ZSMF Entwicklungspsych 2 PDF

Title ZSMF Entwicklungspsych 2
Course Allgemeine und Biologische Psychologie
Institution Johannes Kepler Universität Linz
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Zusammenfassung...


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GRUNDANNAHMEN DER ENTWICKLUNGSTHEORIEN ZU ZENTRALEN FRAGEN DER MENSCHLICHEN ENTWICKLUNG Gegenstand der Entwicklungspsychologie Generell = Beschreibung / Erklärung / Vorhersage / Beeinflussung menschlichen Verhaltens und Erlebens Speziell = Veränderung über die Zeit Theorien in der Entwicklungspsychologie Theorie = geordnete Sammlung von Aussagen, die Verhalten beschreiben, erklären und vorhersagen (Berk) Entwicklungstheorie = Erklärungskonzept (Begründung für unser Handeln) 1. Kontinuität / Diskontinuität 2. Verlauf der Entwicklung / Entwicklungspfade 3. Anlage / Umwelt Typologie von Entwicklungstheorien Umwelt aktiv Interaktionistische Theorien Exogenistische Theorien

Subjekt aktiv Subjekt nicht aktiv Interaktionistisch: Exogenistisch: Selbstgestaltung: Endogenistisch:

Umwelt nicht aktiv Selbstgestaltungstheorien Endogenistische Theorien

wechselseitige Beeinflussung externe Reize (Umwelteinflüsse, Lernprozesse) Auseinandersetzung Individuum mit Umwelt Reifungstheorien (intern angelegter Plan)

Der psychoanalytische Ansatz = Theorie der Psychoanalyse (Freud) Weiterführung: Theorie der psychosozialen Entwicklung (Erikson) = Mensch durchläuft eine Reihe von Stadien -> Konflikt zwischen biologischen Trieben und Erwartungen der Umwelt  Fähigkeit zur Bewältigung der Anforderungen des Lebens durch Spannungslösung wichtig: Anlage, Umwelt, frühere Erfahrungen

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1. Altersbereich: Geburt -> Geschlechtsreife (Kindesalter -> Jugendalter) Die Entwicklung wurde verfolgt, bis man ausgewachsen war -> reine Reifungstheorie (hörte mit der körperlichen Entwicklung auf) 2. Biologische Aspekte: Entwicklung läuft nach einem inneren Prozess ab (Konvergenzprinzip)  Wachstum (körperliche Veränderungen)  Reifung (wenn etwas fertig ist)  Prägung (Einfluss der Umwelt) Wachstum und Reifung sind Grundvoraussetzungen, damit Lernen möglich ist. 3. Veränderungskonzepte: Wissenschaftler hatten Stufentheorie (Regelhafte Stufenfolge)  Entwicklungsnormen (man suchte Normen - Normen geben Sicherheit)  Alter / Fähigkeiten - „Schulreife“ (Schulfähigkeit) ist heute noch übrig Die Traditionelle Entwicklungsauffassung ist zwar überholt, wurde aber erweitert um die Umwelteinflüsse und aktive Selbstgestaltung.

Grundprinzip früher: Grundprinzip heute:

genetische Anlagen genetische Anlagen 50% - Umwelt 50%

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Erweiterung des Altersbereichs: die Entwicklung läuft über die gesamt Lebensspanne 1. Altersbereich: Konzeption -> Lebensende Schnittstellen, Auslösefaktoren für Veränderungen? 2. Systemische Perspektive Jedes Element hat Einfluss auf das andere Element, da sie in einem System miteinander verbunden sind. Differenzierte statt monokausale Sichtweise. aktive Selbstgestaltung = Interaktion zwischen Anlage und Umwelt Piaget: „Das Kind entwickelt sein Denkmodell von der Welt durch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt“ = angeborene Neugierde 3. Veränderungskonzepte  Entwicklungsaufgaben (Partnerschaft, Berufsweg)  Lebensstil und Lebensbewältigung Basisbedürfnisse als Voraussetzung für aktive Selbstgestaltung 1. Autonomieerleben 2. Kompetenzerleben (sich selbst als wirksam erleben) 3. Soziale Eingebundenheit (abhängig von Entwicklungsphase) Aktuelle Sicht der Entwicklungstheorien Entwicklung…  lebenslanger Prozess  mehrdimensional  plastisch  in unterschiedlichen Entwicklungskontexten Betrachtung: Lebensspannenperspektive ZSMF Entwicklungspsychologie II

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VERÄNDERUNGSKONZEPTE Konzept „Entwicklungsaufgabe“ Entwicklungsaufgaben (nach Havighurst) = Bindeglied im Spannungsverhältnis zwischen individuellen Bedürfnissen & gesellschaftlichen Anforderungen

Altersbereiche bis 6 Jahre 6-12 Jahre 12-18 Jahre

Frühe Kindheit Mittlere Kindheit Adoleszenz

18-30 Jahre 30-60 Jahre ab 60 Jahre

Frühes Erwachsenenalter Mittleres Erwachsenenalter Höheres Erwachsenenalter

Entwicklungsaufgaben im Jugendalter 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)

Peer Körper Rolle Beziehung Ablösung Beruf Partner / Familie Selbst Werte Zukunft

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(Freundeskreis aufbauen) (Veränderungen akzeptieren) (Verhaltensweisen aneignen) (Freund/in) (von den Eltern loslösen) (über Ausbildung / Beruf Gedanken machen) (Vorstellungen entwickeln) (sich selbst kennen lernen, wie andere einen sehen) (eigene Weltanschauung entwickeln) (Zukunftsperspektive entwickeln, Ziele) 4

Bereichsspezifische Bedeutsamkeit der Entwicklungsaufgaben im Jugendalter 1985 keine Differenz w/m: Beruf (94%), Selbst (94%), Peer (91%) 1997 Spitzengruppen: Peer (86%m, 79%w), Beruf (77% beide) „Aufbau engerer Beziehung“ -> Freundschaftsbeziehung rückt 1997 ins Spitzenfeld 1985: Burschen 7. Platz / Mädchen 9. Platz (von 10) „Selbsterkenntnis“ -> 1985 hohe Bedeutsamkeit, 1997 wenig (m: 4. Platz/w: 7. Platz) Geschlechterspezifischer Vergleich 1985 Unterschiede in 5 Bereichen: Werte / Körper / Beziehung / Rolle / Ablösung 1997 Unterschiede in 2 Bereichen: Rolle / Körper „Ablösung“ -> 1997 beide 6. Platz „Werte“ -> 1997 m: 6. Platz/w: 8. Platz „Zukunftsperspektive“ -> 1997 geringere Bedeutung „Partnerschaft“ 1997 bei beiden Gruppen letzter Rang (1985 bei Mädchen zumindest 8. Platz) Konzept „Kritische Lebensereignisse“ (KLE) (Oerter) KLE = lebensverändernde Ereignisse (negativ / positiv oder neutral) bewirken erhöhten Spannungszustand keine bewährten Handlungsmuster 2 Arten von Krisen 1. Veränderungskrise (Caplan) 2. Traumatische Krise (Cullberg) Veränderungskrise  Konfrontation  Gefühl des Versagens  Mobilisieren (Bewältigen, Rückzug/Resignation, Chronifizierung)  Vollbild der Krise Traumatische Krise  Schock  Reaktion (Chronifizierung, Krankheit, Alkohol etc., Suizidales Verhalten)  Bearbeitung  Neuorientierung Aspekte zur Bewältigung KLE     

Subjektive Bewertung / Kontrollierbarkeit / Sinnhaftigkeit / Altersangemessenheit Vorhersehbarkeit Verantwortlichkeitsattribution Generalität real existierende Bewältigungsmöglichkeiten

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Leitfaden zur Krisenintervention Beziehungsaufbau -> Auslöser & Situation erfassen -> Symptome lindern -> Leute zur Unterstützung einbeziehen -> Ansatz zur Problembewältigung (z.B Bereitschaft zur Veränderung) Differenzierung KLE 1) normativ kritische Lebensereignisse an Lebensalter gebunden, meist vorhersehbar 2) nicht normativ kritische Lebensereignisse in jeder Lebensphase, keine präventiven Maßnahmen 3) historisch kritische Lebensereignisse Situationen, sozial & historisch von Bedeutung Konzept Übergänge = Zeitabschnitte der Veränderung, durch Ungleichgewicht gekennzeichnet Folge: Verunsicherung, Stress, Labilisierung Typisierung: 1) internale vs. externale Verursachung 2) normativ vs. ideosynkratisch 3) „on time“ vs. „off time“ 4) langandauernd vs. kurzdauernd 5) glückliches vs. tragisches Erleben 6) reflektiert vs. unreflektiert

DER SCHULÜBERTRITT VON DER GRUNDSCHULE IN WEITERFÜHRENDE SCHULEN Beispiel eines kritischen Lebensereignisses Kriterien Lern-/Arbeitsverhalten bisher, Lernentwicklung, Persönlichkeit, zukünftige Schule, Familie & Umfeld zu Motivationsverlust und Verhaltensauffälligkeiten führen… Lehrkräfte Unkenntnis bzgl. Lernvoraussetzungen unpersönliches Lehrverhalten sachlich-härterer Kommunikationsstil Neue Anforderungen  Wegfall Klassenlehrer  Mehrlehrersystem  Beurteilung – Wissens- & Kenntniskontrollen  Frontalunterricht  Unkenntnis der Lehrer über VS-Lehrpläne  Fehlerbewertung  Unregelmäßige HÜ-Kontrolle  Erhöhung der Gesamtwochenstundenzahl  Notensturz  Neue Mitschüler

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Befinden Verringerung der Belastung von Schüler durch gute(s)… Schulklima Gruppenklima Schüler-Lehrer-Beziehung Einstellung zur Schule angemessener Leistungsdruck Bewältigungshilfen  Ausbildung AHS/HS-Lehrer  Reduktion Lehrstoff  Kooperation Lehrer  Lernstrategien  Teamgespräche

   

Reduktion Wertigkeit von Tests bessere Vorbereitung VS-Lehrer Info für Eltern soziale Begleitung

LEISTUNGSMOTIVATION Definitionen Motivation = Summe der Beweggründe, die Entscheidungen und Handlungen beeinflussen Lernmotivation = Beweggründe / Ziele für Erwerb von Kenntnissen intrinsische Motivation = von innen kommende Anreize extrinsische Motivation = von außen kommende Anreize (Vermeidung von Kritik und Strafe) Entwicklung leistungsmotivierenden Verhaltens 1-jährige: 1 ½ - jährige: ab ca 3 ½ Jahren: 5-6-jährige: 10-12-jährige: ab 10tem Lebensjahr:

Freude am Effekt, „Selbermachenwollen“ Pläne ohne Wettbewerbseifer Wettbewerbsbewusstsein, eigene Tüchtigkeit, Kausalschema entsteht (!!) wichtigstes Erklärungskonzept: eigene Anstrengung, Tüchtigkeit & Aufgabenschwierigkeit kombiniert eigene Fähigkeit (unsichtbare Komponente) = Erklärung für Erfolg subjektive Erfolgs- bzw. Misserfolgserwartungen (Selbstkonzept)

Konstruktion des Selbstkonzeptes 5 ½ -8 Jahre:

Niveau 1 – subjektiv-differenzierte Perspektive Standpunkt anderer wird selbstleitend

9 – 12 Jahre:

Niveau 2 – selbstreflexive-reziproke Perspektive Selbsteinschätzung durch Rückmeldungen / soziale Selbstwertung über Funktion in einer Gruppe

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Kausalattribuierung = Ursachenerklärung für Erfolg & Misserfolg erfolgszuversichtliche Menschen -> Ursachenerklärungen von Hoffnung & Erfolg geleitet misserfolgsängstliche Menschen -> Erklärungssystem, von Angst vor Misserfolg geleitet Schema der Kausalattribuierung

Stabil Instabil

Internal Fähigkeit Anstrengung

External Aufgabenschwierigkeit Zufall

Komponenten des Selbstkonzeptes (Cole) 1) allgemeines Selbstkonzept 2) akademisches Selbstkonzept (Fähigkeitskonzept) -> Schulleistung Mädchen unterschätzen schulische Kompetenz / Jungs überschätzen Unterschiede im Ausmaß an Ängstlichkeit und Depressivität Selbstrepräsentation & Schule Kontrollüberzeugungen = generalisierte Erwartungen als Erklärungsursache für Bewältigung von Anforderungen 1) Internalität (eigene Fähigkeiten) 2) sozial bedingte Externalität (Einfluss anderer) 3) fatalistische Externalität (Schicksal, Pech, Glück etc) Was hat darauf positive Auswirkungen…. (Skinner, Untersuchung an Schüler) hohe Kontrollüberzeugung Schüler Lehrkräfte mit Wärme/Unterstützung Lehrer mit individueller Bezugsnorm & Leistungsrückmeldung Kompetenzen zur Bewältigung schulischer Anforderungen  Ziele   Lernstrategien / Lerntechniken   Kenntnisse über Gedächtnis 

Zeitmanagement Umgebung Routinen

Pädagogische Konsequenzen  günstiges Attribuierungsmusters Feedback: differenziertes Lob / Fehler ohne Tadel / sofortiges Ausbessern / Lob nach Korrektur Forderung: Konstruktiver Umgang mit Fehlern!

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ZEICHNUNG IM JUGEND- UND KINDESALTER Phasen der Kinderzeichnung 1) Kritzelphase Freude an der Bewegung und erzeugten Spur Hiebkritzeln, Schwingkritzeln, Kreiskritzeln (Urknäuel), Sinnunterlegtes Kritzeln, Schreibkritzeln 2) Schemaphase einfache geometrische Grundformen, Umrisszeichnungen, detailreiche Darstellungen Kreis, Zentrum, Linie als Spur, Kreuzungen, Kasten, Raumbilder, Kopffüßler Im Laufe der Entwicklung: differenzierte Darstellungsformen: intellektueller / visueller Realismus 3) Ende der Schemaphase und Jugendalter Themen vielfältiger, kulturelle Zentralperspektive kritische Haltung gegenüber eigenen Unzulänglichkeiten Eigentümlichkeiten der Kinderzeichnung          

Kind zeichnet was es weiß (nicht was es sieht) Tendenz zur Vermenschlichung verschobene Größenverhältnisse wichtige Teile weggelassen nacheinander verlaufende Ereignisse nebeneinander dargestellt Zentralisation Hauptmotiv Farbgebung Bewältigung räumlicher Beziehungen & Dreidimensionalität Dislokationen

Kinderzeichnung als Test  Reihenfolge  Darstellung gleiche/verschiedene Tiere  Gruppierung  Größenverhältnisse im Vergleich zur Wirklichkeit  Ausdrucksgebaren  Charakter

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GEDÄCHTNIS – WISSEN – LERNEN Medienkonsum und Hirnentwicklung andere Hirnvernetzungen bei Kindern/Jugendlichen, die moderne Medien intensiv nutzen Nervenschaltungen passen sich an die Art, wie man sein Gehirn benützt, an Auswirkungen extensiven Medienkonsums  starke, visuelle Dominanz (ausgeprägte motorisch-visuelle Kopplung)  Veränderung der Körperrepräsentanzen (Verkümmerung der Vernetzungen im Gehirn, die für Interpretation der körpereigenen Signale zuständig sind)  Mangelnde Empfindungsfähigkeit (Befindlichkeiten des Gegenübers werden nicht mehr erkannt)  Veränderung des Vorstellungsvermögens / Phantasie Konsequenzen für Schule & Lernen Kinder können nicht mehr zuhören -> Sprache in der Schule zu schwacher Reiz 15-jährige mit überdosiertem Medienkonsum (va Jungs) in Technik & NaWi leistungsfähiger -> Defizite im emotionalen Bereich (Kompensation: äußere Stärke) stärker ausgebildete linke Hemisphäre (Defizit in rechter) -> Beziehungsunfähigkeit Gehirn = dynamisches Modell (Erbanlagen / Umwelt / soziale Interaktionen = Grundmuster) Denkblockaden: Gefühle & Stressimpulse Lernprozesse pro: Erfolgserlebnisse & Freude Gedächtnis = mentale Fähigkeit, Informationen aufzunehmen / speichern / wiederzugeben 3 Stadien der Gedächtnisbildung: 1) Enkodierung (Aufnahme von Wissen) 2) Speicherung (Festigung von Wissen) 3) Abruf (von Wissen) Mehrspeichermodell = beschreibt Komplexität von Lern- & Gedächtnisvorgängen

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Definitionen UKZG (Ultrakurzzeitgedächtnis) (auch: sensorisches Gedächtnis, SG) = hohe Speicherkapazität, Speicherinhalte bleiben max. 1 Sek. Kurzzeitgedächtnis (KZG) = 5-9 Informationseinheiten, nach etwa 5 Sek. zu 50% / nach 20 Sek. zu 100 % vergessen Speicherdauer: wenige Sekunden – halbe Minute Kapazität kann durch Lerntechniken & -strategien gesteigert werden Langzeitgedächtnis (LZG) = Gesamtheit an dauerhaft gespeicherter Erfahrungen im Zentralnervensystem deklaratives Gedächtnis (explizites Gedächtnis) = bewusstes Gedächtnis für Fakten & Ereignisse, bewusste Speicherung & Abruf, stark altersabhängig nicht deklaratives Gedächtnis (implizites Gedächtnis) = unbewusste Gedächtnisvorgänge, automatisch Gelerntes, Gedächtniseffekte: Kinder mit Erwachsenen vergleichbar Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley (1986) Unterscheidung zwischen Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis theoretisch erweitertes Konzept: Arbeitsgedächtnis (AG) = Zusammenwirken mehrerer Gedächtniskomponenten zentrale Exekutive = Steuerinstanz (Aufmerksamkeitssteuerung, Hemmung irrelevanter Infos)  steuert & koordiniert zwei Untersysteme: 1) visuell-räumliches Untersystem 2) phonologisch-artikulatorisches Untersystem -> visuelle & akustische Inhalte werden zwischengespeichert Inhaltsabhängiges Gedächtnismodell – Langzeitgedächtnis (Dreher)

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Definitionen II Skills = mechanisch erlernte motorische Ablaufmuster Priming = Erleichterung aktueller Reizverarbeitung durch positive Auswirkungen früherer Erfahrungen („Voraktivierungen“) Amnesie = Gedächtnisverlust neuere psychologische Forschung: Zentralnervensystem gleicht eher stark verbundenem Gesamtnetzwerk -> trotzdem Belege, dass bestimmte Gehirnregionen bestimmte Funktionen haben

Determinanten des Gedächtnisses 1) Kapazität / Fassungsvermögen 2) Strategien 3) Metagedächtnis 4) (Vor-) Wissen

zwischen 5 – 15 Jahren gegen Ende des Grundschulalters

Punkt 1: (Kapazität / Fassungsvermögen) Gedächtnisspanne Kapazität des KZG bezieht sich auf Anzahl der Items, die erfasst werden können (7 +/- 2 nach Miller) Möglichkeiten für Steigerung: Wiederholungen Gruppierungsprozesse Informationsaufnahmegeschwindigkeit Artikulationsgeschwindigkeit Gedächtniskapazität Menge an gelernter Information, die direkt verfügbar gehalten und verarbeitet werden kann größter Leistungszuwachs im Grundschulalter ZSMF Entwicklungspsychologie II

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Determinanten der Gedächtnisentwicklung (Zeitraum 5 – 15 Jahre) = Erklärung für Anstieg von Gedächtnisleistung, zw. 5-15 Jahren -> größten Zugewinne Veränderung der Gedächtniskapazität durch: zunehmende Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit Artikulationsgeschwindigkeit Entwicklung von Gedächtnisstrategien („Kofferraum-Metapher“ nach CASE) Metagedächtnis (Erwerb allgemeines Gedächtniswissen) Erwerb bereichsspezifischen Wissens (Netzwerkverbesserung)

Punkt 4: (VorWissen) Vorwissen durch bereichsspezifisches Vorwissen: bessere Vernetzung, Elaboration, neue an alte Infos anknüpfen durch Vorwissen können Alterstrends verschwinden bzw. umgekehrt werden

Punkt 3: (Metagedächtnis) Metagedächtnis = Wissen über Gedächtnisvorgänge Wissen um… 1) Aufgaben-Variable (Bewältigungsaufwand & Abrufanforderungen) 2) Strategie-Variable (Gedächtnisstrategien & -regeln) 3) Person-Variable (Stärken & Schwächen der eigenen Person) Verbesserung des Metagedächtnis gegen Ende des Grundschulalters in manchen Bereichen -> metakognitives Wissen sehr spät

Punkt 2: (Strategien) Gedächtnisstrategien = bewusstseinsfähige, absichtliche verwendete und kontrollierbare kognitive Aktivitäten (vom Lernenden eingesetzt) Enkodierungsstrategien (während der Einspeicherung von Informationen wirksam): Wiederholungsstrategien Organisationsstrategien (Kategorien, Oberbegriffe) Elaborationsstrategien (Eselsbrücken, Bedeutungsgehalt) Abrufstrategien (während des Erinnerns wirksam) ZSMF Entwicklungspsychologie II

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Lernstrategien und Gedächtnisregeln Defizite bei der Entwicklung von Lernstrategien 1) Mediationsdefizit (Kindergartenalter) nicht spontan, auch bei gezielter Unterweisung kein positiver Effekt (z.B. Wecker) 2) Produktionsdefizit (Vorschulalter, frühes Grundschulalter) nach Unterweisung einsetzbar, selten spontan genutzt 3) Nutzungsdefizit (Grundschulalter) Defizit = Strategie kann nach Überwindung des Produktionsdefizits noch nicht effektiv genutzt werden -> kognitiver Aufwand hoch, Gewinn gering Enkodierungsstrategien 1) Wiederholungsstrategien (Kail, empirische Befunde) 7 Bilder, 15 Sek. Zwischenzeit leises Wiederholen (Regelmäßigkeit beginnt bei 7-Jährigen) 18 – 20 Wörter / 5 sec (Ornstein) lautes Wiederholen (ältere Kinder sagen Wort rascher & dadruch öfter -> bereits kumulative Strategien) 10-Jährige haben bereits 80% der Wiederholungs- & Behaltensleistung Erwachsener bis zum 15. Lebensjahr - starke Zunahme der Selektion der Wiederholung 2) Organisationsstrategien gut organisierte Infos leichter gemerkt & behalten Organisation = gruppieren, Klassen bilden, Relationen herstellen 5/6 Jahre: 10/11 Jahre:

keine Sortierstrategie Kategorien

Nutzung externer Gedächtnishilfen:

10-Jährige: weniger als 50% 14-Jährige: 75%

3) Elaborationsstrategien Maßnahmen, die Bedeutungserweiterung dienen (Integration neues Wissen in altes) -> schriftlicher Text Relevanz / Unterstreichen / zentrale Begriffe / Zusammenfassung / Paraphrasieren / Analogien Abrufstrategien = Erinnerungsleistungen durch Nutzung von Hinweisreizen „CUES“ Mindmaps, Einordnen in Netzwerke etc.

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Klassische Befunde zur Entwicklung von Gedächtnisstrategien    

Entwicklung: im Verlauf der Grundschulzeit fast alle Kinder bis zum frühen Jugendalter: Wiederholungs- & Ordnungsstrategien individuelle Unterschiede bei Elaborationsstrategien manche Jugendliche & Erwachsene – nie bewusst komplexe Strategien

Gedächtnisregeln 1) Aktivierung allgemeines Aktivierungsniveau darf weder zu hoch noch zu niedrig sein 2) Distinktheit je origineller/unverwechselbarer Lerninhalt umso besser 3) Position a) Primacy-Effekt ( Informationen zu Beginn aufgenommen – besser gemerkt) b) das am Ende Gelernte wird besser behalten, wenn danach Pause folgt oder gleich abgefragt wird 4) Gliederung Chunking (assoziativ...


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