VL Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich PDF

Title VL Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich
Course VL Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich
Institution Universität Mannheim
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HWS 2016. Zusammenfassung der Vorlesung Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich im Bachelor Soziologie....


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VL Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich Sitzung 1 – Einführung, Grundbegriffe und Fragestellungen  Einführung in das Thema  Begriffe und Definitionen  Dimensionen der Sozialstruktur Sitzung 2 – Bevölkerungsgröße, Bevölkerungswachstum, Lebenserwartung und Altersstruktur  Zentrale Begriffe  Konzept des demographischen Übergangs  Bevölkerungsgröße  Altersstruktur  Bevölkerungsalterung  Lebenserwartung  Methoden der Bevölkerungswissenschaft: Sterbetafel Sitzung 3 – Fertilität, Familien- und Haushaltsstrukturen  Fertilität o Begriffe o Theoretische Ansätze o Aspekte der Fertilität: Kinderlosigkeit  Familien- und Haushaltsstrukturen o Begriffe o Gesellschaftliche Entwicklung und Familie o Pluralisierung der Familienformen Sitzung 4 – Räumliche Mobilität  Begriffe und Definitionen  Makro- und Mikrotheorien der Migration  Geschichte der Migrationsbewegungen  Einwanderung nach Deutschland: empirische Fakten Sitzung 5: Soziale Ungleichheit, soziale Schichtung und soziale Mobilität  Soziale Differenzierung und soziale Ungleichheit: Zentrale Begriffe  Klassenansätze o Klassische Theorien o Schichtmodelle o Sozioökonomischer Status und berufliches Prestige  Grundbegriffe sozialer Mobilität  Intergenerationale Mobilität Sitzung 6: Kompetenzerwerb und Bildungsentscheidungen  Boudons primäre Effekte und sekundäre Effekte  Kompetenzen: PISA-Studien  Sekundäre Effekte sozialer Herkunft

Sitzung 7: Bildungsexpansion und die Entwicklung der Bildungschancen  Bildung im historischen Kontext  Struktur des Bildungssystems  Bildungsexpansion: empirische Evidenz  Bildungsexpansion: Erklärungsansätze  Entwicklung der Bildungschancen im zeitlichen Verlauf und internationalen Vergleich

Sitzung 1 – Einführung, Grundbegriffe und Fragestellungen 

aktuelle Ereignisse die von Gesellschaftlicher Relevanz sind

Jugendarbeitslosigkeit in Europa, März 2015 (Kohorte 15-24)  Deutschland & Norwegen liegen unter 10%  Österreich, Dänemark, Niederlande, Estland und Tschechische Republik liegen unter 15%  lässt Vermutung aufkommen, ob das duale Ausbildungssystem von DE auch in osteuropäische Länder implementiert werden kann (bzw. sollte) → verschiedene Werte / Aussagen sind unterschiedlich Arbeitslosenquote oder Arbeitslosenanteil?  Jugendarbeitslosenquote in Griechenland 2012: 55,3%, Arbeitslosenanteil: 16,1% → immer wichtig was man betrachtet in der Gesamtverteilung Was versteht man unter ‚Sozialstruktur’ – Hradil (2004)  ‚Sozial’ ist ‚zwischenmenschlich’, eine direkte und indirekte Beziehung, die zwischen Menschen besteht  ‚Struktur’ – eine relativ beständige ‚innere’ (äußerlich nicht unbedingt erkennbare) Zueinanderordnung von Elementen eines Ganzen  ‚Sozialstruktur’ – Gesamtheit der relativ dauerhaften sozialen Gebilde (Gruppierungen, Institutionen, Organisationen) einer Gesellschaft, der sozialen Beziehungen und Wirkungszusammenhänge innerhalb und zw. diesen Gebilden, sowie deren Grundlagen Geißler (2014):  Die Sozialstrukturanalyse zergliedert die Gesellschaft in ihre relevanten Elemente und Teilbereiche und untersucht die zwischen ihnen bestehenden Wechselbeziehungen und Wirkungszusammenhänge  (1) Beschreibung sozialer Strukturen: ein Zergliedern des Gesamtzusammenhangs in die zugrundeliegenden Elemente  (2) Analyse sozialer Strukturen: die Ergründung der jeweiligen Zueinanderordnungen, der Wirkungs- und Beziehungsgefüge zw. den Elementen Ebenen der Struktur von Gesellschaft (Esser in Anlehnung an Marx)  Infrastruktur  Struktur o Soziale Struktur der Verteilung von Merkmalen und der Beziehungen o Institutionelle Struktur, die insbesondere die Art der sozialen Differenzierung und das System der sozialen Ungleichheit einer Gesellschaft bestimmt  Superstruktur o Gesamtheit aller normativen Werte, die für alle Personen in einer Gesellschaft gelten

Die Infrastruktur der Gesellschaft Die gegebene materielle Grundlage der Reproduktion und der Bereitstellung der Mittel zur Lösung der Alltagsprobleme einer Bevölkerung – der materiellen Produktion Dazu zählen:  Das Wissen über technische Möglichkeiten der Produktion  Das Vorhandensein vorangegangener Investitionen (Land, Kapital, Bildungseinrichtungen, Verkehrswege, Kommunikationsnetze)  Die besonderen Bedingungen der ökologischen Gegebenheiten (klimatische, geographische, und bio-ökologische Bedingungen)  Die Mitglieder der Gesellschaft und deren Fähigkeiten und Talente Die soziale Struktur der Gesellschaft Besteht aus der Gesamtheit der regelmäßigen und dauerhaften sozialen Prozesse und Gebilde, die sich auf der Basis der Infrastruktur bei der Bewältigung der anfallenden Probleme zu Produktion und Reproduktion herausbilden Esser unterscheidet:  Verteilungsstrukturen  Interdependenzstrukturen  Beziehungsstrukturen Verteilungsstrukturen Bezieht sich auf die Verteilung der absoluten Merkmale der Einheiten einer Gesellschaft Sozial bedeutsame absolute Eigenschaften:  demographische Merkmale (Geschlecht, Generation und Alter)  sozioökonomische Eigenschaften (Beruf, Einkommen oder Bildung)  kulturelle Zugehörigkeiten (Religion, ethnische Zugehörigkeit oder Lebensstil)  räumliche Zuordnungen Verteilungsstrukturen: Beispiele  Größeneffekte: die mengenmäßige Verteilung von Akteuren unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit bestimmt darüber, wie diese Akteure sich verhalten, welche Art von interethnischen Beziehungen sich entwickelt und welche Art von interethnischen Beziehungen sich entwickelt und welche besondere soziale Struktur die entsprechende Gesellschaft annimmt  Kleine ethnische Minderheiten müssen interethnische Beziehungen aufnehmen (die Gelegenheiten für intraethnische Beziehungen sind aus strukturellen Gründen zu gering)  Bei großen Gruppen tritt oft ethnische Segmentation auf Interdependenzstrukturen Bezieht sich auf die Verteilung der Interessen und der Kontrolle über die Ressourcen für Produktion und Reproduktion  Spezialfall der Verteilungsstruktureinteilung: typische Kollektive von Akteuren mit verschiedenen Interesse – soziale Klassen  Solche Verteilung erzeugt typische Linien von Konflikt, Macht und Abhängigkeit  Ein gewisses Mindestmaß an Interdependenz gibt es in jeder Gesellschaft

Beziehungsstrukturen  Werden aus den besonderen Mustern der relationalen Eigenschaften der Einheiten der Gesellschaft gebildet  Beispiel für eine Beziehungsstruktur

Institutionelle Strukturen  Die Verteilungen und Beziehungsmuster sind oft Folgen von institutionellen Regelungen bzw. in diese eingebettet  Die Ungleichheit der Menschen in Bezug auf Einkommen und Lebenschancen hat auch etwas mit der Geltung und Legitimation von Rechten zu tun, die sich aus der allgemeinen institutionellen Verfassung der Gesellschaft ableiten  Die Möglichkeiten zur Aufnahme sozialer Beziehungen sind von sozialen Regulationen und Normierungen gesteuert Die Superstruktur der Gesellschaft  Es handelt sich um ein System übergreifender und allgemein geteilter Werte, an dem sich die Akteure in ihrem Handeln orientieren  Der Sinn der Verfassung und die Legitimation der institutionellen Ordnung  Besteht aus der Gesamtheit des kollektiv geteilten Wissens, der übergreifenden Weltbilder und Weltanschauungen Dimensionen der Sozialstruktur  Bevölkerungsstruktur  Familie und Haushalt  Bildungssystem  Erwerbstätigkeit  Soziale Ungleichheit  Soziale Sicherung  Sozio-kulturelle-Strukturen

Sitzung 2 – Bevölkerungsgröße, Bevölkerungswachstum, Lebenserwartung und Altersstruktur Wer ist die Bevölkerung? Definition  „de facto“ Bevölkerung – alle Personen, die sich zu einem gegebenen Zeitpunkt in einem Gebiet befinden (Aufenthaltsprinzip)  „de jure“ Bevölkerung – alle Personen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt in einem Gebiet gemeldet sind (Residenzprinzip)  P = gesamte Wohnbevölkerung (einfachste Größe zur Beschreibung einer Bevölkerung) Struktur und Dynamik einer Bevölkerung Demographische Merkmale:  Struktur einer Merkmale: Absolute Anzahl von Einheiten zu einem bestimmten Zeitpunkt → Strukturmaße = Zustandsmaße ⇒ Absolute Zustandsmaße geben die Größe einer (Teil-)Population zu einem bestimmten Zeitpunkt an  Dynamik einer Bevölkerung: Struktur einer Bevölkerung zu verschiedenen Zeitpunkten t1, t2, t3 ... (→ Zeitraum) → Dynamikmaße = Ereignismaße ⇒ Absolute Ereignismaße geben die Anzahl von demographischen Ereignissen an, die sich in einer Population in einem definierten Zeitraum ereignet haben Relative Maße  Zustandsmaße 1. Quoten (proportion): Verhältnisausdrücke, die eine Teilmasse auf eine Gesamtmasse beziehen (z.B. Knabenquote). 2. Proportionen oder Quotienten (ratio): Verhältnisausdrücke, die zwei Teilmassen aufeinander beziehen (z.B. Geschlechtsproportionen,Alterquotienten) 3. Entsprechungszahlen oder Ziffern (rates): Verhältnisausdrücke, die zwei voneinander getrennte Massen aufeinander beziehen, die nicht Teilmassen einer Gesamtheit sein können (z.B. Bevölkerungsdichte).  Ereignismaße 1. Rate (rate): Anzahl der Ereignisse/Anzahl der verlebten Personenjahre  Anzahl der Ereignisse/Bevölkerungsbestand zur Jahresmitte 2. Wahrscheinlichkeit (probability): Anzahl der Ereignisse im Zeitintervall/Größe der Population zu Beginn des Zeitintervalls (z.B. Wahrscheinlichkeit im folgenden Jahr zu heiraten).

Bevölkerungszahl in Deutschland, 1816 – 2014

→ Nach dem Zensus 2011 leben in Deutschland 80,8 Millionen Menschen, etwa 1,2 Millionen weniger als gedacht ist 82,2 Millionen Einwohner hatte Deutschland Ende 2015, 1,2% mehr als ein Jahr zuvor. Konzept des demographischen Übergangs  Demographischer Übergang: die Transformation von traditionell hohen Geburten- und Sterberaten zu neidrigen Geburten- und Sterberaten  Drei Phasen (Klein 2005):  Vor-Übergangsphase – Geburten- und Sterberaten sind hoch  Zweite Phase – zuerst sinkt die Sterberate, woraus ein zum Teil beträchtliches Bevölkerungswachstum resultiert  Dritte Phase – beide Raten sind niedrig 1. und 2. Demographischer Übergang

Bevölkerungsbilanz  Natürliche Bilanz bzw. natürliches Saldo: Die Differnz aus Geburten und Sterbefällen o Geburtenüberschuss: Anzahl der Geburten überwiegt die der Sterbefälle o Sterbefallüberschuss: Anzahl der Sterbefälle überwiegt die der Geburten  Wird durch die Wanderungsbilanz ergänzt o Wanderungsbilanz: eine Differenz aus Zu- und Fortzügen über die betrachtete regionale Einheit  Beide Prozesse zusammen bilden als Gesamtbilanz der Bevölkerung die Grundlage für die jährliche Veränderung der Bevölkerungszahl

Erklärung der Demographischen Übergänge: Modernisierung  Abnahme der Sterblichkeit und Rückgang der Geburtenrate: Technisierung und Industrialisierung von Gesellschaften, Vermehrung von Wohlstand und Bildung, Herausbildung moderner Mentalitäten  Zweifel am Modell des demographischen Übergangs: die Abnahme der Sterberate in den heutigen Entwicklungsländern (gemessen an der Modernisierung) begann früher als vormals in Europa  Theorien der Sterblichkeit kommen zu gleichen Aussagen (Lebensstandard, reichhaltige Ernährung, Hygiene, medizinischer Fortschritt ...) (→ Prozesse führen parallel statt, schwer zu identifizieren welcher) Erklärungen von den Demographischen Übergängen: Ökonomische (Rational-Choice) Theorien der Fruchtbarkeit (Becker 1960)  In modernen Gesellschaften sind immer seltener Traditionen und Emotionen entscheidend, wie viele Kinder zur Welt gebracht werden, sondern vielmehr der Nutzen für die Eltern  Übersteigt der Nutzen die Kosten, kommt es zu weiteren Geburten  Nutzen = Erreichung der eigenen Ziele: finanziell (Kinder als Arbeitskraft), materiell (Kinder als Alterssicherung), immateriell (persönliches Glücksempfinden oder Identität)  Kosten = Aufwendungen jeder Art zur Erreichung dieser Ziele (finanzielle Aufwendungen, Mühe, Schmerzen, Opportunitätskosten)  Konsequenz: Kinderzahl wird bis zu einem gewissen Niveau absinken (materielle Nutzen der Kinder sinken, Kosten aber steigen bis zu einem gewissen Niveau)

Erklärungen der Demographischen Übergänge: Soziologische Theorien der Fruchtbarkeit  Die Eltern orientieren sich an den vorherrschenden Werten und Normen einer Gesellschaft und richten hiernach ihre Kinderzahl aus  Erscheinen viele Kinder wünschenswert, so bekommen die meisten Familen viele Kinder  Andorka (2011): „Wenn aber Familien mit 2 oder mehr Kindern für unverantwortlich, altmodisch oder einfach für dummgehalten werden, dann sind nur wenige bereit, mehr Kinder zu bekommen“ Gesellschaftliche Bedeutung der Altersstruktur  Potenzial an Arbeitskräften  Soziale Beziehungen  Bedarf an speziellen Einrichtungen auf dem Sektor des Bildungs- und Gesundheitswesens  Alterssicherung  Einkommen und berufliche Entwicklung  Humanskapitalbildung  Technischer Fortschritt  Heiratsmarkt  Erwerbsorientierung von Frauen Alteraufbau der Bevölkerung Deutschlands am 31.12.2014 Quelle: BiB, 2016

Zustandekommen des Altersaufbaus Der Altersaufbau der Bevölkerung einer Region an einem Stichtag hängt entscheidend ab von  Der Stärke der vergangenen hundert Geburtsjahrgänge (Fertilität)  Den Sterblichkeitsverhältnissen, denen diese bis zum Stichtag ausgesetzt waren (Mortalität)  Den Wanderungsbewegungen im letzten Jahrhundert (Migration)  Den äußeren Einflüssen auf die Bevölkerung in den letzten 100 Jahren Idealtypische Grundformen von Bevölkerungspyramiden  

Junge, rasch wachsende Bevölkerung Markantes Bevölkerungswachstum

 

Deutliche Verringerung der Geburtenhäufigkeit Reduktion der Säuglings- u. Kindersterblichkeit

  

Geburtenrückgang Demographische Alterung Schrumpfende Bevölkerung

https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/#!v=2

Gesellschaftliche Bedeutung der Altersstruktur: Geburtenentwicklung  Hängt nicht nur von der Bevölkerungsgröße, sondern auch von der Altersstruktur (Anteil der 20-35 jährigen Frauen) ab  Geburtenstarke Jahrgänge tragen nach 20-35 Jahren (wenn das Reproduktionsalter erreicht wurde) erneut zum Geburtenanstieg bei  Aus geburtenschwachen Jahrgängen resultieren schwache Jahrgänge  Beispiel: Geburtenberg 1960er Jahre in der BRD korrespondiert mit einem gewissen Wiederanstieg der jährlichen Geburtszahlen gegen Ende der 1980er Unterschiede im Altersaufbau (in Prozent) zwischen Deutschen und Ausländern in Deutschland, 31.12.2014 Quelle: BiB, 2016

Bevölkerung in Deutschland nach Altersgruppen

Anteil der ab 65-Jährigen an der Bevölkerung 2014, in % Quelle: Stat. Bundesamt 2015

Medianalter der Weltbevölkerung nach Regionen der Welt, 1950-2050, (in Jahren)

Historischer Kontext  Vorindustrielle Gesellschaften (1700): Lebenserwartung 30 Jahre  Gründe: o Dürftige Ernährungsverhältnisse o Miserable hygienische Verhältnisse o Kaum medizinische Versorgung Lebenserwartung  1875: Männer – 35 Jahre, Frauen: 38 Jahre  Vor dem 1.WK: Männer: 45, Frauen: 48  Vor dem 2.WK: Männer: 60, Frauen: 63  2000: Männer: 75, Frauen 81 Medianalter der Bevölkerung in Deutschland, 1950 bis 2060, nach Geschlecht Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen BiB 2016

Lebenserwartung für Frauen bei Geburt, 2011

Lebenserwartung für Männer bei Geburt, 2011

Geschlechtsunterschiede der Lebenserwartung  Eine Geschlechtspräferenz bei Kindern  Müttersterblichkeit hat abgenommen  Frauen pflegen einen gesundheitsbewussteren Lebensstil als Männer, gehen weniger Risiken ein  Risiken: Weniger belastende und gefährliche Arbeitsplätze, weniger Unfälle mit Todesfolge, seltener Opfer von Mord und Totschlag, schonender Umgang mit dem eigenen Körper, gesündere Ernährung, weniger Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum, bessere Hygiene und Gesundheitsvorsorge Sozialschichtzugehörigkeit (berufliche Stellung, das Einkommen, die Bildung) als soziale Determinante des Mortalitätsrisikos  Differenzen in materiellen Lebensbedingungen (Einkommen, Ernährung und Wohnsituation)  Unterschiede im Lebensstil (Ernährungsgewohnheiten, Tabakkonsum, körperliche Beweung)  Schichtspezifische Arbeitsbedingungen  Schichtspezifisch unterschiedlicher Zugang zu guter ärztlicher Versorgung und eine unterschiedliche Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen  Selektionseffekt: Gesündere haben bessere Aufstiegschancen und sind seltener von sozialem Abstieg bedroht

Familienstand als soziale Determinante des Mortalitätsrisikos  Ein Protektionseffekt der Ehe bzw. Partnerschaft o bietet emotionale Unterstützung durch den Partner o fördert einen gesünderen Lebensstil o mindert Risikobereitschaft o puffert kritische Lebensereignisse ab  Selektionsprozess: Gesündere haben bessere Heiratschancen  Männer „profitieren“ von der Ehe stärker als Frauen Die Sterbetafel  Sterbetafeln stellen das historisch älteste Modell der demographischen Analyse dar (John Graunt, 1662, Bills of Mortality, London)  Eine Sterbetafel ist das Protokoll der Lebensgeschichte eines Geburtsjahrganges (einer Kohorte) von Personen.  Neben den Anwendungsmöglichkeiten in der demographischen Analyse und Versicherungsmathematik finden Sterbetafeln auch in der Biometrie, Medizin, Soziologie und Unternehmensforschung Verwendung.  Zentrale Fragen (für Versicherungen, Medizin, etc.) können dadurch beantwortet werden (z.B,: Wie viele Jahre kann ein x-jähriges Individuum erwarten, fernerhin noch am Leben zu sein?)

Ein Beispiel Auszug aus der Periodensterbetafel 2003/2005 für Deutschland, Frauen Quelle: Bundesamt für Statistik 2006

Überlebenskurve: Verschiedene Periodensterbetafeln für die deutsche Bevölkerung, Männer Quelle: Luy (2004)

Sitzung 4 Was ist Migration? Grundbegriffe  Migration ist der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen.  Einwanderung (Immigration), Auswanderung (Emigration)  Einwanderung – Auswanderung = Nettomigration  Bezug der absoluten Wanderungen in einem bestimmten Zeitraum auf den Populationsbestand → Einwanderungsrate, Auswanderungsrate, Nettomigrationsrate  Migrationsvolumen: Zu- und Abwanderungen eines bestimmten Gebietes zu einer bestimmten Zeit  Migrationssalden und –bilanzen: Gewinne und Verluste eines bestimmten Gebietes zu einer bestimmten Zeit durch Migration  Mobilitätsziffer: Summe der Ein- und Auswanderungen bezogen auf die Bevölkerung per Tausend  Herkunftsgebiet, Zielgebiet Ravensteins (1885) Klassifikation von Migranten Nach Distanz  Local migrant (Wohnsitzwechsel innerhalb einer Gemeinde oder eine Bezirks)  Short-journey migrant (Wohnsitzwechsel in eine Nachbargemeinde oder einen Nachbarbezirk)  Long-journey migrant (Wohnsitzwechsel über die Nachbargemeinden oder –bezirke hinaus) Nach Dauer:  Migration auf Dauer (permanent migrants)  Migration für kurze Zeit (temporary migrants)

Typen der Wanderung Kalter (2000)  Internationale: Wechsel zwischen Staaten bzw. Nationen  Binnenmigration (interregionale Wanderung): Wanderung innerhalb eines Staates  Innerstädtische Wanderung bzw. Umzüge: Wanderungen innerhalb einer Gemeinde Han(2000):  Arbeitsmigration: Aus unmittelbar erwerbsbezogenen Gründen  Familienzusammenführung: Aus dem Nachzug von Familienmitgliedern  Asylmigration: Einwanderung von Flüchtlingen bzw. Asylbewerbern  Einwanderung rechtlich priveligierter Gruppen Theorien der Migration – Wieso wandern Leute ein und aus? Migration aus system- und handlungstheoretischer Perspektive  Migration als eine Eigenschaft oder eine Funktion eines sozialen Systems – Makroperspektive o Daten: Aggregatdaten der amtlichen Statistik  Migration als eine Form individuellen Verhaltens – handlungstheoretische oder Mikroperspektive o Daten: Mikrodaten, mit Informationen über Vorstellungen, Bewertungen und Wahrnehmungen der Umgebung durch den Akteur Gravitationsmodelle (Zipf, 1946; Dodd, 1950)  Zentrale Rolle der Distanz zwischen Regionen: Bei gegebenen Populationsgrößen wird das Wanderungsvolumen zwischen zwei Gebieten umso kleiner, je größer ihre Distanz ist  Später: Einbeziehung von Aktivitätsniveaus, sozioökonomischem Status der Gruppen  Eine Symmetrie zwischen zwei betrachteten Gebieten wird unterstellt: Aber die Wanderungsströme von A nach B und die Gegenströme können unterschiedliche Volumen aufweisen Makroökonomische An...


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