Zusammenfassung Soziale Ungleichheit PDF

Title Zusammenfassung Soziale Ungleichheit
Author Edda Od
Course Fachdidaktik Sozialkunde
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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Soziale Ungleichheiten Pierre Bourdieu • • • • •



*1930 in Béarn Später Professor am renommierten College de France in Paris Kern seiner Werke: Frage nach Bildungsarrangements und –verhältnissen 23.01.2002 gestorben Bourdieusche Soziologie besteht maßgeblich aus Studien über Reproduktions(Wiederherstellungs-) und Konversationsstrategien, die Gruppen entwickeln, um soziale Positionen zu erhalten oder verbessern 2 seiner bekanntesten Werke: „Die feinen Unterschiede“ & „Die Illusion der Chancengleichheit“

Soziale Strukturen • Systematische und statistisch erhebbare Verteilung der materiellen Ressourcen und Aneignungsmöglichkeiten seltener und begehrter Güter und Werte • Strukturen sind 1. Verteilungskonstellation und 2. Symbolische Matrix des praktischen Handelns • Korrespondenz zwischen Gesellschaftsstrukturen und mentaler Strukturen Sozialer Raum - Relation zwischen Gruppen von Menschen, auf bestimmten Formen von Macht bzw. Kapital basiert - Spannungsfeld zwischen (Berufs-)Gruppen, Kämpfe und Konkurrenzen Klassen • Menschen mit homogenen Lebensbedingungen • „objektive Klasse“: homogene Merkmale (Besitz an Gütern oder Macht und inkorporiert im Sinne gleicher Wahrnehmungen und Handlungen) • „mobilisierte Klasse“: homogene Merkmale zum Kampf um Bewahrung oder Änderung der Verteilungsstruktur Felder • Teilbereiche der Gesellschaft; jedes Feld eigene Logik; autonomer Mikrokosmos Habitus • •

„geistige und körperliche Denk- Wahrnehmungs- und Handlungs-Schemata“ Reproduziert gleiche Gefühle, Handlungen, Wahrnehmungen, Gedanken, Geschmackspräferenzen nach Klasse, Milieu oder Geschlecht

Freiwillige Reproduktion  Unbewusste Unterwerfung unter gesellschaftlichen Verteilungsprinzipien  „Raum der sozialen Positionen“: Schwerpunkt in objektiven sozialen Strukturen  „Raum der Lebensstile“: werden durch Habitus generiert; Schwerpunkt in subjektiver Lebenspraxis Kapital • Ökonomisches Kapital (materieller Besitz an Geld und Eigentum) • Kulturelles Kapital (Bildung und Ausbildung)



Soziales/symbolisches Kapital (soziale Beziehungen) Macht durch Akkumulation

Relative Autonomie der Bildung • Ökonomisches Feld versucht Einfluss auf Bildungssystem zu nehmen; Bildungssystem ist in der Lage, universelle (und zeitlose) Titel vergeben zu können Klassenspezifische Effekte • Bildungssystem prinzipiell selektiv, „feine Unterschiede“ zwischen Bildungsinstitutionen entwickeln sich, dadurch werden soziale Differenzen verstärkt • In Bildungsinstitutionen erworbene Zertifikate/Abschlüsse und sozialen Beziehungen sind Schlüssel für soziale Positionen Bauern • Bauernklasse entfremdet sich sich selbst

eliminieren

Hochschule • Studierende sind lange Zeit von Dozenten abhängig universitärer Habitus entsteht, Regeln des Systems werden schleichend verinnerlicht • Dozent ist für Eingliederung der Zöglinge zuständig und kann durch diese selbst Reputation erlangen Bildungswesen der Zukunft • Muss in der Lage sein, „den dem (natur)wissenschaftlichen Denken eigenen Universalismus mit dem Relativismus der Humanwissenschaften, denen es um die Pluralität der kulturgebundenen Lebensweisen, Erkenntnisformen und Arten des Empfinden geht, in Einklang zu bringen“ • Menschen brauchen gleichzeitig Mittel gegen Formen der Irrationalen als auch gegen übersteigerte Rationalität •

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Monistische Vorstellung von Intelligenz müsse verabschiedet werden, weil sie Leistung hierarchisiert, stattdessen muss Bildungssystem für größere Vielfalt sozial anerkannter Formen kultureller Leistungen sorgen Negative Urteile und Stigmatisierungen müssen abgebaut werden, indem breitere Auswahl von Bildungsgängen und stärkere Durchlässigkeit zwischen ihnen ermöglicht wird Lehrstoff periodisch revidieren, innere Einheit der angebotenen Bildungsinhalte deutlich machen Vorschlag: kontinuierliche Bildung im Wechsel mit Berufstätigkeit Autonomie der Lehrerschaft durch Steigerung fachlicher und pädagogischer Kompetenzen steigern

Klassen und Lebensstile in einem Modell: Der soziale Raum bei Bourdieu

Soziale Positionen und Klassen • • •

Modell des sozialen Raumes erste Ebene: Raum objektiver sozialer Positionen bedeutsam ist die Ausweitung des Kapitalbegriffs er berücksichtigt ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital

soziale Positionen sind abhängig vom Kapitalvolumen, der Kapitalstruktur und einem zeitlichen Faktor der sozialen Laufbahn • das Kapital ist zentral für die Stellung im sozialen Raum - setzt sich aus folgenden Arten zusammen: das ökonomische, das kulturelle und das soziale Kapital Ökonomisches Kapital: • bezeichnet das Eigentum und das Vermögen. Es ist direkt in Geld konvertierbar. •

Kulturelles Kapital: • meisten Eigenschaften lassen sich aus der Tatsache herleiten, dass es grundsätzlich körpergebunden ist und Verinnerlichung voraussetzt. d.h. kulturelles Kapital ist auf verschieden weißen mit der Person, ihrer biologischen Einzigartigkeit verbunden. • Sie wird auf dem Weg der sozialen Vererbung (z.B Erziehung) weitergegeben. außerdem nimmt das kulturelle Kapital drei Formen an: 1. Das inkorporierte (verinnerlichtes) Kulturkapital: • meint Bildung und Wissen (sowohl das was in der Schule erworben wird als auch das, was durch die Familie im Erziehungsprozess erworben wird) • Ansammlung von Kultur in inkorporierten Zustand, setzt Verinnerlichungsprozess voraus bsp. Bildung setzt lernen voraus, lernen kostet Zeit, Zeit muss investiert werden • inkorporiertes Kapital ist ein Besitztum, welches zum festen Bestandteil der Person also zu seinem Habitus geworden ist • inkorporiertes Kapital kann deshalb nicht durch Kauf, Vererbung, Tausch oder durch das Schenken kurzfristig weitergegeben werden 2. Objektiviertes Kulturkapital: • hat eine Menge von Eigenschaften, diese lassen sich durch seine Beziehungen zum inkorporierten (verinnerlichten) Kulturkapital bestimmen • hat die Form von kulturellen Gütern (z.B. Bücher, Gemälde, Instrumente usw.) somit ist kulturelles Kapital materiell, auf dem Weg über seine materiellen Träger übertragbar Bsp. Gemälde (übertragbar ist nur das das Objekt!) • Merkmal das die eigentliche Aneignung erst ermöglicht, ist nicht übertragbar (Merkmal ist die Verfügung über kulturelle Fähigkeiten die z.B. den Genuss eines Gemäldes erst ermöglichen) • diese kulturellen Fähigkeiten sind nichts anderes als inkorporiertes Kulturkapital Bsp. jemand braucht inkorporiertes Kapital, um ein Gemälde auch als hochwertig erkennen zu können 3. Institutionalisiertes Kulturkapital: • sind Titeln (schulische) • „Der schulische Titel ist ein Zeugnis für kulturelle Kompetenz, das seinem Inhaber einen dauerhaften und rechtlich garantierten konventionellen Wert überträgt“ (Bourdieu 1992, 63). • Titel ist institutionell anerkannt und sichert eine gewisse Übertragbarkeit in ökonomisches Kapital, welches sich im Zeitverlauf ändern kann → Bsp. Ein Abiturient kann heutzutage weniger sicher aufgrund seines Abschlusses davon ausgehen, eine gut bezahlte Arbeitsstelle zu finden, als dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Soziales Kapital:

„[...] die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind [...]“ Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen Netzwerk von Beziehungen Ziele können, durch das Kennen bestimmter Personen, erreicht werden Soziales Kapital ist abhängig von der familiären Herkunft dauerhafte Beziehungsarbeit ist notwendig für das Aufrechterhalten des Sozialen Kapitals • Gesamtkapital der Gruppe verleiht ihnen Sicherheit; Kreditwürdigkeit • Sozialkapitalbeziehungen existieren nur in der Praxis durch materielle und/oder symbolische Tauschbeziehungen • gesellschaftliche Institutionalisierung und Garantie möglich z.B.: Übernahme eines gemeinsamen Namens in einer Familie, Klasse, Stamm, Schule, Partei Institutionalisierungsakte Institutionalisierungsakte - prägen die Betroffenen und informieren diese, dass ein Sozialkapitalverhältnis besteht - quasi-reale Existenz wird durch Austauschbeziehungen aufrechterhalten/gestärkt bei diesen Austauschbeziehungen - sind materielle und symbolische Aspekte untrennbar verknüpft - ist die Entstehung/Aufrechterhaltung nur möglich, wenn diese Verknüpfung erkennbar bleibt Umfang des Sozialkapitals eines Einzelnen abhängig - von der Ausdehnung des Beziehungsnetzes - vom Umfang dieser Personen, die man tatsächlich mobilisieren kann - vom jeweiligen Kapital der Personen zu denen man eine Beziehung pflegt Profite von der Zugehörigkeit einer Gruppe sind zugleich Grundlage für die Solidarität, die diese Profite ermöglicht • • • •









Symbolisches Kapital: Bildungstitel/Prestige/Renommee einer Person • •

spiegelt soziale/gesellschaftliche Anerkennung wider wichtige Funktion bei der alltäglichen Legitimation gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse das symbolische Kapital bildet sich aus den anderen Kapitalen

Soziale Positionen und Klassen •



Feststellung der Position einer Person im sozialen Raum durch Betrachtung von - Kapitalvolumen: quantitative Menge der drei Kapitalformen - Kapitalstruktur: Verhältnis der Kapitalarten - Kombination der Kapitalarten im Zeitverlauf Sozialer Raum und Klassenlagen - herrschende Klasse: Personen mit hohem ökonomischem Kapital (z.B. Unternehmer), hohem kulturellem Kapital (z.B. Künstler, Hochschullehrer)

Mittelklasse: absteigendes (z.B. Handwerker), exekutives (z.B. Büroangestellte, Volksschullehrer) und neues (z.B. Werbeagenten, Eheberater) Kleinbürgertum Volksklasse: Arbeiter, Hilfsarbeiter und Landarbeiter -

Der Raum der Lebensstile Pierre Bourdieu: • Lebensstil gesellschaftlich geprägt durch die Klassenzugehörigkeit • Wird nicht so frei gewählt, wie man bisher angenommen hat Enge Verknüpfung des Klassenmodells mit Lebensstilen • Klassenzugehörigkeit zeigt sich am besten in den verschiedenen Lebensstilen (Handlungspraxis) Erst durch die Verbindung von den sozialen Positionen als Strukturebene mit der Praxisebene der Lebensstile ergibt sich dabei ein vollständiges Bild des sozialen Raums. Habitus „Bourdieu beschreibt den individuellen „Habitus“ eines Menschen (z.B. Geschmack, Sprache, Konsumverhalten) als unbewusste Verinnerlichung strukturell vorgegebener, klassenspezifischer Grenzen.“ Gibt es einen Zusammenhang zwischen der sozialer Position und dem Lebensstil? • Weder deterministisch (begrenzt) noch mechanisch (routinemäßig) • Raum der soz. Positionen und Raum der Lebensstile durch Habitus miteinander verknüpft → Handlungsweisen (oft subtil → z.B Selbstgewissheit der oberen Klassen, lässige Distanz zu Kultur und Bildung) Wie sind soz. Positionen und Lebensstile konkret miteinander verbunden? Herrschende Klasse (Legitimer Geschmack) • Sinn für Distinktion (Abgrenzung Angehöriger soz. Gruppierungen) • Vorliebe für Luxusartikel ➢ Gruppe mit hohen Anteil von ökonomischen Kapital: → Theater, Boutiquen, Luxuswagen, Aufenthalte in Sterne-Hotels ➢ Gruppe mit höherem Anteil von kulturellen Kapital: → Theater, Museen, klassische Musik, Flohmärkte, Wandern

Bourdieu Studie: „Die feinen Unterschiede“ - Interviews (60er Jahre) - Beobachtungen (z.B Wohnungseinrichtungen, Kleidung der Befragten) - Sekundäranalysen

Mittelklasse, Kleinbürgertum ( Mittlerer/prätentiöser Geschmack) • Versuch, den oberen Klassen „nachzueifern“→ „Bildungseifer“ • fehlende Selbstsicherheit ➢ Absteigendes Kleinbürgertum → ordentliche, pflegeleichte Wohnungseinrichtung ➢ Exekutives Kleinbürgertum → Interesse an Fotografie & Film → Kaufen Möbel in Möbelhäuser ➢ Neues Kleinbürgertum → Phantasiereiche Wohnungseinrichtung, schicke Kleidung Volksklasse, beherrschte Klasse (Populärer oder Notwendigkeitsgeschmack) • Am praktischen orientiert • Pflegeleichte Wohnungseinrichtung, preiswerte Kleidung Pierre Bourdieu: • Betonung von Strategien der höheren Klasse • haben die Macht ihren Geschmack als den „legitimen“ zu definieren & gegen einen allgemein Zugang zu verteidigen.

Kritik am Modell von Bourdieu • •

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Modell übertragbar auf andere Gesellschaften als Frankreich & zu anderen Zeitpunkten (60er/70er)? Ergebnisse, die Fragen aufwerfen → methodische Kritik am Vorgehen bei der Analyse → bezweifeln Unterschiede einzelner Gruppen innerhalb der Klassen → was ist mit nicht berufstätigen Gruppen? Bourdieu nennt die Bedeutung der Familie, ohne in der Konsequenz Sozialisationsprozesse genauer zu untersuchen „Die feinen Unterschiede“ basieren auf wenig qualitativem Material →man erfährt in der Untersuchung wenig über die Gebrauchsweisen der Kultur Funktionieren kulturelles und soziales Kapital nach der Logik des ökonomischen Kapitals? Oder gibt es doch größere Wesensunterschiede? Aber: Andere Autoren nehmen Bourdieus Konzept ernst Wichtiger Anwendungsbereich ist die Analyse in Deutschland nach wie vor ausgeprägter Bildungsungleichheiten! → Nutzung der Konzepte der differenzierten Kapitalarten & des Habitus

Literaturverzeichnis: Löw, Martina: Einführung in die Soziologie der Bildung und Erziehung. Band 8. S. 41-56. Deutschland 2006. Burzan, Nicole: Klassen und Lebensstile in einem Modell: Der soziale Raum bei Bourdieu. S. 125137. 2011...


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