Kulturgeschichte 3 powerpoint les 2 maart PDF

Title Kulturgeschichte 3 powerpoint les 2 maart
Course Duits: cultuurgeschiedenis van het taalgebied
Institution Universiteit Gent
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volledige powerpoint bij de les van 2maar kulturgeschichte...


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02.03.2021

Duits - „Cultuurgeschiedenis van het Taalgebied“ Kulturgeschichte der deutschsprachigen Länder bis 1945

Claudio Scarvaglieri

Letztes Mal • Als „Mittelalter“ wird die Zeit zwischen 500 und 1500 n.Chr. bezeichnet, die zwischen der Spätantike und der Renaissance liegt • Geprägt wurde das Mittelalter durch das Christentum, das alle Elemente politischen, gesellschaftlichen und individuellen Lebens berührte • Politisch zeigt sich die Dualität und Rivalität von Staat und Kirche als bestimmend Claudio Scarvaglieri

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Letztes Mal • Gesellschaftlich war das Mittelalter für die meisten Menschen durch ein hohes Maß an formaler Unfreiheit gekennzeichnet: Sie durften ihr Land nicht verlassen, ihren Beruf nicht frei wählen, mussten ihrem Lehnsherrn Gefolgschaft leisten, in den Krieg ziehen u.a. • Das Entstehen und der Aufschwung der Städte bewirken eine zunehmende Aufweichung dieses Zustandes • Verknüpfung der drei deutschsprachigen Länder: – Herrschergeschlecht Österreichs stammt von der Habsburg in der Schweiz – Rudolf von Habsburg wurde von den deutschen Kurfürsten zum König über das deutsche Reich gewählt – Schweiz entstand wesentlich im Abwehrkampf gegen die Habsburger Claudio Scarvaglieri

Tendenzen: Föderalismus • Fürsten können ihren Einfluss auf Kosten der Zentralgewalt (König) schrittweise vergrößern – Gründe: König ist physisch abwesend (Kreuzzüge, Friedrich II. auf Sizilien) oder durch Auseinandersetzung mit äußeren Mächten geschwächt (Investiturstreit, Gang nach Canossa)

→ Schwache Zentralgewalt, starke regionale Partikulargewalt → Föderalismus der deutschsprachigen Länder, Misstrauen gegen Zentralisierungstendenzen (im Bundesstaat, in der EU) Claudio Scarvaglieri

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Akteure • Vertreter der obersten weltlichen Macht: Könige, Kaiser • Vertreter der nachgeordneten weltlichen Macht: Fürsten • Vertreter der Kirche: Papst, Bischöfe, Äbte (hierarchisch, einheitlich) • Städte als „Schwureinungen“ von Bürgern

Claudio Scarvaglieri

Macht Warum ist ein König mächtig? Warum folgen ihm andere?

Claudio Scarvaglieri

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Machtfaktor: Anerkennung • Macht: jemand gilt als König, wird als König anerkannt – daher leisten ihm Untergebene Gefolgschaft • Ist diese Anerkennung nicht gegeben, schwindet die Macht • Daher ist es für Könige etc. wichtig, zu belegen, dass ihre Herrschaft legitim ist, dass ihnen ihr Amt zusteht. Dafür nutzen Sie sprachliche und symbolische Mittel: – – – – –

Familienstammbuch, um Abstammung zu belegen Krönung durch hochstehende Personen Berufung auf Gott Symbole wie Krone, Thron, Zepter, Reichsapfel u.a. … Claudio Scarvaglieri

Heute • Reformation • Dreißigjähriger Krieg

Claudio Scarvaglieri

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Das Ende des Interregnums • 1273 wählen die Kurfürsten den Schwaben Rudolf von Habsburg zum König • Dieser besiegt seinen Konkurrenten Ottokar von Böhmen 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld • Rudolf erwirbt 1282 Österreichs, der Steiermark und Krains und bildet damit eine Hausmacht – Begründung eines Königsgeschlechts, das über viele Jahrhunderte das Schicksal Europas und der deutschsprachigen Länder Claudio Scarvaglieri

Zeitstrahl

800: Karolinger reich

962: Heiliges Römisches Reich

1518: Reforma tion 1077: Gang nach Canossa

1848: Paulskir che 1618-1648: Dreißigjähriger Krieg

1871: Reichsgr ündung

1945: Ende 2. WK

1933: Machtü bergabe an Hitler

Claudio Scarvaglieri

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Entwicklungen im Spätmittelalter • große Hungersnot 1315–1317 • Pest zwischen 1346 und 1353 (25 Mio. Tote) • Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung in Reaktion auf die Pest 1348-1351 (u.a. Basel, Freiburg, Worms, Köln, Brüssel) • Verringerung der Bevölkerung um etwa die Hälfte (in den 200 Jahren davor war die Bevölkerung stark angewachsen) Claudio Scarvaglieri

Pest • Historisch die größte demografische Katastrophe in Europa • Pestbakterien durch Handelsschiffe aus Zentralasien eingeschleppt • durch Flöhe übertragen, die sich durch Ratten verbreiteten • mangelhafte hygienische Bedingungen und beengte Lebensumstände

Miguel Serra (1720): Die Pest in Marseille

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Juden im Spätmittelalter • Deutsche, die v.a. wegen ihrer Religion außerhalb der christlichen Stadtgemeinde stehen – leben in Gettos, abgesondert vom Rest der Gesellschaft – sind am Rande der Gesellschaft als Geldleiher und Bankiers tätig (da Christen kein Geld gegen Zinsen verleihen dürfen)

• Verschwörungsangst / Neid auf Vermögen und Besitz der Juden • Judenpogrome, z.B. in Straßburg: oppositionelle Patrizierfamilien und Zünfte ermorden Juden mit Unterstützung von Bischof und Adel – Schuldentilgung – Bargeld wird den Zünften übergeben Claudio Scarvaglieri

Entwicklungen im Spätmittelalter • Fortschreitende Machtzugewinne der Landesfürsten, Machtverlust des Königtums • Könige agieren wesentlich mehr innerhalb Deutschlands, konzentrieren sich auf ihre angestammten Gebiete („Hausmachtpolitik“), vernachlässigen Randgebiete wie Oberitalien, Burgund (wachsender Einfluss Frankreichs), Böhmen • Könige werden nun nur noch durch Wahl bestimmt, dabei kommt es auch zur Wahl von mehreren Königen (Doppelkönigtum von 1325) oder zur Absetzung eines Königs (Wenzel von Luxemburg 1400) Claudio Scarvaglieri

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Entwicklungen im Spätmittelalter • Die Fürsten können es auch durchsetzen, dass der König nicht mehr durch den Papst bestätigt werden muss • Goldene Bulle: Regelung der Machtverhältnisse und Kompetenzen im Reich (1356, Karl IV.) – Einfaches Mehrheitswahlrecht des Königs durch die sieben Kurfürsten – Verhinderung von Doppelwahlen – Wahlort: Frankfurt – Kurfürstentümer: unteilbar, Vererbung an ersten Sohn – Jährlicher Versammlung und Beratung der Kurfürsten

Claudio Scarvaglieri

Goldene Bulle: Kurfürsten 1) Erzbischof von Trier 2) Erzbischof von Köln 3) König von Böhmen 4) Pfalzgraf bei Rhein 5) Herzog von Sachsen 6) Markgraf von Brandenburg 7) Erzbischof von Mainz Claudio Scarvaglieri

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Entwicklungen im Spätmittelalter • Sprachliche Vielfalt im Reich: Fürstensöhne werden in Deutsch, Lateinisch, Italienisch und Tschechisch unterrichtet • Das Königtum wechselt zwischen verschiedenen Häusern (u.a. Haus Luxemburg über mehrere Jahrzehnte), ab 1437 bleibt es aber bis zum Ende des Reiches (1806) fast durchgehend bei den Habsburgern Claudio Scarvaglieri

Das „Heilige Römische Reich (deutscher Nation“ um 1400 • „Flickenteppich“

Claudio Scarvaglieri

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Entwicklungen im Spätmittelalter: Kirche • Die Katastrophen im 14. Jahrhundert (Hungersnöte, Pest) beeinträchtigen die Glaubwürdigkeit der Kirche – Sie wurden häufig als Strafe für ein von Gott abgefallenes Leben/ Volk verstanden – Da die Kirche in ihrer gegenwärtigen Verfassung nicht hatte verhindern können, wurde die Schuld (auch) bei ihr gesucht:

Claudio Scarvaglieri

Entwicklungen im Spätmittelalter: Kritik an der Kirche • Papsttum – Verweltlichung – Nepotismus – Auseinandersetzung mit dem Kaisertum

• Geistlichkeit – – – – – –

Verweltlichung Simonie (= Ämterkauf) Kirchenorganisation ausgedehnter Landbesitz Steuereinnahmen Geschäfte, z.B. mit Reliquien Claudio Scarvaglieri

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Entwicklungen im Spätmittelalter: Kritik an der Kirche • Entstehung von Sekten, Häretikern, die von der katholischen Kirche bekämpft werden • Entstehung von Reformbewegungen, die sich nicht von der Kirche abspalten, sondern sie von innen erneuern wollen • Eine Reaktion darauf besteht in der Inquisition (Entstehung im 13. Jahrhundert): Ketzer werden verfolgt und bestraft (Folter, Tod) – so soll mit Zwang die Einheit der Kirche gesichert werden Claudio Scarvaglieri

Kritik an der Kirche: Ablass Ablass (lat. Indulgenz) • Gnadenakt der Kirche, durch den zeitliche Sündenstrafen erlassen werden • Im Mittelalter fürchtete man vor allem die Qualen im Fegefeuer nach dem Tod und glaubte, dass sie durch Ablass verkürzt oder ganz vermieden werden könnten • Ablass durch Geldzahlung an die Kirche war ein seit langem bekanntes Verfahren, das von der Kirche stets ausgeweitet wurde → Kirche nutzt ihre Position als Stellvertreter Gottes und die (von der Kirche geschürte) Angst der Menschen vor der Zeit nach dem Tod für eigene finanzielle Vorteile → Ablasssystem kommt immer mehr unter Kritik Claudio Scarvaglieri

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Ablassbrief

Situation um 1500 im Reich 1500, Ausgang des Spätmittelalters • Schwächung der Zentralgewalt, Reich als Flickenteppich • Schwächung der Kirche – Kritik, Häresien, Sekten → Klassische, überkommende Ordnungsmächte verlieren an Einfluss „es war eine erschütterte, beunruhigte, in Verwandlung, Erweiterung und Gärung, […] eine aus dem Gleichgewicht geratene, Neues erwartende Welt“ (Treue 1978: 243) Claudio Scarvaglieri

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Martin Luther In dieser historischen Situation tritt Martin Luther auf den Plan. • geboren 1483, Sohn eines Hüttenmeisters (Leiter einer Metallhütte, in der aus Erz Metalle gewonnen werden) • 1505 Abschluss Philosophiestudium, danach Beginn des Jurastudiums • Nicht übermäßig fromm – hatte zu dieser Zeit noch „keine vollständige Bibel gelesen2 (Treue 1978: 244) • Nach dem Tod eines Freundes leidet er unter „Tristitia“ – einer im Mittelalter bekannten Form der Schwermut („Depression“?)

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Gemälde von Lucas Cranach (1529)

Martin Luther Legende: • In „diesem Zustand der Unsicherheit und des Zweifels“ (Treue 1978: 244) schlägt auf der Reise bei Stotternheim ein Blitz direkt neben ihm ein und schleudert ihn zu Boden • Im Schrecken gelobt Luther Mönch zu werden → Legendäres „Erweckungserlebnis“ (vgl. Paulus, Augustinus und viele andere)

Claudio Scarvaglieri

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Martin Luther • 1505-1511 im Augustinerkloster Erfurt • Ab 1511 in Wittenberg, 1512 Doktor der Theologie, 1513 Lehrstuhl für Bibelauslegung in Wittenberg • 1513 Reformatorische Wende

Claudio Scarvaglieri

Martin Luther 1513 Reformatorische Wende • Nach jahrelangem Bibelstudium und trotz untadeligen Mönchslebens fühlt Luther sich vor Gott als Sünder, unfähig, den strafenden Gott zu lieben • Legendäres „Turmerlebnis“ im Arbeitszimmer im Wittenberger Augustinerkloster • Beim Studium von Paulus‘ Römerbrief (Röm 1, 17): „das Wort Gottes selbst bietet die Lösung“ (Treue 1978: 245) Claudio Scarvaglieri

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Reformatorische Wende Luther über den Römerbrief • „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“ • Gottes ewige Gerechtigkeit ist also ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben wird. Keinerlei menschliche Eigenleistung kann dieses Geschenk erzwingen. • Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, sei kein menschenmögliches Werk. → Glaube und Gnade Gottes als etwas, das sich allein zwischen dem Gläubigen und Gott abspielt → Bedeutung der (von Menschen gemachten) Kirche als Mittler zwischen Gott und dem Gläubigen schwindet

Claudio Scarvaglieri

Reformatorische Wende → Kirche hat kein Recht, über Gläubige zu verfügen, kein Recht auf Ablass (u.a.), weil Menschen keine Sünden vergeben können (das kann nur Gott, für jeden Menschen individuell) → Gesamte mittelalterlicher Theologie gerät damit ins Wanken

Claudio Scarvaglieri

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Folgen Luthers reformatorischer Wende • 1517 läuft eine größere Ablasskampagne, die dem Papst zum Neubau des Petersdom und in Brandenburg dem Erzbischof zur Verringerung der Schulden bei den Fuggern (wichtiges Kreditgeberfamilie aus Augsburg) dienen sollte • Ablass konnte man für fast alle Sünden erlangen, auch ohne selber seine Sünden bereut und gebeichtet zu haben (man musste nur den Ablassbrief kaufen) • Dominikaner Johann Tetzel erlässt eine vereinfachte Ablassanweisung, verdient ebenfalls am Ablasshandel

Claudio Scarvaglieri

Wie begründet Tetzel den Ablasshandel?

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Luthers 95 Thesen • Die Ablasspraktik widerspricht klar Luthers Überzeugung, dass Gläubige nur durch Gott Gnade erlangen können • Dabei kritisiert er weniger das Gebaren der Kirche in finanzieller Hinsicht, als die Tatsache, dass Gläubige in die Irre geführt werden (weil die Kirche in Wahrheit keine Erlösung gewähren kann – die kommt nur unmittelbar von Gott) • Am 31. 10. 1517, dem Vorabend des Ablassfestes, nagelt er 95 Thesen (auf Latein) zu Glauben, Glaubenspraktiken und in Kritik des Ablasses an die Schlosskirche zu Wittenberg (historisch umstritten) • Außerdem verschickt er die Thesen an Bischöfe und Gelehrte • Er kritisiert darin u.a. Ablasshandel und Simonie, fordert eine Rückwendung der Gläubigen zu den Lehren der Bibel Claudio Scarvaglieri

Luthers 95 Thesen z.B. auf https://de.wikipedia.org/wiki/95_Thesen Kommentiert: https://www.deutschlandfunk.de/tagfuer-tag-thesenlesen.3272.de.html These 86: „Warum baut der Papst, dessen Reichtümer heute weit gewaltiger sind als die der mächtigsten Reichen, nicht wenigstens die eine Basilika des Heiligen Petrus mehr von seinen eigenen Geldern als von denen der armen Gläubigen?“ Claudio Scarvaglieri

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Lucas Cranach „Der Antichrist“ (1521) Wen meint Cranach hier mit dem Antichristen?

Warum protestiert Luther gegen den Ablasshandel?

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Luthers 95 Thesen • Die Thesen werden in einer Zeit verbreitet, in der die Kritik an der Kirche wächst – sie fallen also auf fruchtbaren Boden • Schnelle Verbreitung in Gelehrtenkreisen (auch außerhalb des Reichs), Übersetzung ins Deutsche, großer öffentlicher Widerhall • Da sich die Thesen an Gelehrte wenden, verfasst Luther 1518 einen deutschen «Sermon von dem Ablass und Gnade», der sich an das einfache Volk richtet • Luthers Schriften werden zusätzlich bebildert, so dass sie auch die vielen Analphabeten verstehen konnten • Zudem trägt der Buchdruck sehr zur Verbreitung von Luthers neuer Lehre bei

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Buchdruck • 1450 erfindet der Goldschmied Johannes Gutenberg in Mainz bewegliche Lettern, mit denen sich das Buchdrucken industrialisieren lässt • Die Vervielfältigung von Büchern, Flugblättern und anderen Schrifterzeugnissen wird damit deutlich schneller und kostengünstiger • Damit verbreitet sich auch Wissen schneller und weiter, der öffentliche Diskurs verändert sich stark • 1500 gab es in Europa 252 Druckorte, davon 62 im Reich • Im 16. Jahrhundert machen Schriften Martin Luthers ein Drittel aller Drucke in Europa aus – Reformation und früher Buchdruck sind eng miteinander verbunden → Technologie als Faktor geschichtlicher Entwicklungen Claudio Scarvaglieri

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Verlauf der Reformation • Luther erschreckt sich zunächst über die große Wirkung seiner Texte • Er widerruft jedoch nicht, sondern radikalisiert seine Opposition eher: als der Papst ihm 1520 den Bann androht, verbrennt er die päpstliche Bulle

Verlauf der Reformation • Im Januar 1521 wird Luther exkommuniziert → Entscheidung der kirchlichen Macht • April 1521 Reichstag zu Worms, auf dem Luther verhört wird → Entscheidungsfindung der weltlichen Macht – Einige Fürsten unterstützen Luther, Kaiser Karl V. sieht sich als Schutzherr des katholischen Glaubens, stellt sich letztlich gegen Luther – Luther widerruft nicht: „… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“

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Verlauf der Reformation • Kaiser Karl V. spricht auf dem Reichstag die Reichacht gegen Luther aus – Luther ist damit „vogelfrei“, jedermann kann ihn ohne Strafe töten • Da er als Kirchenkritiker viele Feinde hatte, brachte ihn das in Gefahr. Er lässt sich daher zu seinem Schutz, mit Zustimmung des Kurfürsten von Sachsen, auf die Wartburg entführen • Hier verbringt Luther etwa ein Jahr mit dem Bibelstudium

Verlauf der Reformation • Auf der Wartburg übersetzt Luther auch das Neue Testament ins Deutsche • Mit dieser Übersetzung schafft er einen wichtigen Grundstock für eine gemeinsame Schriftsprache des deutschsprachigen Kulturraums

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Bibelübersetzung • Orientierung an der Alltagssprache, aber auch Darstellen des sakralen Charakters des Textes • Beitrag zur Kanonisierung und Entwicklung des Wortschatzes, prägende Stilistik (als Buch zum Vorlesen) • Beitrag zur Kodifizierung (Festlegung von Regeln für Orthographie v.a.) des Deutschen • Bibelübersetzung trägt wesentlich zur Verdrängung des Niederdeutschen in Norddeutschland bei (Zerfall der Spracheinheit zwischen Norddeutschland und den niederländischen Gebieten im 17. Jahrhundert)

Claudio Scarvaglieri

Heiliges Römisches Reich im Jahr 1519

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Verlauf der Reformation • Der Kaiser Karl V. ist durch einen Aufstand in Spanien beschäftigt, später führt er Krieg gegen Frankreich • Deutschland und Luther rücken damit in den Hintergrund – der Kaiser verfolgt die Reformatoren mit wenig Nachdruck • Die Fürsten tolerieren die Verbreitung von Luthers Gedanken und beschäftigen sich v.a. mit der Festigung ihrer Macht gegen Kaiser, Adel und Bauern → Politische Struktur, Mangel einer Zentralgewalt kommt der Verbreitung der Reformation zugute

Claudio Scarvaglieri

Andere Reformatoren • Zürich: Zwingli • Genf: Calvin • Theologische und politische Differenzen mit Luther – Zwingli lehnt nicht nur die kirchliche, sondern auch die staatliche Obrigkeit der Fürsten ab (Verbindung von Religion und Außenpolitik) – Zwingli fordert ein reines Christentum, ein „Urchristentum“ (religiös strenger als Luther (Bilderverbot)) – Calvin: Prädestinationslehre: Des Menschen Glück ist von Gott vorher bestimmt → Erfolg (Reichtum) als Anzeichen für Auserwähltheit durch Gott

Claudio Scarvaglieri

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Luther und die Juden • Luther knüpft zunächst an den im Mittelalter verbreiteten Antijudaismus (Juden als Christusmörder) an • Er fordert 1523 jedoch eine gewaltfreie Judenmission und Integration der Juden in die Mehrheitsgesellschaft, kritisiert die kirchliche Diffamierung der Juden • Mit der Zeit ändert er seine Haltung erneut, äußert sich immer feindseliger gegen Juden • Dies geschieht unter dem Eindruck fehlender Missionserfolge (Juden wollen nicht bekehrt werden) und der Gefährdung der Reformation (Juden als Dritte, gegen die man sich vereinigen kann?) Claudio Scarvaglieri

Luther und die Juden Gewaltaufruf in „Von den Juden und ihren Lügen“ • Luther ruft zunächst verschiedene Stereotypen auf, von den reichen und faulen Juden, den Juden als Brunnenvergifter, Kindesentführer u.ä. • Dann fordert er dazu auf – ihre Synagogen niederzubrennen, – ihre Häuser zu zerstören und sie wie Zigeuner in Ställe...


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