Sportpsychologie VL3: Emotionen im Sport PDF

Title Sportpsychologie VL3: Emotionen im Sport
Author Vroni Eicher
Course Sportpsychologie
Institution Universität Bern
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Summary

Vorlesungsinhalte und persönliche Notizen und Beispiele...


Description

Sportpsychologie VL:3 Emotionen Im Sport Emotion = -

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«ein komplexes Muster körperlicher und mentaler Veränderungen, darunter physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Reaktionen im Verhalten als Antwort auf eine Situation, die als persönlich bedeutsam wahrgenommen wurde» In der Regel objektgerichtet (freue mich über etwas oder bin wütend auf Jemanden) und mit einer bestimmten Qualität, Intensität und Dauer

Stimmung (mood) = -

Affektiver Zustand Unklare Ursache (kein Bezug zu spezifischen auslösenden Ereignissen wie bei Emotionen) Längere Dauer, im allg. niedrige Intensität Z.B. gute Laune, Deprimiertheit

Affekt (affect) = -

Im Englischen Synonym zu Emotionen Im Deutschen -> ist es einen besonders intensiven emotionalen Zustand. Er entsteht rasch, verläuft heftig und kurz

Emotionskomponenten Emotion als Konstrukt nicht direkt messbar aber Veränderungen der folgenden Komponenten: -

Motorischer Ausdruck o Ausdruck von Emotionen über Mimik, Gestik, Stimme und Körperhaltung (z.B. nervös) o 7 Basisemotionen kulturübergreifend erkennbar (Ekmann et al.,1987)

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Handlungstendenzen (ergibt sich aus der Bewertung) o Emotionen gehen mit Verhaltenstendenzen einher ▪ Angst -> Flucht | Wut -> Angriff ▪ Bei positiven Emotionen aber unklar ▪ Situationsabhängig o Verhalten lässt sich nicht eindeutig auf Qualität der Emotionen schliessen Subjektives Erleben (Gefühl) o Sprachliche Beschreibung z.B. glücklich, zufrieden, ängstlich, wütend o Unterschiedliche Klassifikationsversuche z.B. Wundt (1908) o Konsens bezüglich Differenzierung ▪ Positive Emotionen: Freude, Zuneigung, Überraschung ▪ Negative Emotionen: Angst, Trauer, Ekel, Ärger

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Kognitive Prozesse (Änderungen in den Gedanken)

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Physiologische Erregung (z.B. Puls steigt, kopf läuft rot an) o Veränderungen der Herzfrequenz, Blutdruck, Hauttemperatur, Hautleitfähigkeit oder Veränderungen im ZNS o Kein eindeutig nachweisbarer Zusammenhand zwischen den physiologischen Veränderungen und dem subjektiven Gefühl

Diagnostik von Emotionen Das Herzstück einer Emotion ist die Erfahrung eines Gefühls und diese ist nicht messbar. Kann sie aufnehmen aber nicht messen. Daher versuchen Emotionsforscher alles zu messen, was mit der Emotion einhergeht! (Beck, 2015) ➔ Bislang kein Standardparadigma zur Erforschung und Messung von Emotionen

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Motorischer Ausdruck: -> Beobachtung von direkten Handlungen oder Muskelaktivität (z.B. Elektromyografie) Handlungstendenzen: -> Befragung Subjektives Erleben: -> Selbsteinschätzung emotionaler Erfahrungen z.B. Sport Emotion Questionnaire (Jones et al., 2005) Kognitive Prozesse: Bewertung von Objekten, Erlebnissen und Situationen z.B. Precompetitive Appraisal Measure (Wolf et al., 2015) Physiologische Erregung: Herzfrequenz, HRV, Hormone (z.B. Cortisol) etc.

Entstehung von Emotionen Kognitive Emotionstheorien Gehen davon aus, dass die Qualität (Trauer, Furcht, Freude etc.) und Intensität der Emotion gegenüber einem Objekt (Gegenstand, Ereignis, Person) von den Bewertungen oder Einschätzungen dieses Objektes durch die erlebende Person abhängt (Meyer et al., 2001) z.B. Ein Surfer bemerkt als er eine riesige Welle reitet, dass sein Herz rast -> veränderte physiologische Erregung -> Angst zu stürzen und dass sein Sufbrett feststeckt 2-faktoren-Theorie von Schachter (1962) Wahrnehmung der physiologischen Veränderung -> Intensität der Emotion Bewertung (auch unbewusst) der möglichen Ursache für die physiologische Veränderung -> Qualität der Emotion ➔ Gleiche physiologische Veränderung erhält erst durch die Situation bzw. durch die Ursachenzuschreiben ihre Qualität (renne auf Zug, physiologische Erregung ca. gleich wie vor etwas wegrennen oder gleiche physiologische Erregung auf Gipfel dann -> Freude)

1. 2.

Dynamischer Emotionsprozess von Lazarus (1994)

Funktion von Emotionen Emotionale Regulation von Handlungen -

Vorbewusste Signalverarbeitung für unmittelbare Handlungsbereitschaft -> uns in unmittelbare Handlungsbereitschaft versetzten bevor wir über etwas nachdenken können Flexible und schnelle Anpassung an wechselnde Umweltbedingung Wirkungen im gesamten Handlungsprozess o Prä-aktionale Emotion -> Angst, Freude auf o Peri-aktionale (während Handlung) Emotion -> Flow, Spass Freude an Tätigkeit o Post-aktionale Emotion -> Stolz, Freude über Ergebnis ➔ In allen 3 Phasen spielen Emotionen eine Rolle Funktionen von Emotionen im Sport -

Vorbereitung (physische Aktivierung / Deaktivierung) o Herz-Kreislauf-System angeregt, endokrines System -> Hormone ausgeschüttet, Muskelsystem angeregt o Aktivierung im Allgemeinen positiv, aber Überaktivierung möglich -> erschöpft bevor man startet

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Aufmerksamkeit o Kognitiven Wachsamkeit (v.a. Angst und Neugier) -> hilfreich bei Planung

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Motivation o Antrieb für Handlung o Richtung und Intensität der Handlung o Z.B. Habe mich über meine selbsterbrachte Leistung aufgeregt, weil es nicht mein optimales Leistungsniveau war und wir verloren haben.

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Verhalten organisieren o Schnell verfügbare, ganzheitliche Lagebeurteilungen (Flow -> es ist alles in Ordnung – Anforderungen stimmen mit Kompetenzen überein) o Dysfunktionale Organisation von Mehrfachhandlungen durch Angst -> Mehrfachhandlungen oder koordinativ schwierige Handlungen funktionieren nicht mehr gut o Koordination von Einzelhandlungen in Mannschaften («blindes Verständnis» -> wenn ich zulächle weiss mein Team es ist alles in Ordnung & wir können weiterfahren ) o Regulation sozialer Interaktion (Ausdruck von Emotionen kann soziale Funktionen haben)

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Kontrolle o Sensible Kontrollinstanzen für Handlungsrealisation («ungutes Gefühl » -> kontrolliere früher, evaluiere häufiger -> bessere Kontrolle) o Aufrechterhaltung / Abbruch begonnener Handlungen (weil ich bestimmte Emotionen damit verknüpfen) z.B. wenn viel Vorsprung im Tennis -> weniger Anstrengung -> Freude dysfunktional aber Freude kann auch gut sein: z.B. wenn ich Technik beherrsche und Freude habe zeige ich diese Technik nun öfter)

Emotionen und Leistung Yenkes-Dodson Gesetz (1908): Umgekehrte UFunktion Zusammenhang von Emotionen und Leistung: hohe Aktivierung zu besserer Leistung aber Abfall der Leistung wenn überaktiviert ➔ Optimum individuell Von vielen Praktikern akzeptiert Z.T. empirisch bestätigt Kritik: meist nich körperliche Aktivierung gemessen, sondern somatische Angstkomponete (d.h. subjektive Erleben der physiologischen Veränderungen) Emotionen und Leistung (Rathschlag & Memmet, 2013) Studie -

Ausgangslage: Effekt von Emotionen auf die Leistung durch entsprechende Handlungstendenzen? o Ärger -> attakieren, zurückschlagen o Freude -> annähern, angehen o Trauer -> nichts tun, zurückziehen o Angst -> vermeiden, flüchten

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Methode: o Selbstinduzierte Emotionen (mussten sich Emotionen in best. Situation vorstellen) o AVs: Kraftleistung Fingeraufgaben, Sprunghöhe CMJ (=counter movement jump), Geschwindigkeit Handballwurf

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Ergebnisse: Bessere Leistungen mit Emotionen wie Ärger und Freude (da die Handlungstendenzen mit den Aufgabenanforderungen übereinstimmen)

Implikationen für die Praxis: Emotionsregulation Ziel im Sport: Emotionen vermeiden oder abschwächen, die eine Leistung verschlechtern können & Emotionen aufrechtzuerhalten oder gar intensivieren/ fördern wenn sie die Leistung verbessern -

nicht gleich Coping (Bewältigungsstrategien) Techniken und Strategien zur Emotionsregulation können in sportpsychologischen Trainings gelernt werden

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Prozessmodell der Emotionsregulation (Gross, 1998) o Selektion der Situation: Ich kann mein emotionales Erleben beeinflussen -> wenn ich in einem bestimmten Stadion nervöser bin als in anderen -> sage meinem Coach dass ich dort nicht teilnehmen will -> Angst vermeiden indem ich die Situation nicht mehr aufsuche o Modifikation der Situation: z.B. nicht in Beginnaufstellung stehen so kann sich der Athlet an das Stadion und die Fans gewöhnen -> besser diesem Stress aussetzen kann o Aufmerksamkeitsorientierung: lenke meine Aufmerksamkeit von den Fans und dem allg. Spiel auf meine Aufgaben, auf die Technik -> Fokus auf mich und das Spiel o Modifikation von Kognitionen: in stressiger Situation denken, dass es gut ist, dass ich daraus etwas lernen kann -> als Herausforderung sehen nehme mit Freude als mit angst o Verhaltensmodulation: Gesichtsausdruck ändern -> lächle spüre Freude

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Problemorientiert: Verhalten zielt auf die Lösung des Problems -> in subjektiv kontrollierbaren Situationen

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Emotionsorientiert: Linderung der Belastungssituation -> in subjektiv unkontrollierbaren Situationen

Techniken der Emotionsregulation im Sport Kognitive Bewertung Neu- / Umbewertung Gedankenstopp Selbstmotivierung Systematische Desensibilisierung

Subjektives Erleben Visualisierung (bes. emotionalen Moment vorstellen, aktivierende Emotionsbilder)

Aktivierung Entspannungs- & Aktivierungsatmung Progressive Muskelrelaxation (PMR) Autogenes Training Biofeedback

Progressive Muskelrelaxation -

Erstmals 1920 von Edmund Jacobson beschrieben Entspannungsverfahren durch willentliche Muskelanspannung und -entspannung In vielen Studien positive Effekte auf physiologische Entspannungsindikationen (z.B. Herzfrequenz, Atemrhythmus, Blutdruck etc.)...


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