Zusammenfassung Bevölerungs- und Siedlungsgeographie SS2019 PDF

Title Zusammenfassung Bevölerungs- und Siedlungsgeographie SS2019
Author an ni
Course Bevölkerungs- und Siedlungsgeographie
Institution Universität Koblenz-Landau
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Summary

Zusammenfassung SS2019
Dozent: Köppen...


Description

Vorlesung: Bevölkerungs- und Siedlungsgeographie Was ist Bevölkerung? im formal statistischen Sinne: Summe der Einwohner eines Gebietes zu einem bestimmten Zeitpunkt a) de jure = (gemeldete) Wohnbevölkerung b) de facto = ortsanwesende Bevölkerung Probleme bzw. Verfälschungsgründe: - „Meldemuffel“ (Meldesystem ist Gesetz, halten sich aber nicht alle dran) - in Touristengebieten - Diplomaten/konsularischer Dienst - Angehörige ausländischer Streitkräfte Wo können Menschen leben? Ökumene - Anökumene Ökumene: die dauernd oder zeitweilig vom Menschen bewohnten Gebiete Anökumene: die völlig unbewohnten Zonen Ökumene unterteilt sich in… - Vollökumene (ständig bewohnt) - Sub- bzw. Semiökumene (zeitweilig bewohnt) - Periökumene (Siedlungsinseln in der Anökumene) → von der Landoberfläche (ohne Antarktis) zählen ca. 50% zur Voll-, etwa 40% zur Subund 10% zur absoluten Anökumene Bevölkerungsveränderungen die Bevölkerungsentwicklung eines Raumes ergibt sich als Ergebnis von - Geburtenzahl und Sterbefällen, sowie - Zu- und Abwanderung während einer Zeitspanne es wird unterschieden in… - natürliche Bevölkerungsbewegungen (Veränderung der Gesamtbevölkerung eines Gebietes resultierend aus der Differenz von Geburten- und Sterberate) - räumliche Bevölkerungsentwicklung (Veränderung der Gesamtbevölkerung eines Gebietes resultierend aus der Differenz von Zuzügen und Fortzügen) Demographische Grundgleichung

Pt+n = Pt + Bt,t+n - Dt,t+n + It,t+n - Et,t+n Pt = Bevölkerung (Population) zum Zeitpunkt t Pt+n = Bevölkerung zum Zeitpunkt t+n Bt,t+t = Geburten (Births) zwischen t und t+n Dt,t+n = Sterbefälle (Deaths) zwischen t und t+n It,t+n = Zuwanderung (Incoming/Immigration) zwischen t und t+n Et,t+n = Abwanderung (Exit/Emmigration) zwischen t und t+n

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Wie viele Menschen verkraftet die Erde? das Konzept der Tragfähigkeit (eines Raumes) Diejenige Menschenmenge, die in einem Raum unter Berücksichtigung des erreichten Kultur- und Zivilisationsstandes auf längere Sicht leben kann. → Frage erstmals von Thomas Robert Malthus (1798) aufgeworfen Malthus’ Theorie

Malthus’ Annahme: - wellenförmige Angleichung der Einwohnerzahl an konstant bleibende Tragfähigkeit - Bevölkerungswachstum hält an, Lebensgrundlagen werden zerstört, Tragfähigkeit erniedrigt, sinkende Einwohnerzahlen reale Entwicklung: - Bevölkerungsdruck führt zu Innovationen, Tragfähigkeit steigt an, Bevölkerungswachstum bleibt Tragfähigkeit der Erde agrarische Tragfähigkeit, naturbedingte Tragfähigkeit und gesamtwirtschaftliche Tragfähigkeit - gesamtwirtschaftliche Tragfähigkeit ohne Handel: innenbedingte Tragfähigkeit mit Handel: außenbedingte Tragfähigkeit - optimale Tragfähigkeit: Wahrung eines bestimmten Lebensstandards - maximale Tragfähigkeit: Leben am Existenzminimum Altersstruktur - eine „typische“ Gliederung - Verteilung der Bevölkerung auf die einzelnen Altersjahrgänge - Kohorten (Personengruppe, die über ein gemeinsames Merkmal definiert wird zu fünf Jahren üblich - typische Kennziffern noch: Arithmetisches Mittel - „mittleres Alter“ Medianalter (teilt Bevölkerung in Hälften zu 50%) - Wahlweise: Anteile von Prozentgruppen - Indexbildung Seite 2  von 21

- sehr genaue Darstellungsform für Alters- und Geschlechtsgliederung sind Alterspyramiden Grundformen von Alterspyramiden (SEHR WICHTIG)

Billeter-Maß: junge oder ältere Bevölkerung? Was ist „jung und alt“ einer Bevölkerung? jung = z.B. unter 15 oder 20 Jahre alt = z.B. über 60 oder 65 Jahre Billeter: Index für das Verhältnis junger (50 Jahre) Bevölkerung - Wert ~ 1 = junge Bevölkerung (Pyramide) - Wert negativ → Zahl der „Alten“ > Zahl der „Jungen“

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Weitere Altersmaße

Rasse und Ethnie? „Rasse“ (humanbiologisch) für die Geographie von geringer Bedeutung/untauglich - genetische Variabilität zu hoch für sinnvolle Abgrenzung → „Rasse geht nicht unter die Haut“ - Wanderungen und Vermischung z.B. beeinflussen Verteilung ständig → ganze Kontinente kaum zuzuordnen Ethnie - ethnische Gruppen über sozialwissenschaftliches Konzept definiert - E. G. besitzt tatsächliche oder vermeintliche (!) Gemeinsamkeiten, auf deren Grundlage sich eine kollektive Identität bildet typische Ankerpunkte: Geschichte, Abstammung, Sprache, Religion, Sitten, Kultur - subjektive Selbst- und Fremdzuordnung! (kann sich auch ändern) → seriöse wissenschaftliche Forschung/Feststellung daher schwer Geschlechtergliederung - Sexualproportion: Zahl der männlichen Personen auf 100 (oder 1000) weibliche Personen Global ca. 101:100 Weniger entwickelte Länder 103:100 Hoch entwickelte Länder 94:100 - bei Geburten i.d.R. 104/106:100 - → aber geringe Lebenserwartung bei M - später meist mehr Frauen als Männer Seite 4  von 21

- Verschiebungen auch durch Migration oder Krieg und Katastrophen (z.B. BRD 1988) Rohe Geburtenrate (Crude Birth Rate CBR) - Zahl der geborenen Kinder eines Jahres bezogen auf 1000 Einwohner (∅Bevölkerung)

B / P * 1000 (B=Births; P=Population)

- sehr ungenaue Maßzahl - keine Aussage, wie viele Kinder/Frau im Durchschnitt (∅Bevölkerung = arithmetisches Mittel einer Bevölkerung während eines Zeitraums) Fruchtbarkeitsziffer (General Fertility Rate GFR) - genauer als CBR (noch genauer ist Kohortenfertilität) - Zahl der Geburten pro Jahr bezogen auf 1000 Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15-44 Jahren oder 15-49 Jahren (Risikobevölkerungsgruppe)

B / Pf15-44 * 1000 (Pf=Population female) Age Specific Birth Rate - Zahl der Lebendgeborenen auf 1000 Frauen des jeweiligen Alters

Bfa / Pfa * 1000 (fa=female age group)

Kohortenfertilität - Zahl der tatsächlich geborenen Kinder/Frau eines Geburtsjahrganges - kann erst rückwirkend bestimmt werden (nach Abschluss der Reproduktiven Phase (ca. 46+)) Fruchtbarkeitsrate (Total Fertility Rate TFR) - Zahl der Kinder, welche von 1000 Frauen während ihrer fruchtbaren Phase geboren würden - entspricht der Summe der altersspezifischen Fruchbarkeitsraten Grundannahmen: Seite 5  von 21

a) keine der Frauen stirbt während dieser Zeit b) die Fruchtbarkeitsverhältnisse des zugrunde gelegten Jahres ändern sich nicht „Der zweite Geburtenrückgang“ - Ausgangspunkt: demographische Welle (Nachkriegsgeburtenhoch) - zweiter Geburtenrückgang → Absinken der Geburtenraten auf das heutige Niveau zwischen 1965 und 1975 Gründe: - Ablehnung sozialer Institutionen und sozialer Kontrolle - Betonung individueller Autonomie - Selbstverwirklichung Folge: geburtenstarke Jahrgänge der 50/60er Jahre schieben sich im Altersaufbau nach oben - Ersatz durch immer geburtenschwächere Kohorten - fertilitätsgeleitetes Altern beschleunigt sich Erkenntnisse zum Fertilitätsrückgang: BR Deutschland - Kinderwunsch bei jüngeren Männern und Frauen; nur wenige der etwa 20-Jährigen sagen, dass sie keine Kinder wollen - großer Teil hat noch keine festen Vorstellungen - Weg in die Kinderlosigkeit führt meist über wiederholtes Abschieben der Geburt des ersten Kindes; zunächst sind Ausbildung, dass das Schaffen einer materiellen Basis für eine Familiengründung und der Berufseinstieg oder Karriere wichtiger - Familiengründung wird immer weiter aufgeschoben, bis sich ein Lebensstil etabliert hat, zu dem Kinder nicht mehr passen oder Kinder bekommen nicht mehr möglich ist Altersspezifische(Geschlechts-spezifische Sterberate Zahl der Todesfälle/Jahr bezogen auf einer bestimmten Bevölkerungsgruppe

mi = (Di / Pi) * 1000 Säuglingssterblichkeit Zahl der gestorbenen Kinder vor Vollendung des ersten Lebensjahres

m0 = (D0 / P0) * 1000 Health Field Concept vier Hauptfaktoren beeinflussen das Mortalitätsgeschehen

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Das Zusammenspiel von Geburten- und Sterberate (Das Modell des demographischen Übergangs)

1) Prätransformative Phase 2) Frühtransformative Phase 3) Mitteltransformative Phase 4) Spättransformative Phase 5) Posttransformative Phase → alle Gesellschaften, die den Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft vollzogen haben, weisen dieses demographische Muster auf! Differenzierung der Bevölkerungsmobilität

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Migration

- Direktwanderung - Etappenwanderung (step-wise migration) Seite 8  von 21

- innovative Wanderung - konservative Wanderung Wanderungsraten Nettowanderungsrate

[(Zi-Fi/Pi]*1000 Bruttowanderungsrate

[(Zi+Fi)/Pi]*1000 Zuzugsrate

(Zi/Pi)*1000 Effektivitätsziffer (Quotient aus Wanderungsbilanz und Wanderungsvolumen) → Ergebnis liegt zwischen -1 (nur Fortzüge) und +1 (nur Zuzüge)

(Zi-Fi) / (Zi+Zi)

(Z=Zuzüge, F=Fortzüge, i=Region, P=Durchschnitt Bevölkerung) Umfassende Migrationstypologien

Wanderungsmodelle

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- „objektive“ Modelle (Gravitations- bzw. Push-/Pull-Modelle) - verhaltensorientierte Modelle - Constraints Modelle Kettenwanderung - „Pionier“ holt später (Ehe-)Partner, Familie, Verwandte, Bekannte nach - selbst verstärkender Prozess - Ausdruck sozialer Netzwerke → Informationshypothese → Erleichterungshypothese → Ermutigungshypothese Transnationale Migration - Migration „an sich“ - Herausbildung von Migrationsnetzwerken - Zirkulation von Gütern (z.B. Geldtransfer) - grenzüberschreitende Kommunikation - transnationale Großfamilienstrukturen - doppelte sozialräumliche Verrottung in Identität → Migration nicht unbedingt endgültig Typische Muster von Binnenwanderung 1) Bildungswanderer (ca. 16-20 Jahre) - aus Peripherräumen in Verdichtungsräume bzw. Mittel- und Oberzentren gerichtet (auch international 2) Arbeitsplatzwanderer (ca. 21-34 Jahre) - Abwanderung aus peripheren Gebieten (auch als internationale Wanderung denkbar) 3) Wohn- und Wohnumfeldwanderer (ca. 25-49 Jahre) 4) Altersruhesitzwanderer (ca. ab 49 Jahren) - Migration in landschaftlich reizvolle Gebiete gerichtet; teilweise ins Ausland Seite 10  von 21

Mögliche Konsequenzen von Migration - „brain drain“ (die fähigsten und am besten Ausgebildeten einer Region gehen öfter) → Überbleiben der „Residualbevölkerung“ - Anteil der Alten in den Quellgebieten nimmt zu, da meist junge Menschen wandern - im extremen Fall kommt es zum Fehlen bestimmter Berufsgruppen im Quellgebiet - Desintegration der sozialen Strukturen im Quellgebiet (z.B. wenn nur Männer wandern und Familie zurücklassen oder auch Fernpendler) - kann aber auch zu Entlastung (z.B. bei hoher Bevölkerungsdichte) führen! Komponenten des demographischen Wandels - Schrumpfung - Alterung - Internationalisierung - Individualisierung Auswirkungen des demographischen Wandels - lokale Entwicklungspfade heterogen; keine „Patentlösungen“ - Wachstum „hier“ ist Schrumpfung „dort“ - harter Wettbewerb um Einwohner, Erwerbstätige und Gewerbe; „Kirchturmpolitik“ - Anstieg regionaler Disparitäten - räumliche Disparitäten als (Dauer-)Problem - „schrumpfen“ ist teuer und kaum akzeptiert - Integration, Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit → gesamtwirtschaftliche Herausforderung Der geographische Stadtbegriff - größere Siedlung (Einwohnerzahl z.B.) - Geschlossenheit der Siedlung - hohe Bebauungsdichte - Mehrstöckigkeit der Gebäude (zumindest im Kern) - funktionale innere Gliederung - besondere Bevölkerungs- und Sozialstruktur - differenzierte, innere, sozialräumliche (und gegebenenfalls ethnische) Gliederung - Bevölkerungswachstum v.a. durch Wanderungsgewinne - hohe Wohn- und Arbeitsplatzdichte - Dominanz sekundär- und tertiärwirtschaftlicher Tätigkeiten - Einpendlerüberschuss - städtische Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsformen - Mindestmaß an Zentralität - Innovationszentrum aus politischer, gesellschaftlicher und sozialer Schicht - relativ hohe Verkehrswertigkeit - weitgehend künstliche Umweltgestaltung - starke ökologische Be- bzw. Überlastung des Raumes Der ländliche Raum - vorherrschend land- und forstwirtschaftliche Produktionsflächen - geringe Siedlungsgröße, geringe Bebauungsdichte (ergo geringe Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte) - geringe Arbeitsplatzdichte - geringe Industriedichte, geringe Größe der Industriebetriebe, Hervortreten bestimmter Industriearten Seite 11  von 21

- schmales Spektrum vertretener Berufsgruppen, hoher Anteil der im primären Sektor arbeitenden Bevölkerung

- Abhängigkeit von der Stadt in der Versorgung mit höhenwertigen Gütern - aber auch -

Übernahme von Funktionen für die Städte Agrarproduktionsfunktion Erholungsfunktion ökologische Funktion (Erhaltung und Schaffung des ökologischen Gleichgewichts) Standortfunktion (Gewerbe, Kraftwerke, Müllplätze, Flugplätze…)

Eigenschaften ländlicher Siedlungen (1) - besonderer Rechtsstatus - Dominanz landwirtschaftlicher Nutzflächen - geringe Größe und innere Differenzierung - geringe/keine Zentralität - geringe Verflechtung untereinander, starke Interaktion mit Städten - geringe Vielfalt und Qualität der Arbeitsplätze - Pendlerdefizit - geringe Wirtschafts- und Entwicklungsdynamik - sozial überschaubare Gesellschaft - andere Wohnformen als in der Stadt - durch (frühere) Funktion im primären Sektor bestimmtes Erscheinungsbild

Eigenschaften ländlicher Siedlungen (2) –

+

• heute oft Trennung von Wohn- und Arbeitsort (z.B. durch Auspendler)

• positive Wirkungen der Dorferneuerung

• stellenweise soziale Loslösung vom Dorf; geringere Identifikation

• neue auerlandwirtschaftliche Funktionen wie Fremdenverkehr

• Abwanderung bestimmter jüngerer Bevölkerungsgruppen

• Entwicklung eines neuen Regionalbewusstseins, u.a. durch veränderte Lebens-, Verkehrs-, Versorgungs-, Kultur- und Erwerbsformen → Regionales Dorf

Das Modell des Urbanisierungszyklus

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Global Cities nach Friedmann

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Global Cities

Die City

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zentral gelegener Teilraum einer Stadt, räumliche Konzentration hochrangiger Funktionen des tertiären/quartären Sektors, hohe Boden- und Mietpreise, Überwiegen der Taggegenüber der Nachtbevölkerung, hohe Verkehrsstellung, hohe Arbeitsplatzdichte Slums - Favelas - Bidonvilles a) „slums of despair“ → Ergebnis einer längeren sozialen Abwärtsentwicklung b) „Federal Slums“ → von Anfang an im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus und vor dem Hintergrund eines „Ecological racism“ an ungünstigen Standorten angelegt und überwiegend in öffentlichem Besitz c) Favela, squatter settlement, Bidonville → in Entwicklungsländern aus einfachsten Baumaterialien in Form von Baracken- oder Hüttenvierteln errichtet; hohe Bevölkerungsdichte, illegale Landnahme, gravierender Mangel an infrastrukturellen Einrichtungen, Bewohner überwiegend im informellen Sektor tätig, sehr geringe und unsichere Einkommen → wichtigste Ursache der schnellen und planlosen Ausbreitung von Elendsvierteln ist die Landflucht

Stadtstrukturmodelle (1) Das Stadtmodell von J.G. Kohl - Mitte des 19. Jahrhunderts: erstes radikalkonzentrisches Stadtmodell - ringförmige Nutzungszonen 1. Stadtkern: Marktort mit Branchenabgrenzung, Verwaltung, Wohnort der Oberschicht 2. Nutzungszone 1: händlerabhängiges Handwerk, Bildungseinrichtungen 3. Nutzungszone 2: platzintensives Handwerk, Krankenhäuser, Kasernen 4. Vororte: Gewerbe mit hohem Lärmpegel/störenden Nebeneffekten, Friedhöfe

(2) Das Ringmodell von Burgess Seite 15  von 21

1. „Loop“: Stadtzentrum (Hauptgeschäftszentrum mit höchsten Bodenpreisen, keine Wohnfunktion) 2. Übergangszone (Zone in Transition): produzierendes Gewerbe, vom Verfall bedrohte Wohngebiete, Wohnsegregation, Ghettobildung, Kriminalität 3. Arbeiterwohnzone (Zone of Working-men’s Homes): Mehrfamilienhäuser, Gewerbegebiete 4. Mittelschicht-Wohngebiet („Residential Zone“): lockere Bebauung mit Einfamilienhäusern 5. Pendlerzone (Commuters’ Zone): Neubausiedlungen, höhere soziale Schichten 6. Vororte (Suburbs) und Satellitenstädte: nach außen zunehmender Sozialstatus

- Städte wachsen von innen nach außen, tendenziell in alle Richtungen gleichmäßig - bei Stadtausdehnung verlagern sich Nutzungen/Bevölkerungsgruppen in die nächste angrenzende äußere Zone (Intensität der Nutzungen nach außen hin abnehmend)

- in der Übergangszone kaum Investitionen in den Erhalt des Baubestandes → sozial schwache Mieter, ethnische Minderheiten

- Abwanderung wohlhabender Bevölkerungsgruppen an den Stadtrand oder die Vororte (3) Das Sektorenmodell nach H. Hoyt (1939) Seite 16  von 21

- sozialräumliches Stadtmodell - Ausdehnung von Wohngebieten hoher Miete erfolgt entlang von Verkehrswegen zu -

-

qualitativ höhenwertigen Wohnstandorten (→ keilförmige Ausbreitung vom Stadtkern zur Peripherie) Gliederung der Städte in homogene Sektoren: • Industriegebiete und Arbeiterwohngebiete: entlang wichtiger Verkehrslinien • wohlhabende Bevölkerungsgruppen: Tendenz zu peripheren Wohnorten oder Sektoren zwischen Arbeiterwohngebieten Stadtentwicklung als Resultat veränderter Wohnstände der statushohen Bevölkerung → sukzessive „Abwanderung“ „Filtering“→ verlassene ehemalige statushohe Wohngebiete werden von Gruppen mit dem nächstniedrigen Status bezogen

(4) Das Mehrkernmodell nach Harris & Ullmann (1945) Seite 17  von 21

Annahme: mit der Größe der Stadt wächst die Zahl und Spezialisierung ihrer Kerne - Betrachtung von Gebieten verschiedener Nutzung - Merkmale: • mosaikartige Stadtstruktur; mehrere Geschäftsbezirke mit klarer Rangordnung oder Funktionsstellung • abnehmende Siedlungsdichte zum Umland • Wohnquartiere und Industrie orientieren sich an den Verkehrsachsen und Geschäftszentren • Teilräume als räumliche Cluster; räumliche Segregation

Vertikale Differenzierung nach Carter (1972) Seite 18  von 21

Feststellung: die Dritte Dimension wurde bisher unzureichend berücksichtigt - Carter stellt Zusammenhang zwischen Nutzung und Gebäudehöhe her - „Nutzungsarten, die wegen der hohen Kosten im Wettbewerb um die erwünschten, zentralen Standorte unterliegen, werden auf die Übergangszone oder die gemischt genutzte Randzone um den CBD abgedrängt, oder sie ziehen in die oberen Stockwerke gelegener Gebäude.“

Ebenezer Howard: Garden City als Gegenentwurf

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Charta von Athen (Le Corbusier, 1933) räumliche Trennung von: - Arbeiten - Wohnen & Versorgung - Freizeit & Erholung - Verkehr daraus folgt… Innenstadt: Verwaltung, Handel, Banken, Einkaufen, Kultur Innenstadtrand: (voneinander getrennt) Industrie, Gewerbe, Wohnen Peripherie: Satellitenstädte mit reiner Wohnfunktion (von Grüngürteln umgeben)



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Die US-amerikanische Stadt - junges Alter: ab 17./18. Jahrhundert an der Atlantikküste, erst ab 1820 großflächige Ausbreitung - Physiognomie: • Wolkenkratzerbebauung im Stadtzentrum (Downtowns mit Central Business District (CBD)) bzw. im Stadtumland (Edge Cities) • schachbrettartiges, orthogonales Straßennetz: Gitternetzschema mit Diagonalverbingungen (Washington D.C.) → hohe Verkehrsbelastung - Ghettos / Slumbildung in den an die Innenstadt angrenzenden Wohnvierteln; rassistische Segregation, baulicher Verfall (vom Mittelstand freigegebene ältere Bausubstanz in den inneren Stadtteilen), sozialer Wohnungsbau, urban underclass - seit den 80er Jahren: Entstehung von city-nahen Gated Communities - Umland: Wohnsuburbanisierung von Mittel- und Oberschicht (meist Weiße), Neighborhoods, Industrie- und Gewerbeparks an Hauptverkehrsachsen (Edge Cities) Modell Holzner

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