7-lehrgangsorientiertes Arbeiten mit der Fibel PDF

Title 7-lehrgangsorientiertes Arbeiten mit der Fibel
Course Einführung in die Didaktik des Schriftspracherwerbs
Institution Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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VL Martschinke...


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II. Ausgewaählte Methodenfragen Lehrgangsorientiertes Arbeiten mit der Fibel Fibel als Lehrgang Was ist ein Lehrgang? (Kennzeichen)  Sachorientiertes Vorgehen: o Die Sache, der Unterrichtsstoff steht im Mittelpunkt, wird gelehrt, nicht die individuellen Vorerfahrungen und Fähigkeiten des Kindes. (Sachanalyse in systematischen Schritten)  Lernzielorientiertes Vorgehen: o Lernziele beschreiben die Anforderungen, denen die Schüler in Bezug auf bestimmte Lerninhalte gerecht werden sollen (Primat der Lernziele).  Systematisch aufgebautes, kleinschrittiges Vorgehen: o Die Sache wird systematisch in „Teile“ gelegt und nacheinander, nach vermuteten Schwierigkeiten gestuft, in einem schrittweisen Vorgehen vom Einfachen zum Schweren gelehrt. (kleinschrittiges Vorgehen) Die Fibel ist ein Lehrgang:  Die Fibel ist sachorientiert. Die Fibel ist lernzielorientiert.  Die Fibel ist systematisch aufgebaut und führt das Kind schrittweise zum Lesen- & Schreibenlernen. Das Lehrwerk „Mimi, die Lesemaus (1997)  Fibel für den Erstleseunterricht  Arbeitsheft  Lehrerband mit o Unterrichtspraktische Hinweise zu Fibel, Arbeitsheft, Druckschriftlehrgang, Kopiervorlagen o Starthilfen für Kinder mit nicht deutscher Muttersprache (Kopiervorlagen) o Mimi-Geschichten (Kopiervorlagen) o Materialien zum freien Schreiben (Kopiervorlagen) o Hinweise zum Lernen der Schreibschrift  Schreiblehrgang  Leseübungen (Kopiervorlagen mit 7 Lernzielkontrollen)  Lesemaus-Handpuppe, Mimi-Stempel, Bildkarten (mit Anlautbildern) Der Anspruch: Die Fibel und ihre ergänzenden Materialien bieten sowohl  lehrgangsmäßig strukturierter Leitfaden zum Erwerb der Schriftsprache als auch  vielfältige Impulse und Angebote, sich handelnd und kreativ mit Sprache auseinander zusetzen und Schriftsprache als eine sinnvolle Erweiterung des sprachl. Handlungsrepertoires zu erfahren sowie  verschiedene Möglichkeiten, individuelle Lernwege auszuprobieren, zu finden und zu nützen Wer die Wahl hat, hat die Qual … Kriterien zur Fibelauswahl (Meiers 1998)  Grobanalyse (äußere Merkmale)  Strukturanalyse (Begriff von Lesen & Lesenlernen, Methode, Inhalt, Sprache, Medien des Lesenlernens, Funktion des Bildes, Unterricht) Kriterium: Begriff von Lesen und Lesenlernen  Wird mit einem vereinfachten Begriff von lesen operiert oder werden alle dem Lesen immanenten Teilprozesse beachtet?  Wird Lesen als komplementärer Prozess zum Schreiben im größeren Zusammenhang des Schriftspracherwerbs entfaltet oder isoliert als Teilfertigkeit gesehen?  Wird Lesen in sinnvolle Lebensvollzüge eingeordnet (natürliche Situationen)?  Können die Kinder beim Lesenlernen auch ihren eigenen Lernweg gehen?  Wird unter Begriff Lesenlernen außer Lesenkönnen auch Lesenwollen (Motivation) verstanden? Kriterium: Methode

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Berücksichtigt das Werk die Erkenntnisse, die mit Begriff Methodenintegration verbunden sind? Lässt das Leselernwerk Raum, damit individuelle, vom Lehrgang abweichende Lernprozesse ablaufen können? Regt das Leselernwerk dazu an, dass individuelle Leselernprozesse der Kinder zustande kommen

Kriterium: Inhalt  Erfassen die Themen die für die Kinder wichtigen und ihnen psychischen nahen Bereichen?  Werden die Themen einseitig in dirigistischen und indoktrinierendem Sinne oder der im Sinn der Förderung selbstständigen und verantwortungsbewussten Denkens abgehandelt? Kriterium: Sprache  Mit welchem Wortschatz wird vornehmlich gearbeitet?  Welche literarischen Bereiche kommen zur Geltung?  Ist der Satzbau stereotyp oder wechselt er?  Ist von den Texten ein positiver Einfluss auf Lexik und Syntax zu erwarten?  Regen die Texte zum sprachlichen Handeln an (lesen, erzählen, schreiben, dialogisieren, ...)? Untersuchungen zum Einfluss der Fibelsprache (Brügelmann 1983)  Amerikanische Untersuchung (zitiert nach Neuland in Brügelmann 1983): Wortschatz von Unterschichtkindern deckt sich nicht mit Grundwortschatz von Lesebüchern, auch geringe Passung zu einer Fallanalyse eines „Oberschicht“-Mädchens  Hall u.a. (1981): gesellschaftliche Minderheiten nutzen ihre sprachlichen Möglichkeiten nicht aus, da sie die Situation als zu fremd erleben  Gümbel: Lesetexte im Schreibstil sind für Kinder schwerer als Lesetexte im Sprechstil (mehr Zeit, mehr Fehler)  Hannig und Hannig (1974): Vergleich von Erzähltexten vor dem Fibellehrgang und drei Monate danach zeigt Tendenz zur „Verarmung“ der Sprache (einfache Subjekt-Prädikatsätze steigen von 35 auf 47 %, und da-Reihungen steigen von 62% auf 74%) Kriterium: Medien des Lesenlernens  Werden alle operativen Prozesse mit den Materialien erfasst?  Wirken die Materialien motivierend?  Ermöglichen die Materialien einen differenzierenden Unterricht? Kriterium: Funktion des Bildes  Sind die zu Beginn des Leselernprozesses gegebenen didaktischen Möglichkeiten richtig genutzt? (Das Bild als Ersatz für das Wort, als Vermittler, als Kontrolle bei der Sinnentnahme, als Gedächtnisstütze, als Hilfe zur Antizipation?) ( wenig Text, deshalb Bilder sehr wichtig)  Wie wird im fortgeschrittenen Leselernprozess das Bild eingesetzt? (Das Bild als Leseanreiz, als Hilfe zur Sinnfindung) ( erste Vermittlung eines Gesellschaftsbildes)  Geht vom Bild eine sprachfördernde Wirkung aus?  Wie ist die Qualität der Bilder einzuschätzen? Kriterium: Unterricht  Gibt das Leselernwerk die Möglichkeit, einen offenen, kindorientierten Lese-Erstunterricht zu gestalten, oder zwingt es zur Durcharbeitung Seite für Seite?  Eröffnet es didaktisches Handeln, regt es an oder hindert es?  Steuert es den Lernprozess der Kinder bis in den kleinsten Winkel aus oder legt es den Grundstein zum lernen, auf dem die Kinder ihren Lernweg selbst verfolgen können?  Ist das Leselernwerk so konzipiert, dass die Kinder bald selbstständig damit arbeiten können, oder muss der Lehrer ständig als Vermittler und Helfer zur Verfügung stehen? Von der Fibel zum strukturierten Lehr-Lernpaket??? (Schründer-Lenzen 2013)  Methodenintegrierte Fibellehrwerke (z.B. Lollipop, Bausteinefibel, Fara und Fu, …)  Schreiborientierte Ansätze des Anfangsunterrichts (z.B. KonfettiLernpaket, Start frei-Fibel, …)

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Silbenorientierte Zugänge zur Schriftsprache (z.B. ABC der Tiere, KaribuFibel, Piri-Silbenfibel, …) Angebote speziell für Kinder mit Migrationshintergrund (z.B. Oskar-Fibel, Luna-Fibel, Programm XaLando, …) Angebote für Kinder mit besonderen Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (Fördermaterialien z.B. von Kunterbunt, Zebra, Lollipop, Bausteinefibel, Karibu, Piri, …) oder im Zusammenhang mit Inklusion (Jo-Jo-Fibel, …) Angebote für jahrgangsgemischten Unterricht (z.B. Kunterbunt, Löwenzahn und Pusteblume, Tinto)

Fibel als Krücken CONTRA  können nicht an individuellen Voraussetzungen ansetzen, sondern orientieren sich an einem Durchschnittss.; sichern damit Vergleichbarkeit im Verhalten, nicht aber im Denken und Lernen.

PRO  Aufbau und Materialien bieten dem Lehrer eine (vermeintliche) Hilfe.

 Individuelle Lernwege sind nur als „Wegschleifen“ möglich, ansonsten ist ein „relativer“ Gleich- und Kleinschritt vorprogrammiert

 Fibeln orientieren sich u.U. an schwächeren Schülern.

 Fibellehrgänge setzen eine gewissen Reihenfolge voraus, behindern damit Situationsbezug.

 Fibeln sichern gemeinsames Lernen ab, die Klasse bleibt die Lerngruppe.

 Fibellehrgänge wollen lesen „lehren“, indem isolierte Teilleistungen geübt werden.

 Fibeln entlasten den Lehrer bei eigener Unsicherheit, aber auch gegenüber Eltern oder Schuladministration.

 Fibeln reduzieren den Wortschatz auf Wörter aus eingeführten Buchstaben, damit sind auch die Texte oft „unmotivierend, simpel bis unsinnig“.

 Fibeln sind „bequem“, ersparen viel Vorbereitungszeit.

 Buch für ein Jahr entspricht nicht dem natürlichen Lesen.

 Fibellehrgänge betonen das formgenaue, leserliche Schreiben

 Überbetonung des Lesens im Vergl. zum Schreiben Der Lehrgang für die Fibel und mögliche Lerhgangsöffner (Brügelmann & Brinkmann 1998) Lehrgangsöffner:  Fibellehrgänge führen die Buchstaben in einer festen Reihenfolge und über vorgegebenen Wörter bzw. Abbildungen ein.  Fibellehrgänge entwickeln die Lese- und Schreibfähigkeit an einem begrenzten Auswahlwortschatz.  Fibellehrgänge üben das Lesen anhand gemeinsamer Texte für alle, manchmal variiert durch Stufung der Anforderungen oder Zusatztexte.  Fibellehrgänge trainieren Teilleistungen durch wiederkehrende Aufgaben in Arbeitsheften.  Fibellehrgänge konzentrieren sich auf das Lesen, das Schreiben taucht vorrangig als Ab- oder Aufschreiben von Wörtern und als Übung der verbundenen Handschrift auf....


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