Lesen durch Schreiben - J Reichen PDF

Title Lesen durch Schreiben - J Reichen
Author Sarah Haras
Course Schriftspracherwerb 2 - Vertiefungsseminar
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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Summary

Zusammenfassung des Konzepts Lesen durch Schreiben von Jürgen Reichen...


Description

Jürgen Reichen – Lesen durch Schreiben Buch: Hannah hat Kino im Kopf Infos: - Reichen: Man hat erst gelesen, wenn man den Sinn verstanden hat. Wenn zB Bild Kuh: lesen im Kopf (Zuweisung von Bedeutung von Buchstabenfolgen) - Lernweg = Vorgenen orientiert sich an Kind + Entwicklungsstand + Berücksichtigung von Entwicklungsprozess und -dynamik - Reichen (1939-2009) studierte Psycho/Philo/Sozio in Basel + Lehrerseminar; seit 70 Konzept LdS = Versuch eines offenen, kommunikativen, selbstgesteuerten Unterricht, Vertreter des Spracherfahrungsansatzes - Seine Definition von Lesen: Auf einen Text blicken und im gleichen Moment (ohne inneres Vorlesen) verstehen, was er aussagt. (Nicht erst erschließen müssen) = Geistiger Selbstläufer wie wenn man Bild sieht (Problematisch: Leseanfänger auf alphabetischer Stufe  müssen Worte aneinanderreihen/auflautieren da noch nicht direkt aus Gedächtnis abrufbar, wie bei geübtem Leser)

Pädagogische Grundhaltung: - Jedes Kind neugierig + lernwillig, bei richtiger Anregung/Anleitung entwickelt es den notwendigen Lernstoff von alleine (eigenem Interesse folgend und gemäß Entw. Tempo) - Selbstgesteuertes Lesenlernen: lesedidaktische, lernpsychologische und schulpädagogische Grundlagen eines vom Schüler selbstgesteuerten SSEs. Grundüberzeugung: - Die meisten Kinder aus sich heraus lernfähig und lernbereit  methodische Maßnahmen stören eher als unterstützen - Leseunterricht am wirkungsvollsten wenn er unspezifisch ist  Kein Leseunterricht, zunächst kein lesen + lautes Vorlesen verboten (führt zur Stigmatisierung, Verlust Lesefreude, Aufmerksamkeit auf Fehlervermeidung statt Sinnerfassung) - Um Text zu verstehen braucht es Sprachkompetenz (Wortschatz), Hintergrundwissen (Sach/Welt/Lebenskenntnisse) und textentsprechende Intelligenz - Intensives Üben gleicher Texte wie in Fibeln ist überflüssig. Entscheidend stattdessen: Hinführung zu hoher Sprachkompetenz (erweiterter Wortschatz/Begriffe), Vermittlung einer systematischen Sach/Welt/Lebenskenntnis, intensive Denkschulung + Freude am Lesen und wenig Frustration - Buchstaben- Lautkenntnis nur beiläufiges Lernziel  Allgemeine + umfassende Förderung der Sprachkompetenz + aufgabenbezogene Arbeitshaltung - Lesen durch Schreiben = Lesenlernen ohne Leseunterricht: Entwicklung von Lesekompetenz/-freude durch eigenes Verschriften, implizites Lernen Verzicht auf Vermittlung der Buchstabenkenntnis, Leseübungen Lesekompetenz (nach individueller Zeitspanne) = Produkt des Schreibens (von selbst wenn nicht gezwungen/aufgefordert) Forderung unter dieser pädagogischen Perspektive: - Individualisierung des Lernens (Was Hänschen lernt, lernt er selbst) - Gemeinschaftsbildung (Hänschen lernt selbst aber nicht immer alleine) - Gesamtunterrichtliches Lernangebot (Hänschen braucht möglichst vielfältiges/reichhaltiges Lernangebot) Didaktisches Vorgehen:

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Erlernen der Lautstruktur Anlauttabelle Aufschreiben von Wörtern/Sätzen Schreibanlässe Formale Ansprüche an Schülertexte Korrektes Schreiben Entwicklung und Festigung der Lesemotivation

Die konstituierenden Prinzipien: - Lesedidaktisches Prinzip ( Lesen durch Schreiben) 1. - Lernpsychologisches Prinzip (Selbstgesteuertes Lernen) 2. - Schulpädagogisches Prinzip (Werkstattunterricht) 3.

1. Lesedidaktisches Prinzip: - Lesen = kognitiver, selbstgesteuerter Prozess und nicht didaktisch kontrollierbar  nur indirekte Hilfen; Ziel = beliebiges Wort in Lautkette zerlegen und phonetisch vollständig aufschreiben  Hinführung zur Lautstruktur, Zeichenstruktur und Zuordnungsregeln von Laut zu Buchstaben - Kind lernt Wort in seine Lautkette zu zerlegen und dann vollständig phonetisch aufzuschreiben - Kind kann alle Wörter der Welt schreiben (wenn sie das phonetische Prinzip + Lernweg kennen) - Lesekompetenz entsteht als automatisches Begleitprodukt - Buchstabentabelle/ Anlauttabelle dient als zentrales Hilfsmittel - Phasen des Schreibenlernens: 1. Einführung in das Prinzip des Schreibens und Lesens: Schüler lernt, dass Buchstaben Laute zugeordnet werden können und vv., einschl. Ausnahmen und Schwierigkeiten (PGK und GPK incl Laute mit 2 BS „eu/ei“ oder Sonderregelungen „Quark“ 2. Entwicklung grundlegender Lautkenntnisse: Schüler lernt Laute kennen und voneinander zu unterscheiden; kennt Bedeutung deutlicher Aussprache 3. SuS können mit Hilfe der Tabelle beliebiges Wort phonetisch korrekt aufschreiben: Entscheidende Stufe; Vorraussetzung: SUS können Wort in Einzellaute zerlegen 4. SuS können Sätze und Texte verschriften (mit Lücken nach Wort) 5. SuS haben Buchstaben- Lautzuordnung verinnerlicht, die Buchstabentabelle wird nicht mehr benötigt (Durch Vergegenwärtigung was schon geschreiben/noch fehlt (=Vorform von Lesen da Sinnesprüfung aber noch keine Entnahme) 2. Lernpsychologisches Prinzip – Selbstgesteuertes Lernen

Analogie von Sprecherwerb und Schriftspracherwerb Didaktik kann kontraproduktiv sein, RS Leistungen schlechter wenn trainiert, für Schreiben didaktische Maßnahmen aber förderlich - Lernen und Schreibenlernen durch kognitive Selbststeuerung (individuell & zufällig & aktiv) - Offenes Lernmaterial (Ab‘s, didakt. Spiele, Lern/Übungsprogramme zur Aktivierung des Denkens/Lerenens) - Mittelpunkt: Allgemeine Förderung und Erweiterung von Sprachkompetenz, Wahrnehmungsfähigkeiten, Lesefähigkeiten & aufgabenbezogene Arbeitshaltung - Prinzip der minimalen Hilfe (päd. Optimismus: SuS leisten mehr als man ihnen zutraut daher zurückhalten) - Präfigurationsprozesse - Soziales Lernen - Kognitive Aktivierung statt mechanisches Üben Aber: Kind lernt nicht von allein, sondern nur von selbst! -

3. Schulpädagogisches Prinzip – Werkstattunterricht: - Werkstatt: nicht alle machen gleiches, manche allein, manche zu 3, nicht überall Meister dabei - Schüler Arbeiten an Verschiedenem , allein oder in der Gruppe Z.T selbstständig ohne LK - Individualisiert und fächerübergreifen (Lerninteressen finden Beachtung) - Verschiedene Lernangebote (AB’s zu Sprache/Mathe, Sabefix Übungen, Lesestoff, musische Tätigkeiten, Versuche zu Maß/Gewicht) - Offene Unterrichtsform: kommunikativ/selbstgesteuert; Eingehen auf Lernprozesse/Entwicklung statt Curriculum - Organisation über Chefsystem (Herzstück) - Lehrer moderiert, betreut, regt an (indirekt), liefert Lernangebote - „halbe“ Unterrichtszeit Reichen gegen Balhorn - R. lehnt Üben der Lesetechnik als Entziffern/Nacheinanderlesen von PGK ab - Überzeugt, dass Lesen nicht erlernt wird, sondern plötzlich gekonnt - Wenn sein Lehrgang nach Konzept umgesetzt statt nur Anlauttabelle: keinerlei Buchstabentraining, kein Lesen mit Kindern, die es nicht können, kein Vorlesen - Gegen Sinnverdünnte Texte vorlesen und alle Buch vor sich, sondern was Kinder machen, wenn sie wissen wollen, was da steht - Lernen findet im Vorfeld des Könnens statt Unterrichtsmaterial (Paket) - Vorlesebuch & Hörbuch CC (Lara und ihre Freunde) - Lern-Bilderbuch mit Denktrainer - Werkstatt/Hausiblätter - Buchstabentabelle - Werkstattarbeit: erweitertes Material zb Sprach/Themenwerkstätte)

Traninerprogramme/PC-Programme,

Studien/Ergebnisse/Vergleiche BRD vs DDR DDR: Mindestwortschatz durch Lehrgang üben; Fokus auf visuelles Einprägen und bewusste Einsicht in Morphemaufbau; Doppelt so viele Wochenstunden, bedeutende Rolle der Rechtsschreibübungen Schweiz: Lesen durch Schreiben, selbstständiges lautorientiertes Verschriften, Offene Lernummgebungen BRD: Mischstichprobe offener und geschlossener Unterrichtsansätze, oft auch Verbindung beider

 Vergleich 1994: DDR startet stark und kann sich bis Klasse 4 etwas steigern, BRD startet schwächer und kann sich stark steigern, Schweiz startet stark, bricht etwas ein und kann sich am Ende etwas verbessern Vergleich von drei didaktischen Konzepten: (Längschnittstudie Weinhold 2006) - Arbeit mit Fibeln (Fara und Fu, Tobi) mit Konzept Lesen durch Schreiben mit Silbenanalytische Methode  keine klare Überlegenheit einer Methode - Erstes Schuljahr: Vglweise. hohe Graphemtrefferzahl im Schreiben bei Lesen durch Schreiben - Erstes + Zweites Schuljahr: Vorsprung der silbenanalytischen Methode und der Fibel vor Lesen durch Schreiben im Lesen 2018 Bonner Studie Kuhl/Rühr-Sendelmeier: Rechtschreiberfolg: hoch bei Fibel, generell gering bei Rechtschreibwerkstatt, gering mit kurzfristigem Erfolg bei LdS Einwände von Leßmann: - Studie will herausgefunden haben, dass FIbelkinder Rechtschreibung am besten lernen - Einwand 1: Es gibt nicht DIE Fibel  untersch. Konzepte/Methoden - Einwand 2: Studie nicht einsehbar - Einwand 3: Schreiben wird auf Rechtschreiben reduziert  Frage bleibt aus: wie viele Kinder, die mit jener oder mit welcher Methode unterrichtet werden können schreiben und wie gut Texte? https://www.welt.de/politik/deutschland/article181593808/Grundschulen-Wiegut-ein-Kind-schreiben-lernt-haengt-hierzulande-vom-Wohnort-ab.html https://www.beate-lessmann.de/783-bonner-studie.html

Faktencheck Hecker/Funke/Brügelmann Vorurteil: Schreiben nach Gehör schädlich daher verboten  lautorientiertes Schreiben behindert RS-Entwicklung anfangs nicht, wenn in Klasse 1 Schritt für Schritt auf orthographische Besonderheiten hin orientiert wird. Empirisch keine Vorteile für Fibellehrgänge oder begrenzten WS Kritische Würdigung: Positiv: - nachhaltige Beeinflussung der did. Überlegungen zum SSE durch Fokussierung auf Phonologie - Grundlage für entwicklungsorientierten SSE - Anlauttabelle wichtiger Baustein zum L&S zu Beginn - Alle Buchstaben werden von Anfang an verwendet - Aktives Lernen - Reichhaltiges Materialangebot zur Auswahl - Individuelles und soziales Lernen - Problem der Sinnentnahme fehlt, da Kind weiß, was es schreibt - Kein Bloßstellen Schwächerer durch lautes Vorlesen - Selbstständiges Lernen - Verfahren zwingt zur sorgfältigen auditiven Analyse

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Hohe Motivation durch kommunikative Funktion von Schrift Kinder entwickeln von Anfang an Rechtschreibbewusstsein Kinder schreiben aus persönlichem Umfeld, dadurch entstehen keine Schreibhemmungen Kind ist der Meinung, es habe selbst Lesen gelernt

Evtl 3 Prinzipien positiv: Lesedid. - Der Lehrer hat wenig gemacht, damit die Kinder schreiben lernen. Er hat Material bereitgest. - Es gibt weniger Belehrung. - Am Anfang wird wenig korrigiert. - Kinder schreiben auf, was sie erlebt haben. - Kinder können viel. - Sie machen nach dem herkömmlichen Verständnis viele Fehler, aber sie machen tolle Fehler u nd immer wieder - andere Fehler. - Die Kinder haben Freude am Schreiben. - Kinder machen tolle Fehler, immer andere. - Plötzlich (irgendwann einmal) können die Kinder lesen, ohne Belehrung durch den Lehrer. - Kinder lernen zunächst zu schreiben und dann zu lesen. Lernpsych. - Kinder sind klüger als Lehrerinnen und Lehrer. - Kinder können außerordentlich klug sein. - Kinder wissen um die Schwierigkeiten der Welt und die Bosheit der Menschen. - Am Anfang der Didaktik steht die Idee, dass Kinder selbständig lernen sollen. - Alles was Kinder lernen, lernen sie selber. - Kinder lernen besser und mehr, wenn sie miteinander und voneinander lernen. - Es ist wichtig, Kompetenzen und Verantwortungen an die Klasse abzugeben, damit die Kinder selbsttätig und selbständig lernen. - Es ist sehr wichtig, Kindern Gelegenheit zu geben, anderen einen Sache zu erklären. Werkstatt: - Der Unterricht soll eine bunte Werkstatt und nicht wie Schule sein. - Der Lehrer ist kein Dirigent, sondern fungiert als Trainer / Coach. - Es gibt verschiedene Werkstätten zu verschiedenen Themen. - Die Schüler sind verantwortlich für einen Bereich: Chefsystem. - Jeder Chef will seine Sache beherrschen. - In der Werkstatt gibt es vielfältige und spannende Aufgaben. - Der Lehrer wirkt als Vorbild – er arbeitet an seinen Sachen. - Die Art und die Reihenfolge der Bearbeitung der Aufgaben entscheiden die Schüler selbst. - Die Schüler geben sich gegenseitig Noten. Der Chef betreut und beurteilt, damit werden die Noten relativiert. - Der Werkstattunterricht fordert ein hohes Maß an Selbstorganisation. Negativ: -

Schwierigkeiten im Umgang mit Anlauttabelle (nicht immer schlüssig zB F vs V) Schreiben auf Kosten des Lesens (Vernachlässigung selbstständigen, leisen Lesens  Herausforderung zum Umgang mit Büchern fehlt Bedeutung von Teilleistungen im Lesen werden heruntergespielt Scheerer-Neumann: Lesen nur als Sinnverständnis definiert und keine Lautanalyse; Schreiben mehr als nur Aufschreiben von Gedanken. Kinder brauchen Lesen um Schreiben zu kontrollieren. Kinder lesen auch wenn nicht gefordert und hohe Korrelation zwischen Fähigkeit Lautanalyse und Synthese. Bei Lautorientierten Schreiben werden auch Teilprozesse des lautorientierten Lesens geübt.

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Schründer-Lenzen: Kritisiert Ansichtm dass Didaktik unnötig/kontraproduktiv/unwichtig oder dass RSLeistung schlechter je mehr trainiert + Materialien dienen nicht Vermittlung von L&S und folgen keiner päd/did Analyse + selbstgesteuertes lernen zufällig, unbewusst und ohne willentliches Zutun + kein Üben von L&S, keine visuelle Unterstützung für Lesen, keine wechselseitige Unterstützung von L&S + keine Anregung durch Textsortenvielfalt + Unterbindung des kommunikativen Aspekts des Schreibens + eindimensionaler Lesebegriff auf Blitzlesen + Gefahr für Schwache SuS weil kein übendes Lesen und kein phonol Rekodieren von Wörtern + keine Vorbilder für Richtig-Schreiben.

Konsequenz: - Positive Aspekte einbeziehen - Vernachlässigte Aspekte durch weitere strukturelle Maßnahmen erweitern - Erweiterung in Spracherfahrungsansatz + entwicklungsorientierten SSE...


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