RU in Deutschland PDF

Title RU in Deutschland
Author jenmia jenmia
Course V : Religionsunterricht an der Schule
Institution Otto-Friedrich Universität Bamberg
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1. RU in Deutschland: Organisation, Begründung, Alternativen 1.1 Konfessioneller RU 1.1.1    



Gesetzliche Regelung Im Grundgesetz verankert (Art. 7, Abs. 3) Religion als ordentliches Unterrichtsfach: in jeder Klasse, kann auch durchfallen Bekenntnisfreie Schulen müssen kein RU anbieten: selbstgegründete Schulen z.B. Montessori oder Waldorf Übereinstimmung mit Grundsätzen: Religion als res mixta o Religionsgemeinschaft gibt Inhalte vor; Missio Canonica erforderlich für RU-Lehrer o Staat bildet Religionslehrer aus; stellt den finanziellen und organisatorischen Rahmen und ermöglicht das ordnungsgemäße Zustandekommen des RU Ausnahme: Bremer Klausel o RU findet keine Anwendung in einem Lande, in dem am 1. Januar 1949 eine andere landesrechtliche Regelung galt (Art. 141 GG) o Religionskunde statt Religion

1.1.2. Konfessionalitätsprinzip  Konfession ist ein Begriff aus dem 16./17. Jhd.  konfessorisch = Verweis auf das persönliche Bekenntnis  Heute: Anfragen an das Konfessionalitätsprinzip aus organisatorischen Aspekten (zu wenig Schüler für getrennten RU)  Bischofswort alt: o Konfessionelle Idee des RU o Trias ist zu beachten (Lehrer-Schüler-Konfession)  Bischofswort neu: o Trias bleibt weiterhin wichtig o Erweiterte Kooperation erlaubt → gemischt-konfessionelle Gruppen o o

Konfession richtet sich nach der Lehrkraft Sensibilisierung für Gemeinsamkeiten und Unterschiede des gleichen chr. Glaubens

Einschätzungen zum Konfessionalitätsprinzip: Wenn Staat und Kirche getrennt, dann gibt es nur zwei Optionen  Neutraler Unterricht über die Religion, der nicht gegen die weltanschauliche und religiöse Neutralitätspflicht des Staates verstößt  Konfessioneller Religionsunterricht, der von Religionsgemeinschaft mitverantwortet wird  Ohne Konfession → maximal Religionskunde möglich Bleibende Bedeutung für den konfessionellen Religionsunterricht:  Religionsfreiheit → Transparenz  Existentielle Auseinandersetzungen mit Glaubensfragen  Brücke zu gelebter Religion  Identifikationsoptionen  Förderung der Pluralitätsfähigkeit

1.2 Begründung für RU an der öffentlichen Schule

  

Anregung zur Reflexion des eigenen Glaubens Positionierung bei ethischen Fragen Grundgesetzt allein reicht nicht, um den RU zu legitimieren

Begründungsfiguren für den RU: 1.2.1   

Soteriologische Argumentation Geht um die Frage, ob der Schüler mit dem Heil in Kontakt kommen kann RU soll das christliche Heil zugänglich machen Beutelsbacher Konsens: keinem Schüler darf der Glaube aufgebrummt werden

Bewertung:  Bildung bleibt nicht autonom → wird von Glaube/Kirche interessenmäßig bestimmt  Exklusivistische Verortung in pluralistischen Gesellschaften  christliche Religion hat auch einen bildenden Beitrag und kann zu gelingendem Leben beitragen, wenn es ganzheitlich gedacht wird 1.2.2   

Funktionale Argumentation RU als Beitrag zur Wertebildung Beitrag zur Bildung, da auch nicht-religiöse Zwecke gefördert werden (z.B. Freiheit) Wirkung für die Gesellschaft

Bewertung:  Religion hat nicht immer gutes für die Gesellschaft gebracht (z.B. Krieg)  Reduktion von Religion auf Wertebildung → Wertebildung geht auch anders  Anerkanntes Argument: RU kann zum moralisch guten Mensch erziehen 1.2.3      

kulturgeschichtliche Argumentation Würzburger Synodenbeschluss legt fest, was RU an Schulen sein soll Christliche Kultur begegnet Heranwachsende auf Schritt und Tritt Religiöses Daseinsverständnis deuten Hilft die christliche Kultur zu erschließen Christliche Vergangenheit kennen, um mit gegenwärtigen Glauben zurechtzukommen Andere Religionen und deren Geschichte kennenlernen und verstehen

1.2.4   

gesellschaftliche Argumentation Religion durchdenkt sich immer auch im Rahmen der Transzendenz Christentum hat gesellschaftskritisches Potenzial Christlicher Glaube soll kritische Distanz ermöglichen, für all das was höchsten Wert und letzte Gültigkeit beansprucht und in dem Sinne selbst einen quasi-religiösen Status einzunehmen versucht (Englert) Trinitätslehre → Mensch nicht als letztes Wesen, sondern dreifaltiger Gott → Befreiung Religion hat Vernunftpotentiale, die durch die Artikulationskraft religiöser Sprachen in die Gesellschaft eingebracht werden müssen (Habermas) RU als Möglichkeit die Artikulationskraft an die Heranwachsenden zu bringen religiöse Sprache muss für Schüler verständlich sein, sonst keine Vernunftpotentiale Anthropologisch-bildungstheoretische Argumentation (starkes Argument) Mensch im Mittelpunkt

    1.2.5 

   

Mensch kann im RU Sinnfragen konstruieren und beantworten RU beantwortet die Fragen nicht biologisch, sondern religiös RU hilft, die eigene Rolle und Aufgabe in der Gemeinschaft und im Leben angemessen wahrzunehmen Modi der Weltanschauung: o Kognitiv-instrumentell (Mathe) o o o



Ästhetisch-expressiv (Kunst) Normativ-evaluativ Religiös-konstitutiv (Religion, Ethik)

PISA sagt, dass alle Modi zur Allgemeinbildung gehören

1.3. Alternativen zum konfessionellen RU 1.3.1 Ethik als Ersatzfach  Wenn Schüler nicht am RU teilnimmt → Ethik-Unterricht (Art. 137, Abs. 2 BayVerf)  Früher: nicht getaufte Schüler waren eine Stunde freigestellt und sollten trotzdem etwas lernen  Heute: Ethik und Religion wird gesellschaftlich gleichgesetzt  Ethik wird oft nicht von ausgebildeten Lehrer unterrichtet (Kein Studiengang für Ethik)  Ethik ermöglicht die negative Religionsfreiheit (Abwendung vom RU)  Ethik wird deutschlandweit unterrichtet, hat aber manchmal andere Bezeichnungen 1.3.2 Berlin: Ethik als ordentliches Unterrichtsfach  Bürgerentscheid, ob Ethik und RU als ordentliches Unterrichtsfach gleichgestellt werden  7 – 10 Klasse: RU ein freiwilliges, nicht versetzungsrelevantes Fach  Wenn Gruppen für den RU zu klein sind, dann wird es an Gemeinden gelehrt  Sekundarstufe 1: Ethik als ordentliches Unterrichtsfach 1.3.3 Brandenburg: „Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde“  Seit Wiedervereinigung gilt in den meisten ostdeutschen Bundesländern RU als ordentliches Fach  Brandenburg beruft sich auf die Bremer-Klausel  Statt RU → Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde  LER: Identitätsentwicklung, ethische Urteilsfähigkeit, Verantwortungsübernahme, existentielle Fragen, Umgang mit weltanschaulicher Pluralität  LER mit RU vergleichbar, aber die Bildungsperspektive unterscheidet sich in den konfessionellen Inhalten 1.3.4 Hamburg: RU für alle in evangelischer Verantwortung  Viele bekenntnisgebundene Schulen in evangelischer Trägerschaft, aber plurale Schülerschaft  Rufa: Bekenntnis-gebundener evangelischer Unterricht in kirchlich-evangelischer Verantwortung  Freiwillige Teilnahme am RU außerhalb der Schule  Inhaltlich nur wenig christliche Aspekte → Fokus auf interreligiöse und interkulturelle Fragen  Abmeldung von Rufa → Ersatzfach Ethik

Idee ist der dialogische RU:  Mehrperspektivische Berücksichtigung verschiedener religiöser Traditionen



Ausgangspunkt: dialogische Theologie → keinen Absolutheitsanspruch, alle Personen anerkennen, konfessorisch offen sein

Aktuelle Entwicklung:  Staatskirchenverträge mit z.B. Islam, Buddhismus, Hinduismus, damit Rufa nicht nur mit der evangelischen Kirchen stattfindet  Kath. Kirche ist momentan nur Beobachter  Seit 2007: kath. RU an einigen staatlichen Schulen in Hamburg 1.4. Weiterentwicklungsperspektive (Modelle nach Ulrich Riegel)



Konfessionelles Modell (traditionelles Modell)



Religionskundliches Modell o Kontexte: Religion betrachtet als kulturelle Tatsache, existenzielle Neutralität o Oft in GB unterrichtet und hat Vorbildcharakter mit Multi-Faith Religious Education o Konfessionell heterogene Lerngruppe o o o





Dialogisches Modell o Kontexte: Religion als situierte Praxis, existenzielle Subjektivität o Lehrer und Schüler haben Beobachter- und Teilnehmerperspektive o o

Lehrer haben Positionierung + Religionsstudium Schüler sind konfessionell heterogen

o

Ziel: Orientierung in der religiösen Vielfalt, Bewältigung religiöser Diversität, Kritik an eigner (Vor-) Urteile

Konfessorisch-dialogisches Modell o Kontexte: Religion als subjektive Haltung im Kontext religiöser Tradition o Ziel: Orientierung in der religiösen Vielfalt, Bewältigung religiöser Diversität, Entwicklung religiöser Positionalität o Lehrer stammen aus dem Kreis beteiligter Religionsgemeinschaften o o



Lehrer und Schüler betrachten Religion von außen (Beobachterperspektive) Lehrer unterrichtet nicht konfessorisch, können aber Konfession haben Ziel: Orientierung in der religiösen Vielfalt, Bewältigung religiöser Diversität

Schüler sind religiös heterogen Verortung: Religionsgemeinschaften und zugehörige Theologien

Weltanschaulich-dialogisches Modell o Kontext: Religion und Weltanschauung o Ziel: Orientierung in der religiösen Vielfalt, Bewältigung religiöser Diversität, Entwicklung religiöser Positionalität o Lehrer stammen aus dem Kreis beteiligte Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen o Schüler sind weltanschaulich heterogen

2. Konzeptionelle Entwicklungslinien von RU

2.1. Situierung  RU als permanent angefragtes Fach in der öffentlichen Schule  Immer wieder neue religionsdidaktische Konzeptionen  RU gibt es schon seit dem Mittelalter  Bis in die 1990 Jahre: Denken in Konzeptionen von RU (festgelegte Aussagen)  Heute: Kompetenzorientierungen und Prinzipien zur Orientierung  RU lange Zeit zu inhaltsfokussiert oder zu schülerorientiert (Laberfach)  RU ist seit der Einführung der allg. Schulpflicht ein ordentliches Schulfach (Bayern 1802) Auswirkungen: o Alle Kinder bekommen eine religiöse Unterweisung o Organisation der religiösen Unterweisung durch Lehrpläne, Bücher,… o o

Neue Berufsgruppe → Religionslehrer Religion erweist Beitrag zur Bildung

o o o

Religionsdidaktik als wissenschaftliche Reflexion von RU Aufgabe der Katechese wird von der Familie und Gemeinde weg in den RU verlagert Fokus auf das „Wissbare und Lernbare“ → inhaltsfokussiert

o

Gefahr, dass RU vom Staat vereinnahmt wird, um die Erziehung der Bürger zu bestimmen

2.2. Reformbemühungen ab Beginn des 20. Jahrhunderts  Bis ins 20. Jhd. dominiert die katechetische Idee von RU  Einführung in den Glauben  Kontexte: o Johann Michael Sailer (1751-1832) o o o

Weniger Auswendiglernen → kinderbezogen → christlichen Glauben leben Neuscholastik als Gegenbewegung zur Aufklärung Josef Deharbe → Buch „katholischer Katechismus“ prägt den RU

→ Auswendig auf Fragen antworten, Verständnis von Sinn und Inhalt fraghaft

1. Neuscholastische Ausrichtung für den RU in der Krise  Methodisch und inhaltlich lebensfern  In andern Fächern kommt die Reformpädagogik (nicht nur Wissen, sondern mehr Können)  große Krise in der Kirche → Arbeitermilieus treten aus der Kirche aus  Alternative: Formalstufenlehre (Herbart/Ziller) o aistesis (memoria: Was wissen wir über Religion?)

o o

noeis (itellectus: Auseinandersetzung mit Wissen) orexis (voluntas: Verknüpfung zum praktischen Handeln)

2. Münchner Methode  Wie kann man den RU nach Herbart reformieren? Neuer Unterrichtsstundenverlauf: o Vorbereitung (Einstieg durch Lehrer) o Darbietung (Unterrichtsinhalt veranschaulichen, Lehrer ist hier dominant) o Vertiefung (Glaubensinhalte mit den Schülern herausarbeiten) o o

Zusammenfassung (Einordnung in die Gesamtglaubenslehre) Anwendung (Anknüpfungspunkte mit dem Leben → orexis

Bewertung:

    

Relativ modern, aber noch von der Katechese geprägt Schüler werden methodisch besser in die Katechese eingeführt Inhaltsfokussiert Gruppenarbeit wird kritisch angesehen (Fokus soll auf Inhalt liegen, nicht auf Methode) Unterricht soll immer so ablaufen → monoton

3. Materialkerygmatische Konzeption  Katechese soll bewirken, dass das Kind danach gläubig ist  Unterrichtliche Stoffvermittlung als missionarische Verkündigung  Ziel: gläubiges Kind, Verstehen von Moral 3.1 Zeitgeschichtliche Einordnung  Politische Lage: nach 1. Weltkrieg → unbeständige Demokratie, später Diktatur  Bildungspolitisch: viele reformpädagogische Ideen der 1920er Jahre → von NS abgelehnt → Indoktrination  Kirchlich: Erneuerungsbewegungen in Abgrenzung von der neuscholastischen Theologie → RU kommt langsam in das Bildungssystem 3.2 Kirche in der Schule – Grundzüge  1930 – 1970  Glaubensverkündung am Ort der öffentlichen Schule  Verkündung „kerygma“ im Vordergrund (Dogma sollen wir kennen, Kerygma verkünden)  Frohe Botschaft soll den Schülern nahegebracht werden (Glaubenswahrheiten, Bibel, Verhalten)  Wissen muss aufgefrischt werden (Leute wissen nicht mehr was christlich ist)  Katechese (Kirche in der Schule) o Vertiefung des kirchlichen Taufunterrichts o Einführung ins kirchliche Leben o

Erfahrungen in der gelebten Gemeinde

3.3 Schüler- und Lehrer-Rolle  Schüler: bereit, das Wort Gottes zu hören und zu folgen  Lehrer: Zeugen und Verkünder der frohen Botschaft 3.4 Diskussion: Problematisches und Potenziale  RU in der öffentlichen Schule isoliert  Ob Glaube gelehrt werden kann bleibt unberücksichtigt  Stofffülle aus dem neuscholastischen Katechismus wird reduziert  Versuch, die Glaubensbotschaft mit den Lernenden in Beziehung zu setzen  Bedeutung der wird aufgewertet

4. Hermeneutische Konzeption: RU als Auslegungsgeschehen 4.1 Zeitgeschichtliche Einordnung

   

Politische Lage: Widerstand gegen Altes, Aufbegehren gegen Verdrängung der NS-Zeit Bildungspolitisch: Rationalisierung, Bildung zur Befähigung zum Verstehen der einen Person und der sozialen Umwelt Kirchlich: anthropologische Wende und 2. Vatikanum RU wird ein unbeliebtes Fach; Lernende entfremden sich → neues Konzept nötig → Gläubige sind wichtig, weil sie sehr am Offenbarungsgeschehen beteiligt sind

4.2 Prinzipiell biblischer Unterricht – Grundzüge  1965 – 1970  Martin Stallmann: fordert die schultheoretische Begründung des RU o RU für alle Schüler in der Schule wichtig o Nicht Verkündung ist wichtig, sondern engagierte Auslegung der Texte   

o Einführung in die Glaubenswelt zur Selbstauslegung Hermeneutik als Lehre des Verstehens Ziel: Einführung der Schüler in ein differenziertes Verständnis von Sprache und Wirklichkeit Auslegung der Überlieferung von biblischen Schriften und der christlich-kirchlichen Tradition → bildender Auftrag; nicht rekrutierender Auftrag

4.3 Schüler- und Lehrer-Rolle  Schüler: Auslegende der Bibel; eigene Lebenswelt wird kaum berücksichtigt  Lehrer: exegetisch gebildete und sprachsensible Bibeltheologen 4.4 Diskussion: Problematisches und Potenziale  Konzentration auf die Bibel → „Exegetismus“ wird negativ von den Schülern gesehen  methodisch einseitig → Textarbeit und Textvergleich  Erreichung einer schultheoretische Begründung des RU  Aufwertung der Bedeutung der Bibel  Schüler rücken ins Zentrum ; Schüler sind Ausleger der Bibel

5. Religionskundliche Konzeption: RU als Information über Religionen  „Karussell der Konzeptionen“ → alle paar Jahre neue Konzepte  Nicht immer sofort in der Schule umsetzbar → neue Bücher und Lehrpläne sind nötig  Andere Religionen besser kennenlernen, um eigenen Glauben bezeugen zu können 5.1 Zeitgeschichtliche Einordnung  1968 - 1972  Politisch: 68er Bewegung  Kirchlicher Einfluss geht zurück  Bildungspolitisch: Bildung für die breite Masse  RU als verstärkte und polemisierende Kritik → Stimmung gegen den RU, da Verdacht auf Manipulation

5.2 Information über Religion – Grundzüge  Hubertus Halbfas: RU gibt Information über Religion

   

Wertungsfreier Unterricht über Religionen → Reaktion auf den Rückgang des kirchlichen Einflusses Sensibilisierung für ambivalenten Charakter von Religionen → Religionskritik als zentrales Thema Primäre Bezugswissenschaft: nicht Theologie, sondern Religionswissenschaft Vornehmlich umgesetzt in der Oberstufe Gymnasium

5.3 Schüler- und Lehrer-Rolle  Schüler: religiös-konfessionelle Prägung unwichtig → Unterricht für alle, die Interesse haben  Lehrer: Informationsvermittler; Konfession unwichtig, aber religiöse Positionierung und offen für andere Überzeugungen 5.4 Diskussion: Problematisches und Potenziale  Konfessionalität des RU wird in Frage gestellt  Überbetonung des Kognitiven  Weltreligionen immer Thema des RU  Neue Unterrichtsmethoden zur Informationsgewinnung  Wissenschaftsideal: RU als schulisches Fach legitimiert

6. Problemorientierte Konzeption: RU als Reaktion auf Probleme der Lernenden 6.1 Zeitgeschichtliche Einordnung: vgl. 5.1 6.2. Schrift und Tradition als Antwortreservoir zur Lösung gegenwärtiger Probleme – Grundzüge  1968 – 1975  Hans-Bernhard Kaufmann: „Muss die Bibel im Mittelpunkt des RU stehen?“  Gegenstand des Lernens: Alles was für die Schüler ein Problem darstellen könnte  Themen, statt Textverständnis  Suche nach Lösungsoptionen wird oft verschränkt mit Bibel und Tradition 6.3 Schüler- und Lehrer-Rolle  Schüler: Glaube ist keine Voraussetzung, aber Bereitschaft für Deutungsversuche muss da sein; Vertrauensverhältnis zum Lehrer ist wichtig  Lehrer: fundiert-theologisches, pädagogisches und soziologische Kompetenzen nötig 6.4 Problematisches und Potenziale  Individualität der Probleme der Schüler wird in Frage gestellt (von Gesellschaft und Lehrer vorgegeben?)  Palaver-Fach → wenig Vermittlung von Tradition; zu viel Problemsituationen  Profilfachverlust des RU  Keine Vermittlung zwischen Tradition und Lebenswelt  SuS und Tradition haben den gleichen Rang  RU ist ein lebensweltbezogener RU und offen für den interdisziplinären Lernprozess

7. Sozialisationsbegleitende Konzeption 7.1 Zeitgeschichtliche Einordnung: vgl. 5.1

7.2 Grundzüge

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   

1970 – 1975 Dieter Stoodt: Religion erhält gesellschaftliche Missstände aufrecht; kritische Funktion des Evangeliums kommt nicht zu Wort (durch Kirche wird viel gerechtfertigt, viele alte Strukturen bleiben bestehen → Evangelium muss mehr in U eingebaut werden) RU hat therapeutische und sozialisationsbegleitende Funktion Reaktion auf die durch religiöse Sozialisation entstandene Deformation Vier Hauptaufgaben: Hilfe zur Selbstfindung; Solidarisierung, stellvertretenden Handeln und alternativen Denken Inhalte sind die Lernenden mit ihren eigenen Lebens- und Glaubensgeschichten

7.3 Schüler- und Lehrer-Rolle  Schüler: mit ihrer Biografie Gegenstand des Unterrichts  Lehrer: Begleiter, Therapeut, Anwälte und Seelsorger der Schüler 7.4 Problematisches und Potenziale  Freimachung von der religiösen Deformation als „Fehl-Ideologisierung“  Begründung als ordentliches Schulfach in dieser Form schwierig  Anforderungsprofil der Lehrer ist zu hoch  Schüler sind Gegenstand → ermöglicht eine sorgfältige Analyse der Schüler-Situation  RU ist Raum für konkrete Lern- und Glaubensgeschichten  Plädoyer für Subjektorientierung (Mensch ist wichtig) 2.3 Was bleibt von den ganzen Konzeptionen?  Aus der hermeneutischen Konzeption: Stellwert des biblischen Lernens  Aus der religionskundlichen Konzeption: Stellenwert der Weltreligionen (oft nur kurz)  Aus der problemorientierten Konzeption: RU verstärkt von den SuS herdenken  Aus der sozialisationsbegleitenden Konzeption: RU als Beitrag zur Subjektorientierung

3. Religionsunterricht pädagogisch und theologisch begründet 3.1 Situierung: prekäre Situation des RU und Würzburger Synode  Hohe Abmeldezahlen vom RU  RU als „Kirche in der Schule“ wahrgenommen  Gefahr, dass RU aus dem Fächerkanon fällt Würzburger Synode (1971-1975):  Aktualisierung des 2. Vaticanum (1962 -1965) für BRD  Von über 300 Bischöfen, Priestern und Laien gestaltet  Wichtige Personen: Karl Rahner, Paul Ratzinger

3.2 Der Synodenbe...


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