Emotionen - komplette Zusammenfassung PDF

Title Emotionen - komplette Zusammenfassung
Author Hannah F.
Course Grundlagen der Psychologie - Allgemeine Psychologie
Institution Universität Trier
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Summary

Komplette Zusammenfassung der Vorlesungen Prof. Neumann zum Thema Emotionen....


Description

Grundlagen der Emotionspsychologie 1. Definitionen Gefühl - Ein Gefühl ist eine Empfindung (Emotion oder Stimmung), die die ganze Person betrifft.  Schmerz ist bspw. nur lokal. - Gefühle sind differentiell: Mentale Zustände haben einen subjektiven Erlebnisgehalt

 affektiv: eindeutig angenehm oder unangenehm

 nicht affektiv: bspw. Vertrautheit (Erkennen)

- es wird unterschieden zwischen state (temporär) und trait (überdauernd) - Einstellung: bewertende Reaktion auf ein Objekt - Stress: unspezifische negative Belastungsreaktion Stimmung - affektives Gefühl - kein Objektbezug nötig - längere Dauer mit geringerer Intensität - können die Folge von physiologischen Prozessen sein Emotion  Stimmungen beeinflussen die Intensität von Emotionen - affektives Gefühl - braucht Objektbezug - kürzere Dauer mit stärkerer Intensität - werden ausschließlich durch kognitive oder evaluative Prozesse ausgelöst 1.1 Ansätze zur Emotionsdefinition 1981 versuchten Kleinginna und Kleinginna aus verschiedenen Definitionsansätzen eine Synthese zu bilden: Emotionen sind ein komplexes Interaktionsgefüge subjektiver und objektiver Faktoren, das von neuronal/hormonalen Systemen vermittelt wird. Diese: - lösen affektive Erfahrungen aus (Erregung, Lust/Unlust) - rufen kognitive Prozesse hervor (Bewertungen, Klassifikationsprozesse, Wahrnehmungseffekte…) - aktivieren physiologische Prozesse - führen zu expressivem, adaptivem und zielgerichtetem Verhalten

2. Komponentenmodell von Scherer 1

Wird ein Reiz (intern oder extern) als wichtig für die Bedürfnisse eingestuft, löst dies eine aufeinander bezogene Veränderung der Subsysteme aus. Diese Veränderung nehmen wir als Emotion wahr.

3. Klassifikation von Emotionen 3.1 Dimensionsmodelle Einteilung in die Dimensionen Lust/Unlust (Valenz) und Spannung/Beruhigung (Erregung).  jede Emotion hat einen spezifischen Wert Bsp.: Ärger und Trauer sind beide unangenehm. Ärger ist durch hohe Aktivierung gekennzeichnet, Trauer durch niedrige Aktivierung.

3.2 Kategoriale Ansätze (Shaver et al. 1987) Emotionskategorien: Ärger, Angst, Freude, Liebe, Traurigkeit und Überraschung  ABER: kein verlässliches Kriterium für die Anzahl der Kategorien 3.3 Basisemotionen (Ekman, 1992) Alle Emotionen sind eine Mischung aus den sechs Basisemotionen: Ärger, Angst, Ekel, Freude, Trauer und Überraschung. Kennzeichen von Basisemotionen: - spezifisches physiologisches Grundmuster - Universalität (Vorkommen in allen Kulturen) - höherer evolutionärer Anpassungswert - treten ontogenetisch früher auf ( Entwicklung des Individuums)  ABER: viel Kritik, Uneinigkeit über die Anzahl der Basisemotionen, fehlende Kriterien für Reduzierbarkeit, Komponenten (z.B. Korrugatormuskel) sind Bestandteil des mimischen Ausdrucks mehrerer Emotionen - Plutchik (1980) nennt 8 Grundemotionen: Basisemotionen + Akzeptanz und Erwartung

4. Erforschung von Emotionen

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Emotionen an sich sind nicht messbar, es gibt lediglich Indikatoren (beobachtbare Daten mit Bezug zu hypothetischen Konstrukten). 4.1 Subjektive Verfahren Subjektive Verfahren basieren auf der Tatsache, dass Menschen introspektiven Zugang zu ihren Gefühlen besitzen. - Methoden: Fragebogen, Likert-Skala - Problem: Menschen kennen die Ursachen und Folgen ihrer Empfindungen nicht 4.1.1 Grenzen subjektiver Verfahren Erlebte Emotionen können nicht direkt im Gedächtnis gespeichert werden. Sie können nur anhand des Kontextes rekonstruiert werden, dieser Kontext zerfällt jedoch sehr schnell (Wechsel vom episodischen zum semantischen Gedächtnis).  Emotionen sollten möglichst ohne zeitliche Verzögerung erfasst werden

4.2 Physiologische Indikatoren - Voraussetzung: Beziehung zwischen Biosignal und Emotion - bspw. EEG, fMRT, EKG, GSR, SCR, SPR, EMG - Probleme: die Relation von (meist mehreren) Biosignalen zu Emotionen ist sehr komplex  deswegen Messung der spontanen Reaktionspotenziale von Gesichtsmuskeln (EMG) auf einen emotionalen Reiz  Probleme: - bewusste Verfälschung - VP aktivieren ganz unterschiedliche Infos in Reaktion auf Reize  deswegen Messung der Reaktionszeit der Muskelreaktion 4.3 Verhaltensindikatoren Emotionen lösen spezifische Verhaltensdispositionen aus (Plutchik, 1980): bspw. Angst – Flucht, Ärger – Angriff, Trauer – Weinen, etc. 4.3.1 Grenzen von Verhaltensindikatoren - Verhalten geschieht bewusst (soziale Regeln) und unbewusst (Reflexe) - eine Emotion kann zu verschiedenem Verhalten führen (Angst: Flucht, Angriff, totstellen) - Exp.: Messung der Startle-Reaktion auf einen lauten Knall: Reaktion fällt bei negativer Umgebung stärker aus

Lernziele 1. Wie definiert man Emotionen und wie grenzt man andere Zustände ab? 3

2. Wie lassen sich Emotionen klassifizieren? 3. Welche Methode zur Emotionserfassung gibt es und welche Vor- und Nachteile besitzen diese Methoden. Literatur: Einführung in die Emotionspsychologie 1

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Physiologie und Emotionen 1. Der Zusammenhang unterschiedlicher Emotionskomponenten beim Emotionserleben 1.1 Der Ansatz von Darwin Stammesgeschichtliche Entwicklung des emotionalen Ausdrucks - Emotionen und andere mentale Zustände rufen den Emotionsausdruck hervor - Regulatorischer Aspekt: der Emotionsausdruck verstärkt oder schwächt das Erleben von Emotionen - Mensch stammt vom Tier ab, begründet durch den ähnlichen Emotionsausdruck Methoden, um die angeborene Disposition zum Emotionsausdruck nachzuweisen: - intrakulturelle Beurteilung - interkultureller Vergleich - Beobachtung bei Kindern, Blindgeborenen und bei Psychotikern  Darwin erklärte die Entwicklung des Emotionsausdruck aber nicht mit der natürlichen Selektion, sondern mit der Lamarck’schen Theorie (erworbene Eigenschaften werden vererbt). 1.2 Der Ansatz von James Traditionelle Sichtweise: Situation  Emotion  Körperliche Reaktion

James-Lange-Theorie: Situation  Körperliche Reaktion  Emotion

Bsp. Für die James-Lange-Theorie: Begegnung mit einem Bären im Wald. Spontan wird die Flucht ergriffen, erst die Wahrnehmung der körperlichen Reaktion ist das Gefühl der Angst.  Emotion = Empfindung körperlicher Veränderung 1. Wahrnehmung einer Situation ist hinreichend für die körperliche Veränderung 2. Veränderungen sind emotionsspezifisch und können bewusst werden 3. Das bewusste Erleben körperlicher Veränderung ist die Emotion 1.2.1 Kritik von Cannon - Autonome Reaktionen sind zu unspezifisch und zu langsam - Innere Organe sind zu unempfindlich - Emotionales Erleben ist trotz Abtrennung der viszeralen Rückmeldung vom ZNS möglich - Künstliche Herbeiführung typischer viszeraler Veränderungen führt nicht zur Auslösung der entsprechenden Emotion

2. Die Rolle der Erregung 2.1 Der Ansatz von Schachter und Singer Körperliche Erregung ist ein notwendiger, aber nicht hinreichender Bestandteil emotionalen Erlebens. Notwendige Faktoren zum Erleben von Emotionen: - Physiologische Erregung (bestimmt Intensität) - Kognition (bestimmt Qualität) - Kognitive Komponente: Kausalattribution der Erregung auf eine emotionale Ursache. Kann eine emotionale Ursache ausgemacht werden, wird auch keine Emotion erlebt. - Emotionen sind postkognitiv: vorhandene Erregung wird einer Ursache zugeschrieben, dann erst wird eine Emotion erlebt  in natürlichen Situationen nicht offensichtlich, da beide Faktoren eng beisammen liegen 5

2.1.1 Experiment 1. Erregung: Injektion von Adrenalin vs. Placebo; angeblich ein Vitamin für die Sehfähigkeit 2. Erklärungsbedürfnis: VP werden über die Nebenwirkungen entweder richtig (erregt), falsch (müde) oder gar nicht informiert 3. Emotionale Kognition: Verbündeter (angebliche Versuchsperson) verhält sich entweder euphorisch oder verärgert  AV: Selbsteinschätzung der Emotion sowie Beobachtung des Verhaltens von außen Ergebnis: - VP mit Adrenalin, die falsch oder gar nicht informiert wurden, ließen sich vom Verbündeten beeinflussen - richtig informierte VP ließen sich nicht beeinflussen - KG (Placebo) ließ sich jedoch auch beeinflussen  Ergebnisse der KG sind nicht hypothesenkonform, evtl. Zurückführung auf generelle Aufregung Kritik: - keine Replizierbarkeit - führt Erregung durch Adrenalin zu negativer Stimmung? - bei Beta-Blockern (Senkung des Blutdruckes) kein verringertes emotionales Empfinden - auch Querschnittsgelähmte empfinden Emotionen, ist also physiologische Erregung notwendig? 2.2 Der Ansatz von Zillmann Erregung ist unspezifisch und klingt langsam ab. Deshalb ist es schwierig, die richtige Quelle der Erregung zu finden. Erregung aus einer vorherigen Situation kann so fälschlicherweise auf die aktuelle Situation zurückgeführt werden.  Erregungstransfereffekt (tritt nur auf, wenn die vorherige Situation nicht mehr als Ursache für die Erregung gesehen wird) Bsp.: - Angstinduzierte Erregung steigert Zuneigung - Ekel verstärkt die Humorreaktion Gemeinsamkeit mit Schachter & Singer: Mehrdeutigkeit der Quelle der Erregung Unterschied zu Schachter & Singer: Bei Zillmann ist die Bewusstheit der Erregung keine Voraussetzung 2.3 Der Ansatz von Valins - Erregung wirkt nicht unmittelbar und automatisch, sondern muss erst wahrgenommen werden, um das emotionale Erleben zu beeinflussen - Die Fähigkeit zur Wahrnehmung der eigenen Erregung ist allgemein eher schlecht 2.2.1 Experiment VP bekommen falsches Feedback über ihre Herzfrequenz beim Betrachten von Aktfotos. VP schätzen die abgebildeten Personen attraktiver ein, wenn ihre Herzfrequenz angeblich höher war. Kritik: - Attraktivitätseinschätzung ≠ Emotion - falsches Feedback könnte die autonome Erregung beeinflussen (Peinlichkeit) - es ist fraglich, ob die Wahrnehmung der Erregung eine notwendige Voraussetzung ist 3. Moderne physiologische Ansätze 3.1 Der Ansatz von LeDoux 6

Die Dissoziation zwischen „Herz“ und „Verstand“ ist laut LeDoux auf die neuronale Struktur des Gehirns zurückzuführen. Bisherige Theorie: Auge/Ohr leiten sensorische Information über den Thalamus zum Neokortex. Dort werden die Signale semantisch interpretiert und dann zur Amygdala weitergeleitet. Entdeckung von LeDoux: Sensorische Informationen können vom Thalamus direkt zur Amygdala weitergeleitet werden. Auf diese Weise können motorische Fluchtreaktionen ausgelöst werden, bevor die Information im Neokortex verarbeitet wurde.  schnelle aber oberflächliche Verarbeitung: „low road“ Bsp.: Ein Spaziergänger sieht eine Schlange und zeigt eine schnelle Fluchtreaktion. Dann merkt er, dass es nur ein Ast war. Literatur: - LeDoux, J. E. (1995). Emotion: Clues from the brain. Annual Review of Psychology, 46, 209–235. - Kritik: Pessoa, L. & Adolphs, R. (2010). Emotion processing and the amygdala: from a ‘low road’ to ‘many roads’ of evaluating biological significance. Nature Reviews Neuroscience 11: 773-783.

3.2 Der Ansatz von Damasio Beschäftigt sich mit der Frage, wie Bewusstsein entsteht und welche Rolle physiologische Prozesse spielen. Somatic-Marker-Hypothesis - Rationale Entscheidungen werden durch emotionale somatische Reaktionen beeinflusst. - Diese automatischen somatischen Reaktionen sind auf vorangegangene Konditionierungsprozesse zurückzuführen. - Bei Personen mit Schädigungen im Präfrontallappen sind diese Konditionierungsprozesse erfolgslos. 3.2.1 Experiment von Bechara et al. (1997) VP ziehen Karten von Stapeln mit unterschiedlicher Erfolgswahrscheinlichkeit (Regelhaftigkeit nicht erkennbar). - gesunde VP waren erfolgreicher und zeigten erhöhte Erregung, wenn sie nach einem Stapel mit weniger Erfolg griffen - VP mit Schädigungen im Präfrontallappen lernten nicht aus Konsequenzen (hohe Verluste) und zeigten keine erhöhte Erregung bei bestimmten Stapeln  Bestätigung der Auffassung von James, wonach körperliche Reaktionen eine wesentliche Grundlage für das Erleben von Emotionen sind - Damasio lehnt strikte Trennung von Köper und Bewusstsein ab, stattdessen: „ich fühle, also bin ich“ - Embodiment Ansätze: somatische Zustände sind Teil der multimodalen Repräsentation im Gedächtnis ( Gegensatz amodal)

3.2.2 Experiment von Shiv et al. (2005) VP müssen eine Summe für die nächste Runde investieren. Belohnt wird, wer viel investiert. Hier schnitten Personen mit präfrontaler Hirnschädigung besser ab, während gesunde VP eine RisikoAversion zeigten. 7

 ob Emotionen adaptiv sind, hängt von der Passung von Umwelt und Emotion ab - Reaktionen können auch durch bewusstes Wissen vermittelt werden

Lernziele 1. Verstehen, wie physiologische und Verhaltenskomponenten Emotionen beeinflussen können. 2. Welche Rolle spielt die Erregung? Welche Konzeptionen gibt es von Erregung und welchen Einfluss hat sie? 3. Wie kommt es zu Dissoziationen von Herz und Verstand? Wozu hat der Mensch Emotionen? Literatur: Einführung in die Emotionspsychologie 2

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Kognitive Emotionsansätze Der Einfluss von Kognitionen auf Emotionen

Problem 1: Faktoren in der jeweiligen Situation können die Qualität und Intensität von Emotionen drastisch verändern. Bsp.: Bärbegegnung im Wald vs. im Zoo Problem 2: Jeder Mensch sollte in der gleichen Situation mit der gleichen Emotion reagieren. 1. Appraisalansätze 1.1 Der Ansatz von Lazarus Die Interaktion von Situation (auch vorgestellt) und kognitiver Interpretation ist emotionsauslösend.

„Hot Cognition“ vs. „Cold Cognition“ - “hot cognitions” sind emotionsauslösend - “cold Cognitions” sind emotionslose Informationsverarbeitungs-Prozesse, wie bspw. rechnen Entscheidende Einschätzungsprozesse in der Auseinandersetzung mit der Umwelt: 1. Primary Appraisal: Bewertung einer Handlung /eines Ereignisses im Hinblick auf das eigene Wohlergehen  Was bringt es mir? Wo sind meine Ziele tangiert? 2. Secondary Appraisal: momentane Ressourcen im Umgang mit dem Ereignis  Kann ich mit der Situation fertigwerden? 3. Reappraisal: fortlaufende Neueinschätzung durch die Veränderung der Umwelt  bspw. sinkt die Angst, sobald der Bär außer Sichtweite ist 1.1.1 Kritik - keine Kausalschlüsse in korrelativen Designs möglich - erlebte vs. vorgestellte Emotionsauslöser - Erleben Kleinkinder Emotionen? - Beeinflussen Psychopharmaka das emotionale Erleben?  laut Lazarus beeinflussen sie nur Stimmungen - Automatische Einschätzungsprozesse? - Ist das Lachen durch Kitzeln eine Emotion?  laut Lazarus ist es nicht die gleiche Freude wie die durch kognitive Prozesse - Kognition als konzeptuelle Implikation - Wissen und Emotionen sind dissoziiert: Wissen führt nicht zur Korrektur der Empfindung, die Korrektur findet im Kopf statt (z.B. Wissen um die Funktionsweise von optischen Täuschungen) 1.2 Kritik von Zajonc Affektive und kognitive Systeme sind voneinander unabhängig

Emotionen beruhen nicht immer auf komplexen kognitiven Prozessen: 9

1. Affektive Urteile sind oft schwer begründbar und setzen kein Wissen voraus 2. Gefühle lassen sich willentlich nur schwer ändern 3. Kognitionen sind in der Phylogenesis zeitlich den Emotionen nachgeordnet 1.2.1 Experimente - „mere-exposure“-Effekt: Vorliebe für chinesische Schriftzeichen steigt mit wiederholter Darbietung, ohne dass diese aktiv wahrgenommen wurde  Werbung - „affective priming“: subliminale Darbietung emotionaler Gesichtsausdrücke beeinflusst die Einschätzung nachfolgend gezeigter chinesischer Schriftzeichen  ABER: Lazarus hält die untersuchten Phänomene nicht für Emotionen

2. Attributionsansätze 2.1 Der Ansatz von Weiner Rückschlüsse von Emotionen und Handlungen auf Kognitionen sind möglich

- Attributionsprozesse in Emotionen spielen eine Rolle (wie bei Schachter & Singer) - Anders als bei Schachter & Singer nimmt Weiner aber an, dass Attributionsprozesse notwendig und hinreichend sind, um Emotionen auszulösen. Die physiologische Erregung ist irrelevant. Sequentieller Prozess der Emotionsauslösung: 1. Wurde das individuelle Ziel erreicht? 2. Welche Ursache hat das Ereignis oder die Handlung? 3. Einordnen der Ursache auf Dimensionen (Lokus der Verursachung, Stabilität, Kontrollierbarkeit)  Kenntnis der Ausprägungen der Dimensionen lässt differenzierte Aussagen darüber zu, welche kognitive Interpretation welche Emotion auslöst (im Gegensatz zu James, Schachter, Valins u.a.) Weiner will nicht alle Emotionen vollständig systematisieren, sondern legt den Schwerpunkt auf „dimensionsabhängige“ Emotionen wie Schuld, Stolz, Mitleid, Ärger etc. Bsp.: Ein Schüler hat eine schlechte Note bekommen und der Lehrer reagiert mit Ärger, Mitleid oder Schuld. Worin sieht der Lehrer die Ursache für die schlechte Note? Ärger  fehlende Anstrengung Mitleid  Schüler ist unfähig Schuld  Versagen des Lehrers

3. Neuere Appraisalansätze 10

3.1 Der Ansatz von Scherer Emotionen werden durch eine sequentielle Abfolge von Appraisalprozessen bestimmt. Die Qualität der Emotionen hängt vom jeweiligen Muster der Prozesse ab.

Bei Kenntnis der Emotion können damit Rückschlüsse auf zugrunde liegende automatische Appraisalprozesse vorgenommen werden.

3.2 Der Ansatz von Gross Frage: Sollen Emotionen unterdrückt oder ausgelebt werden?

Unterscheidung zwischen antendenzbezogenen und reaktionsbezogenen Formen der Emotionsregulation  ist die Emotion bereits ausgelöst oder nicht? 3.2.1 Experiment Filme über die medizinische Behandlung von Verbrennungen wurden gezeigt. Die VP wurden instruiert, entweder den Film möglichst objektiv zu betrachten, oder ihre Emotionen während dem Film nicht zu zeigen. Die Kontrollgruppe erhielt keine Instruktionen. Ergebnis: Das emotionale Empfinden war bei der objektiven Gruppe wesentlich geringer (Reappraisal) als bei den anderen beiden Gruppen.  gemessen wurden diverse physiologische Faktoren wie Herzschlag, Hautleitfähigkeit etc. - Unterdrückung von Emotionen führt zu erhöhter Aktivität des ANS (autonomes Nervensystem), was ein Prädikator für kardiovaskuläre Schädigungen und Inhibition der Immunabwehr ist  psychosomatische Folgen von Emotionsunterdrückung - Unterdrückung führt zu einer Verringerung der kognitiven Kapazität, die Erinnerung an enkodierte Inhalte nimmt ab - Unterdrückung führt zu Unterminierung positiven Ausdrucks im Alltag. Personen, die ihren Ausdruck unterdrücken, lösen auch bei Interaktionspartner erhöhte ANS-Aktivität aus. 11

3.2.2 Weitere Experimente - Finke et al. (2013): Über Konflikte mit dem Partner aus objektiver Sicht nachdenken nimmt die emotionale Dynamik aus der Situation und stoppt den Negativtrend - Halperin et al. (2013): VP sehen sich Ärger auslösende Bilder an, eine Gruppe übt eine distanzierte Haltung. Bei einem folgenden realen Konflikt ist die Kompromissbereitschaft der Reappraisalgruppe höher und sie zeigen weniger Ärger - Milgram et al. (2015): Depressive können Reappraisal anwenden, entscheiden sich aber häufiger für negative Reize  Problem: Emotionale Differenzierung (Wie gut kann eine Person ihre eigenen Gefühle differenzieren?) ist die Voraussetzung für Emotionsregulation

Lernziele 1. Was kennzeichnet Appraisal Ansätze und wodurch unterscheiden sie sich von physiologischen Ansätzen? 2. Welche Unterschiede gibt es zwischen kognitiven Ansätzen? 3. Soll man Emotionen regulieren oder hat das negative Folgen? Literatur: Einführung in die Emotionspsychologie 3

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Der Einfluss von Gefühlen auf Kognitionen 1. Emotionale Intelligenz „EI is defined as the perception, use, understanding and management of one’s own and others emotional states to solve problems and regulate behavior.” (Mayer & Salovey, 1990)

2. Indirekte Effekte  Gefühle als Knoten im assoziativen Netzwerk Im Gedächtnis ist Wissen in Form von Netzwerken abgespeichert, auch Gefühle zählen dazu. Im Rahmen von Ansätzen des assoziativen Netzwerks ist der Einfluss von Gefühlen auf die Informationsverarbeitung immer indirekt. Bsp.: mit guter Laune ist Musik, Urlaub etc. assoziiert – bei guter Laune geht Aktivierung auf die Assoziationen über und wenn diese groß genug ist, geht das Konzept ins Bewusstsein über  man denkt spontan an Urlaub Diese Implikationen betreffen unterschiedliche Ebenen der Verarbeitung: 2.1 Zustandsabhängiges Erinnern - (State-Dependent Memory) Wenn der Kontext beim Enkodieren von Informationen dem Kontext beim Abrufen / Erinnern entspricht, sollte die Erinnerung besser sein. Die Stimmung di...


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