5. Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich PDF

Title 5. Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich
Author Vanessa Reichl
Course Gesundheitsökonomie und Gesundheitssysteme
Institution Hamburger Fern-Hochschule
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Gesundheitsökonomie und Gesundheitssysteme...


Description

5. Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich Gesundheitssystem= Gesamtheit des organisierten gesellschaftlichen Handels als Antwort auf das Auftreten von Krankheit und Behinderung und zur Abwehr gesundheitlicher gefahren (sozialmedizinische def)

Ziele von Gesundheitssystemen 

Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung: zwei Komponente: durchschnittliches Ausmaß, Verteilung der Gesundheit in der Bevölkerung



Responsiveness / Personenorientierung: Aspekte wie Autonomie und Würde des Pat. Allen Nutzern gleiches Maß, Qualität und Wahl von Gesundheitsleistungen auch hierbei ist das Ausmaß und die Verteilung von belang



Faire Finanzierung: Idealtyp-> universell zugänglich, Grundrisiken der Bevölkerung abdecken, allen Bürgern gleiche Gesundheitschancen bieten, sowie Versorgung im ambulanten u. stationärem Sektor

Gesundheitssystemforschung Befasst sich mit Bedarf, Inanspruchnahme, Ressourcen, Strukturen, Prozessen, Ergebnissen und zu schreibbaren Resultaten (Outcomes) von systemisch organisierten Ansätzen der Krankeitsverhütung, -bekämpfung oder –Bewältigung. Themen der Gesundheitssystemforschung  Allokation: Zuordnung von beschränkten Ressourcen  Equity/ Solidity: Gerechte Verteilung von Lasten und Nutzen auf die Bevölkerung  Access: Zugangsmöglichkeiten bzw.- barrieren zum Gesundheitssystem  Incentives: Anreizwirkungen auf Seiten von Leistungsanbietern und Präferenzen der Pat.  Effektivität/Effizienz: Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Systemen, Subsystemen und einzelnen Institutionen oder Programme Die Gesundheitssystemforschung liefert, neben wissenschaftlichen Erkenntnissen, anwendungsorientierte Informationen für staatliche, parastaatliche oder private Entscheidungsträger über Strukturen, Allokation oder Prozesssteuerung. Hintergrund von Gesundheitssystemvergleichen:  Vergleich mit anderen Ländern  Lösungsvorschläge für eine effektivere und effizienter Gesundheitsversorgung  Untersuchen ob Elemente der Versorgung für das eigene System nutzbar sind Ziele:       

Standortbestimmung des eignen Gesundheitssystems (Entwicklungsstand Beurteilen) Aufzeigen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten der einzelnen Gesundheitssysteme Ursachen für Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu benennen und erklären Eigenes Gesundheitssystem an realisierbaren Idealen messen Erkennen von Alternativen in der Ausgestaltung und Steuerung von Gesundheitssystemen als Ansatzpunkt für umsetzbare Reformen Abschätzung ob Elemente anderer Gesundheitssysteme auf das eigene übertragbar sind Effektivität und Effizienz eines Gesundheitssystems zu bewerten und Aussagen über eine mögliche Über- und Unterfinanzierung treffen

Gegenstand von Gesundheitssystemvergleichen: nach Gerber  Fragen der Finanzierung, des Zugangs und der Qualität eines Gesundheitssystems zu untersuchen  Den Umfang des Leistungskatalogs zu beschreiben  Bestimmen der Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem  Gesamte Leistungsfähigkeit des Systems im Sinne von Effektivität und von Effizienz erheben

Grundmodelle von Gesundheitssystemen Unterscheidungen: 

Art der Finanzierung: wer für Kosten der Gesundheitsleistungen aufkommt, welche Bedeutung haben staatliche



Art der Leistungserbringung: wer die eigentlichen medizinischen, pflegerischen, präventiven und rehabilitativen

Steuerungsmittel, was öffentliche und private Versicherungen leisten, Leistungen erbringt, Versorgung unterschiedlich organisiert, öffentliche oder private Leistungsanbieter, Gewinnorientiert oder Non-Profit-Organisation



Art der Regulierung bzw. Steuerung: wer setzt die regeln, Beziehung zw. Finanzierungsträger, den Leistungserbringern und Nutzen des Gesundheitssystems, Bedeutung staatliche Regelungsmechanismen, was gesellschaftliche Akteure selbst entscheiden und welche Rolle Markt-und Wettbewerbsmechanismen spielen

Idealtypen von Gesundheitssystemen: Staatlicher Gesundheitsdienst (Beveridge-System) Sieht eine universelle Basissicherung vor  Der gesamten Bevölkerung soll die notwendige medizinische Versorgung zur Verfügung stehen  Allen Bürgern freier und kostenloser Zugang zu allen Leistungen des Gesundheitssystems  Leistungen werden vom Staat durch Steuern finanziert  Staat plant die Kapazitäten und stellt Sachleistungen überwiegend selbst zur Verfügung Umsetzung:  Leistungserbringung überwiegend oder ausschließlich direkt durch staatliche oder öffentliche Einrichtungen  Private Leistungserbringung ist lediglich nebensächlich  Finanzierung über allgemeine Steuermittel Auswirkungen:  Explizite Leistungsrationierung (z.B. Einschränkungen des Leistungskatalogs) sowie implizite Lr (z.B. Verlängerte Wartezeiten)  Niedrige Motivation und Produktivität der Anbieter, diese soll über Einführung von Wettbewerbsmechanismen Effizienzanreize bieten und diese steigern

Sozialversicherungssystem (Bismarck-System) Solidaritätsprinzip (Unterstützung durch die Gemeinschaft) Subsidiaritätsprinzip (Eigenverantwortung des Einzelnen vor der solidarischen Unterstützung) Lebensstandardsicherung Beitrags und Leistungsgerechtigkeit Prinzip der Bedarfsgerechtigkeit: erhalten von notwendigen medizinischen Leistungen, unabhängig von der Höhe der geleisteten Beiträge Umsetzung:  Staat gibt rechtlichen Rahmen vor und überwacht die Ausführung  Selbstverwaltungsprinzip durch Verbände der KK und der Leistungserbringer  Leistungen werden von öffentlichen, karitativen-freigemeinnützigen und privaten Einrichtungen erbracht  Krankenversicherungen schließen Versorgungsverträge mit Leistungserbringer und zahlen ihnen Vergütungen Auswirkungen:  Medizinisch-technischer Fortschritt und demografischer Wandel führt zu steigendem Leistungsbedarf, dies kann nur durch steigende Lohnnebenkosten finanziert werden  Kostendämpfungsinteressen ziehen Fehlallokationen und Reformblocken nach sich  Versuch durch Einführung und Stärkung des Wettbewerbs die Effizienz der Versorgung zu steigern     

Das private System (Markt-System) Staat zieht sich weitgehend aus der Finanzierung, Organisation und Steuerung zurück, überlässt privaten Akteuren diese Aufgaben  Finanzierung erfolgt überwiegend über private Versicherungen und Aufwendungen der privaten Haushalte  Versorgung beruht auf privaten Anbietern, die im Wettbewerb mit anderen Anbietern stehen Umsetzung:  Staat beschränkt sich auf die Vorgabe sehr allgemeiner Rahmenbedingungen und überlässt die soziale Absicherung des Krankheitsrisikos dem Einzelnen  Leistungserbringung überwiegend private Anbieter  Finanzierung der Leistungen erfolgt überwiegend durch Beiträge zu privaten Krankenversicherungen und Selbstzahlungen  Regulierung des Systems wird zum großen Teil den Mechanismen des Marktes überlassen  -> USA weltweit größter Gesundheitsmarkt und weltweit teuerste Gesundheitswesen 

Auswirkungen:  Aufgrund fehlender hierarchischer Steuerungselemente fällt es schwer das Kostenwachstum zu kontrollieren  Hohe Verwaltungs und Marketingkosten  Hochrisikogruppen und Geringverdiener laufen Gefahr keinen Versicherungsschutz zu erhalten  Um einer Unterversicherung entgegenzutreten wurden Formen der öffentlichen Krankenversorgung eingeführt  Entwickeln von öffentlichen und privaten Elementen um den Kostenanstieg zu bremsen

Alternative Systematisierung Ländergruppen der alternativen Systematisierung 1. Länder mit nationalem Gesundheitsdienst  Öffentlicher Gesundheitsdienst wird jeweils vom Zentralstaat gesteuert, Gesundheitssystem ist praktisch ein Teil der Staatsgewalt  Großbritannien, Irland, Portugal 2. Länder mit regionalem Gesundheitsdienst  Regionen o. Provinzen sind für die Gesundheitsversorgung zuständig  Italien, Spanien.. 3. Länder mit kommunalem Gesundheitsdienst  Öffentlicher Gesundheitsdienst, jedoch Landkreise, Städte und Gemeinden sind verantwortlich  Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland 4. Länder mit Sozialversicherungssystemen  Einkommensbezogene Beiträge, Leistungserbringung erfolgt durch unabhängige kommunale, freigemeinnützige oder privatwirtschaftliche Anbieter  Deutschland, Belgien, Japan, Österreich, Frankreich, Luxemburg 5. Länder mit Versicherungssystemen mit Kopfpauschalen  Leistungserbringung erfolgt durch unabhängige kommunale, freigemeinnützige oder privatwirtschaftliche Anbieter, Versicherungsbeiträge durch Kopfpauschalen unabhängig vom Einkommen  Niederlande, Schweiz 6. Länder mit freiwilliger Privatversicherung und staatlicher Fürsorge  Weder obligatorische Krankenversicherung noch einen öffentlichen Gesundheitsdienst, staatliche Verantwortung beschränkt sich nur auf alte und arme Menschen  USA

Methodische Grundlagen von Gesundheitssystemvergleichen Ansätze: Externer Vergleich: Daten quantifiziert, die von außen vorgegeben werden Interner Vergleich: Systemkomponenten aus dem Land, beschrieben und anschließend verglichen Normativer Vergleich: Bildet eine Rangfolge aus den Gesundheitssystemen Deskriptiver Vergleich: Zahlen wiedergeben oder Hintergründe darstellen Makrovergleich: aggregierte Daten einsetzen (d.h. Einzelwerte zu größeren Einheiten zusammenfassen) Vergleich kenn schnell und preiswert durchgeführt werden, Nachteil: Keine Ursachenanalyse von Unterschieden zw. den Systemen möglich Mikrovergleich: Ausgang vom einzelnen Pat. Und deren Interaktionen, nachvollziehen von Ursache und Wirkung von Leistungen Auch können sich Gesundheitssystemvergleiche auf ganze Systeme oder Teilbereiche bzw. Subsystemen beziehen

Vergleichsindikatoren (Mess- bzw. Kenngrößen)

Beschreibung des Gesundheitsstatus:  Lebenserwartung häufig gewichtet mit den QALYs  Lebensalter der Gesamtbevölkerung, Kindersterblichkeit  Prävalenzen von Krankheiten  Ersatzindikatoren wie z.B. Nicht-Raucher-Rate  Subjektive Befindlichkeit Beschreibung der eingesetzten Ressourcen  Anzahl der Ärzte im Verhältnis zur Einwohnerzahl  Anzahl der Krankenhausbetten  Verweildauer in der Akutversorgung  Apparative Ausstattung (Röntgengeräte, bildgebende Verfahren usw.) Beschreibung des finanziellen Aufwands  Anteil an Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP)  Ausgaben pro kopf  Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben  Je ärmer ein Land, desto höher ist der „out-of-pocket“ Anteil (Ausgaben der privaten Haushalte)

Vergleichsparameter 1. Wirtschaftliche und demografische Rahmenbedingungen (Bevölkerungszahl, Alters-u. Geschlechterstruktur, Arbeitslosenquote)

2. Zentrale Analyseparameter des Ländervergleichs  Grundstruktur des Gesundheitssystems  Mittelaufbringung im Gesundheitssystem  Leistungserbringung und Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung  Mittelverwendung und Vergütung der Leistungserbringer  Qualitätssicherung der Gesundheitsversorgung  Wettbewerb und Eigenverantwortung 3. Übergreifende Parameter des Ländervergleichs  Gesundheitszustand  Zufriedenheit der Bevölkerung  Nutzung von Erfolgspotenzialen (Wachstumsmarkt Gesundheitssystem)

Datenquellen Internationale Ebne  WHO, Internationale Vereinigung f. soziale Sicherheit (IVSS), Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Europäische Ebene Europäische Sozialdatenbank (ESSPROS), EU und Europäischen Wirtschaftsraum (MISSOC) Nationale Ebene Daten aus Nationalen Statistikämter und Berichtssystemen

Querschnittsvergleiche von Gesundheitssystemen Der internationale Vergleich ist nicht ganz einfach. So können sich Einrichtungs- und Organisationsformen, Versorgungsstrukturen, Berufsausbildung und Berufsbilder. Wege der Datenerfassung etc. Von Land zu Land erheblich unterscheiden. Das mit Abstand teuerste vorgestellte Gesundheitssystem ist das der USA. Vergegenwärtigt man sich nun noch einmal die eingangs erwähnten drei Ziele (Gesundheit der Bevölkerung, Personenorientierung und faire Finanzierung) so bleibt festzustellen dass die Kosten nicht zwingend aus dessen Zielerreichung erhöhen. So liegt die Lebenserwartung der US-Amerikaner- anders als bei deutschen/Briten- unter dem OECDDurchschnitt. Krankenhausbettzahlen oder die Zahl der praktizierenden Ärzte, so deuten auch die Zahlen nicht auf eine überdurchschnittliche Verfügbarkeit von Gesundheitsleistungen in den USA hin. 19% der Bevölkerung (fast ein Fünftel) verfügen über keinerlei Krankenversicherung, somit ist dieses System sicherlich als weniger fair einzustufen als das der Briten (die gesamte Bevölkerung kann hier unentgeltlich die Leistungen es steuerfinanzierten staatlichen Gesundheitssystems nutzen) als auch des der Deutschen....


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