Thünen-Übertragung des Modells „Der isolierte Staat“ auf heutige Zeit PDF

Title Thünen-Übertragung des Modells „Der isolierte Staat“ auf heutige Zeit
Course Bodenpolitik, -management, kommunales Vermessungswesen (BBV)
Institution Technische Universität Dortmund
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Thünen-Übertragung des Modells „Der isolierte Staat“ auf heutige Zeit...


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Übertragung des Modells „Der isolierte Staat“ von Johann Heinrich von Thünen auf heutige Verhältnisse

„Der isolierte Staat“ von Johann Heinrich von Thünen ist ein Modell zur Veranschaulichung der Auswirkungen, von standortabhängigen Gewinnen bei der Nutzung eines Stück Bodens (hier: für land- und forstwirtschaftliche Zwecke), auf die Struktur eines Raumes. Modelle sind eine Abstraktion der Wirklichkeit mit verallgemeinernden, bzw. vereinfachenden Aussagen, die im besten Fall universal auf reelle Situationen anwendbar sind. Thünen legte seinem Modell 4 Hauptkriterien der Vereinfachung zu Grunde: 1. Der Raum, auf den sich das Modell bezieht, ist eine von der Außenwelt isolierte, homogene Ebene mit Böden gleicher Qualität, unbeeinflusst vom Relief, bzw. Bergen und Flüssen 2. Im Zentrum des Raums befindet sich eine einzige Stadt, bzw. Absatzmarkt 3. Produzenten von Gütern im Raum streben nach Gewinnmaximierung, stellen ihre Güter unter Konkurrenzbedingungen her und erwirtschaften gleiche Preise für gleiche Güter 4. Transportkosten zum Zentrum sind eine Funktion der Entfernung vom Zentrum und sind aus allen Richtungen gleich Produktionsstandorte für unterschiedliche Güter werden nach der Rentabilität ausgewählt – also dem standortabhängigen Gewinn, bzw. der Bodenrente: Diese ergibt sich aus dem entstandenen Umsatz, abzüglich entstandener Kosten. Die genaue Bodenrentenformel lautet: R=G*(p-c)-G*d*t. Bei Gewinnmaximierung der Produzenten, jeweils gleichen Preisen und Transportkosten für gleiche Güter in gleicher Menge, ist die Distanz zum Absatz ausschlaggebend für die Bodenrente. Übersteigen also die standortabhängigen Kosten die standortabhängigen Umsätze lohnt sich ein Produktion nicht mehr. Bei einer Distanz zum Absatzmarkt, an der sich Kosten und Umsätze gänzlich aufheben befinden sich Grenzstandorte. Alle möglichen Standorte des Raumes lassen sich auf einer Rentengebotskurve widerfinden. (kleine Zeichnung für die Klausur :-)) Dabei sind unterschiedliche Güter an unterschiedlichen Standorten rentabel. Rentiert sich die Herstellung eines Gutes A nur in der Nähe des Zentrums geht der standortabhängige Gewinn bei allmählicher Entfernung vom Zentrum rapide gegen Null- die Rentengebotskurve verläuft steil. Ein Gut B hingegen würde in Zentrumsnähe weniger Gewinn bringen, dafür aber bei allmählicher Entfernung von Zentrum weniger schnell als Gut A einen Gewinn von Null bringen. Es entsteht eine Grenze der Rentabilität, jenseits welcher entweder das eine oder das andere Gut rentabler für den jeweiligen Abstand vom Markt ist, auf der jedoch bei beide Güter gleiche Gewinne bringen. So entstehen kreisförmige, durch jeweils unterschiedliche Nutzungen bestimmte, Zonen um das Zentrum der Stadt. Bei der Einbringung neuer Variablen in ein Modell wird dieses komplizierter und eignet sich entweder mehr oder weniger zur Anwendung auf reelle Situationen. So können dem homogenen Raum mit flachem Relief zum Beispiel Flüsse und Berge beigeführt werden. Berge und Flüsse haben unterschiedlichste Auswirkungen auf die Struktur des Raumes. Berge begünstigen einerseits die militärische Verteidigung z.B. einer Stadt und würden so mehr Sicherheit vor Überfällen für Produzierende und ihre Güter bringen, andererseits erschwert ein Berg aber auch den Transport von Gütern zum Absatzmarkt, die z.B. energieintensiver als ohne Berg befördert werden müssen. Genauso verhält es sich mit Flüssen, die durch Furten und schiffbare Stellen Standorte begünstigen, sie aber durch Stromschnellen und unwegsames Ufer benachteiligen. Unregelmäßigkeiten wie Berge und Flüsse in dem homogenen, ebenen Raum sprengen somit durch ihre Standortbedeutung auch die Ringstruktur um den Absatzmarkt. Ist nun dieses über 150 Jahre alte Modell übertragbar auf die Strukturierungen heutiger Räume? Zur Beantwortung dieser Frage lohnt sich eine genauere Auseinandersetzung mit der Variable der Flüsse und Berge. Der Status „begünstigend“ oder „benachteiligend“ lässt sich auch auf heutige Standortfaktoren beziehen. „Begünstigend“ sind hier zum Beispiel juristische Gebote und Erlaubnisse, Steuervergünstigungen, geringe Lohn- und Lohnnebenkosten,

Infrastrukturanbindungen, Markt- und Agglomerationsvorteile. „Benachteiligend“ wären hohe Gewerbesteuern, hohe Lohnnebenkosten, schlechte Infrastrukturanbindung, soziale Brennpunkte. Die Variable der Flüsse und Berge hätte in einem Modell der „Thünen-Ringe“ für heutige Siedlungsräume weit weniger physischen, als vielmehr politischen, juristischen, sozioökonomischen, sozialen Gehalt. Diese Variablen sind heute maßgeblich für Bodenrenten und Bodenwerte. Transportkosten spielen heute, im Gegensatz zu Thünens Modellidee, eine wesentlich geringere Rolle. Technisierung und Rationalisierung des Transportsystems, sowie moderne Datenverarbeitung machen den Transport sehr effizient. Versucht man Ringstrukturen in heutigen Städten und Regionen zu suchen, fallen zuerst Räume mit zentraler Verwaltungs- und Wirtschaftsbedeutung, die von wenig nennenswerten Einfluss aus Nachbarregionen geprägt sind, ein: Ein Beispiel wäre der Großraum Paris. Die Böden der Kerne von Großstädten sind diejenigen mit der höchsten Bodenrente und dem höchsten Bodenwert; der landwirtschaftlich genutzte Acker weit außerhalb der Stadt ist hingegen sehr günstig. Doch gibt es reichlich Beispiele für strukturell schwache Teilräume – Ghettos, Slums, etc. - in Kerngebieten und strukturell starke Teilräume in peripheren Lagen - „Gated Communities“ - Golfplätze“. Doch es fällt schwer sich ein Thünenmodell am Beispiel einer Stadt von heute vorzustellen. Sind doch die Beziehungen der Städte, Kreise, Regionen untereinander und zueinander von so großer Bedeutung, dass ein isolierter Staat heute kaum vorstellbar wäre. Im Gegensatz zur Ringform mit zentraler Ausrichtung erinnern heutige Nutzungsverteilungen und Bodenpreisverteilungen eher an Cluster kleiner Thünenringe. Das Zentrale-Orte Konzept der Raumordnung entspricht dieser Vorstellung recht gut. Bodentichtwertkarten und Kaufpreissammlungen für ähnliches Bauland an unterschiedlicher Stelle können als Belege, bzw. Überprüfungsmaterial für Deckungsgleichheit von Bodennutzung und Bodenrente dienen. Raumplanung gestaltet und steuert durch juristische Voraussetzungen, bodenpolitische Entscheidungen und Planumsetzung das Miteinander in und um Städte. Es ist als bediene sich die Raumplanung der Flüsse und Berge aus dem Modell um die Thünenringe zu brechen und die Isolation von Räumen zu beheben. Ebenso können unerwünschte Nutzungen durch die Schaffung von städtebaulichen Grenzen und Barrieren ausgeschlossen werden....


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