Vl 6- Dissonanz- Konsonanz PDF

Title Vl 6- Dissonanz- Konsonanz
Author Franka Quezada
Course Musikwissenschaft
Institution Universität Potsdam
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Summary

Frühe Mehrstimmigkeit, Entwicklung des Organums, Neue Kontrapunktregeln und die Musik der Renaissance...


Description

Vl 6- Dissonanz- Konsonanz: Frühe Mehrstimmigkeit, Entwicklung des Organums, Neue Kontrapunktregeln und die Musik der Renaissance

Musiktheoretische Schriften: • • • • •

um 510: Boethius, De institutione music 9. Jh: Musica enchiriadis um 1025: Guido von Arezzo, Micrologus de Musica um 1100: Mailänder Traktat 1477: Johannes Trinctoris, Liber de Arte contrapuncti

Musikstücke/ Musikwerke: • • • • •

1100-1300: Zeit der Troubardours und der Minnesänger 12.Jh.:Saint Martial - Repertoire Um 1200: Perotin: Organum „Sederunt Principes“ ca. 1450: John Dunstable, Motette„Quam pulcra es“ 1500: Josquin des Prez: Chanson „Mille regretz“

Bezeichnung durch Tonbuchstaben • •

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entstanden in konkurrierenden, teilweise kongruenten Systeme: Tetrachordik, Hexachordik, Heptatonik entscheidende Umstellung findet zwischen Musica enchiriadis und Guido von Arezzo statt: Dasia-Notation wiederholt/variiert die Tonzeichen in Tetrachorden; Guido legt zwar bereits die Oktavidentität zugrunde (Tonqualität wiederholt sich nach dem 7. Ton, Heptatonik), ordnet aber aus intervallischen und pädagogischen Gründen in Hexachorden Spaltung des Tones b in b rotundum und b quadratum, führt zu b/h im Deutschen zusätzlich geht Guidos Bezeichnung der Hexachorde in die Buchstaben und in die Akkordbenennungen ein: hexachordum naturale, - durum, - molle heutige Notenbuchstaben in den verschiedenen Sprachen speichern die griechischmittelalterliche Entwicklung: im Englischen: B und B-flat , flat/sharp, Charakterisierungen aus der griechischen Musiktheorie; im Französischen: Si, Si bémol, Si dièse, Somilsationssilben und dièse/bémol für Kreuz/Erniedrigung

Entwicklung des Organums 2- 11Jh.

Micrologus de Musica (Guido von Arezzo, um 1025): flexible Handhabung der vox organalis, Durchbrechung des Quartenparallelismus: auch gr. 2, gr. und kl. 3 sind erlaubt, vor allem in Übergängen und Schlussabschnitten; Abweichen vom Quartparallelismus lässt Cantus als Hauptstimme zurücktreten, weil hinzugefügte Stimme an Eigenständigkeit gewinnt; Occursus-Lehre: die Organalstimme soll dem Schlusston der Cantusstimme entgegenlaufen (occurrit), vor dem Ruheklang (5,8) erscheint eine Dissonanz: ................................ Entwicklung des Organums 3: um 1100 neues Organum (um 1100, Mailänder Traktat) •



vermehrter Klangvorrat: 8,5,4 können nacheinander gebraucht werden, 4 und 5 bilden Mittelteile, 8 und 1 Schlussklänge, 3,6,7,2 sind durchgehende Intervalle, vor allem bei den Schlusswendungen; Vox organalis wird zur freien Stimme über dem Cantus, zum „Discantus“ (Auseinander- oder Gegengesang); größere Freiheit erfordert aber Fixierung: aus Stehgreiforganum wird notierte Musik; Beginn des „Komponierens“ und der Trennung von Produktion und Reproduktion; Note gegen Note-Prinzip (Discantusfaktur) .....................................................

Entwicklung des Organums 4: 12.Jh. •

Halteton-Organum in Handschriften des Klosters Saint Martial (Frankreich), Saint-MartialRepertoire aus dem 12. Jh.; einer Note des Cantus firmus werden mehrere Noten zugeordnet (Haltetonfaktur, Halteton-Organum):

Entwicklung des Organums 5: um 12.Jh. • •

Blüte der Organum-Kunst, die erstmals in der Musikgeschichte an zwei Komponisten festgemacht werden kann: Perotin und Leonin Notre Dame-Epoche (um 1200): Wechsel von Haltetonfaktur, das sogenannte Organum (cantus firmus wird zum Tenor in gedehnten Haltetönen, Oberstimme setzt viele Noten dagegen) und Diskantusfaktur (auf Tenorton kommt nur ein Ton oder wenige Töne); strenger Noten-gegen-Note-Satz: Fundamentalsatz

Prozesse: • • • • •

Saint-Martial-Repertoire Versus: bis 1200 Notre-Dame-Epoche 1160/80 Modalnotation, Choralbearbeitung, Conductus/ Motette 1230/50 Ars antiqua: Menstrualnotation I Motette Liedsatz: 1300/10 Ars: Mensuralnotation II Motette Liedsatz

Das Epochenbewusstsein der Renaissance in der Musik um 1477 •

Johannes Tinctoris im Prologus seiner Proportionale musices: o „So kommt es, daß in der heutigen Zeit die Fähigkeit unserer Musik einen so großen Zuwachs erhalten hat, daß sie eine ganz neue Kunst zu sein scheint. Die Quelle und der Ursprung dieser gewissermaßen neuen Kunst ist, wie es heißt bei den





Engländern zu suchen, deren Haupt [John] Dunstable war; seine Zeitgenossen in Frankreich waren [Guillaume] Dufay und [Gilles] Binchois, auf die unmittelbar die Modernen gefolgt: [Johannes] Ockeghem, [Antoine] Busnois, [Johannes] Regis, [Philippe] Caron, in der Komposition die vortrefflichsten von allen, die ich gehört habe.“ wenig später im seinem Liber de arte contrapuncti (1477) spricht Tinctoris sogar von einer neuen Kunst („ars nova“), die von den Gebildeten als hörenswert empfunden wird („auditu dignum ab eruditis“), wiederum als Absetzung von einer vorausgehenden Kunst, die er abwertet: o „[…] außer dem, was innerhalb der letzten 40 Jahre komponiert worden ist, sich nichts Komponiertes erhalten hat, was von den Gebildeten für hörenswert befunden wird.“ und begründet dies, weil er o „[…] einmal einige altertümliche Lieder unbekannter Autoren (die man anonym nennt) in Händen gehabt [habe], die so ungereimt, so fad [insulse: geschmacklos, albern] komponiert waren, daß sie die Ohren mehr beleidigten als ergötzten.“ ganz ähnlich bei Martin le Franc in den Champion des Dames (1441/42), er spricht von der: o „contenance angloise“, einer englischen Haltung, oder Geschmack, der von John Dunstable maßgeblich geprägt wird o „frisque concordance“, von den frischen Zusammenklängen, die durch eine neue Praxis enstehen („nouvelle practique“), und auch er nennt Binchois und Dufay als die wichtigsten Musiker, die Dunstable folgen

Formale Aspekte des neuen ,,auditu dignum" (Hörenswürdigen) am Beispiel von Quam pulchra es (Dunstable) • •



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klares syllabisches und rhetorisches Verhältnis zwischen Text und Tonsatz führt zu Schlichtheit und hoher Verständlichkeit Dominieren des „Wohlklangs“, der „süßen“ (dulciter) Konsonanzen: imperfekte Konsonanzen (3 und 6) und Dreiklänge in der Mitte der Phrase, „hohle Klänge“, vollkommene Konsonanzen (5 und 8) in den Phrasenanfängen und Schlüssen; Dissonanzen sind Ornament, Ausdruck und syntaktisches Merkmal, aber streng geregelt alle Stimmen werden simultan entworfen, nicht sukzessiv und nur im Verhältnis zum Tenor (cantus firmus); d.h. die Regeln des Kontrapunktes werden auf alle Stimmen angewendet; Verbot der Quintparallelen Herausbildung typischer Klauseln: Tenor- und Sopranklausel (z.B. T. 8/9 und 14/15), Unterterzklausel (Schluss) deutliche Darstellung einer Tonart (Planung der Stufen, auf denen die Klauseln stattfinden) Faburden/Fauxbourdon („falscher“ Bourdon bzw. Bass) Stehgreifpolyphonie: parallellaufende Stimme wird hinzuimprovisiert, ähnlich wie im alten Organum, nun aber Quartparalellen, die durch Terz und Sexte verdeckt werden („Sextakkord-Ketten“); diese Technik wird dann notiert und als kompositorisches Mittel eingesetzt...


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