Sozialer Einfluss - Vorlesungsnotizen Sozialpsychologie PDF

Title Sozialer Einfluss - Vorlesungsnotizen Sozialpsychologie
Course Sozial- und Rechtspsychologie (Basis) - sozialpsychologische Grundlagen
Institution Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Pof. Imhoff...


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SOZIALES EINFLUSS & GEHORSAM Konformität= Änderung des Verhaltens aufgrund des realen oder vermeintlichen Einflusses anderer Überblick: a. b. c. d. e.

informativer sozialer Einfluss normativer sozialer Einfluss Mehrheits- und Minderheiteneinfluss Gehorsam= Extremfall professionelle Einflusstechniken

Informativer sozialer Einfluss= Wenn eine Situation mehrdeutig erscheint und wir sie nicht richtig einschätzen können, dann orientieren wir uns am Verhalten anderer Menschen→ Wir gehen konform mit anderen Menschen, weil wir sie als Informationsquelle betrachten, die uns hilft gute Entscheidung zu treffen

➔ Sherif (1936): Untersuchung zum autokinetischen Effekt = klassische Studie • Sherif wollte eine mehrdeutige Situation haben→ deshalb: Studie mit autokinetischem Effekt • Autokinetischer Effekt= visuelle Wahrnehmungstäuschung→ wenn man in einheitlich dunkler Umgebung einen hellen Lichtpunkt anstarrt, dann hat man den Eindruck, das Licht bewege sich hin und her (Bsp.: Stern am komplett dunklen Himmel); in Wahrheit bewegt es sich aber nicht; jeder Betrachter nimmt eine interindividuell unterschiedlich starke Bewegung wahr, empfindet sie jedoch nach einer bestimmten Zeit als gleichmäßig→ autokinetischer Effekt wird von unterschiedlichen Personen unterschiedlich wahrgenommen • Sherif nutze diesen Effekt, damit Vp die Situation nicht korrekt definieren können • Phase des Experiments: Vp waren alleine in einem dunklen Raum und sollte einen 4,5 m entfernten Lichtpunkt fixieren→ Schätzung, um wie viele cm sich der Lichtpunkt bewegt (unterschiedlich bei verschiedenen Vp) • 2. Phase: Wiederholung der Aufgabe gemeinsam mit anderen Vp→ Einschätzungen wurden laut geäußert • Wiederholung der Versuchsphase gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern (2x)

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in 1. Phase: Eischätzungen der Vp wichen stark voneinander ab (durch autokinetischen Effekt) am Ende der 4. Phase: Konvergenz der Urteile→ gemeinsame Einschätzung, mit der alle konform gingen



im Anschluss: noch einmal alle Probanden alleine befragt und sie blieben bei dem gebildeten Gruppenurteil!! → Sie sagten es also nicht nur wegen dem Eindruck, den sie erzeugen, sondern weil sie es wirklich glaubten

➢ sehr subjektive mehrdeutige Aufgabe→ Orientierung an anderen (Informationsquelle) ➢ Informativer sozialer Einfluss kann zu privater Akzeptanz führen! = Menschen passen sich an, weil sie fest davon überzeugt sind, dass diese recht haben ➢ Sie korrigierten ihre persönliche Überzeugung aufgrund der Informationen, die die anderen Gruppenmitglieder lieferten ➢ man möchte klügere richtige Entscheidung treffen & nutzt deshalb andere als Informationsquelle Baron et al. (1996): • • • • • • • •

Berücksichtigt weitere Variable: Wie wichtig ist es einem Menschen exakt zu sein? schwierige mehrdeutige Aufgabe: Identifizierung eines Täters durch Augenzeugen Bilder eines „Täters“ wurden vorgelegt und anschließend Bild mit Line-Up von 4 Personen→ Aufgabe war es dann, Täter zu identifizieren 13 Durchgänge 1 Vp und 3 Konfidenten bei jedem Versuchsdurchlauf alle Konfidenten gaben dieselbe falsch Antwort (laut) UV1: Schwierigkeit bis hin zur Mehrdeutigkeit (durch Schnelligkeit und Häufigkeit der Darbietung der Bilder) UV2: Relevanz akkurat zu antworten bzw. Anreiz→ einer Gruppe wurde gesagt, dass es um einen echten Test geht, der bald bei der Polizei eingesetzt werden soll + 20 Dollar für den mit den besten Antworten vs. erster Versuch in Forschungsstudie y-Achse: & Antworten wie die Konfidenten (falsch)

links: ➢ informationaler Einfluss größer bei schwierigerer Aufgabe→ Aufgabe ist mehrdeutig und quasi unlösbar, deshalb orientiert man sich an anderen, weil man unsicher ist ➢ die Gruppe, die korrekte Antwort als wichtig ansagen (UV Relevanz/Anreiz), waren noch empfänglicher für den informationalen Einfluss rechts: ➢ bei sehr leichten Aufgaben kann nicht angenommen werden, dass ein informationaler Einfluss vorliegt, da Aufgabe eindeutig ist und Vp sich eigentlich nicht an anderen orientieren müssen, um Aufgabe zu lösen ➢ wenn die Aufgabe als unwichtig bewertet wird, dann ist der normative Einfluss höher als wenn sie als unwichtig eingestuft wird ➢ bei unwichtiger eingeschätzter Aufgabe ist gibt’s kaum einen Unterschied im Antwortverhalten zwischen den unterschiedlichen Gruppe (Schwierigkeit)→ kaum ein Einfluss

Normativer sozialer Einfluss= Was wollen die anderen? Öffentliche Anpassung an das Verhalten anderer, ohne zwangsläufig von dem, was die Gruppe sagt oder tut, tatsächlich überzeugt zu sein→ man passt sich an, um gemocht zu werden oder nicht komisch beäugt zu werden; Folge normativen Einflusses: öffentliche Komplianz Fazit: 2 Formen des sozialen Einflusses bei mehrdeutiger Situation /Aufgabe→ informationaler Einfluss – private Akzeptanz; wirklicher Einfluss, der auch in privater Meinungsänderung resultiert bei eindeutiger Situation/Aufgabe→ normativer Einfluss – öffentliche Komplianz; bloßes Anpassen an soz. erwünschtes Verhalten, was zu öffentlicher Zustimmung führt, ohne dass sich die eigene Meinung ändert; Motivation: soz. angemessen erscheinen und Bestrafung vermeiden Orientieren sich Individuen auch an anderen, wenn Reizsituation eindeutig ist, also die richtige Antwort offensichtlich ist? Wenn ja, warum sollten sie? Asch (1955): klassische Studie zum normativen sozialen Einfluss • Vp wurde gesagt, dass sie an Wahrnehmungsstudie teilnehmen • immer eine Gruppe von je 8 Personen (1 Vp und 7 Konfidenten des VL) • jedem wurden 2 Karten gezeigt; eine zeigte eine Linie, die andere Karte zeigte 3 unterschiedlich lange Linien Aufgabe: Welche Linie auf zweiter Karte entspricht am ehesten der Länge der Linie auf der ersten Karte?

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➔ Korrekte Antwort war immer offensichtlich! in 2/3 der Durchgänge (12 von 18) gaben Konfidenten übereinstimmend falsche Antworten (laut), wobei der eigentliche Proband immer der Vorletzte war, der seine Meinung äußern sollte es gab KG ohne Verbündete ➢ 75 % vs. 5,4 % (KG) gaben mind. 1x falsche Antwort→ zeigten Konformität ➢ im Durchschnitt: 4,4 von 12 kritischen Antworten pro Person falsch (also 36%) vs. 0,7 % in KG ➢ fast 10% der Vp gaben in fast allen (10-12) Durchgängen falsche Antwort, gingen konform

Einflüsse auf den beobachteten Konformitätseffekt: • Gruppengröße > 3 • offene Antwort (statt anonyme)→ bei anonymer Antwort sinkt Anzahl konformer Vp von 75% auf 12,5 % • mangelnde Konsistenz: Konsistenz der Mehrheit→ wenn ein Verbündeter abweicht, reduziert sich Konformität drastisch • kollektivistische Kulturen > individualistische Kulturen (zeigten Metaanalysen) • normativer Einfluss bricht zusammen, wenn Aufgabe relevant ist und ich sie als wichtig einschätze (siehe Sherif) • schwacher Effekt von geringem Selbstwert • schwache Effekt von Geschlecht: Frauen > Männer

Kritik von Turner an Zweiteilung (informativer vs. normativer Einfluss): 1. Überbetonung der Überwachungsfunktion→ wir halten uns auch an soz. Normen, wenn gerade keiner da ist und guckt (kein informativer Einfluss) 2. Unterbewertung der Wichtigkeit der Zugehörigkeit zur Gruppe→ wir schließen und nicht jeder Gruppe im Urteil an ?

Social Impact Theory (Latané & Wolf)→ → Wann beugen sich Menschen am ehesten normativem Druck? I = f(SIN)→ → Influence (Einfluss) als Funktion von 3 Dingen: strength, immediacy & number Einfluss ergibt sich also aus 3 Variablen: 1. Stärke: Verbundenheit zur Gruppe, wie wichtig ist sie für mich? 2. Nähe: räumliche und zeitliche Nähe zur Gruppe während Beeinflussungssituation 1 + 2 linearer Zusammenhang: bei größerer Stärke und Nähe, ist der Druck größer 3. Anzahl der Menschen in Gruppe→ größere Gruppe= mehr Druck, aber Zuwachs an Druck durch einzelne Personen sinkt ➔ Studie von Ash zeigte, dass bereits 3 Leute ausreichen, um diesen Effekt zu erzielen (manipuliert wurde die Anzahl der Konfidenten) ➔ ab 4 Personen, die einstimmig falsche Angaben machten, hatte hinzukommende Person nur noch wenig Einfluss auf Konformität ➢ Mehrheitsmeinungen implizieren Korrektheit= informativer Einfluss ➢ Mehrheitsmeinungen bieten soziale Unterstützung= normativer Einfluss ➢ Minderheitenmeinungen sind negativ konnotiert und gelten als unerwünscht Kritik an diesen Annahmen: Serge Moscovici • •

Mehrheiten sind nicht Agenten und Minderheiten nicht Zielobjekte von Einflussfaktoren Auch Einzelne oder Minderheiten in Gruppen können sozialen Einfluss ausüben!! = Minderheiteneinfluss

Moscovici, Lage & Naffrechoux (1969): • folgt Asch-Paradigma→ uneindeutige Situationen • Vp sehen blaue Folien in unterschiedlicher Intensität und Farbfrequenz • Aufgabe: Farbe der präsentierten Folie bestimmen • Vp in Gruppe von 6 Personen, 2 Personen sind Konfidenten = Minderheit → laute Meinungsäußerung • 3 Bedingungen/UV: Fall= Durchgang - keine Konfidenten in Gruppe (KG) - inkonsistente Minderheit: in 2/3 der Fälle sagten die Minderheitsmitglieder „grün“, 1/3 „blau“ - konsistente Minderheit sagt immer „grün“

➢ offensichtlich falsche Antworten: KG < inkonsistente Mindh. < konsistente Mindh. ➢ 9% Fehler, bloß weil 2 Anwesende konsistent eine abwegige Antwort geben & 1% bei inkonsistenter Minderheit! ➢ Konsistenz der Minderheit als Schlüsselvariable zur Erklärung von Minderheiteneinfluss Moscovicis Konversionstheorie: • Mehrheit und Minderheit lösen unterschiedliche Konflikte und Prozesse aus • • •

nur Minderheiten können wahre Meinungsänderung (conversion) bewirken abweichende Mehrheit: „Wer hat Recht?“→ bewirken öffentliche Konformität/Compliance, um soz. Konflikt, Blamage etc. zu vermeiden abweichende Minderheit: „Was ist richtig?“ → man überlegt tiefergehend, deshalb großer Einfluss & private Akzeptanz

Bewertung; - Pionierarbeit, aber Modell bleibt Defizitmodell→ Was kann Minderheit tun, um negativen Status zu überwinden? - Konsistenz als Schlüsselvariable unspezifisch

Fazit: Konsistenz spielt sowohl bei abweichenden Minderheiten als auch Mehrheiten entscheidende Rolle bezüglich gezeigter Konformität! Ist Mehrheit immer einflussreicher als die Minderheit? Erb, Bohner, Schmälze & Rank (1998): Mere Consensus (bloßer Konsens reicht aus) Studierende lasen eine relativ uneindeutige Botschaft und sollten danach ihre Gedanken zu dieser Botschaft auflisteten. Je nach Versuchsbedingung war als Quelle der Botschaft eine Mehrheit oder eine Minderheit genannt, oder die Konsensverhältnisse blieben ungenannt. Die Versuchspersonen reagierten mit positiven Gedanken auf die Botschaft der Mehrheit, mit negativen Gedanken auf dieselbe Botschaft in der Minderheitsbedingung und neutral, wenn keine Aussage über den Konsens gemacht worden war. Entsprechend positiv, negativ und neutral fielen auch ihre Einstellungsurteile aus. In weiteren Versuchsbedingungen, in denen die Konsensinformation erst nach der Verarbeitung der Botschaft gegeben wurde und damit kognitive Verzerrungen ausgeschlossen waren, blieben Unterschiede in den Einstellungsurteilen aus. Schließlich kann es aber auch zu kognitiven Verzerrungen kommen, nachdem das Individuum von der Mehrheit beeinflusst wurde. • • UV= Mehrheit (z.B. 87 %) vs. Minderheit (z.B. 13%) sprechen sich für Position aus→ Größe der Einflussgruppe • AV= Zustimmung zur Position der Vp • alle Störvariablen ausgeschaltet - fiktives Thema→ dadurch kein Konflikt mit vorheriger Einstellung - keine Identifikation mit Gruppe (minimale Gruppe?) - Einflussgruppe keine besonderen Attribute (wie Expertise etc.) ➢ bei Minderheit: mehr neugenerierte Antworten ➢ Mehrheit führt zu mehr Zustimmung, wenn alles andere gleich ist ➢ Mehrheitsbotschaften führen zu positiv verzerrten Gedanken – kein Effekt, wenn Mehrheitsinformation nach dem Lesen der Botschaft gegeben wird, d.h. die Mehrheitsbotschaften werden schon verzerrt verarbeitet

Eine Möglichkeit, den sozialen Einfluss von Mehrheiten zu erklären, ohne dabei auf Faktoren wie Identifikation, sozialer Status oder Konflikt zurück greifen zu müssen, bietet der Konsensansatz (z. B. Erb & Bohner, 2010). Hier wird das Ausmaß an Meinungsübereinstimmung, also der Konsens, als Schlüsselvariable zur Erklärung des sozialen Einflusses herangezogen. Selbstverständlich können sich Minderheiten und Mehrheiten in konkreten sozialen Kontexten dadurch unterscheiden, dass sie unterschiedlich stark Konflikt auslösen, hohen (z. B. Nobelpreisträger) oder niedrigen sozialen Status (z. B. Kommunisten) genießen oder unterschiedlich attraktive Ziele für Identifikation darstellen usw. Insofern wird der Einfluss solcher Faktoren auch nicht bezweifelt. Bezweifelt wird im Konsensansatzdagegen die Annahme, dass sie notwendig sind, um den Einfluss von Minderheiten und Mehrheiten zu erklären. Dem Konsensansatz nach ist der Konsens das entscheidende Merkmal, welches zwischen Minderheiten und Mehrheiten differenziert: Der Konsens über eine Minderheitsposition kann niemals größer sein als der Konsens über eine Mehrheitsposition. Die Mehrheit ist notwendigerweise größer als die Minderheit (Kruglanski & Mackie, 1990). Demnach repräsentieren Mehrheitspositionen hohen Konsens und Minderheitspositionen niedrigen Konsens. Damit wird der herrschende Konsens zur Schlüsselvariablen bei der Erklärung von Minderheits- und Mehrheitseinfluss. Die empirische Frage ist nun, ob auf der Grundlage von Information über Konsens, bereinigt von Faktoren wie Identifikation, sozialer Status, Konflikt und anderen (Erb & Bohner, 2010), sozialer Einfluss möglich ist.

Schon in frühen Studien zum Konsensansatz (z. B. Erb, Bohner, Schmälzle & Rank, 1998) ließ sich demonstrieren, dass hoher Konsens auch unabhängig von Faktoren wie Konflikt oder Identifikation sozialen Einfluss begründet. So erhielten Vpn beispielsweise Informationen zu einem Bauprojekt in Rotterdam, für das sich angeblich eine Minderheit (15 %) oder eine Mehrheit (85 %) von Rotterdamer Bürgern ausgesprochen hatte. Da das Thema fiktiv war, konnte Konflikt zwischen Einflussgruppe und den Überzeugungen der Vpn nicht gegeben sein. Außerdem stellte eine abstrakte Gruppe Rotterdamer Bürger keine Gruppe hohen Status’ dar, die das Ziel von Identifikation hätte sein können. Trotzdem stimmten die Vpn dem Bauprojekt eher zu, wenn sich die Mehrheit dafür ausgesprochen hatte. Sie lehnten das Projekt ab, wenn nur eine Minderheit es befürwortete. Offensichtlich sind soziale Faktoren wie Identifikation, hoher Status oder Konflikt, obschon hinreichend, nicht notwendig, um den Einfluss von Mehrheiten auf subjektive Einstellungen zu erklären. Insofern bietet der Konsensansatz eine relativ sparsame Erklärung des Einflusses von Mehrheiten an.

Darüber hinaus wurden auch die Bedingungen untersucht, wie Konsensinformation auf Einstellungsurteile wirkt. Ein zentrales Ergebnis ist in diesem Zusammenhang der Effekt der verzerrten Informationsverarbeitung („biased processing“) als Reaktion auf unterschiedliche Ausprägungen von Konsens (Erb et al., 1998). Wir konnten zeigen, dass der soziale Einfluss nicht direkt auf die Einstellung zu einem Urteilsobjekt wirkt, sondern dass dieser Einfluss vermittelt ist über eine Bedeutungsänderung der verfügbaren inhaltlichen Information in Reaktion auf die Nutzung der Konsensinformation: Ein und dieselben Argumente werden unter Mehrheitseinfluss positiv „verzerrt“ und unter Minderheitseinfluss negativ „verzerrt“ verarbeitet.

Im Experiment wurden Vpn gebeten, alle Gedanken aufzulisten, die ihnen während des Lesens in den Sinn gekommen waren. Mithilfe dieser Gedankenlisten kann der Prozess der verzerrten Informationsverarbeitung abgebildet werden. Jeder so geäußerte Gedanke wird von externen Gutachtern danach bewertet, ob er zustimmende, neutrale oder ablehnende Inhalte enthält. So ergibt sich für jede Versuchsperson (Vp) ein Maß, das ausdrückt, wie positiv oder negativ die Vp auf die präsentierte Information reagiert hat. Die Ergebnisse bestätigten den allgemein großen Vorsprung von Mehrheiten gegenüber Minderheiten. Obwohl die Information über das Urteilsobjekt und die vorgetragenen Argumente unter Minderheits- und Mehrheitseinfluss identisch waren, gaben Vpn, die zuvor gelesen hatten, dass sich eine Mehrheit für den Tunnelbau aussprach, mehr unterstützende Gedanken an. Wenn Vpn jedoch zuvor gelesen hatten, dass sich nur eine Minderheit für den Tunnelbau aussprach, listeten sie mehr ablehnende Gedanken auf. Die Folge dieser verzerrten

Informationsverarbeitung war, dass Vpn in der Mehrheitsbedingung den Tunnelbau stärker befürworteten als Vpn in der Minderheitsbedingung – und das, obwohl dasselbe Anliegen unterstützt durch dieselben Argumente vorgetragen worden war. Die entsprechenden Reaktionen fielen in einer Kontrollbedingung, in der dieselben Argumente ganz ohne Konsensinformation präsentiert worden waren, neutral aus, so dass man sowohl von einer Aufwertung unter Mehrheits- als auch von einer Abwertung unter Minderheitseinfluss sprechen kann. Diese Ergebnisse werden durch den zusätzlichen Befund gestützt, dass die Argumente, wenn sie von einer Mehrheit unterstützt wurden, als überzeugender beurteilt wurden, als wenn sie von einer Minderheit präsentiert wurden. Zusammengefasst finden wir also, dass hoher Konsens, vermittelt über positive Reaktionen auf die vorgetragenen Argumente, zustimmende Urteile begründet, während niedriger Konsens, vermittelt über negative Reaktionen, zu ablehnenden Urteilen führt. Die bisherigen Befunde zum Konsensansatz lassen sich nun auch auf praktische Anwendungsfelder übertragen. So haben wir beispielsweise die psychologische Wirkung von öffentlichen Meinungsumfragen untersucht ABER: Gibt es Bedingungen, bei denen Minderheiten attraktiver sind als Mehrheiten (bei identischer Konsistenz, Argumenten etc.)? Imhoff & Erb (2009): • AV= Einstellung Rheintunnel • UV 1 = Bedürfnis nach Einzigartigkeit depriviert—Y Vp zurückgemeldet, dass sie „glatter Durchschnitt“ auf Persönlichkeitsfragebogen sind •

UV 2 = Minderheit vs. Mehrheit für Rheintunnel

➢ in KG: Konformität mit Mehrheit ➢ in der Gruppe, wo das Einzigartigkeitsgefühl depriviert wurde: Minderheit angeschlossen! ➢ Effekt verschwindet, wenn Gefühl zurückerlangt wird ➔ Bedürfnis nach Einzigartigkeit macht Minderheit attraktiv! extrem starker sozialer Einfluss= Gehorsam ➔ Man ging davon aus, dass Menschen nur unter extremem sozialen Druck so weit gehen würden, andere zu verletzen! Die Milgram-Studien zeigten jedoch, dass auch subtilerer Einfluss und nicht etwa Waffengewalt o.Ä. ausreicht, um Menschen gehorsam zu machen Stanley Milgram: Frage nach den Gründen für Gehorsam gegenüber Autoritäten Milgram-Studien: Gehorsam • per Zeitungsanzeige wurden Vp rekrutiert, an angeblicher Studie über die Rolle von Strafen beim Lernen & Gedächtnisprozessen mitzuwirken • Vp zwischen 20-50 Jahre, gemischter SÖS • Vp= „Lehrer“ und Konfidenter (angeblich andere Vp) war ein „Schüler“ • Vp sollte Lernwörter-Paare vorlesen und dann „Schüler“ abfragen • VL in weißem Kittel gab dem Lehrer die Instruktion bei jedem Stromschlag weiter 15 Volt+ Stromstöße zu verabreichen. Vp sah, wie Schüler im Nebenzimmer festgeschnallt und verkabelt wurde • 15- 450 Volt möglich • Schüler machte Schmerzgeräusche, wies auf Herzproblem hin, wollte aus Studie aussteigen und bettelte quasi, dass die aufhören sollen→ VL gab immer Instruktion weiter zu machen ➢ 62,5 % der Teilnehmer gaben die max. 450 Volt-Stromstöße! ➢ durchschnittlich höchste Stärke: 360 Volt







deviant= zwei andere „Lehrer“= Eingeweihte weigern sich weiterzumachen less authoritative: der VL verlässt Raum, hat vorher gesagt, Stärke d. Stromstöße frei wählbar; nach dem Verlassen des Raumes sagt anderer „Lehrer“= Eingeweihter, man könnte die Stromstärke ja bei jedem Fehler erhöhen frei wählbar: „Sadisten“, die bis 450 Volt gehen (extrem wenig)

Faktoren, die Effekt des Gehorsams beeinflussten: - weißer Kittel des VL führt zu Erhöhung - sukzessiv gesteigerte Nähe zum Opfer (Blickkontakt, selber Raum, Hand auf Elektrode legen müssen) reduziert Gehorsam - kontinuierliche Steigerung der Volt-Anzahl statt gleich von 15 auf 450 Volt→ Folter-Ausbildung, erleichtert Gehorsam ➔ Hier spielte informativer Einfluss eine Rolle: Situation war gespickt mit widersprüchlichen Normen (Man muss auf Autoritätsperso...


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