Zusammenfassung Entwicklungspsychologie Sommersemester 2021, Hofer PDF

Title Zusammenfassung Entwicklungspsychologie Sommersemester 2021, Hofer
Author Hannah Peters
Course Entwicklungspsychologie I
Institution Universität Trier
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Summary

gesamte Vorlesung der Entwicklungspsychologie nach der neuen Prüfungsordnung (2021)...


Description

Entwicklungspsychologie → Was ist Entwicklungspsychologie und mit was beschäftigt sie sich? Zentrale Fragestellungen: Wodurch wird Entwicklung in Gang gesetzt? Welche Rolle spielen Gene, Umwelt, kultureller Kontext? Wie verläuft Entwicklung (diskontinuierlich oder kontinuierlich)? Sind Entwicklungen reversibel/veränderbar? Welche Bereiche der Entwicklung lassen sich differenzieren und wie interagieren diese miteinander? Wann und ob schließt Entwicklung ab? Definition Entwicklung: nachhaltige Veränderung einer Person bzw. ihrer Merkmale (also Fähigkeiten, Wissen), diese Veränderungen können universell, differentiell oder individuell stattfinden und dienen der (bessere) Anpassung an Lebensumstände Entwicklungspsychologie befasst sich also mit der Beschreibung (allgemeine Verläufe), Erklärung (wenn-dann-Beziehungen), Vorhersage (Vorraussetzung: generalisierbare Aussagen)und Modifikation (positive Beeinflussung) von Entwicklungsprozessen im gesamten Lebensverlauf (Definition von Baltes, 1980) enger vs. weiter Begriff der Entwicklungspsychologie Enger Begriff: Veränderungsreihe in verschiedenen Schritten in Richtung eines höheren Zustand (unumkehrbar), die strukturelle Transformation erfordern und deren Schritte aufeinander aufbauen. Es bestehen enge Zusammenhänge zum Alter. Entwicklung ist universell (nicht kultur- und kontextbedingt) → z.B. motorische Entwicklung (auch wenn sich hier interkulturelle Unterschiede finden) → Kritik: viele Veränderungen sind nicht aufeinander folgende Schritte, Endniveau nicht klar definierbar, quantitative Veränderungsprozesse werden vernachlässigt, Vernachlässigung individueller Unterschiede Weiter Begriff (Grundannahmen der modernen Entwicklungspsych.) Entwicklung ist: - lebenslang (Zeugung bis zum Tod) - multidirektional (nicht nur gewinn, auch Abbau und Verlust) - multidimensional (variiert zwischen Bereichen, z.B. motorisch oder sozioemotional) - plastisch (nicht determiniert, sondern veränderbar) - historisch und kulturell beeinflusst (interindividuelle Plastizität, abhängig von phylogenetischer Zeit → sexuelle und natürliche Selektion; von Epochen → Sozialisation; von konjunktureller Zeit → wirtschaftliche Bedingungen; von biografischer Zeit → normative Einflussfaktoren, frühkindliche Erfahrungen) - kontextabhängig (kulturell und historisch, biologische Reifung, nicht-normative Einflüsse) - multidisziplinär (z.B. Anthropologie, Biologie und Soziologie)

Anlage-Umwelt (Ist die Entwicklung angeboren oder wird sie erworben?) → Nativismus (Rousseau) vs. Empirismus (Locke) Nativismus geht davon aus, der Mensch sei von Natur aus gut, die Gesellschaft und Kultur behindern die Entwicklung (Idee vom „edlen Willen“) Empirismus geht von der Entwicklung durch Erfahrung aus, der Mensch kommt leer auf die Welt („tabula rasa“)

Inwieweit ist Entwicklung aktiv oder passiv? → aktive und bewusste Gestaltung der eigenen Entwicklung oder Bestimmung durch innere/äußere Faktoren!

Endogenetische Theorien (Lorenz, Gesell) → Umwelt und Individuum passiv, die Entwicklung folgt einem determinierten „genetischen Bauplan“, verläuft in Phasen und ist für die gesamte Spezies universell Exogenetische Theorie (Watson, Bandura) → Umwelt aktiv, Individuum passiv, die Entwicklung basiert auf Umweltfaktoren Konstruktivistische Theorie (Piaget, Kohlberg) → Umwelt passiv, Individuum aktiv, der Mensch wählt aktiv seine Ziele aus und befindet sich in einem selbstaktiven Austausch mit der Umwelt Interaktionistische Theorien (Wykotzki) → Umwelt aktiv, Individuum aktiv; eine ständige Interaktion zwischen dem Mensch und seiner Umwelt → psychische Entwicklung unterliegt der ständigen Beeinflussung von biologischen Faktoren, dem kulturellen Kontext und der eigenen Individualität

Ist Entwicklung oder Kontinuierliche oder diskontinuierlich? Quantitative (graduelle) oder qualitative (abrupte) Veränderungen? → z.B.Sprachentwicklung Kontinuität phänotypisch: Fähigkeit ändert sich im Zeitverlauf nur sehr wenig strukturell: Kontinuität auf der Konstruktebene nicht auf der Verhaltensebene intergenerationell: Verhaltensweisen werden über Generationen hinweg weitergegeben kontextuell: Konstanz und Kontinuität innerhalb der Lebensspanne

Ist Entwicklung universell oder interindividuell verschieden? → z.B. „Attachment“ positiver Einfluss der mütterlichen Feinfühligkeit auf das Bindungsverhalten von Kindern → westliche Kulturen? Lässt Entwicklungspsychologie überhaupt allgemeine Aussagen zu? → auf der Erde gibt es diverse Kulturen, verschiedenste Sprachen, die alle mit und mit aussterben! Befunde, die in der Psychologie untersuchen in der Regel westliche Kulturen, d.h. Stichproben aus anderen Kulturen kommen nur sehr selten vor, sind die Stichproben also überhaupt generalisierbar?

Einteilung in Entwicklungsphasen → Idee der Einteilung bereits im Zeitalter von 500 v. Chr. (nach Solon) Typischerweise: - vorgeburtlich - Säugling - frühe, mittlere und späte Kindheit - Jugendalter - junges, mittleres und hohes Erwachsenenalter - hohes Alter und „Höchstaltrige“ In jeder Phase gibt es Entwicklungsaufgaben! Erikson: Theorie des menschlichen Lebenslauf, charakterisierbare Phasen im Laufe des Lebens mit Ausdehnung auf jedes Lebensalter (Erweiterung von Sigmund Freud), mit Beachtung des Einfluss der Umwelt (Förderung, entsprechend des Entwicklungsstandes) 8 Stadien/Krisen durch biologische und soziale Faktoren, deren Bewältigung zur Identitäsbildung beiträgt, während das Scheitern die Entwicklung hemmt. Identitätsbegriff = subjektives Gefühl und objektive Eigenschaft persönlicher Kontinuität und das Vertrauen, dass die eigene Sicht auf die Kontinuität auch der objektiven Kontinuität entspricht. Identität kann also nur entwickelt werden, wenn eine Rückmeldung aus der Umwelt besteht. Havighurst: 9 Abschnitte als sensible Perioden, d.h. Zeiträume in denen eine Aufgabe am sinnvollsten bearbeitet werden sollte und deren Bewältigung zur Zufriedenheit führt während das Scheitern Unzufriedenheit und Probleme bei späteren Aufgaben auftreten können. Ursächlich sind auch bei Havighurst biologische Veränderungen (z.B. Pubertät) oder gesellschaftliche Anforderung sowie selbstgesetzte Ziele (z.B. Selbstakzeptanz, intime Beziehungen, Entwicklung intimer Beziehungen)

Konzepte und Mechanismen → Wie werden Entwicklungsprozesse erklärt? Betrachtung von Veränderungen und Unterschiede (intraindividuell und interindividuell) Wachstum → quantitative Veränderung, physisch und psychisch (Interessen, Fähigkeiten), zähl- und messbar, Verlauf in Wachstumskurven (vgl. z.B. synaptische Verschaltungen) Reifung → vorprogrammierte Wachstumsimpulse, d.h. Aufbau von Strukturen und Funktionen, die Entwicklung findet auch statt, wenn die Umwelt nicht förderlich beeinflusst Differenzierung → fortschreitende Verfeinerung, Erweiterung und Strukturierung von psychischen Funktionen (z.B. Gefühlsausdruck, Bindungsverhalten) Lernen → Prozesse der Erfahrung und Übung, die eine Verhaltensänderung bewirken, mit dem Ziel der Verhaltensoptimierung (z.B. Konditionierung und Beobachtungslernen!) Beobachtungslernen: zentrales Lernprinzip, bei Kleinkindern (kurze Aufmerksamkeitsspanne und Gedächtnisspanne) → Fähigkeit zur Imitation von komplexen Handlungen steigt mit dem Alter an, so wie die Fähigkeit zur Berücksichtigung von sozialen Kontexten Aneignungs- und Ausführungsphase müssen nicht unmittelbar nacheinander erfolgen (no-trial Bedingung) Das Beobachtungslernen wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Ähnlichkeit zwischen Modell und Beobachter, Beziehung, vermuteter und tatsächlicher Erfolg des Verhaltens, sozialer Status und Macht des Modells → Beobachtungslernen findet bereits ab dem 6. Lebensmonat statt? (z.B. Mimik), wie sich durch neuartige und ungewöhnliche Handlungen zeigt (Meltzoff & Moore) Kritik: nicht replizierbar, ggf. nur Interesse am Reiz Gergely et al: rationale Imitation → ab dem 14. Monat imitieren Kinder ein Verhalten, wenn sie dieses für „notwendig“ interpretieren Meltzoff: intentionale Imitation → ab dem 18. Monat versuchten Kinder Verhalten anderer Menschen zu imitieren, nicht von Maschinen (trotz erfolglosem Verhalten) → Kind sieht Handlungsintention Prägung → meist kurze sensible Phase nach der Geburt, automatisiertes und irreversibles Verhalten (vgl. bei Gänsen → Folgen der Mutter) Sozialisation → Hineinwachsen in kulturelle Strukturen, Rollenübernahme, Lernen durch Kommunikation und Interaktion Bestimmte Phasen erhöhter Plastizität als „sensible Perioden“, die immer dann entstehen, wenn neue Fähigkeiten erworben werden und so neue Handlungsmöglichkeiten entstehen. Erworbene Fähigkeiten sind reversibel, bleiben jedoch idR durch eine stabile Lebensumwelt erhalten. Wichtig ist die Kenntnis der sensiblen Perioden um eine optimale individuelle Förderung zu ermöglichen (z.B. wann erlernt ein Kind am besten die Sprache?“)

Methoden der EPSY → Wie lässt sich Verhalten messen und wie konzipiert man Studien? EPSY basiert auf empirischer Forschung → also passende Methoden notwendig (abhängig von Fragestellung, Stichprobe) Ursprünglich wurden häufig „Tagebucheinträge“ der Forscher genutzt (z.B. Piaget, Darwin), diese waren jedoch unsystematisch und unregelmäßig, es handelte sich nicht um objektive, valide Daten. Aber: frühe Aufmerksamkeit auf wesentliche Entwicklungsprobleme! Heutzutage → systematische Beobachtungen (nach Schemata oder Zeit, bezogen auf Teile eines Verhaltens oder das gesamte Verhalten; genutzt werden auch apparative Messungen von z.B. Hirnströmen; es kann in Alltagssituationen oder unter kontrollierten Bedingungen beobachtet werden, die Beobachtung kann teilnehmend oder dauerhaft erfolgen) Vorteil: hohe Validität, unmittelbar, erfasst auch komplexe Sachverhalte Nachteil: Fehler (Schulungen sind nötig), erfasst nicht immer alle Faktoren (z.B. Störfaktoren), es kann zu Alternativinterpretationen kommen → Selbstauskunftsverfahren (mündlich oder schriftlich, in Form von Fragebögen oder Interviews, zur Erfassung subjektiver Einschätzungen von Gegenwärtigem oder Vergangen → Ziel ist es Rückschlüsse auf die individuelle Lebenswelt ziehen; Befragungen des Individuums, der Eltern oder Peers sind möglich; Nachteil ist häufig die retrospektive Erfassung → Verzerrungen) → Standardisierte Tests Prüfverfahren zur objektive und validen Messung, z.B. IQ-Tests; aus dem Test wird ein Vergleich gezogen auf weitere Stichproben/Populationen → Experiment (Sonderform der kontrollierten Beobachtung unter geplanten, replizierbaren Bedingungen, man hat idR eine Experimental- und Kontrollgruppe, die VP werden randomisiert zugeteilt; Deprivationsexperimente, d.h. Einschränkung von Erfahrungsmöglichkeiten → häufig im Tierversuch (z.B. Entfernung bestimmter Hirnareale) natürliche Experimente, Trainingsexperimente (positive Modifikation, wie z.B. Moralentwicklung)) Problematik: nicht immer geeignet, veränderte Ergebnisse durch Laborbedingung → projektive Verfahren und Analyse von Gestaltung (diffuse Aufforderungen deren Beantwortung auf die Gedanken, Meinungen oder Gefühle des Individuums schließen lässt (durch Projektion)

Methodische Probleme der EPSY → Zeit wird thematisiert, Studien können nur selten Veränderungen abbilden! In der EPSY werden zu einem definierten Zeitpunkt unterschiedliche Gruppen untersucht → Querschnittsstudien: alterstypische Mittelwerte werden dann zur allgemeinen/durchschnittlichen Entwicklungskurve (dabei bleibt die Individualität unklar, Problem der Konfundierung Die Stichprobenauswahl gestaltet sich schwierig, da eine Homogenisierung der Stichprobe die Ergebnisse verzerren kann (Dilemma der Stichprobe) Häufig werden Längsschnittstudien durchgeführt (z.B. Gruppe von Kindern über mehrere Zeitpunkte, Beobachtung des Bindungsverhaltens), diese können Veränderungen abbilden → Stabilität kann erfasst werden. Allerdings ist der Zeitaufwand deutlich erhöht und die Stichprobenmortalität kann auftreten → Befunde verzerren sich! Mögliche Lösung: Sequenzmodelle → z.B. Konvergenzmodell; selten umgesetzt bisher, es geht um eine Kombination von Längs- und Querschnittsstudien! Weiteres Problem in allen psych. Disziplinen: Kulturvergleich → Äquivalenz? Konzept der Bias: Faktoren, die die Vergleichbarkeit einschränken! 1. Konstruktbias (Deckt sich das Konstrukt über verschiedene Gruppen hinweg; z.B. Respekt vor den Eltern) 2. Methodenbias (Störung bei der Stichprobe, bei er Durchführung oder bei dem Instrument; z.B. Unterschiede in der Vertrautheit mit dem Aufgabeninhalt) 3. Itembias (= differential item functioning; Probanden unterscheiden sich in der Beantwortung von Items → Übersetzungsfehler, kontextuelle Irrelevanz) Alle Bias verzerren die Befunde, wobei Itembias nur lokale Verzerrungen bewirken! Problemlösung → gruppenspezifische Methoden (Vergleichbarkeit sinkt), Zusammenarbeit mit lokalen Experten, standardisierte Auswertung und soziokulturelle Sensitivität beachten!

Entwicklungskontexte Ökosystem und Kultur Ökosystem = Lebewesen in Symbiose mit ihrer Umwelt, beide erhalten sich gegenseitig (beim Menschen auch materielle Gegenstände, Regeln, Einrichtungen, soziale Gruppen und System). Es garantiert biologische und soziale Entwicklung Nach Bronfenbrenner gibt es 4 Ökosysteme: Mikrosystem das kleinste System, unmittelbares System des Individuums, gebunden an soziale Settings (Familienbeziehung), beinhaltet auch die physikalischen Bedingungen (Wohnung, Ressourcen) → die Bedingungen definieren die Handlungsmöglichkeiten und können so die Entwicklung beeinflussen! Mesosystem Zusammenspiel von Mikrosystemen, denen das Individuum angehört; bildet ein eigenes entwicklungsrelevantes System – Wechselwirkungen verschiedener Settings. Die Einflüsse der Settings können sich beeinflussen (z.B. widersprechen oder unterstützen) Exosystem Systeme, die das Individuum beeinflussen, in denen es aber nicht selbst handelt (z.B. Arbeitskontexte der Eltern) Makrosystem die regulierende Gesamtkultur, die alle anderen Systeme prägt → „Stempel“ für alle Systeme. Veränderungen des Makrosystems bewirken Veränderungen in allen anderen Systemen. Anhand dessen wird erneut der kulturelle Einfluss auf Entwicklung deutlich: Nach Darwin: Entwicklung = Prozess der Anpassung an die soziale und physische Umwelt, sowie auch die biologischen/genetischen Grundlagen und kulturellen oder kontextuellen Umwelt Einflüsse. Also: Die Interaktion von Genetik und Umwelteinflüssen lenkt die Entwicklung!

Kultur als Entwicklungskontext → Kultur wird uns häufig erst im Kontakt mit anderen Kulturen bewusst (Begrüßungsrituale, Emotionsausdruck..), je mehr Kontakt zu anderen Kulturen, desto höher das Potenzial einer eigenen veränderten Weltanschauung. Trotz unterschiedlicher Weltanschauung, zeigen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auch viele Gemeinsamkeiten: Human Universals (nach Brown) Der Unterschied unterliegt nur der kulturellen Prägung! Beispiel: Reinlichkeitserziehung Kultur hat keine einheitliche Definition, häufig genannt: Einfluss auf die Umwelt, generationsübergreifende Inhalte, Gesamtheit des Erlernten (Werte), gebunden an Lebenswelten, nicht gleichzusetzen it dem Herkunftsland, nicht statisch! In der Psychologie, idR die Definition von Bond: Kultur ist ein gemeinsames System das eine Gruppe in einer gegebenen geographischen Nische über die Zeit hinweg entwickelt hat, um den alltäglichen Anforderungen zu genügen. → Kultur ist ein System von Ansichten, Werten und Erwartungen an Verhalten Das gemeinsame System erleichtert die die effektive Kommunikation und Koordination von Handlungen, in einer Gruppe → „programming of the mind“ Variationen sind möglich, z.B. durch angeborene Unterschiede und Sozialisationsunterschieden.

Basis für die „Programmierung“ bilden die Merkmale der physischen Umwelt! (Barry) D.h. Temperatur, Naturkatastrophen, Art und Umfang der Ressourcen → daraus entwickeln sich bestimmte Strukturen. Enkulturation → Aneignung der Kultur, also der Handlungskompetenzen im menschlichen Ökosystem. Dies kann vertikal erfolgen (von Eltern auf Kinder) diagonal (durch andere erwachsene Angehörige) oder horizontal (durch Gleichaltrige/Peers).

Kulturelle Entwicklungspfade → der Mensch stellt sich in seinem Lebenslauf unterschiedlichen, universellen Entwicklungsaufgaben, dazu erfolgt eine Ausstattung mit „pankulturellen“ Verhaltensweisen. Die Lösung früher Entwicklungsaufgaben beeinflusst spätere Entwicklungsaufgaben Daraus folgt: die Entwicklung als kulturformierter Pfad entlang universeller Entwicklungsaufgaben! Entwicklungsaufgaben sind universelle Aufgaben der Menschheit, z.B. Entwicklung von Beziehung, Wissen, Verantwortung für die Gesellschaft etc. Im Vergleich zum biologischen Repertoire entwickeln Menschen ein Verhaltensrepertoire was eher gering ist (z.B. Sprache → theoretisch kann ein Säugling jede Sprache erlernen, Kultur begrenzt jedoch den möglichen Spracherwerb). Kultur definiert also den Inhalt dessen was wir lernen.

Universelles Repertoire im Säuglingsalter → früher war das Säuglingsalter als Phase der „Verwirrung“ und einzig mit Fokus auf das Überleben betrachtet, heute geht man eher davon aus, dass das Säuglingsalter als Rezeptionsphase gesehen wird, die Kompetenzen von Säuglingen stehen mehr im Fokus. Der Säugling ist auf Pflege angewiesen, kann sich jedoch an verschiedenste Lebensbedingungen anpassen. - Kindchen-Schema → ruft Fürsorge bei Erwachsenen hervor, wird als „niedlich“ empfunden - Interesse an der (sozialen) Umwelt → Vorliebe an menschlicher, emotionaler Mimik (still-face Experiment) - Emotionsausdruck → Ausdruck von Signalen, auf Basisemotionen weiteres: Imitationsfähigkeit, Fähigkeit zur Segmentierung von Sprache, Kontigenzerkennung, Bindungsaufbau Elterliche Verhaltensweisen: Interesse an Babys, Motivation, Kommunikation (Baby-Talk), übertrieben Mimik, Kontingenz, Blickkontakt... → Intuitives Elternprogramm Das Elternverhalten ist nicht bewusst und nicht intentional, es ist kulturunabhängig! Es umfasst kontingentes Eingehen auf kindliche Signale, vereinfachte Verhaltensformen, Responsivität und unterstützt die Sprachproduktion der Säuglinge. Also: Säuglingsalter kann Rezeptionsphase kultureller Erfahrungen sein! Fazit: Eine kulturvergleichende Perspektive ermöglicht die Analyse der Normativität und Kulturspezifität. Sie erlaubt uns die Frage nach einer optimalen Entwicklung, universell und kulturspezifisch.

„Messungen“ von Kultur → Wie wird Kultur gemessen und wie unterscheiden sich Kulturen? Verschiedene Kategorisierungen: kalt und heiß; postfigurativ und konfigurativ; kollektivistisch und individualistisch (nach Hofstede) Merkmale kollektivistischer Kulturen: Übernahme traditioneller Prinzipien, Erwachsene als Vorbild, wenige Änderungen in Lebensläufen von Individuen, Verwurzelungen in etablierten Systemen, Gruppen- und Gemeinschaftsverbundenheit, Loyalität Merkmale individualistischer Kulturen: ältere Generation hat geringe Vorbildfunktion, Individualität, Autonomie und Rechte des Einzelnen, alternative Lebensentwürfe möglich → kultureller Wandel zu Subkulturen. Menschen in westlichen, individualistischen Kulturen beschreiben sich primär über individuelle Merkmale (z.B. Ich bin selbstbewusst), während in kollektivistischen Kulturen eher Beschreibungen über die Beziehung zu Anderen gemacht werden (z.B. Ich bin Mutter zweier Kinder) getroffen werden. Hofstede definiert 6 Dimensionen auf Gruppen/Nationenebene, anhand derer sich Kulturen unterscheiden lassen. Die wichtigste ist der Individualismus bzw. Kollektivismus! Schwartz: Wertorientierungen in kulturellen Kontexten (auf der Ebene des Individuums und der Nationen) → 10 grundlegende Werttypen in allen kulturellen Kontexten, jedoch mit unterschiedlicher Wertigkeit. Die 10 Werttypen lassen sich 4 Kategorien zuordnen: - Openness to chance (Kreativität, Freiheit..) - Conservation (Traditionen, Sicherheit, Konformität..) - Self-transcendence (Universalismus, Hilfsbereitschaft, soziale Gerechtigkeit..) - Self-enhancement (Macht, Erfolg) Konstruktion des Selbst (auf der Individuen-Ebene von Markus & Kitayama) → zwei Dimensionen: Autonomie und Verbundenheit. Die Identität eines Individuums wird kulturell bedingt geformt → autonomes oder verbundenes Selbst. Bei der Verbundenheit herrschen keine klaren ich-Grenze, die Familienmitglieder werden als Teil der eigene Person betrachtet – Beziehungen zu anderen Menschen...


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