Komplette Fallanalyse Block(D) Entwicklungspsychologie PDF

Title Komplette Fallanalyse Block(D) Entwicklungspsychologie
Course Vertiefungsübung Lern- und Instruktionspsychologie, Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik
Institution Universität Augsburg
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Summary

Übung: Vertiefungsübung Lern- und Instruktionspsychologie, Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik (2)

Fallanalyse (Lösung) zu Block D - Entwicklungspsychologie
zu: Falldarstellung D Entwicklungspsychologie (Hr. Tanner)

Lehrende:
Christina Wekerle ...


Description

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Individuelle Fallanalyse Block D : Entwicklungspsychologie

Dieses Dokument führt Sie durch Ihre Fallanalyse. Nehmen Sie dazu den Text mit dem Fall, die Dozentenfolien sowie die Literatur für Block D zur Hand.

Im Text finden Sie verschiedene Aspekte, die … • • •

kognitive Entwicklung (Verarbeitungskapazität und -geschwindigkeit, Wissen & Lernstrategien), motivationale Entwicklung (Interesse & Fähigkeitsselbstkonzept), Entwicklung von Selbst & Identität

… betreffen.

Bitte gehen Sie bei der Fallanalyse wie folgt vor: 1. Markieren Sie all diese Aspekte (evtl. mit verschiedenen Farben oder Stricharten für jeden der oben genannten Themenbereiche)! 2. Wählen Sie drei Aspekte aus mindestens zwei verschiedenen der oben genannten Themenbereiche für die folgende, genauere Analyse aus! 3. Analysieren Sie diese Aspekte mithilfe der folgenden Vorlage! Versuchen Sie dabei, zu jedem der fünf vorgegebenen Schritte etwas zu sagen.

Vertiefungsübung Lern- und Instruktionspsychologie, Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik: Block A

Seite 1

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Aspekt 1 Schritt 1: Erkennen Geben Sie hier die erste Textstelle an, die Sie näher analysieren wollen! Zeile 6-8: „Antonia war ohne große Anstrengung Klassenbeste und erledigte ihre Schularbeiten mehr nebenbei als sich dafür gezielt Zeit zu nehmen. Sich konsequent vor einer Schulaufgabe hinzusetzen, um zu lernen, kennt Antonia im Prinzip überhaupt nicht. Zeile 25-28: „Wenn ihr Vater sie Schritt für Schritt durch die Aufgaben lotste, klappte es ganz gut; ebenso, wenn er ihr kleinere Hilfestellungen für das Vorgehen gab. Aber wenn Antonia selbständig arbeiten sollte, funktionierte es einfach nicht; sie konnte die Hilfestellungen nicht selbst anwenden.

Schritt 2: Beschreiben Formulieren Sie mit Ihren eigenen Worten, warum dieser Aspekt von Relevanz für Entwicklung sein könnte! Die Schülerin weiß nicht, wie sie die Inhalte des Mathematikunterrichts lernen soll. Bisher musste sie nämlich kaum bis gar nicht lernen, da sie auf der Realschule auch ohne Wiederholung und Übung (etc.) gute Noten erzielen konnte. Ohne einer Hilfestellung von z. B. ihrem Vater (vgl. Fall, Z. 25) sind die Mathematikaufgaben für sie nicht lösbar.

Schritt 3: Erklären Erklären Sie diesen Aspekt nun mithilfe von theoretischen Ansätzen, Begriffen und/oder Befunden! Stellen Sie dazu folgende Überlegungen an: Welche psychologischen Theorien, Begriffe und/oder Befunde können zur Erklärung des Aspekts herangezogen werden (falls nötig, in Literatur oder Folien nachsehen)? Wie lässt sich mithilfe dieser Theorie(n), dieses/dieser Begriffs/Begriffe und/oder Befunds/Befunde erklären, wie dieser Aspekt zustande gekommen ist? Im vorliegenden Fall verfügt die Schülerin über ein Defizit beim selbstregulierten Lernen. Nach Miller (2000) gibt es drei verschiedene Arten von Defiziten: Das Mediationsdefizit, das Produktionsdefizit und das Nutzungsdefizit. Ein Produktionsdefizit bedeutet, dass die kognitiven Voraussetzungen, die der Lernende für bestimmte, zu lernende Inhalte benötigt, gegeben sind, allerdings Lernstrategien fehlen bzw. vorhandene nicht angewendet werden können, wenn es gefordert ist. „Lernstrategien sind verhaltensbezogene Vorgehensweisen, die zum Zwecke des Wissenserwerbs eingesetzt werden.“ (Nückles & Wittwer, 2014). Man geht auch davon aus, dass zum einen die Lernbereitschaft des Betroffenen nicht besonders hoch ist, zum anderen aber ebenso metastrategisches Wissen über die Notwendigkeit und den Zweck von bestimmten Lernstrategien in bestimmten Lernsituationen fehlt (Hübner, Nückles & Renkl, 2010). Das heißt, dass Antonia zwar über die kognitiven Lernvoraussetzungen zum Lösen der Aufgaben verfügt (sie ist z. B. intelligent genug, vgl. Fall, Zeile 60 f.), diese aber nicht mittels Lernstrategien anwenden bzw. umsetzen kann. Grund dafür sind die geringen bzw. fehlenden Kompetenzen für das selbstregulierte Lernen. Antonias Lernbereitschaft ist zudem niedrig, weil das Interesse und somit die Lernmotivation für das Fach fehlt (vgl. Fall, Zeile 36), und sie nicht weiß, wann und wofür sie eventuell bereits vorhandene Lernstrategien anwenden soll.

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Seite 2

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Schritt 4: Vorhersagen: Wirkungen Sagen Sie nun mithilfe von empirischen Befunden vorher, welche Wirkungen der von Ihnen erkannte Aspekt zur Folge hat (z.B.: Wie wird sich dieser Aspekt auf den Lernerfolg der Schülerin auswirken? Wie wird sich dieser Aspekt auf den zukünftigen Umgang der Schülerin mit ähnlichen Lehr-LernSituationen auswirken?) Nach Anderson (1982) ist das „systematische und kontinuierliche Üben für den Erwerb kognitiver Fertigkeiten“ äußerst bedeutsam. Es gibt dabei verschiedene Voraussetzungen für das absichtsvolle Üben, wie z. B. das Verfügen über Ressourcen, motivationale Komponenten und notwendige Anstrengung (Arbeitseinsatz). Bei Nicht-Eingreifen wird die Schülerin letztendlich nicht zum absichtsvollen Lernen fähig sein. Die Voraussetzungen, die Antonia für das absichtsvolle Lernen benötigt, können nicht erzeugt werden. Das heißt, dass die Ressourcen hinsichtlich der zu investierenden Zeit und Energie zum Üben von den Mathematikinhalten nicht vorhanden sind. Sie besitzt außerdem kaum Motivation die zu lernenden Inhalte zu lernen, da sie den Sinn und Zweck des Lernens nicht erkennt. Folglich verschlechtern sich ebenfalls ihre Leistungen im Fach Mathematik, da die Lernbereitschaft fehlt und das Nicht-Anwenden von Lernstrategien bzw. das Wissen über passende und notwendige Lernstrategien unerlässlich für den Lernerfolg sind (vgl. Schmidt et al., 2011, S. 240, Nückles & Wittwer).

Schritt 5: Vorhersagen: Handlungsoptionen Beschreiben Sie mithilfe von theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden, wie die Eltern und die Lehrkräfte in dieser Situation oder in ähnlichen, zukünftigen Situationen anders handeln könnten (insofern es sich um einen Aspekt handelt, den Sie für verbesserungswürdig halten). Stellen Sie dazu folgende Überlegungen an: Was braucht es, dem/n von Ihnen verwendeten Modell(en) zufolge, damit ein positiverer Effekt als bisher entstünde? Wie könnte das in diesem Fall von den Eltern und Lehrkräften konkret realisiert werden? Es gibt verschiedene Handlungsoptionen, die es möglich machen, das Produktdefizit (und die Folgen daraus) abzuwenden. Die Förderung selbstregulierten Lernens geschieht mit Hilfe von direkter und/oder indirekter Förderansätze (vgl. Nückles & Wittwer: Selbstreguliertes Lernen. Zentrale Themen d. kognitiven Lernförderung. In Seidel & Krapp, 2014, S. 240). Ein direkter Förderansatz sähe im Fall von Antonia so aus, dass man ihr die Strategien für das selbstregulierte Lernen erklärt und deren Wichtigkeit/Bedeutung hervorhebt. Man sollte als Lehrkraft (oder als Eltern) versuchen, zunächst an den Lernstrategien anzusetzen, damit Antonia schlichtweg über diese verfügt und sie dann auch anwenden kann. Demnach könnte man z. B. ein in den Unterricht eingebundenes Strategietraining mit ihr durchführen, um zunächst noch unbekannte Lernstrategien direkt zu gebrauchen (nach Friedrich & Mandl, 1997). Durch indirekte Förderansätze werden die Strategietrainings ergänzt und die vorhandenen Produktionsdefizite (und Nutzungsdefizite) überwunden. Man könnte also Antonia speziell Aufgaben zur Anwendung der bis dato gezeigten Lernstrategien vorlegen, damit sie diese einsetzen und in gewisser Weise nochmals vertiefen und einüben kann.

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Seite 3

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Aspekt 2 Schritt 1: Erkennen Geben Sie hier die zweite Textstelle an, die Sie näher analysieren wollen! Zeile 36: „Außerdem würde sie Mathe nicht interessieren; das sei doch eher was für Jungs.“ Zeile 53-55: „Er glaubt nicht, dass Antonia gute Leistungen in Mathematik bringen kann, weil ihr dafür einfach die nötigen kognitiven Voraussetzungen fehlen (das habe er sie auch wissen lassen).“

Schritt 2: Beschreiben Formulieren Sie mit Ihren eigenen Worten, warum dieser Aspekt von Relevanz für Entwicklung sein könnte! Antonia ist der Ansicht, dass das Fach Mathematik eher etwas für ihre männlichen Mitschüler ist und ihr demnach auch die nötigen kognitiven Voraussetzungen dafür fehlen (die im Gegensatz dazu männliche Mitschüler auf Grund ihres Geschlechts haben). Sie hat kein Interesse für den Mathematikunterricht und dessen Inhalte.

Schritt 3: Erklären Erklären Sie diesen Aspekt nun mithilfe von theoretischen Ansätzen, Begriffen und/oder Befunden! Stellen Sie dazu folgende Überlegungen an: Welche psychologischen Theorien, Begriffe und/oder Befunde können zur Erklärung des Aspekts herangezogen werden (falls nötig, in Literatur oder Folien nachsehen)? Wie lässt sich mithilfe dieser Theorie(n), dieses/dieser Begriffs/Begriffe und/oder Befunds/Befunde erklären, wie dieser Aspekt zustande gekommen ist? Zu erklären ist dieses Phänomen mit dem geschlechtstypischen Interesse, welches sich im Alter von ca. 4 Jahren entwickelt und ausprägt (nach Geyer, Krapp & Lewalter, 2014). Laut Daniels (2008) sinkt das Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern in Sekundarstufe I, wobei Mädchen davon mehr betroffen sind als Jungen. Mädchen zeigen in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften generell auch schlechtere Leistungen (vgl. PISA, Bos et al., 2012), was mittlerweile natürlich auch vor allem bei Lehrkräften bekannt ist und was bereits früh an die Schülerinnen und Schüler gelangt. Antonia schätzt dadurch also ihre kognitiven Fähigkeiten in Mathematik auf Grund ihres Geschlechts niedriger ein (nach Dickhäuser & Moschner, 2010). Bestärkt wird dies durch die Aussage ihres Lehrers, der der Meinung ist, dass sie nicht über die kognitiven Voraussetzungen verfügt, was er eventuell auch lediglich auf ihr Geschlecht zurückführt (vgl. Fall, Zeile 53-55). Ihr akademisches Selbstkonzept und ihre damit verbundene Selbsteinschätzung sagen ihr also, dass sie sowieso keine Mathematik können würde (vgl. Studie von Schilling, Sparfeldt & Rost, 2006).

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Seite 4

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Schritt 4: Vorhersagen: Wirkungen Sagen Sie nun mithilfe von empirischen Befunden vorher, welche Wirkungen der von Ihnen erkannte Aspekt zur Folge hat (z.B.: Wie wird sich dieser Aspekt auf den Lernerfolg der Schülerin auswirken? Wie wird sich dieser Aspekt auf den zukünftigen Umgang der Schülerin mit ähnlichen Lehr-LernSituationen auswirken?) Dadurch, dass Antonia denkt, dass Mathematik ein „Jungs-Fach“ ist, interessiert sie sich auch nicht dafür und ist der Ansicht, sie müsse dieses Fach auch nicht beherrschen. Ihre Motivation in Mathematik sinkt, da sie ja der Annahme ist, dass sie sowieso nicht über die nötigen kognitiven Voraussetzungen verfügt (und das auf Grund ihres Geschlechts). Geschlechterunterschiede in der Schule sind ebenfalls vom sogenannten Stereotype Threat betroffen. Das heißt, dass negative Stereotype über eine Gruppe, zu der man selbst gehört, die „Bedrohung“ auslösen kann, diese Stereotype selbst zu bestätigen. Das heißt, dass Antonia dadurch, dass das Stereotyp ‚Mädchen sind schlechter in Mathematik als Jungen‘ allgemein bekannt vertreten ist, sie dieses Stereotyp allein dadurch erfüllt, weil auch sie zu der Gruppe der Mädchen gehört. Ihre schulischen Leistungen in dem Fach sind davon natürlich folglich auch betroffen (sie wird schlechter bzw. nicht besser), da das Interesse und die Lernmotivation völlig fehlen bzw. sehr niedrig sind.

Schritt 5: Vorhersagen: Handlungsoptionen Beschreiben Sie mithilfe von theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden, wie die Eltern und Lehrkräfte in dieser Situation oder in ähnlichen, zukünftigen Situationen anders handeln könnten (insofern es sich um einen Aspekt handelt, den Sie für verbesserungswürdig halten). Stellen Sie dazu folgende Überlegungen an: Was braucht es, dem/n von Ihnen verwendeten Modell(en) zufolge, damit ein positiverer Effekt als bisher entstünde? Wie könnte das in diesem Fall von den Eltern und Lehrkräften konkret realisiert werden? Nach Deci & Ryan (1985) können in einem solchen Fall die Stärkung der sogenannten basic needs hilfreich sein. Antonia muss sich bewusst werden, dass das Geschlecht allein kein einflussreicher Indikator dafür ist, welche Leistungen man in bestimmten Schulfächern erbringt bzw. erbringen kann. Nach der Selbstbestimmungstheorie ist das Kompetenzerleben bedeutsam für die Entwicklung von (Lern-)Motivation. Erreichen kann man dies beispielsweise dadurch, dass man Antonia bestärkt, sie beim Lösen von Aufgaben im Fach Mathematik ermutigt und lobt, wenn sie sich persönlich verbessert. Nach der Bedürfnispyramide von Maslow (1954) steht beispielsweise die Wertschätzung an einer der obersten Stellen. Es ist also auch von besonderem Wert, wenn man die Leistungen der Mädchen im Fach Mathematik eventuell sogar besonders lobt (auch wenn sie im Vergleich zu den Jungen schlechter wären). Die Lehrkraft sollte auch niemals dem Schüler gegenüber erwähnen, dass dieser nicht über die kognitiven Voraussetzungen verfügt. Nach Marsh & O‘Mara (2009) ist ebenfalls bewiesen, dass das Fähigkeitsselbstkonzept einen Effekt auf die Schulleistung hat und wiederum die Schulleistung auf das Fähigkeitsselbstkonzept. Wenn Antonia also der Überzeugung ist, dass sie fähig ist, Mathematik zu beherrschen, kann sich das positiv auf ihre Noten auswirken, was sich dann noch positiver auf ihr Selbstkonzept im Fach Mathematik auswirkt. Außerdem könnte man MINT-Projekte an der Schule ins Leben rufen und z. B. einen Girls‘ Science Day, bei dem Mädchen Einblick in naturwissenschaftliche Berufe bekommen, um gegebenenfalls deren Interesse zu steigern, einführen.

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Seite 5

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Aspekt 3 Schritt 1: Erkennen Geben Sie hier die dritte Textstelle an, die Sie näher analysieren wollen! Zeile 12-14: „Bereits nach der ersten Schulaufgabe kam Antonia völlig frustriert nach Hause, da sie die bisher schlechteste Note ihres Lebens eingefahren hatte. Sie erklärte ihrer Mutter, dass der Stoff viel zu schwer sei und dass sie nicht geeignet für diese Klasse sei.“

Schritt 2: Beschreiben Formulieren Sie mit Ihren eigenen Worten, warum dieser Aspekt von Relevanz für Entwicklung sein könnte! Antonia schätzt sich selbst als zu schlecht im Fach Mathematik ein. Sie denkt, dass sie auf Grund einer einzigen schlechten Note der Klasse und damit dem Gymnasium nicht gewachsen sei. Sie ist dadurch sehr unzufrieden und enttäuscht. Außerdem ist die Schlussfolgerung von Antonia, dass ihre Note mit einem für sie zu schweren Schulstoff zusammenhängt.

Schritt 3: Erklären Erklären Sie diesen Aspekt nun mithilfe von theoretischen Ansätzen, Begriffen und/oder Befunden! Stellen Sie dazu folgende Überlegungen an: Welche psychologischen Theorien, Begriffe und/oder Befunde können zur Erklärung des Aspekts herangezogen werden (falls nötig, in Literatur oder Folien nachsehen)? Wie lässt sich mithilfe dieser Theorie(n), dieses/dieser Begriffs/Begriffe und/oder Befunds/Befunde erklären, wie dieser Aspekt zustande gekommen ist? Nach Banduras (1997) Konzept ist die Selbstwirksamkeit „die Überzeugung einer Person, das zum Erreichen eines Handlungsergebnisses erforderliche Verhalten erfolgreich ausführen zu können“ (Dickhäuser & Moschner, 2010). Je nach dem, ob man eine Handlung vorher bereits erfolgreich (oder nicht erfolgreich) ausgeführt hat, entwickelt man bestimmte Selbstwirksamkeitserwartungen. Antonia entwickelt eine sinkende Selbstwirksamkeit bei neu aufkommenden Schwierigkeiten, welche sie von früher nicht gewohnt ist (da sie vorher keine Probleme im Fach Mathematik hatte und noch nicht auf dem Gymnasium war). Bisher hatte Antonia immer ohne große Anstrengung und Lernbereitschaft gute Schulnoten erreicht. Ihr bisheriges Fähigkeitsselbstkonzept beinhaltete demnach, dass sie gut in Mathematik ist und das Fach beherrscht. Nach Carl Rogers Persönlichkeitstheorie (1976) sollte Antonia zunächst ein positives Selbstkonzept entwickelt haben, da sie ja durchweg gute Noten (und damit positive Erfahrungen im Fach Mathematik) erhielt. Wenn neue Erfahrungen auf einen treffen, die nicht mit dem vorhandenen Selbstkonzept übereinstimmen, also nicht kongruent sind, kann sich dies negativ auf das Selbstbild einer Person auswirken, wenn diese zudem eine relativ niedrige Selbstachtung besitzt. Antonia war eventuell nie wirklich überzeugt davon (trotz damals guter Noten), dass sie fähig im Fach Mathematik ist. Dadurch, dass sie nun auch eine schlechte Note bekommen hat, ist sie der Ansicht, dass sie generell zu schlecht ist (Selbstkonzept).

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Schritt 4: Vorhersagen: Wirkungen Sagen Sie nun mithilfe von empirischen Befunden vorher, welche Wirkungen der von Ihnen erkannte Aspekt zur Folge hat (z.B.: Wie wird sich dieser Aspekt auf den Lernerfolg der Schülerin auswirken? Wie wird sich dieser Aspekt auf den zukünftigen Umgang der Schülerin mit ähnlichen Lehr-LernSituationen auswirken?) Durch Antonias Fähigkeitsselbstkonzept und geringer Selbstwirksamkeit entwickelt sie eine wachsende Abneigung gegen das Fach Mathematik und ihre Lernmotivation sinkt. Sie verinnerlicht in ihrem Selbstkonzept, dass sie zu schlecht für das Gymnasium ist (also den Anforderungen nicht entspricht) und könnte sich daraufhin auch in diversen anderen Fächern verschlechtern. Da sie es nicht gewohnt ist, schlechte Leistungen zu erbringen, sie dadurch direkt frustriert ist und falsche Schlussfolgerungen zieht (da sie zumindest die kognitiven Voraussetzungen besitzt, vgl. Fall, Z. 60 f.), besitzt sie wohl eine geringe Selbstachtung. Sie kann neue, nicht bekannte Erfahrungen nicht in ihr vorhandenes Selbstkonzept aufnehmen, was Unzufriedenheit (sinkende Motivation, negative Stimmungen, Verlust von Interesse etc.) auslöst. Das wiederum hat weitere Folgen wie z. B., dass sie die Schule überhaupt nicht mehr mag und auch keinen höheren Bildungsabschluss mehr erwartet.

Schritt 5: Vorhersagen: Handlungsoptionen Beschreiben Sie mithilfe von theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden, wie die Eltern und Lehrkräfte in dieser Situation oder in ähnlichen, zukünftigen Situationen anders handeln könnten (insofern es sich um einen Aspekt handelt, den Sie für verbesserungswürdig halten). Stellen Sie dazu folgende Überlegungen an: Was braucht es, dem/n von Ihnen verwendeten Modell(en) zufolge, damit ein positiverer Effekt als bisher entstünde? Wie könnte das in diesem Fall von den Eltern und Lehrkräften konkret realisiert werden? Als Lehrkraft hat man hierbei verschiedene Handlungsoptionen. Die Anforderungen bei Aufgabenund Fragestellungen sollten angemessene Schwierigkeitszonen zwischen Unter- und Überforderung haben. Antonia sollte also nicht überfordert werden, aber auch nicht unterfordert, sondern gefordert werden. Eine ausgewogene Mischung von low- (z. B. Wiederholungsstrategie) und high-level (z. B. Elaborations- und Organisationsstrategie) ist hierbei ebenfalls sinnvoll. Wenn Antonia der Meinung ist, dass die Inhalte für sie zu schwierig sind, sollte sie „ermuntert werden, Nachfragen zu stellen oder Hilfe zu erbitten“ (Helmke, 2003). Es gibt ebenfalls verschiedene Wege seine Selbstwirksamkeit zu trainieren. Nach Bandura (1997) sind beispielsweise das soziale Lernen und die soziale Unterstützung zwei Möglichkeiten, seine eigene Selbstwirksamkeit zu verbessern und wiederum ein positives Selbstkonzept zu entwickeln. Als Lehrkraft könnte man z. B. darauf achten, dass man auch in Mathematik (wo es meist ...


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