Medienrezeption Soziale Informationsverarbeitung PDF

Title Medienrezeption Soziale Informationsverarbeitung
Course Einführung in die Medienwissenschaft
Institution Eberhard Karls Universität Tübingen
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Soziale Informationsverarbeitung...


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Montag, 13. Juni 2016

Soziale Informationsverarbeitung

1. Die Schweigespirale nach Noelle-Neumann 1. Annahme, dass Menschen Angst vor sozialer Isolation haben. 2. Sie scannen ständig das öffentliche Meinungsbild (Massenmedien und individuelles soziales Umfeld) mit dem Quasi-Statischen Organ. 3. Menschen, die davon überzeugt sind, ihre Meinung sei die der Mehrheit der Gesellschaft, weisen eine erhöhte Redebereitschaft auf. 4. Diejenigen Menschen mit der vermeintlich unpopulären Position haben eine geringe Redebereitschaft. 5. Medien vermitteln bestimmte Standpunkte und Argumente, die von der Masse übernommen werden. Massenmedien können durch wiederholte und einstimmige Unterstützung einer Meinung maßgeblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung ausüben.

2. Medienlandschaft 2.1 Noelle-Neumann Starke Übereinstimmung der Nachrichtenberichterstattung in den 70er Jahren → Das Individuum wird mit einem eindeutigen, übereinstimmenden Medienton konfrontiert. 2.2 Heute Ausweitung und Diversifikation der Massenmedien in den westlichen Staaten → „Special Interest Media“, Internet (Indirect environment offline → direct environment online)

3. Forschungsfragen a) Wie werden Meinungen rezipiert? b) Wie Konsonant sind die Medienberichterstattungen heute? − Massive Ausweitung der Massenmedien ≠ Diversifikation der öffentlichen Meinungen → Wachsende Selbstreferenz der Massenmedien → Filter bubble + Diversifikation von professionellen Nachrichten, angeregt durch das Internet

4. Die Rolle der Sozialen Medien in der Entwicklung öffentlicher Meinung Soziale Online-Netzwerke erlauben Individuen ihre Meinungen online auszutauschen. Besonders wichtig sind Soziale Netzwerke, die viele Menschen verwenden. Nebensächlich sind z.B. Politische Foren oder Weblogs. 4.1 Internet Schmaler Graben zwischen virtueller interpersonaler Kommunikation und Massenkommunikation online. → Schwierig auf den ersten Blick beide Informationsquellen auseinander zu halten. 1

Montag, 13. Juni 2016 Beispiel: Nutzer postet Link von einem Artikel einer Onlinezeitung oder kommentiert Artikel. → Zusammenfallen von sozialer und massenmedialer Kommunikation. 4.1.1 Angst vor sozialer Isolation Im Internet sind die Barrieren, selber Inhalte zu produzieren sehr gering − jeder kann potenziell einflussreiche Artikel produzieren. Außerdem können Artikel anonym veröffentlicht werden, so tritt keine Angst vor der sozialen Isolation ein. → Ermöglicht Menschen, non-konforme Meinungen auszusprechen, und das konforme Meinungsbild zu hinterfragen. Konklusion: → Das soziale Umfeld online eines Individuums bereichert die Meinungsvielfalt, die sich in der Öffentlichkeit verbreitet.

5. Selektionsprozess und das wahrgenommene Meinungsklima Die meisten Menschen werden sich selten in einstellungs-diskrepante Medien involvieren. Das gleiche gilt für soziale Kontakte: Individuen wählen in den meisten Fällen die Umgebungen für persönliche Interaktionen, in denen sie Menschen mit ähnlichen Meinungen und Kompetenzen treffen. 5.1 Subjective media tone Repräsentiert die Medieninhalte, die tatsächlich vom Individuum wahrgenommen werden. Noelle-Neumann: Objective Media Tone! → Es gibt keine vollkommen Objektive Meinung → Internetnutzer sind dazu gezwungen, ihre Inhalte selbst auszusuchen (Im Gegensatz zum Fernsehen). 5.1.1 Hypothese Individuen selektieren den Input der Massenmedien und den ihrer sozialen Umgebung subjektiv → Auffassung eines entsprechend subjektiven Meinungsklimas. 5.2 Subjective-Consonant Selection of Information Das Individuum schenkt nur denjenigen Informationen, die ihrem Meinungsbild entsprechen, Aufmerksamkeit. Dabei vermeidet sie aktiv dissonante Informationen. Studien belegen, dass Online-user mit ihrer Einstellung übereinstimmende Botschaften bevorzugen. → User wählen vereinbare Information die auf ihren Interessen, Gefallen und Bedürfnissen basierten, während sie nicht geeignete Informationen einfach ignorieren. → Selbst errichtete Information Bubble. 5.2.1 Kognitive Dissonanz Menschen versuchen kognitive Dissonanz zu vermeiden

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Montag, 13. Juni 2016 5.3 Subjective-Pluralistic Selection of Information Das Individuum agiert ausgeglichen: Es wählt sowohl mit der eigenen Meinung konsonante, als auch dissonante Informationen aus. Es ist nicht immer möglich, dissonante Informationen zu vermeiden. → enger Freund postet dissonante Meinung auf Facebook, Meinung eines Artikels nicht sofort ersichtlich, Informationssuche in Suchmaschinen (Fehlen von Kompetenz, Faulheit). 5.3.1 Charakteristika, die den Selektionsprozess abschwächen → Führen das Individuum zu mehr dissonanten Informationen. z.B. Nachrichtenwert, Neuigkeit und Brauchbarkeit einer Information, die Neugier des Rezipienten, Positionierung eines Artikels 5.4 Dissonant Selection of Information Das Individuum sucht gezielt nach Informationen, die seine eigene Sichtweite anfechten. Er wird sich auf Artikel mit einem subjektiv dissonanten Ton konzentrieren, oder z.B. dissonante Kommentare in sozialen Netzwerken lesen. → Der Wunsch nach über-informiert-sein (anstehende Diskussion)

6. Wahrnehmungsprozesse 6.1 Noelle Neumann’s Quasi-Statisches Organ Individuen sind abhängig von Medienberichterstattungen, wenn es um Themen im Interesse der Öffentlichkeit geht, da es keine Möglichkeiten gibt, Ereignisse aus erster Hand zu erleben. → Individuen bewerten dadurch die Meinungen in der Berichterstattungen über und projizieren sie auf eine eigentlich diffuse gesellschaftliche Meinung. → Das wahrgenommene Meinungsklima ist einseitig in Richtung der Meinung der Berichterstattung verfälscht. → Beeinflusst die Redebereitschaft und Meinung des Individuums. 6.2 Andere Ansätze Lokalisieren die Gründe für eine einseitige Wahrnehmung des Meinungsklimas nicht in den Massenmedien, sondern bei den Rezipienten selbst. 6.2.1 Looking-Glass Effect (Fields und Schuman) → Menschen besitzen eine „Tendenz, Zustimmung wahrzunehmen“. → Fehlende Information über die Meinungsverteilung in der Gesellschaft → Einfacher für das Ego, wenn sich Individuum im Einklang mit anderen befindet → Fehlen von dissonanten Signalen auf Grund einer gut gewählten Umgebung Das Individuum hat eine klare eigene Meinung, die er auf das wahrgenommene Meinungsklima überträgt. Niemand würde Angst vor sozialer Isolation haben, weil jeder denkt, für die Mehrheit zu sprechen.

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Montag, 13. Juni 2016 6.2.2 Hostile Media Effect Wenn ein Individuum eine ausgeglichene Nachricht liest, sie jedoch als feindlich gegenüber ihrer eigenen Meinung interpretiert. → Passiert, wenn das Individuum am Thema sehr interessiert/ beteiligt ist, und die Verbreitung des Themas sehr groß ist. 6.2.2.1 Online Medien Ein Artikel mit vielen Kommentaren wird eher als dissonant wahrgenommen, als ein Artikel mit wenigen oder keinen Kommentaren. 6.2.2.2 Hostile social effect Individuen haben das Gefühl, dass die Gesellschaft, inklusive der sozialen Kontakte, sich gegen sie stellt. → Wahrnehmung einer feindlichen sozialen Umgebung

7. Informationsselektion und Wahrnehmung des Meinungsklimas (online) 7.1 Subjektiv-Konsonant Hypothese: Personen, die Informationen subjektiv-konsonant auswählen, neigen dazu, eine mit ihrer eignen Meinung übereinstimmendes Meinungsklima wahrzunehmen. → Das Resultat ist durch die Selektion vorbestimmt: Konsonantes Meinungsklima 7.2 Subjektiv-Pluralistisch Kontakt mit selektierten, konsonanten Informationen einfacher online, jedoch können dissonante Inhalte nicht komplett vermieden werden. a) Das Individuum setzt sein quasi-statisches Organ zur Wahrnehmung ein. → Entweder konsonantes oder dissonantes Meinungsklima b) Das Individuum handelt nach dem Looking-Glass Effekt. → Konsonante Wahrnehmung des Meinungsklimas c) Das Individuum bewertet entgegengesetzte Meinungen über, ein Hostile Media Effekt setzt ein. → Dissonante Wahrnehmung des Meinungsklimas 7.3 Dissonant → Durch die Selektion vorbestimmt: Dissonante Wahrnehmung

8. Konklusion a) Was das Individuum als Meinungsklima wahrnimmt, hängt stark von den Informationen ab, die er aus den Massenmedien und aus seiner sozialer Umgebung selektiert. b) Wahrnehmungsprozesse spielen nur eine Rolle, wenn das Individuum die Informationen selektiv-pluralistisch auswählt. (Die verbreitete Form der Selektion) c) Die Schweige Spirale begegnet in allen 3 Fällen große Einschränkungen, da das Meinungsklima sehr subjektiv wahrgenommen wird. d) Änderungen der Öffentlichen Meinung online können in die offline-Welt transferiert werden, wenn die traditionellen Massenmedien darüber berichten.

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Montag, 13. Juni 2016

9. Orienterungsstrategien 9.1 Kognitive Orientierung Dominiert in nicht-eindeutigen Situationen, wenn Menschen sich ihrer eigenen Beobachtung nicht sicher sind, oder unter Entscheidungsdruck stehen. → Entscheiden sich dafür, sich anderen anzuschließen. 9.1.1 Ergebnisse von Studien Probanden passten sich eher an, wenn du Diskrepanz zwischen der richtigen und der falschen Antwort kleiner ist. → Das Phänomen verschwindet, wenn auch nur ein einziger anderer Proband auf die richtige Antwort besteht. → Im Nachhinein hinterfragten die Probanden nicht die Wertung der Mehrheit, sondern ihr eigenes Urteilsvermögen. 9.2 Strategische Orientierung Dominiert in kompetitiven Situationen, wo derjenige der am besten die Kollektive Beurteilung vorhersieht, Belohnt wird. → Versucht vorauszuahnen, statt zu folgen. Hält sich dabei mit seiner Meinung zurück. 9.2.1 Beispiele a) Menschen sich williger, offen jemandem zu widersprechen, wenn seine Meinung die de Mehrheit ist. → Versucht, Minderheit zu überzeugen. Minderheiten widersprechen, wenn sie versuchen, jemanden zu bekehren, oder jemanden mit der selben Meinung wie er zu finden. b) Identifikation und Differenzierung in Mode: Modebewusste Menschen versuchen sich immer up-to-date zu kleiden, gleichzeitig aus der Masse hervorzustechen oder anderen einen Schritt voraus zu sein. → Wenn sich ein Style etabliert hat, passen sich Menschen dem ohne großes Hinterfragen an. c) Politische Strategien betonen Themen, die von der Mehrheit der Wähler erwartet werden und vermeiden diese, die einen Rückschlag auf die Partei haben können. Kleine Parteien fokussieren sich auf kleinere Wahlbezirke und ihre besonderen Bedürfnisse. 9.3 Normative Orientierung Konformität - was die meisten Menschen tun oder sagen, um Missbilligung zu vermeiden - begründet normativ orientiertes Verhalten. (Angst vor sozialer Isolation) → Konvergentes Verhalten passiert teilweise unbewusst. → Bilder, Klischees, Ideen, Memes replizieren sich solange bis sie zu Normen werden. Diese Normen machen das Leben vorhersehbar in sozialen Situationen, weil wir wissen, was erwartet wird. → Ob jemand seine Meinung versteckt oder sie verteidigt, hängt jedoch von dem Gegenüber/ Publikum und der Situation ab.

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Montag, 13. Juni 2016 9.3.1 Sanktionen Missachtung der Normen kann Sanktionen und Probleme nach sich ziehen. → Die Gesellschaft entscheidet, ob eine Handlung gut oder schlecht ist. → Die Gesellschaft entgegnet dem Handelnden entweder mit Bewunderung oder Abscheu, mit Respekt oder Spott. Betrifft sowohl das Selbstvertrauen als auch die persönlichen Beziehung der Person. → Die Gesellschaft begegnet dem Handelnden mit Gewalt, um ihn zu „führen“. → Moderne Gesellschaften setzten auf nicht physikalische Sanktionen.

10. Öffentliche Meinung 10.1 Meinung Meinungen bedingen die Existenz von Zweifel → Es gibt mehr als nur eine Seite. Wenn akzeptiere Meinungen öffentlich von genug Menschen hinterfragt werden, kommen Meinungen ins Spiel. 10.2 Öffentlichkeit Gegenteil von der Privatsphäre, in der Menschen ihre Meinungen frei äußern können, ohne Sanktionen von der Gesellschaft zu erhalten. Die Zeitgenössische Öffentlichkeit besteht aus einer Masse von verschiedenen Fremden, die nicht organisiert ist (um deviantes Verhalten in Schach zu halten). Mitglieder der Öffentlichkeit sind self-selected: Menschen, die genug Bedenken haben, um sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen. 10.2.1 Diskurse Öffentliche Diskurse operieren auf 2 verschiedenen Leveln a) Das inter-personale, lokale, miteinander verbindende Level → Meinungen innerhalb dieser Gruppe neigen dazu homogener zu sein. → Schweigespirale b) der abstrakte öffentliche Bereich → Diskurse werden durch Medien kanalisiert Mehrheiten dominieren nicht unbedingt die Öffentlichkeit. → Bei günstiger Situation können auch Minderheiten großen Einfluss ausüben (z.B. AfD).

11. Konklusion a) Zustimmung basiert auf einem zwar ungeschrieben, aber ständig betonten Verhaltenscode, der bei nicht-Einhaltung Sanktionen mit sich bringt. → „Self-censorship“, um sozialen Frieden aufrechtzuerhalten. b) Öffentliche Meinung bildet sich nicht aus der Meinung einer Mehrheit, sondern aus öffentlichen Diskursen.

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