Zusammenfassung WM Qualitativ PDF

Title Zusammenfassung WM Qualitativ
Course Wissenschaftliche Methoden – Qualitativ
Institution FOM Hochschule
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SS21...


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Zusammenfassung Wissenschaftliche Methoden - Qualitativ 1. Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prinzipien zur Gewinnung wissenschaftlicher Aussagen ➢ Induktion o Schlussfolgerung von Einzelbeobachtungen auf das Allgemeine o Ziel: Erkenntnis über eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, Regel etc. o Grenzen: Die Induktion führt nicht zu wahren, sondern zu wahrscheinlichen Aussagen o Leitprinzip bei der Anwendung qualitativer Methoden! ➢ Deduktion o Schlussfolgerungen vom Allgemeinen (= Explanens) auf das Besondere o Explanens gegeben durch Wissen über allgemeine Gesetzmäßigkeiten o Ziel: Erklären und Vorhersagen von Phänomenen o Grenzen: keine ausnahmslos geltenden Gesetzmäßigkeiten ➢ Abduktion = Zugreifen auf bekannte Erkenntnis, um das Phänomen zu verstehen o Schlussverfahren zur Erklärung von beobachtbaren Phänomenen unter Rückgriff sowohl auf allg. Gesetzmäßigkeiten als auch auf Informationen über die Besonderheiten eines Phänomens o V. a. Anwendung zur Suche naturwissenschaftlicher bzw. statistischer Erklärungen o Zur Analyse von sog. Sinnzusammenhängen werden im Unterschied zur Abduktion hermeneutische Verfahren angewandt Begrifflichkeit ➢ Methodologie = Lehre von den Methoden ➢ Methode = Art & Weise eines Vorgehens ➢ Methodik = festgelegte Art des Vorgehens

Empirie / Empirismus ➢ Grundposition: Erfahrung als Ursprung und Rechtfertigung von Erkenntnissen ➢ Kennzeichen: induktives Vorgehen ➢ Unterscheidung: o quantitative Methoden = Verwendung nummerisch verarbeitbarer Daten & Fokussierung auf die Messung von empirischen Phänomen o qualitative Methoden = Verwendung von nicht nummerischen Daten 1

Perspektive der empirisch - qualitativen Forschung ➢ Empirische Phänomene existieren nicht – wie naturwissenschaftliche – außerhalb menschlicher Sinnstrukturen und Handlungen ➢ Allgemeine Gesetzesaussagen („All-Aussagen“) werden verworfen ➢ Erkenntnisgewinn erfolgt induktiv ➢ Qualitative Forschung verwendet qualitative Methoden zur Erkenntnisgewinnung über soziale Phänomene

2. Quantitative vs. Qualitative Forschung Forschungsprozess – schematische Darstellung

Bildung theoretischer Konzepte

= Induktion

= Abduktion

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Fokus Qualitative Methoden ➢ „verstehen“, „interpretieren“ ➢ offen, flexibel und umfassend angelegt ➢ „hypothesensuchend“, („rolling hypothesis“) ➢ Suche nach relevanten Inhalten ➢ Orientierung an Gegenstand (Methode untergeordnet) ➢ Kleinere Untersuchungsgesamtheit ➢ „typische“, gezielte Stichprobenauswahl („theoretical sampling“) ➢ explikative Datenanalyse (Anreicherung, Interpretation) o WARUM? o VERHALTEN VERSTEHEN

Quantitative Methoden ➢ „messen“ ➢ standardisiert, strukturiert ➢ Hypothesenüberprüfung ➢ große Stichprobe ➢ repräsentative Stichprobenauswahl („statistical sampling“) ➢ Informationsgewinn durch Datenreduktion und Kennzahlenbildung o WIE VIELE? o VERHALTEN BESCHREIBEN

Einsatzgebiete qualitativer & quantitativer Methoden im Vergleich Qualitative Methoden Quantitative Methoden ➢ Generierung von Hypothesen ➢ Testen von Hypothesen ➢ Sammeln von Verbesserungsvorschlägen ➢ Quantifizierung von Sachverhalten ➢ Überprüfung statistischer Zusammenhänge ➢ Erkundung von Ursachen ➢ Aufstellen von Klassifikationen oder → geeignet zur Überprüfung und Typologien Darstellung von zahlen-mäßigen → geeignet zur Ermittlung der relevanten Veränderungen Beurteilungskriterien → geeignet für Langzeitvergleiche im → geeignet zur Ableitung von Qualitätskontrollprozess Folgemaßnahmen ➔ Eine Kombination der Methoden ist in Abhängigkeit von der jeweiligen Fragestellung möglich Vor- & Nachteile beider Methoden Vorteile - Qualitative Methoden ➢ Methode passt sich an den Untersuchungsgegenstand an ➢ Offenheit des Vorgehens ermöglicht Entdeckung bisher unbekannter Sachverhalte (-> Bsp. Abweichung vom Interviewleitfaden erlaubt!) ➢ Informationen über subjektive Sicht der Gesprächspartner, da keine Vorgaben ➢ Fokus wird vom Teilnehmer selbst bestimmt ➢ Möglichkeit, Hintergründe zu erfragen und Unklarheiten zu beseitigen ➢ hohe inhaltliche Validität durch nicht prädeterminierte Vorgehensweise ➔ tieferer Informationsgehalt durch offene Befragung ➔ größere Subjektivität der Ergebnisse

Vorteile - Quantitative Methoden ➢ Exakt quantifizierbare Ergebnisse ➢ Ermittlung von statistischen Zusammenhängen möglich ➢ Möglichkeit, eine große Stichprobe zu untersuchen und damit repräsentative Ergebnisse zu erhalten ➢ Im Vergleich zu qualitativen Verfahren geringere Kosten & geringerer Zeitaufwand ➢ hohe externe Validität durch große Stichprobe ➢ größere Objektivität und Vergleichbarkeit der Ergebnisse

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Nachteile - Qualitative Methoden ➢ Qualitative Methoden sind relativ zeit- und kostenintensiv ➢ Anforderungen an die Qualifikation des Interviewers/Beobachters sind recht hoch, die Qualität der Daten ist zu einem gewissen Teil auch davon abhängig ➢ Auswertung ist im Vergleich zu den quantitativen Methoden relativ aufwendig ➢ keine zahlenmäßigen Mengenangaben ableitbar

Nachteile - Quantitative Methoden ➢ keine Flexibilität während der Untersuchung durch die Standardisierung der Untersuchungssituation ➢ kein individuelles Eingehen auf die Testpersonen möglich ➢ keine Ursachenermittlung für Befund wie z.B. Unzufriedenheit (zur Verringerung dieses Problems empfiehlt sich der Einsatz offener Fragen zur Ursachenermittlung) ➢ keine Verbesserungsvorschläge (dieser Nachteil kann durch die Integration offener Fragen verringert werden)

Fazit ➔ Es gibt in dieser Betrachtung keinen „Gewinner“ oder „Verlierer“, sondern es besteht eine Koexistenz! ➔ Es kommt somit auf die wissenschaftliche Fragestellung an!

3. Zentrale Prinzipien der qualitativen Forschung 1. Offenheit ➢ ➢ ➢ ➢

Es werden keine fixen Hypothesen gebildet Es herrscht eine Offenheit für das „Neue“ Die qualitative Forschung sollte sich einen offenen Wahrnehmungstrichter bewahren Explorationsfunktion der qualitativen Forschung = Ableitung von Hypothesen als Ergebnis des Untersuchungsprozesses → mögliches Ziel der Arbeit: Hypothesen zu formulieren

2. Forschung als Kommunikation ➢ Forschung = im qualitativen Sinne Kommunikation & Interaktion zw. Forscher & dem zu Erforschenden ➢ Kommunikation und Interaktion als konstitutiver Bestandteil des Forschungsprozesses verstanden ➢ Gem. Lt. DEWE FERCHOFF & SÜNKER „existiert keine theorieunabhängige Beobachtungsaussage, weil die Theoriebeladenheit sich in allen Beobachtungsaussagen zeigt.“ 3. Prozesscharakter von Forschung & Gegenstand ➢ Das Verhalten und die Aussagen der Untersuchten werden als prozesshafte Ausschnitte der sozialen Realität verstanden ➢ Im Fokus steht der Prozess der Wiederholung, Modifikation und Deutung von Handlungsmustern → gleiche Aussagen durch mehrere Wiederholungen der Interviews

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4. Reflexivität von Gegenstand & Analyse ➢ Nach FORSTER (S. 589) bedeutet Reflexivität: „Unter Reflexivität versteht man in der Alltagssprache die Fähigkeit des Menschen, das eigene Denken und Handeln zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen.“ ➢ Eine Reflexivität der Methode wird benötigt, d. h.: • Eine reflektierte Einstellung des Forschers • Eine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit der Untersuchungsinstrumente 5. Explikation ➢ ➢ ➢ ➢

Die einzelnen Schritte des Untersuchungsprozesses sind detailliert darzustellen Speziell die verwendeten Regeln sind dabei offenzulegen Diese Forderung soll die Nachvollziehbarkeit der Interpretationen durch den Forscher sichern Eine intersubjektive Nachvollziehbarkeit soll gesichert werden!

6. Flexibilität ➢ Durch flexible Erhebungsverfahren kann sich der Forscher an die Besonderheiten des Untersuchungsgegenstandes anpassen ➢ Die gewonnenen Erkenntnisse können dann in weiteren Untersuchungsschritten Verwendung finden ➢ Die Flexibilität reduziert nicht die Gültigkeit der Forschungsergebnisse im Vergleich zur quantitativen Forschung!

Die sechs Gütekriterien nach Mayring

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4. Methoden der qualitativen Forschung 4.1 Qualitative Interviews → VORAB: Interviewleitfaden erstellen!

Problemanalyse

Leitfadenkonstruktion

Leitfadenerprobung (Pretest)

•Was ist das Problem? •Was möchte ich untersuchen? •Welche Forschungsfragen ergeben sich? •Welches Forschungsziel habe ich?

•Wie lange soll der Leitfaden sein? •Einstiegs-, Kontroll- & Ausstiegsfragen berücksichtigen •Fragetyp: offene oder geschlossenne Fragen •klare & verständliche Frageformulierung

•Auswahl an TN für Leitfadenerprobung •Kritische Prüfung des Leitfadens & der Fragen

•Auswahl der Interview-Partner •Prinzip der max. Ähnlichkeitne vs. Prinzip der max. Differnez •Anzahl der Personen •Falltypen Interview- •Anreize für Interview geben durchführung •Anonymität & Vertrauensaufbau •Art der Datenaufzeichnung

•Auswertung & Bewertung der Informationen •Transkription •Auditive Daten -> schriftliche Daten überführen Interview•wörtliche vs. kommentierte Transkription nachbereitung •Formaler Abschluss des Interviews

Experteninterviews ➢ Leitfaden gestützt ➢ offene Interviews, das heißt, man versucht im Vorfeld eine Vorstrukturierung zentraler Fragestellungen und Themen (= Wirkung als kompetenter Gesprächsparter) ➢ flexibler Leitfaden und nichtstandardisiertes Frageschema ➢ Interviewer = offen für neue Themen und Inhalte ➢ Experten = verfügt über eine besondere Expertise & Sonderwissen

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4.2 Gruppendiskussion Allgemeines = Gespräch mit mehreren Teilnehmern ➢ ➢ ➢ ➢

Thema wird durch Diskussionsleiter bestimmt Gruppendiskussionen = häufig in der Markt- und Meinungsforschung + Personalwesen Bedeutung innerhalb der Wissenschaft ist eher gering ausgeprägte Heterogenität zw. der kommerziellen Nutzung & wissenschaftlichen Verwendung:

➢ wissenschaftliche Erkenntnisse & Handlungswissen sind häufig begrenzt

Möglichkeiten ➢ Geeignet zur Erfassung von grundlegenden Informationen ➢ Beobachtung von Gruppenprozessen ➢ Gute Kombinierbarkeit mit weiteren Methoden (bspw. mit der teilnehmender Beobachtung oder der schriftlichen Befragung) ➢ Verbesserbare Reliabilität durch Strukturierung des Gesprächsverlauf und Kombination mit anderen Methoden Grenzen ➢ ➢ ➢ ➢ ➢

Keine Erfassung mengenmäßiger oder größenbezogener Daten Mangelnde Repräsentativität Ungleiche Beteiligung von Diskussionsteilnehmern Ergebnisabhängigkeit vom Diskussionsverlauf undZusammensetzung der Gruppe Gegenseitige Beeinflussung der Diskussionsteilnehmer in Abhängigkeit vom Antwortverhalten

Verlauf 1. 2. 3. 4. 5.

Kurze Vorstellung der Diskussionsteilnehmer Moderator erklärt allgemein den Gegenstand der Diskussion und die Rahmenbedingungen Stimulierendes Statement des Moderators zum Thema Vielredner sollten „gebremst“ & Schweiger sollten animiert werden Moderator sorgt für Diskussion über erkenntnisleitende Fragestellung & keine unnötigen Abschweifungen 6. Moderator setzt den Rahmen der Diskussion = KEINE Inhalte oder Richtungen 7. Beobachter bewerten Leistung der TN anhand festgelegter Kriterien

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4.3 Inhaltsanalyse Allgemeines ➢ ➢ ➢ ➢

Schwerpunkt: Weiterentwicklung eines alltäglichen Vorgehens Sprachliche Eigenschaften eines Textes werden objektiv und systematisch bestimmt & beschrieben Ermöglicht Rückschlüsse auf nicht-sprachliche Sachverhalte Anwendung auf Filme, Bilder, Texte (auch auf Basis von Interviews), Videoanalysen, visuelle und elektronische Daten (Bsp. Blogs, Forenbeiträge)

Analysetechnik ➢ Zusammenfassung: Ziel = Material so zu reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben ➢ Explikation: Ergänzung einer Textstelle durch fremdes Material → Klärung von unverständlichen Stellen oder Ausdrücken ➢ Strukturierung: Ziel = bestimmte Aspekte aus dem Material herauszufiltern und unter vorher festgelegten Ordnungskriterien einen Querschnitt durch das Material zu legen Ablauf

Induktive Kategoriendefinition durch systematischen Reduktionsprozess = elementarer Bestandteil der Inhaltsanalyse ➢ Festlegung der Textstellen = Zitat auswählen ➢ Paraphrasierung (= auf den Inhalt beschränkte Umschreibung) ➢ Generalisierung (= Verallgemeinerte, zusammengefasste Formulierung auf ein einheitliche s Sprachniveau) ➢ Reduktion von inhaltlich redundanten Kategorien ➢ Einzelaussagen schon bestehenden Kategorien zuordnen 8

Zusammenfassung

Explikation & Materialsammlung

Deduktive Kategorienbildung = Vorher festgelegte, deduktiv gewonnenen Kategorien methodisch abgesichert dem Text zuordnen ➢ ➢ ➢ ➢

Theoriegeleite Festlegung von Regeln: Wann kann was eine Kategorie bilden? Vordefinition von Kategorien Lesen / in vordefinierte Kategorie einordnen nach Regeln : sog. Kodierung Durchführung mit Hilfe eines Kodierleitfadens

Merkmale eines Kodierleitfadens

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Beispiel - Kodierleitfaden

Strukturierung & deduktive Kategorienbildung

Vorgehen: Auswertung & Ergebnisfeststellung 1. Zusammenfassung der Textstellen je Kategorie 2. Beschreibung der Ergebnisse je Kategorie 3. Interpretative Einordnung der Ergebnisse in einen größeren (theoretischen) Kontext und Diskussion 4. Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage

Möglichkeiten & Grenzen ➢ Möglichkeiten • Anwendbarkeit auf eine Vielzahl von sprachlichen Erzeugnissen (Texte, Videos etc.) • Überschaubarer Aufwand • Einfacher Materialzugang • Strukturierte Herangehensweise ➢ Grenzen • Mangel an Objektivität: „Weitgehend Textauswahl und Textinterpretation“

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4.4 Biografische Methode Allgemeines = Prototyp der qualitativen Methodologie ➢ schafft einen Zugang zur sozialen Wirklichkeit & berücksichtigt die Individualität des Akteurs ➢ Beginn: 1918 mit Thomas und Znaniecki vorgelegtem Werk "The Polish Peasant in Europe and America" ➢ Ziel: Rekonstruktion der Eigenperspektive des Erzählenden ➢ Interesse von individuellen Entwicklungsverläufen & kultur- und kohortenspezifische kollektive Erfahrungsbereichen ➢ Auf Grundlage der individuellen Handlungen soll ein allgemeineres Handlungsmuster herausgearbeitet werden ➢ Mit Hilfe von Typenbildungen können soziale Regelmäßigkeiten entdeckt werden → Biographieforschung knüpft an alltägliche Lebensgeschichten an ➢ Einsatz von narrativen Interviews und das offenen Leitfadeninterview ➢ Videoaufzeichnung der Interviews für nonverbale kommunikative Akte

4.5 Teilnehmende Beobachtung Allgemeines = Standardmethode der Feldforschung (u.a. Kulturanthropologie). ➢ Varianten: freie Beobachtung / systematische Beobachtung ➢ Beobachter nimmt selbst an der sozialen Situation teil ➢ direkte persönliche Beziehung zu den Beobachteten → Beobachter ist sehr nah um Untersuchungsgegenstand („Innenperspektive“) ➢ Erstellung eines detaillierten Beobachtungsprotokolls im Anschluss o alltägliches Verstehen = eher pragmatisch, emotionale Aspekte o wissenschaftlich teilnehmende Beobachtung = kognitivbetrachtende, analytische Perspektive

Kennzeichen – Freie vs. Systematische Beobachtung Freie Beobachtung ➢ Eigene Teilnahme ➢ Erfassung sämtlicher potentieller Verhaltensweisen ➢ Offener Beobachtungsplan mit geringen Vorgaben ➢ Stichwortartige Dokumentation des Gesamtgeschehens

Systematische Beobachtung ➢ Herstellung kontrollierter Bedingungen ➢ Konzentration auf bestimmte Verhaltensweisen oder Situationsmerkale ➢ Definition von Beobachtungskriterien zur Einordnung gewonnener Erkenntnisse und Einordnung in ein Beobachtungsschema ➢ Pretest des Beobachtungsschemas, um Brauchbarkeit zu prüfen ➢ Beobachtungsschema dient der Erleichterung bei der Protokollierung relevanter Verhaltensweisen

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Ablauf der teilnehmenden Beobachtung

Möglichkeiten und Grenzen ➢ Möglichkeiten o Resultat der Beobachtung unabhängig vom Auskunftswillen der beobachteten Personen o Kombinierbarkeit mit anderen Methoden o Erkenntnisgewinn zur grundlegenden Arbeitsweise der beobachteten Personen ➢ Grenzen o Vergleichsweise hoher Aufwand o Beeinflussung des Verhaltens der beobachteten Personen durch die eigenen Präsenz o Erwartungsorientiertes Verhaltensweisen durch die beobachteten Personen 4.6 Qualitatives Experiment Allgemeines Wurde intensiv durch Gerhard Kleining geprägt Das qualitative Experiment versucht neue Abhängigkeiten, Beziehungen und Relationen zu finden. Kriterien: Intersubjektivität, Offenlegung der Methoden und die Nachprüfbarkeit Bei einem qualitativen Experiment handelt es sich um: o einen Eingriff o in einen sozialen Gegenstand o zur Erforschung von dessen Struktur o nach wissenschaftlichen Regeln ➢ qualitatives Experiment = zw. Alltagsmethoden & quantitativen Experiment einzuordnen:

➢ ➢ ➢ ➢

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Eigenschaften des Qualitativer und quantitativer Experimente ➢ Quantitatives Experiment o Einsatzfeld: Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften o Hypothesenüberprüfung von Ursache-Wirkungszusammenhängen o auch: finale Ausrichtung über Ziel-Mittelbeziehungen ➢ Qualitatives Experiment o Einsatzfeld: empirische Wirtschaftsforschung, bspw. Marktforschung o Das qualitative Experiment dient zur Hypothesengenerierung

Feld- / Laborexperiment ➢ Feldexperiment o Durchführung in einem natürlichem Umfeld o Unkenntnis der Versuchspersonen, dass diese selbst Teil des Experimentes sind ➢ Laborexperiment o Kennzeichen: vollständig geschützte und kontrollierte Versuchssituation o Standardisierte Vorgehensweise

Ablauf

Möglichkeiten und Grenzen ➢ Möglichkeiten o Wiederholungen von Experimenten führen zu einer hohen Messgenauigkeit (Reliabilität) o Laborexperimente erreichen hohes Maß an exakten und aussagekräftigen Messergerbnissen o Veränderungen & neues Wissens können bei Wiederholung zu neuen Ergebnissen führen ➢ Grenzen o Vergleichsweise hoher materieller und finanzieller Aufwand o Bedingungen bei Laborexperimenten ≠ notwendiger Weise tatsächlichen Situationen o Validitätsproblem: Menschen verhalten sich unter Versuchsbedingungen anders als in der Realität 13

4.7 Einzelfallstudie Doppelcharakter der Fallstudienmethode ➢ Fallstudien als didaktische Methode o erstmaliger Einsatz 1908 an der Harvard Businessschool o Einführung in die deutsche Betriebswirtschaftslehre in den 1950 Jahren (FU Berlin) o Idee: Verknüpfung von Fach- und Methodenwissen mit der Förderung von Schlüsselqualifikationen (sog. Softskills) o Lehrmethodik stark verbreitet in den Sozialwissenschaften, insb. Wirtschaftswissenschaften o gängige Lehrmethode an Business Schools ➢ Fallstudie als qualitative Methode o Als Forschungsmethode = empirische Forschung, die einen Untersuchungsgegenstand in ihrem realen Umfeld untersuchen soll Merkmale ➢ Keine konkrete Erhebungstechnik → vielmehr ein Forschungsansatz (=approach) ➢ „Bei (Einzel-) Fallstudien werden besonders interessante Fälle [z.B. aus einem Unternehmen] hinsichtlich möglichst vieler Dimensionen und zumeist über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet, analysiert und beschrieben.“ (KROMREY, 1986) ➢ Zielsetzung: Ein ganzheitliches und möglichst realistisches Bild zu beschreiben → Einbezug aller relevanten Dimensionen des Untersuchungsobjektes ➢ Einsatz von mehreren Methoden, um der Mehrdimensionalität gerecht zu werden (z.B. Interviews und Gruppendiskussion) ➢ Einzelfälle sollten im Idealfall typische, prägnante und / oder aussagekräftige Fälle sein ➢ Der Einsatz von Einzelfallstudien bietet sich an, wenn: o die Forschungsfragen einen „Wie“ oder „Warum-Charakter“ haben o der Untersuchungsgegenstand in der Gegenwart liegt o keine Kontrolle über das Verhalten der involvierten Akteure besteht Vorgehensweise (vereinfacht) 1. 2. 3. 4. 5.

Entwicklung einer Forschungsfrage Auswahl ein oder mehrerer Untersuchungseinheiten Mit Hilfe mehrerer Erhebungstechniken wird das Untersuchungsobjekt erforscht Interpretation der Ergebnisse → reine Reproduktion der Ergebnisse ist nicht ausreichend Sollten mehrere Untersuchungseinheiten verwendet werden, dann Handlungsmuster herausarbeiten und typisieren

5. Fazit ➢ Die qualitative und quantitat...


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