NdL Erzählanalyse I - WiSe20 PDF

Title NdL Erzählanalyse I - WiSe20
Course Einführungsvorlesung NdL für Deutsch im Rahmen der Fächergruppendidaktik
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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WiSe20...


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NdL:Erzählanalyse I VL7(18.12.2020)

1.1 Grundsätzliches - Epik - „Universalität des Erzählens“: Erzählen ist Basisfunktion der Kommunikation, Grundausstattung des Sprachwesens beim Menschen (auch anthropologische Konstante) - Hat sich aus dem alltäglichen Erzählen entwickelt - Anfangs bei mythischen, religiösen oder heroischen Texten – ein Katalysator für die kulturelle Entwicklung von Gemeinschaften-> Identitätsstiftung - Erzählungen liefern als ein Archiv der Traditionen, als Speicher und Tradierungsmedium -> gewissermaßen die Matrix für kulturelle Prozesse - Walter Fisher - Künstlerische Prosa knüft an 1.2. Fiktionales und faktuales Erzhlen - faktuales Erzählen: Wahrheitskriterium-> wahr o. falsch, direkte Referenzialisierung (REALE WELT: Erzählung im Alltag) - fiktionales Erzählen: „kommunizierte Kommunikation“ (Dieter Janik), Referenz zweiter Ordnung, Fiktionalitätssignale (zB Roman,Tiere) - Diegese, „willing suspension of disbelief“ (sich auf Erzählung einlassen) (Samuel Taylor Colderidge) - Fiktionalitätspack (ERFUNDEN aber NICHT ERLOGEN) 1.3. Erzhlen und Erzhltes Gérard Genette: „histoire“: rein inhaltlichen Ebene (Handlung) „discours“: spezifische Art und Weise ihrer Präsentation (Fragen nach Umgang mit Zeit Erzählinstanz) 1. Ereignis/Motiv: Kleinstes Element der Handlung, elementare Einheit eines narrativen Texts. 2. Geschehen: In einem ersten Akt der Integration der Ereignisse schließen diese sich zu einem Geschehen zusammen, wenn Chronologie vorhanden ist 3. Geschichte: Wenn zusätzlich zur chronologischen Verbindung der einzelnen Ereignisse - motivierende Faktoren hinzutreten, die die einzelnen Ereignisse kausal miteinander verknüpfen zB. „der könig starb und dann starb die königin aus kummer“ 4. Handlungsschema: „Das Handlungsschema ist ein aus der Gesamtheit der erzählten Ereignisse abstrahiertes globales Schema der Geschichte, das nicht nur für den einzelnen Text, sondern für ganze Textgruppen (wie z.B. Gattungen) charakteristisch sein kann. Durch die Integration in ein Handlungsschema erhält die Geschichte eine abgeschlossene (Anfang, Mitte, Ende) und sinnhafte (z.B. archetypische) Struktur.“

zB Genres Detektivroman (Handlungsträger ein Detektiv mit Rätsel, Rätsel nachgehen, aufdecken) Ziel. Spannung, Täter entpuppt sich am Ende -Abweichungen: ästhetisch wertvoll, lenkt Lesererwartung

1.4. Das „Wie“ der Erzhlung 1.4.1. Zeit erzählte Zeit: Zeit, die in der Geschichte vergeht Erzählzeit: Zeit, die zum Erzählen der Geschichte benötigt wird „Die Erzählung dagegen hat zweierlei Zeit: ihre eigene erstens, die musikalisch-reale, die ihren Ablauf, ihre Erscheinung bedingt; zweitens aber die ihres Inhalts, die perspektivisch ist, und zwar in so verschiedenem Maße, daß die imaginäre Zeit der Erzählung fast, ja völlig mit ihrer musikalischen zusammenfallen, sich aber auch sternenweit von ihr entfernen kann.“  Thomas Mann 1.4.1.1. Zeitliche Dauer und Erzhltempo Erzähltempo: Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit Eberhard Lämmert: Bauformen des Erzählens (Stuttgart 1955) Zeitdeckend/szenisches Erzählen: Erzählzeit und erzählte Zeit gleich groß wie erzählte Zeit „Hat keinen Zweck, Jung, Ich stell deinen Vater doch nicht ein.“ „Aber vielleicht stellen Sie mich ein als Handlanger, ich mache alles!“ „Mit den Händen -?“ „Einmal muß man anfangen, Ich weiß auf ‘nem Bau Bescheid.“ Raffung: hohes Tempo; Erzählzeit ist sehr kurz für die 7 Tage (erzählte Zeit > Erzählzeit) Dehnung: Zeitlupeneffekt, (erzählte Zeit < Erzählzeit) häufig bei Beschreibungen von Figuren Ellipse / Zeitsprung / Aussparung / Auslassung: durch Absatz markiert sexuelle Aktionen wurden meist übersprungen, wg Tabu (zB Theodor Fontane) Pause: erzählte Zeit still gestellt, Erzählzeit läuft weiter 1.4.1.2. Zeitliche Ordnung / Reihenfolge Achronie (AAA) Keine Reihenfolge – Chronologie (ABC) – Anachronie (ACB, BCA, BAC, CBA, CAB) Umstellen der Reihenfolge Analepse (BAC) : Reichweite-Dauer (komplett vs partiell) Funktion - Aufbauendene (Motivieren um Handlungsgang weiterzubringen) - Auflösende ( Detektivroman: Auflösung am Ende, durch rekapitulieren der vorherigen Ereignisse) Prolepse Vorausdeutung (ACB) - Reichweite-Dauer (komplett vs partiell)

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Zukunftsgewisse: allwissender Erzähler, Vorausdeutung Zukunftsungewisse: Vorausdeutung von Figuren

1.4.1.3. Frequenz - singulativ: (wird einmal erzählt, was sich einmal ereignet) „Den 20. [Jänner] ging Lenz durch’s Gebirg.“ (Georg Büchner: Lenz. In: Ders.: Dichtungen. Herausgegeben von Henri Poschmann unter Mitarbeit von Rosemaire Poschmann. Frankfurt a.M. 2002, S. 225) - iterativ: (einmal erzählt, was sich mehrfach ereignet) (SANDMANN) durch oft wird Gewohnheit angezeigt, - repetetiv: (wiederholt erzählt, was sich einmal ereignet) 1.4.2. Modus 1.4.2.1. Distanz, Grad der Mittelbarkeit Narrativer Modus (mittelbar): Erzähler ist spürbar Dramatischer Modus(unmittelbar): ohne dass Erzähler sich einschaltet Gesprochene Rede Erzählte Rede: Erwähnung des sprachlichen Akts + Gesprächsbericht Valentin sprach mit Grete. Valentin erzählte Gete von einem Nest Transponierte Rede: indirekte Rede -erlebte Rede Bsp: Valtin sagte zu Grete, dass sie ein Nest in ihrem Garten hätten Ja, sie hatten wirklich ein Nest in ihrem Garten! Zitierte Rede: direkte Rede -autonome direkte Rede Bsp: Valtin sagte zu Grete: „Weißt du, wir haben ein Nest in unserm Garten!“ Weißt du, wir haben ein Nest in unserm Garten! Präsentation von Gedankenrede Erzählte Rede : -Bewusstseinsbericht Bsp: Valtin hatte darüber nachgedacht, ob er Grete ein Geheimnis verraten sollte, und er war nun entschlossen, es auszuplaudern! Transponierte Rede: -indirekte Rede – erlebte Rede Bsp: Valtin sagte sich, dass er Grete von dem Nest erzählen wollte. Doch, jetzt wollte er Grete unbedingt von dem Nest erzählen. Zitierte Rede: - Gedankenzitat – autonomer innerer Monolog Bsp: „Ich will Grete jetzt unbedingt von unserm Nest erzählen“, dachte er. Da kommt Grete in den Garten ... Sie sieht traurig aus ... na, da will ich ihr doch mal von unserm Nest erzählen ... stream of consciousness / Bewusstseinsstrom:

Bsp: Ulrich plenzdorf mick Jagger -> Sehnsuchtsformel/ Innensicht des Bewusstseins bezeichnet die ungeregelte Folge von Bewusstseinsinhalten. In der Literaturwissenschaft ist damit eine Erzähltechnik gemeint, die die scheinbar ungeordnete Folge der Bewusstseinsinhalte einer oder mehrerer Figuren wiedergibt 1.4.2.2. Fokalisierung 

Nullfokalisierung oder auktoriale Fokalisierung („Übersicht“:) Allwissender Erzähler (weiß mehr als Figur)



interne Fokalisierung („Mitsicht“): Erzähler = Figur (beide wissen gleich viel)



externe Fokalisierung („Außensicht“): Erzähler < Figur (Erzähler sagt weniger, als die Figur weiß)

1.4.3. Stimme 1.4.3.1. Zeitpunkt des Erzählens Wann wird erzählt? 1. Früheres Erzählen: Futur 2.Gleichzeitiges Erzählen: Episches Präteritum 3.Späteres Erzählen: Präsens 4.Eingeschobenes Erzählen: mischform (Geschehen zum Zeitpunkt des Erzählens noch nicht abgeschlossen) 1.4.3.2. Ort des Erzählens Welche Ebene? Diegese- fiktionale Welt Erzählen (extradiegetisch) Erzähltes Erzählen (intradiegetisch) Erzähltes erzähltes Erzählen (metadiegetisch) auch Binnenerzählungen genannt. Metalepsen: narrativer Kurzschluss, bei dem die Grenzen zwischen den erzählten Welten überschritten werden (Bsp. das „Herauslesen“ von Personen und Dingen in Cornelia Funkes Tintenherz) 1.4.3.3. Stellung des Erzählers zum Geschehen heterodiegetisch homodiegetisch (keine Figur der erzählten Welt) (Figur der erzählten Welt) unbeteiligter Erzähler unbeteiligter I Beobachter beteiligter Beobachter Nebenfigur Eine der Hauptfiguren Die Hauptfigur (= autodiegetisch)...


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