Title | Medien teil1 |
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Author | julie trompette |
Course | Medien und Kommunikation |
Institution | Universität Trier |
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Medien teil1 WS 17....
Universität Trier Fachbereich IV
09.02.2018
Vorlesung: Medien und Kommunikation WS 2017/18 Dozent: Dr. Nicole Zillien
Vorlesung 1: Wirkungsforschung -
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Medienbegriff: Medien sehr vielfältig (Liebe, Geld, Macht, etc. auch Medien) Kommunikations- Massenmedien (enger Medienbegriff) o Dimensionen von Kommunikationsmedien (Beck, 2006) Übertragungs – Verarbeitungs – Speichertechniken Zeichensysteme (Vermittlung) Soziale Institutionen (Normen, Regeln) Organisation (juristisch, ethisch,…) Medienwirkungen o S-R-Modell (Medium Stimuli Rezipient Response) o Theorie der Massengesellschaft (Sender-Empfänger-Modell) o Instinktpsychologie (1900 – 1940) Wäre eine naive Betrachtung von Wirkungsprozessen (so nie passiert in der Medienwirkungsforschung!) o Phasenmodelle Selbst grobe Phasenmodelle nicht nachweisbar! 1
Definition: „Unter Wirkungen der Massenmedien werden im Allgemeinen alle Veränderungen verstanden, die ganz, partiell oder in Wechselwirkung mit anderen Faktoren auf Medien bzw. deren Inhalte zurückgeführt werden können. Damit sind sowohl Phänomene auf der Mikro-Ebene als auch auf der Makro-Ebene gemeint. Langfristige und kurzfristige, direkte und vermittelte Wirkungen werden ebenso untersucht wie Wirkungen in Form von Veränderungen und Stabilisierungen.“ (Brosius, 2003) Medienforschung o Neuman / Guggenheim 2011: The evolution of Media Effects Theory 29 zentrale Theorien Untersuchung von 20.000 Artikeln und 5.000 Journals der letzten 50 Jahre o 1. Hypothese: kumulative Entwicklung o 2. Hypothese: 3-Phasen-Modell und Idee von starken/schwachen Medienwirkungen noch präsent in der Forschung 6-Phasen-Modell 1. Persuasionstheorie 2. Theorie des aktiven Publikums 3. Sozialkontexttheorie 4. Sozial- Mediumstheorien 5. Theorie der Themenstrukturierung 6. Theorie der Neuen Medien Chronologische Kumulation o
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Vorlesung 2: Nachahmungseffekte -
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Der Selbstmord (Durkheim) o Nachahmung nur marginal o Vier Selbstmordtypen (egoistisch, altruistisch, anomisch, fatalistisch) o Determinante = gesellschaftliche Einbindung Anstieg der Raten in Zeiten der Anomie Werther-Effekt (Leiden des jungen Werther, Goethe 1774) o Fiktionale Selbstmorde führend zu Nachahmung o Verbot Werthers 1775 in Leipzig Influence of Suggestion on Suicide (David Philipps 1974) o Daten: Titelseiten großer Zeitschriften National postwar suicide statistics (american and british statistics) o Vergleich beobachteter – erwarteter Suizidraten o Ergebnisse: Je länger der Artikel kursiert desto größer die Suizidrate Je mehr Zeitschriften mit demselben Bericht desto höher die Suizidrate Anstieg nur in publizierender Region o Alternative Erklärungen (gestestet und abgelehnt!) Trauerthese Drittfaktoren Falsche Beeinflussung o --> „Werther effect is caused by newspaper publicity…“ Aktuelle Forschung: Pirkis / Blood 2010 Metastudie o Aufarbeitung aller englischsprachigen empirischen Studien 2
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97 Stück (descriptive und analytische Studien) o Bestätigung des Werther-Effekts! Prävention: o Pressekodex o Regeln der deutschen Gesellschaft für Suizidprävention Um Identifikation mit Tätern zu verhindern!
Vorlesung 3: Öffentlichkeitstheorien -
Öffentlichkeit als Bezugsgröße etliche Definitionen! Verschiedene Forschungsansätze Wissensch. Paradigma Träger der ÖM Relevante Akteure Entstehung v. Meinung
Demoskopisch Empirischer Kausalansatz Individuum Alle Bürger Individuelle Meinungsbildung
Rolle d. Massenmedien
Beeinflussung von Individuen
Öffentlichkeitsbegriff
Individuelle Meinungen betreffen öffentliche Themen Momentaufnahme von Meinungen Einstellung Dominierende Einstellung
Zeitperspektive „Meinung“ „öffentliche Meinung“
Diskursiv Theoretische Strukturanalyse Kollektiv Elite-Akteure Deliberativer Meinungsaustausch in Dialogen Arena öffentlicher Meinungsäußerungen Öffentlichkeit als Raum für Diskurse Diskurs als Prozess Öffentlich geäußerte Meinung Meistausgesprochene Meinung
Diskursive öffentliche Meinung (Habermas) Öffentlichkeit als zentrale Kategorie Prozess eines nationalen Diskurses Herrschaftsfreier, demokratischer Diskurs möglichst vieler Teilnehmer Kernidee der Demokratie Empirische Untersuchungen fast nicht möglich! o Demoskopische öffentliche Meinung (Schweiger/Weihenmöller, 2008) Individuelle Motive Meinungsforschung Meist aggregierte Einzelmeinungen Medien als Einflussfaktor Empirische Untersuchungen möglich! Grundmerkmale / Funktionen von Öffentlichkeit o Öffentlichkeit als Kommunikationssystem o Öffentlichkeit als intermediäres System (Vermittler) Gesellschaft ist funktional differenziert Strukturtheorie o Systeme haben eigene Codes o Systeme entwickeln eigenen Organisationen Übergeordnete Rolle der Politik (Doppelstellung) o Problemadressat (Input) o Problemlöser (Output) Steuerungsrecht über andere Teilsysteme Wird selbst durch Demokratie kontrolliert Besonderer Bedarf von Klientelrollen, die gemeinsam Öffentlichkeit bilden Ergänzung zum Wahlakt! o
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Grundmerkmale von Öffentlichkeit: o Spezifisches Kommunikationssystem o Unabgeschlossenheit des Publikums o Status egal Laienkommunikation Zentrale Prozesse von Öffentlichkeit o Informationsinput Wahrnehmen der Interessen von Bevölkerung und Politik o Informationsthroughoutput Ordnung herstellen o Informationsoutput Übersetzen von Infos in Entscheidungen Ebenen von Öffentlichkeit nur teilweise miteinander vernetzt! o Encounters (Begegnungsöffentlichkeiten) Zufällige Interaktionen Relative Strukturlosigkeit Episodencharakter o Öffentliche Veranstaltungen (Themenöffentlichkeiten) Thematisch zentriert Mehr Voraussetzungen o Massenmedienkommunikation (Medienöffentlichkeiten) Dauerhaft wirksam Noch mehr Voraussetzungen Beeinflusst in erster Linie die öffentliche Meinung
Vorlesung 4: Wissenskluftforschung -
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Demokratietheoretische Idee Hohe Verantwortung der Medien Anfänge (Hyman / Sheatsley 1947) o Infragestellung der gleichmäßigen Wissenssteigerung durch Massenmedien o Es existiert ein harter Kern von „know-nothings“ o Bildungseffekt! Minnesota-Team (Tichenor et al, 1970) o These der wachsenden Wissenskluft o Annahmen/Voraussetzungen: Primär politisches / wissenschaftliches Wissen Nur „neues“ Wissen Kumulative Aneignung von Wissen o Relationen verändern sich (Dysfunktionaler Negativeffekt!) 1) höhere Bildung = höhere Medienkompetenzen 2) höhere Bildung = höheres Vorwissen 3) höher Gebildete = relevantere Sozialbeziehungen 4) höhere Gebildete = selektieren Informationen 5) Printmedien haben Fokus auf Höhergebildete Empirisch nachgewiesen! o Zwei verschiedene Operationalisierungen! Längsschnittdesign (bildungshohe Gruppe über Zeit stärkerer Wissenszuwachs) Korrelation Bildung – Wissen Querschnittsdesign (Korrelation Bildung – Wissen höher wenn höhere Publizität) o Daten: (4 Studien) 4
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Diffusionsstudie (Kenntnisnahme mehrerer Ereignisse) Wirkung von informationskampagnen Zeitungsstreik Feldexperiment zu Textverständnis (Primärstudie) o Ergebnis: Massenmedien verstärken Ungleichheit! o Viel Kritik anschließende Modifikationen der Thesen! Kaum Wissensklüfte bei lokalpolitischen Ereignissen Auch bei Meldungen mit Konfliktpotential Weiterentwicklung des Ansatzes (Saxer 1978 / Bonfadelli 1994) o a) Determinanten: Bildung, Motivation, Funktionalität neue „Differenz-Perspektive“ (Kritik an „Defizit-Perspektive“) individuelle Motivation ist unterschiedlich Motivation = zentrale Determinante Kwak 1999: Zusammenhang von Status – und Motivations-Determinanten Zusammenhangsmodell Konkurrenzmodell Kontingenzmodell (statusbezogene Wissensklüfte in Abhängigkeit vom Motivationsniveau) o b) Klüfte: Wissen und Handeln immer nur Wissensfragen! o c) Medien: Print, Fernsehen, internet Ur-Studie nur Printmedien Fernsehen als „knowledge-leveler“ Internetnutzung korreliert mit Bildungsgrad
Vorlesung 5: Schweigespirale -
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Noell-Neumann 1965 Medienwirkungsforschung Theorie der öffentlichen Meinung Öffentliche Meinung: o Demoskopische öffentliche Meinung o Diskursive / deliberative öffentliche Meinung o Öffentliche Meinung als soziale Kontrolle Sozialpsychologischer Prozess der die menschl. Gesellschaft zusammenhält Öffentl. Meinung: wertgeladene, moralische Meinungen Macht: o „Regierung beruht auf Meinungen“ o Isolationsfurcht des Einzelnen [Asch-Experiment] Isolationsfurcht steigt mit Größe der Öffentlichkeit Prinzip der Schweigespirale: o Reden – Schweigen o Ausbreiten von Meinungen verstärkt sich selbst o Schweigen schwächt Meinung noch mehr Verunsicherung o Prozess der Schweigespirale Pluralistic ignorance o „jeder glaubt, dass alle anderen daran glauben, während in Wirklichkeit keiner dran glaubt“ 5
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Doppeltes Meinungsklima o Einschätzung des Medienklimas unterscheidet sich signifikant nach Mediennutzung o Nur wenn Einschätzung der Bevölkerung und die Meinung unter Journalisten auseinanderfallen Methoden: o 1. Demoskopische öffentliche Meinung o 2. wahrgenommene Mehrheitsmeinung (Auto-Test) o 3. Tendenzen o 4. Redebereitschaft / Schweigetendenz (Bahn-Test) o 5. Wertgeladenheit o 6. Medientenor Konzept der Schweigespirale (zentrale Aspekte): o Furcht vor sozialer Isolation o Ständiges Beobachten der öffentlichen Meinung o Isolationsdruck auf andere o Bei Isolationsdruck Schweigen o Bei Unterstützung Reden setzte Schweigespiralprozess in Gang o Nur emotional aufgeladene Themen o Bei kontroversen Themen o Tatsächliche Stärke des Meinungslagers egal o Massenmedien haben großen Einfluss o Isolationsfurcht unterschwellig o Öffentliche Meinung kann sich ändern o Intergrationskonzept der öffentlichen Meinung
Vorlesung 6: Aggenda-Setting -
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Starke Medienwirkungen [Selektionsproblem der Medien als Gatekeeper] „worüber nachgedacht wird!“ Chapel-Hill-Studie (McCombs / Shaw 1972) „The Agenda Setting Function of the Mass Media“ o These: Medien /-Bevölkerungsagenda korrelieren o a) Medienagenda: Inhaltsanalyse der Medien o b) Publikumsagenda: representative Umfrage von unentschiedenen Wählern Korrelation der hierarchischen Rangfolgen o Ergebnis: nahezu perfekte Übereinstimmungen o Jedoch!: Kritik (gleichzeitige Erhebung, nur 100 Befragte, etc…) Über welche Themen wird stark geredet (S-R-Modell, Ursache – Wirkung) „Trigger-Events“ rascher Zuwachs Zuerst Aufmerksamkeit der Medien, dann der Bevölkerung Medienagenda ---> Publikumsagenda o Aufmerksamkeitsmodell (Aufmerksamkeit) o Thematisierungsmodell (Thema) o Themenstrukturierungsmodell (Rangfolge) Wechselseitige Einflüsse von o Medienagenda (Inhaltsanalysen) o Publikumsagenda (Umfragen) o Politische Agende (Dokumentenanalysen) 6
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Untersuchungsdesigns o Querschnittsdesigns (Erhebung von Medien/Publikumsagenda zum selben Zeitpunkt) o Längsschnittdesign (Erhebung zu je zwei aufeinanderfolgenden Zeitpunkten) o Aggregatdaten Keine individuellen Mediennutzungen Risiko ökologischer Fehlschlüsse (Zusammenhang auf Aggregateben, als Zusammenhang auf Individualebene interpretieren) o Invidualdaten Einzelne Erhebungen Drittvariablenkontrolle möglich Aktuelle Forschung: o Agenda-Building: bewusste Themenplatzierung o Agenda-Cutting: Ausblenden/Vermeiden von Themen o Agenda-Surfing: strategisches Platzieren von Themen o Priming (kognitiv): vermehrte Darstellung von Themen o Framing: unterschiedliche Rahmung von Themen
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