Humanernährung - Übersicht der 1. Vorlesung PDF

Title Humanernährung - Übersicht der 1. Vorlesung
Author Karolin Kohlrausch
Course Humanernährung
Institution Technische Universität Dresden
Pages 9
File Size 180.1 KB
File Type PDF
Total Downloads 21
Total Views 128

Summary

Übersicht der 1. Vorlesung...


Description

Humanernährung Vorlesung II 1. Was sind Wissenschaften? „Wissen ist – nach Platon und in dessen Abgrenzung von Wissen zu Meinen oder Glauben – wahre, gerechtfertigte Überzeugung.“ 

Wissen durch eigene Erfahrungen oder durch sprachliche Vermittlung als Übernahme von Fremderfahrungen lernen



Wissenschaftliches Wissen wird als Wettbewerbsvorteil angesehen und zeichnet sich durch schriftliche Kommunikation und damit durch Prüfung der „scientific community“ aus



Wissenschaft = „ein hochspezialisierter Teilbereich der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Welt“



Wissenschaft = System der Generation und Kumulation sowie Verwaltung und Verbreitung von Wissen

 Geschichtlicher Exkurs: 

In der Antike: o lange die Vorstellung des Universalgelehrten  griechische Philosophie als „Mutter der Wissenschaft“ o dennoch die Bemühungen das Wissen zu systematisieren o Aristoteles nimmt Unterscheidung in „Lehre vom absoluten sein“ und „Lehre vom veränderlichen sein“ und in die theoretische und praktische Wissenschaft

 Im Mittelalter o Unterscheidung in artes Liberales (Quadrivium: Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Harmonielehre und Trivium: Dialektik, Grammatik, Rhetorik) und artes mechanicae (Rötzer 2013, S 67f.) o Neuzeitlich kommen zur antiken Philosophie die mathematisch ausgerichtete Physik hinzu 

Im Mittelalter: o Überordnung der Theologie der Philosophie o Entstehen von drei Fakultäten: Theologie, Medizin, Juristerei

 ab dem 19 Jahrhundert: o Mathematik, Naturwissenschaften, Psychologie, Geistes und Sozialwissenschaften bildeten unabhängige o Fakultäten mit eigenen Methoden  damit die Auflösung des einheitlichen Wissenschaftsbegriffes und Aufspaltung in Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften o dem übergeordnet ist die Wissenschaftstheorie

 In der heutigen Zeit o differenzierte Wissenschaftssystematik mit zahlreichen Einzelwissenschaften o meist in Verbindung mit universitären Disziplinen o Eine Klassifizierung der heutigen Wissenschaften ist komplex

2. Wie hat sich die Ernährungswissenschaften in das System der Wissenschaften entwickelt? 

Auseinandersetzung mit dem Gegenstand „Ernährung“ schon im alten Ägypten



Bestandteil von naturkundlichen Werken von Aristoteles und Hippokrates



Essen und Trinken als physiologisches Bedürfnis Standen im Mittelpunkt der nicht immer wissenschaftlichen Auseinandersetzung



Jedoch menschliche Ernährung als Einheit eines „Natur- und Kulturproduktes“

 Ab dem 19 Jahrhundert Ernährung, auf Grund gesellschaftlicher Veränderungen in das öffentliche Interesse 

verbunden mit dem Fortschritt unter anderem in der Medizin und den Naturwissenschaften



Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln

 Ab 1960er entstehen erste Lehrstühle für Ernährungswissenschaft jedoch als Naturwissenschaftliches Fach 

Enge Verknüpfung mit der Chemie, Biologie und Medizin



So gilt z.B. Justus von Liebig als „ Vater der Ernährungswissenschaft“



Hauptsächlich Mediziner und Naturwissenschaftler prägen die Erkenntnis und das Profil der Ernährungswissenschaft  Biochemie der Ernährung, Lebensmittelkunde, Ernährung des Menschen



Additive Ergänzung von z.T. eigenständiger Wissenschaften z.B. Ernährungswirtschaft, Ernährungssoziologie und Ernährungsökologie später dann auch die Kulturwissenschaftliche Erfassung von Ernährung



Zweiteilung des Interessenschwerpunktes zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft



Fazit: Ernährungswissenschaft in der Tradition der Biochemie und der Physiologie der Ernährung jedoch kam im Zusammenhang mit der Ökotrophologie eine Vielzahl von Fächern hinzu  Unklares Profil und die Frage nach der Wissenschaftlichkeit

 zeigt sich in den Ausarbeitungen von Kutsch (1993) „ Ernährungsforschunginterdiziplinär-“ und Diedrichsen (1995) „Humanernährung“  Dies sehr häufig in Ihrer Recherche aufgeführt 

• Fegebank (2001, S. 54f.) kritisiert den additiven Charakter, da diese nicht zu einer Ganzheitsbetrachtung des Gegenstandes führen  die ist jedoch die Aufgabe von Ihnen als LuL

3. Wie charakterisiert sich Ernährung als Gegenstand von Wissenschaft? 

Ernährung ist ein vielseitiges Phänomen oder nach Marcel Mauss ein „totales gesellschaftlichen Phänomen“



Ernährung ist vielseitig, Tiere, Pflanzen und Menschen benötigen diese für die biologische Existenz



Sie bilden zusammen Nahrungsketten und bilden daher trophische Zusammenhänge



Menschliche Ernährung wiederum die komplexeste da Zusammenhang von Bedürfnis (Hunger und Durst) mit demmBedarf (essbar und trinkbare Lebensmittel) und der damit verbunden Marktnachfrage (volkswirtschaftlich) zu betrachten ist



menschliche Ernährung als Element in sozialen Rahmen



Menschlich Ernährung ist verbunden mit sozialer und ökologischer Verantwortung und das Zusammenwirken mit seinen Umwelt sowie den Einfluss auf diese (Agrarwissenschaft, Biologie etc.)



Ernährung ist multiperspektivisch z.B. die Welternährungssituation, Umweltprobleme, industrielle Herstellung und Entsorgung

 Ernährungswissenschaft also gefordert Mehrebenenbetrachtung von Ernährung durchzuführen? 

Beispielsweise: Weltebene, Ernährung im nationalen Zusammenhang, Ernährung in spezifischen Regionen und Ernährung des Menschen in seinen einzelnen Lebensbereichen.



Des Weiteren sind Ernährungsaspekte zu berücksichtigen, wie der physiologische, psychologische, technologische, ergonomische, soziologische, ökonomische, pädagogische, historische, der Umweltaspekt u.a. und diese Ergebnisse synthetisch zusammenzuführen.



Dies ist bisher noch nicht erfolgt, da in den verschiedenen Wissenschaften sowie deren Erkenntnisse auf verschiedenen Methoden und Wissenschaftsverständnissen über einen Gegenstand beruhen  Für Sie als LuL eine Herausforderung

4. Ist die Ernährungswissenschaft eine Natur- oder eine Geisteswissenschaft oder ist sie gar interdisziplinär?



Ernährungswissenschaft entwickelte sich zunächst aus den Naturwissenschaften unter Berücksichtigung der theologisch-philosophischen Weltanschauung



„ es galt die wissenschaftlich Vernunft mit christlichem Glauben zu verbinden“(Rosemann 1994, S. 22)



Geschichtsforschung jedoch Werke der Kochkunst



Mit Darwin und anderen manifestierte sich die Naturwissenschaft und ihre Teilwissenschaften ( Botanik, Zoologie, etc.)



Chemiker erforschen das „Prinzip des Lebens“ Teildisziplinen wie organische, physiologische und analytische Chemie legen Erkenntnisse der Zusammensetzung von Lebensmitteln und deren Funktion im Körper offen und bilden Grundlage für die Medizin

 Ernährungswissenschaft im Sinne der Nahrungsaufnahme  damit Naturwissenschaft die längste Tradition in der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand 

Agrarwissenschaft nimmt mit der gewerbsmäßigen Nutzung des Bodens für Tierund Pflanzenproduktion, einen ökonomischen Standpunkt der Betrachtung ein



Verfahren zur Produktion werden einbezogen  Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Biologie



Medizin entwickelt sie Arzneimittellehre (Hildegard von Bingen), Entdeckung von Bakterien und Pilzen, Hygiene Medizin jedoch keine eindeutige Zuordnung zur Geistes- oder Naturwissenschaft (begründet und der ärztlichen Kunst)



Beginn der Geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzung kann in Kochbüchern gesehen werden



Historische Quellen über Ernährung beispielsweise Dokumente über Hungernöte, Malerei und Literatur Z.B. Predigten, der Bibel, Kochbücher  geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung (Beobachtung, Interpretationen und Analysen) als schon älter als der Begriff der Geisteswissenschaft



Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Sinneswahrnehmung und Bedürfnisbefriedigung  Entwicklung von Esskultur

In Historischen Quellen Nahrung und Ernährung im Zusammenhang mit Genuss untersucht 

Nahrung als Zahlungsmittel und Tauschgut



Essbares als Geschenk damit als Zeichen der Freundschaft, Dankbarkeit, Ergebenheit und Ehrfurcht



Das tägliche Brot, als Bestandteil religiösen Handelns



Auseinandersetzung mit Berufen der Lebensmittelherstellung und Verarbeitung deren Entwicklung



Wissenschaftliche Betrachtung von Gesellschaft und Kulturen u.a. Essen und Ernährung um Gesamtgesellschaft



erklärbar zu gestalten  Anfänge der Soziologie  Tradition der geisteswissenschaftlichen Inhalte ohne die explizite Erwähnung der wissenschaftlichen Disziplin



Ab den 1980er Randbereich der Anthropologie und der Kulturwissenschaften mit der Historischen Entwicklung von Ernährung und Mahlzeit in den Fokus

Fazit: 

Ernährungswissenschaft hat sich zumeist als Naturwissenschaft etabliert  Angliederung an entsprechende Fakultäten der Hochschulen



In den letzten Jahrzenten bilden sich Disziplinen auch in der Geisteswissenschaft heraus



Ernährung ist als nicht Gegenstand einer Wissenschaft sondern mehrerer welche den Gegenstand für sich anders definiert

Frage: Ist Ernährungswissenschaft interdisziplinär? Was ist die Ökotrophologie? Was steckt in dem Wort? Ist es eine Wissenschaft oder ein Studienfach?

5. Welches sind die Bezugswissenschaften der Ernährung?



Vollständigkeit der Bezugswissenschaften kann hier nicht erreicht werden.



Deutsche Forschungsinstitut spricht von momentan 203 wissenschaftlichen Disziplinen nicht alle sind mit Ernährung verbunden,



Wissenschaften von der Ernährung: o Ernährungsgeschichte  junge Wissenschaft wichtiger Erkenntnisgegenstand für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Ethnologie und Kulturantrhopologie

 Entdeckungen und Aussagen naturwissenschaftlicher Forscher stellen Erkenntniswege der heutigen Biochemie, Physiologie dar  Hunger und Überfluss, Wandel der Nahrungsgewohnheiten und der Nahrungsmittel, Mahlzeiten als soziales Ereignis  Technikgeschichte 

Ernährungsphysiologie und Biochemie  Erfassen von Lebenserscheinungen mit chemischen Methoden  Kenntnis zu Wirkweisen Nahrungsmittelbestandteilen inkl. Organischer Chemie  Biochemie des Stoffwechsels  Physiologie als Teilgebiet der Medizin und Biologie  Nahrungsaufnahme, Energiebedarf, Verdauung, Resorption, Stoffwechselphysiologie  Zellregulation, Enzymaktivitäten, Hormonelle Regulation ( Hunger, Durst, Stress)  Pathophysiologie und ernährungsmitbedingten Krankheiten



Ernährungsökonomie  Teilbereich der Wirtschaftswissenschaften( Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft), Agrarwirtschaft  Betriebswirtschaftslehre der Ernährungswirtschaft  Markt und Absatzlehre  Welternährungswirtschaft  Ernährung als wirtschaftliches Problem von Haushalten  Verbraucherlehre



Ernährungssoziologie  Junge Wissenschaft mit schon im Altertum behandelten Fragestellungen  Teildisziplin der Soziologie (Familien – und Konsumsoziologie)  Motive und Verhalten von Konsumenten  Kultureller Kontext (sozio-kulturelle Aspekte begründet in der Kulturanthropologie und Ethnologie)  Sozial-struktureller Kontext (rollenspezifisches Konsumverhalten)  Gruppenkontexte (Einflüsse von Bezugsgruppen)

 institutionelle Aspekte der Ernährung 

Ernährungsmedizin  Fächerübergreifende medizinische Disziplin  Physiologische und Pathophysiologische Erkenntnisse der menschlichen Ernährung zur Prävention und Heilung/ Linderung von Krankheiten  Ernährungstherapeutische Anwendung  Ernährungsinterventionen  Bezug zum Gesunden Versorgung mit Marko- und Mikronährstoffen  Im Mittelpunkt steht das Individuum



Ernährungspsychologie  Zweig der Psychologie  Psychologische Faktoren des Ernährungsverhaltens  Auswirkungen von Ernährungsweisen und –Bestandteilen auf Psyche und Leistungsfähigkeit  Motive der Ernährung ( Genuss, Sucht)  Sensorische Wahrnehmung  Erlernen von Ernährung (Präferenzen, Aversionen und Gewohnheiten)  Psychische Krankheiten im Zusammenhang mit Ernährung



Ernährungspädagogik und Ernährungserziehung  Lehren und Lernen im Bezug auf Ernährungswissenschaft  uneindeutige Zuordnung  Vermittler  Interaktionsfeld der familiären und schulischen Erziehung  anthropogene Handlungsfelder  Pädagogisch-psychologische Methoden um Erziehungs- und Bildungsprozesse im Zusammenhang mit  Ernährung sichtbar zu machen und zu optimieren  Vermittlungsprozesse konzipieren kognitive vs. Affektive Lernziele



Ernährungsökologie  Studiengebiet der Ökotrophologie  Ernährungs- und Umweltproblem auf Grund der momentanen Lebensstile  Betrachte die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Umwelt und Gesellschaft

 Ernährungskonzepte auf Basis von Gesundheitsverträglichkeit, Umweltverträglichkeit und Sozialverträglichkeit  Zeitgemäße und nachhaltige Ernährung  Ausgangspunkt ist das Ökosystem, Haushalthandeln und Persönlichkeitsentfaltung



Lebensmittelwissenschaft  Lebensmitteltechnologie  Strukturen und Prozesse der Lebensmittelproduktion  Stoffliche Veränderungen physikalischer, chemischer und biologischer Art  Optimale Nutzung landwirtschaftlicher Rohstoffe  Qualitäts- und Sicherheitsstandards  Lebensmittelchemie  Lebensmittelmikrobiologie  Lebensmittelhygiene  Lebensmittelrecht  Produktentwicklung



Ernährung als Systemkomponente  Ökosystembezeichnung  Ernährung und Gesundheit  Ernährung und Arbeit  Ernährung und Freizeit  Ernährung und Religion  Ernährung und magisches Denken  Küche und Kochen  Ernährung und Technik  Ernährung und Medien

__________________________________________________________...


Similar Free PDFs