Portfolio zu Leistungsbeurteilung PDF

Title Portfolio zu Leistungsbeurteilung
Author Carolin Weichel
Course Leistungsbeurteilung in der Schule
Institution Universität Trier
Pages 38
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Summary

WiSe 16/17
Portfolio im Seminar "Leistungsbeurteilung"...


Description

Einleitung

In diesem Portfolio werde ich einige Werkstücke aus dem Seminar „Leistungsbeurteilung in der Schule“ vertiefen und reflektieren. Zunächst habe ich mir zwei der vier Seminarhausaufgaben herausgesucht. Bei der ersten Hausaufgabe ging es darum, mehrere Aufgaben zu den verschiedenen Aufgabenformaten zu erstellen. Beim Verfassen der Hausaufgabe hatte ich an ein paar Stellen Probleme, festzulegen, zu welchem Format eine bestimmte Aufgabe gehört. Das möchte ich nun anhand von geeigneter Literatur und erneutem Blick auf die Seminarfolien untersuchen und gegebenenfalls verbessern. Diese Hausaufgabe habe ich mir außerdem zur Vertiefung ausgesucht, da ich das Thema sehr interessant finde und vorher unterschätzt habe, wie viel Arbeit hinter der Konzeption von Aufgaben beziehungsweise schriftlichen Tests steckt und wie viel man diesbezüglich beachten muss, sei es die passende Taxonomiestufe oder die geeigneten Distraktoren. Die zweite Hausaufgabe, die ich reflektieren möchte, ist die, in der wir die diagnostische Kompetenz unserer Lehrkräfte einschätzen sollten. Beim Verfassen der Hausaufgabe habe ich mich hierfür sehr wenig auf die Literatur und die Seminarfolien bezogen. Das möchte ich in meiner Vertiefung ändern. Außerdem werde ich mich vor allem auf die Kompetenzen 7 und 8 konzentrieren. Das bedeutet, dass vor allem das Beurteilen im Vordergrund stehen wird. Explizit möchte ich auf die Bezugsnormen, auf mögliche Beurteilungsfehler, die man als Schüler wahrnehmen konnte, und auf Gerechtigkeit und Transparenz bei der Notengebung eingehen. Im weiteren Verlauf des Portfolios werde ich außerdem unsere Expertentätigkeit, bei der es um Verbalbeurteilungen ging, noch einmal aufgreifen. Verbalbeurteilungen sind deshalb so interessant, weil sie viele Vorzüge haben, aber auch einige Nachteile mit sich bringen. Auf diese Vor- und Nachteile möchte ich in meinem Portfolio noch einmal eingehen, vor allem auf die Mehrdeutigkeit vieler Formulierungen. Dieser Aspekt stach auch bei der Diskussionsrunde unseres Vortrages hervor, da negative Bewertungen oft verschleiert werden, sodass Schüler und Schülerinnen sowie die Eltern erhebliche Schwierigkeiten haben, die eigentliche Aussage zu verstehen. Auf die Reflexion der Expertentätigkeit folgt eine eigenständige Vertiefung. Hierfür möchte ich ein Thema behandeln, was mir noch ganz aktuell im Gedächtnis ist, nämlich das Korrigieren und Bewerten von Aufsätzen. In meinem vertiefenden Praktikum, das ich vor kurzem absolviert

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habe, haben wir uns nämlich ausführlich mit der Aufsatzkorrektur im Fach Deutsch beschäftigt. Hierfür möchte ich mich insbesondere auf Verfahren und Methoden sowie Tipps und Tricks beim Korrigieren und Bewerten, aber auch auf die Zusammensetzung der Endnote, konzentrieren. Auch während des Praktikums hat uns unsere betreuende Lehrkraft eine Methode zur Bewertung von Klassenarbeiten vorgestellt, welche ich gerne in meiner eigenständigen Vertiefung aufgreifen möchte. Zum Abschluss des Portfolios sollen die Werkstücksammlung und das Seminar „Leistungsbeurteilung in der Schule“ reflektiert werden, um zu sehen, welche Lernfortschritte gemacht wurden und wo vielleicht noch Schwierigkeiten beziehungsweise Unsicherheiten liegen. Für dieses Portfolio werde ich mich auf ausgewählte Fachliteratur beziehen, aber auch auf die Folien, die wir dieses Semester im Seminar „Leistungsbeurteilung in der Schule“ bei Prof. Dr. Christoph Schneider verwendet haben.

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Aufgabenformate Gestaltung, Zusammenfassung und Reflexion der ersten Hausaufgabe

„Durch das Aufgabenformat werden Fragestellungen und Antwortmodalitäten einer Testaufgabe festgelegt. Wenn ein entsprechender Aufwand bei der Aufgabenkonstruktion betrieben wird, ist es möglich, mit geeigneten Aufgabenformaten neben Faktenwissen auch komplexe kognitive Leistungen zu erfassen“ (Jürgens & Lissmann, 2015, S. 88).

In dieser Hausaufgabe ging es um die Formulierung von geschlossenen, offenen und halboffenen Aufgaben. Es sollten nämlich drei Aufgaben zu jedem Typ erstellt werden. Da meine Fächer Anglistik und Germanistik sind, habe ich meine Aufgaben auch aus diesen Bereichen gewählt. Zunächst werde ich eine Aufgabe vorstellen und zusammenfassen und anschließen mit Hilfe von Forschungsliteratur und den Seminarfolien des Seminars „Leistungsbeurteilung in der Schule“ bei Prof. Dr. Schneider analysieren. Bei der ersten Aufgabe handelte es sich um eine Aufgabe aus dem Englischunterricht. Hier sollten die richtigen Relativpronomen, also entweder „which“ oder „who“ in die vorgegebenen Sätze eingefügt werden. Außerdem wurde der Hinweis gegeben, dass man das Relativpronomen bei manchen Sätzen auslassen soll, nämlich dort, wo kein Relativpronomen von Nöten ist. Es handelt sich um eine halboffene Aufgabe, da der Kandidat die Antwort frei produzieren, also nicht nur ankreuzen muss. Da bei den Sätzen ein Wort ausgelassen wird, den die Schüler und

Schülerinnen ergänzen sollten,

wird dieser Aufgabentyp auch

Ergänzungsaufgabe genannt (Ingenkamp & Lissmann, 2008, S. 112). Bei der nächsten Aufgabe, die zum Fach Deutsch gehört, sollte der Kandidat/die Kandidatin auf die Frage antworten, wie man nach dem Dativ fragt. Diese Frage ist mit einer einzigen Aussage, welche frei formuliert werden muss, richtig oder falsch zu beantworten. Die richtige Antwort ist „Wem oder was?“. Bei Rademann und Sacher (2009, S. 64) wird auf die Gefahr hingewiesen, dass Schüler und Schülerinnen halboffene Aufgaben als offene wahrnehmen könnten. Deshalb sei es wichtig, deutlich aufzuzeigen, dass nur eine bestimmte Lösung korrekt ist.

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Die nächste Aufgabe, auch aus dem Fach Englisch, habe ich bei meiner Hausaufgabe auch zu den halboffenen Formaten gezählt. Hier sollte man kurz und knapp auf die E-Mail der zukünftigen Gastfamilie aus London antworten. In der Aufgabenstellung wurde gesagt, dass man sich kurz vorstellen soll und außer einer angemessenen Begrüßungsformel nur den Namen, das Alter, seinen Heimatort und die Hobbys angeben soll. Bei dieser Aufgabe fällt die Zuordnung zu einem bestimmten Aufgabentypen sehr schwer, da es sich natürlich um eine Aufgabe handelt, bei der ein freier Fließtext zu schreiben ist. Das bedeutet, grammatikalische Formulierungen und das Ausmaß von Ausschmückungen, zum Beispiel durch belebende Adjektive, würden jedem Schüler und jeder Schülerin selbst überlassen bleiben. Außerdem hat natürlich jeder einen anderen Namen und andere Hobbys, weshalb auch die Inhalte bei jedem unterschiedlich wären. Trotzdem ist es so, dass die Aufgabenstellung genau vorgibt, was zu schreiben ist. Das bedeutet, die Schüler und Schülerinnen sollen keine weiteren Informationen zu ihrem Text hinzufügen. Deshalb war ich zunächst der Meinung, dass es sich auch hierbei um eine halboffene Aufgabe handelt. Doch laut Ingenkamp & Lissmann (2008, 116) handelt es sich bei solchen Aufgaben bereits um Essayaufgaben, also freie Aufgaben, auch wenn die Aufgabenstellung bereits einige Vorgaben und Erwartungen beinhaltet. Die folgenden drei Aufgaben sind ebenfalls freie Aufgaben. Bei der ersten sollte ein innerer Monolog von Woyzeck verfasst werden, kurz nachdem er von Maries Untreue erfährt. Nach Bloom würde ich diese Aufgabe zur Taxonomiestufe „Verständnis“ zuordnen, da hier nicht nur Faktenwissen verlangt ist, sondern die Schüler und Schülerinnen die Beziehung zwischen den beiden Figuren und deren Charakterzüge gut kennen und verstehen müssen, um diese Aufgabe souverän zu erfüllen. Trotzdem müssen die Schüler und Schülerinnen hier weder analysieren noch selbst bewerten. Die zweite Aufgabe bestand darin, einen Tagebucheintrag über den Abend des Balles, auf dem sich Romeo und Julia zum ersten Mal begegneten, zu schreiben. Hier konnte man wählen, ob man den Text aus der Sicht Romeos oder aus der Sicht Julias verfasst. Genauso wie die vorherige Aufgabe zählt diese zur Taxonomiestufe „Verständnis“. Bei der dritten Aufgabe sollte man anhand eines wissenschaftlichen Textes erörtern, ob Anglizismen eine Bedrohung für die deutsche Sprache darstellen. Diese Aufgabe ist sehr komplex und beinhaltet die Taxonomiestufe „Wissen“, da hier natürlich auch Faktenwissen gefragt ist, welches vorher im Unterricht schon behandelt wurde. Aber auch die Stufen „Verständnis“ und „Anwendung“ kommen hier zum Tragen, da das Wissen über den Aufbau einer textgebundenen Erörterung natürlich jetzt mit einem neuen Thema angewendet werden muss. Die Ergebnisse sollen inhaltlich und sprachlich analysiert und kritisch bewertet werden, weshalb auch die Taxonomiestufen „Beurteilung“ und „Analyse“ eine Rolle spielen. Bei allen 4

drei Aufgaben handelt es sich um Essayaufgaben, bei denen also ein frei formulierter Text produziert werden soll, der mindestens eine halbe Seite lang ist (Neuweg, 2014, S. 59). Beispielaufgabe zwei und drei eignen sich meiner Meinung nach besonders gut als Hausaufgabe oder für eine Erarbeitungsphase innerhalb einer Unterrichtsstunde, da so ein vorangegangenes Kapitel der behandelten Lektüre noch einmal reflektiert werden kann. Außerdem haben die Schüler und Schülerinnen hier nicht allzu viele inhaltliche Möglichkeiten, denn es ist wohl logisch, dass Woyzeck nicht erfreut ist über die Untreue seiner Partnerin. Die dritte Aufgabe wäre eher geeignet als Aufsatz mit Anfang, Hauptteil und Schluss für eine Klassenarbeit oder als Klassenarbeitsvorbereitung, vielleicht in Klassenstufe 10, 11 oder 12. Jedoch müsste hier die Aufgabenstellung natürlich viel ausführlicher sein und mehr Informationen über den Gegenstand gegeben werden. Offene Aufgaben aller Art haben den Vorteil, dass die Schüler und Schülerinnen ihre eigenen Gedanken entwickeln und auf kreative Weise wiedergeben können. Außerdem können komplexere Denkvorgänge erfasst werden (Ingenkamp & Lissmann, 2008, S. 116). Darüber hinaus informieren offene Aufgaben meist besser über den Leistungsstand, aber auch die Entwicklung der Schüler und Schülerinnen, denn wenn bei einer geschlossenen Aufgabe eine falsche Antwort nicht angekreuzt wurde, heißt das nicht, dass der Prüfling auch weiß, warum das so ist oder was denn die richtige Alternative gewesen wäre (Neuweg, 2014, S. 60). Zusätzlich lassen sich durch offene, aber teilweise auch halboffene Aufgaben die Lösungswege erkennen, die die Schüler und Schülerinnen gewählt haben. Das bedeutet, sie ermöglichen eine „Prozessdiagnose der Leistung“. Des Weiteren können auch Komponenten wie Sprachrichtigkeit oder Stil beobachtet werden (Rademacher & Sacher, 2009, S. 66). Jedoch betonen Rademacher und Sacher (2009, S. 66) auch, dass die Lehrkraft hier Gefahr läuft, das Kriterium der Validität zu verletzen, wenn die sprachliche Kompetenz zu stark in die Bewertung mit einfließt. Ein weiteres Problem bei Essayaufgaben ist, dass die Auswertung kaum objektiv und somit wenig reliabel und valide sein kann. Lehrkräfte lassen sich oft schon durch das Schriftbild oder das Erscheinungsbild eines Kindes beeinflussen. Deshalb stimmen Lehrpersonen bei der Benotung von Aufsätzen auch oft nicht überein, weder mit ihren Kollegen oder – bei erneuter Benotung derselben Klassenarbeit - mit sich selbst (Gage & Berliner 1996, S. 640, zitiert durch Ingenkamp & Lissmann, 2008, S. 116). Für die Transparenz der Notengebung ist es unerlässlich, Kriterien für jeden Aufsatz zu formulieren und diese klar mit den Schülern und Schülerinnen zu kommunizieren (Schneider, WS 16/17, Folie 256) Die nächste Beispielaufgabe meiner Seminar-Hausaufgabe beinhaltet mehrere Behauptungen zum Thema „Subjekt und Objekt“. Der Prüfling müsste also für jeden Satz bestimmen, ob er 5

wahr oder falsch ist. Soweit gehört diese Aufgabe eindeutig zum geschlossenen Format, da nur zwei Antwortmöglichkeiten zur Auswahl stehen und somit eine 50% Chance besteht, ein Item richtig zu beantworten. Jedoch hat die Beispielaufgabe noch einen weiteren Zusatz. Es soll nämlich bei jedem Item, dass vom Prüfling mit „falsch“ markiert wird, die richtige Antwort, in einem vollständigen Satz, ergänzt werden. Durch diesen Zusatz würde ich die Aufgabe nun doch als halboffen einstufen, da es sich hier um eine Ergänzungsaufgabe handelt. Die nächste Beispielaufgabe könnte so in einem Inhaltstest zu einer Lektüre zu finden sein. Es gibt mehrere Fragen zu dem Roman „The Hunger Games“, bei denen immer die richtige Antwort angekreuzt werden muss. Es handelt sich also um eine Zweifachwahlaufgabe. Bei solchen Aufgaben steht und fällt die Aussagekraft und die Qualität mit der Wahl der Distraktoren. Hierbei handelt es sich um plausible, aber unzutreffende Antwortalternativen (Schneider, WS16/17, Folie 263). Auch die darauffolgende Aufgabe ist eine solche Aufgabe, bei der nur eine richtige Alternative angekreuzt werden soll. Aus drei Beispielsätzen soll der Satz bestimmt werden, bei dem es sich um eine Metapher handelt. Vor allem bei Beispielaufgabe zwei und drei besteht eine sehr hohe Ratemöglichkeit, was bei geschlossenen Aufgaben häufig der Fall ist. Somit kann also nicht richtig festgestellt werden, was der Prüfling wirklich weiß. Die dritte Aufgabe könnte dadurch erschwert werden, dass man die Schüler und Schülerinnen erklären lässt, warum der ausgewählte Satz eine Metapher ist, wobei es sich dann wieder um eine halboffene Aufgabe handeln würde. Oft ist die Ratewahrscheinlichkeit bei geschlossenen Aufgaben sehr hoch, da die Prüflinge keine eigene freie Antwort produzieren müssen. Außerdem ist es für viele Lehrkräfte schwierig, sinnvolle geschlossene Aufgaben zu erstellen, da die Gefahr hoch sein kann, die Items zu simpel zu formulieren und es sehr aufwändig ist, geeignete Distraktoren zu wählen. Die Auswertung von geschlossenen Aufgaben ist dagegen sehr objektiv, da hier die die korrekten Antworten natürlich unbestreitbar sind (Neuweg, 2014, S. 60). Aber Rademann und Sacher (2009, S. 67) betonen auch, dass es durchaus passieren kann, dass man als Lehrkraft „die unterschiedlichen Leistungsprofile […] in das Prokrustesbett einer allzu schematischen Fragestellung“ drängt. Das bedeutet, dass offene Aufgaben mehr Spielraum für Individualität bieten und es den Schülern und Schülerinnen besser möglich ist, ihr Wissen, auch solches, das über das geforderte hinausgeht, zu präsentieren. Deshalb kann es sein, dass die objektiven Leistungen trotzdem nicht besonders valide sind (Rademacher & Sacher, 2009, S. 67). Ein entscheidender Vorteil geschlossener Aufgaben besteht darin, dass es weniger oft zu Messfehlern kommt. Dies wird dadurch erreicht, dass Schüler und Schülerinnen viele geschlossene Aufgaben in kurzer Zeit beantworten können (Rademacher & Sacher, 2009, S.67). 6

Abschließend kann man wohl festhalten, dass alle Aufgabenformate ihre Vor- und Nachteile haben. Durch geschlossene Aufgaben lässt sich eher Reliabilität erreichen als durch offene Aufgaben. Außerdem lassen sich geschlossene Aufgaben besser vergleichen, weshalb die Auswertung sehr objektiv ist (Rademacher & Sacher, 2009, 67). Trotzdem ist es häufig von Vorteil, Aufgaben offener zu gestalten, denn sie bieten individuellen und kreativen Entfaltungsraum für die Lernenden und geben Aufschluss über den Leistungsstand und die Entwicklung jedes Einzelnen (Neuweg, 2014, 60). Deshalb muss eine jede Lehrperson sorgfältig abwägen, welches Aufgabenformat für einen bestimmten Lerngegenstand geeignet ist.

Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften Gestaltung, Zusammenfassung und Reflexion der zweiten Hausaufgabe

„Pädagogische Diagnostik umfasst alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen Lernenden und den in einer Gruppe Lernenden Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und Lernergebnisse festgehalten werden, um individuelles Lernen zu optimieren. Zur Pädagogischen Diagnostik gehören ferner die diagnostischen Tätigkeiten, die die Zuweisung zu Lerngruppen oder zu individuellen

Förderungsprogrammen

ermöglichen sowie

die mehr

gesellschaftlich

verankerten Aufgaben der Steuerung des Bildungsnachwuchses oder der Einteilung von Qualifikationen zum Ziel haben.“ (Ingenkamp & Lissmann, 2008, S. 13) In dieser Seminarhausaufgabe ging es darum, das Vorgehen und die diagnostische Kompetenz unserer Lehrpersonen in der Schule im Nachhinein einzuschätzen. Im Folgenden werde ich mich vor allem auf die Tätigkeiten und Ziele der pädagogischen Diagnostik konzentrieren, um das, was ich in meiner Hausaufgabe bereits geschrieben habe, zu reflektieren. Um noch einmal auf oben genannte Definition zurückzugreifen, kann man festhalten, dass die Pädagogische Diagnostik vor allem Lernvoraussetzungen und Lernergebnisse untersucht. Mit diesen Erkenntnissen sollen individuelles Lernen optimiert werden und Platzierungs-, Selektions- und Förderungsmaßnahmen bestimmt werden. Laut Ingenkamp und Lissmann 7

(2008, S. 14) ist die wichtigste Aufgabe Pädagogischer Diagnostik „für den Lernenden die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Weitere bedeutende Aspekte der diagnostischen Kompetenz sind außerdem die Kompetenz des Beurteilens und Beratens. Beides ist in den Kompetenzen 7 und 8 vertreten (Jürgens & Lissmann, 2015, S.15) Kompetenz 7: Lehrerinnen und Lehrer diagnostizieren Lernvoraussetzungen und Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern; sie fördern Schülerinnen und Schüler gezielt und beraten Lernende und deren Eltern. Kompetenz 8: Lehrerinnen und Lehrer erfassen Leistungen von Schülerinnen und Schülern auf der Grundlage transparenter Beurteilungsmaßstäbe. Das Beurteilen und das Beraten spielen im Schulkontext eine besonders große Rolle, deshalb möchte ich bei meiner Reflexion besonders darauf eingehen. Im Folgenden werde ich mich vor allem auf Beurteilungsfehler, die Bezugsnormen und Transparenz bei der Leistungsbeurteilung meiner damaligen Lehrkräfte konzentrieren, da mir dazu noch einiges im Gedächtnis geblieben ist. Eine festgestellte Leistung muss natürlich an irgendeinem Maßstab gemessen werden. Hierzu dienen die Bezugsnormen der Leistungsbeurteilung. Zum einen gibt es die kriteriale Bezugsnorm. Hier misst die Lehrkraft, in welchem Maße der Schüler beziehungsweise die Schülerin die Lernziele erreicht hat, ohne ihn oder sie mit den Mitschülern oder den eigenen vorherigen Leistungen zu vergleichen. Bei der sozialen Bezugsnorm hingegen werden die Leistungen der Schüler und Schülerinnen mit den anderen Leistungen in der Lerngruppe verglichen. Hier orientiert sich die Lehrperson sozusagen am Durchschnitt. Dann gibt es noch die individuelle Bezugsnorm. Hier orientiert sich die Lehrkraft bei der Leistungsbeurteilung an der Leistung, die ein Schüler in der Vergangenheit erbracht hat. Die Kinder werden also nicht mit anderen verglichen, sondern mit ihren eigenen Leistungen und bekommen so ihre Entwicklung vor Augen geführt (Neuweg, 2014, S. 82). Alle Bezugsnormen haben Vor- und Nachteile. Das bedeutet, die Lehrkraft muss entscheiden, welche Bezugsnorm für ihr Anliegen am besten geeignet ist (Schneider, WS16/17, Folie 183). Um nun auf die Seminarhausaufgabe zurückzukommen, muss ich allgemein sagen, dass meine damaligen Lehrkräfte diese 8

Entscheidung, soweit ich das beurteilen kann, meist sehr gut getroffen haben. Die Sozialnorm kam vor allem bei der Benotung von schriftlichen Tests und Klassenarbeiten zum Einsatz, da es verpflichtend ist, den Notenspiegel anzugeben. So wusste man als Schüler immer darüber Bescheid, wie man seine Leistung im Verhältnis zur Klasse einzuordnen hatte. Das war für die Leistungsstarken ziemlich motivierend, doch bei den Schülern und Schülerinnen mit eher schlechten Noten bewirkte das meist genau das Gegenteil. Bei der sozialen Bezugsnorm bekommt man in dem Fall also kaum Rückmeldung zu seiner eigenen Leistung, was bei Klassenarbeiten aber meist durch sehr ausführliche Erwartungshorizonte und Kommentare erreicht wurde. Was wir schon damals zu unserer Schulzeit als sehr negativ empfanden, war, wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin die mündlichen Mitarbeitsnoten ohne weiteren Kommentar laut vor der Klasse vorlas. Auch hier entsteht so der Vergleich zwischen den einzelnen Schülern und Schülerinnen, was für viele Kinder demotivierend oder sogar peinlich sein kann. Viele Lehrer und Lehrerinnen, die diese Form der Notenkundgabe praktizierten, hatten wir aber zum Glück ...


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