Hausarbeit M17 Elena Schwartz PDF

Title Hausarbeit M17 Elena Schwartz
Author Elena Schwartz
Course Politik
Institution Duale Hochschule Baden-Württemberg
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Summary

Hausarbeit über Straßenkinder in Politik...


Description

2017 „Meine Straße, mein Zuhause, Mein Block“ – Straßenkids zwischen Politik und Sozialer Arbeit

Elena Schwartz, Matrikelnummer: 7039800 Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart Fakultät Sozialwesen Modul 17 Dozentin: Frau Keles 30.09.2017 Zitat: Songtext Sido – Mein Block

Inhaltsverzeichnis 1.

Einleitung ....................................................................................................................................... 3

2.

Allgemeiner Teil ............................................................................................................................ 3

3.

4.

5.

2.1

Was ist Obdachlosigkeit? .................................................................................................... 3

2.2

Gründe für Obdachlosigkeit von Kindern und Jugendlichen.......................................... 4

Obdachlosigkeit – ein soziales Problem ................................................................................... 6 3.1

Ängste und Sorgen der „Straßenkids“ ............................................................................... 6

3.2

Konsequenzen ...................................................................................................................... 7

3.2.1

Bildung? ......................................................................................................................... 7

3.2.2

Konflikte mit der Justiz ................................................................................................. 8

3.2.3

Sozialpolitische Folgen ................................................................................................ 9

Wie kann die Soziale Arbeit assistieren?................................................................................ 10 4.1

Straßenpädagogik .............................................................................................................. 10

4.2

Projekt: „Freezone“ Mannheim ......................................................................................... 12

4.3

Hilfe durch das Jugendamt ............................................................................................... 13

Ein politisches Thema?.............................................................................................................. 14 5.1

Nimmt die Politik „Straßenkids“ als Problem wahr? ...................................................... 14

5.2

Wie positionieren sich die Parteien?................................................................................ 15

6.

Reflexion der Autorin der Hausarbeit ...................................................................................... 16

7.

Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 18

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1. Einleitung Jeder von uns hat sie schon einmal gesehen: ob mit bunt gefärbten Haaren in Parks, mit zerrissenen Kleidern am Bahnhof oder vielleicht sogar schlafend unter einer Brücke – die Rede ist von Straßenkids, also Kindern und Jugendlichen, die obdachlos sind. Im Jahr 2014 waren in Deutschland, laut BAG Wohnungslosenhilfe, etwa 335.000 Menschen obdachlos, 9% von ihnen, also circa 29.000 waren minderjährig – und die Tendenz ist steigend. (Vgl. BAGW 2017) Die folgende Arbeit wird sich mit diesem fortwährend wachsenden sozialen Problem befassen. Zunächst soll ein Überblick darüber gegeben werden, was „Obdachlosigkeit“ überhaupt bedeutet – sowohl per Definition, als auch für die Betroffenen. Darauf aufbauend sollen die Folgen, die dieses soziale Problem mit sich bringt, genauer beleuchtet und Interventionsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit aufgezeigt werden. Zudem wird diskutiert, wie die einzelnen Parteien die Thematik einschätzen und, ob das Thema für politisch relevant befunden wird.

2. Allgemeiner Teil In diesem Teil wird der Begriff der „Obdachlosigkeit“ genauer geklärt und aufgezeigt, was Kinder und Jugendliche in diese schwierige Lebenslage bringen kann.

2.1 Was ist Obdachlosigkeit? Für Obdachlose gibt es einige Begriffe, die nur schwer voneinander abzugrenzen sind, da sie das selbe meinen: „Nichtsesshafte“, „alleinstehende Wohnungslose“ oder aber umgangssprachlich „Penner“ oder „Stadtstreicher. Für Kinder und Jugendliche wird zumeist der Begriff „Straßenkids“ verwendet oder aber „AusreißerInnen“. In erster Linie bedeutet Obdachlosigkeit aber „nur“ ohne Obdach zu sein, beziehungsweise keinen Wohnsitz und damit kein Dach über dem Kopf zu haben. (Vgl. Bodenmüller 2010, S.7) Könen schrieb hierzu, dass das Wohnen ein menschliches Grundbedürfnis sei und somit eine unverzichtbare Institution für die Bevölkerung darstelle. Obdachlosigkeit bedeute daher nicht „nur“ den Verlust einer Wohnung, sondern auch einen einhergehenden Verlust von sozialen Beziehungen, da das Wohnen eine notwendige Voraussetzung für diese sei. Diese Situation stelle eine existentielle Notlage dar, die oftmals mit vielen anderen Problemfaktoren, wie Verlust der Arbeit, Armut, usw. einhergehe. (Vgl. Könen 1990, S.15) Diese Erklärung betrifft jedoch nur partiell den besonderen Fall der Obdachlosigkeit bei Kindern und Jugendlichen, denn nach §11 BGB teilt ein/e Minderjährige/r den Wohnsitz der Eltern, die auch gleichzeitig, nach §1631 Abs. 1 BGB, über das Aufenthaltsbestimmungsrecht des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen verfügen. Dass dies jedoch nicht unbedingt immer

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der Realität entspricht zeigen die Zahlen in der Einleitung. Nach Specht sind minderjährige Straßenkinder „Kinder und Jugendliche, für die die Straße im weitesten Sinne des Wortes zum zentralen Aufenthalts- und Überlebensort wurde“ (Specht 1991, S.31). Viele von ihnen sind von ihren Familien oder aus Heimen geflüchtet und halten sich in Unterkünften, wie zum Beispiel in „Abbruchhäusern“ oder Waldhütten auf. Oftmals trifft man die „Straßenkids“ auch unter größeren Brücken an, aber auch an belebten öffentlichen Plätzen, wie beispielsweise vor Bahnhöfen. Nur selten sieht man sie allein, meist weisen die Gruppen der Straßenkinder Züge einer Subkultur auf. (Vgl. Bodenmüller 2010, S. 12ff.) Gerade in Großstädten verbindet man die wohnungslosen Jugendlichen häufig mit der „Punk-Szene“, da die gefärbten Haare, die eher heruntergekommeneren Kleidungsstücke und das allgemeine Auftreten an eine Art Rebellion erinnern mag. Diese Jugendlichen, die dieser Form des Straßenkind-seins angehören, haben zumeist den Kontakt zu ihren Angehörigen vollkommen abgebrochen und unterbinden jegliche Kontaktversuche. Nicht selten haben Jugendliche dieser „Subkultur“ ihre Eltern sogar verloren und können keinen Kontakt mehr aufnehmen. Jedoch sind diese Straßenkids nicht unbedingt die Regel: viele Kinder und Jugendliche, die in die Obdachlosigkeit geraten, halten zu Angehörigen, Freunden und/oder Bekannten noch den Kontakt. Sie haben andere Beweggründe, die zu ihrer Obdachlosigkeit führten. (Vgl. Specht 1991 S.32) Die Gründe, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche obdachlos werden, werden im nächsten Punkt genauer dargelegt.

2.2 Gründe für Obdachlosigkeit von Kindern und Jugendlichen Es gibt undenkbar viele Gründe dafür, warum Kinder und Jugendliche auf der Straße leben (müssen) – sie sind in jedem Einzelfall unterschiedlich, da jeder eine völlig andere Lebensgeschichte hinter sich hat. Es wird in diesem Teil demnach ausschließlich versucht die wohl häufigsten Hintergründe darzustellen, sie lassen sich jedoch nicht auf die komplette Subkultur der Straßenkinder verallgemeinern. Am ehesten in Betracht kommen, wenn man über die Thematik nachdenkt, familiäre Faktoren. Deutsche Familien stellen mittlerweile keinen „sicheren Hafen“ mehr dar; jede dritte Ehe wird geschieden, die Kinder sind dabei meist noch sehr jung (vgl. Romahn 2000, S. 47). Viele Scheidungen gehen mit massiven Konflikten einher, die leider oftmals auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Diese psychische Überlastung des Kindes kann zu dem Impuls führen wegzulaufen. Auch wenn eine Trennung der Eltern scheinbar konfliktfrei verläuft, kann es auch im weiteren Verlauf zu Problemen kommen: ein Elternteil (oder beide) haben einen neuen Partner, beziehungsweise eine neue Partnerin, mit dem/der es ebenfalls zu Konflikten kommen kann. Auch hier ist das Weglaufen als Hilfeschrei, wegen Überforderung oder sogar aus Angst vor Gewalt denkbar. In sogenannten Patchworkfamilien kann es aber

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nicht nur mit den neuen Partnern der Eltern zu Schwierigkeiten kommen: Auch Stiefgeschwister oder ein kleines Halbgeschwisterchen können bei heranwachsenden Jugendlichen, die sich meist schon durch die hormonellen Umstellungen in massiven Stresssituationen befinden, zu Problemen führen. Völlig gegensätzlich, aber auch denkbar, wäre der Verlust eines oder gar beider Elternteile. Gerade die Überforderung mit einer neuen Lebenssituation, damit verbundener Stress, Wut, Trauer und Ängste sind Empfindungen, die die Jugendlichen zu solchen Handlungen, wie dem Weglaufen, bringen. (Vgl. ebd., S.47ff. ; vgl. Stolle 2003, S.25ff.) Zu den familiären Faktoren ist zudem zu sagen, dass viele Kinder und Jugendliche nicht immer selbst die Entscheidung treffen, ihr Zuhause zu verlassen. Auch die Ausstoßung durch die Eltern ist ein Faktor, der zur Obdachlosigkeit führen kann. Gerade in sehr religiösen Familien ist es nicht selten der Fall, dass der Vater, also das Familienoberhaupt, das Kind verstößt, weil es sich nicht an die gegebenen Werte und Normen der Familie gehalten hat. Beispielsweise Sex vor der Ehe ist ein Grund für die Ausstoßung Jugendlicher aus der Familie. (Vgl. Bodenmüller 2010, S. 38) Bindungsstörungen, Schwierigkeiten soziale Kontakte herzustellen und beizubehalten, aber auch Partnerschaftskonflikte stellen ebenfalls Gründe für eine „Flucht“ in die Obdachlosigkeit dar. Diese Problemsituationen sind vergleichbar mit den familiären Auslösern. Auch hier sind zwischenmenschliche Beziehungen, mit denen Streitigkeiten, Stress und beeinflussende Emotionen einhergehen, der Ausschlaggebende Faktor. Gerade das soziale Umfeld sollte einem Kind oder Jugendlichen in der Entwicklung Halt und Stabilität geben. Ist dies nicht der Fall, so kann es zu akuten Überforderungssituationen kommen und der/die Heranwachsende flieht vor den bestehenden Problemen. Der Mensch ist eigentlich ein soziales Wesen und sollte demnach gut sozialisiert sein, ist dies nicht der Fall, kann der Verlust dieser wichtigen Komponente auch zum Verlust des Zuhauses führen. (Vgl. Bodenmüller 2010, S.40ff. ; vgl. Stolle 2003, S. 20) Gerade in den Institutionen, in denen sich ein Kind, beziehungsweise Jugendlicher befindet, wie zum Beispiel in der Schule, kann es möglicherweise auch zu Problemen kommen. Immer mehr Heranwachsende weisen erhebliche Lernschwächen auf, welche die Möglichkeit auf einen Schulabschluss verwehren können. Damit einhergehen würde also gegebenenfalls Arbeitslosigkeit und daraus resultiert die Armut der/des Betroffenen. Diese Ängste plagen viele Straßenkids – Zukunftsängste. Ein häufiger Gedankengang könnte sein „Bevor ich auf der Straße lande, gehe ich freiwillig“. Ironischer Weise sehen viele in diesem Moment jedoch nicht die Möglichkeit ihr Leben zu verändern und zum Besseren zu wenden. Vor allem durch Armut und/oder Lernschwächen kann es in den Peer-Groups, also unter den Gleichaltrigen, beispielsweise in der Schule, auch vermehrt zu Mobbing kommen. Die Gesellschaft ist geprägt von Perfektionismus und Konsumdenken – wer nicht gut und nicht reich genug ist wird

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automatisch zum Außenseiter und erfährt Ausgrenzung. Die Flucht in die Subkultur der Straßenkinder ist dadurch sicherlich nachvollziehbar. (Vgl. Bodenmüller 2010, S.41f. ; vgl. Rohman 2000, S.53f. ; vgl. Stolle 2003, S.22) Im Vordergrund standen nun bisher nur „negative“ Gründe, jedoch entscheiden sich einige Straßenkids auch bewusst für das Leben dort und streben danach ihre subkulturelle Orientierung auszuleben. Die Straße scheint für viele Heranwachsende eine hohe Anziehungskraft zu haben, da beispielsweise in einer Studie von Seidel 9 von 50 Jugendlichen angaben, dass sie gerne auf der Straße leben würden und es ihnen einfach „vom einen auf den anderen Tag gefiel“ (vgl. Seidel 1994, S.329). Dies mag vor allem daran liegen, dass die Jugendlichen, die gemeinsam auf der Straße leben oftmals eine höhere soziale Kompetenz aufweisen. Insbesondere dadurch, dass sie jeden Tag gemeinsam um ihr Überleben „kämpfen“ müssen, was das Zugehörigkeitsgefühl und Bindungen zueinander verstärkt. (Vgl. Bodenmüller 2010, S.42) Viele Straßenkids, wie vor allem die „Straßenpunks“ suchen aber auch oftmals neue Erlebnisse und Abenteuer – und was ist nun abenteuerlicher, als auf der Straße zu leben, umherzuziehen und sich jeden Tag um sein Überleben sorgen zu müssen? (Vgl. Zinnecker 2001, S.81ff.) Ein besonders aktueller Grund für Obdachlosigkeit von Kindern und Jugendlichen ist das Thema Flucht, beziehungsweise Migration. Gerade mit der momentanen Flüchtlingssituation kommt es häufiger vor, dass „frisch“ zugewanderte, meist allein reisende, Heranwachsende in Deutschland ankommen und zunächst wohnungslos sind. Die Jugendämter sind zwar bemüht alle UMA (unbegleiteten, minderjährigen Ausländer) aufzuspüren und in Jugendhilfeeinrichtungen unterzubringen, jedoch ist dies nicht immer zeitnah möglich. Viele Kinder verstecken sich zunächst aus Angst und sind nicht auffindbar. Sie sind massiv geprägt durch die lange, oft traumatisierende Flucht aus ihrem Heimatland. Nicht selten haben sie ihre gesamten Familien verloren, beherrschen nicht die deutsche Sprache und wissen sich nicht zu helfen. (Vgl. Bodenmüller 2010, S.37)

3. Obdachlosigkeit – ein soziales Problem Die vorangegangenen Kapitel haben einen kleinen Einblick in die Thematik und ein Grundverständnis geschaffen, nun wird das Problem dahinter näher beleuchtet.

3.1 Ängste und Sorgen der „Straßenkids“ Eines der größten, mit Obdachlosigkeit einhergehenden, Probleme sind die jeweiligen Ängste der Kinder und Jugendlichen. Die Psyche der Heranwachsenden ist durch diese Extremsituation und die gegebenenfalls vorangegangenen Belastungssituationen, massiv angegriffen und belastet. Gerade Existenzängste plagen die jungen Menschen: sie haben kein Dach

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über dem Kopf, nur im seltensten Fall einen Job, beziehungsweise besuchen nicht die Schule, und müssen sich durch „Schnorren“ oder Diebstähle ihren Lebensunterhalt bestreiten. Auch wenn ihnen dies vielleicht im ersten Moment gefallen hat, oder sie gereizt hat, weil es für sie eine Art Abenteuer darstellte, haben die Jugendlichen Angst davor, auf der Straße zu verenden. (Vgl. Sanatanas 2016, S.70ff., S.197ff.) „Draußen ist das Leben kürzer“ (ebd., S. 70) oder „Draußen ist schlicht Verzicht“ (ebd., S.38) sind Zitate, die das schwierige Leben der Heranwachsenden auf der Straße wohl am besten beschreiben. Geldsorgen, Existenzängste, die Angst vor einem frühen Tod – damit sollte kein junger Mensch allein gelassen werden, beziehungsweise auch keine Gruppe von jungen Menschen. Neben diesen bereits sehr massiven Bedrohungen bestehen jedoch noch viele weitere Ängste. Viele Straßenkids sind, wie bereits in 2.2 erwähnt, nicht grundlos von zuhause „ausgerissen“. Gerade wenn es zu gewaltsamen Konflikten in der Familie kam, Alkoholismus im Spiel ist oder die jungen Menschen vor ihren Familien fliehen mussten, weil sie sie beispielsweise ins Ausland „abschieben“ wollen, sind große Ängste definitiv begründet. (Vgl. Bodenmüller 2012, S. 38ff.) Das Überleben und adäquate Verhalten in derartigen Notsituationen ist den Jugendlichen nicht immer möglich. Viele Heranwachsende schaffen sich ihre eigenen Überlebensstrategien, die jedoch mit den allgemeingültigen Werten und Normen unserer Gesellschaft nicht immer zu vereinbaren sind. Daher kann es auch häufiger dazu kommen, dass Gesetze gebrochen werden und die Jugendlichen in strafrechtliche Erscheinung treten.

3.2 Konsequenzen Im nächsten Punkt sollen die Verhaltensweisen betrachtet werden, die nicht nur rechtliche Konsequenzen für die Kinder und Jugendlichen nach sich ziehen, sondern die auch sozialpolitische Probleme darstellen, mit welchen eine Auseinandersetzung notwendig wird. 3.2.1

Bildung?

Wie bereits kurz angeschnitten sind die Bildungsinstitutionen ein wichtiger Punkt in Bezug auf obdachlose Kinder und Jugendliche. Einige von ihnen hatten möglicherweise vor dem Leben auf der Straße bereits Probleme in der Schule – sei es aufgrund von Lernschwächen (vgl. Stolle 2003, S.22), Mobbing durch Mitschüler, beziehungsweise Lehrkräfte, oder aber anderen Differenzen. Die Schule hat jedoch nicht den Auftrag die Heranwachsenden auf die Straße zu treiben, sondern den Auftrag ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen zu vermitteln – Bildung. Sie solle aber nicht nur „Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten vermitteln“ (vgl. ebd., S.32) , sondern auch „zu selbstständigem, kritischem Urteil, eigenverantwortlichem Handeln und schöpferischer Tätigkeit befähigen“ (vgl. ebd.). Der jedoch für die Gesellschaft wichtigste Punkt scheint zu sein, dass die Schule qualifizieren soll, „also Kindern Wissen

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vermitteln, damit diese in eine berufliche Tätigkeit eintreten können“ (vgl. ebd., S.33) und die wirtschaftlichen Bestrebungen des Staates fördern. Letzteres ist leider häufig der Grund dafür, weshalb der eigentliche Bildungsgedanke, nämlich den Mensch zu Formen und auch pädagogisch und sozial zu bilden, gegenüber den konsumgeprägten Werten weichen muss. Die hohen Erwartungen die die Gesellschaft und insbesondere die Eltern an ihre Kinder haben, können nun einmal nicht immer erfüllt werden. Dies sorgt häufig für die Entstehung der genannten Probleme, denn weicht man durch Schwächen, Besonderheiten oder Auffälligkeiten von der Norm ab, ist die Gesellschaft oftmals bestrebt diese „Sonderlinge“ auszustoßen. (Vgl. ebd. S.32ff.) Die Probleme, die im Vorfeld der Obdachlosigkeit entstanden sind, sind jedoch, logischer Weise, nur der Anfang allen Übels. Besuchen die Kinder und Jugendlichen die Schule nicht mehr, so erreichen sie keinen Schulabschluss. Erreichen die Kinder keinen Schulabschluss, ist es nur sehr unwahrscheinlich, dass sie eine Arbeitsstelle, beziehungsweise einen Ausbildungsplatz finden. Dies bringt nicht nur finanzielle Nöte mit sich, sondern sorgt auch dafür, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrer Notsituation auf der Straße bleiben. Sicherlich gibt es die Möglichkeit, dass die Eltern sie finanziell unterstützen, beziehungsweise der Staat ihnen hilft, jedoch ist dies nicht immer der Fall. Vor allem da viele Heranwachsende, durch die fehlende Bildung und Reife, nicht immer wissen, an wen sie sich in derartigen Notsituationen wenden können, finden sie aus der Existenzbedrohung keinen baldigen Ausweg. Die Straßenkids versuchen sich aus diesem Grund weitestgehend gegenseitig zu unterstützen, es können dadurch starke soziale Bindungen entstehen. (Vgl. ebd.) Aufgrund der mangelnden Bildung und Aufklärung in gewissen Bereichen, kann es jedoch auch dazu kommen, dass die heranwachsenden Mädchen schwanger werden und danach mit Kind und ohne Perspektive auf der Straße leben müssen. Auch Krankheiten, wie HIV oder Hepatitis werden, durch fehlende Aufklärung, unter den Straßenkids weiter verbreitet. (Vgl.Weber/Jaramillo 2013, S.45ff.) Es wird also deutlich, dass die mangelnde Bildung ein massives Problem darstellt; den Kinder und Jugendlichen konnte keine Hilfe zur Selbsthilfe vermittelt werden und im weiteren Verlauf ihres Lebensweges bekommen sie die massiven Konsequenzen dafür zu spüren. 3.2.2

Konflikte mit der Justiz

Folgen, durch die mangelnden finanziellen Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen können sein, dass sie straffällig werden. Für die meisten von ihnen genügt es nicht „betteln“ zu gehen, um den Lebensunterhalten zu bestreiten. Sie mü...


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