Zusammenfassung - Schreiben und Textproduktion PDF

Title Zusammenfassung - Schreiben und Textproduktion
Course Einführung in die Ältere deutsche Sprache und Literatur
Institution Universität Paderborn
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Zusammenfassung - Schreiben und Textproduktion...


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Zusammenfassung - Schreiben und Textproduktion Schreiben als Lernbereich • Verfassen von Texten schließt kontinuierliche Verknüpfung mit übrigen Kompetenzbereichen des DU mit ein" • Schreiben von Texten ist das ‚am stärksten integrative Handlungsfeld des Deutschunterrichts‘"

Aufsatzdidaktik (historisch) • Textproduktion im Rahmen des Rhetorikunterrichts an Schulen und Universitäten (Reden, Aufsätze usw., Stilbetonung)" • Schreiben diente der Analyse bzw. Aufgabenlösung " • Mitte des 19. Jh. Forderung nach Schreiben in Volksschulen " • Ab spätem 19. Jh. steht Aufsatzunterricht im Mittelpunkt der Textproduktion: zunächst freier und später sprachschaffender/sprachgestaltender Ansatz → Bis weit in die Hälfte des 20. Jh. gültige curriculare Kategorisierungen Traditionelle Aufsatzdidaktik • Lehre und Bewertung stark produktorientiert " • Vermittlung von Textsorte an ausgewählten Textsortenmerkmalen " • Produkte der Schüler wurden nach diesen Merkmalen bewertet/benotet " → lediglich das Schreibprodukt ist von Interesse" (Pohl 2017)" Textsorten im Aufsatzunterricht • Erzählung" • Beschreibung" • Bericht" • Erörterung " Begründungen für die Textsorten • Bedeutung für Schüler " • Alle Texte können diesen Textsorten zugeordnet werden (Systematik)" • Definition über grundlegende Merkmale " • Bewertungsgrundlage für Lehrkraft " • Curricula Zuordnung, altersentsprechend für Schüler (beginnend: Erzählung, Abschluss: Erörterung)" (Köller 2016)"

Von der Aufsatzdidaktik zur prozessorientierten Schreibdidaktik Gegenbewegung: Kommunikative Wende in den späten 1960er und 70er Jahren • Schreiben als kommunikativer Anlass"

• Adressat (Leser) im Zentrum → Konzeption auf Leser ausgerichtet " • Reale Schreibanlässe " • Merkmale: Adressatenbezug, Schreibintention, Situationsangemessenheit " → Neue Textsorten: Briefe, Reportagen, Werbetexte etc." 70er Jahre bis 90er Jahre: Neue Schreibformen • Freies Schreiben " • Kreatives Schreiben " • Literarisches Schreiben " 80er Jahre • Kognitive Wende: Schreiben als kognitiver Konstruktionsprozess" • Verfasser als Schreibsubjekt" • Schreiben als Prozess" Freies Schreiben • Freie Wahl der Textsorte, ggf. Themenvorgabe" • Freie Wahl der Hilfsmittel und Materialien " • ggf. Freie Wahl des Schreibsettings (Zeitpunkt, Ort, Art, usw.)" • Weitestgehend Verzicht auf Vorgaben" • Völlig individualisiertes Vorgehen " • Schreiben als Vorgang der Äußerung " • Schreiben als Akt der Befreiung " • Schreiben als Mittel des Denkens " Kreatives Schreiben • Schreiben nach eigenen (kreativen) Vorgaben " • Schreiben als Prozess" • Schreiber ist autonom " • Schreibimpulse werden gegeben oder selbst erarbeitet " • Annahme: Kreativität ist anreg- und anstoßbar (Brainstorming, Mindmapping, Clustering, Schreibspiele etc.)" • Schreiben als Mittel des Denkens und Strukturierens" • Schreiben zum Entdecken von Themen " • Schreiben zum Erlernen von Textstrukturen " Literarisches Schreiben • Man orientiert sich formal an literarischen Formen (lyrisch, episch, dramatisch)" • Vorgegeben Strukturen, aber freier als klassisches Aufsatzschreiben " • Kreatives Schreiben ggf. als Vorstufe " • • • •

Schreiben als kreatives Element " Schreiben als kulturelles Element " Schreiben zum Verständnis literarischer Formen " Schreiben als Mittel zur Interpretation von Literatur "

Heutige Schreibdidaktik Empirische Schreibdidaktik • Muster-Orientierung (Textform, Textsorte) = Hilfe für Schüler " • Stark normierte Gebrauchstextsorten lassen sich durch freies/kreatives Schreiben nicht üben (Bewerbung, Formularhaftes etc.)" Aktuelle Schreibdidaktik • Mittelweg (Balance) zwischen " • Freien Schreibformen und " • Festgelegten Textsorten " • Textmuster „nur“ Hilfe: Schreibaufgaben durchschaubarer machen und den Schreibprozess entlasten (→ nicht bestimmen!)" • SuS sollen für verschiedene Schreibfunktionen passende Texte schreiben können "

Funktionen des Schreibens Fünf Funktionen des Schreibens nach Ossner (1996) 1. Für sich schreiben (z.B. Tagebuch)" 2. Für andere schreiben (z.B. Wegbeschreibung, Roman)" 3. An andere schreiben (z.B. Brief)" 4. Schreiben zur Gedächtnisentlastung (z.B. Notizen, Einkaufsliste)" 5. Schreiben zur Erkenntnisgewinnung (z.B. Erörtern eines Sachverhalts)" Prozessorientierte Schreibdidaktik • Durch Veränderungen in den Achtzigerjahren kamen Prozessaspekte direkt in zweifacher Hinsicht in den Blick:" • Einmal mit Bezug auf den -sehr komplexen - Schreibprozess und zum anderen hinsichtlich der zur Ausbildung von Schreibkompetenzen eigentlich notwendigen Schreibentwicklungsprozesse" (Pohl 2017)" • Neue Schreibforschung: Schreiben ist ein Prozess, nicht nur Produkt → Entstehung und Entwicklung des Textes ebenfalls von Bedeutung " • 3 Phasen:" • 1. Planen" • 2. Formulieren " • 3. Überarbeiten "

Das Schreibprozessmodell von Hayes/Flower (1980)

Kritik am Modell von Hayes & Flower: • Einseitigkeit des Modells" • Expertenausrichtung (planvolles, partnerbezogenes, kommunikatives Handeln)" • Nicht-Übertragbarkeit auf Schreibnovizen" • Erwerbsprozesse nicht abgebildet " • Ludwig (1983) ergänzt: motivatonale und motorische Prozesse" • Teil-Schreibprozesse sind nicht linear festgelegt, sondern rekursiv" • „Der Schreiber kann rekursiv, von nahe zu jedem Ausgangspunkt, an dem er sich gerade befindet, in jede andere Phase im Schreibprozess wechseln und dort seine Überarbeitungen vornehmen. Er kann zu jeder Zeit noch einmal in die Phase des Planens oder der Ideensammlung zurückkehren und sogar seine Gliederung noch einmal verändern.“"

Bildungsstandards im Hinblick auf „Schreiben als Prozess“ • SuS gestalten den Schreibprozess selbstständig und verfassen ihre Texte bewusst im Zusammenhang von Schreibabsicht, Inhaltsbezug und Verwendungszusammenhang" • Dabei greifen die Teilprozesse des Schreibens ineinander: Texte planen, aufschreiben und überarbeiten " Kompetenzen am Ende der 4. Klasse Die SuS" • Klären Schreibabsicht, Schreibsituation und Adrssatenbezug und" • Vereinbaren Schreibkriterien " • Planen Texte mit verschiedenen Methoden " • Verfassen Texte verschiedener Textsorten funktionsangemessen " • Beraten über die Wirkung ihrer Textentwürfe auf der Grundlage der Schreibkriterien " • Überarbeiten ihre Entwürfe in Bezug auf die verwendeten sprachlichen Mittel (z.B. Wortwahl, Satzbau, Gliederung, grammatische und orthographische Richtigkeit)" Überarbeiten Methode:" • Randbemerkungen " • Textlupe" • Schreibkonferenz"

In einer Schreibkonferenz setzen sich etwa vier Personen zusammen:" 1. Der Verfasser des Textes " 2. Zwei Kinder, die sich besonders auf den Text vorbereitet haben " 3. Ein Platz bleibt leer (kann von jedem Kind aus der Klasse übernommen werden, dass sich zum erörterten Text äußern möchte)" → Die Berater geben dem Autor nach dem Vorlesen des Textes Überarbeitungshinweise nach bestimmten Kriterien "

Das Entwicklungsmodell von Bereiter 1980 3 Dimensionen und 5 Stufen:" • 1. Stufe: Assoziatives Schreiben: Schüler schreiben so, wie es ihnen einfällt (knowledge telling) (Prozess)"

• 2. Stufe: Performatives Schreiben: bestimmte Schreibkonventionen werden berücksichtigt (Nomen, Wortabstände, Lernwörter werden richtig abgerufen) (Produktion)" • 3. Stufe: Kommunikatives Schreiben: Leser wird mit einbegriffe, Schreiben wir auf Adressaten ausgelegt (Leser)" • 4. Stufe: Reflektiertes Schreiben: Schreiber fängt an, sein eigenes Produkt selber zu bewerten " • 5. Stufe: Epistemisches Schreiben: Schreiben als Erkenntnisgewinnung; wird zu integralem Bestandteil des Denkens " → idealtypisch, zeigt Entwicklungslinien aber nicht den tatsächlichen Verlauf "

Das Entwicklungsmodell von Bereiter 1980 in der Fassung von Baurmann • Bereiter zeigt entwicklungspsychologisch sechs schriftsprachliche Fähigkeiten, die innerhalb der Schreibentwicklung zunehmend zu je einem anspruchsvolleren Schreibmodus miteinander verknüpft werden."

Schreibkompetenz prozess- und produktorientiert • Schreibhandlungen führen zu Produkten." • Infolgedessen ist der prozessorientierte eine produktorientierte Sicht zur Seite zu stellen." (Baurmann/Pohl 2017)" "

Schreibarrangements und Schreibmethoden Erkenntnisse der neueren Schreibforschung Schreiben ist auch Kommunikation (und somit adressatenbezogen) • Schreiben ist immer auch ein kommunikativer Vorgang " • Lehrer sollten Schreibziele bestimmen und Schreibaufgaben mit echten kommunikativen Anliegen stellen " • Schüler (und Lehrer) sollen auf Textverständlichkeit und Textzusammenhang (Kohärenz) achten, die dem Leser das Aufnehmen und Verstehen erleichtern " • Verstärkt auf sprachliche Mittel achten, die Texte zusammenbinden " Grundmuster kompetenzfördernden Schreibunterrichts - integrierte Schreibaufgaben Vier verschiedene Modi der sinnvollen Integration mit dem Ziel, dass der Gesamtzusammenhang des Lernens erst bzw. intensiver erfasst wird:" • 1. Lernbereichsübergreifend im Deutschunterricht • z.B. Überarbeitungen werden mit „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ verknüpft " • 2. Textproduktionen als integraler Bestandteil einer themenorientierten Unterrichtsreihe • z.B. werden Texte zum Thema XY gelesen und geschrieben "

• 3. Textproduktion als Lernmedium im Fachunterricht • z.B. Verfassen einer naturwissenschaftlichen Beschreibung, Textaufgaben beantworten " • 4. Textproduktion als Teil eines (realen) Projekts/Vorhabens • z.B. Umgestaltung des Schulhofs (Befragung, Planung, Behördenbriefe)" (Baurmann/Pohl 2017)"

Fazit • Lernende benötigen sinnvolle und schreibdidaktisch herausfordernde Schreibarrangements • Wiederholte Schreib- und Übungsgelegenheiten (→ Entwicklungszeit)" • (unterstützende) gezielte schreibdidaktische Methoden • Erst durch Schreiben wird dem Menschen die kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht, daher muss es in der Schule fortwährend trainiert werden " → Denn, wer nicht gut schreiben kann, ist in seinen Möglichkeiten, in der Gesellschaft mitzuwirken, erheblich beeinträchtigt!...


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