Prüfungsstoff Entwicklung, Bildung und Sozialisation in Kindheit und Jugend PDF

Title Prüfungsstoff Entwicklung, Bildung und Sozialisation in Kindheit und Jugend
Author Birgit Kaspar
Course Entwicklung und Bildung in Kindheit und Jugend
Institution Universität Klagenfurt
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Zusammenfassung der gesamten Lehrveranstaltung des Wintersemesters 2020/21...


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Entwicklung, Bildung und Sozialisation in Kindheit u. Jugend – Prüfungsstoff

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1.Einheit: Einführung in das Thema Was sind die Voraussetzungen/Rahmenbedingungen von Erziehungs- und Bildungsprozessen?  Entwicklungstatsache: Die Tatsache, dass Menschen bei ihrer Geburt noch nicht „fertig“ sind, sondern sich in vielfältiger Hinsicht „entwickeln“, gibt Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer Bemühungen vor und ist mit zu berücksichtigen.  Gesellschaftlichkeit: Menschen existieren nicht alleine, sondern sind von Beginn an in soziale Kontexte eingebettet  Sozialisation = Prozess, der pädagogischen Bemühungen vorgelagert ist.  Subjektivität des Denkens und Handelns des Zu-Erziehenden  Subjektivität des Denkens und Handelns des Pädagogen Wie definiert der österr. Erziehungswissenschaftler Siegried Bernfeld Erziehung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und was ist an der Definition neu?  Erziehung ist die Summe der Reaktionen einer Gesellschaft auf die Entwicklungstatsache.  Neu daran: Erziehung ist keine Einbahnstraße, dauert das ganze Leben, funktioniert systemisch Was ist das Bedeutungsvolle im Hinblick auf Erziehung bei Bernfelds Definition?  Erziehung beruht auf Entwicklungstatsache: Sie beruht auf biologischen/natürlichen Voraussetzungen. Mensch für sich alleine ist nicht überlebensfähig –Betonung der Unbestimmtheit und Bildsamkeit  Erziehung als Reaktionen einer Gesellschaft: Soziale Umwelt reagiert und antwortet auf Entwicklungssituation. Zunächst in Form von Pflege/Unterstützung als notwendige Überlebenssicherung. Später erweitert um soziale/emotionale/kognitive Aspekte. Ausgehend von einer Gesellschaft übt diese spezifische soziale/kulturelle Einflüsse aus.  Erziehung als gesellschaftlicher Vorgang: Wahrnehmung als bewusst gestalteter und absichtsvoller Prozess der Einwirkung auf Entwicklungsverläufe. Bernfeld legt sein Hauptaugenmerk aber nicht auf individuelle Verantwortung (z.B. von Erziehern), sondern auf Gesellschaftlichkeit der Erziehung. Verhalten der am Erziehungsprozess Beteiligten ist für ihn von gesellschaftlichen Voraussetzungen/Strukturen abhängig. Zwischen welche 2 fundamentalen Pole sind Erziehungs- und Bildungsprozesse lt. Bernfeld eingebettet?  Entwicklungstatsache als naturgegebene Voraussetzung  Gesellschaftlichkeit von Erziehung/pädagogische Prozesse, d.h. Sozialisation Was meint „Subjektivität“ von Erziehung und Bildung?  Grundlegende Lern- und Bildungsfähigkeit des Menschen eröffnet nicht nur Spielräume für Einwirkungen von außen, sondern auch Möglichkeiten der Selbstgestaltung/-Bildung durch aktive Beteiligung am Bildungsprozess. Eigenaktivität, Selbstreflexivität und produktive Mitwirkung sind heute wichtige Elemente.

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Wo sieht Bernfeld die Grenzen der Erziehung?  Grenze der Erziehbarkeit des Kindes: Individuelle Entwicklungsvoraussetzungen  Grenze der psychischen Tatsachen des Erziehers: Pädagogen bringen eigene Wünschen, Interessen etc. ein  Übertragung auf das Kind  Soziale Grenze der Erziehung: Erziehung reproduziert die bestehende Gesellschaft, übernimmt d.h. „konservative“ Form  Erweiterung um: Psychische Tatsachen des Zu-Erziehenden: Seine Wünsche, Interessen, etc. beeinflussen die Möglichkeiten und Effekte von Erziehung und Bildung

2. Einheit: Grundbegriffe – Entwicklung Wann taucht der Betriff Entwicklung erstmals auf?  In der dt. Sprache erstmals 1624 nachgewiesen  Wörterbuch der Geschichtlichen Grundbegriffe  Beschreibt das Auseinanderentwickeln von etwas, das in anderer Form schon vorhanden ist Wie hat sich der Begriff der Entwicklung im 18. Jahrhundert weiterentwickelt?  Übertragung auf abstraktere Sachverhalte (z.B. Entwicklung von Theorien)  Ab Mitte 18. Jhdt: Vorallem in der Biologie in Verwendung  Entwicklung als Prozess der Ontogenese, d.h. Entwicklung des einzelnen Individuums, dessen Merkmale im Keim bereits vorhanden sind  Ende 18. Jhdt: Gegenposition: Dynamische Entwicklungsvorstellung  Keim liegt zwar vor, aber noch wenig ausdifferenziert. Einzelne Merkmale bilden sich im Verlauf des Entwicklungsprozesses durch den „Bildungstrieb“ heraus Wie sah man den Begriff der Entwicklung in der 2. Hälfte des 18. Jhdts?  Dynamische Entwicklungsvorstellung wurde von Biologie auf Anthropologie/Psychologie übertragen  „Entwicklung von Anlagen und Fähigkeiten des Menschen“  Entwicklungsbegriff ging so in die Begründung der modernen Erziehungs- und Bildungstheorien ein (z.B. Rousseau „Emile“, Herder) Wovon geht der Entwicklungspsychologe Erikson aus?  Entwicklung von etwas bereits Vorliegenden  Entwicklung verläuft nach einem Grundplan  Individuelle Persönlichkeitsentwicklung gehorcht inneren Entwicklungsgesetzen  Erziehung muss in genau dem Tempo und der Aufeinanderfolge geschehen, die das Wachstum der Persönlichkeit vorgibt, d.h. Lerntempo soll nur begrenzt von außen beschleunigt werden

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Welche übergreifenden Merkmale lassen sich aus der Geschichte des Entwicklungsbegriffes ableiten?  Entwicklung als unumkehrbare, allmähliche, meist langfristige und nachhaltige Veränderung in der Zeit – macht keine Sprünge und geht auch nicht zurück  Veränderung folgt eigenen Gesetzen und lässt sich nicht ausschließlich bewusst planen  Der Veränderung liegt identisches und beharrendes Subjekt/Gebilde zugrunde  Sinnvolle Rede von Entwicklung bezieht normative Vorgaben oder theologische Vorstellungen (Zielvorgaben) mit ein Wie und womit wird Entwicklung erfasst (Normative Entwicklungsstandards)?  Orientierung an Entwicklungsnormen und –standards  Normative Untersuchungen: Analyse von Eigenschaften einer durchschnittlichen Person in einem bestimmten Alter  Ausgehend von Durchschnittswerten Beschreibung von Besonderheiten/Abweichungen  Unterscheidung zwischen Lebensalter und Entwicklungsalter  Statistische Größen, die variabel sind und die historischen/kulturellen Veränderungen unterliegen Warum ist die Anwendung von normativen Entwicklungsstandards nicht unumstritten?  Spannung zwischen Entwicklungsnormen und individuellen Unterschieden. Pädagogisch ungeklärte Frage, was Kindern in welchem Alter zugemutet werden kann, was nicht.  Abzeichnung von Veränderungen in Bezug auf einzelne Standards im Wechsel der Geburtskohorten – z.B. Intelligenz scheint zuzunehmen Welche 2 historischen Extrempositionen lassen sich bei der Beantwortung der Frage „Verhältnis Anlage/Umwelt“ definieren?  Säugling kommt ohne Wissen/Fähigkeiten zur Welt. Alles wird durch Lernen aus der Umwelt erworben. Kindlicher Geist als „leere Tafel“. Früher Vertreter: John Locke  Kind bringt bestimmte Natur als Voraussetzung mit, nach der sich die Entwicklung formt. Früher Vertreter: Rousseau – Erziehung hat sich an innerer Natur des Kindes zu orientieren. Wie verschob sich die Anlage-Umwelt Diskussion im historischen Verlauf?  Bis in die 1920er Jahre: Soziale, umweltbezogene Perspektive (Freud)  Ab 1920er Jahre: Vererbungstheorie – bis hin zu Rassenlehre des Nationalsozialismus  Nach dem 2. Weltkrieg: Zunehmende Hinwendung zu umweltbezogenen Perspektiven, 1970er Jahre – Sozialisationsforschung, intensive Beschäftigung mit pädagogischen Fragestellungen  Seit ca. 2000: Biologische/genetische Sichtweisen gewinnen wieder an Einfluss. Tendenz zur Abschwächung der sozialen/umweltbezogenen Perspektive zeichnet sich ab. Aber: Neuere Genforschung sagt auch, dass das Wirksamwerden genetischer Anlagen von Umweltreizen beeinflusst wird (Kandel: Gene als Diener der Umwelt) Wie definiert man aktuell die Anlage-Umwelt Thematik?  Gene stellen bestimmtes Potential zur Verfügung  Erfahrung legt Art und Weise fest, wie das Potential verwirklicht wird

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Was meint „Entwicklung erzeugt Spannung zw. Kontinuität und Diskontinuität“? 

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Drastische Unterschiede zw. Säugling und selben Person mit 20 Jahren – Frage, inwieweit man dabei überhaupt von derselben Person sprechen kann (unklares Verhältnis zw. Dingen, die sich ändern und jenen, die gleich bleiben) Herausbildung von Dispositionen im Entwicklungsverlauf, die die weitere Entwicklungsrichtung beeinflussen Abschwächung des stabilen Moments zugunsten d. Dynamik der Person (Ericson: Vom Charakter über Persönlichkeit und Identität zu Kohärenz)

Was meint „Passungsprobleme im Entwicklungsverlauf“?  Entwicklungsziele/ Entwicklungspotentiale des Individuums und Entwicklungsanforderungen seiner Umwelt müssen sich nicht decken.  Ungleichzeitigkeiten zwischen körperlicher, kognitiver und sozial-emotionaler Entwicklung können auftreten  Daraus entstehende Diskrepanzen durch Formen abweichenden Verhaltens, Grenzerprobungen etc. (Pubertät) Was meint „Entwicklung als Veränderung der Person mit der Zeit“?  Unklar, ab wann Individuum neuen Lebensabschnitt/neue Stufe der Entwicklung erreicht  Übergangsrituale in traditionellen Gesellschaften  Daraus entstanden: Konzept der Entwicklungsaufgaben  Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten werden immer wieder mit zentralen Problemen konfrontiert, die sich bewältigen müssen. Diese entspringen inneren Faktoren und äußeren Faktoren. (biologische Veränderungen, Aufgaben, die durch Gesellschaft gestellt werden d.h. Beruf, Ausbildung, Allgemeine Werte d.h. Streben nach Höherem, Ziele) Welche Beispiele für Entwicklungsaufgaben im Jugendalter gibt es?  Körperliche Veränderungen in der Pubertät  Eingehen von intimen Partnerschaften  Ablösung vom Elternhaus  Entscheidungen bezüglich beruflicher Entwicklung 3. und 4. Einheit: Grundbegriffe – Sozialisation Worauf liegt das Hauptaugenmerk der Sozialisationsperspektive?  Mensch als Teil der Gesellschaft, Gesellschaftsfähigkeit des Menschen  Einflüsse aus der sozialen Umwelt auf den Menschen  Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Vorgaben und Einbindung in soziale Zusammenhänge  Sozialwerdung des Menschen durch Aufwachsen im Wechselspiel mit sozialer Umwelt Welche Tatsache zeichnet Sozialisation aus und was sagt diese Tatsache aus?  Sie kann nicht bewusst gestaltet werden und vollzieht sich von selbst  Auseinandersetzung mit vorgegebenen Werten/Normen im Prozess des Aufwachsens  Wahrnehmungs- und Denkweisen der sozialen Umwelt werden übernommen  Darin unterscheidet sich Sozialisation von Erziehung

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Wann/bei wem taucht der Begriff der „Sozialisation“ erstmalig auf und wie wird Sozialisation heute gesehen?  Emile Durkheim, Anfang des 20. Jhdts.  Vorgang der Vergesellschaftung des Menschen  Zentrale Fragestellung: Wie ist es möglich, dass Individuen in ihren Handlungen kollektiven Gesetzmäßigkeiten folgen, die ihnen (zunächst) unbekannt sind und von ihnen nicht (notwendigerweise) gewollt  Heutige Sicht: produktive Verarbeitung der Realität, individuelle/gruppenbezogene Aneignung der gesellschaftlichen Wirklichkeit Wie definieren Niederbacher und Zimmermann Sozialisation?  Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit eines Individuums in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten, sozialen und materiellen Umwelt  Schwerpunkt: Frage nach gesellschaftlichen Integrations- und Partizipationsmöglichkeiten des Individuums, d.h. Befähigung, am sozialen Leben teilzuhaben  Impliziert Vorstellung der sozialen Ordnung Welche zwei Extrempole hinsichtlich des Sozialisationsthemas können unterschieden werden?  Soziale Ordnung wird durch gesellschaftliche Überformung individueller Bedürfnisstrukturen in gesellschaftlich veranlagte Bedürfnisdispositionen aufrechterhalten, d.h. Einflüsse d. Gesellschaft auf Individuum ist stärker als Wille des Individuums  Soziale Ordnung wird erst durch wechselseitiges Abarbeiten vom Individuum als sozialem Selbst und Gesellschaft als generalisiertem Anderen erzeugt, d.h. permanente Wechselwirkung und ständig neues Ausverhandeln Welche zwei Wege der Einflussnahme der Sozialisation auf Entwicklungsverläufe können unterschieden werden?  Einfluss der Lebenslage: Verläufe unterscheiden sich in Abhängigkeit von Lebenslage/sozialem Milieu. Wichtige Variablen: sozioökonomische Faktoren, d.h. Einkommen, Bildungsniveau, sozialer Status der Eltern. Andere Faktoren: Land/Stadt, Migrationshintergrund, Geschlecht etc.  Einfluss von Lebensereignissen: Bedeutsame Ereignisse, die Lebenssituation gravierend verändern, beeinflussen Verlauf. Unterscheidung zw. normativen (d.h. erwartbaren) und nicht-normativen (d.h. unerwarteten) Ereignissen. Auswirkungen sind nicht vorhersehbar, hängen stark von Bewertung/Bewältigung des Ereignisses ab. Von welchen Grundannahmen geht man bei der Beschreibung von Sozialisationsprozessen aus?  Wechselspiel Anlage-Umwelt, d.h. Aktivierung/Zurückhaltung genetischer Dispositionen hängt von Umweltbedingungen ab  Verarbeitung innerer und äußerer Realität, d.h. Verarbeitung äußerer Realität beeinflusst innere Prozesse, welche wiederum Eigendynamik entfalten. Innere Konstitution des Menschen Voraussetzung für Auseinandersetzung mit der Umwelt

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Produktiver Charakter der Realitätsverarbeitung: Verarbeitung ist nicht passiv, sondern dynamische/aktive Tätigkeit. Flexible/kreative Abstimmung zwischen inneren und äußeren Bedingungen, die positiv oder negativ für Persönlichkeitsentwicklung ausfallen kann. Rolle der Sozialisationsinstanzen: Sozialisation vollzieht sich im Rahmen zentraler Lebensbereiche, die alle durch eine spezifische Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit gekennzeichnet sind. (z.B. Schule, Verein, Familie, Kinderkrippe, Arbeit etc.). Diese jeweilige Eigendynamik bringt Widersprüchlichkeiten in der Erfahrung des Sozialen hervor. Widersprüche als Kennzeichen des Aufwachsens in modernen Gesellschaften.

Was kann man über die Familie als Sozialisationsinstanz sagen?  Gilt als primäre Sozialisationsinstanz, Einfluss in den ersten LJ sehr umfassend  Elterliches Verhalten große Bedeutung für Persönlichkeitsentwicklung – Eltern als ungeplante Verhaltensvorbilder  Lebenswelt, Milieu und soziale Praxis sind für späteres Aufwachsen entscheidend  Rollenzuschreibungen innerhalb der Familie beeinflussen soziale Erfahrungen und Identitätsbildung Was kann man über die Schule als Sozialisationsinstanz sagen?  Zweite zentrale, und für alle unumgängliche Instanz  Ort der organisierten, geplanten und professionellen Pädagogik  Seit den 1970er Jahren: oft unbemerkte und unbewusste Sozialisationseffekte , z.B. Diskussion um „heimlichen Lehrplan“  Schule vermittelt soziale Anerkennung: Erfahrungen des Erfolges, Scheiterns  Erzeugt Etikettierungseffekte: Schülerverhalten wird durch Erwartungshaltungen verstärkt, z.B. Etikett des „Störers“  durch Etikettierung von außen erfolgt mit der Zeit Selbstetikettierung  Schule als sozialer Lebensort: zunehmende Bedeutung im Alltagsleben, zentrale Stätte für Freundschaftsbeziehungen Was besagt die Sozialisationstheorie nach Pierre Bourdieu?  Das Soziale wirkt von Anfang an in Entwicklungs- und Bildungsprozesse hinein  Subjekt kann nicht unabhängig von sozialen Verflechtungen gedacht werden  Handeln und Existenz des Subjektes ist auf soziale Anerkennung angewiesen  Bestimmtes Subjekt ist man nur im Zusammenspiel mit anderen, die Subjekt in bestehender Form anerkennen  Wunsch nach sozialer Anerkennung als fundamentaler, sozialer Handlungstrieb  Gesellschaftliche Vorgaben sind verschieden – je nach sozialem Ort und sozialer Position  Gesellschaftliche Differenzen sind von Bedürfnis nach Unterscheidung durchzogen (2 Elitegesellschaften: Wirtschaftliche Elite – z.B. Politiker, Kulturelle Elite, z.B. Künstler) Aus welchen 3 Prozessen setzt sich nach Bourdieu Sozialisation zusammen?  Aus dem Erwerb verschiedener Arten von Kapital  Aus der Positionierung im sozialen Raum  Aus dem Prozess der Habitualisierung = Aneignung von Gewohnheiten

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Was sagt Bourdieu über den Kapitalerwerb als Prozess der Sozialisation?  Kapitalbegriff über ökonomisches Kapital hinaus erweitert um soziales und kulturelles Kapital  Soziales Kapital: Zugehörigkeit zu mehr oder weniger einflussreichen Beziehungsnetzwerken  Kulturelles Kapital: Inkorporiertes (Wissen), objektiviertes (Zertifikate) und materielles (Bücher, Gemälde) kulturelles Kapital Was sagt Bourdieu über die Positionierung im sozialen Raum als Prozess der Sozialisation?  Gesamtmenge der Kapitalsorten entscheidet über Position des Akteurs im Raum  Position entscheidet über jeweilige Lebensgewohnheiten  Lebensstil verknüpft individuelle Bedürfnisbefriedigung mit Bedürfnis nach sozialer Anerkennung bzw. Distinktion, d.h. Bestreben, sich von anderen abzuheben  Somit ist Lebensstil vielmehr Konsequenz aus der Position im sozialen Raum Was sagt Bourdieu über den Prozess der Habitualisierung als Prozess der Sozialisation?  Habitus vermittelt zwischen sozialer Position und Lebensstil  Habitus ist System von Mustern der Wahrnehmung, des Denkens und Handelns  Habitus als Einverleibung gesellschaftlicher Strukturen, die wiederum den Lebensstil und damit das soziale Handeln der Person bestimmt  Habitus als Bindeglied zwischen objektiven gesellschaftlichen Bedingungen und subjektivem sozialen Handeln  Habitus ist in der Regel unbewusst, kollektiv und regelhaft  Habitus ist limitierend  Unbewusstes Set von Einstellungen, Gewohnheiten und Vorlieben Was sagt die Kritik an Bourdieus Sozialisationstheorie?  Es bleibt offen, wie innerhalb eines gegebenen Spielraums soziales Handeln konkret gestaltet werden kann  Unklar, unter welchen Bedingungen sich ein erworbener Habitus verändern kann, obwohl dies prinzipiell möglich ist

5. Einheit: Entwicklungsperspektiven in der frühen Kindheit Welche Altersspanne umfasst die frühe Kindheit und welche Entwicklungsaufgaben werden für sie definiert?  Altersspanne von 0 bis ca. 6 Jahren (Strukturierung in Altersspannen orientiert sich an institutionellen Einschnitten, z.B. Schulbeginn)  Entwicklungsaufgaben: Aufbau eines emotionalen Urvertrauens, Entwicklung von Kommunikationsfähigkeiten und sozialem Bindungsverhalten, Entwicklung sprachlicher Ausdrucksfähigkeit, Herausbildung grundlegender sensorischer/motorischer Fertigkeiten, Identifikation mit eigenem Geschlecht

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Was gibt es über die vorgeburtliche körperliche Entwicklung zu sagen?  Enorme körperliche Veränderungen charakteristisch für Entwicklungsverlauf – beginnt bereits im Mutterleib  Herzschlag setzt mit ca. 3 Wochen ein  Reaktionen auf Stimulationen von außen aber der 6. Woche (Größe 2,5 cm)  Rasante Gehirnentwicklung nach 8 Wochen (Größe 18 cm)  Dies ist vorallem ein biologischer Reifeprozess; kann aber von Umwelteinflüssen (Fehlernährung, Drogen etc.) beeinträchtigt werden  D.h. Schon vor der Geburt: Interaktion von Anlage und Umwelt Was gibt es über die biologische Entwicklung ab der Geburt zu sagen?  In den letzten 4 Jahrzehnten: Bild des „kompetenten Säuglings“  Vom ersten Moment der Geburt kann Säugling die meisten für den Menschen grundlegenden Sinneseindrücke wahrnehmen (nur Geruchssinn funktioniert unter Umständen nicht sofort, aber dann auch sehr rasch)  Säugling besitzt sofort enorme Lern- und Aufnahmefähigkeit  Konditionierbarkeit ist zunächst aber recht gering  Säuglinge sind „für das Überleben vorprogrammiert“ (nach Zimbardo/Gerrig) – reagieren auf elterliche Fürsorge und beeinflussen ihre soziale Umwelt  Körpergewicht verdoppelt sich in den ersten 6 Monaten, Kopf des Babys hat schon 60 % seiner Erwachsenengröße erreicht  Entwicklung grundlegender Fähigkeiten – z.B. Fortbewegung; kann durch äußere Beeinflussung nicht grundsätzlich verändert werden; d.h. es scheint, als würden Kinder selbstständig sitzen, stehen, laufen erlernen, Ablauf in sehr vielen Kulturen gleich bzw. ähnlich; Kin...


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