Portfolioaufgaben: Kurze epische Texte im Literaturunterricht PDF

Title Portfolioaufgaben: Kurze epische Texte im Literaturunterricht
Author Anna Stockmeier
Course Zentrale Aspekte der Grundschulpädagogik in Theorie, Praxis und Forschung
Institution Universität Passau
Pages 27
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Summary

1. Portfolioaufgabe (PFA): Erklärung der Metapher „Texte-Kosmos“
2. PFA: Epische Kurzformen
3. PFA: Fachterminus „Lesekompetenz“
4. PFA: „An manchen Tagen“ von Nadja Einzmann
5. PFA: Lernaufgaben im Literaturunterricht von Iris Winkler
6. PFA: Klärung des Begriffs „Lite...


Description

1. Portfolioaufgabe (PFA): Erklärung der Metapher „Texte-Kosmos“ .........................2 2. PFA: Epische Kurzformen ........................................................................................4 3. PFA: Fachterminus „Lesekompetenz“ ...................................................................... 6 4. PFA: „An manchen Tagen“ von Nadja Einzmann ..................................................10 5. PFA: Lernaufgaben im Literaturunterricht von Iris Winkler...................................13 6. PFA: Klärung des Begriffs „Literarisches Lernen“ .................................................14 7. PFA: Unterrichtliche Ideen zur Sage „Der Rattenfänger von Hameln“ ..................18 8. Anhang .................................................................................................................... 21 9. Literaturverzeichnis.................................................................................................25 10. Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................26 11. Eigenständigkeitserklärung ...................................................................................27

1. Portfolioaufgabe (PFA): Erklärung der Metapher „Texte-Kosmos“

Den (Deutsch-)Lehrern/Lehrerinnen steht ein umfangreicher „Texte-Kosmos“ zur Verfügung. Um diese Metapher zu verstehen und erläutern zu können, ist zunächst die Begriffsklärung des Terminus Kosmos äußerst hilfreich. Ein Blick in unser Weltall zeigt dabei nicht nur die unendliche Ausdehnung des Universums, sondern weist auch gleichermaßen das Vorhandensein vieler komplexer Strukturen auf. So lässt sich erkennen, dass der Kosmos gefüllt mit Milliarden Galaxien, Sonnensystemen und seinen Sternen zum Teil unvorstellbare Ausmaße erreicht. Durch die Metapher „Texte-Kosmos“ werden allen (Deutsch-)Lehrern/Lehrerinnen zur Verfügung stehenden Texte mit der uns größten bekannten Dimension, dem Weltall, verglichen. So soll zum Ausdruck gebracht werden, dass sich im Laufe der Zeit ähnlich dem Kosmos und seiner Komplexität, im übertragenen Sinne, sich die Literatur mit ihrer Vielfältigkeit von Texten entwickelt hat. Abgesehen davon, lassen sich die verschiedenen Textsorten ebenso wie das Universum in unterschiedlichste Strukturen aufteilen. Vergleichbar den aus vielen Sonnensystemen bestehenden Galaxien, weist die Gesamtheit aller Textarten gewisse Unterscheidungsmerkmale auf, anhand derer sie sich von anderen abgrenzen lassen. Der „Kosmos“ der Texte kann hierbei im übertragenen Sinne mit insgesamt vier Galaxien verglichen werden. Diese Einteilung kommt dadurch zustande, dass die Gesamtheit der Texte anhand zweier Unterscheidungsmerkmale in mehrere Kategorien aufgeteilt werden kann. So handelt es sich bei jeder Textform entweder um einen literarischen oder nicht-literarischen Text und zusätzlich um einen Printtext oder eine anders mediale Textart. Verglichen mit den Sonnensystemen innerhalb der Galaxien ergeben sich dabei weitere Unterscheidungsmerkmale, um Texte zu kategorisieren. Handelt es sich um die „Galaxie: Literarische Texte und Printtexte“, so besteht diese aus Sonnensystemen, die im Fach Deutsch ihre drei großen Gattungen Lyrik, Epik (Langepik, Kurzepik) und Dramatik widerspiegeln. Bei genauerer Betrachtung lassen sich diese literarischen Gattungen vergleichbar den unzähligen Sternen innerhalb eines Sonnensystems erneut beinahe endlos unterteilen. Greift man dabei z. B. die Gattung der Kurzepik heraus, so zählen hierzu unter anderem folgende Textarten: Märchen, Sage, Schwank, Legende, Fabel, Kurzgeschichte, Erzählung, Kalendergeschichte, Witz, Parabel, Satire sowie die Anekdote. Dabei kann das Märchen „Schneewittchen“ der Gebrüder Grimm exemplarisch als einer von Millionen Sternen innerhalb dieser Galaxie genannt werden. Dieses Märchen lässt sich in die Gattung der Kurzepik einordnen und dient daher als literarischer Text. Zudem wurde „Schneewittchen“ von den Gebrüdern Grimm in der großen Ausgabe der - 2! -

„Kinder- und Hausmärchen“ im Jahr 1850 veröffentlicht und wird demnach als Printtext eingestuft. Ebenso in die erste Galaxie und in die Gattung der Kurzepik einordnen lässt sich beispielsweise auch die Legende „Der heilige Nikolaus“ sowie die bekannte Fabel „Der Igel und der Hase“. Während Märchen eine gewisse Raum- und Zeitlosigkeit vermitteln, Legenden im Gegensatz dazu eine sehr genaue Raum- und Zeitangabe beinhalten, werden jedoch in Fabeln keine genaueren Angaben vorgenommen, da sie für die Lehre der Geschichte auch keine Rolle spielen. Allein innerhalb der Großgattung Epik und der darin enthaltenen Unterkategorie Kurzepik, werden aufgrund der drei genannten Textbeispiele deutliche Unterschiede erkennbar. Bereits innerhalb der ersten „Galaxie: Literarische Texte und Printtexte“ wird somit der Vergleich zur Dimension des Kosmos verständlich. Eine weitere Kategorie stellen die literarischen, aber anders vorliegenden medialen Texte dar. Diese „zweite Galaxie“ beinhaltet ebenso eine Vielzahl an Sternen, die sinnbildlich aus Hörbüchern, Theateraufführungen oder literarischen Verfilmungen bestehen. Dabei werden diese hauptsächlich visuell und akustisch wahrgenommen. Die dritte Kategorie stellen die nicht-literarischen Texte in Form von Printtexten dar. Hervorzuheben sind dabei Sachtexte, die einem in unterschiedlichen Situationen im Alltag begegnen können. Dazu gehören unter anderem Zeitungsartikel, Werbeflyer, Gebrauchsanleitungen, Hausordnungen, Berichte, Blogeinträge und noch endlos Weitere. Dabei lassen sich diese Beispiele wiederum anhand bestimmter Merkmale zusammenfassen. Der Zeitungsartikel, Werbeflyer und Bericht übernimmt dabei eine informierende Aufgabe, andererseits dient eine Gebrauchsanleitung oder Hausordnung einer gewissen Verhaltensanweisung. Dem Blogeintrag kommt hingegen die Aufgabe zu, einen Text lediglich zu kommentieren. Auch hier lässt sich diese unterschiedliche und schier endlos erweiterbare Fülle an Beispielen gut mit der Unendlichkeit des Kosmos vergleichen. Nach den drei bereits genannten Bereichen gibt es jedoch im „Kosmos“ der Texte noch eine vierte und damit letzte zu beschreibende Kategorie. Die nicht-literarischen und anders medial vorhandenen Texte stellen dabei Sachtexte beispielsweise in Form von Nachrichten und Berichterstattungen oder Dokumentationen dar. Resümierend lässt sich festhalten, dass den Lehrpersonen im Fach Deutsch eine schier unüberschaubare Fülle an Texten zur Verfügung stehen. Dabei bildet jede der vier vorhandenen Beispiele an Kategorien wiederum ein komplexes Konstrukt, das sich innerhalb dessen mehrmalig auffächern lässt. Die Möglichkeit, die den (Deutsch-)Lehrern/Lehrerinnen zur Verfügung stehenden Texte in endlosen Unterkategorien und anhand unterschiedlichster Merkmale in komplexen Zusammenhängen darzustellen, wird durch die Metapher „Texte-Kosmos“ in ihrer Bedeutung erkennbar. - 3! -

2. PFA: Epische Kurzformen

Nachfolgend werden 20 epische Kurzformen dargestellt und mitsamt eines „paradigmatischen“ Vertreters (incl. Autor/Autorin) angegeben.

Epische Kurzform Paradigmatischer Vertreter

Autor/Autorin

Anekdote

Die Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege

Aphorismus

„Alles gelernt, nicht um es zu zeigen, sondern Georg Christoph Lichtenberg um es zu nutzen„

Erzählung

Die Mutprobe

Astrid Lindgren

Fabel

Der Löwe und die Maus

Äsop

Glosse

Streiflicht

Süddeutsche Zeitung

Groteske

Die Bluse

Hermann Harry Schmitz

Kalendergeschichte

Gute Geduld

Johann Peter Hebel

Kurzgeschichte

Dietrich, der Regenschirm

Bernd Gieseking

Kürzestgeschichte

Zwei Männer

Wolfgang Borchert

Legende

Die Legende vom heiligen Nikolaus

Anselm Grün

https://www.tagesspiegel.de/meinung/leserbriefe/

abgerufen am 18.08.2018

Märchen

Das tapfere Schneiderlein

Gebrüder Grimm

Novelle

Im Krebsgang

Günter Grass

Parabel

Das Eisenbahngleichnis

Erich Kästner

Parodie

Großstadtlyrik

Friedrich Torberg

Leserbriefe

Heinrich von Kleist

https://www.focus.de/familie/schule/hauptReportage

schule/eine-klasse-fuer-sich-focus-reporta-

abgerufen am 18.08.2018

ge_id_1784258.html Sage

Der Rattenfänger von Hameln

Gebrüder Grimm

Satire

Der Mensch

Kurt Tucholsky

Schwank

Der Pfaffe Amis

Der Stricker

Witz

https://www.aberwitzig.com/neue-witze.php

abgerufen am 18.08.2018

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Besonders positiv in Erinnerung geblieben ist mir die Kurzgeschichte „Dietrich, der Regenschirm“ von Bernd Gieseking, den ich als Lehramtsstudierende in die 2. Klasse verordnen würde.1 Der unmittelbare Beginn der Geschichte, der für diese Art von Text spricht, lässt den Leser/die Leserin meiner Meinung nach direkt in das Geschehen mit eintauchen. Dabei gefällt mir diese Kurzgeschichte unter anderem auch deshalb so gut, da den Kindern sämtliche Situationen der Familie Wendland und deren Handlungen, wie beispielsweise das Aufspannen des Schirms zum Trocknen im Hausflur oder in der Badewanne, bekannt vorkommen dürften. Somit wird das Verhalten der Eltern gegenüber dem Gegenstand authentisch dargestellt, was die Kinder noch mehr am Geschehen teilhaben lässt. Die Personifikation des Regenschirms Dietrich ist in dieser Kurzgeschichte äußerst gut gelungen und sorgt für eine besonders lebendige Darstellung der Geschichte. Zudem ermöglicht gerade diese Vermenschlichung des Regenschirms eine Art Identifikationsmöglichkeit und daraus resultierend auch ein Mitfühlen und Mitfiebern mit Dietrich. Man könnte schon fast behaupten, es wird nach einer wahren Begebenheit erzählt, da ein Regenschirm in unseren Alltagssituationen ebenso an regnerischen Tagen verwendet oder eben nicht benutzt wird und dann auch mal tagelang an der Garderobe hängen bleibt. Subjektiv betrachtet finde ich die Kurzgeschichte auch deshalb herausragend, weil ich mir die beschriebenen Handlungen und Ereignisse sowie Gefühlsausbrüche von Dietrich bildlich sehr gut vorstellen konnte. Dies liegt meiner Meinung nach vor allem daran, dass sehr viele Adjektive verwendet werden, um Dietrichs Gefühle und sein Aussehen zu beschreiben. Abgesehen davon gefällt mir diese Kurzgeschichte sehr gut, da sie das eigentlich negativ behaftete Regenwetter in ein anderes Licht rückt. Denn das von den meisten Menschen als „schlechtes“ Wetter bezeichnete, wird in dieser Geschichte aus den Augen des Regenschirms Dietrich, als seine liebste und schönste Witterungslage beschrieben. Im Gegenzug wird unser geliebtes sonniges Wetter für ihn unangenehm und als schlimme Phase empfunden. Für mich fand beim Lesen dieser Geschichte eine Art Umdenken statt. Hier wird sehr deutlich beschrieben, wie etwas, das von scheinbar vielen Menschen als schlecht oder unangenehm gesehen wird, für bestimmte Gegenstände, aber auch Gruppen oder Regionen jedoch wünschenswert sein kann. Ich stelle mir hier vor, dass ähnlich Dietrichs Gedanken, es auch für Menschen in Dürregebieten ein Segen wäre, wenn es regnen würde. Letztendlich liegt es mir als zukünftige (Deutsch-)Lehrerin am Herzen, dass Schüler_innen keine vorgefertigte Meinung übernehmen, sondern sich ihr eigenes Urteil auch aus verschiedenen Sichtwei-

1 Die

Kurzgeschichte „Dietrich, der Regenschirm“ von Bernd Gieseking befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

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sen bilden und ihren Standpunkt erklären und vertreten können. Besonders berücksichtigen werde ich als zukünftige (Deutsch-)Lehrerin, eine Kurzgeschichte erst dann in den Unterricht zu integrieren, wenn ich geeignete unterrichtliche Ideen und Aufgaben dazu entwickeln kann. Positiv in Erinnerung geblieben ist mir im Seminar nicht nur die Kurzgeschichte „Dietrich, der Regenschirm“ von Bernd Gieseking, sondern auch die dazu im Seminar entwickelten Aufgabenstellungen. 1.

Wie stellst du dir den Regenschirm Dietrich vor? Male!

2.

Wie stellst du dir den Regenschirm Dietrich vor? Kreuze das richtige Bild an!

3.

Hänge zu jeder Wetterkarte eine Sprechblase und beschrifte diese im Namen von Dietrich.

4.

Wie fühlt sich Dietrich bei schlechtem Wetter? Finde geeignete Adjektive im Text!

5.

Dietrich will schirmen! Wie würde man demnach die Arbeit eines Kugelschreibers, eines Heftes oder eines Lineals bezeichnen?

6.

Vergleiche und finde Unterschiede zwischen dem Knirps Werbetext (Sachtext) und Dietrich, dem Regenschirm!

Alles in allem finde ich diese Kurzgeschichte durch ihre authentische Darstellung der Hauptfigur und die quirlige Beschreibung der Gefühle des Regenschirms mehr als gut gelungen.

3. PFA: Fachterminus „Lesekompetenz“

Zu Beginn dieser dritten Portfolioaufgabe wird nachfolgend der Begriff Kompetenz definiert, um eine grundlegende Basis für die Erklärung des Fachterminus „Lesekompetenz“ zu schaffen. Nach Meyer (2015) bezeichnet Kompetenz „die Fähigkeit, durch Erfahrung und Lernen erworbenes Wissen und Können in immer wieder neuen Handlungssituationen selbstständig, verantwortungsbewusst und situationsangemessen anzuwenden“ (Meyer 2015, S. 148). In Anlehnung an Klieme ergänzt Meyer, dass Kompetenzen dynamisch und demnach auch nicht abgeprüft werden können. Lediglich „äußerlich beobachtbare, kleinere Anteile dessen, was insgesamt als kompetentes und verantwortungsbewusstes Handeln gelten kann“ (ebd.). Zum Ausdruck gebracht werden soll hierbei, dass Kompetenzen ähnlich dem Lernprozess nicht sichtbar sind, jedoch all das, „was Menschen mithilfe ihrer Kompetenzen zustande bringen“ (ebd., S. 147). Dabei ist unter „Lesekompetenz“ speziell die Fähigkeit zu verstehen, „geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen […] sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht zu nutzen“ (Artelt et al. 2001, S. 11). Daraus ergibt sich folglich „ein wichtiges Hilfsmittel für das Erreichen persönlicher Ziele“, sowie „eine Bedingung für die Weiterent- 6! -

wicklung des eigenen Wissens und der eigenen Fähigkeiten“ und daraus resultierend eine wichtige „Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“ (ebd.). Im Rahmen dieser Portfolioaufgabe werden im Folgenden relevante Fachpublikationen wie die „PISAStudie“, „IGLU-Studie“ und das Mehrebenenmodell der Lesekompetenz nach Rosebrock/Nix einbezogen. Die internationale Vergleichsstudie PISA, Abkürzung für „Programme for International Student Assessment“, setzt im Jahr 2018 zum dritten Mal den Schwerpunkt der Studie auf die Lesekompetenz (ZIB 2018, S. 3). Die PISA-Studie wird im Auftrag der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) durchgeführt und von allen Mitgliedsstaaten gleichermaßen verantwortet. Dabei ist für die Bundesrepublik Deutschland das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) verantwortlich, sowie gleichermaßen die KMK „Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland“. Ziel der PISA-Studie ist es, von allen beteiligten Mitgliedsstaaten grundlegende Kompetenzen der 15-jährigen Schüler_innen „in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften“ zu untersuchen. Wie bereits erwähnt, liegt der Schwerpunkt der diesjährigen Studie zum dritten Mal (nach 2000 und 2009) auf der Lesekompetenz der Schüler_innen (ebd.). Dabei kommen in diesem Jahr „interaktive Aufgaben mit mehreren zu lesenden Texten in einer simulierenden Web-Umgebung“ neu hinzu (ebd., S. 4). In der Erhebung 2018 können somit bestimmte Aspekte der Digitalisierung berücksichtigt und erfasst werden, wie z. B. „die Fähigkeit, Informationen durch das Navigieren auf Webseiten zu finden, zu vernetzen und zu beurteilen“ (ebd.). Die von PISA vorgenommene Unterscheidung von insgesamt fünf Stufen der Lesekompetenz kommt dadurch zustande, dass die 15-jährigen Schüler_innen Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden lösen müssen (Artelt et al. 2001, S. 12). Dabei hängt der Schwierigkeitsgrad nicht nur von der „Komplexität des Textes“, „der Vertrautheit der Schüler_innen mit dem Thema“ und „der Deutlichkeit von Hinweisen auf die relevanten Informationen“, sondern hinzukommend von „der Anzahl und Auffälligkeiten von Elementen, die von den relevanten Informationen ablenken könnten“ ab (ebd.). Die höchste Stufe der Lesekompetenz (Kompetenzstufe V: Expertenstufe) ist nach PISA erst dann von den Lernenden erreicht, wenn sie in der Lage sind:

- verschiedene, tief eingebettete Informationen zu lokalisieren und zu organisieren, auch wenn Inhalt und Form des Textes unvertraut sind und indirekt erschlossen werden muss, welche Informationen für die Aufgabe relevant sind (Informationen ermitteln);

- einen Text mit einem unvertrauten Thema und Format vollständig und im Detail zu verstehen (textbezogenes Interpretieren); - 7! -

- unter Bezugnahme auf spezialisiertes Wissen einen Text kritisch zu bewerten oder Hypothesen über Informationen im Text zu formulieren, auch wenn die relevanten Konzepte den Erwartungen widersprechen (Reflektieren und Bewerten).! (Artelt et al. 2001, S. 12)

Zwar werden bei dem PISA-Kompetenzmodell bereits wichtige Faktoren berücksichtigt, jedoch ist festzustellen, dass beispielsweise auf die Entwicklung und soziale Einbindung von Lesefähigkeit gerichtete Dimensionen fehlen (vgl. Rosebrock & Nix 2008, S. 15). Eine weitere international vergleichende Schulleistungsstudie, an der Deutschland teilnimmt, ist die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU), die international den Namen PIRLS als Abkürzung für „Progress in International Reading Literacy Studies“ trägt (Hußmann et al. 2017, S. 13). Ebenso wie die PISA-Studie erfolgt die Teilnahme Deutschlands „auf Beschluss der Ständigen Konferenz der Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und einer Vereinbarung zwischen der KMK und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)“. Die IGLU-Studie wird seit 2001 alle fünf Jahre durchgeführt und liefert dabei wichtige Daten „zum Leseverständnis, zur Motivation und zum Leseverhalten von [Schüler_innen] am Ende der vierten Jahrgangsstufe“. Darüber hinaus ergeben sich wichtige Informationen zu den „Faktoren, die die Lesekompetenz begünstigen, wie familiäre, schulische, curriculare und unterrichtliche Merkmale“ (ebd.). Auch die neueste IGLU-Studie 2016 beruht auf dem Lesekompetenzmodell, das folgende drei Bereiche umfasst:

- Leseintentionen beziehungsweise das Lesen von literarischen und von Sachtexten, - Verstehensprozesse, die beim Verständnis und der Verarbeitung der Information eines Textes eine Rolle spielen,

- Leseselbstkonzept, Lesemotivation und Leseverhalten.! (Hußmann et al. 2017, S. 14)

Neben der Leseintention unterscheidet sich die IGLU- von der PISA-Studie dahingehend, dass das Leseselbstkonzept („Einschätzung der eigenen Fähigkeiten im Lesen“), die Lesemotivation und das Leseverhalten mit berücksichtigt werden (ebd., S. 17). Im Gegensatz dazu ähneln sich die beiden Vergleichsstudien beim Erfassen des Leseverständnisses. So lässt sich feststellen, dass bei der IGLU-Studie eine Lesekompetenzstufe V (Expertenstufe) erst dann erreicht wird, wenn explizit angegebene Informationen lokalisiert, komplexe Schlussfolgerungen gezogen, interpretiert und kombiniert, sowie Inhalt und Sprachgebrauch geprüft und bewertet werden können (ebd., S. 16). An dieser Stelle wird im Rahmen dieser Portfolioaufgabe noch auf das Mehrebenenmodell der Lesekompetenz nach Rosebrock/Nix eingegangen. - 8! -

Das Modell zeigt mithilfe der Einteilung in Prozess-, S...


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