Einführung in das Mittelhochdeutsche Sitzungen 1 bis 4 PDF

Title Einführung in das Mittelhochdeutsche Sitzungen 1 bis 4
Author Zolzaya Skhbt
Course Historische Sprachwissenschaft
Institution Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Pflichtteil 1: Vorlesung Einführung in das Mittelhochdeutsche Sitzungen 1 bis 4

Mittel: zeitliche Einordnung Mittelhochdeutsch

-hoch-: geographische Einordnung -deutsch: Sprachbezeichnung

- diutsch: als Sammelbegriff für die im deutschen Land vereinten westgermanischen Stammessprachen und Mundarten - erst im nhd. Zeit Bezeichnung für die überregionale Einheitssprache Einteilung des dt. Sprachraums: Niederdeutsch im Norden; Hochdeutsch im Süden Einteilung hochdt. Bereichs in Mittel- und oberdeutsch Aussprache im Mittelhochdeutschen: Vokale: -

Lange Vokale sind mit einem Zirkumflex markiert (in der modernen Edition): von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen

Lange Vokale: â, ê, î, ô, û -

Die Umlaute æ, œ und iu sind lange Umlaute: von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen

Lange Umlaute: æ, œ, iu -

Alle anderen Vokale sind kurze Vokale: von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen

Kurze Vokale: a, e, i, o, u Vokalische Zwielaute (Diphthonge): -

oder

Die Diphthonge ei, ou, ie, uo und öu und üe sind als Zwielaute zu sprechen: von fröuden, hochgezîten, von weinen und von klagen liebe, guote brüeder

Die Betonung der Diphthonge ist fallend Diphthonge: Vokale einzeln sprechen ei = „e-i“ Konsonanten – Reibelaute: oder

z ist anlautend und nach Konsonanten als dentaler Affrikat [ts] zu sprechen von fröuden, hochgezîten zal, zît, herze

z anlautend & nach konsonanten: z [ts] (meist wie nhd.) -

oder

z ansonsten als stimmlose Spirans zu sprechen: von helden lobebæren, von grôzer arebeit wazzer, haz, daz

z sonst: z [ts] Konsonanten – Hauchlaute und Reibelaute h: -

h anlautend und im Inlaut wird als Hauchlaut realisiert: von helden lobebæren

h anlautend & im Inlaut: [h] -

h auslautend und in den Verbindungen lh, rh, hs, ht wird als Reibelaut [x] gesprochen: naht, er wirt es lîhte entsetzet…

h auslautend und bei lh, rh, hs, ht: [x](=“ch“) -

Im Mittelhochdeutschen gibt es gegenüber dem Neuhochdeutschen kein Dehnungs-h: vuhs, rehte

Dehnungs-h Konsonantenverbindungen: -

Bei st, sp, sl, sm, sn behält das /s/ seinen Lautwert. Die Wörter werden also nicht wie im Neuhochdeutschen [ ʃ ] gesprochen: slange, sprechen, slagen

st, sp, sl, sm, sn: [s] → nicht [ ʃ ] -

sk ost auch als sc, sh, sch geschrieben, wird [ ʃ ] gesprochen: scœne

sk, sc, sh, sch: [ ʃ ](=“sch“) -

ph wird oft [pf] realisiert: phlegen

ph: [pf]

Schreibung im Mittelhochdeutschen: Im Ahd. Und Mhd. Gibt es keine einheitliche orthographische Regelung. Gründe: das Alphabet des lateinischen wurde für eine völlig verschiedene, bisher weitestgehend schriftlose Sprachfamilie angewandt. = Grapheme (Schriftzeichen) konnten die Phoneme (Laute) der germanischen Sprache nicht exakt wiedergeben Es besteht eine relativ starke Orientierung an der Mündlichkeit. Da relativ hohe Freiheit bei der Verschriftlichung bestand und sich außerdem der deutsche Sprachraum selbst aus unterschiedlichen Dialekten zusammengesetzte gaben die Schreiber die dialektalen Merkmale ihrer jeweiligen Region wieder. Aber: auch der gleiche Schreiber variiert im gleichen Text die Schreibung des gleichen Lautes. -

-

-

Keine Interpunktion (höchstens Reimpunkte zur Kennzeichnung von Versgrenzen) Worttrennung sowie Groß- und Kleinschreibung sind nicht einheitlich Keine Kennzeichnung von Kürzen und Längen von Vokalen hsl. hochgeziten vs. Hôchgezîten Diphthonge und Umlaute sind oft durch übergesetzte Buchstaben dargestellt (sog. Diakritische Zeichen) ez wuchs in bvrgvndē Verwendung zahlreicher Abkürzungen und Kürzel, u.a. der Nasalstrich oder der erHaken Bsp.: ez wuchs in bvrgvndē oder v lieſen den lip Viele Grapheme können unterschiedlich lautlich realisiert werden, meist ; die jeweilige Realisierung ist vom Kontext abhängig! Bsp.: Freund = vriunt/friunt/vrivnt/frivnt etc. vrowe/vrouwe/frouwe etc. Was macht der Herausgeber eines mhd. Textes? Einfügen der Interpunktion Kenntlichmachen der langen Vokale mit Zirkumflex ^ Auflösen von Kürzeln Normalisierung u.a. (z.B. Konjekturen)

Was bedeutet nun übersetzen? -

Es gilt ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Ausdrücke, die im Nhd. noch erhalten sind, nicht zwingend die gleiche Bedeutung wie im Mhd. haben müssen Bsp.: mhd. degen ≠ nhd. Degen / mhd. arebeit ≠ n

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Es gilt äquivalente Ausdrücke im Nhd. zu suchen – d.h. Begriffe welche die dem Kontext angemessene Bedeutung wiedergeben Bsp.: von grôzer arebeit = ‚von großer Mühsal‘ Bsp.: die wart ein scœnez wîp = ‚die wurde eine schöne Frau‘

-

Es muss beim Übersetzen also NICHT zwingend das sprachhistorisch verwandte Lexem gewählt werden. Bsp.: mhd. hôchgezît kann, muss aber nicht zwingend eine ‚Hochzeit‘ meinen (kann für jedes Fest / jeden Feiertag stehen)

-

Zentral ist Übersetzungsroutine, um ein Bewusstsein für sprachliche & semantische Eigenheiten zu entwickeln und mit der „fremden“ Sprache Mittelhochdeutsch wirklich vertraut zu werden

Lautwandel im Vokalismus – qualitativ Qualitative Vokalveränderung: Der mhd. Vokal wird im Nhd. Durch einen anderen ersetzt. Diphthongierung: Die nhd. Diphthongierung ist eine freie (spontane) Lautwandelerscheinung. Die drei mhd. Monophthonge (einfache Vokale) werden im Nhd. Zu Diphthongen (Doppellaute) Beispiele:

mhd. mîne zît → nhd. ‚meine Zeit‘ mhd. liute → nhd. ‚Leute‘ mhd. tûsent → nhd. ‚tausend‘ mhd. /î/ → nhd. /ei/ mhd. /iu/ → nhd. /eu/ mhd. /û/ → nhd. /au/ mîn niuwez hûs → Mein neues Haus

Erklärungsansatz: -

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-

Im dt.-romanischen Kontaktbereich wurde man – bedingt durch die Zweisprachigkeit der Schreiber – auf die unterschiedliche Lautung von i und u früher aufmerksam als im Norden Ggf. hat (im bair. Sprachraum) die Dehnung kurzer offener Tonsilben die Diphthongierung begünstigt z. T. muss von einer deutlich früheren mündlichen Realisierung der Diphthonge ausgegangen werden o Diphthongierung ist vollzogen im Hochpreußischen →ostmd. Siedler des 13. Jh.s o Diphthongierung ist vollzogen im Siebenbürgerdt. →moselfränkische Siedler des 13. Jh.s Daher steht der These der Monogenese in Kärnten die der Polygenese gegenüber (Autochthone Entstehung der Diphthongierung in einzelnen Landschaften)

Monophthongierung: Die nhd. Monophthongierung ist eine freie (spontane) Lautwandelerscheinung. Die mhd. Diphthonge (Doppellaute) werden im Nhd. zu Monophthongen (einfache Vokale). Beispiele:

mhd. bieten → nhd. ‚bieten‘ mhd. bluome → nhd. ‚Blume‘ mhd. güete → nhd. ‚Güte‘

mhd. /ie/ → nhd. /i/ [i:] i.d.R. als ie realisiert mhd. /uo/ → nhd. /u/ [u:] mhd. /üe/ → nhd. /ü/ [ü:] liebe guote brüeder → liebe gute Brüder

Erklärungsansatz: Die ‚neuhochdeutsche‘ (auch mitteldeutsche) Monophthongierung vollzieht sich seit dem 11./12. Jh. im Mitteldeutschen Raum - z.T. bleiben die alten Schreibweisen bestehen: o Bei verliert das seine Funktion und kann so zum Längenzeichen werden →tritt dann z.T. etymologisch nicht berechtigt als Markierung der Vokallänge auf o ů wird als ŭ bis ins 20. Jh. Realisiert ➔ spontaner Lautwandel -

Diphthongwandel: Definition: Beim Nhd. Diphthongwandel wechseln von Mittelhochdeutschen zum neuhochdeutschen die Diphthonge (Doppellaute). Beispiele:

mhd. bein → nhd. ‚Bein‘ mhd. seite → nhd. ‚Saite‘ mhd. boum → nhd. ‚Baum‘ mhd. loufen → nhd. 'laufen‘ mhd. vröude → nhd. ‚Freude‘ mhd. tröumen → nhd. ‚träumen‘

mhd. /ei/ → nhd. /ei/ bzw. /ai/ mhd. /ou/ → nhd. /au/ mhd. /öu/ → nhd. /eu/ bzw. /äu/ der keiser mit den vröudigen ougen → Der Kaiser mit den freudigen Augen

Ursache: -

-

Die Diphthongierung im 12./ 13. Jh. Schafft eine neue Diphthongreihe ( mhd. mîn niuwez hûs wurde zu ‚mein neues Haus‘) Beide Diphthongreihen waren lautlich ähnlich und glichen sich einander zunehmend an →zunächst findet sich in der Schreibung eine Differenzierung z.B. zwischen aus mhd. [i:] und (aus mhd. [ei]) – so noch Luther Im Nhd. fallen beide Reihen durch Öffnung und Senkung zusammen →Im 16. Jh. Verdrängt ei ai, vgl. aber z.B. kaiser, Laib etc.

Senkung von Nasal (m, n): Definition: Die hohen Kurzvokale /u/ und /ü/ werden v.a. in Stellung vor einfachem oder mhd. /ü/ → nhd. /ö/ doppelten Nasal gesenkt: mhd. /u/ → nhd. /o/ Beispiele:

mhd. sunne → nhd. ‚Sonne‘ mhd. summer → nhd. ‚Sommer‘ mhd. künec → nhd. ‚König‘ mhd. günnen → nhd. 'gönnen‘

Rundung: Definition: Ungerundete Monophthonge werden mit stärker gerundeten Lippen artikuliert und damit zu benachbarten Vokalen verschoben: mhd. /e/ → nhd. /ö/ mhd. /â/ → nhd. /o/ mhd. /i/ → nhd. /ü/ Beispiele:

mhd. helle → nhd. ‚Hölle‘ mhd. mâne → nhd. ‚Mond‘ mhd. finf → nhd. ‚fünf‘

Entrundung: Definition: Gerundete Monophthonge werden mit weniger gerundeten Lippen artikuliert und damit zu benachbarten Vokalen verschoben: mhd. /ü/ → nhd. /i/ mhd. /öu/ → nhd. /ei/ mhd. /iu/ → nhd. /ei/ Beispiele:

mhd. küssen → nhd. ‚Kissen‘ mhd. bülez → nhd. ‚Pilz‘ mhd. eröugen → nhd. ‚ereignen‘ mhd. slöufe → nhd. 'Schleife‘ mhd. kriusel → nhd. ‚Kreisel‘ mhd. spriuzen → nhd. ‚spreizen‘

Lautwandel im Vokalismus – quantitativ Quantitative Vokalveränderung: Der mhd. Vokal wird zum Nhd. hin gekürzt, gedehnt oder fällt ganz aus.

Dehnung: Definition: Dehnungen gehören zu den umfangsreichsten Änderungen vom Mhd. zum Nhd. Sie kann in vier Formen vorliegen. Vor allem werden die mhd. kurzen Monophthonge in offener (d.h. auf einen Vokal endender) Tonsilbe beseitigt. -

Im Mhd. können Silben auch Kurzvokale enthalten und offen sein! Im Nhd. müssen betonte Silben geschlossen sein oder einen Langvokal/ Diphthong enthalten!

Beispiele:

mhd. haben [a] → nhd. ‚haben‘ [a:] mhd. leben [↋] → nhd. ‚leben‘ [e:]

Dehnung in offener Tonsilbe: Kurze Vokale (Monophthonge) werden in offener Stammsilbe gedehnt. -

Eine Tonsilbe gilt als offen, wenn sie nicht auf einen Konsonanten, sondern einen kurzen Monophthong endet

Beispiele:

mhd. li-gen→ nhd. ‚lie-gen‘ mhd. tra-gen → nhd. ‚tra-gen‘ mhd. e-del → nhd. ‚e-del‘ mhd. bo-ge → nhd. 'Bo-gen‘ mhd. ju-gent → nhd. ‚Ju-gent’ Aber: mhd. sal → nhd. ’Saal’

Dehnung geschlossener Tonsilbe in Analogie: Auf Konsonanten endende einsilbige Wörter (= geschlossene Tonsilbe) können durch Übertragung aus den zweisilbigen Flexionsformen, die kurze offene Silben hatte, gedehnt werden. Beispiele:

mhd. (der) sal, (des) sa-les

→ danach in Analogie auch nhd. (der) Saal

mhd. (der) weg, (ûf dem) we-ge

→ danach in Analogie auch nhd. Weg [e:] → vgl. aber das Adverb nhd. weg

Ähnliche Ausgleichtendenzen vollziehen sich im Verbsystem beim Quantitativen Ablaut (vgl. hierzu Thema starke Verben): mhd. ich sprach, wir sprâchen

(Unterschied im Stammvokal → Analogieausgleich)

Aber: mhd. site→ nhd. ’Sittel’

Ausbleibende Dehnung: Die Dehnung ist nicht regelmäßig durchgeführt, da die Silbengrenze in den folgenden Konsonanten verlegt wurde, wodurch der kurze Monophthong wieder gedeckt war: -

Die mhd. kurze offene Tonsilbe wurde beseitigt, bevor gedehnt wurde

Die Dehnung unterblieb… … vor /t/ fast immer. … vor /m/ häufig (immer bei folgendem -er und -el) … vor auf einen Konsonanten folgenden -er öfters. … vor /sch/ und /ch/, die ursprünglich (ahd.) /sk/ und /hh/ waren, immer. … 2und gelegentlich auch sonst“ (Paul 2007) Beispiele:

mhd. site→ nhd. ‚Sitte‘ mhd. gate → nhd. ‚Gatte‘ mhd. komen → nhd. ‚kommen‘ mhd. himel→ nhd. ‚Himmel‘ mhd. wider → nhd. ‚Widder’ mhd. waschen → nhd. ’waschen‘ mhd. wachen → nhd. ‚wachen’

Dehnung vor /r/ + Dental: Zum Nhd. werden Vokale vor /r/ + Dental (d, s, t, z) gedehnt; betroffen sind überwiegend /a/ und /e/. Beispiele:

mhd. werden → nhd. ’werden‘ mhd. vart → nhd. ‚Fahrt’ mhd. begirde→ nhd. ’Begierde‘ mhd. arm → nhd. ‚arm‘ (kein Dental → keine Dehnung)

Dehnung einsilbiger Wörter: Einsilbige Wörter (geschlossene Tonsilbe), die meist auf /r/ enden, werden zum Nhd. gedehnt. -

Sofern die Dehnung nicht in Analogie übertragen wurde!

Beispiele:

mhd. der → nhd. ’der‘ mhd. wir → nhd. ‚wir’ mhd. vür → nhd. ‚für‘ mhd. wen → nhd. ‚wen‘

Kürzung: Bei der Kürzung werden mhd. lange Vokale zu nhd. kurzen Vokalen. Sie kann in vier Formen vorliegen. Kürzungen treten besonders vor Konsonantenhäufungen auf. -

Insgesamt sind Kürzungen weniger häufig und regelmäßig als Dehnungen!

Kürzung vor Doppelkonsonanz: Vokalkürzung tritt häufig ein vor der Doppelkonsonanz /ht/. Diese Form der Kürzung ist ziemlich allgemein durchgeführt worden. Beispiele:

mhd. gedâhte → nhd. ’(ge)dachte‘ mhd. dîhte → nhd. ‚dicht’ mhd. brâhte → nhd. ‚brachte‘ Achtung: mhd. lîhte → nhd. …?

Kürzung vor /r/ + Konsonant: Vokalkürzung tritt oft ein vor einfachem /r/ + Konsonanten. Beispiele:

mhd. hôrchen → nhd. ’horchen ‘ mhd. lêrche → nhd. ‚Lerche’ mhd. hêrschaft → nhd. ‚Herrschaft‘

Kürzung vor ursprünglicher Doppelkonsonanz: Vor einer ursprünglichen (vor-mhd.) Doppelkonsonanz, vor Konsonantenhäufungen sowie vor /-er/ und /-en/ wurden Vokale gekürzt. -

Im Nhd. wird die Kürze durch grafische Doppelkonsonanz angezeigt!

Beispiele:

mhd. jâmer → nhd. ’Jammer‘ mhd. lâzen → nhd. ‚lassen’ mhd. wâfen → nhd. ‚Waffen‘

Kürzung im Komposita: Im Komposita und bei unbetonten Silben werden lange Vokale gekürzt. -

Im Nhd. wird die Kürze durch grafische Doppelkonsonanz angezeigt!

Beispiele:

mhd. brâmber → nhd. ‚Brombeer‘ mhd. nâchgebûre → nhd. ’Nachbar ‘ mhd. hôchzît → nhd. ‚Hochzeit’ mhd. Dietrîch → nhd. ‚Dietrich‘ mhd. hovelîche → nhd. ‚höflich‘

Sonstige Kürzungen: Die aus den mhd. Diphthongen entstandenen Langvokale werden vor Konsonantenhäufung, vor -m, -en, -t, -ei, -el und im Nebenton gekürzt. Betroffen sind: -

mhd. /ie/ → nhd. /i:/ → /i/ Beispiel: gienc → ‚ging‘ lieht → ‚Licht‘

-

mhd. /uo/ → nhd. /u:/ → /u/ Beispiel: muoter → ‘Mutter’ Uolrîch → ‚Ulrich’

-

mhd. /üe/ → nhd. /ü:/ → /u/ Beispiel: müezen → ‘müssen’ nüehtern → ‘nüchtern’

Vokalschwund: Vom Mhd. zum nhd. zeigt sich vielfach ein Vokalschwund in Nebensilben, also in unbetonten Silben -

betroffen ist stets der Schwalaut /ₔ/

Je nach seiner Stellung im Wort unterscheidet man zwischen: a) Synkope (im Wortinneren) mhd. angest → nhd. ‚Angst‘ mhd. genade → nhd. ‚Gnade‘ b) Apokope (Im Wortauslaut) mhd. danne → nhd. ‚dann‘ mhd. schœne → nhd. ‚schön‘ Apokope und Synkope können auch gemeinsam in einem Wort auftreten, z.B. mhd. gelücke → nhd. ‚Glück‘

Lautwandel im Konsonantismus /s/ -Wandel (auch: Palatalisierung) Definition: Der mhd. postdentale Spirans /s/ wird in bestimmten Konsonantenverbindungen zur palatalen Spirans [ ʃ ] Beispiele:

mhd. slange → nhd. ‚Schlange‘ mhd. spil → nhd. ’Spiel‘ mhd. stein → nhd. ‚Stein’

Aber: oft betrifft es nur die Lautung, nicht aber die Schreibung (vgl. stein – ‚Stein‘) Auch im Auslaut möglich in der Verbindung /rs/ Beispiele:

mhd. kirse → nhd. ‚Kirsche‘ mhd. hirs → nhd. ‚Hirsch‘ mhd. ars → nhd. ‚Arsch’

Auslautverhärtung Definition: Die stimmhaften Verschlusslaute /b/, /d/, /g/ werden im Wortauslaut (teilw. Auch im Silbenauslaut) als die stimmlosen Verschlusslaute /p/, /t/, /k/ geschrieben. Das Mittelhochdeutsche macht die Auslautverhärtung z.T. auch auf grafische Ebene kenntlich. Beispiele:

mhd. geben → (ich) gap mhd. snîden → (ez) sneit mhd. biegen → (sî) bouc

Im Neuhochdeutschen: -

Mündlich: die Auslautverhärtung wird realisiert Schriftsprachlich: die Zugehörigkeit zum entsprechenden Wortstamm wird markiert

Beispiel: „Argentinien gab alles, aber Götze hat ihnen den Todesstoß gegeben.“ Bereits im Mhd. ist die Realisierung uneinheitlich! Es finden sich Varianten mit und ohne grafisch markierte Auslautverhärtung nebeneinander (z.T. im gleichen Satz). Mit Auslautverhärtung:

Ohne Auslautverhärtung:

Kriemhilt

vs.

Kriemhilde

wîp

vs.

(den) wîben

lîp

vs.

(des) lîben

ward

vs.

wart (werden)

vnd

vs.

vnt

/w/ -Schwund Definition: Mittelhochdeutsch /w/ schwindet im Imlaut nach langvokal oder Diphthong. Beispiele:

mhd. vrouwe → nhd. ‚Frau’ mhd. triuwe → nhd. ‚Treue’

Varianten: Nach mhd. /â/ verschmilzt das /w/ mit diesem zum Diphthong /au/ Beispiel:

mhd. brâwe → nhd. ‚Braue‘

Nach Liquid (l,r) wird mhd. /w/ zu /b/. Beispiele:

mhd. swalwe → nhd. ‚Schwalbe‘ mhd. varwe → nhd. ‚Farbe‘

Übungs-/ Wiederholungsaufgabe: Lautwandelübung...


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