und dessen 7 Merkmale lassen sich anhand der Staatlichen Gemeinschaftsschule Kulturanum in Jena demonstrieren. Die Schule ist Jakob Muth-Preisträger des Jahres 2019.13 1. Schüler mit ihrem Bildungserfolg im Mittelpunkt: Die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes steht im Vordergrund sowie individuelle Interessen, Neigungen und Stärken. Jedem Kind werden, in individueller Art und Weise, Rückmeldungen und verbale Jahreszeugnisse gegeben. Es ist pädagogische Aufgabe der MitarbeiterInnen, die individuellen Stärken der Kinder zu Erkennen und anhand dessen Lernwege aufzeigen sowie eigene zu ermöglichen und so die Lernprozesse der Kinder individuell zu fordern und zu fördern. Ein soziales Miteinander

und

vertrauensvolle

Zusammenarbeit

aller

Beteiligten


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