Lernen an Stationen gesamt PDF

Title Lernen an Stationen gesamt
Author Sophia Wicht
Course Vorbereitungskurs auf das schriftliche Examen: Schreibwerkstatt
Institution Otto-Friedrich Universität Bamberg
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Summary

Thema Stationenlernen zur Vorbereitung auf das Staatsexamen in Schulpädagogik (Aufgabenbereich 2, gehört zum Themenkomplex Offener Unterricht)...


Description

Lernen an Stationen 1. Definition des Lernens an Stationen Unter Stationenlernen versteht man die „selbstständige Erarbeitung von unterschiedlichen Arbeitsaufträgen an verschiedenen Lernstationen durch den Lernenden“ (Munser-Kiefer) Middendorf:

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an verschiedenen Positionen im Klassenzimmer und evtl. auch darüber hinaus werden verschiedene Arbeitsaufträge ausgelegt und Lernarrangements vorbereitet die (je nach Variante) in einer festen oder beliebigen Reihenfolge von den Lernenden bearbeitet werden die einzelnen Arbeitsaufträge stehen dabei in einem thematischen Zusammenhang

2. Historische Entwicklungslinien (Wiater) 

Lernzirkel oder Stationentraining: Vorläufer in den „Ateliers“ des französischen Reformpädagogen Freinet



Heutige Form eher geprägt von Unterrichtsreformversuchen der 1980er Jahr aus der Sportpädagogik (hier: Zirkeltraining = beliebte Übungsform)



Ausdehnung auf andere Schulfächer (Deutsch, Mathe, usw.) führt in Abgrenzung zum Leistungssport zu einer Änderung des Begriffs  Lernzirkel oder Stationentraining: Unterrichtsform, in der eine Vertiefung der Lernprozesse stattfindet

3. Varianten der Unterrichtsform (Middendorf) 



feste Reihenfolge, räumlich und fachlich aufsteigend angeordnet  Lernstraße (lineare Anordnung)  Lernzirkel (kreisförmige Anordnung) Lernangebote werden auf Tischen oder Stühlen ausgelegt und mit an den eigenen Platz genommen  Lerntheke

Unterschiedliche Stationsarten (Middendorf)   

Pflichtstationen: obligatorische Bearbeitung des Arbeitsauftrags Wahlstationen: optionale Bearbeitung Außenstationen: das mit der Station verbundene Lernangebot findet außerhalb des Klassenzimmers statt (z.B. in der Staatsbibliothek)



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materialverschiedene Parallelstationen: stellen Lernangebote bereit, die auf dasselbe Teilziel bezogen sind, aber unterschiedliche Aktivitäten beinhalten und unterschiedliche Sinne ansprechen  Ziel: den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Interessen der SuS gerecht werden materialgleiche Parallelstationen: aufgrund der hohen Schülerzahl nötig, vor allem bei einer Stationenarbeit mit vorgegebener Reihenfolge, um Staus zu vermeiden Pufferstationen: dienen der Zeitüberbrückung, wenn eine andere Station noch besetzt ist Kontrollstationen: dort liegen Lösungsblätter aus, mit denen die Kinder ihre Arbeitsergebnisse überprüfen können

4. Gelingensbedingungen (Middendorf) Stationenlernen ist an unterschiedliche Voraussetzungen gebunden 





didaktische Voraussetzungen o geeignetes Thema o bestimmte Anzahl thematischer Arbeitsaufträge o geeignetes Arbeitsmaterial und angemessene Arbeitshilfen zu den Arbeitsaufträgen personelle Voraussetzungen o didaktische Expertise der Lehrkraft bezüglich der Unterrichtsform o eine mit der Unterrichtsform vertraute Klasse räumlich-organisatorische Voraussetzungen o passender Lernraum mit geeigneten Arbeitsplätzen für die Lernenden o feste Plätze bestimmter Dinge im Lernraum o Einsatz von Fortschrittslisten, auf denen die Lernenden ihre Ergebnisse festhalten o Arbeitsjournal für jeden Lernenden zur kriterienorientierten Reflexion des Lernfortschritts

5. Kriterien erfolgreichen Stationenlernens (Kammermeyer & Schlierf) 

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Wahl des Unterrichtsgegenstands: o Unterrichtsgegenstand sollte so strukturiert sein, dass er von den Kindern eigenaktiv erarbeitet werden kann o Der Aufbau sollte nicht zu streng systematisch sein, damit die Stationen in unbestimmter Reihenfolge bearbeitet werden können Sachgemäßheit Qualität der Arbeitsmaterialien und klare Arbeitsanweisungen Möglichkeit zur Selbstkontrolle individuelle Unterstützung durch die Lehrkraft



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(z.B. Namensschild an das Lehrerpult heften, wenn man Hilfe braucht) sinnvolle Struktur des Gesamtaufbaus o sichtbare Zusammenhänge zwischen den Stationen o bei festgelegter Reihenfolge: logischer und kumulativer Aufbau Gelegenheit zum individuellen, aber auch zum sozialen Lernen (verschiedene Sozialformen) gute Organisation, z.B. durch Stationenkarten Ermöglichung handlungsorientierten und entdeckenden Lernens

6. Planung und Durchführung des Lernens an Stationen 6.1 Die sechs Phasen des Lernens an Stationen (Middendorf) 1) Planung und Konzeption: Festlegung des Themas und der Ziele (angestrebte Kompetenzen) o sollte Gelegenheit zum Erfahrungslernen bieten o sollte die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen berücksichtigen o sollte vielfältige fachliche und sinnliche Zugänge ermöglichen o sollte in eine größere Zahl möglichst unabhängiger Lernabschnitte ( Lernstationen) unterteilt werden können o sollte selbstständig mithilfe von Informationen und Materialien erarbeitet werden können sowie Planung des räumlichen und zeitlichen Rahmens, in dem das Lernen stattfinden soll (Wie viel Lernzeit ist nötig und wie kann sie aufgeteilt werden, wie wird eine räumliche Struktur geschaffen usw.) 2) Praktische Vorbereitung und Bereitstellung o Formulierung der konkreten Arbeitsaufträge o Beschaffung geeigneter Lernmaterialien und Arbeitsmittel o Aufbau des Materials an den Lernstationen 3) Einführungsphase o Vorstellung der Lernstationen für die Lernenden (Thema, Ziele, Arbeitsregeln) 4) Durchführungsphase o Bearbeitung der Arbeitsaufträge an den Stationen in einer festen oder beliebigen Reihenfolge 5) Ergebniskontrolle und Ergebnispräsentation o Vergleich der eigenen Arbeitsergebnisse mit den Kontrollbögen o Präsentation der Ergebnisse in der Lerngruppe

6) Auswertung o Reflexion der Schwierigkeiten, Qualität der Ergebnisse und Verbesserungsmöglichkeiten durch die Lehrkraft z.B. Erhöhung des Anregungspotenzials der Stationen oder der Kooperation der Lernenden an den Stationen 6.2 Hinweise für die Lehrkraft (Middendorf) a) Hinweise zur Vorbereitung des Stationenlernens     

Festlegung eines geeigneten Themas: Struktur soll eigenaktiv erarbeitet werden können und keinen zu starren Aufbau besitzen (Kammermeyer & Schlierf) Sichtung von Material und Medien Bestimmung didaktisch angestrebter Aspekte und Schwerpunkte (evtl. Einbezug anderer Fächer, um ganzheitliche und multiperspektivisches Lernen zu ermöglichen) Zuordnung der einzelnen didaktischen Aspekte zu den Stationen Strukturierung des methodischen Konzepts (einzelne Stationen ausarbeiten, Laufzettel erstellen, Arbeitsaufträge formulieren, Sozialformen bestimmten, Differenzierungsmaßnahmen überlegen)

b) Hinweise zur Durchführung des Stationenlernens    

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Kennzeichnung der Stationen mit einer Nummer oder einem Symbol zur besseren Orientierung klarer Aufbau der Stationen, sodass selbstständige Erarbeitung möglich ist (besonders wichtig: kurze und klare Arbeitsanweisungen) Möglichkeiten zur Selbstkontrolle (z.B. Kontrollbögen) Aspekte der Differenzierung o Differenzierung nach Fächern o Differenzierung nach dem quantitativen und qualitativen Leistungsniveau o Differenzierung nach Sozialformen o Differenzierung nach sinnlichen Zugängen o Differenzierung nach Zielschwerpunkt (kognitiv, kreativ oder sozial) Eigene Steuerung des Arbeitstempos durch den einzelnen Schüler Ermöglichung sozialen und kooperativen Lernens

Alternativ: Vorgehensweise beim Lernen an Stationen (Wiater) 

Organisation: Aufteilung eines Unterrichtsinhalts in viele abgrenzbare Teilaspekte, welche die Lernstationen bilden



Jede Lernstation enthält für den Schüler didaktisch aufbereitetes Material mit entsprechenden Arbeitsaufträgen  Material berücksichtigt mehrperspektivisches und multisensorisches Lernen  Differenzierung der Aufgaben hinsichtlich Schwierigkeitsgrad und Komplexität

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(schwer-leicht, komplex-strukturiert), durch die Angabe von Wahl- und Pflichtaufgaben, usw. Bearbeitung der Stationen: selbstständig, beliebige Reihenfolge, individuelle Zeiteinteilung und Verweildauer sowie eigene Wahl des Lernpartners Aufbau der Stationen im Klassenzimmer oder Flur Arbeitspass: Ablauf, Zeitpunkt der Kontrolle, Ansprechpartner bei Problemen (SuS) Bewertung der erledigten und selbstkontrollierten Aufgaben durch die LK

6.3 Einführung von Stationenlernen (Middendorf)       



Voraussetzung: Erläuterung der Unterrichtsform und Bekanntgabe der Regeln zunächst Arbeit an 4-5 Stationen in beliebiger Reihenfolge gleiche Arbeitszeit für alle Stationen entsprechende Anzahl an Gruppen bilden und Gruppentische einrichten die erste Station beginnt am eigenen Gruppentisch Festlegung des Stationenwechsels durch ein bestimmtes Signal  strukturiert den Ablauf und schafft Verbindlichkeit für die Bearbeitung transparente und nachvollziehbare Untergliederung in 1) Hinführung 2) Information und Besprechung 3) Phase des selbstständigen Arbeitens 4) Schlussphase sukzessive organisatorische und didaktische Erweiterung der Unterrichtsform bei nachfolgender Anwendung

6.4 Regeln für die Stationenarbeit (Middendorf)    

genaues Lesen und Befolgen der Arbeitsanweisungen Wiederherstellung der Ordnung an der Station für die nächste Gruppe Unterhaltung nur in gedämpftem Ton Festhalten der wichtigen Ergebnisse auf einem Laufzettel  strukturiert das Stationenlernen und gibt Überblick über die Lernfortschritte

6.5 Checkliste für Lehrkräfte zur Vorbereitung des Stationenlernens (Middendorf)     

Überblick über das Materialangebot für alle Lernenden Klarheit bei der Auswahl des Materials Transparenz der Ansprüche an das selbstständige Arbeiten ausreichender zeitlicher Rahmen klare und verbindliche Regeln für die Arbeitsweisen an den konkreten Stationen

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Vermeidung von Staus und Leerläufen durch entsprechende Ausstattung und Abfolge der Stationen Eignung des Materials für das selbstständige Arbeiten Differenzierungsmöglichkeiten an den konkreten Stationen Möglichkeiten zur Selbstkontrolle der Arbeitsergebnisse Ermöglichung von Erfolgserlebnissen für jeden Schüler Anpassung des Materials an unterschiedliche Lerntypen

6.6 Phasen bei der Arbeit an Lernstationen (Middendorf) 1) Phase der Hinführung: Motivation, Einstimmung, Gespräch, stummer Impuls, Anknüpfung an Vorwissen 2) Phase der Information und Besprechung: Vorstellung der Stationen durch einen Rundgang (durch Lehrer oder einzelne SuS) 3) Phase des selbstständigen Arbeitens und Übens: freies Arbeiten an den Angeboten, Kontrolle der Ergebnisse, Abheftung der Arbeitsblätter und Aufräumen der Materialien 4) Schlussphase: Beendigung durch ein vereinbartes akustisches oder optisches Signal, Auswertung und Würdigung der Arbeitsergebnisse, Gespräch über die Vorgehensweise beim Lernen und dabei aufgetretene Probleme (evtl. auch Zwischengespräche im Verlauf der Stationenarbeit)

7. Begründung des Lernens an Stationen 7.1 Ziele des Stationenlernens (Munser-Kiefer) → selbstständige Erarbeitung mit didaktisch aufbereitetem Material → Freiheit für die SuS: persönliches Arbeitstempo, Schwerpunktsetzung, Wahl der Zugangsweise zum Thema und der Sozialform → Individuelle Förderung → Lernfortschritt in fachlicher, sozial-kommunikativer und methodischer Sicht

7.2 Pädagogische Zielsetzungen (Faust-Siehl) → Die SuS erhalten innerhalb eines thematischen Rahmens Einfluss auf die Ziele und

Inhalte ihres Lernens → Der offene zeitliche Rahmen ermöglicht die Entwicklung und Bearbeitung eigener Fragestellungen  bietet Raum für die Entfaltung von Interesse → eigene Stärken können vertieft und ausgebaut werden → Einübung von konzentriertem Arbeiten führt zur Verbesserung von Konzentrationsfähigkeit und Arbeitsdisziplin

→ Die individuelle Arbeit wird stärker betont und in den Klassenunterricht eingebunden → Die SuS lernen selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten (sich die Zeit

einteilen, an Aufgaben herangehen, eine Reihenfolge festlegen, sich Hilfe holen)

7.3 Didaktische Aspekte des Stationenlernens (Middendorf)    

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Schüleraktivierung: Die SuS gehen aus ihrer Rolle als passiver Rezipient heraus und müssen bei der Erarbeitung eines Themas selbst aktiv werden Selbststeuerung: Die SuS bearbeiten das Thema gemäß ihren Lernvoraussetzungen und Interessen Selbstverantwortung: Die Lernenden übernehmen selbst Verantwortung für den eigenen Lernprozess Vertiefung, Festigung und Übung von Wissen (zur Einführung neuer Themen nur dann geeignet, wenn die thematisch-fachliche Struktur keine instruktionale Begleitung erfordert) ganzheitliches Lernen: Lernen mit allen Sinnen Veränderte Lehrerrolle: Lehraufgabe der Lehrkraft tritt zurück  Verlagerung der Aktivitäten der Lehrkraft auf die Vorbereitung  Möglichkeit, während der Durchführung auf einzelne SuS einzugehen

8. Grenzen des Lernens an Stationen (Middendorf)  

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mangelnde räumliche, organisatorische und personelle Rahmenbedingungen hoher Planungs- und Vorbereitungsaufwand, vor allem bei der Beschaffung von Materialien  Lösung: Das Kollegium sollte bei der Beschaffung und Erstellung von Material sukzessive zusammenarbeiten, damit sich der Vorbereitungsaufwand zunehmend reduziert Bedürfnis lernschwächerer SuS nach einem klar strukturierten lehrergelenkten Unterricht Motivation wird meist weniger durch die Inhalte, sondern durch die Art der organisatorischen Durchführung hervorgerufen o Spannungs-Entspannungsprinzip beim Wechsel von Stationen o Ansprechen verschiedener Sinneskanäle o freie Zeiteinteilung und freie Wahl der Sozialformen...


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