Zusammenfassung Didaktische Theorien: Konstruktivistische Didaktik PDF

Title Zusammenfassung Didaktische Theorien: Konstruktivistische Didaktik
Author Verena Stein
Course Allgemeine Didaktik BW2
Institution Technische Universität Dresden
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Summary

Inhalt der Vorlesungswoche 5 zum Thema "Konstruktivistische Didaktik"...


Description

1 Konstruktivismus -

philosophische Lehre der Erkenntnis, Erkenntnistheorie*: z.B. Ernst von Glasersfeld (1996, 22) – radikaler Konstruktivismus: Annahme: „[…] dass alles Wissen, wie immer man es auch definieren mag, nur in den Köpfen der Menschen existiert und dass das denkende Subjekt sein Wissen nur auf der Grundlage eigener Erfahrung konstruieren kann. Was wir aus unserer Erfahrung machen, das allein bildet die Welt, in der wir bewusst leben.“

*untersucht den „Ursprung, Gewissheit und Umfang der menschlichen Erkenntnis“ (nach John Locke), zitiert in Jank & Meyer 2020, S. 286)

Kanizsa-Dreieck

2 Grundannahmen -

a)

Konstruktivismus: kein einheitliches Theoriegebäude, sondern Vielfalt von Schwerpunkten mit übereinstimmenden Grundannahmen ein Lebewesen ist ein „geschlossenes System“, d.h. „eine selbstständige, autonome, organisatorisch geschlossene Wesenheit.“ (von Foerster, 1992, 42) d.h.: unser Gehirn erhält zwar von außen Reize, die jedoch von sich aus keine Informationen über die Welt um uns beinhalten -> sie bestehen lediglich aus Energie, die den Sinnesorganen zugeführt wird objektive Erkenntnis kann es nicht geben bzw. DIE eine Wirklichkeit kann es nicht geben jeder Mensch konstruiert sich seine Wirklichkeit aufgrund seiner Erfahrungen, Einstellungen etc. Konstruktionen werden so lange beibehalten, solange sie nicht in Konflikt mit Konstruktionen anderer kommen gefragt wird nicht, was objektiv richtig ist, sondern was sich als viabel (nützlich, tauglich) zur Erreichung meiner Ziele erweist Handlungen, Begriffe und begriffliche Operationen sind dann viabel, wenn sie zu den Zwecken passen, für die wir sie benutzen Wissen = Zusammenhang mit individuellen Bedürfnissen, Erwartungen, zu lösenden Problemen & persönlich wichtigen Dingen

Radikaler Konstruktivismus Es gibt keine unabhängige Realität, nur die Wahrnehmung von Wirklichkeit, daher ist z.B. der Versuch, die „objektive“ Wahrheit vermitteln zu wollen, irrelevant. (Abstreiten von Objektivismus) b) Moderater Konstruktivismus die Eigenerfahrungen werden ebenfalls betont, aber Anregungen durch die Lehrperson / Mitschüler*innen z.B. über den Dialog und die gestaltete Lernumgebung akzeptiert -> soziales Aushandeln einer gemeinsamen Realität zwischen Lernenden & Lehrenden möglich

3 Konstruktivistische Didaktik -

Lernen ist stärker durch die Voraussetzungen auf Seiten des Individuums (Motivation, Interesse) festgelegt als durch Lernangebote durch Lehrende (Frontalunterricht ist veraltet, SuS im Zentrum des Lernens) Lernen als individueller Selbständerungsprozess des Lernenden durch aktive Auseinandersetzung mit Lerngegenstand & Hinterfragen / Erneuern / Festeignen der eigenen Konstrukte von Realität objektiv vergleichbare Lernergebnisse kann es nicht geben (wirklicher Lernprozess kann nicht durch Tests etc. geprüft werden) aktiver Prozess (individueller Umgang) statt reiner Präsentation von Wissen durch Lehrperson für Gelingen von Lernprozessen: Voraussetzungen können geschaffen werden, Anregungen geben (Motivation steigern, …) sozialer Prozess, situativ und kontextuell

Rolle der Lehrperson = Lernbegleiter/Moderator, die den individuellen Lernprozess des Lernenden ermöglicht -

durch: hohe emotionale Bedeutung (Kontakt mit Lerngegenstand) & gefestigte Beziehungsebene als Schlüssel für erfolgreichen Unterricht (gesteigerte Mitbestimmungsrechte der SuS)

Weiterentwicklung der Schule als soziales System: -

Lehren als Anregung von Subjekten, ihre Weltsicht weiterzuentwickeln, kritisch zu hinterfragen, evtl. zu verwerfen -> eigenes Lehrverhalten kritisch hinterfragen Lehrperson als Dialogpartner/-in, zur Anregung, Moderator/-in Schülerzentrierung (Lehrkräfte und Schule müssen sich stets weiterentwickeln)

Lernen vollzieht sich… -

aktiv konstruktiv

situativ selbstgesteuert (Angebot kann gemacht werden, gelernt werden muss aber individuell) sozialer Prozess

Lernen: -

bedeutet nicht, dass Inputs von Lehrenden automatisch Lernvorgänge nach sich ziehen bereits bestehende kognitive Strukturen verändern sich nachhaltig ist ein ganzheitlicher Prozess, in dem sich Denken, Fühlen & Handeln wechselseitig beeinflussen,

d.h. als Wirkungskreisläufe, zirkuläre Prozesse, deren Richtung nicht vorgegeben ist (-> keine genaue Voraussage möglich, Unterrichtsplanung systematisch möglich, aber nicht alle SuS können Planung erfolgreich folgen) Folgen für die Unterrichtsplanung: -

individuelle Vorerfahrungen, Fertigkeiten & Vorwissen berücksichtigen; Bezug zur Lebenswelt herstellen aktive Auseinandersetzung der SuS mit Lerngegenstand & individuellen Konstruktionen ermöglichen (z.B. Experimente, selbstentdeckendes Lernen) Gruppen- und Partnerarbeiten einbinden & Interaktion herausfordern weniger Vermittlung von hartem Faktenwissen, mehr Reflexion über (eigenes) Sachwissen Bereitstellen von Materialien für selbstentdeckendes Lernen Schaffen einer lernförderlichen Atmosphäre -> sozial-emotionales Klima fördern

Beziehungsebene = Qualität der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit fördern ➔ sozial-emotionales Klima ist lernförderlich ➔ sozialer Austausch als Chance eigene Konstruktionen zu reflektieren (Fördern von Gruppenarbeiten) ➔ Beziehung zur Lehrperson kann emotionalen Kontakt mit Lerninhalt ermöglichen ➔ SuS und LP auf selber Ebene; dadurch Steigerung des Selbst- und Mitbestimmungsrechts

Methodenkompetenz = Fähigkeit, sich Informationen zu beschaffen, zu strukturieren, zu bearbeiten, wiederzuverwenden, darzustellen usw. ➔ Entwickeln und Festigen der Methodenkompetenz kann durch Beachtung der 3 Perspektiven (Rekonstruktion, Konstruktion, Dekonstruktion) beim Lernen gefördert werden

4 Perspektiven einer konstruktivistischen Didaktik (vgl. Reich 2012) Rekonstruktion: „Wir sind die Entdecker unserer Wirklichkeit.“ - auf vorhandenes Wissen kann zurückgegriffen werden (Reflektieren und Diskutieren) - Erarbeiten eines vertieften Wissens ü. eine Sache (etw. bereits vorhandenes) - Geschehenes wird rekonstruiert durch Beobachtung, aktive Teilnahme - Fragen nach Motiven und nicht nur Fakten lernen Konstruktion: „Wir sind die Erfinder unserer Wirklichkeit.“ -

Interaktions- und Beziehungslernen selbst erfahren, ausprobieren, experimentieren (Handlungsorientierung & soziales Lernen) thematisieren in Bezug auf individuelle Interessens-, Motivations- und Gefühlslagen

Dekonstruktion: „Es könnte auch noch anders sein. Wir sind die Enttarner unserer Wirklichkeit!“ -

Wissen nicht als gegeben hinnehmen -> andere Sichtweisen gewinnen! (zweifeln, kritisieren) Eintreten in den Zirkel eigener Konstruktionen & in die Rekonstruktionen von anderen Verständigung führt nicht zu der einen neuen Wahrheit, aber ermöglicht eigene Grenzen zu definieren

Anwendung auf das Beispiel: Phänomen des Regenbogens

-

Re- und Dekonstruktion im U. durch kritische Fragen, versch. Lernorte, außerschulische Experten usw. unterstützen -//- im U. zurücknehmen, um Konstruktionsprozesse zu ermöglichen -> selbstentdeck. Lernen fördern alle 3 Perspektiven sollten bei U.-Planung + Folgen sollten berücksichtigt werden (ausführlicher s. 5. Didaktische Konsequenzen)

5 Didaktische Konsequenzen -

Instruktion zurücknehmen zugunsten selbstorganisierter Lernprozesse („Beibringen“ ist nicht wirklich möglich, stattdessen selbst entdecken) Lernen sollte weitgehend mit individuellen Kompetenzbedürfnissen & Lernmotivation kompatibel sein, sich auf Lebenszusammenhang der Kinder beziehen, viabel sein sozialemotionales Klima, räumlich-gegenständliche sowie ästhetische Faktoren des Lernens sollten gestärkt werden auch Re- und Dekonstruktion unterstützen durch kritische Fragen, Wechsel von Lernorten, außerschulische Experten etc. (z.B. Eltern aus versch. Berufen einbeziehen) Kreativität und Interaktion herausfordern

Planungsperspektiven nach Reich 2002, 217: -

Partizipatives Lehren und Lernen (gemeinsam planen, kritisch evaluieren) Inhalte (möglichst gemeinsam erarbeiten & reflektieren, Mitspracherecht der Kinder) geeignete Methoden wählen konstruktives Lehren & Lernen (möglichst hoher Anteil an Konstruktion) Beziehungen (störungsfreie Kommunikation, lebensweltliche Perspektive)

6 Beispiel

Reich (2005, S. 7) Chancen Stärkung Eigenverantwortlichkeit der SuS Stärkung kommunikativer Gruppenlernprozesse Selbsttätigkeit der SuS

Grenzen selbstorganisiertes Lernen kann lernschwächere SuS überfordern (brauchen mehr Struktur) Komplexität von Problemlöseprozessen kann zu Motivationsproblemen der SuS führen Lehrperson muss allen Bedürfnissen nach Unterstützung gerecht werden (bei ca. 25 SuS kann nicht gleichzeitig + gerecht auf alle eingegangen werden)

(weitere kritische Einschätzung siehe Punkt 7)

7 Kritische Einschätzung nachvollziehbare Überlegungen, wie: -

Bedeutsamkeit der Unterrichtsinhalte Wissen bildet keine objektive Wirklichkeit ab Lernen ist nicht machbar, sondern kann nur angeregt werden

allerdings: -

welche Inhalte sind verbindlich bzw, tragen zur Partizipation bei? wie lassen sich Bildungs- und Erziehungsziele begründen? im Mittelpunkt steht die Sichtweise des Individuums Folge: „Systemblindheit“? (soziale Ungerechtigkeit, Solidarität, Gemeinschaft?)

8 Fragen -

Welche Merkmale verbinden Sie mit der konstruktivistischen Didaktik? Notieren Sie Stichpunkte zu den Bedeutungen von Rekonstruktion – Konstruktion – Dekonstruktion Welche Vorteile sehen Sie für die Unterrichtsgestaltung, welche kritischen Punkte? welche Merkmale würden Sie für die Vorbereitung von Unterricht bzw. die Gestaltung von Unterricht übernehmen?...


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