7kurz - Zusammenfassung Entwicklungspsychologie  PDF

Title 7kurz - Zusammenfassung Entwicklungspsychologie 
Course Entwicklungspsychologie 
Institution Philipps-Universität Marburg
Pages 16
File Size 342.9 KB
File Type PDF
Total Downloads 108
Total Views 143

Summary

Zusammenfassung Entwicklungspsychologie...


Description

Kapitel 7: Jugendalter 1. Konzepte, Theorien, Thematiken 1.1 Jugend - zur Konstruktion einer Lebensphase 1.1.1 Soziohistorische Konstruktion - Geselllschafts- und sozialpolitische Verankerung der Jugendphase erst seit 19./20. Jahrhundert: Jugend als Zeitspanne der Freisetzung von Erwerbsarbeit, institutioneller Zugang zu Ausbildung und Möglichkeit zur Vorbereitung auf Anforderungen der Lebensbewältigung - gesellschaftliche Entwicklungsbedingungen, die mit geringeren Bildungschancen durch früheren Berufseintritt verbunden sind  verkürzte Pubertät (Lazarsfeld, 1931) - gesellschaftliche Entwicklungsbedingungen, die mit größeren Bildungschancen durch späteren Berufseintritt verbunden sind  gestreckte Pubertät (Bernfeld, 1923): 1.1.3 Entwicklungspsychologische Kriterien - Beginn der Jugendphase: Eintreten der Geschlechtreife - 3 Phasen zur Differenzierung der Veränderungsdynamik der Adoleszenz: (1) Frühe Adoleszenz: 11 -14 Jahre (2) Mittlere Adoleszenz: 15 - 17 Jahre (3) Späte Adoleszenz : 18 - 21 Jahre - Abgrenzung Jugend - frühes Erwachsenenalter erfolgt nicht über Altersmarken, sondern anhand von Funktionsbereichen, Rollenübergängen und Kriterien sozialer Reife 1.2 Adoleszenz im Wandel entwicklungspsychologischer Forschung Themen der Forschungsinteressen der frühen Adoleszenz:

-

Verlauf und psychische Auswirkungen der Pubertät Bedeutung adaptiver und konflikthafter Bewältigungsmuster für psychische Gesundheit Pubertärer Wandel Veränderung der Familieninteraktion

1.3 Theorien der Adoleszenz (hierbei Theoriebegriff nicht allzu eng/streng gefasst) 1.3.1 Anlagetheorien der Adoleszenz - Stanley Hall (1846-1924): Begründer einer wissenschaftlich fundierten Psychologie des Jugendalters (biogenetischer Erklärungsansatz): o Ontogenese = Rekapitulation der Phylogenese o Unterscheidung von 4 chronologischen Entwicklungsstufen  Frühe Kindheit (bis 4 Jahre)  Kindheit (4 – 8 Jahre)  Jugend (8 – 12 Jahre)  Adoleszenz (11/13 – 22/25 Jahre) o Jede Entwicklungsstufe repräsentiert ein Entwicklungsalter, das in Analogie zu Stufen der Menschheitsgeschichte charakterisiert wird o Stufe der Jugend: aufkommende Bereitschaft zur Übernahme von Ordnungen und Regeln  beginnende Zivilisation (Fortsetzung im Verlauf der Adoleszenz) o späte Adoleszenz: Aufzeigen von 2 wichtigen Momenten  Übergang zur Reife: Ende des Entwicklungsprozesses  Rekapitulation des Potentials, das die Fortsetzung eines nie vollendeten Entwicklungsprozesses in sich birgt o Adoleszenz = Zeit extremer Ausprägungen des Erlebens und Verhaltens mit innerpsychischen Spannungen und interpersonellen Konflikten  Ursache der Universalität dieser Phänomene: sprunghafte körperliche Entwicklung, die ihr Pendant in der psychischen Organisation hat 1.1.2 Umwelttheorie der Adoleszenz  Wirkung von Kultur, Konditionierung und sozialer Modellierung auf Entwicklung Kulturanthropologischer Ansatz: Mead (1971) - Identität = Bindung an Sinnkonzepte, kulturelle Werte und Orientierung an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft innerhalb der Gesellschaft - Unterschiedliche Grundlagen für Bindung anhand von 3 Kulturkategorien:

-

-

-

Postfigurative Kultur: o statische, traditionelle 3-Generationen-Kultur: Kinder übernehmen primär Erfahrungen der Erwachsenen o früher Erwerb der für Lebensbewältigung notwendigen Fähigkeiten  biologische und soziale Reife sind identisch  mit der Pubertät ist Status des Erwachsenenseins erreicht o Erwerb von Identität durch Internalisierung von Sinnkonzepten und Werten, deren universelle Richtigkeit und dauerhafte Gültigkeit nicht in Frage gestellt wird Konfigurative Kultur: (gegenwärtige Lebensform) o mobile, rasch wandelnde Kultur o Lebensbewältigung in hohem Maß an Orientierungsleistungen gebunden  Orientierungsinstanzen: Kernfamilie, Schule & Gleichaltrige o Differenzierung des Ausbildungssystems  Berufs- und Statusveränderungen  Entfremdung/ Konflikte zwischen Jugend- und Elterngeneration o Für Aufbau von Identität Spektrum von Wert- und Verhaltensalternativen (aber: Ungewissheit über deren Gültigkeit  Desorientierung) Präfigurative Kultur: prognostisches Modell als Lösung für zunehmende Umweltgefährdung, soziale Probleme, ... o Distanz zwischen den Generationen  erschwerte Identitätsbildung  Erwachsene sollen Bindung lehren o Kommunikationsstil: Bereitschaft und Fähigkeit der Erwachsenen von den Kindern zu lernen

Kritik:  Annahme einer einheitlichen Jugendgeneration: subkulturelle Unterschiede einer Gesellschaft werden nicht beachtet  Pauschalisierung von Generationskonflikten Lerntheoretische Ansätze:  Wie kontrolliert soziale Umwelt Verhaltensänderungen (Prinzipien der Stimulus-Response-Theorien)? Theorie der sozialisierten Angst (Davis, 1944): - Menschliches Verhalten beruht auf dem Erlernen der Regeln einer Gesellschaft und der Antizipation regelkonformen/-diskonformen Verhaltens - Antizipation von Bestrafung: verbunden mit unangenehmen Gefühlen  sozialisierter Angst o Ihre Reduktion/Vermeidung als Ursache sich in Übereinstimmung mit gesellschaftlichen Rollenerwartungen zu verhalten - Rollenerwartungen gegenüber Jugendlichen sind unklar  Jugendliche wissen nicht welches Verhalten akzeptiert/missbilligt wird  Vermeidung/Reduktion von sozialisierter Angst schwierig  keine Möglichkeit zur Verringerung des Ausmaßes emotionaler Belastung  Emotionale Beeinträchtigung in dieser Phase „Drive theory“ adoleszenten Verhaltens (McCandless, 1970): - Bestimmte Verhaltensweisen werden gelernt, weil sie einen inneren Spannungszustand reduzieren  Triebreduzierendes Verhalten hat Belohnungscharakter und führt durch Wiederholungen zum Aufbau von Gewohnheiten - Die Gesellschaft billigt für Jungen und Mädchen unterschiedliche Verhaltensmuster  geschlechtsspezifische Kanalisierung von Verhaltensmustern - Adoleszenz: Periode, in der sich Jugendliche im Kontext neuer geschlechtstypischer und per gesellschaftlicher Vorgabe gebilligter Verhaltensweisen neu definieren müssen - Aufbau einer neuen Selbstdefinition begleitet von unverminderter Triebspannung mit Stress und emotionalen Belastungen 1.3.3 Intertraktionstheorien der Adoleszenz  Anlage-Umwelt-Dynamik zur Erklärung der Entwicklung! Schwache Interaktionstheorien: - Anlage ausschlaggebend für Verlauf und Ausprägung von Entwicklungsphänomenen - Umwelt kann zugrundeliegenden Reifungsplan beschleunigen, verzögern, fixieren, ihn aber nicht verändern (s. Sigmund und Anna Freud, Erikson) Moderate Interaktionstheorien: - Anlage und Umwelt notwendige, aber von einander unabhängige Determinanten jeglicher Entwicklung (s. Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung) Starke Interaktionstheorien: - Wechselseitige Abhängigkeit zwischen Anlage und Umwelt  dynamischer Interaktionismus

- Interaktion als Prozess dessen Dynamik gesamtes Anlage-Umwelt-System verändert Psychodynamischer Ansatz (Anna Freud, 1958, 1969): - In Jugend gesteigerte Freisetzung libidinöser Energien (wegen sexueller Reifung und erhöhtem Sexualtrieb)  Anstieg impulsiver Aktivität  Steigerung von Neugier, Aggressivität, Egozentrik + Parallele Reaktivierung psychosexueller Konflikte der Kindheit  ambivalente Verhaltensformen (z.B. emotionale Extreme) - Sexuelle Reifung  Ungleichgewicht zwischen ES und ICH, gleichzeitig ÜBER-ICH in Konflikt mit dem ICH  Ängste  Bewältigung mit bereits vorhandenen Abwehrmechanismen und Entwicklung neuer Formen der Impulskontrolle Abwehrmechanismen: - Alte: o Sublimation: Ausdruck der sexuellen Impulse in sozial akzeptierten Strebungen, z.B. in Kunst o Verschiebung: Verlagerung der Impulse auf andere Dinge/Personen o Identifikation: weniger mit Eltern, mehr mit anderen Erwachsenen/Gleichaltrigen - Neue: o Intellektualisierung: Rechtfertigung des eigenen Verhaltens durch logische Argumentation (außerdem Möglichkeit zur Herstellung einer größeren Distanz zwischen Ideen und Impulsen) o Askese (Leugnung der Triebe) Bewältigung neuer Triebkonflikte: - Entwicklungsfortschritt in der Adoleszenz: Bewältigung der neuen Triebkonflikte, die darauf beruht, dass gestärkte ICH-Funktionen den Ansturm libidinöser Energien balancieren o Bei Misslingen  Störungen, die zu Regressionen auf frühere Entwicklungsstufen führen (Ausbleiben von Konflikten ebenfalls pathologische Störung durch Übermaß an Abwehr) Theoretische Weiterentwicklung: Copingkonzepte: Kognitionspsychologische Ansätze (Vgl. Lazarus,1986) - Einsatz von Copingstrategien in Situationen, denen nicht mit Handlungsroutine begegnet werden kann - Copingprozess: (1) Abschätzung der Situation einschließlich kognitiver und affektiver Aspekte (primary appraisal) (2) Abschätzung der eigenen Problemlösemöglichkeiten/Kompetenzen/Alternativen (secondary appraisal) (3) Evtl. Neubewertung der Situation bzw. Abwägen alternativer Lösungsmöglichkeiten im Zuge der Ausführung bei Stagnation, Fehlschlägen oder neuen Infos... (tertiary appraisal) Psychosozialer Ansatz (Erik Erikson): - Thema: Erringen der Ich-Identität (Fokus der Persönlichkeitsentwicklung im Jugendalter) durch Bewältigung von Anforderungen, die aus der Einbettung des Individuums in die Sozialordnung resultieren Themen des Jugendalters Aufbau von Selbstkonsistenz: - Ausbau von Ich-Identität = Aufbau von Selbstkonsistenz  man weiß, wer man ist und worin über Zeit, Situationen und soziale Kontexte hinweg die Einheitlichkeit und Unverwechselbarkeit der eigenen Person (Individualität!) begründet ist Integrationsleistung: - Aufgaben der Adoleszenz: Integration psychosexueller und psychosozialer Veränderungen, Finden der eigenen Werte und der Position in der Gesellschaft (der Erwachsenen) Moratorium: - Psychosoziales Moratorium: Aufschub erwachsener Verpflichtungen/Bindungen - Da Entwicklung der Ich-Identiät sowohl einem zeitlich ausgedehnten Prozess unterliegt als auch Handlungsspielraum erfordert, gibt es in der Jugend die Periode des selektiven Gewährenlassens seitens der Gesellschaft, sowie der provokativen Verspieltheit seitens der Jugend Identifikationsverhalten: - Identifikationsverhalten entscheidend dafür, ob und in welcher Form der Jugendliche zu Werten, Zielen und zur Übernahme gesellschaftlich als relevant erachteter Rollen kommt - Konflikthaftigkeit in der frühen und mittleren Phase der Adoleszenz durch das Aufbrechen bestehender Identifikationen und dem Verlust bisheriger Selbstdefinition 1.4 Entwicklungsaufgaben im Jugendalter (Konzept der Entwicklungsaufgaben ursprünglich von R.J. Havighurst) Entwicklung als Lernprozess: - Entwicklung = lebenslanger Lernprozess im Kontext realer Anforderungen, der zum Erwerb von Fähigkeiten führt  zufriedenstellende Bewältigung des Lebens in der Gesellschaft - Quellen für Entwicklungsaufgaben: o Physische Reifung

o Gesellschaftliche Erwartungen o Individuelle Zielsetzungen und Werte 1.4.1 Zeitliche Dimensionierung: - Annahme Havighursts: Existenz von Zeiträumen, die für bestimmte Lernprozesse besonders geeignet (“teachable moments” für Erlernung von Entwicklungsaufgaben) - Außerhalb dieser Phasen erfordern Aufgaben größeren Aufwand und externe Hilfestellungen haben weniger Erfolg - Unterscheidung zwischen zeitlich begrenzten Aufgaben (z.B. Erwerb grundlegender Kulturtechniken) und unbegrenzten Aufgaben (z.B. Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen) Entwicklungsaufgaben im Jugendalter - Peer: Aufbau neuer und reiferer Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts - Körper: Veränderungen des Körpers und des Aussehens akzeptieren - Rolle: Übernahme der weiblichen/männlichen Geschlechtsrolle - Beziehung: engere Beziehungen zu einem Freund/Freundin aufnehmen - Ablösung: emotionale Unabhängigkeit von den Eltern - Beruf: Vorbereitung auf eine berufliche Karriere - Partnerschaft/Familie: Vorbereitung auf Ehe/Familie - Selbst: sich selbst kennen lernen und wissen, wie andere einen sehen - Werte: Entwicklung einer Ideologie - Zukunft: Entwicklung einer Zukunftsperspektive  Ausgangsbasis für Untersuchungen zur Bedeutsamkeit und Bewältigung einzelner Entwicklungsaufgaben Ergebnisse (von Replikationsstudien zwischen 1994-1996 zu Untersuchungen 10 Jahre zuvor): Zeitbezogener Vergleich (Vergleich der Rangplätze zwischen den Zeitpunkten): - die Entwicklungsaufgaben Beruf und Peergruppe sind zeit- und geschlechtsbezogen gleichbleibend in der jeweiligen Spitzengruppe der Bedeutsamkeit vertreten - Entwicklungsaufgabe Freundschaftsbeziehungen gewinnt, Selbsterkenntnis verliert an Bedeutung Geschlechtsspezifischer Vergleich: - Akzpetieren des Aussehens wichtiger für Mädchen als für Jungen - Aneigung geschlechtsrollenspezifischen Verhaltens wichtiger für Jungen als Mädchen 2. Kognitive Entwicklung (siehe auch Kap. 10 bis 14) Bedeutung kognitiver Veränderungen:  durch Veränderungen kognitive Voraussetzungen für besseren Umgang mit Komplexität, für Einnahme von Meta-Perspektiven, Erschließung von Vernetzungen Charakteristika kognitiver Veränderungen: Denken in Möglichkeiten: Fähigkeit, hypothetisch zu denken Abstraktes Denken: wird besser und umfassender  z.B. begriffliche Abstraktion, Erfassen von Sinnstrukturen im Kontext gesellschaftlicher, sozialer, ideeller Sachverhalte bezogen auf Politik, Wirtschaft, Moral... Metakognition: Die eigenen Gedanken werden Gegenstand des Denkens  z.B. bewusste Fokussierung der Aufmerksamkeit, Reflexion und Evaluation eines Denkvorgangs Multidimensionales Denken: zunehmende Einbeziehung mehrerer Aspekte in den Denkprozess und deren Verarbeitung  z.B. Argumentation aus verschiedenen Positionen und mit unterschiedlichen Zielen Relativität des Denkens: Relativität nicht nur in Kontrastierung mit Absolutheit, sondern auch in den Implikationen hinsichtlich der Bedeutung von Kriterien als Bezugssysteme in Bewertungs- und Entscheidungsprozessen Erklärungen kognitiver Veränderungen: Strukturgenetischer Ansatz: - bis vor 20 Jahren: Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung  Aufbau formaler Operationen = Erwerb der zur Generierung mathematisch-logischer Systeme erforderlichen Denkstrukturen Psychometrischer Ansatz: - Erforschung quantitativer Veränderungen kognitiver Fähigkeiten und diesbezüglicher individueller Unterschiede (Erfassung mit Intelligenztestverfahren) o Ab der frühen Adoleszenz zunehmende Stabilität des IQs Informationsverarbeitungsansatz: - Differenzierung von Teilfunktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Metakognition) und Spezifizierung derer Bedeutung für Veränderung kognitiver Fähigkeiten im Jugendalter - Leistungsverbesserung im Bereich der selektiven und distributiven Aufmerksamkeit  Bessere Konzentration auf eine Sache, Ausblendung irrelevanter Info

- Bessere Gedächtnisleistung sowohl im KZG als auch im LZG  Verbesserung der Problemlösefähigkeit - Durch Bewusstheit interner Prozesse Möglichkeit zur Organisation und Optimierung kognitiver Aktivitäten Soziale Kognition: - zunehmende Differenziertheit in der Personenwahrnehmung und Urteilsbildung - Fortschritte im Erkennen von Perspektivität  Fähigkeit zur Rollenübernahme Formales Denken: - Möglichkeit der Dekontextualisierung - Chandler (1987) verweist diesbezüglich auf die Notwendigkeit, in Fragen der Weiterentwicklung des Denkens den Rückbezug auf konkrete Lebensbedingungen einzubinden Jugendlicher Egozentrismus: - Physische Veränderungen und Veränderungen der sozialen Interaktion Anlass, die Aufmerksamkeit auf die eigene Person zu zentrieren und gleichzeitig eigene Gedanken und Gedanken anderer zu konzeptualisieren. - Mögliche Folgen: o Imaginery audience: Übergeneralisierung eigener Gedanken und der Bedeutung der eigenen Person für andere (sich selbst präsentieren-guckt ich bin der King)  Jugendlicher schreibt den Fokus seiner eigenen Aufmerksamkeit anderen in gleicher Weise zu und verhält sich deshalb wie für ein imaginäres Publikum o Personable Faible: Unterschätzung der Generalisierbarkeit eigener Gedanken und Gefühle (auf andere herabschauen)  Empfinden einer völligen Individuation, die die Vorstellung ausschließt, dass eigene Gefühle, Handlungen, Entscheidungen für andere in gleicher Weise zutreffen können. - Egozentrismus zwar kognitive Konstruktion, Ursache aber eher emotionale Komponente 3. Körperliche und Psychosexuelle Entwicklung 3.1 Körperwachstum - Körperteile wachsen nicht alle mit synchroner Geschwindigkeit: 1. Kopf, Hände, Füße 2. Beine, Arme 3. Rumpf  vorübergehend schlaksige, ungelenke Bewegungen (Disproportionen) 3.2 Geschlechtsreifung (biosexuelle Entwicklung)  Ursache: beträchtliche hormonale Umstellung - durch Vorbereitung positiverer Umgang mit 1. Menstruation/Ejakulation 3.2.3 Akzeleration und Retardation  deutlich frühere bzw. spätere Reifung im Vergleich zum Altersdurchschnitt Säkulare Akzeleration: unterschiedliches Einsetzen der Pubertät in der gleichen Rasse zu verschiedenen historischen Zeitpunkten - Biologische Reife setzt im Laufe der Zeit immer früher ein (z.B. durchschnittliches Menarchealter in Deutschland um 1900: 16.2 Jahre, heute: ca. 12 Jahre) - Übernahme der vollen Verantwortung für die Aufgaben in Familie und Beruf immer später  wachsende Kluft zwischen biologischem und sozialem Erwachsensein Individuelle Akzeleration und Retardation: - im Jugendalter größte Unterschiede zwischen Gleichaltrigen (betrachtet über gesamtes Leben) - kognitiver, emotionaler und sozialer Entwicklungsstand kann sich vom körperlichen unterscheiden (am kindlichsten Aussehende evtl. sozial am weitesten entwickelt) - Problem: Umwelt reagiert v.a. auf die äußeren Unterschiede bei Jugendlichen Auswirkungen von Akzeleration und Retardation: - Spätreifende  unausgeglichener, unzufriedener, negativeres Selbstkonzept, weniger verantwortungsbewusst und selbstsicher - Frühreife  leichter Anschluss an ältere Peergroups  höheres Risiko für Drogenkonsum o Ergebnis aus Längsschnittstudien: Frühreife mit 38 Jahren verantwortungbewusster, kooperativer, kontrollierter, sozial angepasster, konventioneller, humorloser - Silbereisen, 1999: Zusammenfassende Befunde über Früh- und Spätentwickler o Frühentwickelte Mädchen hinsichtlich psychischer Störungen, für frühes Sexualverhalten, Drogenmissbrauch besonders gefährdet, wenn weitere Risikofaktoren hinzutreten o Spätentwickelte Jungen zweithöchstes Entwicklungsrisiko

3.3 Das Körperselbstbild bei Jugendlichen Acht Dimensionen des Körperselbstbildes bei 12 -16 Jährigen (Mrazek, 1987): (1) Fitness und Sport (2) Äußeres und Körperpflege (3) Figurprobleme (4) Narzissmus (Ich finde meinen Körper schön) (5) Körperentfremdung und Gesundheitsprobleme (Mein Körper tut manchmal, was er will) (6) Rauchen und Alkohol (7) Körperkontakt mit Verwandten (8) Naschen Mit zunehmendem Alter wurden Narzissmus und Körperpflege wichtiger, andere Dimensionen unverändert (Jungen äußerten weniger Figurprobleme) Geschlechtsunterschiede: Bei Mädchen dominiert das kulturelle Schönheitsideal der Schlankheit/des Untergewichts  Vorliebe erwachsener Frauen für Mädchenhaftigkeit  Unzufriedenheit steigt mit dem Gewicht  negativeres und differenzierteres Körperselbstbild als Jungen Bei Jungen wird Gewichtsabnahme fast ausschließlich negativ bewertet  Ideal des männlichen und nicht des jungenhaften Körpers Altersbedingte Veränderungen: - Jugendliche der mittleren Adoleszenz zeigen größeres Vertrauen als jüngere in ihre körperliche Selbstdarstellung und geringere externale Kontrolliertheit. - Mädchen werden tendenziell unzufriedener mit ihrer Figur, Jungen zufriedener 3.4 Sexuelle Orientierung und Sexualverhalten 3.4.1 Eine Entwicklungstheorie sexueller Orientierung - Geschlechtertrennung (etwa ab Schuleintritt) scheint ein notwendiger Entwicklungsschritt auf dem Weg zur sexuellen Attraktivität im Jugend- und Erwachsenenalter zu sein ( anderes Geschlecht fremdartig, exotisch) Erklärungen: Extrinsischer Erregungseffekt: - Im Zustand starker Erregung (muss nichts mit sexueller Stimulation zu tun haben), wirkt Begegnung mit Sexualpartnern erregend o Vgl. Zweifaktorentheorie der Emotionen von Schachter und Singer (1962):  erster Faktor: physiologische Erregung  zweiter Faktor: inhaltliche Einschätzung der jeweiligen Situation, in der die Erregung auftritt.  der gleiche Erregungszustand kann Gefühle von positiv bis negativ auslösen Gegenläufiger Prozess: - Eine negative Emotion wird durch eine positive aufgefangen und umgekehrt  So mag sich die negative Emotion gegenüber den exotischen Peers ins Positive verwandeln (wie bei Fallschirmspringer Angst in Euphorie) 3.4.2 Kurzzeit und Langz...


Similar Free PDFs