Hausarbeit Descartes PDF

Title Hausarbeit Descartes
Course Einführung in die theoretische Philosophie
Institution Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Eine Auseinandersetzung mit der Erkenntnistheorie René Descartes...


Description

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Philosophische Fakultät I Seminar für Philosophie

HAUSARBEIT über das Thema: Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft. Eine Auseinandersetzung mit der Intuitions- und Evidenzlehre René Descartes.

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INHALTSVERZEICHNIS I. Einleitung: Fragestellung und Vorgehensweise..............................................................3 II. Was versteht man unter Intuition und welche Kriterien liegen ihr zugrunde?..............4 III. Wie hat sich das Verständnis von Intuition in den Erkenntnislehren gewandelt?.......5 IV. Hauptteil: Descartes Erkenntnismethode IV.I Sein Erkenntnisziel: Neubegründung jeder Erkenntnis......................6 IV.II Sein Ausgangspunkt: Der methodische Zweifel................................7 IV.III Die Hauptregeln seiner Erkenntnismethode.....................................8 V. Welche Rolle nehmen Intuitionen in Descartes Erkenntnislehre ein?...........................9 VI. Fazit: Descartes im Rückblick...................................................................................12 Literatur- und Quellenverzeichnis...................................................................................14 Eigenständigkeitserklärung.............................................................................................15

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I. EINLEITUNG: FRAGESTELLUNG UND VORGEHENSWEISE Was versteht man unter Intuition bzw. intuitiver Erkenntnis? Spielen Intuitionen im Erkenntnisprozess überhaupt eine entscheidende Rolle? Und welchen Wandel hat das Intuitionsverständnis in den Erkenntnislehren genommen? In dieser Hausarbeit möchte ich eine der wichtigsten traditionellen Erkenntnislehren auf Funktionen und Grenzen der intuitiven Erkenntnis untersuchen: Die Intuitions- und Evidenzlehre des französischen Philosophen René Descartes (1596-1650). Er gilt als Begründer, des von der Vernunft überzeugten modernen Rationalismus. Sein vernichtendes Urteil über das herrschende Bildungsideal und seine heftige Kritik über das Wissen seiner Zeit, führten ihn zum „Prinzip des methodischen Zweifels“ (Vgl. Descartes 1641, 1. Meditation). Descartes forderte ein Universalverfahren für jede Art der Erkenntnis und die Beschreibung von festen Regeln zur Lenkung des Geistes. Er formulierte seinen bekannten Grundsatz „Cogito, ergo sum“ - „Ich denke, also bin ich“, nach radikalen Zweifeln an der eigenen Erkenntnisfähigkeit, als unfehlbares Fundament. Statt Autoritäten zu folgen, sollen die Menschen „ohne bestimmte Voraussetzungen philosophieren, der Stimme der Vernunft gehorchen und nur dem logisch Festgestellten trauen“ (Vgl. Huber 2013, Seite 264). Descartes ist davon überzeugt, dass die konsequente Anwendung seiner Methode, den „Aufbau eines Systems evidenter und zuverlässiger Wahrheiten ermöglicht, indem Irrtümer und Täuschungen ausgeschlossen werden können“ (Vgl. Perler 1998, Seite 50). Die Grundlage meiner Hausarbeit bildet seine Frühschrift Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft (1628).1 Das Fragment legte die Basis für seine späteren Werke über die komplexen Probleme der Wissenschaft, insbesondere seinem Hauptwerk dem Discours de la méthode (1637). In den Meditationen über die erste Philosophie (1641) geht es ihm um eine neue Grundlegung der Metaphysik. Seine Texte gehören zu den bedeutensten Werken des Rationalismus. Zunächst werde ich klären, was allgemein unter Intuition zu verstehen ist und wodurch sie charakterisiert wird (Abschnitt 2). Im Anschluss widme ich mich dem Wandel des Intuitionsverständnis in den traditionellen Erkenntnislehren (Abschnitt 3). Im Hauptteil werde ich Descartes Erkenntnisziel und Erkenntnismethode (Abschnitt 4) vorstellen. Abschließend konzentriere ich mich auf sein Intuitionsverständnis (Abschnitt 5). Ich schließe meine Hausarbeit mit einem Fazit. ___________________________ 1 Vgl. Descartes, René (1628): Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft, Hamburg: Meiner (2011).

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II. WAS VERSTEHT MAN UNTER INTUITION UND WELCHE KRITERIEN LIEGEN IHR ZUGRUNDE? Der Intuitionsbegriff besitzt keine feste Definition, hat verschiedene Merkmale und ist kaum eingrenzbar. In der Philosophie unterscheidet man die Begriffe Intuition und intuitive Erkenntnis. Der Begriff Intuition stammt vom mittellateinischen Wort intuitio ab und bedeutet „etwas unmittelbar betrachten“.2 Intuitionen können sich in Gefühlen und Ideen äußern, welche aus dem Nichts auftauchen, deren Herkunft nicht begründet werden kann und im Widerspruch zum bewussten Denken stehen. Während der Verstand eine Erklärung für alles benötigt, macht ihm die Intuition einen Strich durch die Rechnung. Sie ist keine Funktion des Verstandes und kann auch nicht von ihm begriffen werden. Im Volksmund spricht man auch von einem Geistesblitz. Der Begriff intuitive Erkenntnis hingegen ist uneinheitlich und insbesondere abhängig von den „vorausliegenden epistemologischen Grundpositionen“ (Vgl Huber 2013, Seite 401ff). Die Definition ist nicht im Sinne eines in der Philosophie explizit artikulierten Begriffs zu verstehen. Der Grundgedanke besteht vielmehr darin, einen neuen Intuitionsbegriff auf einem empirisch gestütztem Fundament zu entwickeln, um seine Unverzichtbarkeit hinsichtlich der Theoriekonstruktion und des Theorieverständnis zu begründen. Von der Antike bis zur Neuzeit nehmen Intuitionen eine konstitutive und unverzichtbare Funktion im Erkenntnisprozess ein. Mal wird ihr eine wichtige Rolle zugeschrieben, mal jegliche Bedeutung abgesprochen. In der Philosophie dient der Intuitionsbegriff zur Bestimmung unterschiedlicher Erkenntnisformen, denen drei Kriterien zugrunde liegen: Intuitive Erkenntnis erfolgt unmittelbar und direkt und steht im Widerspruch zu einer diskursiven Erkenntnis, welche durch Schlussfolgerungen erreicht wird. Der intuitiven Erkenntnis wird außerdem ein besonderes Maß an Evidenz zugesprochen. Sie soll die Gewissheit der Erkenntnis sichern und Intuitionen von Zufallsentscheidungen und anderen unbegründeten Meinungen abgrenzen. Beim dritten Kriterium der Intuition handelt es sich um die schlagartige Erfassung von Sinneswahrnehmungen.3 Darunter ist keine visuelle Wahrnehmung, sondern eine innere Wahrnehmung zu verstehen. Der Abstand zwischen der Erkenntnis und dem Erkanntem wird bei Intuitionen überwunden. ___________________________ 2 Vgl Enzyklopädie der Werte, in: Url: https://www.wertesysteme.de/intuition, abgerufen: 25. Juli 2019. 3 Vgl. Intuition, in: Url: https://swiki.hfbk-hamburg.de/Medienoekologie, abgerufen: 15. August 2019.

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III. WIE HAT SICH DAS VERSTÄNDNIS VON INTUITION IN DEN ERKENNTNISLEHREN GEWANDELT? In allen Wissenschaften, so auch in der Philosophie, begegnen dem Wissbegierigen zahlreiche konkurrierende Theorien. Die Frage, ob Intuitionen im Erkenntnisprozess eine Rolle spielen, konnte von den Philosophen bislang nicht einheitlich beantwortet werden. Es bleibt umstritten, wie der Intuitionsbegriff genau zu explizieren und welches Wissen intuitiv erfassbar ist.4 Wenn man sich mit dem Wandel des Intuitionsverständnis in den Erkenntnislehren beschäftigt, kann man nicht darauf verzichten, zunächst auf einen deutlichen Dissens zwischen der traditionellen Philosophie und der Analytischen Wissenschaftstheorie hinzuweisen. Die traditionelle Philosophie traut der Intuition die Fundierung des Wissens zu. Die Analytische Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts verwirft die Intuition als Erkenntnisart und konzentriert sich ausschließlich auf Empirie und Logik. Es ist jedoch ihr Verdienst, erkannt zu haben, dass ein absolut gesichertes Wissen über die Natur nicht zu erlangen ist und das Intuitionen, die ihr zugeschriebenen „Unfehlbarkeitsleistungen gar nicht erbringen können“ (Vgl. Huber 2013, Seite 234ff). Platon und Aristoteles stehen beide für die bedeutensten Erkenntnislehren der Antike. Beide berufen sich auf eine intuitive Erkenntnis. In seiner Ideenlehre führte Platon die Erkenntnis der Ideen auf Intuitionen zurück: Durch intuitives Denken findet man Zugang zur „urbildlichen, wesenhaften, ewigen Welt des wahren Seins“. Das durch „unmittelbare Betrachtung Erkennbare ist in sich selbst evident“. Für Aristoteles ist Intuition eine „eigenständige Form des Wissenserwerbs“. Sie „ist erfahrungsunabhängig und führt zu einem apriorischen Wissen, das keine Sinneserfahrung voraussetzt“. Intuitiv erworbenes Wissen bedarf keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung (Vgl. Remmert 2010, Seite 31). Bei Intuitionen handelt es sich um reine Evidenzerlebnisse. In den neuzeitlichen Erkenntnislehren entfielen die klassischen metaphysischen Annahmen, wie die Ideenlehre Platon oder der Glaube an einen Schöpfergott. Während diskursives Erkennen „auf Schlussfolgerungen beruht“, handelt es sich bei intuitiven Erkennen um eine „rein geistige Anschauung“. Diesen Aspekt hat in den Erkenntnislehren der Neuzeit besonders Spinoza aufgegriffen. Für ihn stellt die Intuition die höchste seiner drei Erkenntnisarten dar (Vgl. Remmert 2010, Seite 32). ___________________________ 4 Vgl. Intuition, in: Url: https://swiki.hfbk-hamburg.de/Medienoekologie, abgerufen: 15. August 2019.

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„Adäquate Erkenntnisse können nur durch Intuitionen erlangt werden“. Intuition stützt sich auf ein Wissen, welches „in seiner Reinheit nur mit dem Wissen Gottes verglichen werden kann“. Daran anknüpfend werden die rationalistischen Erkenntnislehren von Descartes und Leibniz und die empiristischen Erkenntnislehren von Locke und Hume, aufgestellt. Sie argumentieren alle „zugunsten der Unverzichtbarkeit der Intuitionen im Erkenntnisprozess“ (Vgl. Huber 2013, Seite 236). Kant führte später die wichtigsten Einsichten der Rationalisten und Empiristen zusammen und entwickelte seine eigene Lehre des Denkens, welche allerdings eng mit der aristotelischen Logik verknüpft ist (Vgl. Kant 1781, Seite 19). Die Philosophen der Analytischen Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts stehen der Intuition, wie bereits erläutert, äußerst ablehnend gegenüber. IV. HAUPTTEIL: RENÉ DESCARTES ERKENNTNISMETHODE IV.I Sein Erkenntnisziel: Neubegründung jeder Erkenntnis René Descartes gilt als Vater der modernen Philosophie. Rationalität, Subjektivität und die Vorstellung, das die Welt mathematisierbar ist, gehen mehr oder weniger auf seine Philosophie zurück. Er hat die Philosophie, das Denken und die Wissenschaft auf eine völlig neue, rationale Basis gestellt. Er beschäftigte sich mit den Voraussetzungen der Erkenntnis und dem Zustandekommen von Wissen. Descartes war ein großer Skeptiker. Er gab seiner ersten Meditation den Untertitel: „Woran man zweifeln kann“. Schon allein dieser Titel weißt auf seine Vorgehensweise hin. Er möchte „etwas Festes und Bleibendes in den Wissenschaften aufstellen“ (Vgl. Descartes 1641, Seite 33ff). Auf Grundlage seiner durch rationale Intuition begründeten Substanzlehre, versucht er sämtliche Wissensinhalte über die Natur deduktiv abzuleiten. Zunächst übt er heftige Kritik am zeitgenössischen Bildungsideal und wirft den Bildungseinrichtungen Versagen vor. Sie sollen gesichertes Wissen in Aussicht stellen, lösen diesen Anspruch jedoch nicht ein und geben sich nur mit „wahrscheinlichem Wissen“ zufrieden. Seit der Antike stellt das Wissen ein „Sammelsurium von Lehrmeinungen“ dar, welches ohne eine systematische Methode zusammengetragen wurde (Vgl. Huber 2013, Seite 264). Descartes möchte daher „vermeintliches Wissen hinterfragen und ausgehend von einem zu ermittelnden sicheren Fundament, den Wissensbestand bestmöglich rehabilitieren“ (Vgl. Huber 2013, Seite 268). Er verfolgt einen rigorosen Erkenntnisanspruch. In seinem bekannten Frühwerk Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft formuliert er 6

das Ziel eines methodisch geleiteten Wissenserwerbs. Jede Erkenntnis sollte neu begründet und „unerschütterliche und wahre Urteile in allen wissenschaftlichen Gegenstandsbereichen gewonnen werden“ (Vgl. Descartes 1628, Regel 1, Seite 3ff). Dabei soll man sich „nur solchen Objekten zuwenden, zu deren unbezweifelbarer Erkenntnis unsere Geisteskräfte ausreichen“ (Vgl. Descartes 1628, Regel 2, Seite 7ff). Seine Methode kann auch als Überprüfungsinstrument verstanden werden. Überprüft werden „sämtliche Formen des überlieferten Wissens“. Eine Überprüfung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Er unterscheidet vier Arten der Erkenntnis: Die Sinneswahrnehmung, Einbildungskraft, Intuition und Deduktion. Nur bei der Intuition und Deduktion handelt es sich um irrtumsfreie Erkenntnisarten. Es liegt in der Macht der Menschen, „Irrtümer durch methodische Sorgfalt zu vermeiden“. Jeder Mensch sei in der Lage dieselben sicheren Erkenntnisse zu gewinnen, weil er von Natur aus mit Vernunft begabt ist. Der Erwerb von rationalen Erkenntnissen ist die „Selbstbelehrung des geschulten Verstandes, geprüft mit den Mitteln des methodischen Zweifels“ (Vgl. Descartes 1641, 1. Meditation). Der Anwender dieses Verfahrens soll an der Existenz von allem zweifeln, was Irrtümern unterliegen könnte. Es handelt es sich um einen schrittweisen Prozess des Anzweifelns aller Kognitionen. Descartes möchte mit seiner Methode keinen Versuch unternehmen die Wissenschaft zu revolutionieren. Stattdessen sieht er eine Möglichkeit „sein Denken zu reformieren“ (Vgl. Huber 2013, Seite 237ff). IV.II Sein Ausgangspunkt: Der methodische Zweifel Als Skeptiker zweifelt Descartes im Sinne eines Gedankenexperiments. Im Mittelpunkt seiner Philosophie steht die Frage: Was ist eigentlich wirklich? Gibt es Dinge überhaupt, die wir sehen, hören oder riechen? Könnte das Leben vielleicht auch nur ein Traum sein? Nach radikalen Zweifeln an der eigenen Erkenntnisfähigkeit findet er eine Antwort, die ihn zufrieden stellt: „Cogito, ergo sum“. Er unterstellt den Menschen eine moralische Verantwortung, denn jeder sollte „einmal im Leben“ das Fundament der eigenen Urteile überprüfen (Vgl. Descartes 1641, Seite 8ff). Descartes behauptet, dass die Alltagsüberzeugungen der Menschen aus einem ungeübten Verstand resultieren und deshalb zu bezweifeln sind. Der Zweifel ist „universell, umfasst alle Sachverhalte und geht vom natürlichen Verstand aus“. Er wird solange betrieben, „bis die Gewissheit der Erkenntnis gesichert ist“ (Vgl. Descartes 1641, Seite 11). Wie weit Descartes mit seiner Skepsis geht, zeigt er indem er den Zweifel radikalisiert. Er formuliert drei verschiedene 7

Stufen des Zweifels: Den einfachen, verschärften und fundamentalen Zweifel. In der ersten Stufe prüft er die Zuverlässigkeit von Sinneswahrnehmungen. Descartes kommt zu dem Ergebnis, dass sie Ursache für Irrtümer sein können, weil sich physische Sinne als unzuverlässig erweisen. In der zweiten Stufe widmet er sich dem Traumargument, denn alles könnte auch nur ein Traum sein, mit Ausnahme der Arithmetik und Geometrie. Es gibt scheinbar kein Kriterium „mit dem sich feststellen ließe, ob man gerade wach ist, träumt oder Illusionen aussgesetzt ist (Vgl. Descartes 1641, Seite 13ff). So gibt es beispielsweise Halluzinationen, die während ihres Auftretens, als solche nicht erkannt werden. Damit erweisen sich auch rationale Erkenntnisse als bezweifelbar. In der dritten Stufe wird der Zweifel weiter radikalisiert. Er erörtert die Annahme eines „genius malignus“. Ein „betrügerischer Dämon“ täuscht den Menschen absichtsvoll in allen Sachverhalten und verkörpert mit seiner Allmacht einen fundamentalen Zweifel. Er manipuliert die Realität und illusioniert falsche Wirklichkeiten, wodurch sich die wahrgenommene Welt von der eigentlichen Realität unterscheidet. Eine weitere Steigerung des Zweifels scheint nicht möglich. Ein Prinzip kann genau dann als unbezweifelbar gelten, wenn er durch alle drei Stufen des Zweifels gegangen ist „und diese unbeschadet überstanden hat“ (Vgl. Huber 2013, Seite 272). Descartes kam zu der Überzeugung, dass man eigentlich an allem zweifeln kann, nur nicht an der Einsicht, dass ich selbst zweifle, was er mit seinem „Cogito, ergo sum“ zusammenfasst. Das „Cogito-Argument“ wird zur Wahrheit und zum Fundament für alle weiteren Schritte. IV.III Die Hauptregeln seiner Erkenntnismethode Sein Hauptwerk der Discours de la méthode beinhaltet seine Auseinandersetzung mit dem Skeptizismus und dem Aristotelismus. Ausgehend von einem allgemeinen Zweifel an überlieferten Wahrheiten,, ist es sein Ziel, „unwiderlegbare wahre Sätze zu finden“. Er kritisiert am Bildungsideal seiner Zeit, dass es keine systematische Methode für den Wissenserwerb liefert. Er begründet deshalb die Notwendigkeit eines Neuanfang: „Die historisch überlieferte, widersprüchliche Gestalt der Wissenschaften, soll durch eine neue systematische Methode ersetzt werden“. Seine gesamte Methode ist geprägt von seiner Praxis als Mathematiker. Die vier Grundregeln sind eine Anwendung, der in der Mathematik üblichen Verfahren und Arbeitsmethoden. Mit seiner Erkenntnismethode lassen sich zwar Probleme wissenschaftlich lösen, aber sie erfordert Zeit zur Analyse der elementaren Fragen. Bis sich daraus ein Weltbild ergibt, das auch handlungsleitende 8

Funktionen haben kann, empfiehlt Descartes „eine provisorische Moral“. Die Moral nimmt in seinem Denken eine zentrale Rolle ein. Im Vorwort seiner Prinzipien der Philosophie (1647) nennt er die Ausbildung eines Moralsystems, als das höchste Ziel seiner Philosophie. Er möchte Widersprüche und Lücken im Erkenntnisprozess schneller aufzeigen. Deshalb formuliert er ein vierstufiges Verfahren, um evidente Erkenntnisse gewinnen zu können (Vgl. Descartes 1637, Seite 33): Die Evidenzregel fordert „niemals eine Sache als wahr anzuerkennen, ohne sie genau zu kennen“. Vorurteile sollten vermieden werden. Man soll „nichts in mein Wissen aufnehmen, was sich meinem Denken, nicht so klar und deutlich darstellte, dass ich keinen Anlass hätte, daran zu zweifeln“. Die zweite Regel, die Zerlegungsregel, zerlegt jedes Problem „in so viele Teile, wie es nötig ist, um es anschließend gemäß der Evidenz-Regel besser lösen zu können.“ Die dritte Regel fordert „eine Ordnung von einfachen zu komplexen Problemen“. Mit den einfachsten Dingen sollte begonnen werden, um im Anschluss „schrittweise, bis zur Erkenntnis der zusammengesetzen Teile aufzusteigen“. Die vierte Regel, die Vollständigkeitsregel, sichert die Erkenntnis. Es sollen überall „allgemeine Übersichten aufgestellt werden, dass ich versichert wäre, nichts zu vergessen“. Damit die Erkenntnismethode im philosophischen Bereich Anwendung findet, müssen vor allem die beiden letzten Regeln respektiert werden. Der Evidenzbegriff nimmt in Descartes Erkenntnislehre eine wichtige Rolle ein. Denken hat mit Evidentem zu tun, wenn „die Vorstellungen klar und deutlich sind“. Alle Sachverhalte die nicht evident erscheinen, müssen konsequent zurückgewiesen werden. Er beschließt zunächst alles zu bezweifeln und dann zu entscheiden, was durch seine Evidenz diesem Zweifel Stand hält und damit zur Wahrheit erhoben wird. „Evident ist alles das, was seinem klaren Menschenverstand, dem bon sens, mathematisch unmittelbar einleuchtend ist“. Klarheit und Deutlichkeit werden zu seinen Wahrheitskriterien. René Descartes will aus dem Meinungsstreit der Philosophen heraustreten, indem er alles auf Prinzipien zurückführt, die wegen ihrer Klarheit und Evidenz unhintergehbar sind (Vgl. Huber 2013, Seite 273). V.

WELCHE

ROLLE

NEHMEN

INTUITIONEN

IN

DESCARTES

ERKENNTNISLEHRE EIN? Wenn man so will, hat Descartes drei Versionen eines einzigen philosophischen Textes geschrieben. Er hat das Gewicht seiner Argumentation stets verlagert und Korrekturen am Inhalt vorgenommen. René Descartes beschränkt sich in den Regulae nicht auf die 9

allgemeine Aussage jede Untersuchung müsse beim Einfachen, Evidenten ansetzen und dann schrittweise zum Komplexen übergehen. Er ist sich stattdessen vielmehr bewusst, dass eine Methodologie „sichere und einfache Regel“ formulieren muss, die in einer Untersuchung zu beachten sind (Vgl. Descartes 1628, Seite 3). Er fasst die beiden Grundregeln zusammen: Intuition und Deduktion. Diese beiden Erkenntnisarten sind „frei von Irrtümern“. Descartes bezeichnet sie als „Handlungen des Verstandes“ (Vgl. Huber 2013, Seite 265). Sinneswahrnehmungen sind dagegen „irrtumsanfällig“. Eine wissenschaftliche Untersuchung kann nur dann zuverlässiges Wissen liefern, wenn sie bei dem ansetzt, „was durch Intuition als wa...


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